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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Quintus Fabius schrieb:Zunächst mal sind diese Truppen keine Ausländer, wenn es sich um russische Truppen handelt. Die Krim ist als autonome Republik Teil der Ukraine und die autonome Republik Krim ist Russisch.
Natürlich sind die Truppen Ausländer. Völkerrechtlich gesehen gehört die Krim zu Ukraine. Das das Gebiet aufgrund seiner ethnischen Zusammensetzung und Geschichte innerhalb der Ukrainischen Staatsstruktur weitreichende Autonomierechte genießt ändert daran nichts.
Russland kann nicht einfach in Gebiete anderer Länder einmarschieren nur weil dort Russen leben (oder Menschen die man dazu gemacht hat)

Quintus Fabius schrieb:Aber noch darüber hinaus handelt Russland selbst im Moment exakt gegen den Willen der Einheimischen: diese wollen auf der Stelle aus der Ukraine austreten und die russischen Truppen vor Ort verhindern das dies geschieht.

Putin will gerade eben nicht, dass die Krim aus der Ukraine austritt, wenn es sich irgendwie vermeiden lässt.
Was Putin will wird man sehen. Meines Erachtens sind seine Absichten was das Schicksal der Krim angeht noch nicht absehbar. Wäre mir nicht mal sicher das er das selber schon so genau weiß.
Aber wie dem auch sei, auch das berechtigt ihn nicht dazu, in die Ukraine einzumarschieren und dort Territorium zu besetzen.

Zitat:So wie im Kosovo der Krieg gegen Serbien kein Krieg war, und daher die verantwortlichen Angehörigen der Bundesregierung (nach Aufhebung ihrer Immunität) strafrechtlich nicht verfolgt werden konnten weil: ja gar kein Krieg im Kosovo statt gefunden hat. Laut höchsten deutschen Gerichten implizierte das Bombardieren und Schießen eben nicht zwingend einen Krieg, es war de jure keiner.
Natürlich war das was um Serbien stattfand völkerrechtlich gesehen ein Krieg. Das deutsche Gerichte hier aus deutschem Rechtsverständnis heraus etwas anderes behaupten wollten ist völkerrechtlich nicht relevant.

Zitat:Und Russland schießt noch nicht mal und erfindet auch keine Hufeisenpläne und Putin faselt nicht irgendwas von Ausschwitz wie es gewisse deutsche Politiker damals getan haben.
Völkerrechtlich irrelevant. Der Einmarsch in ein fremdes Territorium ist immer ein kriegerischer Akt, vollkommen gleichgültig ob geschossen wird oder nicht.


Zitat:Die realen Fakten zeigen anderes auf. Russland wird fortlaufend vom Westen hintergangen und zurück gedrängt. Man nehme mal nur die NATO Osterweiterung: noch 1990 haben alle westlichen Außenminister unisono erklärt, wenn Russland die Wiedervereinigung unterstützt, werde es keine Erweiterung der NATO nach Osten geben.

Nun steht die NATO schon an Bug und Dnjestr und scharrt die Hufe.
Das ist billige Russische Paranoia. Die Nato hatte und hat nicht vor in Russland einzumarschieren. Wie schon erläutert hat sich Russland die Osterweiterung der Nato ganz und gar selbst zuzuschreiben. Die Länder dort haben keinen Bock mehr unter der russischen Knute zu leben und das ist ihr gutes Recht. Wenn Russland damit ein Problem hat muss es vielleicht mal realisieren das der Kalte Krieg vorbei ist und ihnen halb Europa eben nicht mehr gehört.
Wie sieht es eig. aus hat sich der Konflikt wieder etwas beruhigt ?

Mitleser

Nightwatch schrieb:Das ist billige Russische Paranoia. Die Nato hatte und hat nicht vor in Russland einzumarschieren. Wie schon erläutert hat sich Russland die Osterweiterung der Nato ganz und gar selbst zuzuschreiben. Die Länder dort haben keinen Bock mehr unter der russischen Knute zu leben und das ist ihr gutes Recht. Wenn Russland damit ein Problem hat muss es vielleicht mal realisieren das der Kalte Krieg vorbei ist und ihnen halb Europa eben nicht mehr gehört.

