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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Darüber hatten wir auch noch nicht gesprochen:

https://www.spiegel.de/politik/deutschla...03c652d3e2

Zitat:Antisemitismusbeauftragter kritisiert ukrainischen Botschafter Melnyk

Die Haltung von Ukrainebotschafter Melnyk zum Nationalisten Bandera steht seit Tagen in der Kritik. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung will die Diskussion vor eine internationale Holocaustallianz bringen.

Melnyk selbst gilt als Anhänger Banderas. In einem Interview hatte der Botschafter gesagt: »Bandera war kein Massenmörder von Juden und Polen.« Dafür gebe es keine Belege. Auch im SPIEGEL-Spitzengespräch hatte sich Melnyk zu Bandera geäußert.

Das kommt vor allem in Polen aktuell so richtig gut an.......entsprechend, und angesichts der beispiellosen polnischen Unterstützung für die Ukraine ist man seitens der Ukraine selbst hier natürlich auch sofort zurück gerudert und hat sich ziemlich scharf von Melnyk distanziert.

Der perfekte Zeitpunkt ihn zur unerwünschten Person zu erklären und auszuweisen.
Aus der von Nightwatch eine Seite zuvor vernetzten Zusammenfassung:

Zitat:The commitments have now been made to the point where a Ukrainian defeat will look like a NATO defeat.

Das wird in Russland inzwischen exakt auch so gesehen. Von daher ist das ein großer ideeller Preis der hier zu gewinnen ist.

Zitat:Russia now faces an important choice about whether to concentrate on Donetsk or put more effort into defending Kherson, where Ukraine has been making its own advances.

Meiner Meinung nach wird man sich auf Donetsk konzentrieren. Mal sehen ob es so kommt.

In this second stage of the war, they have not been able to rely so much on manoeuvre because of losses in armoured vehicles. They have sought to make up for their losses with vehicles from the reserves, including, as widely reported, vintage tanks that were in use in the 1960s.

Für einen Einsatz als bloße Feuerunterstützungs-Fahrzeuge vorrückender Infanterie sind die vollkommen ausreichend. Im weiteren hat man mehr T-72 und T-80 in den entsprechenden Filmen in Richtung Ukraine gesehen als die hier genannten T-62. Natürlich macht man keine größeren mechanisierten Offensiven mehr weil man so viele Panzer verloren hat, aber man hat immer noch viele Panzer. Man will nur diese nicht auch noch leichtfertig verlieren weil man sie noch dringend brauchen wird. Entsprechend hält man sie zurück.

Zitat:Both sides therefore must adapt, but, admittedly oversimplifying, the Russians are adapting into becoming more of a 20th Century army while the Ukrainians are becoming more of a 21st Century army. The Ukrainian adaption process will therefore taking longer but the prospect at the end is of a much more capable force.

Die Ukrainer sind nicht in der Lage eine solche hochtechnisierte Kriegsführung langfristig in ausreichender Quantität durchzuführen. Sie würden daher an der russischen Quantität scheitern, wenn diese ernsthaft eingesetzt werden würde.

Zitat:Russia cannot afford an inch by inch retreat to the border, taking losses all the way. At some point they may need to cut their losses. This would be the point where they might urge Putin to engage in serious negotiations

Das lässt außer Acht, dass dies zum einen innenpolitisch das Ende von Putin wäre und dass zum anderen Revanchisten an die Macht kämen und selbst wenn es "erfolgreiche" Verhandlungen gäbe, ein Folgekrieg unvermeidbar ist.

Zitat:The challenge for Ukraine is to develop an offensive with some momentum to the point where there is no readily available way for it to be reversed by the Russians. This is a challenge because the Ukrainians will need to advance by means that do not solely involve direct assaults on Russians positions.

Artillerie ist in der Defensive eher nochmal stärker als in der Offensive. Entsprechend ist das Problem einer ukrainischen Offensive nicht, dass russische Stellungen wie im Fall Kherson in noch unzerstörtem zivilen Arealen liegen, sondern vielmehr darin, dass die russische Armee in der Defensive sehr viel kampfstärker ist als in der Offensive. Selbst die ziemlich schwachen Verbände vor Kherson kosten die Ukrainer aktuell hohe Verluste und immens viel Zeit (im Verhältnis der dort angesetzten Truppen). Eine massive weitreichende Offensive der Ukraine in den Donbass wäre daher nur mit massiver Rüstung durch die NATO möglich und auch dann erst in etlicher Zeit. Entsprechend wäre und ist eine verfrühte ukrainische Offensive ein schwerwiegender strategischer Fehler, der aber aus innenpolitischen / politischen Gründen seitens der Ukraine trotzdem begangen werden wird.
(04.07.2022, 10:15)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Darüber hatten wir auch noch nicht gesprochen:

https://www.spiegel.de/politik/deutschla...03c652d3e2


Das kommt vor allem in Polen aktuell so richtig gut an.......entsprechend, und angesichts der beispiellosen polnischen Unterstützung für die Ukraine ist man seitens der Ukraine selbst hier natürlich auch sofort zurück gerudert und hat sich ziemlich scharf von Melnyk distanziert.

