Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Irak
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Tiger schrieb:@Nightwatch
Wieso meinst du, das die schiitischen Kerngebiete nicht von einem Konflikt im Irak betroffen wären?
Ich meine, dass das schiitische Kerngebiet nicht von einem Bürgerkrieg betroffen sein würde der nach dem Abzug der Amerikaner auflammen würde.
Der würde mE primär dort stattfinden wo sich die Volksgruppen mischen.
Die Schießereien untereinander sind ein seperates Problem, das mit einem Bürgerkrieg herzlich wenig zu tun hat.

Die erste größere Offensive der Iraner - Operation Morgenröte - fand übrigens 1983 statt.
Ich habe den SPIEGEL-Artikel mit Interesse gelesen - und muss gestehen, dass ich darüber nachdenke, meine bisherige Position zu revidieren.
Zitat:Die USA und Iran beraten über Sicherheit im Irak - Autobombe in Tal Afar fordert 33 Tote

Die USA und Iran haben in Bagdad erstmals auf Expertenebene über die Sicherheitslage im Irak gesprochen. Die mehrstündigen Beratungen seien offen und ernsthaft verlaufen, sagte ein Vertreter der amerikanischen Botschaft in Bagdad nach dem Treffen am Montag.

(...)
Quelle: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.nzz.ch/nachrichten/international/irakusa_sicherheit_1.537394.html">http://www.nzz.ch/nachrichten/internati ... 37394.html</a><!-- m -->
Tiger schrieb:@Nightwatch
Der würde mE primär dort stattfinden wo sich die Volksgruppen mischen.
Die Schießereien untereinander sind ein seperates Problem, das mit einem Bürgerkrieg herzlich wenig zu tun hat.

Naja, Definitionssache. Konflikte innerhalb der ethnischen Gruppierungen kann man aus meiner Sicht sehr wohl als Bürgerkriegstauglich zählen. Ist aber zugegebenermaßen Ansichtssache.

Was aber meiner Meinung nach zählt ist, daß es zum allgemeinen Chaos beiträgt. Vielleicht sogar noch mehr als die Spannungen zwischen den einzelnen Ethnien. Denn da werden irgendwann alle Gebiete gesäubert sein und die Kämpfe würden sich in der Theorie nur noch an den Grenzen abspielen. Machtkämpfe untereinander hingegen gehen ständig weiter und destabilisieren die Lage noch mehr, da alles unübersichtlicher und zerfahrener wird.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2007/32/P-Key">http://www.zeit.de/2007/32/P-Key</a><!-- m -->
"Ein zweites Vietnam"

Tja mal sehen was sich aus dieser "Aktion" sich entwickelt.
inzwischen berichtet auch die FAZ wie der o.g. SPIEGEL-Artikel (heute, 11.08.2007 print) über Erfolge im Irak, aber entscheidend scheint mir einiges an den Zwischentönen zu sein:
Zitat:... Es sind auch die Berichte in amerikanischen Medien, dazu von Mitarbeitern eher regierungskritischer "Denkfabriken" nach deren Reisen ins Zweistromland, die einen Stimmungswandel ... signalisieren könnten.
....

... weil in immer mehr Gebieten die Angehörigen der sunnitischen Minderheit, die lange gemeinsame Sache mit den oft aus dem Ausland stammenden sunnitischen Extremisten gemacht hatten, sich gegen die skrupel- und wahllos tötenden Terroristen wenden. "Es gibt in allen Regionen eine immer sträler werdende sunnitische Beteiligung auf dem Gebiet der Terrorbekämofung. Das ist eine positive und ermutigende Entwicklung." , heißt es in einer Mitteilung des (irakischen) Präsidialamtes.

Tatsächlich melden die amerikanischen Streitkräfte, aber auch Jurnalsten imd Beobachter von unabhängigen Forschungseinrichtungen, dass vor allem in den Provinzen Anbar und Dijala, westlich und nordöstlich von Bagdad, sowie in sunnitisch geprägten Stadtteilen wie Amarija im Westen der HAuptstadt, sunnitische Aufständische gemeinsame Sache mit den amerikanischen Besatzungstruppen machen, die sich gegen die Al-Quaida-Extremisten gewendet oder diese gar schon vertrieben haben....

