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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Laut einem Beamten des Weißen Hauses scheint Prigoschin ein spezielles Interesse an den Salz- und Gipsminen bei Bachmut zu haben. Dies soll die Erklärung für das scheinbar hirnlose Anrennen gegen die Stadt sein.

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Dem guten Mann scheinen allerdings sechs seiner neuen Mitarbeiter stiften gegangen zu sein. Die Ex-Sträflinge haben Waffen bei sich. Insgesamt soll Prigoschin 40.000 Männer aus den Gefängnissen geholt haben.

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(07.01.2023, 20:11)Venturus schrieb: [ -> ]Laut einem Beamten des Weißen Hauses scheint Prigoschin ein spezielles Interesse an den Salz- und Gipsminen bei Bachmut zu haben. Dies soll die Erklärung für das scheinbar hirnlose Anrennen gegen die Stadt sein.

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Dem guten Mann scheinen allerdings sechs seiner neuen Mitarbeiter stiften gegangen zu sein. Die Ex-Sträflinge haben Waffen bei sich. Insgesamt soll Prigoschin 40.000 Männer aus den Gefängnissen geholt haben.

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Wie wahrscheinlich ist es dass dieser Söldnerchef seine Ziele selbst aussucht? Unabhängig davon dürfte hohe Verluste bei der Wagner-Truppe nicht nur eingepreist sein, sondern heimlich wird man sich in der russischen Regierung wohl darüber freuen dass in den Gefängnissen dadurch wieder mehr Platz wird. Es hieß schon vor Jahren dass die russischen Haftkapazitäten erschöpft sind und man kann davon ausgehen dass deshalb öfter von der Möglichkeit der Bewährung bei Urteilen gebraucht gemacht wurde. Nun kann die Judikative wieder härter durchgreifen und gleichzeitig gewinnt man dadurch wieder neues Söldnerpotential. In einigen Jahren wird sich die Regierung dann damit brüsten dass die Kriminalität erfolgreich eingedämmt wurde. Für Putin eine Win-Win-Situation, denn auch völlig sinnloses Anrennen würde zumindest die Munitionskapazitäten des Gegners schmälern und Soledar scheint nun kurz vor der Eroberung zu stehen nach hohen Verlusten, die aber nur aus unserer Sicht eine größere Rolle spielen.
Hier noch eine etwas andere Darstellung, weswegen die Russen Bakhmut unbedingt einnehmen wollen. Laut Prigoschin geht es auch um "unterirdische" Einrichtungen und Tunnels unter der Stadt, in denen anscheinend Panzer und Artillerie untergebracht werden können. So wie man dies hier verstehen kann, geht es wohl um offen gelassene Minenschächte bzw. Abraumhallen, die man nun zur Unterbringung von schwerem Gerät nutzen möchte. Ich frage mich nur, worin die Absicht bzw. der Vorteil liegen soll? Quasi unterirdische, bombensichere Lagerstätten, wo man Nachschub, Instandhaltung und Lazarette unterbringen kann? Als Nachschublager ging es vielleicht noch, auch als Lazarett, aber als Basis für schweres Gerät wäre das Vorhaben eher weniger zweckdienlich.

Und es wäre auch zu riskant. Angenommen die Ukrainer machen doch wieder mal einen schnellen Gegenstoß und erobern die Stadt zurück, was dann? Sprengen sie die Zugänge...
Zitat:Wagner boss says he wants Bakhmut in Ukraine for its 'underground cities'

LONDON, Jan 7 (Reuters) - The founder of Russia's most high-profile mercenary group said on Saturday he wanted his forces and the regular Russian army to capture the small city of Bakhmut in eastern Ukraine because it possessed "underground cities" that can hold troops and tanks.

Russia's grinding more than five months-long push to try to take Bakhmut has puzzled some Western military analysts who have said that heavy losses incurred on the Russian side and the fact that Ukraine has built defensive lines to fall back to nearby mean any Russian victory there, if it happens, would be pyrrhic. [...] "The cherry on the cake is the system of Soledar and Bakhmut mines, which is actually a network of underground cities. It not only (has the ability to hold) a big group of people at a depth of 80-100 metres, but tanks and infantry fighting vehicles can also move about." [...]

