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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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(20.11.2022, 00:48)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die AUE Jugendkultur in Russland ist ein sehr schönes Beispiel wie weit das inzwischen reicht:

https://newslanc.com/tsukerman-prisoners...ubculture/

Ca. 30 - 40.000 Jugendliche werden dieser Gruppierung zugeordnet. Da sehe ich eigentlich keinen großen Unterschied zur Gangkultur in den USA. Social Media Accounts mit Millionen Followern blasen diese Truppe nur künstlich auf. Nur weil jemand da mitliest ist er noch lange kein Mitglied. Die Alben irgendwelcher krimineller Rapper gehen auch Millionenfach über die Ladentheken und werden sicher zusätzlich noch weitaus zahlreicher raubkopiert, deshalb besteht die Jugend in den USA nicht gleich zu großen Teilen aus Kriminellen.
Das monströse Kriminalitätsproblem in den USA sollte offensichtlich sein. Und nur weil die Situation in den USA bezüglich der Gangs inzwischen dermaßen außer Kontrolle ist, dass man beispielsweise statt von Chicago schon von Chiraq spricht, heißt das nicht umgekehrt, dass die Entwicklung in Russland gut wäre. Was ich von dem ganzen sogenannten Gangsta-Rap, dessen Apologeten und deren Anhang (auch hier in Deutschland) halte, und wie ich mit diesen Kreisen verfahren würde, kann ich hier nicht öffentlich darlegen.

Allgemein:

Aktuell wird wieder beim AKW gezündelt:

https://www.tagesschau.de/newsticker/liv...g-227.html

Zitat:12:59 Uhr - IAEA: Explosionen erschüttern Gebiet um AKW Saporischschja

Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja hat es nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wieder mehrere starke Explosionen gegeben. IAEA-Experten vor Ort hätten von Dutzenden Einschlägen in der Nähe und auf dem Gelände der größten europäischen Atomanlage berichtet, teilte die Behörde mit.

Zitat:IAEA-Experten sahen die Explosionen demnach teils von ihren Fenstern aus. Das Management der Anlage habe Schäden an einigen Gebäuden, Systemen und Geräten gemeldet.

Das russische Verteidigungsministerium beschuldigte die ukrainischen Streitkräfte, das Kernkraftwerk seit Samstag massiv mit Artillerie zu beschießen. "Wer auch immer dahintersteckt: Es muss umgehend aufhören", verlangte IAEA-Chef Rafael Grossi.


Derweilen ist seit einigen Tagen ja der Winter eingebrochen:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...ar-is-here

Laut Informationen von Bekannten von mir von vor zwei Wochen haben zumindest die russischen Soldaten in ihrer Einheit ausreichend Winterbekleidung und Winterausrüstung, wenn auch zu ungefähr 50% selbst beschafft. Das ist eigentlich ein interessanter Punkt der zu wenig Beachtung findet: sehr viele Mobilisierte haben für russische Verhältnisse erhebliche private Geldmittel in Ausrüstung investiert, teilweise sogar auf Kredit. Das spricht für eine eigentlich angesichts der Umstände gar nicht so schlechte Anfangsmoral. Diese querschnittlich gar nicht so schlechte Anfangs-Moral der Mobilisierten wurde dann von dem völlig kranken System der Korruptokratie dermaßen systematisch niedergemacht, dass es geradezu verblüffend ist und die Propagandisten des Kreml zunehmend gezwungen waren dafür irgendwelche Verrräter, ausländische Agenten oder sonstige bizarre Erklärungen zu bemühen, weil selbst sie keine Worte mehr dafür fanden.

Umgekehrt sieht es bei vielen ukrainischen Einheiten ziemlich mau aus mit Winterausrüstung. Das wäre daher mal ein nennenswerter Bereich in welchem man der Ukraine tatsächlich substanziell helfen könnte. Die Kampfkraft der Soldaten unter winterlichen Bedingungen langfristig zu erhalten, ohne Strom, Feuer usw. und unter nasskalten Bedingungen (Tagsüber aktuell Regen und Schneeregen, Nachts Frost) ist sehr schwierig. Da könnte immens viel mehr getan werden.