"Einmarschieren" im klassischen Sinne nicht. Da droht der Atomkrieg und man kann es auch einfacher haben.
Ein "Regime Change" wird natürlich angestrebt. Warum auch nicht ? Aus welchem Interesse heraus sollte der Westen darauf verzichten ?
Und mit ein paar US-Stützpunkten direkt vor der Haustür finden die Russen sich ohnehin sofort in einem Wettrüsten wieder, welches sie nicht stemmen können.

Mitleser

Quintus Fabius schrieb:....
Der Gros der Ukraine ist gerade eben kein Kolonialgebiet, er ist das Ursprungsgebiet der Rus selbst. Kiew ist nicht eine Stadt im Ausland, es der Ursprung der Rus.
Das ihr damit keine Gefühle verbindet und dieser Fakt euch egal ist bedeutet nicht, dass er dem Gegenüber auch egal ist.

Das erinnert mich an "Aurora" von Robert Harris. Da läßt er einen Historiker sagen "Ihr glaubt, nur weil irgendwo ein McDonalds steht, hat dieser Ort keine Geschichte mehr."
Quintus Fabius schrieb:Zunächst mal sind diese Truppen keine Ausländer, wenn es sich um russische Truppen handelt. Die Krim ist als autonome Republik Teil der Ukraine und die autonome Republik Krim ist Russisch.

Die so genannten "prorussischen Selbstverteidigungskräfte" sind russische Soldaten der 810. Marineinfanterie-Brigade aus Temrjuk und Sewastopol, Ihre Mannschaftsstärke beträgt 1.088 Mann. Sowie Soldaten der 3. Speznas-Brigade aus Toljatti.

Quelle: Russland-Experte Igor Sutjagin vom Royal United Services Institute in London
@Quintus
Zitat:Es ist völlig egal ob es in Wahrheit darum geht oder nicht, in Russland wird dies exakt so wahrgenommen. Das ist etwas, was viele hier nicht begreifen, dass der Umstand dass man selbst etwas anders sieht nicht bedeutet, dass andere es nicht konträr sehen.

Und nun hilft es eben rein gar nichts, darauf zu beharren dass der andere Unrecht hat. Seiner Meinung nach hat er Recht und daraus resultieren seine realen Handlungen, resultieren reale Konsequenzen. Für uns.
Ich denke nicht, dass es egal ist, da es genau die aktuellen Spannungen mitbedingt. Es mag sein, dass es in Russland so wahrgenommen wird, nur darf man dann nicht den Fehler begehen, mit dieser alleinig russischen Wahrnehmung jeden Fehltritt entschuldigen zu wollen. Entwicklungen in Osteuropa (bzw. bis hinein nach Zentralasien und die Kaukasusregion) sind eben nicht nur alleine dem Empfinden oder der Angst Russlands unterworfen, sondern werden beeinflusst durch eine Vielzahl von ehtnischen und religiösen Empfindungen, die jahrelang unter dem Einfluss Moskaus wegge- und unterdrückt wurden. Ich möchte auch nicht darauf beharren, dass immer nur Partei X Unrecht und Partei Y Recht haben würde, vielmehr sollte es doch darum gehen, alle Faktoren mit in eine Untersuchung einzubeziehen. Und wenn man dies tut, so wird die Position bzw. die Vorgehensweise Russlands sehr vakant (wenn man denn nur aus der russischen Sicht alleine an die Angelegenheit herangehen würde).
Zitat:Der Gros der Ukraine ist gerade eben kein Kolonialgebiet, er ist das Ursprungsgebiet der Rus selbst. Kiew ist nicht eine Stadt im Ausland, es der Ursprung der Rus.
Kiew ist eine Hauptursprungsregion der Rus, aber auch nicht die alleinige (wenngleich die Theorien oft umstritten sind). Zugegeben, eine historisch-nationalethnische Rückbesinnung alleine auf diesen Faktor des Kiewer Rus mag man, wenn man es wirklich rigide und nationalrussisch empfindet bzw. vor allem entsprechend der ostslawischen Theorie sieht, als Beweis anführen können. Nach dieser Logik bezüglich Ausgang/Ursprung - wenn man sie alleine in den Raum stellt - jedoch werden die übrigen Faktoren, die diese Region in den seitdem vergangenen 1.000 Jahren beeinflusst haben, weitgehend ausgeblendet. Und daran krankt die Angelegenheit dann wieder. Weil: Nur weil vor einem Millenium das Kiewer Rus erblühte und eine gewichtige Rolle beim Entstehen des russischen Reiches bzw. des Nationalempfindens (auch wenn sich da oft wieder die Geister an dieser Theorie spalten) spielte, so werden die Grausamkeiten, die über die Anrainer nach und nach seitens des imperialistisch agierenden Russland hereinbrachen, dadurch nicht negiert oder aus der Erinnerung der betreffenden und betroffenen anderen Völker getilgt. Über Jahrhunderte hinweg hatten die südlichen und teils zentralasiatischen Anrainer des Zarenreiches bzw. der Sowjetunion massiv unter der Vorherrschaft zu leiden, schlimmer noch als die meisten Kolonien unter westlicher Herrschaft. Wir reden hier von zig Millionen von Toten und Deportierten. Und diese Bürde der Geschichte wirkt nun auf Russland zurück durch die (ich nenne es mal so) "Los-von-Moskau-Bewegung" - vor allem hat man sich in Russland selbst dieser Verbrechen übrigens auch nie bzw. kaum zivilgesellschaftlich gestellt -, da hilft insofern auch kein Beharren auf die Kultur oder die Errungenschaften des Kiewer Rus.
Zitat:Das ihr damit keine Gefühle verbindet und dieser Fakt euch egal ist bedeutet nicht, dass er dem Gegenüber auch egal ist.
Das könnte man umgekehrt aber auch auf Georgier, Ukrainer, Tataren oder Tscherkessen und deren Identifikationsgebiete bzw. -religion übertragen. Man sieht also, wie wichtig es ist, die Blickwinkel aller Parteien im Auge zu haben (was aber auch mir nicht immer gelingt).

