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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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@Quintus
Zitat:Wenn du mit vorangegangene Kriege nun russische Kriege meinst: absolut nicht. Die Russen kämpfen in der Ukraine hier und heute zurückhaltender, teilweise deutlich zurückhaltender als in Tschetschenien oder in Syrien. Gerade der Vergleich mit Tschetschenien zeigt auf, wie extrem kass die russische Armee wüten kann, da sind alle bisherigen Tagen in der Ukraine noch harmlos im Vergleich. Auch in Georigen wurde ganz genau so rummarodiert. Der Westen hat all diese Greuel nur einfach völlig ignoriert, traf ja nur irgendwelche Tschetschenen oder Syrer. Und Wagner hat de facto mit seinem Auftreten in Afrika auch nur ein Verbrechen nach dem anderen angehäuft.
Also zunächst: Ja, ich meinte vorangegangene russische Kriege.

Aber ich habe ein wenig Schwierigkeiten damit, es alles so in einen Topf zu werfen. Tschetschenien mal außen, das was dort teils geschah, auch an Gefangenentötungen, sprengt den Rahmen. (Gleichwohl aber gab es auch damals schon heftige Proteste im Westen.)

Womit ich aber etwas Probleme habe, ist die Formulierung, dass es z. B. in Syrien den Westen nicht interessiert hätte, was dort geschah. Ich denke, es war genau das Gegenteil der Fall - die willkürlichen russischen Bombenangriffe auf Hospitäler oder Konvois von Zivilisten haben durchaus heftige Proteste hervorgerufen, von einem Ignorieren kann man also schwerlich reden.

Und hier müsste man zugleich innerhalb dieses Geschehens unterscheiden: Die Art und Weise, wie willkürlich Bomben auf zivile Ziele geworfen wurden, geschah auch schon in Syrien und wir sehen nun die Wiederholung in der Ukraine, wo Städte ähnlich zerbombt wurden (und wo auch ein Mann wie Misinzew aktiv ist, der schon in Syrien für seine Brutalität bekannt war). Gleichwohl aber waren die Russen in Syrien nur in wenige Bodenkämpfe direkt verwickelt, während sie in der Ukraine massiv in solche verstrickt sind, und aus diesen resultierten auch zahlreiche bzw. die meisten Massaker. D. h. Syrien und die Ukraine ähneln sich bzgl. der Bombardierung ziviler Ziele, aber sie unterscheiden sich hinsichtlich der Intensität der Bodenkämpfe und der Ermordung von Zivilisten im Rahmen solcher Kämpfe bzw. während Rückzügen. Auch diese Plünderorgien wie aktuell finden sich in Syrien quasi kaum (was vermutlich auch dem Umstand geschuldet sein mag, dass die meisten Russen ihren Basen nicht verlassen mussten und dass es wenig zum Plündern gab).

In Georgien 2008 wären mir zudem solche Übergriffe, wie wir sie derzeit sehen, nicht in Erinnerung. Vermutlich kamen während des ganzen Georgienkrieges geschätzt 250 Zivilisten ums Leben (deutlich weniger als in Butscha alleine getötet wurden), davon vermutlich die Hälfte alleine schon bei Artillerie- oder Raketenangriffen. D. h. die Zahl derjenigen, die wirklich Gräueltaten wie in der Ukraine zum Opfer fielen, dürfte sich sehr stark eingrenzen lassen auf ein paar dutzend Personen. Und darin sind auch solche Ermordete enthalten, die von georgischen Sicherheitskräften getötet wurden, weil man sie der Kollaboration mit den Russen verdächtigte. Insgesamt gesehen lassen sich meiner Meinung nach die Geschehnisse in Georgien also nicht mit dem Wüten der Russen gegenwärtig in der Ukraine vergleichen.
Zitat:Dazu kommt noch, dass die russische Gesellschaft an sich kulturell hochgradig gewaltätig ist...
Ich denke, dass man immer etwas vorsichtig sein sollte, einer Gesellschaft eine (generelle?) Kultur der Gewalttätigkeit zu unterstellen. Man kann sowas erzeugen, durch Propaganda, durch Hass oder Angst, und das hat das gegenwärtige russische Regime in Teilen der Bevölkerung wohl auch geschafft (und die Zustände in der Armee spotten eh jeder Beschreibung), aber eine generelle kulturelle Neigung dazu sollte man nicht annehmen, weil dies wiederum irrige Rückschlüsse generieren könnte.