Die Situation gestern:

Zitat:The first snow has fallen, the winter is right behind the corner and a new phase of the war is about to begin.

https://militaryland.net/news/invasion-day-268-summary/



BLICK VON OSTEN:


Mal wieder ein phänotypisches Filmchen zum allgemeinen militärischen Niveau dort (wie Helios es immer so schön beschrieb: Not gegen Elend)

https://twitter.com/aldin_aba/status/159...3188818944


Passt ebenfalls zu diesem Aspekt - eine interessante Ausführung zur russischen Artillerie und deren Methoden (wenn es denn stimmt und keine Propaganda der Ukrainer ist)

https://twitter.com/wartranslated/status...90/photo/1

Zitat:Russian mil. reporter talks about artillery in the Russian army: both at the start of the war and now, they still use old-school adjustment methods including "having to climb a tree".

https://twitter.com/k_bezier/status/1593...81/photo/1


Dessen ungeachtet ist die russische Artillerie gar nicht schlecht, wir selbst könnten unter solchen Umständen überhaupt nicht mehr operieren. Solche Methoden parallel weiter vollumfänglich zu beherrschen, parallel zur modernen Technik wäre ein militärischer Vorteil. Entsprechend feiern manche russische Milblogger das Können der Artillerie dort, welche durch "Versuch und Irrtum" stetig besser wird:

https://twitter.com/rybar_en/status/1594026994391748608


Anbei:

Bei St. Petersburg brennt eine Gaspipeline:

https://twitter.com/rybar_en/status/1594...85/photo/1

https://twitter.com/rybar_en/status/1593989659637473283

Wahrscheinlich Sabotage. Das ist zunehmend ein Problem für Russland, dass Ukrainer eigentlich recht frei (aufgrund Aussehen, Sprache etc) die RF infiltrieren können. Dies geschieht zur Zeit noch keineswegs in dem Umfang den ich vor Monaten diesbezüglich angenommen hätte. Nur wenige Einsätze, wie beispielsweise der Mordversuch an Dugin dem dessen Tochter zum Opfer fiel etc


Ansonsten allgemeiner Stillstand:

Im Norden:

https://twitter.com/rybar_en/status/1593...99/photo/1

Wie im Süden:

https://twitter.com/rybar_en/status/1593...85/photo/1

https://twitter.com/rybar_en/status/1593...69/photo/1

Interessant ist hier die russische Annahme eines Angriffs in Richtung Melitopol welche wir hier im Forum und andernorten ja schon vor Wochen besprochen hatten.

Vermutlich liegt darin der primäre Grund für den Rückzug aus Kherson, um die Truppen für eine Abwehr einer solchen Offensive frei zu kriegen.


Eine weitere strategische Linie der Ukrainer ist hier:

https://twitter.com/DefMon3/status/1594035772901888000

Um die dort liegenden Eisenbahnverbindungen der Russen mit Artilleriefeuer zu stören.

https://twitter.com/DefMon3/status/15940...13/photo/1

Das ist zugleich der Grund warum die Russen hier versuchen vorwärts zu kommen, um die ukrainische Artillerie zurück zu drängen oder unter Konterartilleriefeuer zu kriegen:

https://twitter.com/DefMon3/status/15940...49/photo/1
Interview mit BG Khorenko, dem Befehlshaber der ukrainischen SOF, welche ich rein persönlich inzwischen sehr hoch schätze. Etliche Aspekte werden bei dem Interview gar nicht angesprochen, welche gerade die ukrainischen SOF einzigartig machen, beispielsweise der Kampf in Zivilkleidung bzw. in russischen Uniformen etc

https://warontherocks.com/2022/11/a-conv...commander/

Die militärische Leistung der ukr. SOF liegt meiner Meinung nach weit über dem was westliche SF in den letzten Jahren geleistet haben.
BLICK VON OSTEN:

Ein russischer Militärkanal in den ich immer wieder mal gern reinstöbere:

Seltene Eigenwerbung von Wagner (nach den diversen PR Disastern der letzten Zeit)

https://vk.com/milinfolive?w=wall-123538639_3198146

Zitat:PMC "Wagner". Vertrag mit dem Mutterland.

