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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Die belastbarste Quelle für gesicherte russische und ukrainische Verluste ist Oryx
https://www.oryxspioenkop.com/2022/02/at...pment.html
https://www.oryxspioenkop.com/2022/02/at...inian.html
Die tatsächlichen Verluste sind natürlich nocheinmal höher, da längst nicht jeder Verlust dokumentiert werden kann.

Russland wird das Material nicht ausgehen, jedenfalls nicht in absehbarer Zeit. Die Neuproduktion kann die Verluste zwar in der Tat nicht ausgleichen, Russland (und zu einem guten Teil auch die Ukraine) führt dieses Krieg jedoch primär mit den eingelagerten Materialreserven aus Zeiten des Sowjetunion.
Und diese sind zumindest so substantiell, dass sie was Großgerät angeht noch mehr als ein Jahr lang uralte Fahrzeuge aus Hintersibirien an die Front schicken werden können.
Der Gefechtswert dieses Fahrzeuge ist freilich reichlich zweifelhaft und über kurz oder lang wird der Punkt kommen, an dem den Russen irgendein Wehrmaterial unter kritische Schwellen fällt und Kaskadeneffekte nach sich zieht. Wann und was das sein wird steht in den Sternen.

Der YouTuber CovertCabal hat sich diesbezüglich die Mühe gemacht, die russischen Depotbestände anhand von (eingekauften) Satellitenbildern durchzuzählen. Zu finden hier:
https://www.youtube.com/watch?v=EVqHY5hpzv8
https://www.youtube.com/watch?v=2PHUK6zkbpc
Die Bestände sind noch substantiell, die Analyse krankt aber halt an dem Umstand, dass man aus Satellitenbildern nicht abschätzen kann, welche Rostlauben noch Instandsetzungsfähig sind und welche nicht.
Meist zählt man bei den Depots auch nur die Kampfpanzer / Schützenpanzer. Die haben aber Depots für so gut wie alles. Beispielsweise hat man jetzt festgestellt, dass man endlose Lager von Minen hat, ein Gros davon zwar völlig überlagert und endlos alt, aber es sind schier unvorstellbare Mengen. Damit müllt man jetzt die Ukraine voll, teilweise per Kipplaster und teilweise werden mehr Minen angeliefert als die Pios überhaupt verlegen können.

Oder nehmen wir Artilleriegeschütze. Da rosten in Sibirien unvorstellbare Halden von alten Artilleriegeschützen vor sich hin. Spezifisch in Bezug auf Artillerie habe ich 2007 so ein Depot mit eigenen Augen gesehen, es war lächerlich. Da standen einfach im Wald Haubitzen in nicht zählbarer Anzahl endlos quer durch die Botanik. In einem anderen Depot standen MT-LB in endlosen Reihen, wir fanden kein Ende, weil dann einfach da ein Sumpf begann und die Teile dann im Sumpf standen, im Wasser und dann halb unter Wasser und immer weiter.

Es ist geradezu lächerlich in welchem Ausmaß die Sowjetunion sich überrüstet hat. Man muss es glaube ich gesehen haben, um es zu glauben, obwohl ja selbst die Satellitenbilder bereits teilweise bizarr genug sind.

Das nächste Problem ist, dass Staaten wie Nordkorea Waffen liefern, und insbesondere auch Artilleriemunition und dies auch schon jetzt tun und in die Zukunft gedacht könnte West-Taiwan anfangen Waffen an Russland zu liefern und in bestimmten Bereichen geschieht das meiner Ansicht nach bereits jetzt, wenn auch noch sehr beschränkt. Entsprechend könnte auch Russland immer weiter Material in diesen Krieg werfen.

Von daher ist die Frage, wann Russland das Material tatsächlich derart ausgeht, dass die Russen den Krieg einstellen müssen eigentlich nicht beantwortbar.
Russland forciert angeblich zur Zeit die Produktion von PTKM-1R Minen und die Ukrainer stoßen anscheinend immer öfter auf diese. Das könnte ein wesentlicher Faktor sein, warum so viele Pionierpanzer und Minenräumfahrzeuge der Ukrainer ausfallen und warum man an manchen Stellen so extrem langsam voran kommt.

https://armourersbench.com/2022/09/18/pt...tank-mine/

Die Mine kann Panzer bis auf eine Entfernung von 200 m detektieren und greift diese dann aus der Luft von oben gegen die Dachpanzerung an. Zum Glück für die Ukraine ist die russische Produktoin dieser Minen langsam und es fehlt entsprechend an der Befähigung zur raschen Massenproduktion. Trotzdem scheint spezifisch diese Mine ein rasant zunehmendes und erhebliches Problem zu sein.

