Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Irak
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Zitat:Die USA reagieren auf den Vormarsch der Isis-Dschihadisten im Irak. Das Pentagon entsendet den Flugzeugträger "USS George H. W. Bush" in die Region. Die Regierung in Bagdad meldet Erfolge im Kampf gegen die Islamisten.

Washington - US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat wegen der Irak-Krise die Verlegung eines Flugzeugträgers in den Persischen Golf angeordnet. Damit bereitet das Pentagon einen möglichen Militärschlag gegen die Islamistenmiliz Isis vor. Die Terrorgruppe erobert im Irak seit Wochenbeginn Städte und dringt in Richtung Bagdad vor.

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/kampf-gegen-isis-usa-schicken-flugzeugtraeger-in-den-persischen-golf-a-975237.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/k ... 75237.html</a><!-- m -->

Der Name des Flugzeugsträgers... Amüsiert mich doch etwas. Satire.

Mittlerweile scheinen Luftschläge eine durchaus realistische Option darzustellen.
Ob dies im Falle ausreicht wird man abwägen müssen. Mal schaun wann und ob die Schlacht um Bagdad beginnt.
Nach den Erfahrungen im Irak und Afghanistan traue ich den Amerikanern nicht zu mit ihrer Luftwaffe effektiv gegen asymmetrische Gegner wie ISIL vorzugehen. Angesichts der Allianz der USA mit Saudi Arabien wäre auch mehr wie unproduktiver Aktionismus gar nicht zu erwarten. Die USA wollen ja die Spaltung des Irak und Syriens, soe wollen die Destabilisierung der schiitischen Achse, sie sind der Erreichung ihres Ziels so nah wie nie. Warum sollten sie ihre eigenen Pläne und Ziele jetzt torpedieren? Die USA sind Teil des Problems und nicht Teil der Lösung.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/irak-170.html">http://www.tagesschau.de/ausland/irak-170.html</a><!-- m -->
Zitat:Deutschland will sich nur wenig beteiligen

Steinmeier appelliert an Iraks Nachbarn


Stand: 15.06.2014 10:32 Uhr

Angesichts der Eskalation im Irak hat Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier die Staaten der Region aufgerufen, Verantwortung zu übernehmen. Dabei nannte er auch den Iran, der der irakischen Zentralregierung bereits Unterstützung im Kampf gegen die sunnitische Terrororganisation ISIS zugesagt hat.
...
Alle Nachbarn - Saudi-Arabien, die Golfstaaten, die Türkei, übrigens auch der Iran - können kein Interesse daran haben, dass sich jenseits Syriens in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ein riesiger herrschaftsloser Raum entwickelt, der zum Tummelplatz für Söldnergruppen, Islamisten jedweder Couleur und Terroristen wird."
...
soll man das jetzt so verstehen, dass vom Iran über Saudi-Arabien bis zur Türkei alle in den Irak einmarschieren sollen?
Zitat:soll man das jetzt so verstehen, dass vom Iran über Saudi-Arabien bis zur Türkei alle in den Irak einmarschieren sollen?

Ne Du. Ich glaube eher, dass das man dem inhaltsleeren Gerede von Herrn Steinmeier keine größere Bedeutung beimessen muss.
Shahab3 schrieb:Die Iraker haben es auch nach dem Ende der Herrschaft des Saddam Clans nicht geschafft, den evolutionären Schritt von einer Stammes- in eine Staatskultur zu vollführen. Die amerikanische Strategie, die Stämme während der Besatzungszeit zu stärken und ihnen Geld, Waffen und Autorität in Konkurrenz zu Bagdad zu verschaffen war diesbezüglich fatal für die zukünftige Entwicklung des Landes.
da möchte ich Dir nicht folgen. Ich habe den Eindruck, der "sunnitische Aufstand" hängt vielmehr damit zusammen, dass Maliki nach dem Abzug der Amerikaner alles getan hat, um die Sunniten zu schurigeln. Das ging schon mit dem Haftbefehl gegen maßgebliche politische Führer los. Man hat - aus der Distanz - fast den Eindruck, das sei ein manischer Zug von Maliki. Und wer damit eine der wichtigsten Bevölkerungsgruppen ausschließt, sie sozusagen zu Menschen "zweiter Klasse" macht, der darf sich nicht wundern, wenn sich diese Gruppe dagegen wehrt - mit den Mitteln, die ihr möglich sind.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/irak-fluechtlinge-100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/irak-f ... e-100.html</a><!-- m -->
Zitat:Viele Iraker unterstützen sunnitische Extremisten

