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Normale Version: Bundeswehr – quo vadis?
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alphall31:

Es geht nicht um Verzweiflungstaten, sondern um den Aspekt den voyageur so absolut richtig angesprochen hat: die Aus- und Weiterbildung innerhalb der Struktur, und dies unabhängig von Formalien, bürokratischen Vorgaben und gesetzlichen Vorgaben (Stichwort Beamtenrecht und Besoldungsrecht).

In den Verwaltungen der Polizeien sitzen im weiteren auch viele Polizeibeamte, aber natürlich auch andere Beamte entsprechender spezialisierter Laufbahnen (je nach konkreter Verwendung und Aufgabe). Aber das ist gar nicht der Punkt: der wirklich wichtige Punkt wäre, dass die Verwaltung der Bundeswehr anteilig viel zu groß ist, und dass sie viel zu bürokratisch ist und dass sie viel zu steif und unbeweglich ist in allem was sie tut und dass sie sich völlig unnötigen Aufwand einfach selbst produziert (Parkinsonsches Gesetz zum Bürokratiewachstum / Niskanens Modell usw.)

Und Stichwort: Aus- und Weiterbildung innerhalb der Struktur: wenn nicht genug Leute die Anforderungen erfüllen, dann muss sich die entsprechende Organisation die Frage gefallen lassen, warum sie nicht die Leute einfach selbst auf das erforderliche Niveau bringt ?! Es wird einfach Militär-Intern viel zu wenig getan, um Soldaten leistungsfähiger zu machen, auch wenn das gemeinhin geleugnet wird. Es wäre unendlich viel mehr möglich und es wird in schier lächerlichem Ausmaß Zeit verschwendet und/oder nicht eingesetzt.

Wenn man für Pfeile früher immer nur darauf gewartet hätte, dass man Äste findet die komplett gerade gewachsen sind, dann hätte man natürlich nur wenige Pfeile gefunden. Aber gerade deshalb und dafür hat man entsprechende gerade Pfeile produziert, indem man das Holz behandelt hat. Exakt das fehlt heute in der Bundeswehr viel zu weitgehend. Die Soldaten werden zu wenig qualifiziert, es wird zu viel Zeit vertan, auch wenn man sich noch so sehr einredet, dass die Ausbildung bei der Bundeswehr ja ach so gut wäre.

Und das von mir beschriebene System läuft ganz genau so bei den Polizeien: fast jeder Polizist ist nach der Ausbildung erstmal in einer geschlossenen Einheit, und selbst diejenigen welche gleich mit einem Studium für Führungsaufgaben anfangen, machen danach erstmal Dienst auf der Straße in einer ganz normalen Streifenverwendung, ehe sie dann ein oder zwei Jahre später zur Kriminalpolizei wechseln oder eben eine Führungsfunktion einnehmen. Dem folgend (Bereitschaftspolizei, Hundertschaft) teilen sich die Polizisten dann auf: einige bleiben bei den Hundertschaften, andere werden Streifenbeamte. Sind sie dann länger als Streifenbeamte auf einer Dienststelle gewesen, gehen sie als nächstes in den Tagdienst und übernehmen dann spezialisiertere Aufgaben, und werden beispielsweise Ermittler. Dem folgend werden sie einige Jahre später dann Verkehrssachbearbeiter. Wechseln dann zu einer Verkehrspolizeiinspektion. Gehen dann von dieser aus in die Verwaltung derselben und beschließen ihre Tage im Geschäftszimmer. Eine ganz normale Reihenfolge für einen Beamten der nicht den Aufstieg schafft und entsprechend eine typische Polizeikarriere für viele.

Man kann hier endlose Kombinationen anführen, aber schlussendlich ist die Grundreihenfolge immer: geschlossene Einheit / Straße oder Kriminalpolizei / Aufstieg in Führungsfunktionen oder spezialisiertere Verwendung / Wechsel der Tätigkeit - nur ganz wenige bleiben über ihre ganze Karriere hinweg bis zum Ende auf der Straße als Streife im Schichtdienst, sondern die Realität ist eine nach Alter gestaffelte Verwendung, bei der die Tätigkeit wechselt wenn man älter wird.