His comments were a reference to vast salt and other mines in the area which contain more than 100 miles of tunnels [...]
https://www.reuters.com/world/europe/rus...023-01-07/

Schneemann
Jeder der mal in einer Salzmine war kann bestätigen wie sehr die Luft nach Salz schmeckt, beste Umgebung um Gerätschaften zu lagern.
In einer Salzgrube rostet Metall kaum, das Salz das Wasser bindet.
Ich glaube aber eher, daß Prigoschin Beute machen will.
Knapp ein Jahr Krieg und die Stimmung in Sachen Waffenlieferungen scheint zu kippen.

https://www.stern.de/politik/deutschland...78162.html
Das ist schon etwas komisch, wenn man die im Artikel eingefügte, interne Umfrage des STERN anklickt, dann sagen 72% man solle der Ukraine helfen. Aber wenn es spezifisch um Panzer geht, sind nur 40% dafür und 49% dagegen. Ich denke also, dass nicht Waffenlieferungen generell oder mehrheitlich abgelehnt werden, sondern dass man bei Panzern eben skeptisch ist, da viele Menschen hier wohl Angst haben und eine weitere Eskalation befürchten. Mich würde allerdings auch interessieren, was die Menschen, die hier eine ablehnende Haltung einnehmen, der Ukraine empfehlen würden bzw. wie sie sich die Zukunft vorstellen hinsichtlich dieses Konfliktes?

Schneemann
Man hat dem unbedarften Bürger halt lange genug eingeredet, dass Panzerlieferungen 'problematisch' sind, also sieht er es jetzt auch so.
Zudem möchte eine stabile Minderheit der Ukraine höchstens mit nichtletalen Hilfsgütern unterstützten und ein etwas geringerer Teil an den politischen Rändern hält eh nur die sofortige Kapitulation für richtig.
Von daher überraschen diese Zahlen nicht.
(08.01.2023, 10:24)Nurso schrieb: [ -> ]In einer Salzgrube rostet Metall kaum, das Salz das Wasser bindet.
Ich glaube aber eher, daß Prigoschin Beute machen will.

Salzgruben sind eine der anspruchsvollsten Umgebungen für Maschinen, selbst wenn kein Abbau geschieht setzen sich die Salze überall ab.
Maaßen behauptet dass wir jetzt Kriegspartei sind. Wie kommt er zu dieser Behauptung? Und könnte dies tatsächlich so sein? Als ehem. VS-Präsident und Jurist mit breiten Fachwissen sollte er so etwas eigentlich nicht leichtfertig in den Raum werfen. Bouevardquelle von mir aus ignorieren und das dort verlinkte Kurzvideo anschauen.

https://exxpress.at/maassen-warnt-deutsc...fe-werden/
(09.01.2023, 00:49)lime schrieb: [ -> ]Als ehem. VS-Präsident und Jurist mit breiten Fachwissen sollte er so etwas eigentlich nicht leichtfertig in den Raum werfen.

Als solcher sollte er so einiges nicht tun, das hat ihn aber bisher auch nicht abgehalten.
(09.01.2023, 00:49)lime schrieb: [ -> ]Und könnte dies tatsächlich so sein?
Was ist Deine Einschätzung? Fragen in den Raum werfen und zugucken ist ab einem gewissen Punkt fragwürdig. Wirtschafts- und Informationskrieg sind nicht gemeint, die laufen unzweifelhaft und zum Teil schon deutlich länger als Februar 2022. Hilfsfrage: Wieviele russische Kombattanten haben Soldaten der Bundeswehr seit dem 24.2.2022 geötet oder verletzt?
(09.01.2023, 01:58)Ottone schrieb: [ -> ]Was ist Deine Einschätzung? Fragen in den Raum werfen und zugucken ist ab einem gewissen Punkt fragwürdig. Wirtschafts- und Informationskrieg sind nicht gemeint, die laufen unzweifelhaft und zum Teil schon deutlich länger als Februar 2022. Hilfsfrage: Wieviele russische Kombattanten haben Soldaten der Bundeswehr seit dem 24.2.2022 geötet oder verletzt?

