Zardo:
Zitat:Wenn man mal von der "Laborsituation" ausgeht:
Schlachtfeld - für beide Seiten identisch
Panzer aus sowjetischer Produktion - für beide Seite identisch
1. Hypothese: Luftwaffe und Drohnen existieren nicht
2. Hypothse: Ausbildung und Strategie für das Führen des MBT auf beiden Seiten gleich, bzw. Reaktion auf Entwicklung nach bekannter Sowjet-Doktrin
dann folgt rein mathematisch, dass der stärkere MBT-Verband gewinnt.
Jetzt kommen ein paar Panzer aus westlicher Produktion dazu, und auf russischer Seite ein paar neuere Entwicklungen, über die die Ukraine nicht entsprechend verfügt
Beides ändert die Gleichung nur unwesentlich: ein zehnmal so teurer Panzer (in der Herstellung), der angeblich 10 Sowjet-Panzer vernichten kann, bevor er selbst kampfunfähig wird, kann einfach als "10 klassische Panzer" gezählt werden. Vielleicht ist 10 nicht die richtige Zahl, und eher 5 wäre richtig, das sieht man dann anhand der Statistiken auf dem Schlachtfeld.
Die "Stärke" des MBT Verbandes ergibt sich aber selbst unter diesen Laborbedingungen (die schlussendlich dem klassischen Combat Salvo Modell entsprechen) nicht allein aus der Anzahl der MBT. Von Doktrin und Struktur der Einheiten, über die Ausbildung und die Erfahrung der Besatzungen, bis hin zu Treibstoff, Verbrauchsmitteln, Ersatzteilen und Logistik gibt es selbst bei einer solchen verengten Betrachtung immer noch so viele Faktoren, dass der ganze Vergleich einfach praktisch sinnfrei ist.
Nehmen wir an, die Russen haben 100 MBT Äquivalente und die Ukrainer haben 100 MBT Äquivalente, wobei die Zahl der MBT dafür nicht relevant ist, sondern die eines Durchschnitts-MBT. Selbst in diesem Szenario sind die Begleitumstände so wesentlich und so verschieden, dass eine solche Rechnung schlicht und einfach zu unterkomplex ist.
Und da habe ich noch gar nicht mit Terrain, Klima, Erschöpfung, Hitze, Kälte, Hunger, Durst, Angst, moralischen Faktoren aller Art angefangen. Zumal sich die Moral umso stärker auswirkt, je gleicher beide Seiten von der Ausrüstung sind.
Zitat:Die Frage ist, wo eigentlich die Engstelle liegt, wieso ein auf dem Papier deutlich stärkerer Gegner (Russische Föderation, mehr Manpower, mehr Waffen) auf dem offenen Schlachtfeld so extrem langsam vorankommt. Liegt dies an den Drohnen in Kombination mit der Artillerie und den Minengürteln, die ein 30-40 km breites Gebiet unpassierbar machen, so dass es eigentlich egal ist, wie gross die Armee des Gegners ist, wieviele MBT auffahren, sie kommen einfach nicht durch?
Zunächst mal muss man schon die ganze Idee des "Durchkommens" in Frage stellen. Durchkommen wozu, mit welchem Ziel, mit was für beabsichtigten Effekten? Der heute gerade in Deutschland mythisch-magisch überhöhte Durchbruch ist ja kein Selbstzweck.
Aber wenn du ganz allgemein fragst, warum keiner Seite Durchbrüche gelingen, so ist der Hauptgrund höchst einfach, dass beide Seiten es nicht schaffen, die dafür notwendigen Bedingungen herzustellen.
1. Man schafft es nicht den Kampf um die Aufklärung ausreichend für sich zu entscheiden.
2. Man schafft es nicht im Zeitfenster für den Durchbruch in dem dafür angedachten Raum die Luftherrschaft zu erlangen.
3. Man schafft es nicht ausreichend große Einheiten konzentriert einzusetzen und ist allgemein mit der Führung großer Einheiten in der Offensive heillos überfordert.
4. Man schafft es nicht sich im EM Spektrum durchzusetzen.
5. Man schafft es nicht das Artillerieduell ausreichend für sich zu entscheiden.
6. Obwohl die angesetzten Verbände völlig unzureichend klein sind, schafft man es logistisch nicht und könnte größere mechanisierte Verbände in der Offensive gar nicht versorgen.
7. Man kriegt es nicht einmal hin größere mechanisierte Einheiten in der Defensive zu versorgen, so volatil sind die überlangen und stark dislozierten Versorgungswege geworden.
Wenn man einen Durchbruch erzielen will, bedarf es bestimmter Voraussetzungen. Beide Seiten können diese nicht herstellen, so einfach ist das. Das von dir benannte "Gebiet" wäre durchaus passierbar, hätte man die dafür notwendige Befähigung.