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Normale Version: Russland vs. Ukraine
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Zitat:Er bleibt als nahezu einziger westlicher ernstzunehmender Experte bei der Behauptung / Einschätzung dass die Verluste an Manpower auf beiden Seiten etwa gleich hoch sind.
Wenig wahrscheinlich.
Zitat:Die Altbestände der Ukraine an Waffen, Munition und Material wären sozusagen fast komplett abgenutzt.
Davon ist auszugehen. Aber sie hatten von Beginn an weniger "Altgerät", da ihre Lagerungszustände vermutlich genauso desaströs wie die der Russen sind bzw. waren. Dafür haben sie aber jetzt eben moderne Geräte, MRAPS und Co. - besser ist das. Wink
Zitat:Die ukr. Industriekapazität/Rüstung soll inzwischen nahezu bei Null angekommen sein.
Rückgang ca. 70%, aber deswegen sind sie eben von den westlichen Lieferungen abhängig. Unsere Entscheidung...
Zitat:Die Stromversorgung basiert angeblich nur noch zu großen Teilen auf Lieferungen aus Europa.
Nein. Noch decken sie 80% selbst.
Zitat:Die tausenden russischen Raketen hätten der ukr. kritischen Infrastruktur schwer zugesetzt.
Offiziell ja. Würde ich aber genauso behaupten. Ansonsten könnte man den Westmächten kaum mehr Support aus den Rippen leiern. Inoffiziell haben die russischen Raketen allenfalls 15% der Energieversorgung getroffen.
Zitat:Die Ukraine hätte zunehmend Mobilisierungsprobleme während Rußland inzwischen 400.000 Soldaten/Söldner im Kriegsgebiet hat.
Die Mobilisierungsprobleme der Russen sind deutlich höher. Die Ukrainer kämpfen für sich, aber wofür kämpfen die Russen - nun, keine Ahnung, ich lasse es offen. Aber nach gegenwärtigen Berichten hat der Kreml wohl gewisse Ängste, eine neue Mobilisierung auszurufen (die anstehenden Revolten wären wohl kaum zu kontrollieren). Und 400.000 Mann? Deutlich überzeichnet. Eher 120.000 reguläre Einheiten und 40.000 Banditen von Wagner...
Zitat:Die Ukraine bekommt nur soviel geliefert um Rußland weiter zu beschäftigen, aber nicht mehr.
Da könnte ein wahrer Kern vorhanden sein.

Schneemann
Zwar ein paar Tage alt, aber die Forderungen der Ukraine haben sich in den letzten Tagen in der exakt gleichen Weise nur fortwährend wiederholt: man fordert sofort und so schnell wie möglich deutlich mehr Munition:

https://www.zdf.de/nachrichten/zdfheute-...o-100.html

https://kyivindependent.com/national/ukr...-protected

Es wird zudem in nicht zensierten Berichten ukrainischer Soldaten - selbst beim Kyivindipendent - in letzter Zeit zunehmend beklagt, dass die Soldaten nicht ansatzweise ausreichend ausgebildet und zu früh an die Front geworfen werden, dass viele der neuen Brigaden keine nennenswerte Ausrüstung haben und daher eigentlich trotz aller Bezeichnungen meist nichts anderes seien als reine Infanterie-Brigaden und selbst dafür sei die Ausstattung unzureichend. Und dass die Abnutzung bei den vorhandenen Systemen zunehmend kritisch wird.

https://www.zdf.de/nachrichten/politik/r...d-100.html

Zitat:Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow hat die bisherigen EU-Pläne für neue Munitionslieferungen an sein Land als unzureichend bezeichnet. Eine Milliarde Euro sei "nicht genug", sagte Resnikow an diesem Mittwoch bei einem informellen Treffen mit den Verteidigungsministern der EU-Staaten in Schweden.

Die Ukraine brauche eine Million Artilleriegeschosse und dafür müssten vermutlich rund vier Milliarden Euro zur Verfügung gestellt werden.

Und noch ein kleiner Insider: Gerüchte von Hörensagen:

Laut Bekannten von mir die im Fernen Osten leben rollen in letzter Zeit (seit wenigen Tagen) immer häufiger "Militärzüge" aus China nach Russland. Keine offenen Fahrzeuge, immer geschlossene Güterwaggons und alles recht scharf abgesichert und bewacht.
(13.03.2023, 16:44)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Es wird zudem in nicht zensierten Berichten ukrainischer Soldaten - selbst beim Kyivindipendent - in letzter Zeit zunehmend beklagt, dass die Soldaten nicht ansatzweise ausreichend ausgebildet und zu früh an die Front geworfen werden, dass viele der neuen Brigaden keine nennenswerte Ausrüstung haben und daher eigentlich trotz aller Bezeichnungen meist nichts anderes seien als reine Infanterie-Brigaden und selbst dafür sei die Ausstattung unzureichend. Und dass die Abnutzung bei den vorhandenen Systemen zunehmend kritisch wird.

Stellt man diese Aussagen mit den ukr. Verlustangaben und Mobilisierungsbemühungen ins Verhältnis dann kann da irgendwas nicht stimmen.


Zitat:Und noch ein kleiner Insider: Gerüchte von Hörensagen:

Laut Bekannten von mir die im Fernen Osten leben rollen in letzter Zeit (seit wenigen Tagen) immer häufiger "Militärzüge" aus China nach Russland. Keine offenen Fahrzeuge, immer geschlossene Güterwaggons und alles recht scharf abgesichert und bewacht.

Vermutlich Munition
Zitat:Laut Bekannten von mir die im Fernen Osten leben rollen in letzter Zeit (seit wenigen Tagen) immer häufiger "Militärzüge" aus China nach Russland. Keine offenen Fahrzeuge, immer geschlossene Güterwaggons und alles recht scharf abgesichert und bewacht.
Gut möglich, dass die CIA wieder mal den richtigen Riecher hatte und dass die Vorwürfe von Blinken und Co. hinsichtlich einer Unterstützung Russlands seitens der Chinesen doch stattfindet.