Das gemeinsame Ziel: Maliki muss weg

Stand: 19.06.2014 11:46 Uhr

Nicht die ISIS allein, sondern auch viele sunnitisch-arabische Gruppen im Irak versuchen, Regierungschef Maliki zu stürzen. Dafür ernten sie Zuspruch auch von vielen Irakern, die derzeit auf der Flucht sind.
Es scheint, dass sich Maliki das Problem, das er nun hat, selbst geschaffen hat. Und die ursprüngliche Handlung der Amerikaner, die Sunniten einzubinden, hätte dieses Problem eben verhindert.
Weiter zu Deinem Zitat:
Zitat: Man hat von Nationbuilding gesprochen, aber damit exakt das Gegenteil getan. Hinderlich sind im Irak grunsaätzlich einerseits die nach Autonomie strebenden Kurden, die nicht bereit sind ihre gewaltigen Öleinnahmen mit dem Rest des Landes zum Zwecke des gemeinsamen Wiedeaufbaus und Wohlstandes zu teilen. Noch sehr viel bedenklicher sind die sunnitischen Westprovinzen um Anbar, wo man als Staatsmacht offenbar nur sichtbar werden kann(!) und gewissen Einfluss (geschweige denn Kontrolle) ausüben kann, in dem man die Stammestrukturen entweder gewaltsam überzeugt und bestenfalls zerschlägt, oder indem man die Häuptlinge der Clans mit Geld überschüttet und sich damit abfindet, dass Regionalfürsten-Familien eine Region nach ihren Vorstellungen beherrschen.
....
Die Zeichen mehren sich, dass der Irak als Kunststaat gescheitert ist und Bagdad die Kontrolle über den Rest des Landes vollständig verliert.
...
Irak ist aus Bagdad heraus nicht zu regieren. Ein Zerfall des Landes ist absehbar und ein irakischer Staat wird das Jahr 2020 vermutlich nicht erleben.
Mit dem Ergebnis stimme ich Dir zu. Ich möchte aber anmerken, dass es schon im osmanischen Reich eine Provinz "Irak" gab, deren Bevölkerung durchaus auch ein gemeinsames "Wir-"Gefühl (im Wesentlichen aber wohl gegen die osmanische Herrschaft gerichtet) einte.
Allerdings haben sich die einzelnen Gruppierungen trotzdem auch untereinander blutige Konflikte geliefert. Das hatte letztendlich dazu geführt, dass - nur für wenige Jahrzehnte bis zum Ende der osmanischen Herrschaft - diese Provinz in drei osmanischen Provinzen Bagdad, Mosul und Basra geteilt worden ist.
Die europäischen Kolonialmächte haben diese Teilung für den Irak wieder rückgängig gemacht. Und die heutige Situation kann wohl in historischen Dimensionen als ein Anknüpfen an diese letzten Jahrzehnte der osmanischen Herrschaft verstanden werden. Allerdings nicht mit den historisch osmanischen Provinzgrenzen, sondern tatsächlich entlang der "ethnisch-religiösen Bruchlinien".
Und das dürfte vor allem im Gebieten, die eine "gemischte Bevölkerung" haben, zu blutigen Auseinandersetzungen führen.
@Erich

Zitat:da möchte ich Dir nicht folgen

Tatsache ist, dass die höchstgerüsteten und höchstausgebildeten amerikanischen Streitkräfte bereits selbst nicht mit der Al Kaida im Irak (man erinnere sich an Al Zarkawi und die Ex-Baath Kader) zu Rande gekommen sind. Auch nach mehreren Jahren Besatzung, Abriegelung, Folterung, Hausdurchsuchungen und Kriegsführung gegen vermeintliche Al Kaida Kräfte vorort galt das sunnitische Dreieck als Todeszone für US Truppen und Contractors.

Die glorreiche Idee der Amerikaner war dann, den lokalen Stämmen Waffen in die Hand zu drücken und sich selbst zurück zu ziehen - die Vollendung von "mission accomplished". :lol: Dieses Konzept ist vor ein paar Tagen wie ein Kartenhaus zusammengebrochen. Ob Du mir da persönlich inhaltlich folgen willst oder kannst, ist da nicht so wirklich ausschlaggebend.

