Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Zur sogenannten "Wagner-Linie" - und zur Rekrutierungspraxis dieser Söldnergruppe:
Zitat:+++ 08:01 Söldner-Chef Prigoschin will "Wagner-Verteidigungslinie" errichten +++

Der Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin hat jüngst eingeräumt, dass auch Häftlinge und Männer mit schweren Erkrankungen, etwa HIV oder Hepatitis C, in die Söldnertruppe aufgenommen werden. Laut britischem Geheimdienst könnte dies mit Plänen zusammenhängen, wonach Prigoschin in der Ostukraine eine 200 Kilometer lange "Wagner-Verteidgungslinie" errichten will.

Um dies zu erreichen, benötige Prigoschin sehr viele Männer. "Die Aufnahme von Gefangenen mit ernsthaften medizinischen Problemen unterstreicht den Ansatz, der Quantität über Erfahrung oder Qualität stellt", schreibt das britische Verteidigungsministerium in seinem täglichen Briefing. In früheren Konflikten habe die Wagner-Gruppe stets hohe Standards an die Rekrutierung neuer Kämpfer gestellt. Viele seien früher Berufssoldaten gewesen. Dies habe sich mit dem Ukraine-Krieg geändert.
https://www.n-tv.de/politik/10-17-Russla...43824.html

Darüber hinaus gibt es Streit über den Getreideexport-Deal. Angeblich wurde bei einem Angriff (mit Drohnen?) auf Schiffe der Schwarzmeerflotte der Minensucher Ivan Golubetz, ein ziemlich schrottreifer Kolcher aus dem Jahr 1973, beschädigt - also kein großartiger Ausfall für die Schwarzmeerflotte. Dennoch nimmt Moskau diesen Vorfall, den es als "Terrorangriff auf den Hafen Sewastopol" bezeichnet, zum Anlass, die Getreideexporte auszusetzen und beschuldigt zugleich einerseits die Ukraine des Bruches des Abkommens, andererseits wirft man auch den Briten vor, sie seien in diese Attacke - die bislang noch ziemlich ungeklärt ist - involviert gewesen.
Zitat:Krieg gegen die Ukraine [...]

Russland blockiert Getreideexporte aus der Ukraine wieder, doch die Vereinten Nationen geben die Hoffnung auf einen Erhalt der Vereinbarung über die Schiffstransporte nicht auf. «Wir stehen mit den russischen Behörden in dieser Sache in Kontakt», sagte ein UN-Sprecher gestern in New York. [...]

Moskau setzte seine Zustimmung zu den Exporten gestern aus nach Drohnenangriffen auf Schiffe der Schwarzmeerflotte in Sewastopol. Moskau verschärfe damit den Hunger in Welt, sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj. Er forderte einen Ausschluss Russlands aus der Zwanzigergruppe großer Industrie- und Schwellenländer (G20). [...]

Über die Aussetzung des Getreideabkommens informierte Russland offiziell UN-Generalsekretär António Guterres. Wegen Drohnenangriffen auf russische Schiffe aus dem geschützten Korridor im Schwarzen Meer könne Russland «die Sicherheit von zivilen Schiffen, die im Rahmen der oben genannten Initiative reisen, nicht garantieren», schrieb der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja an Guterres. [...]

Wegen der Angriffe setze Moskau das Abkommen vom Juli «auf unbestimmte Zeit» aus. Zudem beantragte Russland in der Angelegenheit eine Sitzung des UN-Sicherheitsrates für Montag, wie aus Kreisen des mächtigsten Gremiums der Vereinten Nationen verlautete. Der Getreidedeal war zunächst für vier Monate bis November geschlossen worden. Moskau hatte das Abkommen zuletzt immer wieder kritisiert, weil es sich durch Sanktionen des Westens im Zuge seines Krieges gegen die Ukraine bei den eigenen Getreideexporten ausgebremst sieht.
https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa...23964.html

Wobei man dazu vielleicht anmerken sollte, dass Herr Nebensja es leider übersehen hat, dass z. B. die anscheinend betroffene Ivan Golubetz sich zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Angriffs laut Tracking nicht mal ansatzweise in der Nähe der laut Abkommen geschützten Getreidekorridore befunden hatte - wenn man mal annehmen möchte, dass die Ukrainer gemeinsam mit den Briten eine derartige Operation durchziehen, um einen "hochgefährlichen", 50 Jahre alten Minensucher leicht zu beschädigen...