Schneemann
Michael Kofmann über die aktuelle Lage, mit hochinteressanten Einschätzungen aufgrund seines höchstpersönlichen Besuchs an der Front, auch in Bakhmut vor wenigen Tagen !

https://open.spotify.com/episode/2GsTxyB...-link&nd=1

Auch dieser Beitrag zeichnet ein insgesamt deutlich schlechteres Bild der Lage der Ukrainer als dies gemeinhin im Westen TM so üblich ist. Und deckt sich in vielen Punkten mit den oft so scharf kritisierten (politischen!) Äußerungen von Oberst Reisner.


Eine der meiner Meinung nach am meisten unterschätzten militärischen Leistungen der Ukraine war und ist es meiner Überzeugung nach, dass Stromnetz derart aufrecht zu erhalten, und die Schäden durch den strategischen Luftkrieg in derartiger Geschwindigkeit beseitigen zu können. Natürlich kann man annehmen, dass diese Schäden in Wahrheit nicht so groß waren wie behauptet, aber sie waren doch erheblich (man beachte entsprechende Satellitenbilder bei Nacht) und diese Schäden so schnell und so weitgehend wieder richten zu können war und ist eine sehr beeindruckende Leistung ! Und eine kriegswesentliche Leistung ! Hier sollten wir wirklich Experten und ganze Gruppen davon in die Ukraine entsenden um in diesem Aspekt von den Ukrainern zu lernen:

https://www.economist.com/europe/2023/03...-lights-on


Zur Fragestellung warum an der Front zur Zeit so wenig voran geht: Höchst einfach, dort ertrinkt gerade mal wieder alles im Schlamm. Hab mich da jetzt durch endlose kurze Filme auf Twitter, Telegram und Co gewühlt, Schlamm, Schlamm und noch mehr Schlamm. Da wird noch bis in die zweite Aprilhälfte hinein wenig voran kommen. Es gibt einfach gerade in den besonders umkämpften Gebieten besonders viele Schlammzonen.


Tag 382 bei Militaryland:

https://militaryland.net/news/invasion-day-382-summary/

sowie bei Rybar:

https://twitter.com/rybar_en/status/1635...20/photo/1

Der in den letzten Tagen vermehrt davon schreibt, dass die ukrainische Offensive in Richtung Melitopol bald starten könnte.

https://twitter.com/rybar_en/status/1635...85/photo/1

Aktuelle Lage bei Bakhmut:

https://twitter.com/rybar_en/status/1634...00/photo/1

https://twitter.com/rybar_en/status/1634...74/photo/1


Zu Bakhmut noch eine These:

Meiner rein privaten Meinung nach können sich die Ukrainer aktuell gar nicht mehr geordnet aus Bakhmut zurück ziehen. Die stehen dort also, weil sie inzwischen dort stehen müssen. Entsprechend besteht meiner Meinung nach hier ein wachsendes und ernsthaftes Risiko für eine Einkesselung der dort stehenden Verbände. Gründe: Schlamm, Begrenzung der Bewegung auf zu wenige Straßen / Linien, zu starker unmittelbarer feindlicher Druck, zu starke feindliche Artillerie welche direkt auf diese wenigen Rückzugslinien wirken kann, fehlende Verbrauchsgüter, fehlende Deckung entlang der Rückzugsrouten (während in Bakhmut zumindest Deckung vorhanden ist), fehlende Kräfte um die sich zurückziehenden Verbände aufzunehmen, abzulösen und die nachsetzenden Russen aufzufangen usw.

These: Die Ukraine hält Bakhmut hier und jetzt nicht mehr weil sie dies will, sondern weil sie hier und jetzt gar nicht mehr anders kann. Die ukrainischen Brigaden sind dort aktuell meiner Meinung nach (zunehmend) gefangen. Bevor sie sich absetzen können, müsste man zunächst mal eine Gegenoffensive erfolgen, die aber aktuell auch nicht erfolgversprechend erscheint, Stichwort Schlamm.
Russische Su-27 kollidiert mit MQ-9 und bringt diese zum Absturz:

https://www.eucom.mil/pressrelease/42314...nal-waters

Zitat:the Su-27s dumped fuel on and flew in front of the MQ-9 in a reckless, environmentally unsound and unprofessional manner.

Oha. Das wird spannend.
(13.03.2023, 22:10)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Zu Bakhmut noch eine These:
Meiner rein privaten Meinung nach können sich die Ukrainer aktuell gar nicht mehr geordnet aus Bakhmut zurück ziehen.
Die stehen dort also, weil sie inzwischen dort stehen müssen. Entsprechend besteht meiner Meinung nach hier ein wachsendes und ernsthaftes Risiko für eine Einkesselung der dort stehenden Verbände. Gründe: Schlamm, Begrenzung der Bewegung auf zu wenige Straßen / Linien, zu starker unmittelbarer feindlicher Druck, zu starke feindliche Artillerie welche direkt auf diese wenigen Rückzugslinien wirken kann, fehlende Verbrauchsgüter, fehlende Deckung entlang der Rückzugsrouten (während in Bakhmut zumindest Deckung vorhanden ist), fehlende Kräfte um die sich zurückziehenden Verbände aufzunehmen, abzulösen und die nachsetzenden Russen aufzufangen usw.
Kann alles sein. Gegenteilige Beobachtungen:
Die Vorstoß der Russen an den Flanken hat sich die letzten Tage doch deutlich verlangsamt, entsprechend werden die Ukrainer Entsatzkräfte herangeführt haben um die unmittelbare Einkesselung zu verhindern.
Mein Eindruck war zuletzt nicht, dass die Straße(n) nach Bakhmut unmittelbar bedroht sind und kaum noch was reinkommt. Man sollte diese Kartenmalereien auch nicht überbewerten; nur weil auf irgendwelchen Äckern um die Stadt keine Ukrainer mehr sind und stattdessen irgendwelche Wagner-Infanterie rumgurkt sind dort noch lange keine schweren Waffen in die hineingeschoben um den rückwärtigen Raum zu kontrollieren. Und das wird ob des Schlammes wohl so schnell auch nicht passieren.
Frage: Sind die russischen Streitkräfte überhaupt in der Lage, jenseits der Einkesselung und dem anschließenden üblichen Berennen der ukrainischen Stellungen innerhalb der Stadt fähig, den ukrainischen Streitkräften durch Bachmut nachzusetzen, wenn sich diese zurückziehen?