Schneemann
Kulturen haben eine unterschiedliche Einstellung zu Gewalt. Je nachdem wie diese ausfällt, sind Kulturen an sich gewalttätiger oder weniger gewalttätig. Das ist übrigens eine völlig wertneutrale Aussage, die russische Kultur zur Zeit ist keineswegs schlecht, nur weil sie Gewalt befördert. Aber man sollte eben diese auch kulturell bedingte Affinität zu Gewalt nicht leugnen. Sie ist da und sie hat deutliche Auswirkungen für die russische Gesellschaft, auch im zivilen Leben und sonst. Die sozialkulturelle Grundströmung in Russland ist in vielem von westeuropäischer Warte aus gesehen auch atavistisch. Da gibt es vieles noch was es früher in Westeuropa ganz genau so gab, vom Jingoismus über den alltäglichen weit verbreiteten Rassismus bis hin zur noch deutlich stärker ausgeprägten Religiösität. Und um das nochmal zu betonen: ich werte das nicht, und am wenigsten bewerte ich es moralisch-ethisch. Das sind einfach nüchtern sachliche Feststellungen, die man halt bedenken muss, wenn man den Gegner richtig einschätzen will.

Zitat:D. h. Syrien und die Ukraine ähneln sich bzgl. der Bombardierung ziviler Ziele, aber sie unterscheiden sich hinsichtlich der Intensität der Bodenkämpfe und der Ermordung von Zivilisten im Rahmen solcher Kämpfe bzw. während Rückzügen.

Wo Russen in Bodenkämpfe verwickelt waren, wurden ganz genau so Verbrechen gegen Zivilisten begangen. Nur ging dass mangels Masse an eingesetzten Bodentruppen halt im allgemeinen Morden und Totfolgern der Truppen des Assad Regimes weitgehend unter.

Warum der Georgienkrieg nicht so eskalierte weiß ich im Moment nicht, dazu muss ich erst noch recherchieren. Es gab dort aber sehr wohl ausgedehnte Plünderungen, und in Teilen Georgiens das gleiche Brigantentum dass man jetzt auch beobachten konnte. Es wurde dabei lediglich nicht in dem Ausmaß gemordet. Zu den genauen Gründen dafür muss ich wie gesagt noch nachforschen, dass Ausmaß der Plünderungen aber wird im Westen allgemein stark unterschätzt.
Melnyk mit einer Meinung die man in der Ukraine von immer mehr ukrainischen Politikern hört:

Zitat:

Zitat:Andrij Melnyk auf Twitter. Dieser Terror-Staat Russland muss eliminiert werden. Er forderte von der Bundesregierung eine klare Antwort und die Lieferung weiterer Waffen.

https://www.welt.de/politik/ausland/arti...erden.html

Im ukrainischen Volk ist sie ohnehin allgegenwertig. Russland muss zerschlagen und in mehrere Staaten aufgeteilt werden, seine Atombomben abgeben, unter UN Kontrolle gestellt werden etc etc blablabla

Desweiteren reichen die Geldzahlungen für die Ukraine nicht aus:

https://www.tagesschau.de/newsticker/liv...-nicht-aus

Zitat:14:20 Uhr EU-Kommission: Ukraine-Hilfen reichen nicht aus

Die derzeitigen EU-Hilfen für die Ukraine angesichts des Krieges reichen nach Ansicht der Europäischen Kommission bei Weitem nicht aus. "Die Ukraine benötigt 3 bis 3,5 Milliarden Euro pro Monat als Unterstützung, um die Funktionsfähigkeit des Staates aufrechtzuerhalten", sagte EU-Haushaltskommissar Johannes Hahn bei einer Konferenz. Die kurzfristigen Hilfen müssten über einen längeren Zeitraum fortgesetzt werden, als ursprünglich gehofft. Für den langfristigen Wiederaufbau beliefen sich die Schätzungen sogar auf 349 Milliarden Euro, sagte Hahn unter Berufung auf die Weltbank.