Schneemann
Die ganze Aktkion im Hafen von Sewastopol könnte sehr leicht auch eine Schwarze Flagge Operation der Russen selbst gewesen sein, um exakt dieses Ergebnis - die Sperrung der Getreidelieferungen - zu erzielen.

Allgemein:

Wenn man sich mal vor Augen führt, dass die Ukrainer inzwsichen mehr als doppelt so viele Kampfpanzer erbeutet haben, wie die Bundeswehr überhaupt besitzt, sollte klar werden, dass die russische Armee in weiten Teilen de facto eine Art Kampfverweigerung betreibt. So unfähig und feige kann niemand sein, dass derartige Zahlen zustande kommen, dass hat in großen Teilen sicher System und man gibt einfach auf ohne überhaupt ernsthaft zu kämpfen und lässt die Fahrzeuge einfach stehen.

Ganz viele dieser Panzer sind nachweislich ohne jede Not, teilweise abseits der Kämpfe, auch mit vollem Tank und Munition zurück gelassen worden. Das zeigt meiner Ansicht nach klar auf, wie es um die Moral der russischen Truppen welche an der Front sind bestellt ist.

Zitat:According to information published on Social Networks, the Ukrainian armed forces would have captured around 500 Russian Main Battle tanks (MBTs) including T-62M, T-62MV, T-64A, T-64BV, t-72A, T-72AV, T-72B, T-72B3, T-72-B3M, T-80BV, T-80 BVK, T-80U, T-80BVM, T-90A, and T-90M. Ukraine's army will be able now to form one T-62 tank battalion.

Im übrigen sind auch die noch viel zahlreicheren Panzerwracks oft immer noch eine wertvolle Quelle von Ersatzteilen für die Ukrainer.
(30.10.2022, 13:08)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Im übrigen sind auch die noch viel zahlreicheren Panzerwracks oft immer noch eine wertvolle Quelle von Ersatzteilen für die Ukrainer.

So wird man auch die eingelagerten T-72 sehen müssen: Ersatzteillager. Man hatte sich ja vor dem Krieg auf den Betrieb des T-64 konzentriert und die T-72 größtenteils eingelagert. Die werden wohl nicht für mehr als Ersatzteilspender taugen, aber mit dem laufenden Zustrom von T72 aus Ost und West in die Hände der Ukrainer, ist das ja keine schlechte Option. Nach dem Krieg kann man dann mal ausmisten und verschrotten, was übrig geblieben ist. Denn was in diesem Konflikt nicht aktiviert wird, dürfte es wohl auch später nicht mehr werden.
Bei den T-64 könnte es schon eher Sinn ergeben, diese - falls nicht schon geschehen - so weit wie irgendwie möglich noch zu reaktivieren, eben weil man dieses Modell fortwährend selbst modernisiert hat.

Insgesamt sehe ich aber in der Ukraine keine Zukunft mehr für das Prinzip des Einlagerns von Sowjetgerät. Was noch zu gebrauchen ist wird jetzt aktiviert und eingesetzt. Und wenn der Krieg mal endet, dann bleibt das Gerät der Reserve und muss aber auch entsprechend unterhalten und beübt werden. Man wird so schnell nicht in einen Friedenszustand gelangen, in dem man es sich erlauben kann, einsatzfähiges Gerät in die Langzeitlagerung zu überführen.
@Quintus und Schneemann: Danke für die erhellende Antwort. Ich habe hier immer mitgelesen und natürlich auch die Meldungen verfolgt, aber letztendlich immer gedacht, dass da doch noch "was gehen" muss.

Was die Ukrainer angeht:

Schlechte Lagerung und Korruption waren und sind ja hüben wie drüben immer ein massives Problem. Aber das ist wirklich erschreckend. Letztendlich sehen die gezeigten Einheiten mehr danach aus, dass man bestenfalls noch Wanne und Turm nutzen kann. Eventuell kann man noch den Rost von der Kette fahren, aber ansonsten sieht es aus, als seien alle Einzelteile jenseits der Grundstruktur rott oder ausgebaut. Zumal ja meistens dieselben Teile zuerst hin bzw. für Diebe attraktiv sind, sodass man vermutlich nicht allzu oft aus mehreren Kranken einen Gesunden machen kann. Und das mit einer zerbombten Rüstungsindustrie.