Wagner-Angriffsgruppen stelle ich mir zu unflexibel und langsam vor, um die Verfolgung durch die Stadt aufzunehmen. Zumal ich davon ausgehe, dass die Ukrainer Sprengfallen und Minen auslegen werden.

Was mich zu der spekulativen Zusatzfrage führt, wer dann die Flagge über Bachmut hissen dürfte. Wagner-Leute oder reguläre Truppen? So wie Prigoschin anscheinend unter Druck steht, würde es mich nicht wundern, wenn Putin Schoigu vorzieht.
Gerade die sogenannten Sturmkompanien von Wagner sind dezidiert für diese Aufgabe (OHK, Vordringen in Städten, befestigten Gebieten) zusammen gestellt worden und sie sind oft erstaunlich flexibel, vor allem aber sehr schnell wenn kein feindlicher Widerstand sie ausbremst. Die Struktur der sogenannten Sturmkompanien wird aktuell auch von regulären russischen Armeeeinheiten eingenommen. Im Prinzip sind das Infanteriekompanien mit ungefähr 50 bis 100 Mann Infanterie, ein paar wenigen Schützenpanzern (diese dienen nicht dem Transport der Infanteristen), ein paar Mörsern, ein paar Pionieren, ein paar "Flammenwerfer" Gruppen sowie jeweils 2 bis 4 Kampfpanzern. Natürlich schmelzen diese Verbände im Einsatz schnell ab, und haben dann oft real vor Ort im Einsatz nur 30 bis 40 Mann, ungefähr 4 Schützenpanzer und 1 Kampfpanzer. Dafür sind diese verstärkten de facto Züge oft erstaunlich beweglich, schnell und flexibel. Zumal sie oft komplett auf sich allein gestellt operieren, was zum einen natürlich bedeutet, dass sie keine Unterstützung kriegen, was aber zum anderen bedeutet, dass sie vollständig autark operieren, also in keinster Weise mehr Befehle erhalten, befolgen oder sonstwie von weiter oben geführt werden, außer einem gewissen groben Grundauftrag (Vordringen bis zum Ort xyz, Dort zyx einnehmen etc). Entsprechend fallen diese Einheiten zunehmend weitgehend aus der rigiden Befehlstaktik der russischen Streitkräfte, was sie im Vergleich hochreaktiv macht.

Meiner Einschätzung nach wird übrigens allein die russische Armee die Flagge über Bakhmut hissen dürfen.
Auch die Ukrainer geraten zunehmend außer Atem:

https://www.washingtonpost.com/world/202...-shortage/

Zitat:Ukraine short of skilled troops and munitions as losses, pessimism grow

The quality of Ukraine’s military force, once considered a substantial advantage over Russia, has been degraded by a year of casualties that have taken many of the most experienced fighters off the battlefield, leading some Ukrainian officials to question Kyiv’s readiness to mount a much-anticipated spring offensive.

U.S. and European officials have estimated that as many as 120,000 Ukrainian soldiers have been killed or wounded since the start of Russia’s invasion early last year.

Statistics aside, an influx of inexperienced draftees, brought in to plug the losses, has changed the profile of the Ukrainian force, which is also suffering from basic shortages of ammunition, including artillery shells and mortar bombs, according to military personnel in the field.

Laut mehreren verschiedenen Quellen sind die meisten noch vor dem Krieg westlich ausgebildeten unteren und mittleren Offiziere inzwischen gefallen, ebenso zu viele erfahrene Unteroffiziere.

“The most valuable thing in war is combat experience,” said a battalion commander in the 46th Air Assault Brigade, who is being identified only by his call sign, Kupol, in keeping with Ukrainian military protocol. “A soldier who has survived six months of combat and a soldier who came from a firing range are two different soldiers. It’s heaven and earth.”

“And there are only a few soldiers with combat experience,” Kupol added. “Unfortunately, they are all already dead or wounded.”

Die russische Armee wiederum ist explizit so konzipiert, mit möglichst schlechtem Menschenmaterial trotzdem kämpfen zu können. Das reicht von den Systemen über die Doktrin bis hinunter zur Frage wie Infanteriegruppen der Russen agieren. Alles ist auf das schlechtesmögliche Können hin ausgerichtet. Dies erweist sich angesichts der Verluste zunehmend als ein Vorteil der Russen.

The situation on the battlefield now may not reflect a full picture of Ukraine’s forces, because Kyiv is training troops for the coming counteroffensive separately and deliberately holding them back from current fighting, including the defense of Bakhmut, a U.S. official said, speaking on the condition of anonymity to be candid.

Laut anderen Quellen aber sind viele der neu aufgestellten Brigaden welche bisher noch nicht zum Einsatz gekommen sind nicht ausreichend ausgerüstet und teilweise auch nicht ausreichend ausgebildet. Trotz anderslautender Bezeichnungen und Absichten handele es sich oft nur um gering befähigte Infanterie-Brigaden.