Die PMC "Wagner" ist eine der geschlossensten Organisationen im militärischen Bereich. Für das RT-Filmteam wurde jedoch eine Ausnahme gemacht: Der Autor des Films, Andrei Yashchenko, und der Regisseur Vladislav Rytkov trafen sich mit den Kämpfern dieser Einheit an der Front im Donbass.

Sie werden exklusives Filmmaterial der von der PMC geführten Schlachten sehen, einschließlich der Aktionen ihrer Angriffsgruppen, Aufklärung und Luftverteidigung.

Die Kämpfer berichten, wie die Arbeit ihrer Einheit organisiert ist, welche Anforderungen an die Kämpfer gestellt werden und wie sie den Bewohnern der von ihnen befreiten Siedlungen helfen.

Wie die Kämpfer einer PMC rekrutiert werden, ob das Wort „Söldner“ sie beleidigt, wofür sie sich an der SVO beteiligen – darum geht es in unserem Film.

Es ist ja so witzig: Nachdem Prigozhin das übliche Treiben seiner Leute in höchsten Tönen gelobt hatte, hat dies selbst in Russland massive Kritik hervor gerufen, weshalb er jetzt allen Ernstes bei der Staatsanwaltschaft in Russland Ermittlungen wegen des Mordes und der Folter an seinem Kämpfer einleiten hat lassen. Und dies wenige Tage nachdem er die Hinrichtung des Deserteurs noch öffentlich gut geheißen hatte. Und aktuell faselt er davon, dass dieser Kämpfer von ausländischen westlichen Agenten ermordet worden sein soll.

Auch wenn man jetzt im Westen ganz entsetzt tut, sollte man in diesen Kontext bedenken, dass dergleichene Morde und das zu Tode foltern von Gefangenen und insbesondere von Deserteuren in Syrien völlig öffentlich Gang und Gäbe war, nur dass es hierzulande dann niemanden gejuckt hat, weil es ja nur irgendwelche "Sandleute" getroffen hat.
Ohne allzu sehr auf den Vergleich zwischen den USA und Russland hinsichtlich Kriminalität abschweifen zu wollen, sehe ich es so, dass zwischen der Kriminalität in beiden Ländern immer noch insofern ein Unterschied besteht, als dass in den USA zwar auch Gangs existieren, von schwarzen Gruppen über White Power bis zu den berüchtigten Latinobanden und mittel- und südamerikanischen Kartellen, aber dass deren Einfluss auf die Politik und die Sicherheitsorgane bzw. umgekehrt deren Inanspruchnahme durch die Politik und die Sicherheitsorgane sehr begrenzt ist.

In Russland indessen sehen ich mit großen Sorgen, dass diese Banden und kriminellen "Zirkel" nicht nur teils vom Kreml hofiert und aufgebaut wurden, sondern mittlerweile quasi selbst die politische Landschaft und teils auch die Sicherheitskräfte darstellen und aus diesen herauswuchsen und -wachsen. Und das ist eine gänzlich andere Qualität als wie wenn mir die Vorstädte in der Gangkriminalität versinken. D. h. hier [in Russland] bedroht die organisierte Kriminalität keinen Staat, sondern die organisierte Kriminalität ist selbst "der Staat" geworden. Würden wir nun von z. B. Liberia oder Guatemala reden - ohne den Menschen dort nun zu nahe treten zu wollen -, würde es uns wohl kaum interessieren und das Problem wäre eher zweitrangig, aber wir reden im Falle Russlands immerhin vom flächenmäßig größten Land der Erde mit einem riesigen Atomwaffenarsenal.

Schneemann
(20.11.2022, 19:32)Schneemann schrieb: [ -> ]D. h. hier [in Russland] bedroht die organisierte Kriminalität keinen Staat, sondern die organisierte Kriminalität ist selbst "der Staat" geworden.