Schneemann.
Die Bedenken der Tartaren kann ich gut verstehen, aber ob es eine gute Idee ist sich als 5. Kolonne Kiews einspannen zu lassen ist fraglich. Es sind eben doch nur 10% der Bevölkerung und nicht 1/5 wie oft in der Tagesschau behauptet. Außerdem scheint die neue Krimverwaltung sich des Problems bewußt zu sein.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.ria.ru/photolents/20140227/267931833_6.html">http://de.ria.ru/photolents/20140227/267931833_6.html</a><!-- m -->

<!-- m --><a class="postlink" href="http://german.ruvr.ru/news/2014_03_05/Krim-und-Tatarstan-unterzeichneten-Kooperationsabkommen-5249/">http://german.ruvr.ru/news/2014_03_05/K ... mmen-5249/</a><!-- m -->

Zitat:Die Autonome Republik Krim und die russische Teilrepublik Tatarstan haben am Mittwoch ein Abkommen über die wirtschaftliche und humanitäre Zusammenarbeit unterzeichnet.

„Wir haben viele Gemeinsamkeiten und wollen unsere Zusammenarbeit in allen Bereichen ohne Ausnahme entwickeln“, sagte Krim-Premier Sergej Aksjonow bei einem Treffen mit Tatarstans Republikchef Rustam Minnichanow vor der Unterzeichnung des Dokuments.

Könnte zumindest zur Entspannung beitragen.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=Qq47Mq5kZOA">http://www.youtube.com/watch?feature=pl ... q47Mq5kZOA</a><!-- m -->

Nur um nochmal zu unterstreichen was für tollerante Revolutionäre und Europafreunde man sich da ins Haus holen würde.
Luetzow schrieb:
Zitat:Die Bedenken der Tartaren kann ich gut verstehen, aber ob es eine gute Idee ist sich als 5. Kolonne Kiews einspannen zu lassen ist fraglich...
Hierzu auch ein Faktor, der bislang immer noch recht stiefmütterlich behandelt wird - die Reaktion der Türkei, die sich als Schutzmacht der turkstämmigen und sunnitischen Krimtataren versteht. Und wenn es da auf der Krim weiter sich hochschaukeln sollte, bleibt abzuwarten, wie man in Ankara reagiert.
Zitat:Wachsende Angst vor ethnischen Unruhen

Krim-Tataren unter türkischem Schutz

Die Auseinandersetzung zwischen Russland und der Ukraine um die Krim belastet auch immer mehr die Türkei. Ankara fürchtet um das Wohl der türkisch-stämmigen Bewohner auf der Halbinsel - der Krim-Tataren. Türkische Medien berichten heute, ein Zerstörer der US-Marine sei auf dem Weg ins Schwarze Meer und werde in Kürze den Bosporus passieren.

