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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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(21.07.2023, 14:03)Schneemann schrieb: [ -> ]... - ging er den Mächtigen nun doch zu sehr auf den Keks? Oder mutmaßt man, dass er vielleicht Vorgänge nach dem Schema von Prigoschin und Co. und ggf. weitere Aufstände von Nationalisten verstärkt begünstigen würde?

Vermutlich beides.

Girkin hatte die Funktion eines Hofnarren im ursprünglichen Sinne.

D.h. er durfte (und sollte) die Führung kritisieren, jedenfalls in bestimmten Grenzen.
Die Kritisierten waren meist Schoigu und Gerassimov.

Diese Kritik war ein Ventil für die Nationalisten, die an erster Stelle den Krieg gewinnen wollen.

Nach der Nummer von Prigoschin beginnen nun die Säuberungen.
Auf der Krim rumpelt und scheppert es in letzter Zeit aber sehr häufig...
Zitat:Anliegende Orte evakuiert

Munitionslager auf Krim explodiert nach Drohnenangriff [...]

Auf der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist nach Behördenangaben ein Munitionslager durch einen ukrainischen Drohnenangriff in Brand geraten. Nach ersten Erkenntnissen gebe es keine Toten oder Verletzten, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow mit. Aus Sicherheitsgründen sei die Evakuierung der anliegenden Ortschaften und die Einstellung des Bahnverkehrs angeordnet worden.

Der Vorfall ereignete sich demnach im Landkreis Krasnogwardejsk nördlich von Simferopol im zentralen Teil der Krim. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, die einen Großbrand dokumentieren. [...] Erst Anfang der Woche wurde die 19 Kilometer lange Brücke vom russischen Festland auf die Krim durch eine Attacke beschädigt. Dabei kamen zwei Menschen ums Leben. Zwei Tage später geriet im südöstlichen Teil der Halbinsel ein großes Munitionsdepot in Brand. Die russischen Behörden sprachen von einem ukrainischen Raketenangriff.
https://www.n-tv.de/politik/Munitionslag...78739.html

Zum gekippten Getreide-Deal und den russischen Drohungen, dass man Schiffe, die ukrainische Häfen anlaufen als potenziell feindlich ansehen könnte:
Zitat:In Black Sea Showdown, Russia Batters Ukraine’s Ability to Export Grain

Russia held exercises demonstrating its power to sink ships and stop those that try to run its blockade. For Ukrainian food exports to resume, Moscow said, a list of demands must be met. [...]

The Russian military warned that any vessels attempting to reach Ukraine would be treated as hostile, and their nations “will be considered to be involved in the Ukrainian conflict on the side of the Kyiv regime.” [...] On Friday, Russia conducted naval exercises in the northwestern Black Sea — the part near the coastline Ukraine still holds — backing up the suggestion that it could seize or destroy cargo ships of noncombatant nations. Russia’s Defense Ministry said in a statement that a missile boat fired anti-ship cruise missiles and destroyed a “mock target” vessel, while ships and planes of the Black Sea Fleet “practiced isolating an area temporarily closed to navigation” and conducted a drill “to apprehend a mock intruder ship.”

Missile strikes around dawn destroyed 100 tons of peas and 20 tons of barley at the port in Odesa, according to Oleg Kiper, the head of the regional military administration. That came two days after an attack on a port just outside Odesa destroyed 60,000 tons of grain to be loaded onto ships, the government said — enough to feed more than 270,000 people for a year, according to the World Food Program.
https://www.nytimes.com/2023/07/21/world...pping.html

Das sind durchaus ernstzunehmende Drohungen, allerdings wenn man aus Moskau so direkt auch Schiffen von "noncombatant nations" droht, dann könnte das am Ende doch eine internationale Geleitschutzmission bewirken.

Schneemann
Die Hauptabnehmer des Getreides sind genau so Handelspartner für russische Energieexporte  oder andere sachen . Den wird Russland nicht die Schiffe versenken . Es wird wohl eher dazu übergehen das man vermehrt russisches Getreide exportiert .
Wer sollte auch Geleitzüge sichern
(22.07.2023, 13:11)Schneemann schrieb: [ -> ]Das sind durchaus ernstzunehmende Drohungen, allerdings wenn man aus Moskau so direkt auch Schiffen von "noncombatant nations" droht, dann könnte das am Ende doch eine internationale Geleitschutzmission bewirken.

Den Schlüssel zur Konfliktlösung hat die Türkei.

Sie kontrolliert - trotz und wegen des Vertrags von Montreux - den Bosporus.

Der unausgesprochene Deal zwischen der Türkei und Russland ist "Gas gegen Durchfahrtsrechte".

Gelingt es der Staatengemeinschaft Alternativen beim Gas für die Türkei aufzubauen, kann Erdogan den Bosporus für Russland dichtmachen. Oder zumindest glaubhaft damit drohen.