Maliki selbst ist übrigens keiner dieser Diktatoren von westlichen Gnaden, sondern er wurde von den Irakern gewählt.

Zitat:More than 9,000 candidates from across Iraq vied for the parliament's 328 seats in the election on 30 April. Electoral officials reported that 62% of the 22 million eligible voters cast ballots – the same turnout as in the last parliamentary elections, in 2010.

The results released on Monday by the Independent High Electoral Commission showed that Maliki's State of Law coalition gained 92 seats, winning in 10 of 18 provinces. He would need to build support from a total of 165 seats to have a shot at remaining prime minister.

The Shia cleric Ammar al-Hakim's al-Muwatin bloc was second with 29 seats, followed by Muqtada al-Sadr's main al-Ahrar bloc with 28 seats. Two smaller parties of Sadrist supporters drew a combined six additional seats and would be likely to team up with al-Ahrar in a broader coalition.

The Sunni parliament speaker Osama al-Nujaifi's Mutahidoun ended up with 23 seats, while the former prime minister Ayad Allawi's Sunni-backed al-Wataniya list won 21 seats. The Sunni deputy prime minister Saleh al-Mutlaq's al-Arabiya list gained 10 seats.
..
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.theguardian.com/world/2014/may/19/maliki-coalition-winner-iraq-elections">http://www.theguardian.com/world/2014/m ... -elections</a><!-- m -->

Es ist nicht bekannt, dass den Sunniten im Irak das Stimmrecht entzogen wurde! Irgeneiner Konfession muss der Sieger nunmal angehören.

Es ist eine schlechte Angewohnheit der westlichen Politik und Medien, die gewählten Führer nicht zu akzeptieren, wenn sie einem nicht passen. Ob es die Muslimbrüder in Ägypten sind, ein Karzei in Afghanistan, ein Maliki im Irak, eine Hamas in Palästina, ein Hugo Chavez in Venezuela oder die letzte iranische Regierung Ahmadinejad...alles Wahlsieger in vergleichsweise demoraktischen Wahlprozessen und alle hat man im Westen zu "Schurken" ernannt, die ihre Minderheiten unterdrücken. Die Minderheiten zu benachteiligen ist ja auch so ziemlich das letzte was man einem Wahlsieger aus westlicher Defamierungslogik noch vorwerfen könnte. Ein General Sisi von Ägypten, ein König von Jordanien, einen König von Saudi Arabien oder wer nicht noch alles bezeichnet man aber dagegen als strategische Verbündete. Von Minderheiten dort spricht man lieber erst gar nicht. Ein Schelm, wer darin ein gewisses Muster erkennt. So also nicht, Erich.

Zitat:Maliki nach dem Abzug der Amerikaner alles getan hat, um die Sunniten zu schurigeln.

Wenn dem so ist, dann gehe ich davon aus, dass Du umfangreich darlegen kannst, was "Maliki" konkret alles getan hat um "die Sunniten zu schurigeln".
das mag die typisch westliche Ignoranz sein - allerdings kann ich mich nur auf halbwegs seriöse wetliche Medien stützen, z.B. auf die SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/irak-krise-maliki-hatte-seine-chance-1.2004158-2">http://www.sueddeutsche.de/politik/irak ... .2004158-2</a><!-- m -->
Zitat:...
Noch 2009 hatte Maliki sunnitische Irakija-Mitglieder in die Regierung geholt. Aber die letzten amerikanischen Truppen hatten den Irak noch keinen Tag verlassen, als er bereits einen Haftbefehl gegen Vizepräsident Tarik al-Haschemi ausstellen ließ, den prominentesten sunnitischen Politiker. Haschemi floh und wurde inzwischen in Abwesenheit zum Tode verurteilt.

Das war der Beginn des Aufstiegs von Nuri al-Maliki und vom Niedergang der jungen irakischen Demokratie: Korruption und Vetternwirtschaft unter schiitischen Getreuen verschlangen die wachsenden Öl-Einnahmen von zuletzt 90 Milliarden Dollar im Jahr 2013. Zehntausende sunnitische Männer sind im Gefängnis, klagen Menschenrechtler, auch Frauen werden verschleppt, gefoltert und vergewaltigt.