Mir scheint, die "Wende" ist nicht der verstärkten US-Präsenz zu verdanken, sondern dem Fakt, dass die Al Quaida mit ihrem wahllosen Bombenterror "den Bogen überspannt" hat.
Unabhängig davon haben die US Truppen in der letzten Zeit auch eine ganze Reihe militärischer Erfolge errungen.

Die Folge ist, daß aus bisher stark umkämpften Gebieten die Aufständischen in andere Gebiete ausweichen mussten, es gibt etliche Stellen im Irak die bisher de facto in der Hand von Aufständischen waren die inzwischen durch US Truppen freigekämpft wurden.

Das Problem ist es jetzt zur Zeit vor allem diese Gebiete gegen eine erneute Einsickerung von Aufständischen zu halten und zu sichern. Die US Truppen reichen dazu nicht aus, die irakischen Sicherheitskräfte wiederum sind unfähig, korrupt, parteiisch, und/oder selbst von den aufständischen unterwandert.

In vielen Sunnitischen Gegenden ist es nicht zuletzt das Problem der Schiitischen Staatlichen Irakischen Sicherheitskräfte das dort dazu geführt hat, daß die Sunniten sich selber auf die Seite der US Truppen schlagen.

Es ist also nicht so sehr die Al Quaida oder andere ausländische Extremisten mit ihrem Terror als vielmehr der Terror schiitischer Gruppen und der staatlichen Sicherheitskräfte die viele sunnitische Scheichs dazu gebracht haben mit den US Truppen einen Deal einzugehen.

Die US Truppen halten die staatlichen irakischen Sicherheitskräfte aus diesen Gebieten heraus und umgekehrt bekämpfen die Sunniten an der Seite der US Truppen ausländische Extremisten und gehen nicht mehr gegen die US Truppen vor.

In solchen "befriedeten" Provinzen gibt es aber immer noch und weiter durchgehend den Kampf derselben Sunnitischen Gruppen gegen den jetzigen Irakischen Staat und seine Sicherheitskräfte.

Sobald Irakische Sicherheitsrkäfte in einer solchen Gegend auftauchen, gehen Anschläge und Terrorismus wieder los.

Es ist also nicht der Fall das die ausländischen Extremisten den Bogen überspannt hätten, sondern der wahre Grund ist der Gegensatz zwischen der Irakischen Regierung und ihren Sicherheitskräften und den Sunnitischen Gruppen.
@Quintus:
der von Nightwatch gepostetet Spiegel-Artikel intendiert eine andere Richtung, und der Artikel gibt mir insofern auch zu denken, weil der Spiegel nicht dafür bekannt ist, der Bush-Regierung nach dem Munde zu reden, eher kritisch
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,498087,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 87,00.html</a><!-- m -->
Zitat:06. August 2007

REISE DURCH DEN IRAK
Bilder vom heimlichen Frieden

Krieg, Elend, Gewalt: Wer vom Irak spricht, hat eine klare Vorstellung davon, wie es zwischen Euphrat und Tigris derzeit aussieht. SPIEGEL-Reporter Ullrich Fichtner und Fotografin Tina Hager waren dort - und zeichnen ein anderes Bild des Landes. Ein Bild voller Widersprüche.

...
Dass es nicht zu der multiplen Kamikaze-Attacke kam, dass Ramadi nicht wieder in Tumult und Chaos versank, ist Irakern zu verdanken, die die Terroristen an die Amerikaner verrieten. Iraker, die den Frieden in Ramadi erhalten wollten.
...
in dem Artikel (print-Ausgabe) wird dann auch noch aus dem Nordirak berichtet, wo sich die irkaischen Soldaten und Polizisten - unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit - einem Al Quaida Angriff entgegen stemmten und trotz Verwundungen weiter kämpften, bis die Gruppe vertrieben war.
Das scheint mir der entscheidende Erfolg zu sein, dass die Irakis zunehmend gegen die Al Quaida zusammen stehen,
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,498816,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 16,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Aussöhnung zwischen Schiiten und Sunniten? Frieden im Irak? SPIEGEL-Reporter Ullrich Fichtner hat mehrere Wochen in dem Land voller Brüche recherchiert - und erzählt im SPIEGEL-ONLINE-Chat, warum er an eine friedliche Zukunft des Irak glaubt.
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Die aufständischen Extremisten verlieren in weiten Teilen des Landes zunehmend "die Unterstützung durch die Bevölkerung".
...

