Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Irak
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@Ingenieur

Ich würde vielleicht nicht soweit gehen zu sagen, dass die irakischen oder ausländischen Sicherheitskräfte grundlegend unfähig sind. Aber es dürfte wohl insbesondere bei den Irakern einige bestechliche, oder gar eingeschleuste Leute geben. Desweiteren ist die allgemeine Sicherheitslage wohl auch eben tatsächlich an diversen "Fronten" ausser Kontrolle. Sad
Angefangen vom Taschendieb, über Einbrecher, Bankräuber bis hin zu Terroristen oder Milizen, tummelt sich da derzeit alles was nur irgendwie für Probleme sorgt und die vorhandenen Sicherheitskräfte total "overstrechen".
Zum einen übersteigt das Geschehen im Irak bei weitem das, was normalerweise Fähigkeitenprofil einer regulären Polizei ist. Zum anderen gibt es keine neutrale, funktionale und vom Rest des Landes abgetrennte Polizei. Da kochen viele ihr eigenes Süppchen, je nach regionaler, religiöser und sonstiger Zugehörigkeit. Hier und da wird wohl auch weggesehen oder man geht gewissen Leuten/Gruppen aus dem Weg.

US-Truppen mögen besser sein, aber diese Lösung bedeutet nur umso mehr ein Scheitern, wenn man diese Truppen nicht bis zum Sankt-Nimmerleinstag im Irak belassen möchte. Und auch US-Soldaten sind nicht das optimale, wie die Vergangenheit gezeigt hat - Stichwort Exekutionen, Überreaktionen, Vergewaltigung etc pp. Mal ganz abgesehen davon, dass eine Polizei auch einen Draht zur Bevölkerung haben muss, was die US-Truppen streitbarerweise meist nicht haben.
Die irakischen Sicherheitskräfte sind oft auch nicht gerade sonderlich motiviert. Kam vor kurzer Zeit eine Doku über US-Truppen im Irak, die in Bagdad mit irakischen Polizeitruppen gemeinsam auf Streife gehen sollten. Ergebnis: Morgens kam, zwei Stunden nach dem am Vortag vereinbarten Abmarschtermin, gerade mal ca. 30% der Sollstärke der Iraker zusammen und die Amis waren so sauer, dass sie alleine losgezogen sind. Die Iraker sind danach wieder heimgegangen. Ich weiß jetzt nicht, ob die Iraker nur keinen Bock darauf hatten mit den Marines herumzuziehen und sie sich ansonsten anders verhalten hätten, aber falls das wirklich häufiger so sein sollte, dann kann die Sache da unten noch eine Weile dauern.

Abgesehen davon: Es ist als ein mit einer Kalaschnikow bewaffneter Hilfspolizist schon arg schwer, ein Attentat zu verhindern, wenn die Attentäter mit einem Auto auf einen zubrausen oder sie sich gut getarnt zwischen zahlreichen Gläubigen vor oder in einer Moschee verstecken.

Schneemann.
Zitat:Abgesehen davon: Es ist als ein mit einer Kalaschnikow bewaffneter Hilfspolizist schon arg schwer, ein Attentat zu verhindern, wenn die Attentäter mit einem Auto auf einen zubrausen oder sie sich gut getarnt zwischen zahlreichen Gläubigen vor oder in einer Moschee verstecken.
Öffentliche Sicherheit vor Ort ist das eine, das Identifizieren von Unruhestiftern vor Ausführung eines Anschlags das andere, Stichwort Ermittlungsarbeit etc. Nach meiner Wahrnehmung ist man aber bereits damit heillos überfordert, zumal man nicht die uneingeschränkte Mithilfe des Volkes genießt. Zumal derzeit für jeden Attentäter, den man über den Haufen schießt, zwei neue kommen.
Zitat:Turin postete
Öffentliche Sicherheit vor Ort ist das eine, das Identifizieren von Unruhestiftern vor Ausführung eines Anschlags das andere, Stichwort Ermittlungsarbeit etc. Nach meiner Wahrnehmung ist man aber bereits damit heillos überfordert,
dazu braucht es auch polizeiliche Fachkenntnisse und keine militärisch geschulten Soldaten aus dem Mittelwesten
Zitat:zumal man nicht die uneingeschränkte Mithilfe des Volkes genießt. ....
da könnte sich jetzt was ändern:
Zitat:Stammeskonferenz im Irak
Ehrenpakt gegen den Terror

Die Meldungen gleichen sich seit Monaten, so auch an diesem Wochenende: Bei erneuten Bombenanschlägen sind im Irak mindestens 40 Menschen ums Leben gekommen. Um den Terror endlich zu beenden, haben hunderte irakische Stammeschefs jetzt einen Ehrenpakt geschlossen.