Der Grund dafür sind die unzureichenden Waffenlieferungen des Westens. Diese wirken sich aber auch sonst zunehmend auf die Kampffähigkeit der ukrainischen Streitkräfte aus:

One senior Ukrainian government official, who spoke on the condition of anonymity to be candid, called the number of tanks promised by the West a “symbolic” amount. Others privately voiced pessimism that promised supplies would even reach the battlefield in time.

“If you have more resources, you more actively attack,” the senior official said. “If you have fewer resources, you defend more. We’re going to defend. That’s why if you ask me personally, I don’t believe in a big counteroffensive for us. I’d like to believe in it, but I’m looking at the resources and asking, ‘With what?’

“We don’t have the people or weapons,” the senior official added. “And you know the ratio: When you’re on the offensive, you lose twice or three times as many people. We can’t afford to lose that many people.”

Such analysis is far less optimistic than the public statements by Ukraine’s political and military leadership.

On the front lines ...... the mood is dark.

Kupol, who consented to having his photograph taken and said he understood he could face personal blowback for giving a frank assessment, described going to battle with newly drafted soldiers who had never thrown a grenade, who readily abandoned their positions under fire and who lacked confidence in handling firearms.

After a year of war, Kupol, a lieutenant colonel, said his battalion is unrecognizable. Of about 500 soldiers, roughly 100 were killed in action and another 400 wounded, leading to complete turnover. Kupol said he was the sole military professional in the battalion, and he described the struggle of leading a unit composed entirely of inexperienced troops.

“I get 100 new soldiers,” Kupol said. “They don’t give me any time to prepare them. They say, ‘Take them into the battle.’ They just drop everything and run. That’s it. Do you understand why? Because the soldier doesn’t shoot. I ask him why, and he says, ‘I’m afraid of the sound of the shot.’ And for some reason, he has never thrown a grenade. … We need NATO instructors in all our training centers, and our instructors need to be sent over there into the trenches. Because they failed in their task.”

Nicht nur das Material, auch die Ausbildungsbemühungen des Westens sind heillos unzureichend.

He described severe ammunition shortages, including a lack of simple mortar bombs and grenades for U.S.-made MK 19s.

Ukraine has also faced an acute shortage of artillery shells, which Washington and its allies have scrambled to address, with discussions about how to shore up Ukrainian stocks dominating daily meetings on the war at the White House National Security Council. Washington’s efforts have kept Ukraine fighting, but use rates are very high.

“You’re on the front line,” Kupol said. “They’re coming toward you, and there’s nothing to shoot with.”

Kupol said Kyiv needed to focus on better preparing new troops in a systematic way. “It’s like all we do is give interviews and tell people that we’ve already won, just a little bit further away, two weeks, and we’ll win,” he said.

Dmytro, a Ukrainian soldier whom The Post is identifying only by first name for security reasons, described many of the same conditions. Some of the less-experienced troops serving at his position with the 36th Marine Brigade in the Donetsk region “are afraid to leave the trenches,” he said. Shelling is so intense at times, he said, that one soldier will have a panic attack, then “others catch it.”

Der Artilleriehagel der Russen ist zwar nicht mehr so bizarr hoch wie im Sommer 22, aber immer noch so extrem hoch, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukrainer in einem derartigen Geschehen geradezu herausragend ist. Selbst zu viele westliche Soldaten können sich in Wahrheit nicht vorstellen, was so ein Artilleriebeschuss vor allem psychologisch anrichtet. Der bricht ganze Einheiten komplett, noch lange bevor sie faktisch vernichtet sind. Die wirklich herausragende Durchhaltefähigkeit der Ukrainer im russischen Artilleriefeuer hätten unsere Streitkräfte im Westen TM so gesichert nicht, und sie ist wirklich bemerkenswert. Das ist wahres Heldentum!


The first time he saw fellow soldiers very shaken, Dmytro said, he tried to talk them through the reality of the risks. The next time, he said, they “just ran from the position.”

Was übrigens je nach den Umständen nicht mal immer die schlechteste Entscheidung ist.

“The question is whether Ukraine’s relative advantage is sufficient to attain their objectives, and whether those advantages can be sustained,” said Michael Kofman, a military analyst at Virginia-based CNA. “That depends not just on them, but also on the West.”

Despite reports of untrained mobilized Russian fighters being thrown into battle, Syrsky said those now arriving are well-prepared. “We have to live and fight in these realities,” he said. “Of course, it’s problematic for us. … It forces us to be more precise in our firing, more detailed in our reconnaissance, more careful in choosing our positions and more detailed in organizing the interaction between the units. There is no other way.”

Anfangs warfen die Russen ein paar Regimenter und Brigaden der Reserve an die Front um die Ukrainer zu stoppen. Unausgebildet, schlecht ausgerüstet, demotiviert, aber sie dienten auch nur dazu die Front zum stehen zu bringen. Sie dienten aber natürlich auch noch einem zweiten wesentlichen Zweck: die Ausbildung der russischen Einheiten der Reserve dadurch zu ermöglichen. Diese ausgebildeten Einheiten treffen nun zusehends an der Front ein. Sie sind zwar auch schlecht ausgerüstet, aber vom Können her zunehmend besser. Während umgekehrt das Können bei den Ukrainern degradiert.

Zu Bakhmut:

The United States has been advising Ukraine to retreat from the city since at least January, the U.S. official said.

Ziemlich genau zur gleichen Zeit schrieb ich ebenfalls dass man Bakhmut räumen müsse und im Februar eigentlich ebenfalls durchgehend. Nun können sie es vielleicht gar nicht mehr, denn es ist etwas komplett anderes ein wenig Nachschub nach vorne zu bringen, oder einen kompletten Großkampfverband nach hinten wegzuführen und dort in vorbereiteten Stellungen von anderen Verbänden aufnehmen zu lassen. Es stellt sich auch die Frage, ob die Ukrainer überhaupt noch das Können dazu haben ?!