Auch eine Verständigung zwischen den sich bekämpfenden Schiiten und Sunniten hält Fichtner für möglich. "Nur ist auch das ein Rennen gegen die Uhr. Solange die Morde aus konfessionellen Gründen weitergehen, und es gibt immer noch 600 solcher Hinrichtungen pro Monat, solange ist auch kein Raum für Gespräche." Dennoch sei der Konflikt zwischen Schiiten und Sunniten überschätzt - weil er "eine spezifische Bagdader Situation darstellt. Im Rest des Landes leben die Gruppen im Grunde nebeneinander her".
und nicht, dass die USA weiterhin die Rolle eines Besatzers spielen.
Und das ist im Endeffekt wohl der Tatsache zu verdanken, dass der Al-Quaida-Terror noch schlimmer ist als die "Kolateral-Schäden" <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,498833,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 33,00.html</a><!-- m --> der Amerikaner. Die Al Quaida hat mit ihren rücksichtslosen Terroranschlägen im Irak mehr gegen sich aufgebracht als die USA ....

und das macht Hoffnung, dass der Irak zur Ruhe kommt, wenn sich die USA zurück ziehen - nicht, weil eine "Schutzmacht" geht, sondern weil die Iraker der Bedrohung durch die Al Quaida Terroristen gemeinsam besser entgegen treten können, und die dann wegfallenden Fehltritte einer Besatzungsmacht keinen Widerstand mehr gegen diese Aussenstehenden erzeugen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://derstandard.at/?url=/?id=2993589">http://derstandard.at/?url=/?id=2993589</a><!-- m -->

Zitat:Iran weist Bush-Kritik an Beziehungen zum Irak zurück
USA über Annäherung Iran-Irak besorgt - Präsident Bush droht, mit Regierungschef Nuri al-Maliki mit "ein ernstes Wort" zu sprechen
Teheran - Die iranische Regierung hat am Samstag Warnungen von US-Präsident George W. Bush vor zu engen Beziehungen zwischen dem Irak und dem Iran zurückgewiesen. "Die Unsicherheit im Irak ist die Folge von falscher Politik und falschen Entscheidungen der USA", erklärte Teherans Außenamtssprecher Mohammad Ali Hosseini in der iranischen Hauptstadt.

Maliki auf Iran-Reise

Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki hat seine Iran-Reise als ausgesprochen nützlich eingestuft. "Die Reise war sowohl positiv als auch effektiv und wir glauben, dass der Ausbau der bilateralen Beziehungen zum Vorteil des Iraks ist", sagte er in einem Interview der iranischen Nachrichtenagentur FARS am Freitag. Die Weichenstellungen zwischen den beiden Ländern "könnten für die bilateralen Beziehungen von enormem Nutzen sein", sagte der Regierungschef, ohne weitere Einzelheiten zu nennen.

Nach Erichs Post könnte man direkt eine "Vorbereitung" zum "Rausschmiss" (???) darin sehen, oder?

Edit

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=3856&Alias=wzo&cob=297425">http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefa ... cob=297425</a><!-- m -->

Zitat:Bagdad. Bei einem Bombenanschlag im Südirak sind der Gouverneur der Provinz Diwaniya und der Polizeichef getötet worden. Der am Straßenrand versteckte Sprengsatz traf ihren Konvoi, wie ein Militärsprecher mitteilte. Auch der Fahrer und ein Leibwächter seien ums Leben gekommen. Der Anschlag ereignete sich am Samstag in der Stadt Aajaf, als Gouverneur Khalil Jalil Hamsa und Polizeichef Khalid Hassan auf dem Rückweg von der Beerdigung eines Stammesführers waren.
Hamsa war Mitglied der einflussreichen schiitischen Partei Oberster Islamischer Rat des Iraks von Abdul Aziz al Hakim. Ministerpräsident Nuri al-Maliki kündigte eine Untersuchung des Attentats an. Zugleich rief er die Bevölkerung der Provinz zur Ruhe auf.