Und gestern war es im Luftraum über der türkischen Schwarzmeerküste zu einem Zwischenfall gekommen. Nach Angaben des türkischen Generalstabs hatte sich ein russisches Überwachungsflugzeug der Landesgrenze auffällig genähert und sei daraufhin von F-16-Bombern der türkischen Luftwaffe zum Abdrehen gezwungen worden. Zwei Nachrichten, die zeigen: Das NATO-Land Türkei könnte mit in den Konflikt um die Krim hineingezogen werden. [...]

Nach der De-Facto-Besetzung der Halbinsel durch Russland warnt der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu vor Übergriffen: "Was uns in der Krim große Sorgen macht, ist die Möglichkeit ethnischer Unruhen, die unsere dortigen Blutsverwandten in Mitleidenschaft ziehen könnten. Wir arbeiten derzeit Tag und Nacht, um zu verhindern, dass so etwas passiert." [...] Besonnene Stimmen warnen dagegen vor einem Konflikt mit dem mächtigen Nachbarn Russland. Schließlich stille das Land seinen wachsenden Energiehunger überwiegend mit russischem Erdgas. Die Regierung zeigt sich dennoch entschlossen, den 250.000 Krim-Tataren im Notfall beizustehen. Außenminister Davutoglu: "Es ist undenkbar, dass die Türkei in einer Frage, die eine türkischstämmige Bevölkerung betrifft, tatenlos zusieht und nicht aktiv wird." [...]

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/tuerkeikrim100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/tuerkeikrim100.html</a><!-- m -->

Schneemann.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.deutsch-tuerkische-nachrichten.de/2014/03/499209/krise-in-der-ukraine-tuerkischer-aussenminister-will-beziehungen-zu-russland-nicht-gefaehrden/">http://www.deutsch-tuerkische-nachricht ... efaehrden/</a><!-- m -->
Zitat:Die Türkei will sich nicht in den Konflikt auf der Krim hineinziehen lassen. Außenminister Ahmet Davutoğlu bemüht seine diplomatischen Kontakte derzeit intensiv, um die Wogen zu glätten. Derweil haben an diesem Dienstag zwei russicshe Kriegsschiffe den Bosporus passiert.

„Es könnte versucht werden, die Krim-Krise zunächst in eine tatar-russische und anschließend in eine türkisch-russischen Krise zu verwandeln. Wir werden das nicht zulassen“, zitiert die türkische Zeitung Star den türkischen Außenminister. Seiner Ansicht nach sei die Krim ist in erster Linie ein Problem für die Ukraine und danach für die Welt.

Passt irgendwie nicht zu dem was die Tagesschau berichtet.

Zitat:Unterdessen stattete Davutoğlu Kiew bereits am Freitag und Samstag einen unangekündigten Besuch ab, um die Krise mit Vertretern der ukrainischen Regierung zu besprechen (mehr hier). Hier machte er auch den türkischen Standpunkt deutlich: Die territoriale Integrität der Ukraine sollte geschützt werden. Eine Abspaltung der Krim kommt nicht infrage. Eine direkte Konfrontation mit Moskau steht aber nicht zur Debatte. Der Außenminister forderte stattdessen zum Dialog auf.

