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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Zusammenfassung Tag 11:

https://militaryland.net/ukraine/invasio...1-summary/

Ein interessanter Aspekt der auch schon gestern aufgetreten ist und der im Artikel in einem Nebensatz erwähnt wird ist, dass immer mehr ukrainische Einheiten von russischen Truppen in Feuerüberfällen zusammen geschossen werden, insbesondere wenn die Ukrainer zu einem neuen Brennpunkt verlegen. Es gibt immer mehr vernichtete ukrainische Konvois, und auch ukrainische Nachschubeinheiten fallen russischen Sondereinheiten zum Opfer. Das müssen daher sehr leichte russische Truppen sein, weil diese ansonsten nicht querfeldein an die Straßen heran gekommen wären. Zudem ist dies ein Indiz dafür, dass es an vielen Stellen keine klaren Fronten mehr gibt, sondern sich beide Gegner zunehmend im gleichen Raum vermischen.

Zum vorherigen Eintrag:

Die Polen sperren sich aktuell noch, Gott sei Dank und hoffentlich bleibt es dabei!

https://twitter.com/PremierRP_en/status/..._-pdIpAAAA

https://www.thedrive.com/the-war-zone/44...to-ukraine
(07.03.2022, 08:57)Schneemann schrieb: [ -> ]Wegen der MiG-29: Wie soll das denn aussehen? Die Maschinen müssen erst mal ins Land kommen - wer fliegt sie? Polen? Damit würden Piloten eines NATO-Landes direkt über einer Kriegszone fliegen, weil auf Tiefladern und zerlegt wird man sie wohl kaum hinüberfahren. Und solche Maschinen, auch wenn die MiG durchaus robust ist, brauchen auch Basen, Techniker und Logistik. Ich sehe nicht, welche Kapazitäten bei den Ukrainern noch zur Verfügung stünden, welche Flugfelder noch geeignet sein sollen und wo man die Maschinen parken könnte, ohne dass die Russen sie sofort aus der Luft mit Flugzeugen oder Schlägen mit Marschflugkörpern ausschalten. Kurzum: Eine ebenso sinnlose wie riskante Idee...

Schneemann

Selbst wenn sie fliegen würden dann sicher nicht länger als 3-4 Tage. Der Kampfwert von Kampfflugzeuglieferungen wäre gleich Null.
3 bis 4 weitere Tage in denen die russischen Luftraum-Streitkräfte damit beschäftigt wären die neuen Kampfflugzeuge zu jagen wären ein erheblicher militärischer Wert.

Da diese Kampfflugzeuge ohnehin vernichtet werden, erzeugen sie kein großes Nachschub- oder Wartungsproblem. Da sie kostenlos sind, kommt das ganze extrem günstig. Da die Wirkung für mehrere Tage gegeben wäre, würde dies erhebliche und signifikante Zeit für andere Truppen gewinnen.

Von daher wäre meine Einschätzung, dass dies ein geradezu klassisches Konzept: Economy of Force wäre.

Da es sich de facto um eine Selbstmordmission handeln würde, wäre meiner Meinung nach die primäre Problemstellung dafür Piloten zu finden.

Allgemein:

Und noch ne Analyse, die völlig korrekt den Blick darauf lenkt, dass es den Russen mehr um den Süden gehen dürfte als um Kiew selbst.

https://twitter.com/WarintheFuture/statu...6601458688

Zitat:3/25 The southern theatre of the war is a vital element of the overall Russian campaign design for Ukraine. The south contains Ukraine’s 13 seaports, which in 2021 exported over 150 million tons of cargo. This represents 60% of exports & 50% of imports for Ukraine.

4/25 The city of Odessa is Ukraine’s third largest city, and a major transportation and export hub. Possession of this city, and the entire Ukrainian southern coastline, gives Russia a land bridge to Crimea while strangling the Ukrainian economy.

5/25 Odessa is also a significant port for the importing Western aid. Russian capture of this port would be a psychological and political victory for the Russians. It would be a major strategic logistical problem for Ukraine & would cut of a large source of government revenue.

6/25 Pre-war analysis identified the south as one of the likely main theatres of any Russian invasion of #Ukraine for these reasons. Below is a projection from @CSIS
in January this year.

7/25 It is therefore important to understand this theatre. And while the war in the north and east has settled into a slow moving and grinding war of attrition, the war in the south has been the location of more operational success for the invading Russian forces.

