Ich bin mir ehrlich gesagt nicht ganz sicher, aber ich werde langsam etwas misstrauisch, ob Bakhmut wirklich das ist, was man darstellt: D. h. eine relativ zweitklassige Stadt, die man mit großem Aufwand und unter hohen Verlusten gerade so noch vor den anstürmenden Russen halten kann? Aber ist das wirklich so?
Genau genommen kommen die Russen nur unter immensen Verlusten voran, und das sehr langsam und über Wochen und Monate hinweg. Es wirkt wie ein gezieltes Steuern der russischen Angriffe, ein Abnutzen der Reserven des Gegners, besonders seiner Wagnerianer, quasi wie wenn die Ukrainer Bakhmut zum Käsestück in der Falle herauspoliert haben.
Die Medien berichten relativ unisono vom Orlog Bakhmut, vom "killing field" etc. und vom verzweifelten Abwehrkampf (den mag es sicher geben). Aber darüber hinaus sind die Meldungen - mal vom einen oder anderen Politikerbesuch in Kiew abgesehen - recht rar geworden, wie das Schweigen im Walde. Oder das Schweigen vor dem Sturm? Was ich meine:
Ist Bakhmut vielleicht eine Falle? Es wird in letzter Zeit immer wieder vom Rumoren im Hintergrund berichtet, wonach es ggf. eine ukrainische Gegenoffensive geben könnte. Lenkt vielleicht dieser durchaus dramatische Kampf um Bakhmut gezielt ab von den Planungen im Hintergrund?
Auch was Quintus angesprochen hatte, ist interessant: Gegenangriffe. Aber dies passt nicht so ganz in das Gesamtbild, das man medial serviert bekommt. Die Ukrainer, so wurde berichtet, kämpfen quasi auf dem Zahnfleisch, die Munition ist knapp, die Russen wühlen sich mühsam voran, der Fall der Stadt stehe wohl bevor etc. pp. So zumindest fast immer die Meldungen. Und nun gibt es anscheinend Gegenangriffe im Stadtgebiet, teils vorgetragen mit M113 und aufgesessener Infanterie im Husarenritt (gibt da auch diverse Videos). Und die Angriffe sind auch nur punktuell, so als wie wenn man eine zuvor eingedrückte Verteidigungslinie nur eben wieder errichten will, damit die Russen wieder anrennen können und man sie weiter hinhalten kann. Für eine anscheinend derart abgekämpfte Truppe ist das recht bemerkenswert.
Wenn ich versuche, meine Glaskugel abzustauben...
1. Bakhmut ist eine Falle, sie soll die Russen abnutzen, ablenken und binden.
2. Die Ukrainer sind nicht so schwach, wie man teils gemeldet bekommt, darauf weisen recht gezielte und begrenzte Gegenangriffe hin. Aber es wird suggeriert, sie stünden vor dem Kollaps.
3. Bakhmut soll alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, um von den Vorbereitungen für eine Gegenoffensive abzulenken.
4. Die sonst relativ berichtfreudigen Ukrainer sind ungewöhnlich verschwiegen derzeit.
5. Es gibt nicht nur lokale Gegenangriffe, sondern auch Aktionen im russischen Hinterland.
Dazu auch:
Zitat:Explosionen auf der Krim
"Angriffe sind Vorbereitung auf Frühjahrsoffensive"
Mehrere Explosionen erschüttern in der Nacht die Krim. Der Ukraine zufolge wurden dabei russische Hyperschallraketen am Eisenbahnknotenpunkt Dschankoj zerstört. Für Russland ist das ein empfindlicher Schlag in die Magengrube, sagt Sicherheitsexperte Gerhard Mangott im Interview mit ntv.de. Ukraine verfüge über Drohnen, die Russlands Nachschublinien nachhaltig stören könnten. Seiner Meinung nach sind die Angriffe eine Vorbereitung auf die angekündigte Frühjahrsoffensive der Ukraine. [...]
ntv.de: Über den Eisenbahnknotenpunkt Dschankoj auf der Halbinsel liefert das russische Militär Nachschub für die Krim, darunter Raketen für die Schwarzmeerflotte. Was bedeutet das für die Russen, wenn diese Eisenbahnschienen zerstört würden? [...]
Mangott: Es handelt sich bei dieser Eisenbahnlinie um eine sehr wichtige Nachschublinie für Russland, sowohl für Truppen als auch für Geräte und Munition. Würde diese Eisenbahnlinie nachhaltig beschädigt, würde das Russland wehtun, keine Frage. [...]
https://www.n-tv.de/politik/Angriffe-sin...00787.html
Insofern: Möglich, dass Bakhmut nur eine Ablenkung ist und wir in den nächsten Wochen eine Überraschung erleben werden (und die Russen auch).
Schneemann