Eine Transformation der Krise auf der Krim zu einer türkisch-russischen Konfrontation würde nicht helfen, eine Lösung für das Problem zu finden, so Davutoğlu. Dessen seien sich auch die Tartaren bewusst. In Ankara waren am Wochenende Hunderte auf die Straße gegangen (mehr hier). Die Türkei jedenfalls sei bereit, Gespräche mit der russischen Regierung zu führen. Und das nicht nur, um die aktuelle Krise zu überstehen, sondern auch, um eine Verbesserung der russisch-ukrainischen Beziehungen zu erreichen. Ein Vorbild könnte hier die Türkei sein, so der Außenminister. Die Ukraine sollte sich um eine ausgeglichene Beziehung zu Russland und Europa bemühen. Eben so, wie es die Türkei vorlebe. „Es wäre ein großer Fehler, wenn die Ukraine Russland meiden und auf der anderen Seite seine Verbindungen zu Europa ausbauen würde“, zitiert die türkische Zaman Davutoğlu. Seine ukrainischen Gesprächspartner hätten das genauso gesehen.
@Luetzow
Zitat:Passt irgendwie nicht zu dem was die Tagesschau berichtet.
Kommt darauf an. Wie geheime diplomatische Wege agieren, wissen wir beide nicht (immer). Aber deine Meldung entstand mehr als einen Tag VOR der Tagesschau-Meldung. Was sich seitdem genau getan hat in der Meinung, steht auf einem anderen Blatt.

Schneemann.
@Schneemann

Du hast natürlich recht. Der Bericht ist 2 Tage älter und man hat selten Einblick in irgendwelche Geheimverhandlungen. Außer es wird mal wieder freundlicherweise von interessierter Stelle etwas geleakt oder man bekommt durch Zufall selbst was mit.
Ich erhebe hier auch keinen Anspruch darauf das was ich poste die absolute einzige Wahrheit ist. :-)
Mir ging es nur darum zu zeigen das eben nur immer alles so ein deutig ist wie gerne in unseren öffentlichen Medien dargestellt.
Es fehlt mir einfach eine Ausgewogenheit in der Darstellung der Positionen der Konfliktparteien. Die Schwarzweissmalerei geht mir gehörig auf die Nerven. Man könnte fast den Eindruck haben ,dass zum Beispiel das Tatarenproblem auf der Krim sowas wie ein letzter Strohalm oder das Pfeifen im Walde ist, für Kiew. Man warnt vor etwas und hofft aber eigentlich, dass jetzt die Tataren für die neue Regierung die Kastanien aus dem Feuer holen, ohne dabei die Folgen zu beachten.(zu Deutsch man hat kein Problem damit irgendwelche Leute zu verheizen)
Wenn man einfach mal das Legalistische(ja Putin argumentiert auch gern legalistisch- typisch Jurist eben ;-) ) wegläßt und nur auf die Tatsachen schaut, muss man wohl feststellen das in Kiew ein Putsch oder Revolution stattgefunden hat und die alte Ukraine aufgehört hat zu existieren (Regierung weg, Verfassung weg, Streitkräfte kaum noch Kontrolle, massive Gewaltanwendung auf beiden Seiten...usw.)
Das gleiche Recht was sich die Leute vom Maidan genommen haben , muss man jetzt natürlich auch den Leuten auf der Krim zugestehen. Hilfe aus dem "Ausland" hatten dabei auch beide Lager.
Nur im Moment sieht es eben so aus als wenn man die Musik die man bestellt hat, einfach nicht bezahlen will. Das kann nicht funktionieren.

Es ist wirklich verdammt schade, dass sich die "Zivilgesellschaft" auf dem Maidan von den Rechten hat kapern lassen. Dieses Konzept eine Faschistische Partei von demokratischen Einrahmen zu wollen ist schon einmal schiefgegangen. Der Kampf gegen die Korruption in der Ukraine war vollkommen legitim und notwendig und Janukowitsch ein Kleptokrat. Selst Putin hat festgestellt, dass Janukovitsch politisch keine Zukunft hat. Allerdings ist Frau Timoschenko keinen Deut besser und die als Provinzgoverneure eingesetzen Oligarchen mit Privatarmee sind wohl auch alles andere als Korruptionsbekämpfung und demokratisch.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2014/ukraine357.html">http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/ ... ne357.html</a><!-- m -->

Nach 3 Monaten werde sogar langsam unsere Medien wach. Wenn auch viel zu spät.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ukraine-putin-erweitert-schutzzone-12836262.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ukra ... 36262.html</a><!-- m -->
Zitat:Ukraine-Konflikt
Ausweitung der Schutzzone