Was die Russen angeht:

Die bisherigen Zahlen bei der allgemeinen Lagerhaltung, die ich hatte, gingen von realen Beständen von 25 bis 75 Prozent aus. Im Fall der Panzer gab es auch einen kolportierten Fall von einem realen Klarstand von 10 Prozent, wobei es unklar war, ob bei eingelagertem Material oder aktive Einheiten.

Aber letztendlich wären 10 Prozent bei 10.000 Panzern immer noch 1000 Einheiten. Aber zwei Prozent bedeuten im Klartext, dass Russland wohl kaum noch nennenswerte Reserven hat. Hinzu kommt die geringe Leistungsfähigkeit der russischen Rüstungsindustrie. Selbst wenn man das angenommene Maximum von 200 neue MBTs pro Jahr für gegeben annimmt, ist es erbärmlich wenig. Und dazu müsste der "gute" Teil der chinesischen Mikrochips auch ihren Weg in die Rüstungsindustrie finden.

Russlands Strategie den Gegner langfristig mit Quantität statt Qualität zu schlagen, kann somit kaum aufgehen, denn auch die Russen brauchen Material zum Kämpfen.

@Broensen: Sehe ich nicht nur ähnlich, würde ich sogar noch verstärken. Selbst wenn Leo 1A5 oder M1128 ihren Weg in die Ukraine finden würden, bräuchte man trotzdem noch vollwertige MBTs.
(30.10.2022, 20:18)Venturus II. schrieb: [ -> ]Letztendlich sehen die gezeigten Einheiten mehr danach aus, dass man bestenfalls noch Wanne und Turm nutzen kann.

Was denkt ihr über den Ansatz, mittelfristig (nach dem Krieg) genau das zu tun: Mit der eigenen Industrie einen neuen Panzer zu entwerfen, der auf die Wanne und vielleicht auch den Turm und ein paar andere besonders robuste Teile des T-72 zurückgreift, aber ansonsten komplett mit westlichen MOTS-Teilen aufgebaut wird? Ist das realistisch, sinnvoll oder völliger Blödsinn?
Welcher Industrie und für wen ?
Eine hoffentlich nach dem Krieg weiter/wieder existierenden Ukrainischen Rüstungsindustrie, die für den eigenen Bedarf produziert. Davon ausgehend, dass die Schwerindustrie vorwiegend in den umkämpften Gebieten lag, könnte die Verwendung von vorhandenen Wannen und importierten Komponenten zukünftig sinnvoll sein, wenn man damit dann eine eigene Montage von eigenen Mustern umsetzt. Entwickeln können die Ukrainer ja eigentlich und zusammenschrauben sowieso. Es wäre eine Möglichkeit, um unter Verwendung vorhandenen Materials trotzdem auf westliche Technik umzusteigen.
Auch wenn ich nun wie die olle Unke daherkomme, zitiere ich mich mal selbst (Schneemann, vom 27. Mai d. J.):
Zitat:Nach diesem Krieg ist die Ukraine, die schon davor nicht unbedingt ein norwegisches Rechts- und Staatsverständnis hatte, ein noch mehr zerrüttetes Land, in dem der kriminelle Wildwuchs, Schwarzmarkt und bandenartig-mafiöses Nachkriegsunwesen blühen werden. Und der Alptraum wäre es schon, wenn bspw. in fünf Jahren das SEK in Hannover einen Rockerclub aushebt und dabei 'ne Strela findet...

Dazu:
Zitat:Finnische Polizei berichtet

Waffen für Ukraine tauchen in Nordeuropa auf

Bereits im Sommer warnt Europol, dass Waffen, die an die Ukraine geliefert werden, über Kriminelle auch in andere Länder gelangen könnten. Die finnische Polizei bestätigt nun, dass vor allem in Nordeuropa Sturmgewehre auftauchen. [...]

In die Ukraine gelieferte Waffen sind nach Erkenntnis der Polizei in Helsinki bereits in die Hände finnischer Krimineller gelangt. Dabei handele es sich beispielsweise um Sturmgewehre, sagte Chefkommissar Christer Ahlgren vom Nationalen Ermittlungsbüro dem finnischen Rundfunk Yle. "Waffen, die für die Ukraine bestimmt waren, sind auch schon in Schweden, Dänemark und den Niederlanden gefunden worden", wurde er zitiert. [...]

