Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Russland vs. Ukraine
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(01.04.2023, 21:39)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die EU ist im Vergleich zur NATO ein wesentlich engeres Militärbündnis, entsprechend befände sich auf der Stelle die gesamte EU im vollumfänglichen Krieg mit Russland. Eine Kriegserklärung Russlands nur gegen Deutschland ist damit gar nicht möglich, es wäre sofort ein Krieg der gesamten EU gegen Russland.

Es ging Schaddedanz doch wohl eher um das höchst theoretische Konstrukt, dass Russland erklärt, von Deutschland angegriffen worden zu sein, wodurch die NATO- und EU-Partner ebenso theoretisch erklären könnten, es läge kein Bündnisfall vor.

Rein praktisch gesehen dürfte der Unterscheid zwischen EU- und NATO-Bündnisfall kaum reale Konsequenzen haben, eben weil ein Eingreifen eh mehr von politischem Willen abhängt als von konkreten Bündnisverpflichtungen. Die USA werden immer nach eigenem Ermessen entscheiden, ob sie an einem europäischen Konflikt teilnehmen oder nicht und die EU wird immer geschlossen ihre Außengrenzen verteidigen, zumindest gegen militärische Angriffe.
Das erscheint aber als ein sehr theoretisches Konstrukt, vor allem wenn man bedenkt, dass wir hier jetzt einen T-72 sehen, auf den irgendein Ukrainer was darauf gemalt oder geklebt hat. Dass seit Sommer letzten Jahres PzH 2000 und Geparden in der Ukraine herumfuhrwerken, scheint da nach neun Monaten Einsatz von eben diesen Systemen (und ich will gar nicht wissen, was da alles darauf gemalt wurde) anscheinend keine Rolle zu spielen.

D. h. nun nicht, dass nicht doch irgendwann ein "ukrainischer" Marder oder Leopard auf einem Bild auftauchen könnte, wo man ein eisernes Kreuz oder einen Totenkopf sieht, aber davon nun einen theoretischen Kriegseintritt Russlands gegen Deutschland ableiten zu wollen, wäre äußerst unlogisch. Denn dann könnte Russland vermutlich mit derart scheinheiligen Begründungen dem halben Planeten den Krieg erklären. Die geographischen Probleme wurden ferner hier schon erörtert.

Außerdem sollte man anmerken, dass dieses Aufpinseln von weißen Kreuzen oder Balkenkreuzen auf Panzer keine sonderlich clevere Idee ist - und ich vermute deswegen, dass dieses "Phänomen" auch bald wieder verschwindet oder sich nur auf sehr, sehr wenige Fahrzeuge beschränken wird. Der hier schon angesprochene Polenfeldzug von 1939, wo deutsche Panzer eben u. a. solche aufgemalten Kreuze führten, ist hierfür übrigens das beste Beispiel. Diese strahlend weiß auf den Panzern aufgemalten Kreuze hatten nämlich einen kleinen Nebeneffekt: Die Polen nutzten sie (unfairerweise Angel) als Ziel- und Vorhaltepunkte für ihre eh recht schwache Panzerabwehr und ihrer Panzerbüchsenschützen. In der Folge verschwanden diese Kreuze in der Versenkung und wurden deutscherseits entweder durch kleine Kreuze mit dünnen weißen Rändern und schwarzer Füllung oder durch kaum sichtbare und angedeutete Linien, die auch recht klein waren, ersetzt.

Insofern glaube ich, dass diese riesigen Kreuze bei den Ukrainern nicht allzu sehr um sich greifen werden.

Schneemann
(02.04.2023, 06:38)Schneemann schrieb: [ -> ]... PzH 2000 und Geparden in der Ukraine herumfuhrwerken, scheint da nach neun Monaten Einsatz von eben diesen Systemen (und ich will gar nicht wissen, was da alles darauf gemalt wurde) anscheinend keine Rolle zu spielen.

Beides operiert selbst bei Offensiven außerhalb der Sichtweite der Infanterie und die wird gebraucht um aus simplen weißen Kreuzen eine gut gemachte Lüge zu bauen. Den die in der Offensive verwundeten Soldaten sind Zeugen welche die Geschichte verbreiten. Panzerbesatzungen würden auch gehen, deren Überlebenschance sind aber zu gering.
Das einzige worauf man achten muss in diesem Lügenkonstrukt, die verwundeten Soldaten müssen entkommen. Bei Kriegsgefangenen ist die ganze Mühe umsonst, den die wurden ja in der Kriegsgefangenschaft indoktriniert, die Ausrede der BRD Wink

(02.04.2023, 06:38)Schneemann schrieb: [ -> ]... vermutlich mit derart scheinheiligen Begründungen dem halben Planeten den Krieg erklären. Die geographischen Probleme wurden ferner hier schon erörtert.