Das System lief übrigens schon lange bevor die Zustände auf den Straßen so wurden wie sie heute sind, und dass die Zustände in manchen Straßen sich verschlechterten liegt nicht an diesem System, sondern es liegt allein daran, dass der Polizei die Hände auf dem Rücken gefesselt und sie dann von der Politik und der Judikative aus sicherer Distanz von hinten erschossen wird, während sie nach vorne eben diese Zustände angehen soll.

Das System hat früher sehr gut funktioniert, und es funktioniert auch heute noch sehr gut. Den Rest würde man schon hinkriegen, wenn der Gesetzgeber das nicht dermaßen hintertreiben würde. Und ebenso würde ein solches System (mehr interne Qualifikation, mehr eigene Weiterbildung, eine nach Alter sich ändernde Verwendung, eine nach Alter gestaffelte Laufbahn mit sich änderenden Aufgaben) bei der Bundeswehr funktionieren. Problemlos.

Beschließend noch zu offenen Stellen bei den Fallschirmjägern (oder Gebirgsjäger, da ist es das gleiche): die Frage ist hier auch, was für Anforderungen das sein sollen, welche die Bewerber nicht erfüllen ?! Ganz viele Bewerber werden unter höchst obskuren Umständen abgelehnt, dabei wären sie vollumfänglich körperlich wie geistig geeignet. Und dann gibt es welche, die wären durchaus körperlich geeignet und die notwendige geistige Eignung könnte man ihnen noch beibringen oder sie anderweitig einnorden. Es gäbe genug geeignete Bewerber für die Fallschirmjäger, welche die Anforderungen erfüllen, und welche trotzdem abgelehnt werden.

Die ganze Personalgewinnung bei der Bundeswehr ist ein absoluter Witz ! Das ist ein derart bräsiges, abstruses System, in welchem mit maximaler Intransparenz und maximalster Ineffizienz mehr Bewerber vergrault als eingestellt werden und dass absolut nichts mehr auf die Reihe bekommt. Wer das mir nicht glauben will, kann in entsprechenden Diskussionen bei Augengeradeaus über Jahre hinweg endlose Mengen von Beiträgen anderer lesen, wie es ihnen mit ihren Bewerbungen gegangen ist.

Kaum etwas in der real existierenden Bundeswehr ist schlechter als die Personalgewinnung. Und entsprechend sind die offenen Stellen nicht der mangelnden Qualifikation der Bewerber geschuldet, sondern der Ineffizienz mit welcher das Bewerberpotential verschwendet wird. Die geforderte Leistung würden mehr Bewerber erfüllen, als überhaupt einstellbar wären. Und zwar für fast alle Verwendungen. Stattdessen vergrault man sogar die zwingend notwendigen technischen Spezialisten mit absurden Prozessen und endloser Zeitverschwendung, so dass diese dann teilweise mehr oder weniger zwingend doch in die freie Wirtschaft gehen, einfach weil sie keine Lust mehr darauf haben sich weiter monatelang von der Bundeswehr veralbern zu lassen ohne dass irgendwie absehbar wäre, was dabei heraus kommt - und in ganz vielen Fällen auch allein deshalb, weil sie sich das (finanziell und von ihrer Lebensplanung her) auch gar nicht leisten können. Die Bundeswehr verschwendet das Bewerberpotential, dass ist der primäre Grund, sie vergeudet in extremster Ineffizienz das Bewerberpotential.

Die ganze Personalproblematik der Bundeswehr ist einfach nur hausgemacht. Und das resultiert - wie alles andere auch - vor allem anderen aus einem Führungsversagen. Und dieses Führungsversagen ist vor allem anderen wiederum nur durch die immense Informationsasymetrie in militärischen Fragen möglich, welche vor allem die Generalskaste gegenüber den zivilen Politikern aufrecht erhält, damit keine Reform stattfinden kann, die ihre Pfründe bedrohen würde.
Mehr als die Hälfte erfüllt die Leistungen des Sportabzeichens nicht . Ablegen ist schließlich einmal im Jahr Pflicht , zum Fallschirmspringen nicht ohne schon mal nicht geeignet . Die Abnahme sollte übrigens schon zum Einstellungstest erfolgen .
Es ist doch nicht die Aufgabe der Bundeswehr die Leute fit zu machen . Der Dienstherr gibt während der Dienstzeit genügend Zeit für Sport . Ansonsten ist jeder selbst verantwortlich das er die Anforderungen erfüllt
(03.08.2023, 11:10)alphall31 schrieb: [ -> ]Es ist doch nicht die Aufgabe der Bundeswehr die Leute fit zu machen . (...) Ansonsten ist jeder selbst verantwortlich das er die Anforderungen erfüllt