Hier mal im Film:

https://www.youtube.com/watch?v=xl8XYdGwtMU

Exakt solche Systeme bräuchten wir, und dies in großen Mengen. Wenn man davon im Baltikum ein paar Zehntausend vorhalten würde, welche man einfach den Balten schenkt, könnten die Balten allein damit schon jeden russischen Angriff mechanisierter Einheiten sehr weitgehend aufhalten. Das würde weniger Kosten als eine mittlere Brigade deutscher Kräfte und würde für die Verteidigung des Baltikums einfach sehr viel mehr bringen, ohne jede offensive Bedrohrung für Russland welche die RF dann wiederum durch eine Gegenkonzentration von Kräften kontern muss (wenn sie es kann).

https://www.youtube.com/watch?v=8YMfaiNai84
Es könnte nun wohl doch so sein, dass nach Aussetzung des Getreideabkommens jene Schiffe, die weiterhin die ukrainischen Häfen ansteuern, Geleitschutz bekommen. (Moskau hatte ja angedroht, dass die Schiffe potenzielle Ziele sein könnten.) Quasi doch eine Art "Operation Earnest Will" unter dem Schutz der NATO, nur eben für Getreide und nicht für Öl... Wink
Zitat:NATO-Flieger wachen in der Luft

Drei Frachter ignorieren russische Schwarzmeer-Blockade [...]

Drei Frachtschiffe haben sich russischen Drohungen widersetzt und einen ukrainischen Getreidehafen im Donau-Delta angesteuert. Mehrere US-amerikanische sowie ukrainische Medien berichteten, dass die drei Frachter aus Israel, Griechenland und mit türkisch-georgischer Registrierung das Schwarze Meer in den vergangenen Tagen gequert und dabei direkten Kurs auf die Ukraine genommen hätten. Schiffsverkehr-Tracker im Internet belegen, dass die drei Frachter derzeit vor dem südlichsten Zipfel der Ukraine an der Grenze zu Rumänien im Schwarzen Meer vor Anker liegen. [...]

Unter anderem das britische Verteidigungsministerium hatte vergangene Woche in seinem Geheimdienstbericht erklärt, dass sich die russische Schwarzmeerflotte für eine Blockade der ukrainischen Häfen in Stellung bringt. [...]

Abschreckend hat möglicherweise die Eskorte der Frachter gewirkt: Während ihrer Überfahrt wurden die drei Schiffe von mehreren Aufklärungsflugzeugen der NATO begleitet. Wie aus Luftverkehrs-Trackern hervorgeht, patrouillierten in der Luft das Aufklärungsflugzeug P-8 Poseidon der US Navy, ein kleines Spionageflugzeug namens Challenger im Dienst des US-Heeres, eine Aufklärungsdrohne RQ-4 der US Air Force und ein E-3-Flieger der NATO mit Frühwarnsystem. Wie "Forbes" berichtete, ist keines der Flugzeuge standardmäßig mit Waffen ausgerüstet. Allerdings sind auf Militärbasen von NATO-Partner Rumänien italienische Eurofighter und rumänische F-16 stationiert.
https://www.n-tv.de/politik/Drei-Frachte...97283.html

Schneemann
Ukkainischer Angriff auf LST der Schwarzmeerflotte erfolgreich.

Das "Schiffeversenken" geht munter weiter. Dafür, dass die Ukraine eigentlich keine Marine mehr hat, ist das schon recht beachtenswert.


Quelle: The Drive.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...an-warship
Ja, und so richtig ernst zu nehmen scheint man die russischen Drohungen auch nicht...
Zitat:Three ships with corn authorised to set out from Ukrainian ports on Friday

ISTANBUL, Aug 4 (Reuters) - Three ships carrying a total of 58,041 tonnes of corn have been authorised to leave Ukrainian ports on Friday as part of a deal to unblock grain exports, the organisation arranging the operation said on Thursday.

A first vessel carrying Ukrainian grain set sail from Odesa on Monday, arriving at the Bosphorus Strait some 36 hours later under a deal between Russia and Ukraine, brokered by Turkey and the United Nations, that aims to ease a global food crisis stemming from the war. The Joint Coordination Centre in Istanbul, which groups Russian, Ukrainian, Turkish and U.N. personnel, said two ships would leave from Chornomorsk and one from Odesa on Friday.

"The three outbound vessels are estimated to depart in the morning from their respective ports," it said.

From Chornomorsk, the Polarnet would leave for Karasu in Turkey with 12,000 metric tons of corn and the Rojen would take 13,041 tons of corn to Teesport in Britain.
https://www.reuters.com/markets/commodit...022-08-04/

Schneemann
Im Süden hängen die Ukrainer weiter an bzw. in der russischen Hauptverteidigungslinie fest. Ein Problem laut ukrainschen Quellen sind neben den allgegenwertigen endlosen Minenhalden vor allem russische Bunkeranlagen aus Stahlbeton derer man nicht Herr wird.

Das führt zu einer interessanten Frage: selbst im Zweiten Weltkrieg schon gab es ja solche Bunkeranlagen, waren beispielsweise Inseln von den Japanern auf diese Weise befestigt worden (man erinnere an Iwo Jima) und auch an der Westfront gab es zu Zuhauf solche Bunker. Dennoch ist es mein Eindruck, dass man damals mit solchen Bunkern besser zurecht gekommen ist, diese besser ausschalten konnte als dies heute der Fall ist, obwohl die Waffen damals schlechter waren und damit die Wirkmöglichkeiten gegen solche Bunker deutlich geringer.