Ja, könnten Sie. Nur mal so, wie viele, wie gute, Bilder von was, waren noch gleich die Begründung vor der UN um 2003 in den Irak einzumarschieren?

(02.04.2023, 06:38)Schneemann schrieb: [ -> ]... verschwanden diese Kreuze in der Versenkung und wurden deutscherseits entweder durch kleine Kreuze mit dünnen weißen Rändern und schwarzer Füllung

Wie lange und wie viele schwarze Farbdosen braucht man um ein ganz weißes Kreuz auf einen weißen Rand zu reduzieren?
Auf welche Entfernung lässt sich ein solches nachträglich reduziertes weißes kreuz vom Original Eisernen Kreuz auf Deutschen Panzern unterscheiden wen beides die gleichen Baumuster sind? 10, 50, 100, 200m?

Bei Film und Foto aufnahmen, ist der wichtigste Grundsatz da wichtigste was vermittelt werden soll ist im Zentrum der Aufnahme.

Jetzt, dieses Video anschauen und dann die nachstehende Fragen beantworten: https://www.youtube.com/shorts/AbM-4hEWDAU

1. Wie lange ist das weiße Deutsche Kreuz im Zentrum des Bildes zu sehen (ungefährer Prozentanteil am Gesamtvideo)?
2. Wurde auf das Zeichen gezoomt, obwohl Personen im Video zu sehen sind (diese also bewusst ausgeblendet)?
3. Welche anderen konflikttypischen Hoheitsmarkierungen werden gezeigt (Fahnen, Armbänder aus Klebeband in Landesfarben, Aufkleber der Landesflagge)?

(02.04.2023, 13:17)Schaddedanz schrieb: [ -> ]Jetzt, dieses Video anschauen und dann ...

Hier ergeben die Fragen z.B. ein Ganz anderes Bild und das weiße Kreuz ist als Truppensymbol OK https://www.youtube.com/shorts/Tf2IZqyqFEE
@Schaddedanz
Zitat:Beides operiert selbst bei Offensiven außerhalb der Sichtweite der Infanterie und die wird gebraucht um aus simplen weißen Kreuzen eine gut gemachte Lüge zu bauen. Den die in der Offensive verwundeten Soldaten sind Zeugen welche die Geschichte verbreiten. Panzerbesatzungen würden auch gehen, deren Überlebenschance sind aber zu gering.
Das einzige worauf man achten muss in diesem Lügenkonstrukt, die verwundeten Soldaten müssen entkommen. [...]
Deine Angst hier ist unbegründet. D. h. nicht, dass es ein solches Propagandakonstrukt der Russen nicht geben kann, aber deine Beweiskette ist zwar nicht falsch, sondern schlicht überflüssig. (Mit "überflüssig" meine ich nicht deine Befürchtungen, sondern die Vorgehensweise.)

Denn: Wenn ich eine solche Propagandakampagne entfesseln wöllte, dann bedarf es dazu keines einarmigen Handstandes auf dem Schlachtfeld und keiner Soldaten, die halb gefangen genommen, halb entkommen oder halbwegs oder nur ein bisschen verwundet sind etc. pp.

Sondern dann klaue ich mir ein paar nette Bilder von einem ukrainischen T-72 - oder vielleicht sogar einem Leopard - aus dem Internet (und da dürfte man bei entsprechender Suche durchaus fündig werden) mit einem weißen Balkenkreuz, schnappe mir ein paar arme "Schweine" von Wagner, haue denen im Hinterhof den Kopf blutig, setze sie vor die Kamera und lasse sie - während außerhalb der Kamera ein FSB-Mann mit der 9-mm-Vektor steht, um Überzeugungskraft auszustrahlen - mit verquollenem Gesicht brav erzählen, sie seien von "deutschen Panzern" angegriffen worden. Dann spiele ich die Panzerbilder ein, durchmische sie mit s/w-Bildern von Opfern aus deutschen KZs von 1945 und intoniere vielleicht noch als Hintergrundmusik Liszts Les Préludes. Und das Video verbreite ich dann über soziale Netzwerke und einen Tag später offiziell übers Staats-TV. Fertig ist die Kampagne.
Zitat:Wie lange und wie viele schwarze Farbdosen braucht man um ein ganz weißes Kreuz auf einen weißen Rand zu reduzieren?
Auf welche Entfernung lässt sich ein solches nachträglich reduziertes weißes kreuz vom Original Eisernen Kreuz auf Deutschen Panzern unterscheiden wen beides die gleichen Baumuster sind? 10, 50, 100, 200m?
Die Frage ist genau genommen irrelevant. Kein Mensch wird in einem solchen Fall Farbdosen zählen. Und selbst auf aktuellen Leopard 2 der Bundeswehr sieht man das eiserne Kreuz nicht immer, wenn die Fahrzeuge entsprechend abgetarnt sind und wie rollende Ginsterbüsche daherkommen. Übrigens trifft das auch auf viele deutsche Panzer im Zweiten Weltkrieg zu, v. a. in den letzten Kriegsjahren, als die Luftbedrohung entsprechend stark war.