Ukraine has lost many of its junior officers who received U.S. training over the past nine years, eroding a corps of leaders who helped distinguish the Ukrainians from their Russian enemies at the start of the invasion, the Ukrainian official said. Now, the official said, those forces must be replaced. “A lot of them are killed,” the official said.

Auch die Moral an der Heimatfront zeigt wachsende Schwächen, wie sich vor allem aus den Maßnahmen der ukrainischen Regierung heraus zeigt:

At the start of the invasion, Ukrainians rushed to volunteer for military duty, but now men across the country who did not sign up have begun to fear being handed draft slips on the street. Ukraine’s internal security service recently shut down Telegram accounts that were helping Ukrainians avoid locations where authorities were distributing summonses.
Hurra, Farbe im Forum.

Zitat: Ukraine short of skilled troops and munitions as losses, pessimism grow

The quality of Ukraine’s military force, once considered a substantial advantage over Russia, has been degraded by a year of casualties that have taken many of the most experienced fighters off the battlefield, leading some Ukrainian officials to question Kyiv’s readiness to mount a much-anticipated spring offensive.

Eine Frühjahrsoffensive steht und fällt mit den Umfang der Reserven die die Ukraine seit dem Herbst bilden konnte und weniger damit, wie substantiell die Verluste der an der Front eingesetzten Verbände sind. Manche Quellen nennen Zahlen im Bereich 70.000 Mann, wenn es dazu gelingt die jetzt zufließenden Panzerkräfte aus dem Westen zu konzentrieren wird etwas versucht werden.

U.S. and European officials have estimated that as many as 120,000 Ukrainian soldiers have been killed or wounded since the start of Russia’s invasion early last year.

Statistics aside, an influx of inexperienced draftees, brought in to plug the losses, has changed the profile of the Ukrainian force, which is also suffering from basic shortages of ammunition, including artillery shells and mortar bombs, according to military personnel in the field.


Laut mehreren verschiedenen Quellen sind die meisten noch vor dem Krieg westlich ausgebildeten unteren und mittleren Offiziere inzwischen gefallen, ebenso zu viele erfahrene Unteroffiziere.


Das mag alles sein geht aber am eigentlichen Problem vorbei – die ukrainischen Streitkräfte sind massiv aufgewachsen, effektiv hat sich die Vorkriegsstärke mindestens vervierfacht. Da auch schon vor der russischen Invasion nur ein gewisser Teil der Offiziere und Unteroffiziere irgendwie mit westlicher Doktrin Kontakt hatte ist diese Degenerierung ungeachtet der Ausfälle fast unvermeidbar.


The most valuable thing in war is combat experience,” said a battalion commander in the 46th Air Assault Brigade, who is being identified only by his call sign, Kupol, in keeping with Ukrainian military protocol. “A soldier who has survived six months of combat and a soldier who came from a firing range are two different soldiers. It’s heaven and earth.”

“And there are only a few soldiers with combat experience,” Kupol added. “Unfortunately, they are all already dead or wounded.”


Die russische Armee wiederum ist explizit so konzipiert, mit möglichst schlechtem Menschenmaterial trotzdem kämpfen zu können. Das reicht von den Systemen über die Doktrin bis hinunter zur Frage wie Infanteriegruppen der Russen agieren. Alles ist auf das schlechtesmögliche Können hin ausgerichtet. Dies erweist sich angesichts der Verluste zunehmend als ein Vorteil der Russen.


Die russische Armee erreicht damit aber auch nur eine Vormarschgeschwindigkeit die sich in Metern pro Tag bemisst und bezahlt das mit einem Blutzoll der so auch nicht ewig durchzuhalten sein wird.
Wir wissen ansonsten nichts über die Verlustverhältnisse. In Bakhmut nicht und global erst recht nicht. Genauso halte ich es für unseriös die Einlassungen eines Bataillonskommandeurs mit einigen Fakten und Faktoids zu garnieren und daraus ein allumfassendes Narrativ zu stricken.


The situation on the battlefield now may not reflect a full picture of Ukraine’s forces, because Kyiv is training troops for the coming counteroffensive separately and deliberately holding them back from current fighting, including the defense of Bakhmut, a U.S. official said, speaking on the condition of anonymity to be candid.

Laut anderen Quellen aber sind viele der neu aufgestellten Brigaden welche bisher noch nicht zum Einsatz gekommen sind nicht ausreichend ausgerüstet und teilweise auch nicht ausreichend ausgebildet. Trotz anderslautender Bezeichnungen und Absichten handele es sich oft nur um gering befähigte Infanterie-Brigaden.

Der Grund dafür sind die unzureichenden Waffenlieferungen des Westens. Diese wirken sich aber auch sonst zunehmend auf die Kampffähigkeit der ukrainischen Streitkräfte aus:


Die Faktenlage dazu ist dünn. Unstrittig ist, dass die Waffenlieferungen des Westens völlig unzureichend sind. Gleichzeitig kann mittlerweile als gesichert gelten, dass die Ukraine bedeutsame Teile der seit dem Herbst gelieferten Ausrüstung zurück hält, schlicht weil davon nichts belegbar an der Front auftaucht. Im welchen Umfang Reserven gebildet werden können ist schlicht nicht abzusehen.
Ich verweise aber gerne nochmal auf Zaluzhnyi, der im Dezember 2022 ausdrücklich erklärte, dass er Reserven bildet und die Kräfte an der Front den Preis dafür zu zahlen haben werden. Und global betrachtet findet genau das weiterhin statt.


One senior Ukrainian government official, who spoke on the condition of anonymity to be candid, called the number of tanks promised by the West a “symbolic” amount. Others privately voiced pessimism that promised supplies would even reach the battlefield in time.