Und diese Kosten beziehen sich nur auf den aktuellen Stand der Schäden etc.
Wenn es in dem Ausmaß wie derzeit weitergeht, dann reichen diese Summen bald auch nicht mehr aus. Aktuell scheinen die Russen, wohl eine Art Vergeltungsmaßnahme für den Anschlag auf die Krimbrücke bei Kertsch, wahllos Raketen und Marschflugkörper auf ukrainische Städte abzufeuern...
Zitat:Russia-Ukraine war live: at least 11 killed in Russian missile strikes as Putin threatens more retaliation across Ukraine’s cities

Wave of attacks on Ukrainian cities injures at least 64 people; Russian president talks of ‘harsh response’ to Kerch Bridge attack. [...] The death toll from today’s Russian missile strikes targeting cities across Ukraine has risen to at least 11, according to Ukraine’s state emergency service.

Ukrainian police had earlier said at least 10 people and 60 people were injured as a result of Russian attacks. In Kyiv, authorities said a missile strike on the capital’s Shevchenkivskyi district left eight people dead. The number of wounded has risen to 64, Ukraine’s state emergency service said in a Telegram update.
https://www.theguardian.com/world/live/2...st-updates

Und diese Angriffe, quasi reine Terrorattacken gegen bebautes Gebiet, könnten auch noch anhalten:
Zitat:Reaktion auf "Terroranschläge"

Putin droht mit noch härterem Vorgehen

Die teilweise Zerstörung der russischen Brücke zur annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim verärgert den Kreml. Mit Raketenangriffen auf ukrainische Städte antwortet das russische Militär. Laut Präsident Putin ist das erst der Anfang.

Der russische Präsident Wladimir Putin hat die Raketenangriffe auf zahlreiche ukrainische Städte als Reaktion auf die "Terroranschläge" gegen russisches Gebiet bezeichnet. Es seien Objekte der Energieinfrastruktur, der militärischen Steuerung und des Fernmeldewesens mit Hochpräzisionswaffen beschossen worden, sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates. Die Schläge seien vom Meer, aus der Luft und vom Boden aus erfolgt. [...] Zugleich drohte der russische Präsident Kiew mit einem noch härteren Vorgehen. "Für den Fall einer Fortsetzung der Versuche, auf unserem Gebiet Terroranschläge auszuführen, werden die Antworten von russischer Seite hart ausfallen - und in ihrem Ausmaß dem Niveau der Bedrohung für die Russische Föderation entsprechen", sagte Putin. "Daran sollte niemand irgendwelche Zweifel haben." [...]

Zudem behauptete Putin, dass es auf das russische Atomkraftwerk in Kursk bereits drei Anschläge gegeben habe. Einmal sei eine Hochspannungsleitung getroffen worden.
https://www.n-tv.de/politik/Putin-droht-...40006.html

Diese Formulierungen sind interessant: Mal vom reinen Terroraspekt abgesehen, räumen die Russen ja ein, dass es Angriffe auf russisches Terrain gegeben habe und dass man deswegen ukrainische Städte angreift. Quasi war dies bzgl. russischem Gebiet ja mal die Rechtfertigungs-Floskel für die Atomwaffendrohung, nun reagiert man aber "nur" mit Raketenangriffen, das allerdings kreuz und quer.

Und das verärgert auch andere...
Zitat:Moldova says Russian missiles crossed its airspace before hitting Ukraine

Moldova said Monday that Russian cruise missiles targeting Ukraine had crossed its airspace, and summoned Moscow’s envoy to demand an explanation. [...] “Three cruise missiles launched on Ukraine this morning from Russian ships in the Black Sea crossed Moldova’s airspace,” Foreign Minister Nicu Popescu said on Twitter.

“I instructed that Russia’s ambassador be summoned to provide an explanation.” [...] “Appalled by multiple Russian rocket strikes on cities across Ukraine, including the capital Kyiv, striking civilian targets. Russia must stop killing,” he said.
https://english.alarabiya.net/News/world...ng-Ukraine

Ich versuche gerade herauszukriegen, welche Raketen eingesetzt wurden, also zumindest die im Schwarzen Meer abgefeuerten Flugkörper dürften vermutlich 3M-14E Kalibr-Raketen gewesen sein.

Schneemann
Das macht er noch ein, zweimal, dann wird der politische Druck zu groß und die Ukrainer bekommen ATACMS.
Mal ganz abgesehen davon, dass er nicht genug Raketen hat um das länger durchzuhalten.
@Nightwatch
Zitat:Das macht er noch ein, zweimal, dann wird der politische Druck zu groß und die Ukrainer bekommen ATACMS.
Mal ganz abgesehen davon, dass er nicht genug Raketen hat um das länger durchzuhalten.
Ich schätze, zu Satz 1, dass die Ukrainer keine ATACMS bekommen werden, da dürfte Washington das Risiko dann doch zu groß sein.