8/25 Russian units commenced advancing out of their assembly areas in Crimea and the Donetsk region early during the invasion. While the Ukrainians fought well, there appears to have been a significant overmatch of Russian ground forces in the south.

11/25 Most recent updates from the Ukrainian Ministry of Defence, and other open sources, describe how Russia has secured a continuous land bridge from Crimea back to Russia. While Mariupol remains contested, it is unlikely to hold out for much longer.

Gründe für den Erfolg im Süden:

Zitat:the Russians were able to concentrate a significant amount of combat power in the south before the war. This is in the order of around 15 BTGs in the Rostov-Krasnodar area in the east and another ~15 BTGs in Crimea.

Third, the Russian forces that surged out of the Rostov-Krasnodar area, and Crimea, did so from established Russian bases that are good logistic hubs. Those that advanced out of Belarus in particular did not. This made logistic support in the south less complex.

16/25 Fourth, the Russians have preserved an amphibious landing capability. Notwithstanding the complexity of these operations, the Ukrainians have also had to watch the sea for threats as well as the land.

17/25 Finally, and this is purely speculation, the #leadership & campaign planning in the south appears to be superior to the north. While often advancing on diverging axes, the southern theatre has largely continued without the long pauses seen in the north and northeast.

Zu 17 eine Ergänzung von mir: im Süden war der Boden ironischerweise querschnittlich deutlich fester und die Russen operierten deutlich mehr querfeldein. Sobald die russischen BTG nicht mehr so vom Gelände her eingeschränkt sind, werden die Ukrainer deutlich leichter geschlagen.[/quote]

Das liegt nicht nur an den Wetterverhältnissen, den im Süden ist es wärmer, sondern vor allem auch am Gelände selbst. Der Süden wird besser entwässert und besteht eher aus Steppenboden, der weitgehend aus Podsol-Böden besteht. Im Norden hingegen lagen und liegen die Prypjatsümpfe vor allem entlang der weißrussisch-ukrainischen Grenze bis hin zum Djnepr. Auch dort wo die Prypjatsümpfe entwässert und in landwirtschaftliche Flächen umgewandelt wurden hat der Boden eine ganz andere Struktur und ist viel mehr Wasser im Boden bzw. kann dieses viel schlechter abfließen (genau deshalb sind diese Sümpfe ja dort entstanden). Entsprechend sind auch ehemalige Sumpfgebiete immer noch wesentlich feuchter und weicher vom Boden her.

Zitat:18/25 What does this all mean for subsequent Russian operations? First, Russian control of the entire southern coastline provides a foundation to encircle Ukrainian forces in the east of the country, particularly around Donbas and the line of contact.

19/25 With a large Ukrainian force in the east, at some point a decision will need to be made on ceding this area to preserve Ukrainian combat power.

Den Punkt haben die Ukrainer meiner Meinung nach verpasst. Die werden zu erheblichen Teilen in der Ostukraine eingekesselt werden. Die Truppen im Donbass dienten dabei als haltendes Element.
Ist die Ukraine bald ohne Strom? " Blackout in Kyiv? " - Urbaner Krieg, Krieg um Energie...
von
Stéphane AUDRAND
7. März 2022
Thgeatrum belli
[Bild: UKR-carte-10-696x392.jpeg]

Eine Ukraine, die bald ohne Strom auskommen muss. Das legt ein Blick auf das Stromnetz des Landes nahe, dessen detaillierte Darstellung aus dem Jahr 2018 hier zu finden ist: https://lnkd.in/efriGKbh

Einfach ausgedrückt: Die Russen sind dabei, sich die Kraftwerke unter den Nagel zu reißen, insbesondere die beiden Kernkraftwerke, die in ihrer Reichweite liegen (das in Zaporijia und das nordöstlich von Odessa). Die beiden anderen, die weit im Westen liegen, können sie isolieren, indem sie die Verbindungsleitungen durch Bombardierung kappen oder Abschnitte von Hochspannungsleitungen physisch einnehmen (nahe der Grenze zu Weißrussland).