Der perfekte Zeitpunkt ihn zur unerwünschten Person zu erklären und auszuweisen.

Melnyk ist irgendwie kein richtiger Diplomat. Vermutlich hat man ihn hier eingesetzt weil es hier relativ schlicht zu geht. Man muss doch nur penetrant Forderungen stellen um zu bekommen was man will. In Polen hätte man so einen ukr. "Botschafter" schon lange verjagt.
@lime
Zitat:Melnyk ist irgendwie kein richtiger Diplomat. Vermutlich hat man ihn hier eingesetzt weil es hier relativ schlicht zu geht. Man muss doch nur penetrant Forderungen stellen um zu bekommen was man will. In Polen hätte man so einen ukr. "Botschafter" schon lange verjagt.
Wobei man dazu sagen muss, dass er seitens Kiew (zumindest Gerüchten zufolge) schon zurückgepfiffen wurde. Nicht unbedingt alleine wegen der Sache mit Bandera. Das Problem war auch, dass Melnyk sehr massiv gegen deutsche Politiker wetterte, teils mit sehr undiplomatischen Ausfällen.

Und in Kiew hat man bemerkt, dass nach jeder Verbalinjurie von Herrn Melnyk in Umfragen in Deutschland ersichtlich wurde, dass die Bereitschaft in der Bevölkerung, schweres Gerät nach der Ukraine zu liefern, beständig abnahm. Alleine der Leberwurst-Vergleich hat vermutlich ca. 3-4% Prozentpunkte gekostet. D. h. das, was anfangs noch halbwegs in Deutschland als Entschuldigungen für sein undiplomatisches Verhalten akzeptiert wurde (sein Land wird angegriffen, es gab Massaker unter der ukrainischen Bevölkerung, er steht unter Druck etc.), wich mit der Zeit immer mehr dem alleinigen Ärgernis über seine Aussagen als solche. Und im Ergebnis sank die Zustimmung zur Bereitschaft, schwere Waffen zu liefern, beständig ab.

Und um zu vermeiden, dass Melnyk quasi den wichtigsten Partner innerhalb der EU völlig vor den Kopf stößt, hat man ihn eingebremst; seine Entschuldigung vor einigen Tagen soll davon beeinflusst gewesen sein. Es sollte ja zumindest nicht so sein, dass der Vertreter Kiews in Deutschland quasi das Geschäft Moskaus betreibt, indem er die Ukraine desavouiert.

Schneemann
(03.07.2022, 23:57)Broensen schrieb: [ -> ]Ähm... das war schon Mitte März. Und dass Korruption ein Problem in der Ukraine ist, das streiten selbst die Ukrainer nicht ab, im Gegenteil.
Sowas stört einen Quintus nicht. Die Ukrainer haben sich dreisterweise nicht so verhalten wie von seiner Heiligkeit vorhergesagt, daher müssen sie mit Seinem Mißfallen leben.
Das ist mal vortrefflich formuliert ! Big Grin Ernsthaft meinen Dank !
Zur laufenden ukrainischen Offensive südwestlich von Kherson sei NLwartracker empfohlen.
https://twitter.com/NLwartracker

Lässt sich nur bedingt durch andere Quellen verifizieren, aber da ist wohl einiges in Bewegung aktuell.
Die RF konzentriert derweilen ihre Truppen rasant zunehmend im Bereich Donezk. Es gibt de facto keine Verstärkungen in Richtung Kherson und laut Strelkov wurden von dort sogar Kräfte abgezogen. Auch wenn die Ukrainer da durchaus voran kommen, ist es mein rein privater Eindruck, dass es für sie genau so langsam und mühsam ist wie für die Russen im Bereich Luhansk.
@Quintus
Zitat:Durch die Bank ist nie etwas, beispielsweise verlassen ja etliche junge Russen aus dem städtischen Milieu aktuell die RF in Richtung Westen oder sonst wohin. Aber keineswegs ergibt sich aus einer komplexeren, ganzheitlicheren Betrachtung der Lage eine Art von "Madman-Theory". Ganz im Gegenteil verhält sich die russische Führung selbst aktuell und angesichts der Umstände erstaunlich nüchtern und ruhig und lässt sich nicht provizieren (auch wenn dies ebenfalls natürlich Gründe hat). Die "Madmans" wenn man so will werden erst noch auf uns zukommen, wenn das aktuelle Regime dort stürzt und das Land scheitert. Und das ist keine Theorie, die gleiten gerade in einer Mehrheit (Mehrheit heißt nicht alle, aber eben die meisten) in Richtung Faschismus ab. Und entsprechende Figuren stehen schon bereit dieses Potential abzuschöpfen.
Etwas verspätet hierzu meine Antwort: Erstens denke ich, dass doch gerade diese Abwanderungsbewegung, die du erwähnst, vieler junger Russen, auch gerade der besser ausgebildeten, der Beleg dafür ist, dass es keinen gesellschaftlichen Konsens gibt zu a) dem Krieg und b) einer innenpolitischen Radikalisierung. Eher ist es ja zweitens der/ein Beweis, dass viele Menschen den aktuellen Weg eben leid sind.