Mein juristisches Wissen in Sachen Staats- und Völkerrecht ist sehr begrenzt, also könnte ich maximal raten, was ja nicht viel bringen würde. Hier gibt es aber vielleicht Foristen die kompetentere Antworten darauf geben könnten.
Vielleicht findet sich im Internet dazu etwas? Prinzipiell denkbar. Hier wäre so eine Möglichkeit:
https://www.bmj.de/SharedDocs/Interviews...Blatt.html

Ansonsten gibt es diese Option: Es ist kein Krieg sondern eine militärische Spezialoperation, so ja die explizite Lesart des Kreml. Der UN Sicherheitsrat hat keinen Angriffskrieg festgestellt. Damit könnte Deutschland höchstens Spezialoperationsteilnehmer durch seine Waffenlieferungen sein. Wo kein Krieg da keine Kriegsteilnehmer. Mit anderen Worten: Russland kann Deutschland nicht als Kriegsteilnehmer bezeichnen weil es keinen Krieg gibt. Daher liegt kein Problem vor, denn es ist bekannt dass der russische Staatschef ganz besonderen Wert auf Recht und Gesetz und deren Einhaltung legt - speziell im international Kontext.

Andere Variante: Es ist ein Angriffskrieg, und dem Verteidiger darf mit Waffen und Geld geholfen werden, siehe Briand-Kellogg-Pakt und vor allem die Charta der Vereinten Nationen. Interessanter wird die Frage, ob Waffenhilfe für den Angreifer wie durch den Iran diesen zur Kriegspartei macht - sollte der Angreifer vom Sicherheitsrat als solcher benannt werden, was ganz offensichtlich wegen der ständigen Mitgliedschaft Russlands mit Vetorechten nicht passieren wird. Ergo dürfen beide Seiten fröhlich und nach Gutdünken beliefert werden.
Maaßen trifft in dem verlinkten Beitrag eine politische Einschätzung, aber keine juristische. Die indirekte Unterstützung einer Kriegspartei macht einen Staat nicht zu einen Kriegsteilnehmer. Sowenig wie Belarus, China und Iran Kriegsparteien auf Seiten Russlands sind, ist Deutschland Kriegspartei auf Seiten der Ukraine. Wenn die indirekte Unterstützung einer Kriegspartei einen Staat zu einen Kriegsteilnehmer machen würde, dann würde jeder Krieg sich ganz schnell zu einem Weltkrieg ausweiten. Wo fängt legitime Unterstützung an und wo hört sie auf: Chips, Gas, Öl, Finanzdienstleistungen, Nahrung, Wasser, Waffen? Daher macht im wesentlichen nur die aktive Teilnahme an Kämpfen oder anderen Gewaltanwendungen einen Staat zu einer Kriegspartei. Da verläuft die Grenze. Deshalb sind selbst Waffenlieferungen „in Ordnung“ - in der juristischen Theorie.

Es gibt aber einen wichtigen Unterschied zwischen Theorie und Praxis: In der Praxis hängt es letztendlich vom politischen Willen ab. Japan und Deutschland entschieden sich im 2. Weltkrieg auch entgegen dem Völkerrecht den USA den Krieg zu erklären, weil sie sich von deren Sanktionen (Japan vor allem aufgrund des verhängten Ölembargos wegen des Krieges gegen China) und Unterstützungsleistungen für deren Kriegsgegner so sehr unter Druck gesetzt fühlten. Letztendlich hängt es von Russland ab, ob es einen heißen Krieg mit dem Westen führen will oder nicht. Das wird eine politische Entscheidung sein, aber gewiss keine juristische.

Maaßen vermisst eine öffentliche Debatte in Deutschland, kritisiert die deutschen Medien usw. Das sind politische Argumente, aber keine völkerrechtlich relevanten Argumente. Daher ist dies eine politische Einschätzung seinerseits, der man folgen kann oder auch nicht.