Kiew wird bald vom Versorgungsnetz des restlichen Landes abgeschnitten sein. Die Unterbrechung der Stromversorgung ist für unsere modernen Gesellschaften sehr einschneidend. Viel mehr als im Jahr 1940. Alles läuft über Elektrizität, von den Krankenhäusern über die militärische Führung bis hin zum täglichen Leben und dem Funktionieren der "Dienstleistungen". Da alles "entmaterialisiert" ist und mechanische Schreibmaschinen verschwunden sind, bedeutet ein Stromausfall das Ende der Bohnen! Natürlich werden für kritische Verwaltungen thermische Generatoren und einige Dachsolarzellen ein wenig Strom erzeugen, aber das wird im Vergleich zum Bedarf der Siedlungen ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Darüber hinaus ist zu bedenken, dass viele gas- oder ölbetriebene Gemeinschaftsheizungen auf eine Stromversorgung über das Stromnetz angewiesen sind, um zu funktionieren.

Die roten Dreiecke, die ich auf der Karte hinzugefügt habe (und das Quadrat von Kyiw), zeigen die Kraftwerke oder kritischen Verbindungsleitungen an, die die Russen schnell kontrollieren können oder die sie bereits kontrollieren. Die Einkreisung von Charkiw zum Beispiel wird es ihnen ermöglichen, die beiden Kraftwerke westlich und südöstlich der Stadt einzunehmen.

Ohne Strom wird nicht nur die militärische Situation der Ukrainer schwieriger werden, sondern auch das tägliche Leben der Zivilisten.

Ganz allgemein stellt dies einmal mehr die "Widerstandsfähigkeit" eines Gesellschaftsmodells in Frage, das sich doppelt entschieden hat: für die "vollelektrische Energieversorgung im Offenausschank" und für die "volle Urbanität" mit immer größeren Metropolen. Die doppelte urbane und energetische Dimension dieses Krieges drängt sich als ein wichtiges und systemisches Merkmal der Konflikte des aktuellen Jahrhunderts auf. Es ist nicht so, dass wir nicht gewarnt hätten...
voyageur:

Ein wertvoller Artikel. Vielen Dank für die Übersetzung!

Allgemein:

China bereitet sich auf seine zukünftige Seniorpartnerschaft mit Russland vor:

https://www.reuters.com/world/china-says...022-03-07/

https://www.dw.com/en/china-says-russia-...a-61037046

Zitat:The Chinese foreign minister has said the two countries would maintain strategic strength despite the Ukraine crisis, and warned against interference from "third parties."

At a press conference explaining Beijing's position on the conflict, Wang said the causes of the "Ukraine situation" were "complex" and had not happened overnight.

"Solving complex problems requires calmness and rationality, rather than adding fuel to the fire and intensifying contradictions," he said.

Wang said Russia was Beijing's "most important strategic partner" and their bilateral relations were "conducive to world peace, stability, and development."

"No matter how sinister the international situation is, both China and Russia will maintain their strategic determination and continuously push forward the comprehensive strategic partnership of coordination in the new era," he said.

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Booming China-Russia trade

According to customs data revealed Monday, Chinese trade with Russia saw a surge in the run-up to the war in Ukraine.

Exports to Russia rose 41% in January and February compared to the same period in the previous year.

This was the fastest rate among China's major trading partners in the first two months of the year, outpacing trade with the European Union and the United States.

Russia was also the second-biggest source of imports for China, which buys energy products from its neighbor.

.....

The Chinese government has refused to describe the military attack as an invasion and called on Western countries to respect Russia's "legitimate security concerns."
(07.03.2022, 08:57)Schneemann schrieb: [ -> ]Wegen der MiG-29: Wie soll das denn aussehen? Die Maschinen müssen erst mal ins Land kommen - wer fliegt sie?

Gäbe es da vielleicht irgendwelche Tricks mit privaten Firmen zur unbewaffneten Überführung?
Also z.B. Waffen runter und separat per LKW transportieren - über die EU eine PMC o.ä. beauftragen, die ehemalige MIG-Piloten beschäftigen - die fliegen dann die unbewaffneten Maschinen über die Grenze.
Abseits der Sinnhaftigkeit der Aktion, wäre das rechtlich eine Option?
Zur Kampfflugzeugdebatte:

Abgesehen davon, dass eine Lieferung von Kampfflugzeugen (mittlerweile) militärisch nahezu sinnlos ist und mehr symbolischer Natur als sonst etwas wäre – mir erschließt sich offen gestanden nicht unbedingt, wo jetzt das übergroße Risiko liegen sollte.