Die Schmuggelrouten seien etabliert. Teils laufe der Waffenhandel über international agierende Rockergruppen, die von der Polizei zur Organisierten Kriminalität gezählt werden. Die Rockergruppe Bandidos MC beispielsweise habe Vertreter in jeder größeren ukrainischen Stadt, sagte Ahlgren. Einfallstor nach Finnland seien die Häfen, die weniger überwacht würden als die Flughäfen.
https://www.n-tv.de/politik/Waffen-fuer-...85074.html

Schneemann
Man muss das meiner Meinung nach eigentlich umgekehrt betrachten: Für das Ausmaß an Waffen welches bisher in die Ukraine geliefert wurde, ist bisher verblüffend wenig im Ausland gelandet. Anscheinend ist der Eigenbedarf so extrem hoch, dass kaum etwas nicht selbst dringendst gebraucht wird.

Das wird aber erst noch so richtig kommen. Insbesondere nach einer Beendigung der Kämpfe bzw. bei einem sich abzeichnenden Waffenstillstand der dann auch trägt etc wird jede Menge Material verschwinden.

Die ernsthafteren Systeme werden dabei höchstwahrscheinlich aber nicht nach Europa geschmuggelt werden, sondern größtenteils nach Afrika verhökert werden. Über die Ukraine (auch über Transnistrien) ist seit Jahren schon ein reger Waffenhandel in die Kriege und Bürgerkriege weltweit, insbesondere nach Afrika hin erfolgt.

Deshalb gehe ich davon aus, dass die jetzt in der Ukraine im Umlauf befindlichen Waffen in einigen Jahren dann eine destabilisierende Wirkung in Afrika haben werden und deshalb, wegen unserer Waffenlieferungen dorthin dann in Afrika Kriege zunehmen werden.
Ein ausführlicherer Artikel zu den Angriffen auf die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol mittels Seedrohnen:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...adquarters

In diesem Kontext ist es vielleicht ganz interessant anzumerken, dass die Bundesrepublik mehrere Seedrohnen an die Ukraine geliefert hat.

Und es kam natürlich wie es kommen musste und die Russen stören jetzt zunehmend massiver die Getreideausfuhr aus der Ukraine:

https://www.thedrive.com/the-war-zone/ru...ridor-deal

Beschließend noch ein weiterer Hör-Beitrag von Michael Kofman:

https://warontherocks.com/2022/10/southw...an-forces/

und ein für heute mal wieder Tagesaktueller Stand bei Militaryland:

https://militaryland.net/news/invasion-day-250-summary/

Kürzestmögliche Zusammenfassung:

Im Bereich Kherson bzw. ganz allgemein im Süden steht alles.

In allen anderen Bereichen ist übrigens die Schlammzeit gerade auf einem Höhepunkt.

Trotzdem kommen die Ukrainer im Norden extrem langsam in Richtung Sawtowe voran, während sie umgekehrt russische Gegenangriffe südlich dieses Schauplatzes zur Zeit abschlagen können.

Es gab russische Entlastungsangriffe nördlich von Kharkiv, um die Front bei Sawtowe zu entlasen, welche ebenfalls abgewehr wurden.

Wagner liegt weiter bei Bakhmut fest, und es wird immer offensichtlicher, dass sie nur so tun als ob. Scheint ihnen da aus welchen Gründen auch immer zu gefallen. Gerüchteweise sind die Verluste dort für beide Seiten in Wahrheit niedrig und es könnte also durchaus intentional sein, warum Wagner dort scheinbar immer weiter Bakhmut "angreift".
Oberst Reisner zum Thema: (Hervorhebungen von mir)

https://www.bundesheer.at/cms/artikel.php?ID=11601

Zitat:Wien, 01. November 2022 - Nach 250 Tagen ist die Lage im Krieg um die Ukraine von weiteren verheerenden Eskalationen geprägt. Dazu zählen in den letzten Wochen mehrere gegenseitig durchgeführte spektakuläre Angriffe. Diese lassen erkennen, dass eine Befriedung des Konflikts in naher Zukunft ausgeschlossen werden kann. Die größte Gefahr für den Westen und hier vor allem für Europa liegt darin, den Konflikt mit Russland um die Ukraine zu unterschätzen.