07.03.2014 · Wladimir Putin spricht nicht mehr nur von „bedrohten Russen“ im Nachbarland. Nun bietet Moskau dem ukrainischen Volk seinen Schutz vor „faschistischen“ Putschisten an.
...
@Luetzow
Zitat:Es fehlt mir einfach eine Ausgewogenheit in der Darstellung der Positionen der Konfliktparteien. Die Schwarzweissmalerei geht mir gehörig auf die Nerven.
Ehrlich gesagt kann ich dies schon auch irgendwo verstehen. Ich habe mich in den letzten Tagen auch manchmal aufgeregt (über deutsche TV-Newsmeldungen). Ich möchte nicht mal auf das Für und Wider des Protestes auf dem Maidan eingehen - da gab es sicher auch Fragezeichen -, nein, mir fiel in den letzten Tagen sehr störend auf, wie manche deutsche Medien geradezu "Kriegsspielereien" betrieben (vor allem auch Privatsender). Da wurden Rechenbeispiele über Tanks, Flugzeuge und Manpower angestellt zwischen Russland und der Ukraine, so als wenn man übermorgen mit einer richtigen Schlacht um Kiew rechnen müsste. Hübsche Moderatorinnen Ende 20 nannten Putin einen "zaristischen Goldkettchenmacho" und fragten ungeniert, "wie denn ein solcher Krieg aussehen und ausgehen würde?" und ergaben sich ins sinnentleerte Spekulieren. Ich saß kopfschüttelnd vor dem Fernseher (wenn ich denn mal schaue). So sieht sicher keine verantwortungsbewusste Berichterstattung aus.

Umgekehrt habe ich aber auch meine Probleme, wenn man die Protestbewegung in der Ukraine per se auf Neofaschisten reduziert (danke dir, dass du dies auch so explizit angesprochen hast). Das ist sicher genauso falsch. Ich rege mich zudem derzeit auch auf, wenn die ach so friedensbewegten "Linken" in Deutschland (die ansonsten bei jeder westlichen Intervention die Straßen mit Demonstrationen überfluten und die "Kriegstreiber" im Kanzleramt oder im Weißen Haus [vermeintlich] vorzuführen bereit sind), jetzt auf einmal alle wie weggezaubert in Deckung sind und sich nicht blicken lassen. Noch schlimmer: Mancher Linkenpolitiker sprang sogar auf den verunglimpfend-verallgemeinernden Zug auf und sah auf dem Maidan alleine Neonazis am Werk, ohne auch nur ein Wort über das russische Vorgehen zu verlieren. Das hat meiner Meinung nach nichts mehr mit einer pazifistischen Grundeinstellung zu tun (die ich keinesfalls verdammen möchte, ja die ich auch als sehr wichtig erachte - wer zieht denn schon gerne in den Krieg?), sondern mit einer selektiven, politisch-dogmatisch umnebelten Protestbereitschaft, die mit richtigem Pazifismus nichts mehr zu tun hat.

Schneemann.
Dem kann ich eigentlich nur Beipflichten. Es sind mit Sicherheit nicht alle Demonstranten auf dem Maidan Neonazis und Janukovitsch war keine leuchtende Präsidentenfigur, wenn auch frei gewählt(naja jeder macht mal Fehler). Es ist gut, dass er weg ist.
Was ich nicht wirklich einsehe ist allerdings warum man nicht einfach die regulären oder später die vorgezogenen Wahlen abgewartet hat. Stattdessen riskiert man eine Spaltung des ganzen Landes und einen Bürgerkrieg. Nach dem Abkommen mit den 3 Außenministern hatte man doch eigentlich schon gewonnen ohne dass es viele Tote gegeben hatte. (zumindest was Neuwahlen und Übergangsregierungsregelung anging)
Den Sammelkarten Vergleich von Kriegsgerät fand ich ebenso albern wie du, da man sich der Konsequenzen einer solchen Konfrontation anscheinend nicht bewusst ist. Russland mit Gewalt von der Krim zu vertreiben wäre Wahnsinn. Man sollte den russischen Präsidenten beim Wort nehmen, denn dieser bluft nicht sondern spielt Schach.
Das Bild was unsere Medien aber im Moment vermittel ist allerdings geradezu grotesk:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/putin-und-russlands-nationalstolz-die-fleischhauer-kolumne-a-957220.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/p ... 57220.html</a><!-- m -->