Allenfalls halte ich die Verlegung von Kampfflugzeugen für eine marginale Eskalation gegenüber den Waffenlieferungen die jetzt eh schon (in erheblichen Umfang und nahezu ungehindert durch Russland) stattfinden. Würde es Russland gefallen? Sicherlich nicht. Muss uns das interessieren? Sicherlich nicht.
Wenn Russland Krieg gegen die Nato führen möchte werden sich dafür nach Belieben Gründe finden lassen. Die Lieferung von Kampfflugzeugen kann (wie die Lieferung beliebiger anderer Waffensysteme auch) sicherlich als politische Begründung herangezogen werden, einen zwingenden militärischer Grund, der das Agieren gegen Nato-Staaten tatsächlich nötig machen würde stellt diese Lieferung aber keinesfalls dar.

Das militärische Kräftegleichgewicht in der Ukraine wird sich durch ein paar Kampfflugzeuge schlicht nicht relevant verschieben. Sie würden schnell, schlimmstenfalls nach wenigen Einsätzen neutralisiert werden – wie auch die restliche Ukrainische Luftwaffe es in weiten Teilen schon ist. Es wäre sogar ein leichtes (gesetzt den Fall man agiert halbwegs kompetent) die gelieferten Kampfflugzeuge sofort nach der Landungen wo auch immer in der Ukraine sofort auszuschalten.

Als Russland hätte ich noch viel eher gesteigertes Interesse daran, die laufenden Lieferungen von Infanteriewaffen zu stoppen oder wenigstens zu stören. Perspektivisch stellen diese Waffen eine wesentlich größere Bedrohung dar, als jedes Großgerät das von der Ukraine noch zum Einsatz gebracht werden kann.

Auch ein Blick in die Geschichte lohnt vielleicht. Welche Konflikt in der jüngeren Geschichte wurde durch eine Kriegspartei jemals auf Waffenlieferanten allein aufgrund von Waffenlieferungen ausgedehnt? Mir fällt dazu nicht ein passendes Beispiel ein. Ergo ist die Gefahr überzeichnet.

Am Ende lässt es sich runterbrechen auf die simple Formel: Wenn Russland keinen Krieg mit der Nato will wird es alle Waffenlieferungen in Ukrainisches Territorium hinnehmen. Und wenn Russland wirklich Krieg mit der Nato haben möchte kommt es auf die Waffenlieferungen auch nicht mehr an.
(07.03.2022, 14:12)Nightwatch schrieb: [ -> ]Wenn Russland keinen Krieg mit der Nato will wird es alle Waffenlieferungen in Ukrainisches Territorium hinnehmen. Und wenn Russland wirklich Krieg mit der Nato haben möchte kommt es auf die Waffenlieferungen auch nicht mehr an.
Das würde ich auch so unterschreiben.

Und rein aus unserer europäischen Perspektive kann es uns doch nur sehr recht sein, wenn die Amis bereit sind, unser restliches Sowjetmaterial gegen westliches auszutauschen. Je mehr MIGs durch F16 abgelöst werden, desto besser für uns.
@Broensen
Zitat:Gäbe es da vielleicht irgendwelche Tricks mit privaten Firmen zur unbewaffneten Überführung?
Also z.B. Waffen runter und separat per LKW transportieren - über die EU eine PMC o.ä. beauftragen, die ehemalige MIG-Piloten beschäftigen - die fliegen dann die unbewaffneten Maschinen über die Grenze.
Abseits der Sinnhaftigkeit der Aktion, wäre das rechtlich eine Option?
Theoretisch ja, theoretisch könnte ich auch eine Fregatte zerlegen und über die Grenze schmuggeln. Aber praktisch ist es wenig sinnvoll. Eine zerlegte Maschine muss erst einmal vor Ort wieder zusammengebaut und in einen flugfähigen Zustand gebracht werden. D. h. da sind wir wieder bei der Logistikfrage.