Die sunnitischen Stämme, die dem Schiiten Maliki und den Amerikanern einst geholfen hatten, al-Qaida zu vertreiben, sahen sich um die Belohnung gebracht. Mehr noch: Proteste der Sunniten in der Provinz Anbar ließ er in den vergangenen Monaten brutal niederschlagen - es gab Hunderte Tote. Schon damals flatterte in Ramadi die schwarze Flagge der radikalen Islamisten. Heute weiß man: Es waren die Monate, in denen der Aufstieg der Isis-Milizen geschmiedet wurde.
...

Nun aber zur weiteren Entwicklung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/isis-terror-irak-syrien">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... rak-syrien</a><!-- m -->
Zitat:Ein neuer Naher Osten entsteht

19. Juni 2014 11:05 Uhr

Isistan, Schiitistan, Kurdistan: Die Grenzen des Nahen Ostens wurden nach dem Ersten Weltkrieg gezogen. Jetzt entsteht eine neue Landkarte auf älterer Grundlage. Zentral sind dafür die Religionen: Sunniten und Schiiten entfremden sich immer mehr, vor allem im Irak. Hinzu kommt die Bevölkerung: Viele Volksgruppen der Region wurden willkürlich getrennt. Diese Künstlichkeit erzeugt Spannung.
...
und diese Spannung kann nur durch Entgegenkommen "entspannt" werden ...
@Erich
Es ist extrem armseelig mit Thesen um sich zu werfen und sich bei Beginn einer Diskussion dann einfach auf allgemeine Nachrichten zurück zu ziehen. So macht diskutieren keinen Spaß.
Sind die Punkte, die von der Süddeutschen Zeitung zusammen gefasst aufgezählt werden, nicht passiert?
Wenn Du mehr willst, kann ich natürlich jeden einzelnen Punkt auch noch mit weiteren Links untermauern. Das bläht ein Posting dann ziemlich auf.
Der Artikel ist doch keine Antwort auf meinen Beitrag, wo ich nach konkreten Hinweisen zur systematischen Benachteiligung der Sunniten durch die amtierende irakische Regierung frage. Was nebenbei nicht erklären könnte, warum mehere hunderttausend sunnitische Zivilisten vor ihren vermeintlichen Befreiern der ISIL flüchten..

Was Du lieferst ist ein unspezifischer Ausschnitt eines Artikel, der nur in einem Punkt konkret wird: Einem Haftbefehl der irakischen Justiz gegen einen Spitzenpolitiker der Irakischen Islamischen Partei, dem die Verwicklung in Terroranschläge vorgeworfen wurde und nach dem inzwischen auch Interpol fahndet. Das war vor 3 Jahren wohlgemerkt. Wenn das als Untermauerung Deiner These und als Antwort auf meine Rückfragen dienen soll, dann habe ich tatsächlich keine weiteren Fragen mehr, geschweige denn Interesse an dieser Diskussion.
Du hast nach konkreten Beiträgen gefragt, und alleine die Süddeutsche listet mehrere Punkte auf, auf die Du nicht weiter eingehst:
Zitat:...
Zehntausende sunnitische Männer sind im Gefängnis, klagen Menschenrechtler, auch Frauen werden verschleppt, gefoltert und vergewaltigt.

...
Proteste der Sunniten in der Provinz Anbar ließ er in den vergangenen Monaten brutal niederschlagen - es gab Hunderte Tote.

Wenn Du das schon nicht wiederlegen kannst, ist es müsig, noch mehr Punkte aufzulisten.

Daher ergänze ich mal meinen Beitrag um einen einzigen Punkt:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf-gegen-isis-wichtigste-irakische-raffinerie-laut-armee-wieder-unter-kontrolle-1.2006211">http://www.sueddeutsche.de/politik/kamp ... -1.2006211</a><!-- m -->
Zitat:Wichtigste irakische Raffinerie laut Armee wieder unter Kontrolle

Kampf gegen Isis / Veröffentlicht heute, 19. Juni 2014, 14:15, im Newsblog
....

