Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Russland vs. Ukraine
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Zitat: Aktuell nutzen die Ukrainer die russische Artillerie ungefähr 1 zu 4 ab. Für jedes Artilleresystem dass die Ukraine verliert, verlieren die Russen 4. Und die Russen können diese Verlustrate so nicht durchhalten, ohne auf totale Kriegswirtschaft umzustellen, und entsprechend würde die gesamte russische Artillerie in einem Jahr entweder vollständig einknicken oder die Russen müssten die entsprechenden innenpolitischen Folgen einer totale Mobilisierung für den Krieg tragen.

Woher kommen die Annahmen oder zahlen ?
Primär ISW. Gibt aber auch ukranische und auch russische Quellen dazu und hat seinen Weg inzwischen auch in die sogenannten Massenmedien geschafft. Hab das Zahlenverhältnis von Telegram Kanälen übernommen, aber hier mal eine lesbarere Quelle in lateinischer Schrift:

https://www.forbes.com/sites/davidaxe/20...5b4434fcc0
(13.07.2023, 14:03)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Primär ISW. Gibt aber auch ukranische und auch russische Quellen dazu und hat seinen Weg inzwischen auch in die sogenannten Massenmedien geschafft. Hab das Zahlenverhältnis von Telegram Kanälen übernommen, aber hier mal eine lesbarere Quelle in lateinischer Schrift:

https://www.forbes.com/sites/davidaxe/20...5b4434fcc0

Um das genauer zu beurteilen müsste man wissen welche Erfolge durch die Aris beiderseits erzielt wurden bevor sie zerstört werden. Hilfreich wäre auch die Verlustquote der einzelnen Systeme zu kennen.
Die Informationslage verungmöglicht genaue Beurteilungen.
Was sich halt durch den Nebel irgendwo abzeichnet ist, dass die Ukrainer im Rahmen ihrer Offensive dutzende westliche Artilleriesysteme in den Kampf geworfen haben, sie seit Wochen sehr hohe russische Verluste bei Artilleriesystemen melden und die dokumentierbaren Verluste bestätigen, dass die russischen Verluste groß und die ukrainischen vergleichsweise gering sind.
Auch so Umstände wie, dass die Russen den paar hundert Meter Brückenkopf bei Kherson nicht längst einmal umgegraben haben und in ihrer Verzweiflung eine Iskander drauf geschossen haben kann man bemühen.
Andererseits, nachdem die Bodenoffensive bislang nicht das gewünscht Ergebnis gezeigt hat riecht dieses neue Mantra 'Hurra, wir gewinnen den Artilleriekrieg' auch gehörig nach Copium. Schließlich hatten die Russen im ersten Kriegsjahr eine extreme Artillerieüberlegenheit ohne das sie ihnen den Krieg gewonnen hätte.
Ist natürlich schwierig solche Meldungen zu verifizieren (Die Informationen stammen aus einer veröffentlichten Sprachnachricht jenes Generals auf Telegram, adressiert an die eigenen Soldaten), aber zumindest schlägt die Entlassung des russischen Generals Popow (angeblich aufgrund von Kritik an der eigenen Militärführung, insbesondere aber dem Mangel an Artillerie Aufklärung und hohe Verluste durch feindliche Artillerie) in die gleiche Kerbe.

https://de.euronews.com/2023/07/13/russl...ssen-wurde

"Ich wies auf die wichtigste Tragödie des modernen Krieges hin - das Fehlen von Gegenfeuer, das Fehlen von Artillerieaufklärungsstationen und die massenhaften Verluste und Verletzungen unserer Brüder durch die feindliche Artillerie."

"Deshalb spürten die Vorgesetzten wahrscheinlich eine gewisse Gefahr in mir und stellten sofort, an einem Tag, einen Befehl an den Verteidigungsminister aus und wurden mich los."


Insofern denke ich schon, dass da durchaus etwas dran ist, dass die Russen zumindest was ihre Artillerie betrifft massive Probleme haben.
Ist ja auch völlig klar, ein paar gezielte Treffer auf große Entfernung sind heutzutage oftmals wesentlich effektiver als ganze Landstriche dem Erdboden gleich zu machen.
Hier zahlt sich Qualität statt Quantität vermutlich stärker aus als bei anderen Waffensystemen.
Man muss dazu auch noch anmerken, dass die Russen sich jetzt von Kriegsbeginn an übermaßig stark auf ihre Artillerie abgestützt haben und zwar selbst für russische Verhältnisse übermässig stark. Das hat entscheidende Folgen: die spärlichen Bestände an Präzisionsmunition / präzisen Raketen wurden verbraucht und können nicht ansatzweise nachproduziert werden, Munition mit geeigneteren Zündern fehlt, entsprechend wird fast nur noch Munition mit einfachen Aufschlagzündern verschossen, die aber deutlich schlechter ist was die Effektivität angeht (es fehlt beispielsweise Luftzündende Munition auf russischer Seite inzwischen fast völlig), die Rohre der russischen Geschütze sind abgenutzt und werden trotzdem immer weiter verwendet (angesichts der schier unfassbaren Zahlen von abgefeuerten Granaten spricht das übrigens für die immense Robustheit und Qualität der russischen Systeme!), die Artillerie ist einfach durch Übernutzung sehr weitgehend abgenutzt und müsste entsprechend ersetzt werden, dies betrifft keineswegs nur die Rohre, auch die Elektronik und auch sonst ale Bauteile in den übernutzten Artilleriesystemen sind schlicht und einfach kaputt geschossen durch Übernutzung, der Ersatz läuft nicht ansatzweise ausreichend zu, weder was neue Artilleriesysteme angeht noch was Ersatzrohre etc angeht.