Und die Ukrainer haben gerade sicher andere Sorgen - bestehende Personalengpässe mal außen vor gelassen -, als extra noch rare Techniker und Ingenieure abzustellen, um fast 40 Jahre alte MiG-29 in tagelanger Schrauberarbeit wieder flügge zu machen. Und über andere Themen brauchen wir gar nicht nachdenken: Abstellung von Waffentechnikern, Piloten, Gewährleistung der Spritversorgung, Flugfeldinstandhaltung und -verteidigung sowie die russischen Optionen, die Vögel noch auf dem Transport oder halbzerlegt am Boden zu zerschlagen. Kurzum: Ein sinnloser Aufwand mit, wenn überhaupt eine abhebt, arg begrenzter Wirkung gegenüber dem Gegner. Und am Ende ballert noch ein ukrainischer Soldat mit seiner Stinger nach einer MiG, weil er sie für einen Russen hält...

@Nightwatch
Zitat:Das militärische Kräftegleichgewicht in der Ukraine wird sich durch ein paar Kampfflugzeuge schlicht nicht relevant verschieben. Sie würden schnell, schlimmstenfalls nach wenigen Einsätzen neutralisiert werden – wie auch die restliche Ukrainische Luftwaffe es in weiten Teilen schon ist. Es wäre sogar ein leichtes (gesetzt den Fall man agiert halbwegs kompetent) die gelieferten Kampfflugzeuge sofort nach der Landungen wo auch immer in der Ukraine sofort auszuschalten.
Das ist auch meine Meinung. Es ist quasi eine Pseudo-Drohungen, ein Gespinst, das hier aufgebaut wird. Und eine Handvoll alter MiG-29 wird in diesem "Erdkampfszenario" nichts wirklich bewirken können. Eher werden dadurch sogar noch Logistikkräfte gebunden, die man anderweitig sinnvoller einsetzen könnte.
Zitat:Auch ein Blick in die Geschichte lohnt vielleicht. Welche Konflikt in der jüngeren Geschichte wurde durch eine Kriegspartei jemals auf Waffenlieferanten allein aufgrund von Waffenlieferungen ausgedehnt? Mir fällt dazu nicht ein passendes Beispiel ein. Ergo ist die Gefahr überzeichnet.
Einerseits ja. Es gab schon massive Interventionen der Weltmächte, wobei Waffen von der anderen Feldpostnummer an den Gegner geliefert wurden, ohne dass es zum Konflikt der beiden Blöcke kam (in bspw. Vietnam und Korea haben die Russen sogar massiv Kampfjets, Panzer und anderes schweres Gerät geliefert, und es gab keinen Zusammenprall mit den USA [höchstens den einen oder anderen abgeschossenen Sowjetpiloten]; in Afghanistan haben die USA Waffen, gerade auch Stinger, an die Afghanen geliefert, und es geschah auch nichts).

Andererseits aber nein. Denn die Protagonisten des Kalten Krieges erschienen mir immer kalkulierender, berechnender und auch vorsichtiger als Putin und seine Clique heutzutage, die in den letzten Tagen schon einige äußerst fragwürdige bis irrational wirkende Aktionen vornahmen - und dieses obskure Hasardspiel war früher bzw. zu Zeiten des Kalten Krieges weit weniger ausgeprägt. Insofern würde ich dennoch zur Vorsicht raten.

Schneemann
Für den Transfer von Kampfflugzeugen sehe ich kein ernsthaftes Problem. Die Jets könnten von einer Briefkastenfirma gekauft werden, für die Überführung müßte nur für wenige Stunden ein Flugfeld in Moldawien zur Verfügung stehen, wo ukrainische Piloten die Geräte übernehmen könnten.
Mit etwas Goodwill der moldawischen Regierung (die möchten nicht unbedingt wieder aus Moskau regiert werden) könnten die Jets sogar direkt was unter die Flügel geklemmt bekommen.

Mit etwas Phantasie könnten juristische Konstruktionen gebastelt werden, die den Nachweis irgendwelcher Regierungsbeteiligungen vor Gericht in etwa 20 Jahren ermöglichen würden...
(07.03.2022, 15:23)Schneemann schrieb: [ -> ]Theoretisch ja, theoretisch könnte ich auch eine Fregatte zerlegen und über die Grenze schmuggeln. Aber praktisch ist es wenig sinnvoll. Eine zerlegte Maschine muss erst einmal vor Ort wieder zusammengebaut und in einen flugfähigen Zustand gebracht werden. D. h. da sind wir wieder bei der Logistikfrage.