“If you have more resources, you more actively attack,” the senior official said. “If you have fewer resources, you defend more. We’re going to defend. That’s why if you ask me personally, I don’t believe in a big counteroffensive for us. I’d like to believe in it, but I’m looking at the resources and asking, ‘With what?’

“We don’t have the people or weapons,” the senior official added. “And you know the ratio: When you’re on the offensive, you lose twice or three times as many people. We can’t afford to lose that many people.”

Such analysis is far less optimistic than the public statements by Ukraine’s political and military leadership.

Vor allen Dingen ist die Quelle unbekannt und damit nicht valide zu bewerten. Die zum Ausdruck gebrachte Angst vor einigen tausend zusätzlichen Toten während einer Offensive, wie der oft bemühte und arg verkürzte bis unzulässige Hinweis, dass Offensivaktionen pauschal zu doppelten und dreifachen Ausfällen führen lässt aber vermuten, dass es mit der militärischen Kompetenz der Quelle nicht so weit her ist. Die Bedenken kommen in etwa rüber wie ‚ein zwei, dreifaches Bakhmut können wir uns nicht leisten‘

Demgegenüber halte ich mich eher an Generaloberst Syrsky, seit 2019 Befehlshaber der ukrainischen Bodenstreitkräfte und Hauptverantwortlicher für die Verteidigung Kyivs und der Gegenoffensive bei Kharkiv. Zitat von dieser Woche: “The real heroes now are the defenders who are holding the eastern front on their shoulders, and inflicting the heaviest possible losses, sparing neither themselves nor the enemy. It is necessary to buy time to build reserves and launch a counteroffensive, which is not far off.”

Kann man sich natürlich hinstellen und verbreiten das seien alles Durchhalteparolen. Man wirds sehen.


On the front lines ...... the mood is dark.

Kupol, who consented to having his photograph taken and said he understood he could face personal blowback for giving a frank assessment, described going to battle with newly drafted soldiers who had never thrown a grenade, who readily abandoned their positions under fire and who lacked confidence in handling firearms.

After a year of war, Kupol, a lieutenant colonel, said his battalion is unrecognizable. Of about 500 soldiers, roughly 100 were killed in action and another 400 wounded, leading to complete turnover. Kupol said he was the sole military professional in the battalion, and he described the struggle of leading a unit composed entirely of inexperienced troops.

“I get 100 new soldiers,” Kupol said. “They don’t give me any time to prepare them. They say, ‘Take them into the battle.’ They just drop everything and run. That’s it. Do you understand why? Because the soldier doesn’t shoot. I ask him why, and he says, ‘I’m afraid of the sound of the shot.’ And for some reason, he has never thrown a grenade. … We need NATO instructors in all our training centers, and our instructors need to be sent over there into the trenches. Because they failed in their task.”


Nicht nur das Material, auch die Ausbildungsbemühungen des Westens sind heillos unzureichend.


Vor allem verwunderlich warum nicht mehr im Westen ausgebildet wird, das ist vergleichsweise trivial zu organisieren und politisch weitaus einfacher zu verkaufen.

Offensichtlich gibt es hier Unzulänglichkeiten, wobei es wie gesagt schwierig ist von der Perspektive eines Bataillonskommandeurs globale Rückschlüsse ziehen zu wollen. Nur weil seine Truppe aus welchen Gründen auch immer unzureichend ausgebildete Rekruten erhalten hat und zu schnell in die Schlacht geworfen wurde heißt dies nicht, dass die für eine Gegenoffensive vorgesehen / trainierenden Kräfte ähnliche Probleme haben werden.

Ansonsten – kling vielleicht etwas bösartig, ich schreib es aber trotzdem - es gehört in dieser Situation auch zu den Aufgaben des Bataillonskommandeurs für eine adäquate Ausbildung der unterstellten Rekruten zu sorgen. Das wird so natürlich nicht möglich sein, wenn es sofort in den Einsatz geht, aber dass sich der Berufssoldat beschwert, dass ihm nicht vollausgebildete (Berufs)Soldaten zu Verfügung gestellt werden und die Neuen nicht dem Standard seines alten Bataillons entsprechen lässt die Problemlösung vermissen.
Es gibt einiges an Berichten, dass ukrainische Verbände unentwegt bis an der vordersten Front weiter ausbilden. Wenn es sein muss, muss das halt so gemacht werden. Und leider wird es nicht immer reichen, aber so ist es dann halt, dass das ein oder andere Bataillon hinten runterfällt.
Die genannten Ausfallzahlen sind sicher erheblich aber nicht außerhalb der Norm für ein Jahr Krieg. Von den Verletzten kehren etliche wieder zurück, eventuell halt wieder in andere Einheiten.


He described severe ammunition shortages, including a lack of simple mortar bombs and grenades for U.S.-made MK 19s.

Ukraine has also faced an acute shortage of artillery shells, which Washington and its allies have scrambled to address, with discussions about how to shore up Ukrainian stocks dominating daily meetings on the war at the White House National Security Council. Washington’s efforts have kept Ukraine fighting, but use rates are very high.

“You’re on the front line,” Kupol said. “They’re coming toward you, and there’s nothing to shoot with.”

Kupol said Kyiv needed to focus on better preparing new troops in a systematic way. “It’s like all we do is give interviews and tell people that we’ve already won, just a little bit further away, two weeks, and we’ll win,” he said.

Dmytro, a Ukrainian soldier whom The Post is identifying only by first name for security reasons, described many of the same conditions. Some of the less-experienced troops serving at his position with the 36th Marine Brigade in the Donetsk region “are afraid to leave the trenches,” he said. Shelling is so intense at times, he said, that one soldier will have a panic attack, then “others catch it.”