Das ist die eine Seite des ganzen: die russische Artillerie ist einfach durch Übernutzung aufgebraucht und wird im Verhältnis zum Bedarf nicht ausreichend erneuert. Dabei wirkt sich die Übernutzung der Systeme vor allem sehr stark auf die Präzision aus. Die russischen Geschütze treffen nicht mehr, weil ihre Rohre völlig fertig sind. Sie verschießen unpräzise Granaten mit einfachen Aufschlagzündern. Es kommt ständig zu Störungen. Entsprechend ist die russische Artillerie immer weniger zum Konterartilleriefeuer fähig, selbst wenn sie mal ein Ziel haben.

Die andere Seite ist die überlegene Aufklärung der Ukrainer. Das reicht von der Aufklärung durch NATO / US Informationen über die Drohnenaufklärung bis hin zur Aufklärung durch Sondereinheiten in Zivil hinter feindlichen Linien und die Zivilbevölkerung in den russisch besetzten Gebieten bis hin zur anscheinend recht guten HUMINT durch Kriegsgefangene usw usf

Die Kombination dieser beiden Faktoren führt aktuell dazu, dass die russische Artillerie höhere Verluste erleidet und die ukrainische Artillerie im Verhältnis geringere Verluste - ohne dies nun genauer quantifizieren zu wollen. Entsprechend spielt da die Zeit für die Ukrainer, vorausgesetzt die Umstände ändern sich nicht wieder (was möglich ist).
Zitat:folgende Systeme wurden noch nicht im Kampf dokumentiert: - M-55S

https://t.me/milinfolive/103517

Zitat:Kaum dass wir auf die Abwesenheit der slowenischen M-55S auf dem Schlachtfeld hingewiesen haben, erreichte uns die erste bestätigte Zerstörung dieses Panzertyps
Ganz ganz kurz zum Stand der Dinge:

Die Ukrainer haben sich bei Robotyne laut unterschiedlichen Quellen (ukrainischen wie auch einigen russischen) in die russische Hauptverteidigung hineingewühlt. Ein richtiger Durchbruch ist das noch nicht, aber sie stehen mitten in der Hauptverteidigung und es könnte ein Durchbruch daraus werden oder gestern oder heute daraus entstanden sein.

Laut Strelkov haben die Russen keine ausreichenden Reserven in der Gegend für einen Gegenangriff um die Ukrainer da wieder heraus zu werfen.

Sollte das stimmen und stünden entsprechende Kräfte der Ukraine hier bereit und in den Startlöchern und entsprechend so aufgestellt, dass sie eine Durchstoßung der russischen Hauptkampflinie dann sofort ausnützen können (was höchst unklar ist), so könnte das die Chance für DEN Durchbruch sein, der dann einen entsprechenden strategischen Effekt hätte.

Nebenschauplätze: Lage in Bakhmut höchst unklar. Es gibt angeblich heftige Kämpfe in der Gegend um Lyman, russische Truppen sollen dort hoch aktiv sein. Im Bereich Sawtowe haben die Russen angeblich eine Reihe taktischer Erfolge erzielt.

Äußerst spannend die nächsten Tage ! Könnte sein, dass es genau jetzt dann zum großen Durchbruch kommt, oder auch nicht. Hängt davon ab, ob die Russen den Einbruch beseitigen können, Strelkov ist diesbezüglich aber pessimistisch. Die Frage ist auch, wohin die Ukrainer zielen wenn sie durch sind. Das ganze macht meiner Meinung nach nur dann wirklich Sinn, wenn sie Tokmak rechts liegen lassen und östlich davon grob in Richtung Berdjansk angreifen.
Ja mein Bauchgefühl meint das wir im entweder im Zeifenster KW 30 bis 32 einen Push sehen werden oder es passiert nichts mehr Relevantes in diesem Sommer. Die Abnutzungsphase - wenn es sie denn so gibt - neigt sich ihrem Ende.
Und wenn was kommt dann inklusive Angriff über den Dnepr.
Russische und ukrainische Militärblogger melden, dass Staromaiorske am Mokri Yali an die Ukrainer gefallen ist. Bereits die Tage gab es Meldungen von Kämpfen um den Ort und über einen flankierenden Angriff auf das Nachbardorf Urozhaine.
https://twitter.com/NOELreports/status/1...2521607169