Mit der Einstellung ist es kein Wunder, wenn die verfügbaren Stellen nicht besetzt werden können. In meinen Augen sollte es gerade zur Aufgabe der Bundeswehr gehören, die Fähigkeiten zu trainieren, die sinnvoll trainierbar und für die Ausübung der Tätigkeit notwendig sind. Insbesondere die körperliche Fitness gehört dazu, und jemanden abzulehnen, der die sonstige Eignung erfüllt und den Willen mitbringt, nur weil er dem Zeitgeist folgend die sportliche Betätigung vernachlässigt hat (und damit meine ich keine Extremfälle), kann und sollte sich die Bundeswehr nicht leisten.
Man kriegt nicht gerade wenig Zeit zur Verfügung gestellt für die man auch noch bezahlt wird um Sport zu machen , wenn man es da nicht schafft das notwendige zu machen kann man den Leuten nicht mehr helfen. Und wer weis das er die Leistungen nicht erfüllt und kein Interesse zeigt das nach Dienst zu verbessern fehlt schon die charakterliche Eignung für den Beruf . Hier gehts nicht darum beim Sportfest der beste zu sein sondern das sowas das eigene oder das Leben anderer kosten kann .
Sehe ich genau so wie Helios!
Ich bin bei uns in der Niederlassung (400+ feste Kräfte und 200-300 Zeitarbeiter) für die Einarbeitung von neuen Kollegen zuständig. Würde ich jeden aussortieren, der den Anforderungen nicht zu 100% entspricht, hätten wir nicht ansatzweise das Personal das wir benötigen.
Vor 7-8 Jahren sah das noch anders aus, da konnte ich rigoros aussortieren. Aber die Zeiten haben sich geändert!
Heute muss ich viel Zeit investieren die Leute Fit für den Job zu machen- und jedes Unternehmen das das nicht macht wird große Probleme am Arbeitsmarkt bekommen!
(03.08.2023, 11:10)alphall31 schrieb: [ -> ]Es ist doch nicht die Aufgabe der Bundeswehr die Leute fit zu machen . Der Dienstherr gibt während der Dienstzeit genügend Zeit für Sport . Ansonsten ist jeder selbst verantwortlich das er die Anforderungen erfüllt

Absolut!
Genauso verhält es sich mit Ausbildungen innerhalb der Truppe. Das hat man mehrere Jahre praktiziert ( u.a. Fluggerätemechaniker) Das hat dazu geführt, dass sich hochqualifizierte und bei der Bundeswehr mit vollem Gehalt ausgebildete Fachkräfte während ihrer SaZ Zeit (min 15 Jahre) herausgeklagt haben, um außerhalb einen besser bezahlten Job anzunehmen. Diejenigen die es mit ihrer Klage nicht geschafft haben, hatten dann gewisse Motivationsprobleme. Daher hat man die Ausbildung aus dem militärischen in den zivilen Teil der Truppe verlagert, um sie danach evtl. innerhalb der Bw halten zu können, wenn sie (wie früher die Wehrpflichtigen) reingeschnuppert haben.

https://www.bundeswehrkarriere.de/flugge...r-m-w-d-54

(Bei Soldaten, die über die Bw ein voll bezahltes Medizinstudium erhalten, ist das aus verschiedenen zum Teil verständlichen Gründen bis heute so)

Auch ist der Werdegang innerhalb der Truppe ähnlich der geschilderten Werdegänge bei der Polizei.
Laufbahnausbildung (Uffz/Offz). Schütze/Gruppenführer/Zugführer bis ca. Mitte 30, (danach lässt das Testosteron und die erforderliche körperliche Leistungsfähigkeit für die Kampftruppe/Streifendienst Hundertschaft bekanntlich nach) ggf. KpTrupp/Spieß bzw bei Offz KpChef/ S 3 usw. Spätestens ab 40 sitzen die meisten min 90% der Zeit am Schreibtisch.