Die seit dem 10. Oktober laufenden Angriffe der russischen Seite auf die kritische Infrastruktur der Ukraine haben immer schwerere Zerstörungen zur Folge. Im nun folgenden Winter kann dies verheerende Auswirkungen auf die Ukraine haben. Deren Fähigkeit, den Abwehrkampf weiter fortführen zu können ist gefährdet. Die in der Ukraine verbliebenen 35 Millionen Menschen stehen vor einem harten Winter mit ungewissem Ausgang.
War ein paar Tage weg...

Reisner - ein Doomer vor dem Herrn.

"[...] Diese Geländegewinne waren bedeutungsvoll und erbrachten messbare Erfolge, es fehlt jedoch nach wie vor der durchschlagende Erfolg. Dies kann nur in einem Zusammenbrechen der russischen Streitkräfte zumindest an einem Frontabschnitt gesehen werden. Die jetzigen Erfolge der ukrainischen Streitkräfte waren „Siege nach Punkten“. Es gelang zwar Gelände und militärisches Gerät in Besitz zu nehmen, aber nicht tausende russische Gefangene zu machen. Erst Letzteres würde zu einem „K.O.“ bzw. einem Zusammenbrechen führen. [...]"

Klassisches Goalpostmoving. Nachdem keine Gelegenheit ausgelassen wurde ukrainische Offensiven anzuweifeln und an ihnen herumzunörgeln waren sie jetzt icht gut genug, weil sie nich zum unmittelbaren Zusammenbruch geführt haben.
Noch dazu ist es eine Steile These, dass 'tausende' russische Gefangene mehr gesamtstrategische Auswirkungen gehabt hätten oder haben würden. Freilich hätte es den Russen nicht genutzt wenn in Lyman 'über 5000' Mann in Gefangenschaft gegangen wären oder der Rückfall auf Kherson weniger gut funktioniert hätte - wir sind in einem Szenario indem Russland mehrere hundertausend Mann mobilisiert und keine Probleme damit hat monatlich einige Tausend in sinnlosesn Sturmangriffen zu verheizen. Da beendet keine singuläre Offensive den Krieg.
Es ist insofern vermessen, die Ukrainischen Offensiven dahingehend kleinzureden.

"Im Verborgenen versucht die Ukraine noch eine weitere dritte Offensive voranzutreiben. Ein Stoß aus dem Raum ostwärts des Dnepr-Knies bzw. Zaporozhye in Richtung Melitopol und Asowsches Meer. "

Wie führt man denn Offensiven im verborgenen durch? Ich unterstelle hier mal eine unglückliche Formulierung. Jedenfalls wird eine kommende Offensive im Großaum Melitpol-Maruipol vermutet oder ob der gesteigerten Sinnhaftigkeit zumindest angedacht, stattfinden tut da bis zur Stunde aber noch sehr wenig. Aktivitäten beider Seiten haben zugenommen, das ist schon richtig, aber das ging eigentlich schon los als die Kharkiv-Offensive noch am laufen gewesen ist.
Ich würde ich hier vor dem Winter nicht größeren Aktivitäten rechnen.


"Im Donbass und Cherson sind umfangreiche Schanzarbeiten erkennbar. Die Russen sind offensichtlich gekommen, um zu bleiben. Ein Zusammenbruch der Moral ist, trotz aller im Westen gezeigten gegenteiligen Videos, noch nicht erkennbar. Die Teilmobilisierung ist trotz anfänglicher gravierender Missstände angelaufen. Im Dezember und Jänner werden die Masse der Mobilisierten in den Kampfräumen eintreffen und dort das seit Februar bestehende Hauptdefizit der russischen Streitkräfte, den Mangel an Infanterie, ausgleichen. Darauf muss sich die Ukraine über den Winter vorbereiten. "