Schneemann
Eine seltsame Geschichte...
Zitat:Leaked Pentagon documents provide rare window into depth of US intelligence on allies and foes

(CNN) — Highly classified Pentagon documents leaked online in recent weeks have provided a rare window into how the US spies on allies and foes alike, deeply rattling US officials, who fear the revelations could jeopardize sensitive sources and compromise important foreign relationships. Some of the documents, which US officials say are authentic, expose the extent of US eavesdropping on key allies, including South Korea, Israel and Ukraine.

Others reveal the degree to which the US has penetrated the Russian Ministry of Defense and the Russian mercenary organization Wagner Group, largely through intercepted communications and human sources, which could now be cut off or put in danger. Still others divulge key weaknesses in Ukrainian weaponry, air defense, and battalion sizes and readiness at a critical point in the war, as Ukrainian forces gear up to launch a counteroffensive against the Russians – and just as the US and Ukraine have begun to develop a more mutually trusting relationship over intelligence-sharing.

Ukraine has already altered some of its military plans because of the leak, a source close to Ukrainian President Volodymyr Zelensky told CNN. [...] “The Department of Defense continues to review and assess the validity of the photographed documents that are circulating on social media sites and that appear to contain sensitive and highly classified material,” Singh said in a statement. “An interagency effort has been stood up, focused on assessing the impact these photographed documents could have on U.S. national security and on our Allies and partners.” [...] The documents appeared online last month on the social media platform Discord, according to screenshots of the posts reviewed by CNN. The posts are photos of crumpled documents laid on top of magazines and surrounded by other random objects, such as zip-close bags and Gorilla Glue. It is as if they had been hastily folded up and shoved into a pocket before being removed from a secure location, a source familiar with these kinds of documents told CNN. [...]

One document reveals that the US has been spying on Zelensky. That is unsurprising, said the source close to Zelensky, but Ukrainian officials are deeply frustrated about the leak. The US intelligence report, which is sourced to signals intelligence, says that Zelensky in late February “suggested striking Russian deployment locations in Russia’s Rostov Oblast” using unmanned aerial vehicles, since Ukraine does not have long-range weapons capable of reaching that far. [...]

Mykhailo Podolyak, the adviser to the head of the Office of the President of Ukraine, said on his Telegram channel Friday that he believes the documents that have been disseminated are inauthentic, have “nothing to do with Ukraine’s real plans” and are based on “a large amount of fictitious information” disseminated by Russia.
https://edition.cnn.com/2023/04/09/polit...index.html

Wie man es auch dreht und wendet, die Geschichte bleibt konfus. Zumal es zwei recht eng aufeinander folgende Leaks gab. Gut möglich, dass der erste Teil der veröffentlichen Dokumente durchaus echt ist - und dass die Ukrainer auch ihre Probleme haben, dürfte sicher jedem klar sein -, aber dass die zweite Veröffentlichung eine Art Gegenmaßnahme darstellt, um den Schaden einzudämmen. Zumindest würde ich es so machen, wäre ich ein US-Geheimdienstler...

Bedeutet also, dass die ersten Veröffentlichungen natürlich irgendwo ärgerlich sind und tatsächlich korrekte Inhalten haben könnten, aber da man relativ wenig dagegen tun (außer medial dagegen anzureden) und sie auch nicht mehr wieder "einfangen" kann, veröffentlicht man selbst eine zweite Charge mit inkorrekten Inhalten und empört sich öffentlich-medial über die "neuerlichen Leaks". Ganz kann man den Schaden zwar so nicht abfedern, aber wenigstens kann man die erste Charge der Veröffentlichungen so etwas einnebeln - und so auch den Russen den Wind aus den Segeln nehmen. Und im Hintergrund sollte man bitte rasch herausfinden, wo das Leck besteht..