Ich meinte ja nicht, dass man die Maschinen zerlegt, sondern lediglich mit leeren Außenstationen über die Grenze fliegen lässt und vielleicht die BK vorher rausnimmt. Das rechtliche Problem ist ja nicht die Lieferung, sondern der Überflug in die Ukraine. Weder dürfen westliche Piloten über der Ukraine Kampfjets fliegen, noch dürfen ukrainische Piloten mit solchen in der EU starten und über die Grenze fliegen. Deshalb der Gedanke mit den PMCs, die unbewaffnete Flugzeuge überführen.

Ich glaube ja immer noch nicht, dass ukrainische Piloten überhaupt die "NATO-fizierten" MiG-29G oder AS ohne eine gewisse Umschulung einsetzen könnten, wozu Zeit und Personal fehlt. Also kämen kurzfristig eh nur die bulgarischen MiG-29A in Frage, und deren Luftstreitkräfte sind noch nicht soweit umgestellt, dass dort einfach zusätzlich gelieferte F16 die MiGs ablösen könnten, wie in Polen.

Einfacher wäre es wohl, mit ein paar Blackhawks in Osteuropa diverse Mi8/17 frei zubekommen, die man dann auch einfach auf Tiefladern rüber karrt. Aber das dürfte aktuell nicht das sinnvollste Großgerät für die Ukraine sein.

(07.03.2022, 17:03)PKr schrieb: [ -> ]Mit etwas Goodwill der moldawischen Regierung (die möchten nicht unbedingt wieder aus Moskau regiert werden)...

Die wollen aber bestimmt auch keinen weiteren Vorwand dazu liefern. Schließlich müssen sie eh schon davon ausgehen, dass Transnistrien demnächst annektiert wird, sobald Odessa und der Budschak in russischer Hand sind.
@Schneemann

Kaffeesatzleserei, aber ich tue mich schwer damit Putin&Co als irrational abzustempeln.
Was ich das sehe ist a) eine überkommene Weltanschauung die besser ins 19. als ins 21. Jahrhundert gehört, b) eine katastrophale Fehleinschätzung der Gegner, c) altersbedingt zunehmende Inflexibilität und d) festgefahrene Strukturen eines in die Jahre gekommenen Regimes.

Oder anders formuliert: Im Kriege reagieren Putin&Co innerhalb ihrer Blase nach meinem Dafürhalten nicht weniger rational als die Gegenseite. Ich sehe vielmehr einen eiskalten Autokraten, der sich zwar im Vorfeld ganz gehörig verkalkuliert hat, das Ding jetzt aber rücksichtslos in seinem Sinne durchzieht. Zurück kann er nicht mehr und will e daher jetzt zu Ende bringen und seine Ziele erreichen, komme was wolle.
Insoweit verhält sich Putin nicht so viel anders wie wir es von ihm gewohnt sind. Überraschend war für mich daher weniger sein Handeln und die Aktionen an sich, als dass er damit tatsächlich in unseren Augen ziemlich verquere Ziele versucht zu erreichen.

Sprich, ich verstehe absolut wie Putin diesen Krieg führt und sehe da nichts irgendwie Abgedrehtes. Ich verstehe aber absolut nicht wie man so bekloppt sein kann um zu meinen, diesen Krieg führen zu müssen.
Ich meine es ist für jeden, der nicht bis über beide Ohren in russischer Propaganda versackt ist offensichtlich, dass es ihm nicht um jüdische Nazis in Kiev, ukrainische Nuklearbestrebungen oder bevorstehende Offensiven gegen die Donbasrepubliken geht.

Vielmehr muss man in meinen Augen konstatieren, dass Putin ein eben tatsächlich sehr irrationaler Vorbehalt gegenüber dem Westen insgesamt und gegenüber der Nato im besseren pflegt. Und das nicht erst seit gestern, sondern wahrscheinlich schon seit jeher. Parallel dazu hat Putin den Untergang der Sowjetunion nie verwunden und hängt eigentlichen überkommenden Vorstellungen von Einflusssphären und imperialen Bestrebungen nach. Rein aus westlicher Sicht ist das alles großer Käse, schlicht paranoid und eben irrational.