Und hier liegt ein großes Problem innerhalb des Besoldungsrechts und den vielen Häuptlingen.
Eine Reform und einhergehende eigene Besoldungsordnung wird seit Jahren von der Truppe gefordert und scheitert regelmäßig am Innenministerium, welches für die Besoldungsordnungen verantwortlich ist.
Die Begründung ist, dass danach andere Berufsgruppen (Polizei) nachziehen und ebenfalls eine eigene fordern. Warum geht das nicht??? Für Professoren geht es auch!!! Die Begründung für mich absolut nicht nachvollziehbar. Das würde schon einmal einige Probleme lösen.

Das zugegebener Maßen mangelhafte Personalwesen bei der Bw hat mehrere Gründe ( SaZ in seiner jetzigen Form so natürlich nicht mehr Zeitgemäß) und ist durch die Bw alleine nicht zu lösen. Schon gar nicht einfach mal so. Zudem haben die meisten westlichen Armeen ähnliche Probleme bei der Personalgewinnung.

Zwei wesentliche und naheliegende Punkte um zumindest die Nachwuchssorgen etwas in den Griff zu bekommen stehen ja seit einiger Zeit im Raum.

1. Einführung der Dienstpflicht.
2. Leistungen die ein anderer Arbeitgeber nicht bieten kann. Erhöhte Nachversicherung in der Rentenversicherung/erhöhte Anrechnung der Zeiten in der RV und 35-40 Tage Erholungsurlaub (möglichst nur bis zum 40 Lebensjahr bitte).

Aus meiner Sicht wäre ein Mix aus deutschem und amerikanischem/französichem System sinnvoll.
Thema körperliche Fitness:
Bei der Polizei ist der Sporttest auch Aufnahmevoraussetzung und die Bewerber bereiten sich entsprechend darauf vor. Insofern halte ich es schon für angebracht, das auch bei Soldaten zu überprüfen. Inwieweit man dann bei der internen Zuteilung anhand dieses Kriteriums aussiebt, ist eine andere Frage. Denn da kann man dann wirklich durch Training im Rahmen von Dienst/Ausbildung nachsteuern.

(03.08.2023, 12:10)FJ730 schrieb: [ -> ]Eine Reform und einhergehende eigene Besoldungsordnung wird seit Jahren von der Truppe gefordert
Von uns hier im Forum ja auch.
(03.08.2023, 12:44)Broensen schrieb: [ -> ]Bei der Polizei ist der Sporttest auch Aufnahmevoraussetzung und die Bewerber bereiten sich entsprechend darauf vor.

Personalprobleme oder zu geringe taugliche Bewerber sind dort bestimmt unbekannt - oder? Wink

Aber mal abgesehen davon, dass Polizei und Bundeswehr in vielen Dingen zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind, ist in meinen Augen der entscheidende Punkt beim Personal, dass man Leute rein bekommt, die Soldat werden wollen und dafür zumindest grundsätzlich geeignet sind. Wenn schon das Auswahlverfahren mehr Wert auf das Aufweisen von erlernbaren Fähigkeiten legt als auf die notwendige Mentalität, um eine Arbeit auszuüben, dann ist es auch kein Wunder, wenn die falschen Leute in der Bundeswehr landen. Und wenn dort dann auch noch ein Material- und Strukturwahnsinn herrscht, ist es ebenso kein Wunder, wenn diese irgendwann abbrechen oder aussteigen und irgendetwas anderes machen.
(03.08.2023, 12:51)Helios schrieb: [ -> ]Aber mal abgesehen davon, dass Polizei und Bundeswehr in vielen Dingen zwei unterschiedliche Paar Schuhe sind, ist in meinen Augen der entscheidende Punkt beim Personal, dass man Leute rein bekommt, die Soldat werden wollen und dafür zumindest grundsätzlich geeignet sind. Wenn schon das Auswahlverfahren mehr Wert auf das Aufweisen von erlernbaren Fähigkeiten legt als auf die notwendige Mentalität, um eine Arbeit auszuüben, dann ist es auch kein Wunder, wenn die falschen Leute in der Bundeswehr landen.
Kein Widerspruch. Alles eine Frage der Festlegung der Kriterien und der Gewichtung im Verfahren. Aber zum "Soldat (oder Polizist) werden wollen" gehört es schon grundsätzlich dazu, dass man bereit sein muss, sich körperlich in Form zu bringen und zu halten. Dementsprechend kann von Bewerbern erwartet werden, ein entsprechendes Grundniveau mitzubringen. Ansonsten belastet man das Ausbildungssystem mit von Grund auf nicht geeigneten Bewerbern, eben weil sie nicht bereit oder in der Lage sind, das erforderliche Niveau körperlicher Fitness zu erlangen.