Es erstaunt mich, dass der Kampf um Bunker- und Befestigungsanlagen heute so viel schwieriger sein soll, als im Zweiten Weltkrieg. Ein Grund könnte meiner Meinung nach sein, dass das Artilleriefeuer so viel stärker ist, und man dieses nicht im Konterartilleriefeuer zum schweigen bringt. Entsprechend sind nicht die Bunker das Problem, sondern dass man aufgrund feindlicher Artillerie nicht so an sie heran kommt wie frührer. Andererseits gab es durchaus im 1WK wie im 2WK Schlachten, bei denen die Artillerie ganz genau so gewirkt hat, während man um die Bunkeranlagen kämpfte, beispielsweise auf Okinawa.
Ein weiteres Meisterwerk von PERUN zum Artillerieduell in der Ukraine und zum Verbrauch der Wirkmittel dort:

https://www.youtube.com/watch?v=1zcUe47xerQ
Markus Reisner mit einem aktuellen Beitrag:

https://www.youtube.com/watch?v=nkbXMdiJE70

Und noch was zur Frage warum die Ukraine die russisschen Kampfhubschrauber nicht so in den Griff kriegt, indem sie deren Standort angreift:

https://www.rnd.de/politik/ukraine-krieg...D7J2Y.html
(05.08.2023, 09:32)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Es erstaunt mich, dass der Kampf um Bunker- und Befestigungsanlagen heute so viel schwieriger sein soll, als im Zweiten Weltkrieg. Ein Grund könnte meiner Meinung nach sein, dass das Artilleriefeuer so viel stärker ist, und man dieses nicht im Konterartilleriefeuer zum schweigen bringt. Entsprechend sind nicht die Bunker das Problem, sondern dass man aufgrund feindlicher Artillerie nicht so an sie heran kommt wie frührer.

Fort Douaumont, Eben Emael, Brest-Litowsk, Sewastopol etc.
Da kamen die Angreifer tatsächlich bis an die "Mauern".

Zum einen werden die Angreifer heute tatsächlich besser "auf Abstand" gehalten, zum anderen haben Bunker im Bewegungs- und Informationskrieg einfach ihre Bedeutung verloren.

Sollte man meinen.

Ich bin bei den heutigen Waffen auch eher davon ausgegangen, dass der Schutz darin besteht, nicht im Bunker zu sitzen.
Und heute kann und will auch keiner die hohen Verluste akzeptieren.
Zumindest die Russen anscheinend schon. Die russischen Verluste entsprechen dem im Krieg eigentlich üblichen (auch wenn sie vielfach unnötig sind).

Meiner Meinung nach besteht zunehmend (weltweit?) eine Art Kompetenzverlust, was die Kriegsführung in bestimmten Bereichen angeht. Das militärische Handwerk wird nicht mehr beherrscht, stattdessen schweift man zunehmend vom Fundament ab in irgendwelche Hirngespinste. Die Basis wird einfach zunehmend nicht mehr beherrscht.

Das betrifft auch viele andere Bereiche als nur den Kampf um Bunkeranlagen: man nehme mal beispielsweise Operationen auf Armee / Armeekorps / Korps / Divisionsebene. Weder die Ukrainer noch die Russen beherrschen diese - aber: auch wir beherrschen das in Wahrheit nicht mehr, völlig gleich ob irgendwelche Theorie und Simulationen an der Führungsakademie die Illusion erwecken, wir könnten dies weiterhin.

Es genügt nicht so etwas nur theoretisch zu können - denn rein theoretisch können das die Russen genau so wie wir. Man muss es auch praktisch können, und da fehlt die Befähigung von ganz oben bis ganz unten.
(04.08.2023, 15:25)OG Bär schrieb: [ -> ]Ukkainischer Angriff auf LST der Schwarzmeerflotte erfolgreich.

Das "Schiffeversenken" geht munter weiter. Dafür, dass die Ukraine eigentlich keine Marine mehr hat, ist das schon recht beachtenswert.


Quelle: The Drive.
https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...an-warship


Umfängliches Update von The Drive in dem Bericht.

- Nähere Infoprmationen und Bilder um Angriff auf das LST
- gänzlich neue Informationen zu weitern Angriffen auf die Ölinfrastruktur der RU im Schwarzenmeer

https://www.thedrive.com/the-war-zone/uk...an-warship
Beim größten Teil der aufgezählten Beispiele war der überraschungseffekt das ausschlaggebende , der ist ja in der Ukraine nicht gegeben .
Die Ukraine hat ebenfalls einen beladenen russischen zivilen Tanker angegriffen . Dieser schwimmt zwar noch aber alleine nicht mehr Bewegungsfreiheit . Das es sich um ein legitimes Ziel handelt steht außer Frage aber ob es so schlau ist eine Umweltkatastrophe zu verursachen. Damit hat man schnell die Hilfe der Nachbarn verspielt .