Die Sunniten, die bis zum Sturz von Machthaber Saddam Hussein stets die Regierung anführten, klagen seit Jahren über Benachteiligung. Sunnitische Politiker und Stammesführer hatten vergangenes Jahr in mehreren Städten Protestlager errichtet, um gegen eine Politik zu protestieren, die sie als Verfolgung und Ausgrenzung ihrer Volksgruppe empfinden. Die Lager wurden von der Regierung gewaltsam geräumt. Die Isis-Kämpfer werden nun bei ihrem Vormarsch auf die Hauptstadt Bagdad auch von gemäßigten Sunniten unterstützt.

Aber zurück zur Zukunft des Irak - und der Vergangenheit:
Erich schrieb:...Nun aber zur weiteren Entwicklung
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-06/isis-terror-irak-syrien">http://www.zeit.de/politik/ausland/2014 ... rak-syrien</a><!-- m -->
Zitat:Ein neuer Naher Osten entsteht

19. Juni 2014 11:05 Uhr

Isistan, Schiitistan, Kurdistan: Die Grenzen des Nahen Ostens wurden nach dem Ersten Weltkrieg gezogen. Jetzt entsteht eine neue Landkarte auf älterer Grundlage. Zentral sind dafür die Religionen: Sunniten und Schiiten entfremden sich immer mehr, vor allem im Irak. Hinzu kommt die Bevölkerung: Viele Volksgruppen der Region wurden willkürlich getrennt. Diese Künstlichkeit erzeugt Spannung.
...
...
mit einem weiteren Bericht der Süddeutschen Zeitung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/geschichte-des-irak-blut-floss-in-kerbela-1.2004192">http://www.sueddeutsche.de/politik/gesc ... -1.2004192</a><!-- m -->
Zitat:19. Juni 2014 11:45

Geschichte des Irak
Blut floss in Kerbela


Der moderne Irak, heißt es immer, sei ein künstliches Gebilde. Doch der Irak in seinen heutigen Grenzen - und mit seinen inneren Spannungen - existierte schon vor dem Ersten Weltkrieg. Nicht an allen Konflikten sind die europäischen Kolonialstrategen schuld.

...
Irak in seinen heutigen Grenzen, mit all seinen ethnischen und konfessionellen Trennlinien, gab es längst vor dem Ersten Weltkrieg. Es existierte zwar kein Staat namens Irak, aber es gab einen Irak als zivilisatorische Einheit, und die hieß in den osmanischen, mamelukischen, russischen und, ja, auch in europäischen Quellen genauso: Irak.
Sunnitische, schiitische, kurdische, christliche, jüdische Bewohner dieses Iraks bekriegten sich immer wieder. Gleichzeitig aber sahen sie sich als Iraker, im Gegensatz etwa zu den Persern, gegen die sie sich gelegentlich gemeinsam wehrten, oder den Osmanen, denen sie Abgaben zahlten. Es gab eine irakische Identität, womöglich gar einen irakischen Patriotismus.

Anfang des 19. Jahrhunderts lebte im südirakischen Basra (einer überwiegend schiitischen Gegend) ein sunnitischer Historiker namens Ibn Sanad. Er protokollierte das irakische Zeitgeschehen. 1802 überfielen saudische Wahhabiten Kerbela, die heilige Stadt der Schiiten südlich von Bagdad, und plünderten das Grab von Hussain, eines Enkels des Propheten. In seiner Chronik äußert Ibn Sanad keinerlei Sympathie für die Plünderer aus dem Ausland, obwohl sie seine Glaubensbrüder sind, sondern er trauert um die irakischen Opfer: "Und im Jahr 1216 (muslimische Zeitrechnung - Red.) fiel Saud bin Abd al-Aziz in Irak ein. Eines Morgens griff er Kerbela an und fügte der Stadt jedes erdenkliche Leid zu. Er kletterte über die Wände der Stadt, in der Hussain liegt, Friede sei mit ihm, und tötete eine große Zahl von Menschen und sammelte viel Beute und ließ das Blut der Ermordeten die Straßen überfluten."