Schneemann
Die Kreuze sind ja nun schon seit einem Dreiviertel Jahr überall zu sehen .
Da die russen schon kreise, V und Z hatten, wären Symbole mit "schrägen" Elementen leichter zu verwechseln gewesen. Ein Quadrat könnte man von weitem leicht als Kreis interpretieren, vor allem auf unebenen Oberflächen.

Ein Kreuz ist da rein optisch schon anders. Insofern gehe ich mal einfach davon aus das es um Erkennung der eigenen Teile geht.
Zur Munitionsproblematik, die mehr oder minder beide Seiten betrifft, und zur Gerüchteküche um eine möglicherweise sich abzeichnende ukrainische Frühjahrsoffensive (wobei ich hier immer noch der Meinung bin, dass diese Abnutzungstaktik um Bakhmut nur das Ziel der Verzögerung hat und man seitens der Ukrainer hier den Russen eine Art Falle stellen will, damit sie möglichst lange nach dem Käsestück schnappen und sich dabei verzetteln bzw. die restlichen Entwicklungen nur peripher gewichten):
Zitat:Ukraine Situation Report: Both Sides Rationing Shells Ahead Of Kyiv’s Counteroffensive

Although shelling continues, artillery units are saving rounds they expect to desperately need sooner rather than later. [...]

Artillery units on both sides of the line, despite the continued duels, are reportedly dialing back fire missions to save up ammunition for the long-awaited Ukrainian counteroffensive. Russian milblogger Alexander Khodakovsky claims that those Russian units not involved in ongoing offensives have had ammunition supplies seriously curtailed. Khodakovsky attributed the rationing to concerns about the potential offensive. [...]

At the same time, a frontline account from The Washington Post highlighted Ukrainian artillery crews similarly conserving shells. While embedded with an artillery platoon in Ukraine’s 56th Motorized Brigade, Isabelle Khurshudyan and Kamila Hrabchuk reported the unit’s 152mm howitzers used to fire more than 20-30 shells a day. That number has dwindled to fewer than three. [...] The nearby units equipped with NATO 155mm caliber guns are reportedly facing less of a shortage than the Warsaw Pact-era guns. Citing an anonymous Ukrainian military official, the report claimed Ukraine is still firing 7,700 shells a day. Russian shelling reportedly dwarfs even that figure. Ukraine’s incredible artillery consumption remains a concern for NATO as Western production lines struggle to keep supplies moving. [...] Each day that the Ukrainian ground firms draws the counteroffensive nearer. These are the latest signs that even as the battle for Bakhmut grinds on, Ukraine and Russia are looking ahead to the next major engagement.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...roffensive

Bezüglich der Munitionslage und der geleakten Dokumente - wobei ich persönlich diese Dokumente bzw. die Leaks für wenig belastbar halte und hier durchaus auch ein geheimdienstliches Manöver für möglich halte - noch eine Information, die auf russische Versuche hindeuten kann, dass man überall versucht Munition aufzutreiben...
Zitat:40.000 Sprengkörper aus Ägypten?

Pentagon-Leaks: US-Verbündeter wollte Russland Raketen liefern

Berichte über Munitionsmangel in Russlands Angriffskrieg sind nichts Neues: Mit Ägypten soll der Kreml US-Geheimdienstdokumenten zufolge einen neuen Lieferanten für Raketen gefunden haben. Allerdings kann laut US-Regierungsbeamten die Echtheit der Dokumente nicht garantiert werden. [...] Der ägyptische Präsident Abdel Fatah El-Sisi hat demnach kürzlich angewiesen, bis zu 40.000 Raketen zu produzieren, die heimlich nach Russland geliefert werden sollen. Das berichtet die "Washington Post". Ägypten zählt zu den engsten Verbündeten der USA im Nahen Osten, über Jahre hatte die US-Regierung Milliarden Dollar als Militärhilfe bereitgestellt. [...]

Auf die Dokumente angesprochen, erklärte der ägyptische Botschafter, Ahmed Abu Zeid, sein Land werde weiterhin zu beiden Seiten die gleiche Distanz wahren und die UN-Charta unterstützen. "Wir fordern beide Parteien weiterhin auf, die Feindseligkeiten einzustellen und eine politische Lösung durch Verhandlungen zu erreichen", sagte er. [...]