Die Russen waren in diesem Krieg schon an so manchen Orten um zu bleiben und waren dann wieder weg. Zumeist ganz plötzlich und unerwartet, zur Überraschung aller und ungeachtet aller Waschmaschinen die man sich in Schützengräben gestellt hat.
Ganz gerade aktuell wabern Meldungen von russischen Abzugsbewegungen aus Kherson durch den Äther. Ist halt oft so im Krieg, lange tut sich nichts und die Situation erscheint stabil bis die Dinge doch ganz schnell und überraschend ins rutschen kommen.
Wie soll in diesem Zuammenhang ein 'Zusammebruch der Moral' aussehen ? Dieseits von - ganze Armeen verweigern den Kampf und marschieren auf Moskau? Die Moral russischer Frontverbände ist irgendwo am Minimum. Das heißt nicht, dass man sich nicht wehrt oder angreift, wenn die Alternative Kriegsgericht und Erschießung ist.
Wir sehen übrigens seit Wochen im Raum Bakhmut welchen Effekt das Eintreffen mäßig motivierter, schlecht ausgebildeter und mäßig ausgerüsteter Infanterie so hat. Die Strafeinheiten der Wagner-Truppe leisten für minimale Raumgewinne einen immens hohen Blutzoll. Inwieweit die mobilisierten Kräfte der russischen Armee sich genauso bereitwillig zum Sterben antreten lassen werden wie zwangsrekurieten Strafgefangenen wird man sehen.
Die Mobilisierten werden in jedem Fall nicht den Mangel ausgleichen können, dass die russischen Invasiontstruppen zu wenig Infanterie hatten. Schlicht weil diese Invasionstruppen nicht mehr existieren und das Gros der Verbände die sie hätten auffüllen können zerschlagen wurden.


"Nicht zuletzt der versuchte ukrainische Angriff und die schwere Beschädigung der russischen Brücke über die Straße von Kertsch, ein Symbol russischer Okkupation, hat dazu geführt, dass Russland einen Strategiewechsel vollzog."

BS. Der Raketen- und Drohnenkrieg gegen die Ukrainische Infrastruktur war mindestens Wochen vor dem mutmaßlich ukrainischen Angriff auf die Kertsch-Brücke in Vorbereitung. Nichts weiter als ein zeitlicher Zufall.


"Obwohl sich die Arsenale an russischer Langstrecken Präzisionsmunition, vor allem der Typen 3M14 KALIBR, Kh101 und 9K720 ISKANDER langsam leeren, ist kein Ende der Angriffe in Sicht.
Der ukrainische Generalstab geht davon aus, dass das Potential russischer Marschflugkörper zu über 50% erschöpft ist bzw. dass der verfügbaren ballistischen Raketen bereits unter 20% steht. Russland hat es hier aber durch die Anlieferung iranischer Drohnen vom Typ SHAHED-136 geschafft, sein Momentum aufrechtzuerhalten. "

Man könnte auch feststellen: Die Frequenz russischer Angriffe mit Marschflugkörper ist jenseits der strategischen Schläge im Oktober stark rückläufig und die Shaeds werden abgeschossen wie die Fliegen - und wenn sie mal durchkommen sind die angerichteten Schäden gering und mindestens mittelfristig reparierbar.
Natürlich benötigt die Ukraine weitere Luftabwehrsysteme, es ist aber shcon seit den ersten Angriffen im Oktober absehbar, dass die Drohnen jetzt nicht das größte Problem sind. Iranische ballistische Raketen waren und sind eine ganze andere Hausnummer.


"Trotz des innovativen Einsatzes einer Kombination von „Kamikaze“-Drohnen sowie „Kamikaze“-Booten, erfolgte am Morgen des 31. Oktober eine neuerliche verheerende russische Angriffswelle auf Ziele in der Ukraine. Die Ukrainer vermeldeten den Abschuss von 44 der 50 abgefeuerten Marschflugkörper. Trotzdem trafen nicht wenige davon, in Kombination mit zusätzlichen Drohnenangriffswellen, Ziele in der Ukraine. "

Festzuhalten: Der absolut überwiegende Teil der Flugkörper wurden abgeschossen, zumindest laut Reisner laut den Ukrainern. Trotzdem war der Angriff nach Reisner 'verheerend'. Warum? Weil einige Flugkörper irgendwo in der Ukraine in irgendetwas eingeschlagen sind und es wohl hübsch gebrannt hat. Aha.