Schneemann

Ist das noch eine These oder schon ein Fakt? Welche Gruppen der OK sollen in Rußland denn die Macht übernommen haben bzw. gerade auf dem Weg dahin sein? Zumindest nach der Gesetzeslage geht Rußland wesentlich robuster gegen die OK vor als es im Westen der Fall ist. Zum Beispiel kann in Rußland ein Mafiaboss nur dafür verurteilt werden eben ein Mafiaboss zu sein ohne ihm konkrete Straftaten nachweisen zu müssen.
Schneemann:

Du trennst hier gedanklich zu sehr zwischen dem Staat und der nicht-staatlichen OK und dein Beitrag erweckt den Eindruck, dass die nicht-staatliche OK den Staat übernommen hätte. Das ist im System Putin eigentlich nicht richtig. Der Staat selbst ist OK, und hat umgekehrt die nicht-staatliche OK weitgehend übernommen (entsprechend werden Mafia-Bosse die sich nicht einordnen nicht alt) und beides geht daher fließend ineinander über, aber die Macht geht dabei von der Geheimdienst-Kamarilla aus, welche um Putin herum aufgestiegen ist. Sie geht also von der staatlichen OK nach unten in Richtung der nicht-staatlichen OK.

Diese Kreise haben sich in den 90ern eben selbst als OK in Russland implementiert. Und entsprechend ist nicht-staatliche OK eine Konkurrenz und musste sich unterordnen wenn sie überleben wollte. Man muss sich dazu nur mal ansehen wie Putin überhaupt politisch Karriere gemacht hat und woher er das Anfangskapital und seinen ersten Reichtum gewonnen hat, allein schon das folgende Bild ist derart phänotypisch für den Prozess der zum derzeitigen Russland geführt hat:

https://twitter.com/kamilkazani/status/1...35/photo/1

Anbei, das ist mir gerade wieder ein Film eingefallen den ich 2015 gesehen habe:

https://www.youtube.com/watch?v=PgFzbtzKccQ

Um es noch mal ganz einfach und plakativ auszudrücken: In Russland ist eben nicht die OK der Staat geworden, Zitat:

Zitat:D. h. hier [in Russland] bedroht die organisierte Kriminalität keinen Staat, sondern die organisierte Kriminalität ist selbst "der Staat" geworden.

sondern der Staat ist die OK geworden (und hat entsprechend die normale OK verdrängt). Hört sich vielleicht etwas haarspalterisch an, aber das hat einige wesenltiche Unterschied zur Folge im Vergleich zu Ländern in denen die OK den Staat übernommen hat bzw. die OK den Staat durchdrungen hat.

In Russland hat demgegenüber der Staat die OK durchdrungen. Das ist eben etwas anderes.
@lime
Zitat:Ist das noch eine These oder schon ein Fakt?
Ein Fakt.

Es ist darüber hinaus absolut irrelevant, ob in Russland ein Mafiaboss leichter und ohne Beweise verurteilt werden kann, als dies im Westen der Fall sein könnte - da in Russland sich mittlerweile allerhöchstens Mafiosis sich noch gegenseitig "verurteilen", wenn "jemand aus der Reihe tanzt".

Schneemann
Ein anderes Thema: Die durch den Krieg verursachte Flüchtlingskatastrophe. Nach aktuellen Zahlen des UN-Flüchtlingshilfswerkes sind derzeit rund 7,8 Mio. Ukrainer auf der Flucht bzw. vor dem Krieg aus ihrem Land geflohen. Die überwiegende Anzahl von ca. 5,5 Mio. Menschen befindet sich in Polen, weitere rund 1,0 Mio. Ukrainer sind nach Deutschland geflohen. Weitere Ländern mit nennenswerten Aufnahmen sind UK (143.000), Spanien (153.000), Frankreich (119.000) und Italien (164.000).