Der Artilleriehagel der Russen ist zwar nicht mehr so bizarr hoch wie im Sommer 22, aber immer noch so extrem hoch, dass die Durchhaltefähigkeit der Ukrainer in einem derartigen Geschehen geradezu herausragend ist. Selbst zu viele westliche Soldaten können sich in Wahrheit nicht vorstellen, was so ein Artilleriebeschuss vor allem psychologisch anrichtet. Der bricht ganze Einheiten komplett, noch lange bevor sie faktisch vernichtet sind. Die wirklich herausragende Durchhaltefähigkeit der Ukrainer im russischen Artilleriefeuer hätten unsere Streitkräfte im Westen TM so gesichert nicht, und sie ist wirklich bemerkenswert. Das ist wahres Heldentum!

The first time he saw fellow soldiers very shaken, Dmytro said, he tried to talk them through the reality of the risks. The next time, he said, they “just ran from the position.”

Was übrigens je nach den Umständen nicht mal immer die schlechteste Entscheidung ist.

Es gibt dazu einige gute Einlassungen eines britischen Freiwilligen, der eben im Sommer 22 in der ukrainischen Fremdenlegion gedient hat und dem YT Kanal Lindybeige mehrere ausführliche Interviews gegeben hat. Zu finden hier: https://www.youtube.com/watch?v=ofJw89oI4cc

Ich würde da auch meinen wollen, dass das Verbleiben in der Deckung unter Artilleriebeschuss immernoch die bessere Option ist.


“The question is whether Ukraine’s relative advantage is sufficient to attain their objectives, and whether those advantages can be sustained,” said Michael Kofman, a military analyst at Virginia-based CNA. “That depends not just on them, but also on the West.”

Despite reports of untrained mobilized Russian fighters being thrown into battle, Syrsky said those now arriving are well-prepared. “We have to live and fight in these realities,” he said. “Of course, it’s problematic for us. … It forces us to be more precise in our firing, more detailed in our reconnaissance, more careful in choosing our positions and more detailed in organizing the interaction between the units. There is no other way.”

Anfangs warfen die Russen ein paar Regimenter und Brigaden der Reserve an die Front um die Ukrainer zu stoppen. Unausgebildet, schlecht ausgerüstet, demotiviert, aber sie dienten auch nur dazu die Front zum stehen zu bringen. Sie dienten aber natürlich auch noch einem zweiten wesentlichen Zweck: die Ausbildung der russischen Einheiten der Reserve dadurch zu ermöglichen. Diese ausgebildeten Einheiten treffen nun zusehends an der Front ein. Sie sind zwar auch schlecht ausgerüstet, aber vom Können her zunehmend besser. Während umgekehrt das Können bei den Ukrainern degradiert.

Naja, um mich zu wiederholen. Wir wissen schlicht nicht in welchen Umfang die Ukraine Reserven bildet die bislang nicht eingesetzt werden. Die Verbände an der Front bluten und offensichtlich wurden hier zuletzt auch unzureichend ausgebildete Kräfte nachgeschoben, daraus globale Schlüsse abzuleiten bleibt schwierig. Es ist absolut denkbar, dass die für die Gegenoffensive vorgesehen Verbände bewusst nicht in den Osten geschickt werden und es deswegen dort lokale Reserven niedrigerer Priorität und damit mit unzureichender Ausbildung und Ausrüstung getroffen hat an die Front geschickt zu werden. Das wissen wir schlicht nicht.
Und hinsichtlich Degenerierung – es ließen sich auch für die russische Seite ganz ähnliche Narrative stricken. Bislang sind die neu ausgebildeten Verbände jedenfalls nicht mit besonderer Kompetenz aufgefallen. Stichwort Vuhledar um den Blick einmal von Bakhmut zu nehmen.


Zu Bakhmut:
The United States has been advising Ukraine to retreat from the city since at least January, the U.S. official said.

Ziemlich genau zur gleichen Zeit schrieb ich ebenfalls dass man Bakhmut räumen müsse und im Februar eigentlich ebenfalls durchgehend. Nun können sie es vielleicht gar nicht mehr, denn es ist etwas komplett anderes ein wenig Nachschub nach vorne zu bringen, oder einen kompletten Großkampfverband nach hinten wegzuführen und dort in vorbereiteten Stellungen von anderen Verbänden aufnehmen zu lassen. Es stellt sich auch die Frage, ob die Ukrainer überhaupt noch das Können dazu haben ?!


Vor allem stellt sich die Frage ob das Geschehen in Bakhmut nicht *geringfügig* überhöht wird. Die Ukraine hat eine knappe Million unter Waffen. In Bakhmut stehen Elemente aus vielleicht vier Brigaden. An den vergleichsweisen sicheren Rändern grob nochmal so viele. Sprich da sind vielleicht 25.000 Mann. Könnten auch deutlich weniger sein. Verbieten sich da nicht rückschließende Fragen bezüglich ‚ob die Ukrainer überhaupt noch das Können zu x haben‘?
Ein Rückzug aus Bakhmut ist von außen betrachtet seit den Angriffen über Soledar hinaus und dem Erreichen der M03 ratsam weil es zeigte, dass die russischen Offensivbemühungen nach Soledar noch nicht kulminiert waren. Das war Anfang Februar.


Ukraine has lost many of its junior officers who received U.S. training over the past nine years, eroding a corps of leaders who helped distinguish the Ukrainians from their Russian enemies at the start of the invasion, the Ukrainian official said. Now, the official said, those forces must be replaced. “A lot of them are killed,” the official said.

Auch die Moral an der Heimatfront zeigt wachsende Schwächen, wie sich vor allem aus den Maßnahmen der ukrainischen Regierung heraus zeigt:

At the start of the invasion, Ukrainians rushed to volunteer for military duty, but now men across the country who did not sign up have begun to fear being handed draft slips on the street. Ukraine’s internal security service recently shut down Telegram accounts that were helping Ukrainians avoid locations where authorities were distributing summonses.