Indessen, was Satz 2 angeht, diesen Gedanken hatte ich auch schon, v. a. wenn man sich die generelle Einsatzbereitschaft ansieht. Ich vermute ebenso mal, dass hier für derartige Raketenschläge keine ausreichenden Lagerbestände vorhanden sind. Zudem scheinen die aktuell abgefeuerten russischen Raketen keine sonderlich verlässlichen Waffen zu sein. Es gab von 80+ abgefeuerten Flugkörpern wohl vier oder fünf direkte Treffer, die auch Stromausfälle bewirkten, aber der Großteil wurde vermutlich mit der "hochpräzisen" Zielangabe "Stadt" verschossen - fast im V2-Stil -, und davon wurden vermutlich wiederum etwa 50% abgefangen. (Wobei es natürlich auch möglich sein kann, dass man gar keine bestimmten Ziele treffen wollte, sondern nur schlicht Terror in den Städten verbreiten wollte; dann entfallen genauere Zielangaben leider.)

Schneemann
(10.10.2022, 18:40)Schneemann schrieb: [ -> ]@Nightwatch
Ich schätze, zu Satz 1, dass die Ukrainer keine ATACMS bekommen werden, da dürfte Washington das Risiko dann doch zu groß sein.
Da gibt es kein Risiko, weill effektiv Washington bestimmen würde was damit bombardiert wird. Gewisse Kreise dort wollten eben diesen Schritt bislang nicht gehen, weil er halt die Eskalationsspirale auch zwischen USA und Russland vorantreibt. Aber wenn Russland hier seinerseits entscheidet zu eskalieren verändert sich diese Rechnung.

Das ist übrigens die viel entscheidendere Frage - warum sich Russland entschieden hat die Aktion heute so durchzuziehen. Auf twitter war heute zu lesen, dass die fraglichen Kräfte schon deutlich vor der Explosion auf der Kerch-Brücke zusammengezogen wurden.
(10.10.2022, 19:03)Nightwatch schrieb: [ -> ]Da gibt es kein Risiko, weill effektiv Washington bestimmen würde was damit bombardiert wird. Gewisse Kreise dort wollten eben diesen Schritt bislang nicht gehen, weil er halt die Eskalationsspirale auch zwischen USA und Russland vorantreibt. Aber wenn Russland hier seinerseits entscheidet zu eskalieren verändert sich diese Rechnung.

Das ist übrigens die viel entscheidendere Frage - warum sich Russland entschieden hat die Aktion heute so durchzuziehen. Auf twitter war heute zu lesen, dass die fraglichen Kräfte schon deutlich vor der Explosion auf der Kerch-Brücke zusammengezogen wurden.

Es war leider schon länger damit zu rechnen dass der Krieg sich in eine Richtung entwickelt in der Zivilisten immer mehr ins Feuer geraten und auch verstärkt Infrastruktur absichtlich zerstört wird. Vermutlich wird man dahingehend nun auch vermehrt Systeme liefern die Rußland dahingehend schaden können. Ende vom Lied wird sein dass Zivilisten und zivile Infrastruktur in Zukunft beiderseits wesentlich häufiger zerstört werden, was dann auch die Fluchtbewegungen noch weiter befördern wird.
Werter Nightwatch:

Zitat:Das ist übrigens die viel entscheidendere Frage - warum sich Russland entschieden hat die Aktion heute so durchzuziehen.

Meiner Einschätzung nach hatte das vor allem innenpolitische Gründe. Völlig unabhängig von der Brücke muss Putin nach Innen irgendwas als Erfolg verkaufen, der steht zunehmend unter extremen Druck von Nationalisten und Klerikalfaschisten. Die Stimmung in Russland in diesen Kreisen ist gelinde gesagt finster. Wenn die aktuelle russische Regierung nicht irgendwie eine Trendwende hinbekommt, wird sie das auf Dauer nicht überleben (wortwörtlich).
(10.10.2022, 20:53)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Werter Nightwatch:


Meiner Einschätzung nach hatte das vor allem innenpolitische Gründe. Völlig unabhängig von der Brücke muss Putin nach Innen irgendwas als Erfolg verkaufen, der steht zunehmend unter extremen Druck von Nationalisten und Klerikalfaschisten. Die Stimmung in Russland in diesen Kreisen ist gelinde gesagt finster. Wenn die aktuelle russische Regierung nicht irgendwie eine Trendwende hinbekommt, wird sie das auf Dauer nicht überleben (wortwörtlich).