Was mich an der Sache stört und (mittlerweile) auch etwas ärgert, ist - und da wären wir bei anekdotischer Evidenz -, dass ich in Gesprächen mit Bekannten, Kollegen etc. über dieses Thema bemerken musste, dass gerade diejenigen, die sich über den Zustrom ukrainischer Flüchtlinge echauffieren, zugleich aber auch dazu neigen, eher noch Sympathien für Herr Putin zu empfinden bzw. es gut fänden, wenn man mit den Russen wieder irgendeinen Deal machen würde. D. h. man regt sich über die Folgen eines Ereignisses auf, dessen Ursache man wiederum eher tendenziell wohlwollend betrachtet. Schizophrenie im 21. Jahrhundert...

Schneemann
(21.11.2022, 09:57)Schneemann schrieb: [ -> ]Was mich an der Sache stört und (mittlerweile) auch etwas ärgert, ist - und da wären wir bei anekdotischer Evidenz -, dass ich in Gesprächen mit Bekannten, Kollegen etc. über dieses Thema bemerken musste, dass gerade diejenigen, die sich über den Zustrom ukrainischer Flüchtlinge echauffieren, zugleich aber auch dazu neigen, eher noch Sympathien für Herr Putin zu empfinden bzw. es gut fänden, wenn man mit den Russen wieder irgendeinen Deal machen würde. D. h. man regt sich über die Folgen eines Ereignisses auf, dessen Ursache man wiederum eher tendenziell wohlwollend betrachtet. Schizophrenie im 21. Jahrhundert...

Schneemann

Diese anekdotische Evidenz kann ich bestätigen. Hier in Brandenburg gibt es viele, die mit Rußland symphatisieren. Über die Gründe habe ich mir einige Gedanken gemacht, aber das sprengt hier den Rahmen. Für mich ist es dann aber logisch, daß wer mit Rußland symphatisiert, dann über die Ukraine eine schlechte Meinung hat und über ukr. Flüchtlinge meckert. Genau wie diese auch die Sanktionen negativ beurteilen.
(21.11.2022, 11:05)Rudi schrieb: [ -> ]Diese anekdotische Evidenz kann ich bestätigen. Hier in Brandenburg gibt es viele, die mit Rußland symphatisieren. Über die Gründe habe ich mir einige Gedanken gemacht, aber das sprengt hier den Rahmen. Für mich ist es dann aber logisch, daß wer mit Rußland symphatisiert, dann über die Ukraine eine schlechte Meinung hat und über ukr. Flüchtlinge meckert. Genau wie diese auch die Sanktionen negativ beurteilen.

Warum immer dieses Schwarz-Weiß-Denken? Die Sanktionen sind ein Reinfall und schaden der EU wesentlich mehr als Rußland. Der prognostizierte Zusammenbruch der russ. Wirtschaft ist bisher nicht eingetroffen und nichts deutet darauf hin dass dieser in absehbarer Zeit noch stattfinden wird. Die russ. Wirtschaft hat sich umgestellt, in einigen Bereichen profitiert sie sogar durch die Sanktionen und in anderen machen eben nun China und Andere die guten Geschäfte. Was bringen diese Sanktionen am Ende effektiv also außer die Beruhigung des Gewissens?
Ähnlich einseitig wird die Flüchtlingsaufnahme aus der Ukraine betrachtet. Würde man diese einzig und allein in den Anrainerländern der Ukraine unterbringen und diese dabei finanziell usw. unterstützen wäre die Rückkehrbereitschaft insgesamt später einmal viel größer. So spielt man nur Putin in die Hände der sicherlich ein Interesse daran hat dass viele Ukrainer aus der Ostukraine nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Und die Chance darauf ist wesentlich höher wenn die Flüchtlinge erst einmal in Westeuropa privat und auch ökonomisch Fuß gefasst haben. Hinzu kommt dass die aktuelle Praxis finanziell wesentlich teurer kommt. Auch kann man doch auch mal hinterfragen warum Deutschland von den Anrainerstaaten abgesehen mehr ukr. Flüchtlinge aufgenommen hat als alle anderen westeuropäischen Staaten zusammen.
Dieses "alternativlos" hat die Ära Merkel geprägt und scheinbar hatte es einen enormen Erfolg in der deutschen Gesellschaft, was die Förderung des Schwarz-Weiß-Denkens angeht.
Wenn es nur um einen Handelsstreit oder allenthalben noch den in irgendeiner westeuropäischen Stadt ermordeten russischen Dissidenten gehen würde, könnte man es sich vielleicht noch leisten, wenn man mit "dem Gewissen" oder "Schwarz-Weiß-Denken" argumentiert, um mit einem mafiösen Regime doch noch gute Beziehungen pflegen zu können. Aber diese Argumente nun anzuwenden vor dem Hintergrund des größten Krieges in Europa (und wohlgemerkt auch einem völkerrechtswidrigen und unbegründeten Überfall auf einen anderen Staat) seit dem Zweiten Weltkrieg mit mittlerweile wohl an die 100.000 Toten in neun Monaten, um quasi die Reaktion gegen diesen Krieg vorwurfsvoll als überzogen einzustufen, das wiederum entbehrt so ziemlich jeder Grundlage - und ist auch moralisch schlicht nicht haltbar.