Heute wollen sunnitische Krieger, die von syrischem Boden aus in Irak eingefallen sind, schiitische Heiligtümer zerstören und Schiiten töten. Dabei beschwören sie eine Einheit zwischen Syrien und Irak, die es administrativ nie gab. Der norwegische Irak-Historiker Reidar Visser, der amerikanische Geheimdienste über die Terrorgruppe Isis beriet, als sie noch nicht in den Schlagzeilen stand, arbeitet seit 1990 in den Irak-Archiven in Istanbul, London und Delhi. Er schreibt: "All das Gerede, diese Grenzen seien lediglich einhundert Jahre alt und alles sei von europäischen Kolonialisten ausgeheckt worden, ist wissenschaftlich gesehen kompletter Irrsinn."
...

Das Königreich Irak, das die Engländer 1921 aus dem Hut zauberten, entsprach in seinen Grenzen und in seiner ethnisch-religiösen Vielfalt jenem Irak, der fast 400 Jahre lang unter osmanischer Herrschaft existiert hatte. Erst in den letzten drei Jahrzehnten vor dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebiet administrativ in Bagdad, Basra und Mossul unterteilt.
...
und dann stelle ich noch eine Frage:
Wer hätte Interesse an einem Religionskrieg zwischen Schiiten und Sunniten?
Zitat:Thu Jun 19, 2014 2:54
Iranian Deputy FM: Iraqis' Unity to Defeat Terrorists

TEHRAN (FNA)- Iranian Deputy Foreign Minister Hossein Amir Abdollahian underlined that unity and cooperation among different Iraqi groups and armed forces will certainly defeat the terrorists who have created crisis in the country.

"The Iraqi armed forces and popular mobilization of Shiites, Kurds and Sunnis will undoubtedly put an end to terrorism in Iraq," Amir Abdollahian said.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://english.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13930329000398">http://english.farsnews.com/newstext.as ... 0329000398</a><!-- m -->

Zitat:US, Israel, KSA trio back ISIL violence: Analyst
Fri Jun 20, 2014 8:12AM GMT

A political analyst says the trio of the US, Israel and Saudi Arabia is “waging a corporate war” on the entire Middle East by supporting the Takfiri terrorists operating in the region, Press TV reports.

In an article published on the Press TV website on Friday, Gordon Duff said militants from the al-Qaeda splinter group the Islamic State of Iraq and the Levant (ISIL) enjoy the trio’s “full intelligence and logistical support.”
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.presstv.ir/detail/2014/06/20/367787/us-israel-ksa-behind-isil-violence/">http://www.presstv.ir/detail/2014/06/20 ... -violence/</a><!-- m -->

Die USA haben schon angekündigt Maliki müsse in jedem Fall abtreten. Das verrät viel über Amerikas Intention.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/irak-krise-isis-kaempfer-besetzen-einstige-giftgasfabrik-1.2007716">http://www.sueddeutsche.de/politik/irak ... -1.2007716</a><!-- m -->
Zitat:20. Juni 2014 12:52

Irak-Krise
Isis-Kämpfer besetzen einstige Giftgasfabrik

Zu Zeiten Saddam Husseins wurden hier mehrere Tonnen Nervengas hergestellt - nun haben Kämpfer der Isis-Milizen die frühere Chemiewaffenfabrik in der Nähe von Bagdad besetzt. Dort lagert noch einiges an Material.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/irak-bagdad-sunniten-paktieren-mit-isis-terroristen-a-976390.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/i ... 76390.html</a><!-- m -->
Zitat:Kämpfe vor Bagdad: Iraks Sunniten paktieren mit Isis-Terroristen

Verhaftet, gefoltert, diskriminiert: Jahrelang hat Nuri al-Malikis Regierung die irakischen Sunniten unterdrückt. Viele Stämme haben sich jetzt mit den Isis-Terroristen verbündet - und stellen radikale Forderungen.

Freitag, 20.06.2014 – 15:48 Uhr ...

Viele sunnitische Stämme im Norden des Landes haben sich auf die Seite der Isis-Rebellen geschlagen. "Die Stämme und Isis verfolgen dasselbe Ziel", räumt Alaa al-Obeidi ein, ein ehemaliger Brigadegeneral und Berater des Sunniten-Blocks im Parlament.

Der Zorn der Sunniten - sie machen etwa 35 Prozent der Bevölkerung zwischen Euphrat und Tigris aus - ist seit ihrer Niederlage im Bürgerkrieg nach der Absetzung Saddam Husseins stetig gewachsen. Sie beklagen, bei der Vergabe von Posten in der Verwaltung und vor allem bei Polizei und Militär diskriminiert zu werden. Tausende Sunniten werden ohne Anklage in irakischen Gefängnissen festgehalten, viele gefoltert, sagen Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International. Bei friedlichen Demonstrationen starben in den vergangenen Jahren etliche Sunniten durch Polizeikugeln.