Zudem, wenn du von "entsprechenden Figuren" schreibst: Ich sehe zwar durchaus auch den einen oder anderen ultranationalistischen, ja rechtsradikalen Agitator, aber wirkliche charismatische "Zugpferde", die eine große gesellschaftliche Bewegung anstoßen könnten (so dass diese dem gegenwärtigen Establishment gefährlich werden könnte), sehe ich eher weniger. Quasi sehen wir eine Ansammlung von Splittergruppen, die sich vermutlich bei der ersten besten Gelegenheit wahrscheinlich gegenseitig an den Hals gehen. Unberührt davon bleibt natürlich die Frage, was geschieht, wenn nach dem Sturz des Systems Putin eine Phase der Wirrnis eintritt, die auch Minderheitengruppen nach oben spülen könnte. (Auch die Bolschewisten waren bekanntlich nicht in der Mehrheit, als sie 1917 die Macht an sich rissen.) Anm.: Ich schließe die Möglichkeit, dass solche Gruppen an die Macht kommen könnten, nicht gänzlich aus - das hatte ich auch selbst hier schon geschrieben -, die Frage ist eher, ob sie wirklich so stark sind, wie wir annehmen bzw. ob sie tatsächlich ein solches Gefährdungspotenzial besitzen und die Macht übernehmen könnten? Und da sehe ich eher die Sachlage als vage bzw. als "offen" an...

Allerdings ist dann eben auch die Frage, inwieweit diese Gruppierungen mit ihren selbsternannten Anführern als stellvertretend für die Annahme gelten können, wonach eine "Madman-Theory" irrig wäre, nur weil es eben diese Gruppen gibt. Sie haben ja auch keine Mehrheit, ergo müsste es einen anderen Ansatz zur Erklärung geben. Insofern sind sie auch nicht verantwortlich für die Ausfälle der gegenwärtigen Führung, da sie nicht in deren Namen handeln. Es sei denn, die gegenwärtige Führung versucht mit Hilfe ihrer leider teils schrillen Schauspielerei diesen extremen Radikalen so wiederum das Wasser abzugraben. Wäre natürlich auch denkbar...

Schneemann
(05.07.2022, 11:42)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die RF konzentriert derweilen ihre Truppen rasant zunehmend im Bereich Donezk. Es gibt de facto keine Verstärkungen in Richtung Kherson und laut Strelkov wurden von dort sogar Kräfte abgezogen.

Man könnte auch an die neue Erzählung von der Wiederbelebung des "Gouvernement Taurien" denken.
Sollte man sich auf russischer Seite ggf. bereits auf dieses Szenario eingestellt haben, könnte man in der Region Cherson rechtsseits des Dneper bemüht sein, mit so wenig Einsatz wie möglich die Ukrainische Offensive lediglich zu verzögern, dadurch Kräfte zu binden und dabei gleichzeitig so viel Zerstörung wie möglich zu hinterlassen, die man den Ukrainern anlasten kann und für die auch eben diese später aufkommen werden müssen, nachdem sich die Russen dann über den Fluss abgesetzt haben werden.
(05.07.2022, 11:42)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die RF konzentriert derweilen ihre Truppen rasant zunehmend im Bereich Donezk. Es gibt de facto keine Verstärkungen in Richtung Kherson und laut Strelkov wurden von dort sogar Kräfte abgezogen.
Hinsichtlich Verstärkungen für Kherson gibt es aktuell auch gegenteilige Meldungen. Richtig ist, das die Truppen dort im Vorfeld der letzten Offensive im Donbass ausgedünnt wurden. Das dürfte sich zwischenzeitlich aber geändert haben, zumal die Überflutungen die auf der Krim die Logistik behindert haben durch sind.
Habe keine weitere Meldung gefunden, aber den Ukrainern scheinen zwei gewichtige Schläge gelungen zu sein.

https://www.news.de/politik/856364577/wl...asis-ab/1/
zur Brücke:
https://twitter.com/PaxLusitanica/status...6936080385

Flughafen Melitopol:
https://twitter.com/kromark/status/1544644818214739968

Aber generell tut sich ja momentan über den kompletten Theater verteilt so einiges, die Ukrainer scheinen sehr bewusst entschieden zu haben ihre wenige Artillerie für Angriffe in den rückwärtigen Raum einzusetzen.
Begleitschäden durch die Sanktionen sehen dann so aus. Und Sri Lanka wird wohl nicht das einzige Land bleiben welches so agieren wird/muss.


https://www.spiegel.de/ausland/sri-lanka...36e07b194e
(06.07.2022, 22:05)lime schrieb: [ -> ]Begleitschäden durch die Sanktionen sehen dann so aus. Und Sri Lanka wird wohl nicht das einzige Land bleiben welches so agieren wird/muss.


https://www.spiegel.de/ausland/sri-lanka...36e07b194e

Sieht eher nach failed state aus.