Hinzu kommt, dass dieses Regime in Moskau einen klaren Krieg gegen uns führt - es versucht gezielt, die westlichen Demokratien durch Falschinformationen - besser: Nichtinformationen - und Propaganda zu destabilisieren (das hat man in Moskau sogar sehr offen zugegeben), unterstützt teils offen neonazistische, rassistische und hochgradig populistische Parteien in Europa und schürt die Erzeugung von Flüchtlingsströmen, um so diese Instabilitäten in den Demokratien noch weiter zu fördern. Und dies war schon so, bevor es den Überfall auf die Ukraine gab, nur hat man es da noch nicht als ganz so gewichtig angesehen, da man ja immer noch Geschäfte machen, günstig Rohstoffe beschaffen und so von der Globalisierung profitieren wollte (der viel bemühte "Tanz um das goldene Kalb" hatte [auch] Deutschland hier blind gemacht). Nun aber ein "Schwarz-Weiß-Denken" zu unterstellen, wenn man dieses Regime jetzt doch mit Sanktionen für seine kriminellen Machenschaften straft, ist in letzter Konsequenz insofern eine unverantwortliche Selbstverleugnung, man steigt quasi mit geschlossenen Augen mit der Gottesanbeterin ins Bett und hofft, dass die Nacht gutgeht.

Schneemann
(21.11.2022, 12:52)lime schrieb: [ -> ]Warum immer dieses Schwarz-Weiß-Denken? Die Sanktionen sind ein Reinfall und schaden der EU wesentlich mehr als Rußland. Der prognostizierte Zusammenbruch der russ. Wirtschaft ist bisher nicht eingetroffen und nichts deutet darauf hin dass dieser in absehbarer Zeit noch stattfinden wird. Die russ. Wirtschaft hat sich umgestellt, in einigen Bereichen profitiert sie sogar durch die Sanktionen und in anderen machen eben nun China und Andere die guten Geschäfte. Was bringen diese Sanktionen am Ende effektiv also außer die Beruhigung des Gewissens?
Ähnlich einseitig wird die Flüchtlingsaufnahme aus der Ukraine betrachtet. Würde man diese einzig und allein in den Anrainerländern der Ukraine unterbringen und diese dabei finanziell usw. unterstützen wäre die Rückkehrbereitschaft insgesamt später einmal viel größer. So spielt man nur Putin in die Hände der sicherlich ein Interesse daran hat dass viele Ukrainer aus der Ostukraine nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Und die Chance darauf ist wesentlich höher wenn die Flüchtlinge erst einmal in Westeuropa privat und auch ökonomisch Fuß gefasst haben. Hinzu kommt dass die aktuelle Praxis finanziell wesentlich teurer kommt. Auch kann man doch auch mal hinterfragen warum Deutschland von den Anrainerstaaten abgesehen mehr ukr. Flüchtlinge aufgenommen hat als alle anderen westeuropäischen Staaten zusammen.
Dieses "alternativlos" hat die Ära Merkel geprägt und scheinbar hatte es einen enormen Erfolg in der deutschen Gesellschaft, was die Förderung des Schwarz-Weiß-Denkens angeht.