Deshalb hätten viele Sunniten nur darauf gewartet, den bewaffneten Kampf gegen die Zentralregierung aufzunehmen, sagt General a.D. Obeidi. Die Einmischung von Isis in den schwelenden innerirakischen Konflikt habe jetzt den nötigen Funken geschlagen. "Die Übernahme von Mosul war von einheimischen Stämmen vorbereitet. Isis hat die Sache dann nur noch ausgeführt." Die Rebellion der Isis sei in Wahrheit "die Revolte der Stämme", sagt Obeidi.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/kaempfe-im-irak-usa-schliessen-invasion-aus-1.2007716">http://www.sueddeutsche.de/politik/kaem ... -1.2007716</a><!-- m -->
Zitat:21. Juni 2014 09:05


Kämpfe im Irak
"Es wird keine Invasion geben"

Es werde keine Besetzung des Irak geben, um den Vormarsch der Miliz Isis zu stoppen, teilt das Pentagon mit. Die 300 beratenden US-Soldaten sollen nur kurz im Irak bleiben und nicht an Kämpfen teilnehmen. Der Iran soll Agenten in das zerrissene Land geschickt haben.

...
bei solchen Dementis wie "Niemand hat die Absicht eine Mauer zu bauen" oder "Es wird keine Invasion geben" bin ich immer versucht zu fragen, für wann denn die Invasion geplant ist.
Die verschlucken bei der Aussage nämlich immer das Wort "heute". Also müsste es heissen: "Es wird heute keine Invasion geben." "Morgen" kann nämlich die Situation gaaaanz anders aussehen.

Und daher wollte ich die Meldung schon fast in einem neuen Spekulationsstrang ("Wann kommt die neue US-Invasion") einstellen, aber nu bleib ich doch in bestehenden Themen.

edit:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/irak-obama-108.html">http://www.tagesschau.de/ausland/irak-obama-108.html</a><!-- m -->
Zitat:Krise im Irak

ISIS erobert wichtigen Grenzposten


Stand: 21.06.2014 16:56 Uhr
Die islamistische ISIS-Miliz hat nach Medienberichten die irakische Armee an der syrischen Grenze in die Flucht geschlagen. Der Posten Al-Kaim, einer von drei offiziellen Grenzübergängen zwischen dem Irak und Syrien, sei in die Hände der Dschihadistengruppe und von Kämpfern verbündeter Gruppen gefallen, berichteten Sicherheitskräfte und Augenzeugen übereinstimmend. Zudem habe die Terror-Miliz die Stadt Raua erobert.

Syrische ISIS-Einheiten kämpfen im Irak...

"Bewaffnete haben die vollständige Kontrolle über Al-Kaim und die umliegenden Gebiete übernommen", zitiert die Nachrichtenagentur AFP einen Polizeioberst.
...

...und in Bagdad bringen sich die Gegner in Stellung

In Bagdad brachten sich derweil Tausende schiitische Milizionäre in Stellung, um gegen die ISIS-Einheiten zu kämpfen. Sie hielten schwer bewaffnet Militärparaden ab. In Bagdad marschierten etwa 20.000 schwer bewaffnete Männer im schiitischen Viertel Sadr City auf. Viele trugen Kampfanzüge und hatten Sturm- und Maschinengewehre sowie Raketenwerfer bei sich. Ähnliche Paraden fanden auch in anderen Städten statt.
...
ebenso in der FAZ
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/kaempfe-im-irak-schiiten-ruesten-sich-gegen-sunniten-miliz-13002367.html">http://www.faz.net/aktuell/politik/ausl ... 02367.html</a><!-- m -->
Zitat:Kämpfe im Irak
Schiiten rüsten sich gegen Sunniten-Miliz

In Bagdad und weiteren Städten im Irak demonstrieren irakische Schiiten ihre Kampfbereitschaft - zugleich meldet die islamistische Isis-Miliz weitere Erfolge gegen die Armee und nimmt offenbar wichtige Grenzposten ein.


21.06.2014, 17:39 Uhr ....