"Es mag einem schwer fallen, dies zu glauben, aber Vieles deutet exakt in diese Richtung. Russland hat ein Potential von 144 Mio. Menschen, davon über 30 Mio. Reservisten. Diesen stehen 35 Mio. Ukrainer gegenüber. Hier erfolgt bereits die fünfte Mobilisierungswelle, d. h. jeder bis zum Alter von 60 Jahren wird eingezogen. "

Es fällt in der Tat schwer das zu glauben. Die Ukraine hat etwas mehr als eine Million Mann unter Waffen und da ist schon der letzte Dorfpolizist mitgerechnet. Von einer totalen Mobilmachung ist man auch hier weit entfernt und der Flaschenhals liegt seit dem Frühjahr dezidiert nicht bei den Köpfen sondern bei der Ausrüstung.
Auf der anderen Seite, natürlich ist auch Russland in der Lage in weiteren Mobilisierungswellen neues Humankapital zu generieren. Die Idee, dass die Herrscher im Kreml den Laden auch dann noch zusammenhalten könnten, wenn auch nur ein Bruchteil der in den Raum geworfenen '30 Millionen Reservisten' (aka hat mal ein AK-47 in der Hand gehalten) in die Ukraine geschicht wird ist und bleibt sehr weit hergeholt.
Oder direkter formuliert: Nein, auch Russland wird keine Millionen zum Großen Opfergang gegen den neuen Satan gen Westen schicken, allerspätestens wenn sie mit ihren T-55s durch sind war es das.
>>>Ganz gerade aktuell wabern Meldungen von russischen Abzugsbewegungen aus Kherson durch den Äther. >>>

Ergänzend:

https://twitter.com/nlwartracker/status/...01nQFGY0yg

Zitat:Kherson update, people driving around Kherson city, are reporting all roadblocks, and soldiers are gone. Flags are taken down from governement buildings. Defensive positions north of the city are abbandoned

Bezüglich der Drohnen:

Zitat:Natürlich benötigt die Ukraine weitere Luftabwehrsysteme, es ist aber shcon seit den ersten Angriffen im Oktober absehbar, dass die Drohnen jetzt nicht das größte Problem sind. Iranische ballistische Raketen waren und sind eine ganze andere Hausnummer.

Das bewerte ich anders: meiner Meinung nach ist eine Hauptwirkung der Drohnen, dass nicht unerhebliche Mittel der Luftraumverteidigung auf sie verwendet werden (müssen). Dieser immense Aufwand an Abwehrmitteln ist ein Effekt den ich durchaus als bedeutsam einstufen würde. Den Ukrainern fehlen hier auch günstigere Abwehrmittel in ausreichender Quantität welche den fliegenden Mopeds angemessener wären.

Deiner Bewertung der iranischen Raketen stimme ich zu. Wenn nicht hier und jetzt da aktiv bereits vom Westen vorgearbeitet wird, könnten die Schäden in der Ukraine meiner Meinung nach katastrophal werden.
Zitat:Das bewerte ich anders: meiner Meinung nach ist eine Hauptwirkung der Drohnen, dass nicht unerhebliche Mittel der Luftraumverteidigung auf sie verwendet werden (müssen). Dieser immense Aufwand an Abwehrmitteln ist ein Effekt den ich durchaus als bedeutsam einstufen würde. Den Ukrainern fehlen hier auch günstigere Abwehrmittel in ausreichender Quantität welche den fliegenden Mopeds angemessener wären.

Gibt es doch: AIM-120A/B und AIM-9 wahrscheinlich in höherer fünfstelliger Zahl eingemottet. Kann da nur daurm gehen, genügend Startgeräte für aufzutreiben.
Die Tage hieß es dann auch das HAWK in die Ukraine geht.
Im Prinzip müssten wir da noch dankbar sein und sie dafür bezahlen, dass wir den ganzen Schrott endlich aus den Lagerhäusern bekommen.
(03.11.2022, 15:48)Nightwatch schrieb: [ -> ]Festzuhalten: Der absolut überwiegende Teil der Flugkörper wurden abgeschossen, zumindest laut Reisner laut den Ukrainern. Trotzdem war der Angriff nach Reisner 'verheerend'. Warum? Weil einige Flugkörper irgendwo in der Ukraine in irgendetwas eingeschlagen sind und es wohl hübsch gebrannt hat. Aha.

Reisner wirkt tatsächlich etwas pessimistisch, Andere vielleicht zu optimistisch. Die ukr. Regierung meldet dass Rußland 40% der Energieinfrastruktur zerstört hätte. Was ich fast nicht glauben kann. Hier wäre die Frage was genau damit gemeint ist. Vielleicht sind auch nur 40% der Einwohner aktuell von der Stromzufuhr abgeschnitten, was auch mit viel weniger Schäden einher gehen könnten.