Dabei rede ich aber eben nicht von dem Leistungsniveau, das für bestimmte Verwendungen - wie eben bei der leichten Infanterie - erforderlich ist. Das kann man durchaus im Rahmen von Ausbildung/Dienst herstellen, da bin ich bei euch. Und auch einen Eilmarsch muss man noch nicht bei Ausbildungsbeginn bereits locker schaffen. Wer aber schon auf dem Weg zum Aufnahmetest auf der Treppe im zweiten Stock Pause machen muss, ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht für den Beruf geeignet, weil entweder die körperlichen Voraussetzungen fehlen, oder der Wille, diese zu erlangen.
(03.08.2023, 16:24)Broensen schrieb: [ -> ]Wer aber schon auf dem Weg zum Aufnahmetest auf der Treppe im zweiten Stock Pause machen muss, ist mit großer Wahrscheinlichkeit nicht für den Beruf geeignet, weil entweder die körperlichen Voraussetzungen fehlen, oder der Wille, diese zu erlangen.

Naja, du darfst halt auch nicht vergessen, in welchem Alter die Bewerber realistisch betrachtet sind und in welcher körperlichen und geistigen Phase ihres Lebens sie sich befinden. Und wie gesagt, vernünftige Grundvoraussetzungen müssen natürlich vorhanden sein, aber ich bin halt der Ansicht, dass gerade von solchen ausgehend die körperliche Fitness keine übermäßige Hürde darstellen sollte. Das können wir uns schlicht nicht erlauben. Und in Anbetracht dessen, womit bei der Bundeswehr so alles Zeit verschwendet wird, sehe ich da auch nicht das große Problem.
Mal speziell nur zur Frage der körperlichen Leistungsfähigkeit (auch wenn ich diese nicht derart in den Vordergrund stellen würde):

1. Die Bundeswehr lehnt reihenweise Bewerber ab, die körperlich hoch leistungsfähig sind. Und welche auch die körperlichen Anforderungen anspruchsvollerer Einheiten problemlos auf der Stelle und ohne weitere Vorbereitung erfüllen würden.

2. Viele weitere körperlich hoch leistungsfähige Bewerber werden dann durch zu lange Bewerbungsverfahren und ganz allgemein durch das Gehabe der Bundeswehr während der Bewerbung dazu gezwungen sich was anderes zu suchen. Und nein, eine noch so hohe Motivaton Soldat zu werden reicht eben nicht, wenn man erst in einem Jahr Soldat werden dürfte, aber hier und heute Rechnungen und Miete zu bezahlen hat. Im weiteren springen auch noch einige hoch leistungsfähige Soldaten nach kurzer Zeit wieder ab, weil sie das Gepränge in der Bundeswehr mehr als langweilt. Das ganze pseudomilitärische Getue und insgesamt die militärische Kultur in der Bundeswehr wirken zunehmend abschreckend. Sie entsprechen nicht mehr dem, was viele junge Soldaten sich wünschen würden. Und auch hier ist es sehr wohlfeil zu sagen, dann hätten die halt nicht die richtige Einstellung und/oder nicht die richtige Motivation.