Kein rationaler Beobachter kann behaupten, dass von einer westlich orientierten oder gar nuklear bewaffneten Ukraine irgendwie eine relevante Gefahr für Russland darstellt. Die Idee, dass die Nato in irgendeiner Form gegen Russland aktiv werden könnte (geschweige denn wollte) ist einfach nur wahnhaft. Niemand im Westen hat irgendwelche Bestrebungen nach Moskau zu rollen oder selbiges einzuäschern. Wozu auch?

Die ganze Problematik besteht schlicht und ergreifend nur, weil Putin es nicht ertragen kann, dass die Ukraine nicht mehr auf Moskau hören und ihren eigenen Weg gehen will. Der Maidan mit allem drumherum hat bei Putin die alten Wunden des Verfalls der Sowjetunion aufgerissen und aus welchen persönlichen Befindlichkeiten auch immer, konnte er es dieses Mal nicht mehr verwinden einen weiteren Vasallenstaat an die andere Seite zu verlieren.
Und ich denke das Putin an diesem Punkt schlicht stehen geblieben ist und sich mit den Erfolgen und der mit den Jahren fortschreitender Konflikte mit dem Westen immer weiter in sein sehr spezielles imperial-russisches Weltbild hineingesteigert hat. Ich glaube, dass seine abgedrehte Geschichtsrevision und krude Blut- und Bodenrhetorik vollkommen ernst meint und das in keinster Weise einfach nur vorgeschobene nationalistische Propaganda ist.

Ich denke das da bei ihm sehr viel hervorgebrochen ist was er in jüngeren Jahren unter der Decke gehalten und nicht zur Grundlage seiner Politik gemacht hat. Putin leitet die Geschicke Russlands seit mittlerweile mehr als 20 Jahren. Mittlerweile ist er 69 (durchschnittliche Lebenserwartung für Männer in Russland ist ca. 65 btw.) und hat augenscheinlich doch mit erheblichen gesundheitlichen Problemen zu kämpfen. Für mich ist es nicht nur nachvollziehbar sondern naheliegend, dass sich da mit den Jahren so einiges an Stress, Frustration und Kränkungen angesammelt hat. Gleichzeitig lassen kognitiven Fähigkeiten nach, man ist weniger bereit eingefahrene Wege zu verlassen, die Welt dreht sich weiter, man bleibt in der eigenen zurück, die jüngeren Generationen haben plötzlich ganz eigene, konträre Vorstellungen zum eigenen Weltbild und die Berater erzählen einem längst nur noch das was man hören will.

Das Ergebnis ist das ein kopfloses Hineingehen in einen Krieg den niemand gebraucht hätte, am wenigsten sein geliebtes Russland. Das ist wenn man so will irrational. Aber das heißt nicht, dass er so abgedreht ist auf den Knopf zu drücken nur weil sein Feldzug durch ein paar Nato-Waffen aufgehalten wird.
(07.03.2022, 20:40)Nightwatch schrieb: [ -> ]Kein rationaler Beobachter kann behaupten, dass von einer westlich orientierten oder gar nuklear bewaffneten Ukraine irgendwie eine relevante Gefahr für Russland darstellt. Die Idee, dass die Nato in irgendeiner Form gegen Russland aktiv werden könnte (geschweige denn wollte) ist einfach nur wahnhaft. Niemand im Westen hat irgendwelche Bestrebungen nach Moskau zu rollen oder selbiges einzuäschern. Wozu auch?

Das ist aber eine typisch westliche Herangehensweise. In anderen Kulturen denkt und plant man langfristiger oder sogar extrem langfristig wie in China. Aktuell ist die NATO natürlich keine konkrete Bedrohung für Rußland aber wer weiss wie es in 30 oder 50 Jahren aussieht. Man muss zum Beispiel bedenken dass Rußland sehr dünn besiedelt ist. Die Ukraine mit über 40 Millionen Einwohnern hat fast 30% der Einwohnerzahl Rußlands. Da ist es eben langfristig gesehen nicht unerheblich auf welcher Seite die später mal stehen.
Meiner Meinung nach hat Putin auch sehr große Angst, dass sein System abgeschafft wird, wenn die Russen beim Nachbarn sehen, dass es besser läuft.
(07.03.2022, 22:08)Nurso schrieb: [ -> ]Meiner Meinung nach hat Putin auch sehr große Angst, dass sein System abgeschafft wird, wenn die Russen beim Nachbarn sehen, dass es besser läuft.

In der Ukraine lief es bisher sicherlich nicht besser als in Rußland.