Infrastruktur lässt sich relativ leicht zerstören und kann oft auch nicht so schnell wieder aufgebaut werden und selbst wenn könnte dieser Aufbau schnell wieder zerstört werden. Meines Erachtens gäbe es bei so einem Schlagabtausch nur einen klaren Verlierer. Man könnte dieser Raketenduell für Rußland zwar sehr teuer machen in dem man der Ukraine entsprechende Raketentechnik auch quantitativ zur Verfügung stellt aber die Ukraine dürfte dabei wesentlich mehr geschädigt werden als Rußland. Dass denen so schnell die Raketen ausgehen glaube ich nicht. Raketentechnik ist kein Hexenwerk, da dürfte der Ausstoß der russischen Industrie hoch genug sein.
Noch ein paar Karten, aktuell ist es ja wieder etwas ruhiger, die Ukrainer versorgen ihre Verbände, ziehen sogar aktive welche aus der Front heraus und führen neue ausgeruhte Einheiten nach, entsprechend konsolidiert man zur Zeit das erreichte. Während die Russen weiter frontal völlig sinnbefreit weiter Bakhmut berennen. 1WK at it´s best!

Norden:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...-Front.jpg

Swatowe wird hier das nächste Ziel sein. Aktuell gibt es schon erste Probevorstöße in diese Richtung und jede Menge ukrainische Aufklärung durch Kampf teilweise schon deutlich weiter nach Osten als es die Karte hier abbildet.

Richtung Bakhmut:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...-Front.jpg

Wagner Einheiten verbluten aktuelle vor Bakhmut. Was selbst dann keinerlei Sinn ergeben würde, wenn sie irgendwann erfolgreich sind und die Stadt fällt. Laut Strelkov stehen russische Einheiten seit heute auch in der Stadt selbst (auf der Karte so nicht abgebildet), aber sie können sich dort nicht halten und werden immer wieder unter hohen Verlusten geworfen. Zudem könnten die Ukrainer die Russen von Norden her hier flankieren. Angeblich (Telegram, VK, russische Milblogger usw) sammeln die Ukrainer nördlich von Bakhmut aktuell Truppen (nördlich von Yakovlivka).

Hier noch mal die Kämpfe um Bakhmut im größeren Gesamtkontext:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...Donets.jpg

Donezk:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...-Front.jpg

Das rührt sich weiter nicht viel. Angeblich hat der russische Artilleriehagel hier stark nachgelassen. Umgekehrt beklagen die Russen fortwährenden ukrainischen Beschuss von zivilen Zielen in Donzek, was natürlich eine ziemliche Ironie ist, da sie selbst das genau gleiche um einen vielfachen Faktor höher ebenso tun.

Süden:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...-Front.jpg

Ruhig. Aber hier wird meiner Meinung nach die nächste große Offensive der Ukraine stattfinden. Das würde sich einfach von den strategischen Linien her perfekt anbieten, zumal auch mit der Beschädigung und dem zumindest teilweisen Ausfall der Krimbrücke. Hier ein schneller Vorstoß entlang einer Operationslinie in Richtung Küste des Asowschen Meeres, insbesondere in Richtung Melitopol, die Stadt selbst jedoch vermeidend und dafür östlich an ihr vorbei stoßend, würde die russischen Einheiten im Süden und im Südwesten zum Kollabieren bringen, und als mindestes einen völligen Rückzug aus Kherson zur Folge haben. Es macht daher meiner Meinung nach gar keinen Sinn mehr westlich des Djnepr in Richtung Kherson vorstoßen zu wollen. Wenn die Ukrainer es hinkriegen ihre Streitkräfte und die neu in Europa ausgebildeten Verbände (inzwischen insgesamt mehrere Divisions-Äquivalente) umzugruppieren wäre das viel lohnender. Zumal die russischen Stellungen hier äußerst dünn sind und es keine Reserven in der Tiefe gibt.