Sollte Russland tatsächlich Schiffe von Drittstaaten im Schwarzen Meer angreifen, wird der Druck auf die Türkei immens werden.
Was hat das den mit der Türkei zu tun ?
Das riecht danach als könnte man dann von Seiten der Ukraine die russische Schwarzmehrflotte angreifen. Ich hoffe mal westliche Planer bereiten sich auf so ein Szenario vor Big Grin.
(22.07.2023, 20:32)Leopard94 schrieb: [ -> ]Den Schlüssel zur Konfliktlösung hat die Türkei.

Sie kontrolliert - trotz und wegen des Vertrags von Montreux - den Bosporus.

Der unausgesprochene Deal zwischen der Türkei und Russland ist "Gas gegen Durchfahrtsrechte".

Gelingt es der Staatengemeinschaft Alternativen beim Gas für die Türkei aufzubauen, kann Erdogan den Bosporus für Russland dichtmachen. Oder zumindest glaubhaft damit drohen.

Sollte Russland tatsächlich Schiffe von Drittstaaten im Schwarzen Meer angreifen, wird der Druck auf die Türkei immens werden.

Also für Kriegsschiffe hat die Türkei doch schon den Zugang gesperrt

https://www.tagesspiegel.de/politik/so-h...24117.html

Und für russische Handelsschiffe hätte die Türkei keine Handhabe ohne den Vertrag zu brechen, solange sie sich nicht selbst im Krieg mit Rußland befindet.
(22.07.2023, 21:17)lime schrieb: [ -> ]Also für Kriegsschiffe hat die Türkei doch schon den Zugang gesperrt

Es geht um russische Handelsschiffe oder Schiffe, die Waren aus Russland transportieren. Und die dürfen noch durch.


(22.07.2023, 21:17)lime schrieb: [ -> ]Und für russische Handelsschiffe hätte die Türkei keine Handhabe ohne den Vertrag zu brechen, solange sie sich nicht selbst im Krieg mit Rußland befindet.

Mag sein, dass die Türkei de jure keine Handhabe hätte (wobei ich das nicht für so eindeutig halte.)

Aber de facto hat sie eine Handhabe.

Russland ist ein Land, das eher auf faktische Handlungen reagiert als auf Verträge.

Russland könnte ausser mit einer Gassperre nicht wirksam reagieren.
Zitat:Wer sollte auch Geleitzüge sichern
Ich sprach ja schon mal davon, dass es im "worst case" für Russland eine Art Neuauflage der "Operation Earnest Will" geben könnte, nur eben für Getreide und nicht für Öl? Dass das eintritt, ist m. M. n. eher weniger wahrscheinlich, aber wenn es so käme, dann wäre die Schwarzmeerflotte des Kreml genauso viel wert wie die "Flotte" der schlecht rasierten Piratenbande am Golf in den 1980ern. 

Schneemann
(22.07.2023, 22:08)Leopard94 schrieb: [ -> ]Mag sein, dass die Türkei de jure keine Handhabe hätte (wobei ich das nicht für so eindeutig halte.)

Aber de facto hat sie eine Handhabe.

Russland ist ein Land, das eher auf faktische Handlungen reagiert als auf Verträge.

Russland könnte ausser mit einer Gassperre nicht wirksam reagieren.

Was genau wäre denn am Vertrag nicht eindeutig in dieser Richtung?

Davon abgesehen muss man bei einem Bruch des Vertrages die langfristigen Auswirkungen betrachten. Ich vermute dass diese weitreichender sein könnten und dann nicht nur der Gas-Export aus Rußland zur Disposition steht. Hinzu kommt die Frage wie hoch überhaupt der russische Anteil an Exporten mit Handelsschiffen über das schwarze Meer ist. Außerdem ist die Türkei aktuell auch noch der größte Importeur von russischem Getreide. Woher Ersatzlieferungen nehmen usw. ?
(23.07.2023, 08:21)lime schrieb: [ -> ]Was genau wäre denn am Vertrag nicht eindeutig in dieser Richtung?

Es ist kein Problem, da etwas zu konstruieren, auf das sich formal eine Sperre stützen lässt.
Bspw. könnte Russland dafür gesperrt werden, dass es Syrien untestützt und die Türkei und Syrien einen Konflikt haben.


(23.07.2023, 08:21)lime schrieb: [ -> ]Davon abgesehen muss man bei einem Bruch des Vertrages die langfristigen Auswirkungen betrachten.

Verträge werden laufend gebrochen ohne dass es langfristige Konsequenzen hat.
Die benachteiligte Partei wäre ja Russland, das seinerseits das Budapester Memorandum missachtet hat und so die ganze Krise verursacht hat.
Es ist immer problematisch auf die Einhaltung von Verträgen zu pochen, wenn man das augenscheinlich selbst nicht tut.

(23.07.2023, 08:21)lime schrieb: [ -> ]Woher Ersatzlieferungen nehmen usw. ?