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Vor allem bei der ländlichen Bevölkerung, wo Clan-Beziehungen eine große Rolle spielen, genießen die Stammesführer ein hohes Ansehen. Der Pakt sieht unter anderem eine Entwaffnung der vor allem von schiitischen Kämpfern gestellten Milizen und eine Amnestie für die mehrheitlich sunnitischen Aufständischen vor, sofern sie keine Terroranschläge verübt haben.
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Stand: 27.08.2006 13:54 Uhr
ahemm: da frag ich mich schon, ob es sich hier nur um sunnitische Stammesführer handelt .....
das Ergebnis ist zwar bisher nicht sehr überzeugend - aber es gibt durchaus auch Anzeichen für eine Verständigung zwischen Sunniten und Schiiten
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5273926_REF1_NAV_BAB,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... AB,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Trotz Aufruf zum Gewaltverzicht im Irak

Neue Anschläge statt Ruhe und Toleranz

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Sadr will Einheitsdemonstration gegen Besatzer

Der radikale Schiitenführer Moktada al Sadr rief unterdessen zu einer Einheitsdemonstration aller Iraker gegen die Besatzungsmächte auf. .... Die Imame in allen Moscheen sollten zu der friedlichen Demonstration aufrufen, um die Spaltung innerhalb der Bevölkerung zu überwinden. Die Demonstration richte sich gegen Al Kaida und die Mitglieder von Saddam Husseins Baath-Partei. Diese seien "das Messer, mit dem der Besatzer zusteche".

Zuvor hatte Sadr symbolisch Frieden mit der sunnitischen Führung geschlossen. Die durch vier Scheichs vertretene Sadr-Bewegung schloss einen "Ehrenpakt" mit dem Komitee der Ulemas, der wichtigsten religiösen Organisation der Sunniten. .....

Der Pakt sieht das Verbot "aller Angriffe auf Kultstätten und Blutvergießen" vor, wie aus einem in der Moschee verteilten Text hervorgeht. Zudem verurteilt er alle Taten, die zur Spaltung der Gläubigen führen. In dem Zehn-Punkte-Papier werden sowohl der Anschlag auf die Goldene Moschee in Samarra als auch die darauf folgenden Gewalttaten verurteilt, die sich vor allem gegen Sunniten richteten. Zugleich wird in dem Papier der Abzug der internationalen Truppen gefordert.
Zitat:Sechs US-Soldaten im Irak getötet

Bagdad (AFP) - Im Irak sind bei Explosionen und Angriffen von Aufständischen am Wochenende sechs US-Soldaten getötet worden, wie die Streitkräfte heute (Montag) mitteilten. Vier von ihnen kamen nach Angaben der US-Armee ums Leben, als ein Sprengsatz im Norden von Bagdad neben ihrem Wagen explodierte, berichtete AFP. Ein weiterer Soldat starb unter ähnlichen Umständen im Westen der Stadt. Der sechste US-Soldat wurde von Aufständischen mit Schusswaffen getötet. Alle Vorfälle ereigneten sich bereits am Sonntag.

Laut Pentagon-Angaben sind seit Beginn des Irak-Kriegs im März 2003 mehr als 2.600 US-Militärangehörige getötet worden.
http://www.irib.ir/worldservice/germanra...6600&day=0
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.defencetalk.com/news/publish/British_Troops_Quit_Iraq_Base_Amid_Heavy_Attacks_Hunt_Arms_Smugglers_20060825.php">http://www.defencetalk.com/news/publish ... 060825.php</a><!-- m -->

Zitat:British Troops Quit Iraq Base Amid Heavy Attacks, Hunt Arms Smugglers
Reuters | Fri, August 25th, 2006, 12:28

British troops abandoned their base in Iraq’s southern Maysan province on Aug. 24, which has been under almost nightly attack, and prepared to head deep into the marshlands along the Iranian border to hunt gun smugglers.
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The 600 combat troops are giving up their Challenger tanks and Warrior armored fighting vehicles in favor of stripped-down Landrovers armed with machineguns. The units will remain constantly on the move and be resupplied by air drops. ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globalsecurity.org/military/library/news/2006/08/mil-060828-voa05.htm">http://www.globalsecurity.org/military/ ... -voa05.htm</a><!-- m -->

Zitat:Shi'ite Militiamen Battle Iraqi Soldiers in Southern Iraq

By Meredith Buel
Washington
28 August 2006

Iraqi officials say at least 40 Shi'ite militiamen and 20 Iraqi soldiers have been killed in an eruption of fighting in the southern part of the country. A U.S. military official in Baghdad says local police called in the Iraqi army and, together, repelled the insurgents. ...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5861006_REF3,00.html">http://www.tagesschau.de/aktuell/meldun ... F3,00.html</a><!-- m -->
Zitat:Terror im Irak