Zitat: S.P.O.N. - Der Schwarze Kanal: Der oberste Goldkettchenträger

Russland raus aus der G8 - das ist mal eine sinnvolle Forderung. Denn das Land hat unter den großen Industrienationen nichts verloren. Was hat Putin denn im Angebot? Rohstoffe, mehr nicht. Deshalb muss er so auftrumpfen.
...
Als Industrienation im landläufigen Sinn kann man Russland beim besten Willen nicht bezeichnen. Oder fällt jemandem irgendein Produkt aus russischer Herstellung ein, das weltmarktfähig wäre? Okay, die Kalaschnikow. Aber selbst die legen sich inzwischen nur noch Dritte-Welt-Staaten zu, die sich nichts Neueres leisten können. Ansonsten lebt das Land von seinen Rohstoffen. Was die wirtschaftliche Basis angeht, steht Russland damit auf einer Stufe mit Nigeria - eine Art Afrika mit Atomwaffen, wenn man so will.
...
Putin ist der Goldkettchenträger unter den Staatsmännern. Das Hemd immer einen Knopf zu weit geöffnet (wenn er überhaupt eines trägt), die Beine immer etwas zu breit, jede Geste darauf berechnet, maximal zu beeindrucken. Wie alle Menschen, die mit ihrem sozialen Status hadern, ist Putin extrem empfindlich, was echte oder auch nur vermutete Kränkungen angeht.

Wenn das der Standpunkt des Westens gegenüber Russland ist , dann gute Nacht.

Das Problem ist mit den Neonazi auf dem Maidan ist eher das man sie zu sehr marginalisiert. Im Westen der Ukraine stellen sie eine durchaus ernstzunehmende Kraft dar. In Lemberg wurden die mit 38% gewählt. Man stelle sich den Aufschrei vor wenn die NPD bei den Landtagswahlen in Dresden 38% bekommt. Auch sind die kein weichgespülter Verein wie die FPÖ. Deren Leute haben an Kämpfen in Tschetschnien gegen die Russen teilgenommen oder waren in Afghanistan. Sie sind auch durchaus in der Lage auf Demonstrationen mal eben 20.000 Leute auf die Straße zu bringen. Wie schon früher in Kiew geschehen. Diese Leute werden bestimmt nicht vergessen ihren Preis für das vergossene Blut einzufordern.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Arseni_Jazenjuk_on_Maidan_greeting_the_right-wing_Swoboda-Party_with_Hitler-Nazi_salute.jpg">http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... salute.jpg</a><!-- m -->

Das Herr Jazenjuk nicht weiß was er da tut kann mir auch keiner erzählen.

Ziemlich interessant fand ich auch das Video über die Scharfschützen die 80 Demonstranten und 10 Polizisten getötet haben.
Was ich nicht verstehe ist allerdings die seltsame Vorgehensweise in der Institutsstrasse. Die Demonstranten lassen sich da von Scharfschützen zusammenschießen und laufen stundenlang wie auf dem Präsentierteller herum obwohl ihre Kameraden wie die Hasen abgeknallt werden. Keiner stürmt in die Gebäude oder Versucht wenigstens den Platz schnell zu überqueren.
Ebenso rettet man verwundete Demonstranten in das Hotel Ukraina von wo aus auch geschossen wurde. Keiner der Scharfschützen wird festgenommen dabei, obwohl 3 von 4 wohl aus Gebäuden schießen die von der Maidanbewegung kontrolliert werden. Man sieht Polizeieinheiten die ebenfalls nach den Schützen suchen, mit eigenen Scharfschützen.

Ziemlich dramatisches Video:


Und eine Interpretation auf Russisch...die ich allerdings nicht vollständig verstehe.


Hoffen wir einfach mal das die Vernunft siegt.

EDIT: Kein Problem...falls die mal jemand übersetzt in die Hände fallen kann er sie ja posten.
Luetzow:

Ich bedauere es selbst, aber ich muss die beiden Videos wegen der verwendeten Sprache löschen. Ich bitte dich hiermit um Verständnis.