Auch gegen zwei führende Sunniten wurden Anschläge verübt. Auch sie hatten öffentlich gegen die Al Kaida im Irak Position bezogen. Der Geistliche Scheich Wathik al Obeidi wurde bei dem Anschlag schwer verletzt, drei seiner Verwandten getötet. Westlich von Bagdad wurde der örtliche Stammesführer Scheich Fawak Sadda' al Khalifawi nach Polizeiangaben niedergeschossen, nachdem Bewaffnete in sein Haus eingedrungen waren.
Allerdings sollte man mit dem Rausschmiss vielleicht doch noch etwas warten, denn was passiert wohl, wenn die US-Truppen weg sind? Dann gibt es eben statt amerikanischer Tote noch mehr irakischer Tote...

Interessant ist dabei folgender Appell, von dem der Spiegel berichtet:
Zitat:TODESSCHWADRONE IM IRAK
Sunnitenführer fleht um Hilfe arabischer Staaten
Der Vorsitzende des größten Blocks der Sunniten im irakischen Parlament hat mit einem leidenschaftlichen Appell bei anderen arabischen Staaten um Unterstützung gegen Todesschwadronen geworben. Dabei richtete er schwere Vorwürfe gegen Iran.
...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,...18,00.html
Thomas Wach schrieb:Allerdings sollte man mit dem Rausschmiss vielleicht doch noch etwas warten, denn was passiert wohl, wenn die US-Truppen weg sind? Dann gibt es eben statt amerikanischer Tote noch mehr irakischer Tote...
Ein Reporter vor Ort hat da ne klare Meinung zu:

Zitat:Er ist einer der dienstältesten und erfahrensten Kriegskorrespondenten. Pulitzerpreisträger John F. Burns beobachtet in Bagdad den Irak-Krieg. Die Lage sei düster. Aber der hoch dekorierte Journalist sieht auch Anlass zur Hoffnung.

[...]

Wenn nun der Kongress und die Vereinigten Staaten klarmachen würden, dass die USA auf zwei oder drei Jahre hinaus mit den gegenwärtigen Truppenbeständen im Irak bleiben, würde dies einer politischen Lösung förderlich sein?

Leider ist die Antwort darauf wahrscheinlich: nein. General Casey, General Petraeus und Botschafter Crocker sind in dieser Beziehung auf der Hut. Sie sind sich bewusst, dass man unter den Füssen der irakischen Führer so etwas wie ein Feuer anzünden muss, um sie zum Handeln zu zwingen. Es ist dies wirklich ein kaum lösbares Rätsel. Das Letzte, was man tun sollte, ist, dass man die irakische Führung, die ohnehin zu Passivität neigt, glauben lässt, die Frist für den Abzug sei um drei Jahre zurückgesetzt. Man sollte der irakischen Führung sagen: «Wenn ihr euch zusammenrauft und an diesen Benchmarks arbeitet, dann werden wir euch weiter militärisch unterstützen.» Nur scheint der amerikanische Kongress die Geduld verloren zu haben. Die Stimmung im Kongress, wie ich sie von Bagdad aus einschätze, ist so, dass mindestens diejenigen Abgeordneten, die den Vorstoss für einen raschen Truppenabzug anführen, nicht mehr an Fortschritten der irakischen Regierung interessiert sind. Sie sind zum Schluss gekommen, dass der Krieg verloren ist und es Zeit ist abzuziehen. Und sie können sich in dieser Lesung der Lage auf starke Argumente stützen.


Glauben Sie, dass der Krieg verloren ist?

Nein, ich glaube es eigentlich nicht. Ich glaube, dass der Krieg nahe daran ist verlorenzugehen, aber ich glaube nicht, dass alle Hoffnung vergeblich wäre. Ich glaube auch, wie viele meiner Kollegen in den Medien hier in Bagdad, dass ein beschleunigter früher Abzug amerikanischer Truppen, der darin münden würde, dass die Kämpfe in den Städten und deren Umgebung den Irakern überlassen würden, sehr, sehr rasch zu einem offenen, totalen Bürgerkrieg führen würde. Die Leute, die für einen solchen raschen Abzug eintreten, sollten sich dies vor Augen halten.