3. Das deutsche Sportabzeichen (welches ich übrigens rein persönlich für unzureichend halte, ich würde mehr körperliche Leistung verlangen, aber dafür eine andere) ist kein gutes Messinstrument ob Soldaten für den Krieg körperlich ausreichend leistungsfähig sind. Ganz allgemein müsste man sowohl bei den Einstellungstest wie auch später im Dienst von dieser Versportlichung wegkommen. Wir benötigen keine Sportler, wir benötigen Soldaten, die Anforderungen sind andere und sie sollten beispielsweise bei der Infanterie sogar höhere sein.

4. Wenn der Sport während des Dienstes nicht in der Lage ist, die für den Krieg erforderliche körperliche Leistungsfähigkeit ausreichend herzustellen, dann ist dieser Dienstsport falsch. Wenn die Soldaten sich nicht ausreichend körperlich ertüchtigen, dann muss man die Frage stellen warum und wieso es nicht gelingt eine ausreichende körperliche Leistungsfähigkeit herzustellen. Und auch hier ist es wohlfeil, ich würde sogar schreiben billig, diesen Mangel von der Verantwortung her den Soldaten selbst zuzuschreiben.

5. Die Bundeswehr tut viel zu wenig um ihre Soldaten körperlich richtig zu ertüchtigen und deren körperliche Leistungsfähigkeit maximal zu steigern. Das sind ja überwiegend junge Menschen, die könnte man durchaus körperlich problemlos sehr viel weiter bringen als dies aktuell geschieht. Ich behaupte aus Überzeugung und aus persönlicher direkter Erfahrung (wenn auch schon 20 Jahre her), dass man die jungen Soldaten allesamt sehr viel leistungsfähiger kriegen kann und wenn dies in der heutigen real existierenden Bundeswehr nicht geschieht, dann liegt das Problem bei der Bundeswehr, und nicht beim Menschenmaterial.

6. Wie schon weiter oben angerissen ist es höchst fragwürdig, ob die ganzen Fitnessgurus mit ihrem No-Carb Schwachsinn, ihrer Fitnessstudiofitness, ihrer so wenig Körperfett wie möglich Wahnidee, ihren ganzen Proteinshakes und ihrer ach so gesunden Ernähungsoptimierung überhaupt der richtige Weg sind, und für eine Armee die im Krieg bestehen soll bin ich der Überzeugung, dass diese Entwicklungen welche ich da bei der Bundeswehr gerade in den letzten 10 Jahren so gesehen habe völlig falsch sind. Die jungen körperliche leistungsfähigen Soldaten welche da kommen, bringen aber diese spezifische Fitnesskultur der Gegenwart bzw. des Zeitgeist bereits so mit. Sie müssten daher von dieser weg gebracht werden. Den ansonsten übertragen sie ihre falschen Vorstellungen von körperlicher Leistungsfähigkeit auf alle anderen und entsprechend multiplizieren sich die genannten Problemstellungen.

7. Und die real existierende Bundeswehr als Organisation wiederum ist viel zu bürokratisch, viel zu bräsig, viel zu unflexibel um diese aktuell um sich greifende Problemstellung überhaupt zu bewältigen. All die Vorschriften und Beschränkungen welche man sich selbst hier künstlich auferlegt verhindern sehr weitgehend, dass getan werden kann, was getan werden müsste. Mal nur ein Beispiel von vielen: Überstunden. Werden nicht genehmigt, dürfen nicht gemacht werden, allein der bürokratische Wahnwitz in Bezug auf die Stunden pro Woche Arbeitszeitfrage behindert schon erheblich, junge Soldaten körperlich weitergehend zu befähigen. Und das ist nur ein Beispiel von endlos vielen weiteren. Man hört immer nur: geht nicht, darf man nicht, die Vorschriften, wie ist das versichert, dafür übernehme ich nicht die Verantwortung, dass muss ich prüfen lassen, wir sprechen dann in n-Wochen noch mal darüber etc etc

Mit dieser inneren Verfasstheit, mit dieser "militärischen" Kultur innerhalb der Bundeswehr, diesem Bürokratenbeamtentum gerade in der Offizierskaste und insbesondere auch bei den Ausbildern, ist es völlig klar und selbstverständlich, dass die Soldaten heute zunehmend ein Problem mit ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit haben. Und dass ihnen teilweise schon nach kurzer Dienstzeit die Motivation fehlt, dies Privat auf eigene Kosten in ihrer Freizeit zu kompensieren. Und Schuld an diesem Motivationsmangel hat die Bundeswehr vor allem anderen selbst.