Südwesten:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...-Front.jpg

Hat sich verlangsamt. Der nordöstliche Teil des russisch besetzten Gebietes ist gefallen. Meiner Meinung nach ist das (theroetische) Ziel hier weiter nicht direkt Kherson anzugehen, sondern in Richtung Nova Kakhovka vorzustoßen. Oder wie oben beschrieben den Kampf hier nur insoweit aufrecht zu erhalten, dass die Russen dort gebunden bleiben und dann die eigenen Kräfte größtenteils umzugrupieren um dann in Richtung Melitopol vorzustoßen.

Gesamtkarte:

https://militaryland.net/wp-content/uplo...ullmap.jpg

Mein rein persönlicher Eindruck ist, dass die Kämpfe im Norden und Südwesten der Front aktuell vor allem noch dazu dienen, die Russen dort zu bingen. Während zugleich die nächste größere Offensive vorbereitet wird. Meiner Einschätzung nach wird man diese noch vor dem Winter angehen.

Die Operationslinie der von mir vermuteten Offensive wäre dann von Zaporizhzia in Richtung Melitopol. Zumindest wäre das für die Ukraine meiner Meinung nach am nutzbringendsten. Damit die Russen die dies natürlich ganz ebenso befürchten könnten nicht ausreichend abstellen können, muss man den quantitativ unterlegenen Gegner eben mit so wenig eigenen Kräften wie möglich im Kampf binden während man umgruppiert.
Die Links funktionieren nicht btw.

Ich hätte schon anstatt bei Izium im Süden angegriffen und nötigenfalls die Kräfte in Kherson auch noch dazugenommen. Wenn die Ukraine zwischen Melitopol und Mariupol das Asowsche Meer erreicht steht und fällt alles westlich davon mit den 150km Luftlinie zwischen Berdjansk und der Kerch-Brücke.

Warum dieser Frontabschnitt vpn beiden Konfliktparteien derart ignoriert wird erschließt sich mir nicht.
Auch auf russischer Seite hätten hier doch über das Jahre Interessen bestehen müssen. Die Befestigungsanlagen der Ukrainer dürften in diesem Raum im Vergleich zum Donbass neben an ziemlich rudimentär sein. Anstatt immer weiter Verbände nach Kherson zu verlegen hätte man auch hier mal mit den Ziel der Verbindungsstraße Saporischschja - Donezk angreifen können. Hätte wahrscheinlich sowohl von Donezk als auch von Kherson einiges an Druck genommen.

Immerhin dürften dort auch wesentlich länger Operationen unter annehmbaren Bedingungen mgölich sein als im Norden. Von daher spricht nichts gegen eine Offensive in den Spätherbst hinein.
@lime
Zitat:Infrastruktur lässt sich relativ leicht zerstören und kann oft auch nicht so schnell wieder aufgebaut werden und selbst wenn könnte dieser Aufbau schnell wieder zerstört werden. Meines Erachtens gäbe es bei so einem Schlagabtausch nur einen klaren Verlierer. Man könnte dieser Raketenduell für Rußland zwar sehr teuer machen in dem man der Ukraine entsprechende Raketentechnik auch quantitativ zur Verfügung stellt aber die Ukraine dürfte dabei wesentlich mehr geschädigt werden als Rußland. Dass denen so schnell die Raketen ausgehen glaube ich nicht. Raketentechnik ist kein Hexenwerk, da dürfte der Ausstoß der russischen Industrie hoch genug sein.
Zunächst: Infrastruktur lässt sich zwar relativ leicht zerstören, aber es ist dennoch interessant, wie rasch Schäden im Normalfall auch behoben werden können. (Vorausgesetzt, das Gebiet, in dem die Instandsetzungen stattfinden, liegt nicht unter direktem Feindbeschuss.) Es ist dabei immer wieder erstaunlich, wie schnell Bahnlinien repariert, Behelfsbrücken errichtet oder auch Flugfelder wieder einsatzbereit gemacht werden können - eine gewisse Logistik mal angenommen.

Zweitens: Raketentechnik ist nicht unbedingt Hexenwerk, korrekt, aber zwischen Rakete und Rakete bestehen deutliche Unterschiede. Wenn ich mich mit Waffen auf V1-Niveau begnüge, sollten keine Probleme bestehen, wenn ich aber Marschflugkörper bauen will, die mit TERCOM und Satellit etc. pp. arbeiten sollen, dann ist die Sache wiederum nicht ganz so einfach. Und da habe ich Zweifel, ob die Russen noch derart viele Kapazitäten diesbezüglich frei haben, gerade auch was Computertechnik angeht.