Schockschwerenot, die Sicherheitsbehörden gehen gegen Telegrammkanäle vor, die Tipps geben wie man sich der Mobilisierung entziehen kann. Im Krieg! Muss man sich mal vorstellen.

Natürlich sind die Freiwilligen irgendwann aufgebraucht. Daraus Rückschlüsse zu ziehen wirkt konstruiert. Wie vieles in dem Artikel.
(15.03.2023, 16:20)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Gerade die sogenannten Sturmkompanien von Wagner sind dezidiert für diese Aufgabe (OHK, Vordringen in Städten, befestigten Gebieten) zusammen gestellt worden und sie sind oft erstaunlich flexibel, vor allem aber sehr schnell wenn kein feindlicher Widerstand sie ausbremst. Die Struktur der sogenannten Sturmkompanien wird aktuell auch von regulären russischen Armeeeinheiten eingenommen. Im Prinzip sind das Infanteriekompanien mit ungefähr 50 bis 100 Mann Infanterie, ein paar wenigen Schützenpanzern (diese dienen nicht dem Transport der Infanteristen), ein paar Mörsern, ein paar Pionieren, ein paar "Flammenwerfer" Gruppen sowie jeweils 2 bis 4 Kampfpanzern. Natürlich schmelzen diese Verbände im Einsatz schnell ab, und haben dann oft real vor Ort im Einsatz nur 30 bis 40 Mann, ungefähr 4 Schützenpanzer und 1 Kampfpanzer. Dafür sind diese verstärkten de facto Züge oft erstaunlich beweglich, schnell und flexibel. Zumal sie oft komplett auf sich allein gestellt operieren, was zum einen natürlich bedeutet, dass sie keine Unterstützung kriegen, was aber zum anderen bedeutet, dass sie vollständig autark operieren, also in keinster Weise mehr Befehle erhalten, befolgen oder sonstwie von weiter oben geführt werden, außer einem gewissen groben Grundauftrag (Vordringen bis zum Ort xyz, Dort zyx einnehmen etc). Entsprechend fallen diese Einheiten zunehmend weitgehend aus der rigiden Befehlstaktik der russischen Streitkräfte, was sie im Vergleich hochreaktiv macht.

Meiner Einschätzung nach wird übrigens allein die russische Armee die Flagge über Bakhmut hissen dürfen.

OK, danke. Die neue Formation der Assault Units kannte ich, konnte sie aber noch nicht wirklich mit Wagner übereinbringen. Wagneristen sind für mich unter Drogen stehende Zombies, die durch die eigenen Scharfschützen nach vorne getrieben werden. Wagneristen mit Auftragstaktik und das anscheinend effektiv ... gefällt mir nicht.
(15.03.2023, 18:58)Nightwatch schrieb: [ -> ]Hurra, Farbe im Forum.

Rot bleibt bitte der Moderation vorbehalten, und ich möchte darum bitten, derartige Zitierungen nicht zur Gewohnheit werden zu lassen, um ausufernde Beitragslängen zu vermeiden. Wink
Venturus:

Wagner ist nicht gleich Wagner. Da gibt es eigentlich fast alles was man sich vorstellen und/oder auch nicht vorstellen kann. Von verurteilten Kannibalenmördern (ernsthaft! wirklich! also real) über geshanghaite schwarzafrikanische Studenten und paramilitärische Skinheadgruppen die geschlossen rekrutiert wurden, von Gefangenen aus irgendwelchen sibirischen Lagern hin zu ehemaligen Speznaz und Elite-Kampf-Einheiten des GRU. Das ist einer der wüstesten Haufen die jemals irgendwo unterwegs waren. Der harte Kern, bzw. die Eliten dieser Truppe oberhalb des bloßen Kanonenfutters (welches übrigens nicht in diese Sturmkompanien strukturiert wird), ist größtenteils wirklich befähigt. Die haben inzwischen auch eigene weitreichende Artillerie, sogar Kampfflugzeuge.

Nightwatch:

? Kommentare innerhalb von Texten mache ich hier schon seit über einem Jahr blau, siehe beispielsweise die ganzen kommentierten Ausführungen von Jomini seit Monaten. Aber schön, dich so einfach erheitert zu haben.
(15.03.2023, 22:08)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Venturus:

Wagner ist nicht gleich Wagner. Da gibt es eigentlich fast alles was man sich vorstellen und/oder auch nicht vorstellen kann. Von verurteilten Kannibalenmördern (ernsthaft! wirklich! also real) über geshanghaite schwarzafrikanische Studenten und paramilitärische Skinheadgruppen die geschlossen rekrutiert wurden, von Gefangenen aus irgendwelchen sibirischen Lagern hin zu ehemaligen Speznaz und Elite-Kampf-Einheiten des GRU. Das ist einer der wüstesten Haufen die jemals irgendwo unterwegs waren. Der harte Kern, bzw. die Eliten dieser Truppe oberhalb des bloßen Kanonenfutters (welches übrigens nicht in diese Sturmkompanien strukturiert wird), ist größtenteils wirklich befähigt. Die haben inzwischen auch eigene weitreichende Artillerie, sogar Kampfflugzeuge.

Ich vermute dass Wagner inzwischen sogar effektiver in Sachen Auftragserfüllung ist als die reguläre russische Armee oder Truppen wie die von Kadyrow. Hinzu kommt dass Wagner den großen Vorteil hat dass es in Rußland kaum jemanden interessiert wie hoch die Verluste bei Wagner sind, im Gegensatz zu denen der regulärem Armee. Der Einsatz von Wagner limitiert sich dadurch im Endeffekt nur durch die Erschöpfung der Rekrutierungsquellen und soweit dürfte es noch nicht sein.