Wargonzo meldet darüber hinaus neue Angriffe an mehreren Stellen der Südfront
https://twitter.com/AndySch64494719/stat...7804973059
(13.07.2023, 21:56)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Kaum dass wir auf die Abwesenheit der slowenischen M-55S auf dem Schlachtfeld hingewiesen haben, erreichte uns die erste bestätigte Zerstörung dieses Panzertyps

Der getroffene M-55S ist anscheinend weiterhin im Einsatz:
https://twitter.com/PStyle0ne1/status/16...2046615552
Offenkundig hat es einen neuerlichen "Zwischenfall" auf der Kertsch-Brücke gegeben...
Zitat:Ukraine war: Two dead after 'emergency' on Crimea bridge

Russian officials say two people have died after what they call an "emergency" on the bridge linking the occupied Crimean peninsula to Russia.

The incident has not been called an attack, but unconfirmed reports said explosions were heard early on Monday. The Kerch bridge was opened in 2018 and enables road and rail travel between Russia and Crimea - Ukrainian territory held by Moscow's forces since 2014. In October last year, it was partially closed following a major explosion. [...]

Vyacheslav Gladkov, governor of the western Russian region of Belgorod, later said in his own Telegram statement that two people, the parents of a young girl, had died in the incident - which he, too, simply labelled an "emergency". Russia's transport ministry has said the explosion did not damage the bridge's supports and that only the road surface had been affected.
https://www.bbc.com/news/world-europe-66218869

Derweilen wühlen sich die Ukrainer nicht nur weiterhin zäh voran, sondern in Russland scheint es wohl weitere personelle Rochaden zu geben...
Zitat:The Russian MoD has begun to remove commanders from some of the Russian military’s most combat effective units and formations and appears to be accelerating this effort.

The recent dismissal of 58th Combined Arms Army Commander (CAA) Colonel General Ivan Popov and the reported dismissal of 106th Guards Airborne (VDV) Division Commander Major General Vladimir Seliverstov prompted further discussions of other alleged recent dismissals and arrests.[1] Russian sources amplified an alleged audio message from personnel of the 7th Guards Mountain VDV Division on July 15 in which the personnel claimed that the Russian military command dismissed 7th VDV Division Commander Major General Alexander Kornev in early July.[2] Russian sources also claimed that Russian authorities arrested 90th Tank Division (Eastern Military District) Commander Major General Ramil Ibatullin as well as two unspecified deputies on an unspecified date.[3]

A prominent Kremlin-affiliated milblogger suggested that the Russian military command is also planning to dismiss the 31st VDV Brigade Commander, who is reportedly Colonel Sergei Karasev.[4] Russian sources speculated that the Russian MoD may be preparing to arrest VDV Commander Colonel General Mikhail Teplinsky.[5] ISW has not observed confirmation of Seliverstov’s and Kornev’s dismissals nor of Ibatullin’s arrest, although these claims follow a pattern similar to that of previous claims of command changes that have proven true.[6]
https://www.understandingwar.org/backgro...ct-updates

Schneemann
Generalmajor Kornev ist einer der fähigeren russischen Generäle, und die 7 Division einer der besten Verbände der russischen Armee. Allgemein erstaunlich viele Offiziere aus den Reihen der VDV.
Kurzzusammenfassung (kurz, am kürzesten):

Im Süden sitzen die Ukrainer immer noch vor und zumindest an einer Stelle in der russischen Hauptverteidigungslinie. Da bewegt sich nichts bis wenig, als primärer Grund werden dafür Minenfelder und Minenkriegsführung in historisch beispiellosem Umfang genannt (anbei, wenn die Sowjetunion schon derartig bizarr große Bestände an Geschützen und Artilleriemunition hinterlassen hat, hat sie vielleicht auch bizarr große Bestände an Minen hinterlassen ?!) Auf jeden Fall erstickt man anscheinend in Minen.

Bei Bakhmut ziehen die Russen nach Ukrainischen Angaben immer mehr Truppen und Reserven zusammen, vorallem Einheiten der VDV werden aktuell nach Bakhmut verlegt. Verdun 2.0

Im Norden sind die Russen in der Offensive und machen bei Lyman und entlang der P07 in Richtung Kupjansk Geländegewinne. Laut russischen Quellen bedeutende Geländegewinne.
Angeblich stellt Himars für Rußland nun kein Problem mehr dar. Naja glauben muss man es wohl erst wenn es wirklich so ist. Aber man wird in Zukunft eher mit weniger Himars Treffern rechnen müssen.

https://www.eurasiantimes.com/edited-rus...ed-himars/