Aus der Ukraine, aus den USA, aus der EU.
(23.07.2023, 09:34)Leopard94 schrieb: [ -> ]Es ist kein Problem, da etwas zu konstruieren, auf das sich formal eine Sperre stützen lässt.
Bspw. könnte Russland dafür gesperrt werden, dass es Syrien untestützt und die Türkei und Syrien einen Konflikt haben.

Gäbe der Vertrag nicht her, da es offiziell keinen Krieg zwischen der Türkei und Syrien gibt, davon abgesehen befinden sich beide Staaten gerade wieder in einem Annährungsprozeß, da die Türkei darauf hofft viele der syrischen Flüchtlinge bald wieder nach Hause schicken zu können.

Zitat:Verträge werden laufend gebrochen ohne dass es langfristige Konsequenzen hat.
Die benachteiligte Partei wäre ja Russland, das seinerseits das Budapester Memorandum missachtet hat und so die ganze Krise verursacht hat.
Es ist immer problematisch auf die Einhaltung von Verträgen zu pochen, wenn man das augenscheinlich selbst nicht tut.

Die beiden Verträge haben miteinander aber überhaupt nichts zu tun. Natürlich werden viele Verträge ohne Konsequenzen gebrochen, aber ausschließen kann man langfristige Konsequenzen eben auch nicht. Vielleicht wird man sich in 20 oder 50 Jahren daran erinnern dass man den Vertrag als obsolet betrachten könnte da die Türkei ihn gebrochen hat und so die Souveränität der Türkei über den Bosporus, die Dardanellen usw. zur Disposition gestellt werden könnte usw.

Zitat:Aus der Ukraine, aus den USA, aus der EU.

Direkt wird die Ukraine die Türkei kaum beliefern können, davon ab bezieht sie selbst ihr Gas noch zu großen Teilen aus Rußland. Auch hätten weder die USA noch die EU die Kapazitäten jetzt auch noch die Türkei mit Gas und Getreide zu versorgen.

Meines Erachtens ist die Risiko-Nutzen-Rechnung hier viel zu schlecht. So groß wird der Handelsumschlag über die russ. Schwarzmeerhäfen nicht sein dass man Rußland so gezielt einen signifikanten Schaden zufügen kann.
Es scheint eine deutliche Zunahme von Drohnenangriffen seitens der Ukrainer gegen Ziele in Russland einerseits, aber auch gegen Ziele auf der besetzten Krim zu geben...
Zitat:Anliegende Orte werden evakuiert

Erneut Drohnenangriff auf Munitionslager auf Krim [...]

Nun soll im Landkreis Dschankoj erneut ein Depot getroffen worden sein. Der Verkehr wird eingestellt, die anliegenden Ortschaften sollen evakuiert werden.

Bei einem Drohnenangriff auf die seit 2014 von Russland illegal annektierte Schwarzmeer-Halbinsel Krim ist nach offiziellen Angaben erneut ein Munitionslager getroffen worden. Über der Krim seien elf Drohnen abgeschossen oder per Störfunk zum Absturz gebracht worden, teilte der von Moskau eingesetzte Statthalter Sergej Aksjonow auf seinem Telegram-Kanal mit. Es gebe jedoch einen "Einschlag im Munitionsdepot im Landkreis Dschankoj". [...] Der Bahn- und Fahrzeugverkehr auf der Trasse zwischen Dschankoj und der Regionalhauptstadt Simferopol wurde eingestellt.
https://www.n-tv.de/politik/Erneut-Drohn...80925.html

Ferner gab es wohl auch Attacken gegen Moskau direkt:
Zitat:Russia says it foiled a Ukrainian drone attack on Moscow

Russian defence ministry says its air defence forces intercepted and destroyed two Ukrainian drones over Moscow [...]

The attack early on Monday came a day after Ukraine vowed to “retaliate” for a Russian missile attack on the Black Sea port of Odesa. [...]

The Russian TASS news agency said that one of the drones fell on Komsomolsky Prospekt, which is close to Russia’s defence ministry, while another hit a business centre on Likhacheva Street near one of Moscow’s main ring roads. The Reuters news agency reported two loud explosions before the reported attacks. The RIA Novosti news agency posted a video of the business centre, with some damage visible to the top of the tall building.
https://www.aljazeera.com/news/2023/7/24...-on-moscow

Wäre durchaus interessant, welche Art von Drohnen hierbei genutzt werden? Möglicherweise die UJ-22?

Hinzu kommt, dass die Zahl der Attacken recht hoch scheint - zehn bis 15 Drohnen gegen die Krim (wenn die Angaben stimmen), vermutlich fünf weitere gegen Moskau direkt innerhalb eines Tages.

Schneemann
Zitat:Aus der Ukraine, aus den USA, aus der EU.

Und wie sollen die Lieferung aus Ukraine in Türkei kommen ?