Hierzu (hinter kostenloser Registrierungs-Schranke):
Zitat:Putin übt Vergeltung – aber Russland hat zu wenig Raketen

Die jüngste Angriffswelle täuscht: Russlands Arsenale leeren sich. Besonders die Produktion hochpräziser Raketen lässt sich nur schwer ankurbeln. Das wird für den Kreml zu einem wachsenden Problem. [...]
https://www.nzz.ch/international/ukraine...ld.1706697

Aktuelles - anscheinend rücken die Russen bzw. Separatistenkräfte derzeit, wenn auch langsam, im Raum Bachmut vor (Meldung von vor vier Tagen, aber gestern haben britische Nachrichtenquellen es nochmals bestätigt):
Zitat:Russian-backed forces claim gains near Bakhmut in east Ukraine

Bakhmut (Ukraine) (AFP) – Russian forces said Friday they had captured ground in Donetsk in east Ukraine, their first claim of new gains after Kyiv grabbed momentum with a counter-offensive that rattled Russia's war effort. [...] Separatist forces in the war-battered Donetsk region said they had reclaimed a series of villages near the Ukraine-controlled industrial town of Bakhmut, which has been under Russian shelling for weeks.

"On the territory of the Donetsk People's Republic, a grouping of troops of the Donetsk and Lugansk republics, with fire support from Russian forces, liberated Otradovka, Veselaya Dolina and Zaitsevo," they said on social media. [...] A civilian volunteer from the humanitarian group Vostok SOS, 29-year-old Edvard Skoryk told AFP that there had been "street combat" near his home on the other side. [...]
https://www.france24.com/en/live-news/20...st-ukraine

Weiterhin scheinen sich die Weißrussen nicht so ganz einig zu sein, was sie nun wollen. Nachdem Lukaschenko angekündigt hatte, man wolle gemeinsame russisch-weißrussische Einheiten aufstellen und ggf. in den Kampf eingreifen, rudert der Verteidigungsminister nun etwas zurück (was er ohne den Segen seines "Chefs" natürlich nie sagen dürfte):
Zitat:Belarussischer Verteidigungsminister schließt aktive Kriegsteilnahme aus [...]

Der belarussische Verteidigungsminister Viktor Chrenin hat eine aktive Teilnahme seines Landes an Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ausgeschlossen. „Wir wollen nicht gegen Litauer kämpfen, oder Polen, oder Ukrainer“, sagte er in einer Videobotschaft am Montag.

Seine Äußerungen folgten auf eine Ankündigung des autoritären Präsidenten Alexander Lukaschenko, dass Belarus Tausende russische Soldaten aufnehmen werde. Lukaschenko warnte zudem Kiew vor einem Angriff auf Belarus – ungeachtet dessen, dass es keinerlei Hinweise auf derartige Pläne gab. [...] Einigen Berichten zufolge möchte der Kreml, dass das mit ihm verbündete Nachbarland die Stationierung russischer Atomwaffen ermöglicht. Alessin sagte, es seien bereits Iskander-Raketen nach Belarus verlegt worden, die mit Atomsprengköpfen bestückt werden könnten. [...]

Einige belarussische Bomber seien in russischen Fabriken so umgebaut worden, dass sie Atombomben tragen könnten. Aus Minsker Sicht sei die Stationierung von russischen Atomwaffen in dem Land jedoch nur für den Fall möglich, dass die USA Atomwaffen im benachbarten Polen stationierten.
https://www.welt.de/politik/ausland/arti...e-aus.html

Schneemann
Offiziell begründet Weißrussland seine militärische "Zurückhaltung" auch damit, dass man aktiv von Polen bedroht werde, bzw. dass die Polen Weißrussland invasieren und in ihr zukünftiges Polnisch-Litauisches Großreich einverleiben wollen, zusammen mit der ganzen Westukraine die Polen sich auch schnappen will etc etc
(11.10.2022, 09:53)Schneemann schrieb: [ -> ]Aktuelles - anscheinend rücken die Russen bzw. Separatistenkräfte derzeit, wenn auch langsam, im Raum Bachmut vor

Ich find's gerade nicht mehr, aber es hieß zuletzt, dass dort nur noch russische "Elite"-Truppen und Wagner agieren würden, keine regulären Truppen und eben auch nicht DNR/LPR.