Sie haben von vielen Kriegsschauplätzen aus berichtet, aus Sarajevo, aus Afghanistan. Wenn Sie von einem erdbebenartigen Bürgerkrieg sprechen, was meinen Sie damit? Wie würde sich ein Bürgerkrieg nach einem amerikanischen Abzug mit andern Kriegen vergleichen lassen?

Niemand weiss, wie viele Leute im Irak bisher gestorben sind. Ich würde schätzen, was die Zivilbevölkerung anbelangt, dass es zwischen 100000 und 150000 sind. Die Zahl könnte auch höher sein, aber kaum 700000, wie gewisse Schätzungen behaupten. Ich weiss, dass unter hohen amerikanischen Beamten und Militärs hier, die sich über die Folgen eines amerikanischen Truppenabzugs und eines totalen Bürgerkriegs Gedanken gemacht haben, die Zahl von einer Million irakischen Toten genannt wird. Natürlich ist dies hypothetisch. Wie können sie dies wissen? Aber man darf die Möglichkeit nicht ausschliessen. Und dann stellt sich die Frage, ganz abgesehen von den katastrophalen Folgen, die ein solcher Bürgerkrieg für den Irak und die Region haben würde, welches die Auswirkungen für die amerikanische Glaubwürdigkeit, für die amerikanische Macht auf der Welt und für das amerikanische Selbstverständnis sind. Dies sind extrem schwierige Fragen, und ich, der ich hier in Bagdad sitze, habe keine klugen Antworten darauf. Glücklicherweise bin ich als Reporter nicht dafür bezahlt, weise Ratschläge zu geben, sondern nur zu beobachten. Manchmal danke ich Gott, dass ich nicht im Senat oder im Repräsentantenhaus sitze und die Verantwortung habe, in dieser Frage meinen Stimmzettel in die Urne zu legen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=17062&CategoryID=62">http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetI ... egoryID=62</a><!-- m -->

Der ganze Artikel ist lesenswert.
@ Thomas- also doch "Ablösung" der US-Truppen durch sunnitisch-arabische Staaten?
Thomas Wach schrieb:Allerdings sollte man mit dem Rausschmiss vielleicht doch noch etwas warten, denn was passiert wohl, wenn die US-Truppen weg sind? Dann gibt es eben statt amerikanischer Tote noch mehr irakischer Tote...

Interessant ist dabei folgender Appell, von dem der Spiegel berichtet:
Zitat:TODESSCHWADRONE IM IRAK
Sunnitenführer fleht um Hilfe arabischer Staaten
Der Vorsitzende des größten Blocks der Sunniten im irakischen Parlament hat mit einem leidenschaftlichen Appell bei anderen arabischen Staaten um Unterstützung gegen Todesschwadronen geworben. Dabei richtete er schwere Vorwürfe gegen Iran.
...

http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,...18,00.html

Das "paßt" mir viel zu gut!
Ich hab den hier: Adnan al-Dulaimi "gesucht" und DAS hier gefunden:

<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ncr-iran.org/de/index.php?Itemid=82&id=847&option=com_content&task=view">http://www.ncr-iran.org/de/index.php?It ... &task=view</a><!-- m -->

Zitat:Dr. Adnan al-Dulaimi, der Leiter der irakischen Accord Front und Generalsekretär des irakischen Volkskongresses: „Die iranischen Volksmojahedin (PMOI) mit ihrer friedlichen und demokratischen Aufgabe und ihre Anwesenheit im Irak sind in Übereinstimmung mit den irakischen Gesetzen.“
Die irakische Friedenspartei: „Die PMOI ist seit zwei Jahrzehnten im Irak und die irakische Regierung sollte ihre Rechte anerkennen.“
Die irakische Vereinigte islamische Partei: „Druck auf die PMOI auszuüben steht den Wünschen aller demokratischen Kräfte im Irak entgegen.“

Zwei Ioofs, einmal zu der verlinkten Seite, das sind keine "Mullah-Freunde" zum anderen zur PMOI.
Ich hab es im TV gesehen, also hörensagen,.
Die PMOI sind eine Gruppe von Exiliranern die unter Hussein gegen den Iran gekämpft haben. Als die US Armee in den Irak einmaschierte durften SIE ihre Waffen, auch Panzer (aber wohl ältere) behalten.