Fazit: Nicht die jungen Soldaten sind das Problem, die Bundeswehr ist das Problem. Ich behaupte hiermit aus fester Überzeugung, dass selbst meine Wenigkeit jede beliebige Einheit innerhalb eines Jahres körperlich weitaus leistungsfähiger kriegen würde als dies die Bundeswehr je könnte. Und wirklich befähigte Leute wie Pogu beispielsweise könnten da sicher noch wesentlich mehr rausholen.
Also vielleicht liege ich falsch, aber ich sehe auch hier das Problem einer falschen Aufgabenstellung in der Bundeswehr in den vergangenen Jahren. Wenn ich das Thema Landesverteidigung (fahrlässigerweise) 25 Jahre völlig ignoriere, verschwinden auch die entsprechenden Dienstposten und das nicht nur in den Kasernen sondern auch in den Köpfen. Die Verantwortlichen müssen endlich kapieren das wir jetzt dringend wieder den "einfachen Soldaten" brauchen und nicht nur Personal das mindestens zur Unteroffizierslaufbahn geeignet ist oder "besondere Fähigkeiten mitbringt. Was der BW jetzt fehlt sind halt Indianer und nicht noch mehr Häuptlinge (was nicht ausschließt das der eine oder andere Indianer dann am Ende doch noch Häuptling wird)!
Da müssen die Anforderungen dringend mal wieder durchdacht werden...
Grundsätzlich würde ich dir zustimmen, dass der lange Friedensbetrieb und auch die Auslandseinsätze in der Art wie sie durchgeführt wurden für die Bundeswehr nur schädlich waren. Bezüglich der Gewichtung von einfachen Soldaten zur Führungskräften stimme ich dir ebenfalls zu.

In Bezug auf die Anforderungen aber möchte ich zwei Dinge zu bedenken geben: 1. Stellt die Bundeswehr meiner Meinung nach nicht zu hohe Anforderungen, ganz im Gegenteil. Stattdessen stellt sie in etlichen Aspekten einfach falsche Anforderungen. 2. Die Bundeswehr könnte eben viel mehr tun, Soldaten nach der Einstellung viel weitergehend zu qualifizieren und entsprechend sich geeignetes Material selbst heran zu ziehen, dass dann die Anforderungen vollumfänglich erfüllt. Gerade die aktuellen (zu niedrigen!) Anforderungen der Bundeswehr wären leicht trainierbar, wenn man dies halt intelligent anstellen würde.
https://www.bild.de/politik/inland/polit....bild.html

Verteidigungsminister lockt sogar schon mit Homeoffice


DESHALB soll jetzt an 812 Standorten allein in Deutschland auf die „Firma“ Bundeswehr aufmerksam gemacht werden.

Cry
Die Bundeswehr wird jetzt auch dafür bestraft das Politiker nach Einfluss bei standortentscheidungen mehr zu sagen hatten als das man nach militärisch sinnvoll oder Verfügbarkeit Personal gehandelt hätte. Vor Jahren waren die zivilen Arbeitsplätze noch sehr gefragt .solche Einmischung betrifft die Beschaffung genauso. Der Verteidigungshaushalt gehört mit zu den größten Posten im Bundeshaushalt und wenn man sieht wie damit umgegangen wird es endlich Zeit etwas in Richtung militärgerichtsbarkeit zu tun . Solche Sachen richten sich gegen die äußere Sicherheit und den Bestand des Staates und erfüllen somit den straftatbestandes des landesverrates . Das mag vielleicht für manche zu hoch gegriffen sein , aber man sollte sich bloß mal die Standortkarte anschauen. Egal wie man war mit Russland , die NATO Grenze war trotzdem immer im Osten . Mittlerweile gibt es stellenweise im Osten nur noch Standorte die so dünn besiedelt sind das man nicht einmal die zivilen Stellen besetzt kriegt ( z.b. Holzdorf) . Die Planung mit dem Standort Bautzen ist nicht besser. Solch Umgang mit Steuergelder gehört endlich bestraft. Das gleiche mit der Entscheidung mun Depot .