Also nochmal.
Zitat:Grmbl. Ich habe doch Thomas bereits gesagt, dass ich seine und zum Teil auch eure Betrachtungen zu den Ursprüngen die die Äusserungen wohl irgendwie provoziert haben, verstehe und richtig finde.
Es steht einfach keinem Staat heute mehr zu expliziet zu sagen: "Staat X muss zerstört werden". Das hat selbst Herr Busch nie getan. Und das hat auch Syriens Präsident nie getan. Es ist indiskutabel. Wir leben nicht mehr in den 80zigern.
Stimmt, die Aussage als solche war überzogen, dafür gehört sie auch kritisiert. Auch wenn ich ungern nun normativ werde, einen Staat sollte man nicht mehr mit der Ausradierung drohen.
Zitat:Irrelevant. Ein so heftiger Ausbruch wie der des Iranischen M.P. ist nun mal nach rein menschlichem Ermessen nur eine Reaktion auf eine sehr schlimme, akute und gerade aufgetauchte Bedrohung. Im "Affekt" sozusagen.
Als Folge einer Summe von langandauerden Problemen mit "dem Westen" im Allgemeinen und den Amerikanischen "Ungläubigen" und den Israelischen "Teufeln" im Besonderen, ist er jedoch total unangemessen.
Auf öffentlicher Bühne hat soetwas aber in beiden Fällen nichts verloren. Was wäre denn die Reaktion der Weltöffentlichkeit gewesen, wenn die Israelis ihnen 2 Stunden später ein paar 500 Pfund Bomben auf irgendwelche Industrieanlagen geschmissen hätten? Ganz sicher keine Sanktionen gegen Israel. Für ein Staatschef ist es einfach inakzeptabel seine Bevölkerung leichtfertig, quasi aus einer Laune herraus, solch einer Bedrohung auszusetzen. Entwicklungsgeschichte, Kultur und was noch alles als Entschuldigung heranzuziehen ist diesem schweren Fehltritt nicht angemessen.
Er ist wie gesagt ein übertriebener Fehltritt gewesen aus westlicher Sicht. Andererseits wollte der iranische Präsident damit aber absichtlich provozieren (Intentionen stehen auf Seite 71). Desweiteren ist es nunmal unsere Einschätzung, dass die Schärfe unangemessen ist.
Ahmednedschad ist nunmal kein Gemäßigter, er ist ein radikaler Theokrat. Und ihm dürfte ziemlich angestunken haben, dass die USA stets von der Achse des Bösen, von Regimewechsel, von Intervention und dass Israel wegen dem Nuklearprogramm stets mit Präventivschlägen drohte.
All dies dürfte für die iranische Führung über kurz oder lang so sehr nervend und herausfordernd gewesen sein, dass man eben mal ein entsprechendes Pendant herausholte, um den Westen genauso zu schocken.
Zitat:Und etwas anderes:
Diese komische "A.Army" PC-Simulation der Amis schlägt man am besten mit einer eigenen Simulation aus dem Feld. Benutzerfreundlicher, bessere Grafik, bessere Szenarien und fertig. Produktiver (und unterhaltsamer) als das Gejammere aus profunden Soziologenmündern wäre das allemal.
Denn ( nebenbei, Soziologie ist nur ein Nebenfach von mir
) ich jammere sicherlich nicht rum, denn ich versuche die ganze Zeit schon ohne jede normative Bewertung zu konstatieren, dass der Konflikt Westen/USA/Israel einerseits und Islam/Iran/Araber andererseits schon lange schwehlt und bei wechselseitigem Unverständnis und Ablehnung jede Seite die andere jeweils weiter provoziert. Es entsteht sozusagen eine dialektische Konfliktdynamik und Ahmednedschad hat halt nur einen größeren Schritt weiter gemacht.
Nicht mehr und nicht weniger.
Normativ wertend kann man jetzt natürlich sagen, dass dies ein schwerer diplomatischer Fehltritt war, ein Desaster, dass man nicht zum Völkermord aufrufen darf etc. ( bei den Massakern in Ruanda hat es auch niemand gestört, als öffentlich zum Morden aufgerufen wurde).
Natürlich ist das so, aber man verkennt da halt die Entwicklungskontinuitäten, die dialektische Dynamik, dass wie in einem ständigen Fluß die eine Aktion von A zur weiteren von B führt.
Dass für den Westen das also unangemessen war, dass die USA nun innerlich gestärkt daran gehen, das Nuklearprogramm des Irans verhindern zu wollen, dass Israel nun um so mehr den Iran beobachten wird und präventiv bereit ist, den Iran alleien ode rmit den USA anzugreifen, all dies ist doch klar.
Andererseits war den Radikalen um den iran. Präsident auch klar, dass die USA gegen ihn sind, dass die USA bei passender Gelegenheit ihn erledigen würden per Regime change. Daher steht man sich halt unversöhnlich gegenüber, da die Wahrnehmungen, Interessen unvereinbar sind. Und da halt Ahmednedschad als islamisch-schiitischer Radikaler noch "besseren Unsinn" raushat als Bush, sieht man die Unangemessenheit im Westen, genauso wie so mancher unsere Position dort schon lange als unangemessen ansieht.
Und wie schon gesagt, da er halt unerfahren ist auf der außenpolitische Bühne ( wie es Bush halt auch war/ist), haut er eben solch überspitzten Mist raus.
Die Art also ist übertrieben, aber dass solch Aussagen kommen, verwundert mich nicht.
Mit Jammern oder Relativieren hat das also nix zu tun, das ist bloßes (wie Turin so schön sagte) kühles, sachliches Analysieren.
Ahmedschads Aussagen waren durchaus so radikal gemeint als verbaler Ausfall gegen die USA und Israel ( da würde ich nix dran relativieren wollen), aber ich würde dies halt in den Kontext eines unversöhnlichen Konfliktes einordnen, in dem die iran. Führung Regimechangdrohungen wohl auch als Kriegserklärung werten dürften....