Für mich sieht das so aus, das Adnan al-Dulaimi zur Show, oder im Auftrag (?) um Hilfe bittet.
Ich bezweifle nicht das es so etwas wie eine "Todesschwadron" gibt, aber ob die nun aus dem Iran ist????
Wenn ich mir die Zahl der schiitischen Opfer ansehe, dann sind es EINDEUTIG mehr, als suniiten, oder?
Zitat:Wenn ich mir die Zahl der schiitischen Opfer ansehe, dann sind es EINDEUTIG mehr, als suniiten, oder?

Prozentual zur Größe des Bevölkerungsanteils sind die Verluste von Schiiten und Sunniten im Moment ungefähr gleich.

Zitat:und das macht Hoffnung, dass der Irak zur Ruhe kommt, wenn sich die USA zurück ziehen - nicht, weil eine "Schutzmacht" geht, sondern weil die Iraker der Bedrohung durch die Al Quaida Terroristen gemeinsam besser entgegen treten können

Die Al Quaida ist im Irak bei weitem nicht von der Bedeutung wie es hier dargestellt wird.

Die Iraker stehen zwar zunehmend gegen ausländische Terroristen zusammen wie du es ausdrückst, das heisst aber nicht, das der Schiitisch Sunnitische Gegensatz damit überwunden wäre,

alle Gruppen die im Irak auch gegeneinander kämpfen, kämpfen nur für sich allein gegen ausländische Terroristen.

Ziehen die USA ab, sind zwei mögliche Entwicklungen denkbar:

1 die Schiitische Regierung schlägt den Sunnitischen Wiederstand in relativ kurzer Zeit und mit extremen Methoden nieder und unterdrückt die Sunniten so wie vorher umgekehrt diese sie unterdrückt haben

2 es gelingt der Irakischen Regierung nicht den sunnitischne Wiederstand zu unterdrücken, dann eskaliert die Lage und die Gefahr einer Ausweitung entsteht

Im Irak läuft in etlichen Regionen ein offener Bürgerkrieg, dazu kommt vor allem das Problem der allgemeinen Kriminalität und Organisierten Kriminalität.

Die Ausländischen Terroristen sind gegenüber den Schiitischen Milizen und Sunnitischen Aufständischen Irakern vernachlässigbar.

Die Lage wird im Irak nicht durch die Ausländischen Feinde, sondern durch den Innerirakischen Kampf bestimmt.

Und da die Schiiten die Regierung dominieren ist die eben ein Kampf Sunnitischer Gruppen gegen die Regierung.

Was bei einem US Abzug wegfallen würde wäre der Kampf der Schiitischen Gruppen gegen die US Trupepn.

Diese Schiitischen Gruppen würden sich aber umgehend gegen die Sunniten wenden, es ist daher denkbar das ein US Truppenabzug tatsächlich innerhalb kurzer Zeit im Irak Ruhe bringen kann.

Ruhe die daraus resultiert, dass die Sunniten mit Völkermordartigen Methoden ruhig gestellt werden. Ein solches Geschehen wird aber von den sunnitischen Nachbarstaaten des Irak nicht toleriert werden, wieder besteht die Gefahr der Ausweitung.

Der US Militär Patreaus hat in seinne Ausführungen vor kurzem dies genau dargestellt und darauf hingewiesen das ein US Truppenabzug ein viel zu grosses Risiko darstellt und Völkermord im Irak die Folge eines solchen US Truppenabzugs sein kann.

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Ich möchte nur zwei Punkte herausgreifen:
Quintus Fabius schrieb:...
Die Al Quaida ist im Irak bei weitem nicht von der Bedeutung wie es hier dargestellt wird.

.....

Die Ausländischen Terroristen sind gegenüber den Schiitischen Milizen und Sunnitischen Aufständischen Irakern vernachlässigbar.

....
gibt es dafür seriöse Quellen - und täuscht der Eindruck, dass Al-Quaida Terroristen (oder diesen nahestehende Gruppen) mit Bombenanschlägen auf religiöse Ziele aller Seiten nur das Chaos mehren wollen, um die Iraker gegeneinander aufzuhetzen und dann die "lachenden Dritten" zu sein ...
... etwa um dann im Chaos die Macht zu ergreifen und das neue Kalifat von Bagdad auszurufen