Moskau und Kairo haben in letzter Zeit mehrere bedeutende Verträge abgeschlossen, darunter ein Abkommen, das Russland in diesem Jahr zum Bau einer großen Eisenbahnproduktion in Ägypten verpflichtete. Zudem hatte Rosatom, das staatliche russische Atomenergieunternehmen, im vergangenen Jahr mit dem Bau des ersten ägyptischen Kernkraftwerks begonnen.
https://www.n-tv.de/politik/Pentagon-Lea...44015.html

Abschließend: Im Kontext der "strategischen" russischen Drohnen- und Raketenoffensive gegen die ukrainische Energieinfrastruktur wurde des öfteren gemutmaßt, dass das ukrainische Energieversorgungsnetz dem Zusammenbruch entgegen sehen würde. Ich hatte diese Meldungen über die "verheerenden Wirkungen" der russischen Angriffe stets als etwas überzeichnet betrachtet (meine Meinung hierzu ist auf den vorangegangenen Seiten zu entdecken) und darauf hingewiesen, dass man die Regenerierungsbefähigungen der Ukrainer nicht unterschätzen sollte.

Und derzeit scheint Kiew sogar wieder den Export von Strom vorzubereiten (was nun nicht bedeuten muss, dass man die Exporte nicht wiederum einschränken müsste, sollten z. B. im Rahmen einer Frühjahrsoffensive wieder Angriffe auf das Energienetz geschehen):
Zitat:Ukraine able to resume electricity exports after six-month gap - minister

April 7 (Reuters) - Ukraine can now resume exporting electricity after a six-month gap, given the success of repairs carried out after repeated Russian attacks, Energy Minister Herman Halushchenko said on Friday. Last October, Ukraine halted exports of electricity to the European Union - its main export market for energy since the war began - following Russia strikes on energy infrastructure. [...]

"The next step is to resume electricity exports, which will allow us to attract additional financial resources for the necessary reconstruction of destroyed and damaged electricity infrastructure," he continued. Halushchenko - thanking engineers and international partners for the "titanic work" they had done to repair the system - said he had signed an executive document allowing electricity exports to restart, given the surplus of domestic supply. [...] "Electricity exports will continue to operate provided Ukrainian consumers are supplied with electricity - and may be suspended if the situation changes," said Halushchenko.
https://www.reuters.com/business/energy/...023-04-07/

Schneemann
Nur zum Thema Munitionsknappheit:

Zitat: Ukraine will soon be dependent on what the American and European arms industries can manufacture (...). Currently, America can make about 180.000 155mm shells a year, while Europe, according to Bastian Giegerich of the International Institute for Strategic Studies, a think tank, produced about 300.000 last year. All told, that amounts to barely three months consumption for Ukraine.
Aus: The Economist, 25.02.-03.03.23, Seite 22

Ich erinnere mich dunkel, dass beim letzten großen Unterstützungspaket der USA im letzten Jahr für die Ukraine auch von 800.000 Granaten die Rede war. Unterstellen wir aber einen täglichen Verbrauch von 6.000-8.000 Granaten, dann reichen diese 800.000 155mm Granaten sicherlich nicht länger als 150 oder 200 Tage, abhängig davon, wie inzwischen die Aufteilung des ukrainischen Arsenals in sowjetische und NATO Kaliber ausfällt. Zumindest würde dies logischerweise auch dazu passen, dass die NATO-Kaliber Geschütze noch eher weiterfeuern können als die sowjetischen Kaliber. Bei letzten müssten die ukrainischen Lager, die Beutebestände aus den Offensiven um Charkow/Kupiansk und Cherson, wie auch die osteuropäischen Lieferungen allmählich zur Neige gegangen sein.
Wenn man aber die aktuell verfügbaren industriellen Kapazitäten in den USA und Europa sieht, dann dürfte nach den US-amerikanischen Lieferungen der 800.000 Granaten allmählich auch im Westen der Mangel in den Lagervorräten regieren und spätestens in Richtung auf Frühjahr oder Sommer auch der jetzt schon herrschende Mangel bei den sowjetischen Kalibern auch bei den NATO-Kalibern um sich greifen. Wie der Economist schreibt, die Ukraine verschießt in 3 Monaten die Jahresproduktion von USA und EU.
Da wartet in absehbarer Zeit leider ein tiefer Abgrund für die Ukraine und die ukrainischen Streitkräfte, sollte nicht schnell die Produktion hochgefahren werden oder Länder wie Südkorea überzeugt werden, doch Munition zu liefern.
Laut Busniss Insider hat die Bundeswehr ca 9000 Schuss SmartArt 155 auf Lager. Ab 2027 will man wohl weitere 10000 Schuss kaufen für einen Preis von 810 mio . Bis 2027 sind noch mal 102 mio Euro eingeplant.
Dann haben wir ja zumindest irgendwann nach dem Jahr 2027 endlich den üblichen Wochenverbrauch in der Ukraine auf Lager .....
Liegen jemandem Infos über die geflogenen Einsätze und die Erfolgsquote der Su-34 Fullback vor?
Stückpreis von 80000 ist schon eine Ansage .
Zitat:Liegen jemandem Infos über die geflogenen Einsätze und die Erfolgsquote der Su-34 Fullback vor?
Das ist ziemlich schwierig sicher zu determinieren. Was man halbwegs sicher sagen kann, ist, dass die Zahl der Einsätze dieses Musters seit grob Oktober 2022 rückläufig sind. Ob das nun aber daran liegt, dass man Reorganisationen vornimmt, lieber Drohnen und Marschflugkörper verschießt oder im rückwärtigen Gebiet neue Einsatztechniken übt (die Einsätze in der ersten Zeit des Ukrainekrieges - sofern man Videos findet - waren fast immer recht normale "bombing runs"), muss abgewartet werden.