Mehr als 50 Menschen bei Anschlägen getötet
Bei mehreren Anschlägen im Irak sind bis mehr als 50 Menschen getötet worden. In Bagdad explodierte eine Bombe auf einem Markt. Dabei wurden 26 Personen getötet und 57 verletzt. Die meisten Opfer waren Straßenhändler und ihre Kunden. Im nahe gelegenen Stadtteil Karrada tötete beinahe zeitgleich eine Bombe zwei Menschen und verwundete 21. Auch in den Stadtteilen Buhris und Al Makdadija kamen laut Polizei acht irakische Zivilisten bei Bombenanschlägen ums Leben, darunter zwei Kinder.

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Straßenschlacht im Samawa
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Stand: 30.08.2006 11:49 Uhr
wie hatte ich vor Monaten geschrieben?
Bush öffnet den Deckel der Pandorra-Büchse ....

und anstatt nach dem schnellen Sieg eine Regionalisierung des Konflikts vorzunehmen haben die Amerikaner und ihre Verbündeten ohne Konzept drauf los gewurstelt - mit den bekannten Ergebnissen.
Langsam aber sicher komme ich zur Überzeugung, dass nur noch eine Dreiteilung des Irak einen Bürgerkrieg verhindern kann, wenn die drei regionalen Provinzen sich dann noch auf irgend eine Form der Zusammenarbeit einigen können
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,434637,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 37,00.html</a><!-- m -->
Zitat:GEWALTWELLE IM IRAK

Über hundert Tote und Verletzte in 30 Minuten

Eine Anschlagsserie hat die irakische Hauptstadt Bagdad erschüttert. Binnen einer halben Stunde gab es mehrere Explosionen, mindestens 46 Menschen starben. Auf einer Internetseite soll eine Untergruppe der irakischen al-Quaida zum Kampf gegen die Schiiten aufgerufen haben.
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Wenn die Al-Kaida eine Teilung des Irak will, kann sie sie haben. Ich befürchte nur, dass die Regionen, die den Sunniten dann bleiben weder besonders fruchtbar, noch sonderlich rohstoffreich sind. Aber kein Thema...großen Zaun drum, amis rein...al-kaida rein...und Ruh is. :evil:
Wer gerade online ist, das ard einschalten: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ndrtv.de/panorama/archiv/2006/0831/givorbestraft.html">http://www.ndrtv.de/panorama/archiv/200 ... traft.html</a><!-- m -->

Der Rädelsführer der inzwischen auch durch die Medien gegangenen Schändung eines iralkischen Kindes bzw seiner Leiche war unter anderem wegen Vergewaltigung vorbestraft. Das US Regime hat dadurch meiner meinung nach direkte Schuld an dem Vorfall. Unglaublich das selbst G W in meinem Ansehen noch sinken kann.
@Shahab3 - die Al Quaida will die irakischen Bevölkerungsgruppen aufeinander hetzen um dann als lachender Dritter auftreten zu können
@ IarnGreiper - offenkundig müssen die Amerikaner inzwischen wirklich auch noch das allerletzte Aufgebot in den Irak schicken
Erich, das ist mir schon bewusst. Aber durch die Spaltung des Irak könnte man ihnen den Wind aus den Segeln nehmen.
Zitat:die Al Quaida will die irakischen Bevölkerungsgruppen aufeinander hetzen um dann als lachender Dritter auftreten zu können
Ich glaube nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Shahab3 hat doch vor ein zwei Tagen einen Artikel bzgl. Al-Quaida und Hisbollah im Libanon-Thread gepostet, aus dem die durchaus verschiedenen Ansichten von Al-Quaida "Inc." und Al-Sarkawis Al-Quaida-"Franchise" im Irak hervorgingen. Tatsächlich dürfte der transnationalen Al-Quaida mehr daran gelegen sein, Sunniten und Schiiten im Irak gleichermaßen anzusprechen und in ihren globalen Kampf gegen die USA einzuspannen.
Naja. So würde ich es auch nicht sagen. Die Al-Kaida hat im Gegensatz zu Zarkawi bisher nicht so deutlich den Schiiten den Krieg erklärt. Aber es ist kein Geheimnis, dass die Al-Kaida der radikal-sunnitischen, wahabitischen Schule getreu, ganz grundlegend mit dem schiitischen Halbmond konkurriert. Der Al-kaida ging es nie darum bei den Schiitischen um Anhänger zu werben. Ganz sicher nicht.