@lime,

wie kommst du zu diesen Aussaegn bzgl. der Wirkung oder Nicht-Wirkung der Saktionen. Was ist die Evidenz dafür?

Der Ost-Ausschuss der deutschen Wirtschaft hat dazu ganz aktuell eine gänzlich andere Meinung.
Quelle N-TV:
https://www.n-tv.de/wirtschaft/Ost-Aussc...31890.html
Der folgende von lime angeführte Punkt ist jetzt leider etwas unter gegangen und meiner Ansicht nach absolut richtig:

Zitat:Flüchtlingsaufnahme aus der Ukraine betrachtet. Würde man diese einzig und allein in den Anrainerländern der Ukraine unterbringen und diese dabei finanziell usw. unterstützen wäre die Rückkehrbereitschaft insgesamt später einmal viel größer. So spielt man nur Putin in die Hände der sicherlich ein Interesse daran hat dass viele Ukrainer aus der Ostukraine nie wieder in ihre Heimat zurückkehren. Und die Chance darauf ist wesentlich höher wenn die Flüchtlinge erst einmal in Westeuropa privat und auch ökonomisch Fuß gefasst haben. Hinzu kommt dass die aktuelle Praxis finanziell wesentlich teurer kommt.

Es nützt Russland die ukrainischen Flüchtlinge in dieser Anzahl in Deutschland aufzunehmen. Das sollte man dabei nicht einmal auf die Anrainerländer beschränken: Es müsste sogar darüber hinaus gehend alles dafür getan werden, dass die Ukrainer wenn möglich in der Westukraine versorgt werden - und damit die Ukraine erst gar nicht verlassen. Hier wird zu wenig investiert, während man gleichzeitig hierzulande zu viel für die Flüchtlinge aus der Ukraine ausgibt.

Zugleich könnte man so mit der gleichen Summe Geldes mehr Ukrainern substanziell helfen, weil die Kosten für die Versorgung dort wesentlich niedriger wären, als sie es hier sind.

PS: ich mag offenkundig keine Ukrainer, aber ich mag die Russen auch nicht. Wer mir hier Sympathien für Russland unterstellen will, dem kann ich nur erwiedern, dass ich bereits vor 20 Jahren den Krieg gegen Russland für unvermeidbar angesehen habe und man mich damals für diese Auffassung noch als Zitat: Geisteskrank bezeichnet hat. Schon um 2000 herum habe ich jedem der es hören wollte oder auch nicht hören wollte erklärt, dass irgendwann in den nächsten Jahren es zu kriegerischen Auseinandersetzungen in Osteuropa kommen wird und dass wir aufrüsten müssen um Russland konventionell abzuschrecken und im schlimmsten Fall militärisch schlagen zu können. Damals erklärte man Zitat: dass solche Wahnvorstellungen niemals Realität werden würden. Vielleicht leide ich ja auch an einem Kassandra Symptom und zweifelsohne habe ich mich auch öfter geirrt, aber beispielsweise habe ich auch schon 2001 erklärt, dass der Afghanistaneinsatz nur scheitern und komplett in die Hose gehen wird und auch hier im Forum habe ich seit ich angemeldet bin nichts anderes geschrieben und wurde damals (2004?) ebenfalls nur dafür ausgelacht. Das phantasierten manche Nutzer hier noch davon, dass Afghanistan eine Schweiz Zentralasiens werden würde und ähnlichen Unsinn.

Zurück zum Thema: wir müssen die Ukrainer aus Deutschland heraus halten. Mit den Ukrainern wird sich hier die ukrainische OK breit machen und werden für uns nur endlose Folgekosten entstehen. Aber noch über diese rein egoistische Betrachtung hinaus nützt die Aufnahme der Ukrainer hierzulande den Russen und noch darüber hinaus ist sie teurer als andere Möglichkeiten, weshalb mit dem gleichen Aufwand wesentlich mehr Menschen zugleich helfen könnte, statt nur der Auswahl welche über die Mittel und Wege verfügte hierher zu kommen.