Sehr wahrscheinlich spielen die recht hohen Verluste bei diesem doch durchaus teuren Typ eine gewisse Rolle (vermutl. 19 Abschüsse und vier bis fünf "non-combat losses" seit Kriegsbeginn), grob hat man wohl ein Sechstel des Bestandes seit Februar 2022 verloren. Und dies sind natürlich schon Verluste, die sich "bemerkbar" machen bzw. schmerzhaft sind. Bzgl. einer "Erfolgsquote" (wobei die Frage wäre, was damit genau gemeint sein soll - vermutl. abgeschlossene Einsätze?) kann ich leider keine Aussagen treffen, da ich dazu keine Informationen finden kann.

Was interessant ist, wenn die Meldungen stimmen, ist, dass aktuell die Su-34 in der östlichen Ukraine gelegentlich im Doppelpäckchen mit Su-25 auftauchen - d. h. die Su-25 übernimmt den unmittelbaren CAS dicht über dem Boden, während die Su-34 auf Höhe bleibt und nur bei Bedarf eingreift bzw. dann eingreift, wenn sich die Luftverteidigung gezeigt hat, um die Su-25 zu bekämpfen. Ob diese Taktik erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten - in jedem Fall dürften allerdings die Su-25-Verluste steigen, während jene bei den Su-34 überschaubar bleiben dürften. Möglicherweise ist diese Taktik allerdings aus der Not (infolge des Fehlens eines belastbaren SEAD-Konzeptes) geboren, man opfert quasi die "billigeren" Maschinen, nötigt die Ukrainer zum Verfeuern ihrer Luftabwehrbestände bzw. dünnt diese so aus und hält zudem die Su-34 auf halbwegs sicherer Distanz.

Schneemann
Danke Dir Schneemann. Die Su-34 hat wohl nach wie vor durchschnittlich etwa 140 Sorties täglich, zumindest wenn ich meiner Quelle glauben darf. Die anfänglichen Erfolge dieses Typs sind durch den hohen prozentualen Verlust wohl signifikant zurückgegangen. Wobei die Verluste in Relation von knapp 1000 Sorties pro Woche doch vergleichsweise gering sind. Die 4-5 außerhalb von Kampfhandlungen verloren Maschinen bekräftigen die personelle Ermüdung und technischen Verschleiß. Die Rückbesinnung auf die Frogfoot ist mir neu und dies bestätigt allgemein den Abwärtstrend.

Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn und bis vor einigen Monaten der festen Überzeugung gewesen bin, dass die Fullback der Gamechanger in diesem Konflikt ist, da es ein wahnsinnig gutes und potentes Flugzeug ist.

Mit Erfolgsquote meine ich die effektive Zerstörung militärischen Geräts der Ukraine.
Dafür ist die russische OODA Loop zu behäbig. Die größten Erfolge scheint diesbezüglich Lancet zu haben - und auch halt nur, weil die ukrainische Nahbereichsabwehr völlig unzureichend ist.