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Normale Version: Bundeswehr – quo vadis?
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Ich denke, das fügt sich hier ganz gut ein...
Zitat:EX-NATO-GENERAL

„Wäre die Bundeswehr im Ernstfall in der Lage, Deutschland zu verteidigen?“ – „Nein“

Auch der frühere Nato-General Egon Ramms äußert sich wenig optimistisch über den Zustand der Bundeswehr. Zudem müsse man davon ausgehen, dass Russland „die gesamte Ukraine“ in seine Hand bekommen wolle. Das aber werde auch nach einem militärischen Sieg „kein Spaziergang“. [...]

Der frühere Nato-General Egon Ramms geht nicht davon aus, dass die Bundeswehr Deutschland im Ernstfall verteidigen könnte. „Nein“, antwortete Ramms auf eine entsprechende Frage im „Heute Journal“. „Kurze, klare Antwort: Nein.“

Das liege vor allem an der Verkleinerung der Streitkräfte und mangelnden finanziellen Investitionen sowie einem Herunterfahren bei Munition und Ersatzteilen. Mittlerweile bessere man die Situation zwar wieder auf. „Aber wir sind noch nicht mal so weit, dass die Teilstreitkräfte, insbesondere aber das Heer, mit den organischen Waffen ausgerüstet ist, die es tatsächlich haben müsste“. Insgesamt sei die Bundeswehr in einer Lage, in der „das, was wir an Nato-Verpflichtungen haben, erfüllt werden kann, aber danach kommt nicht mehr allzu viel“. [...]

Einem „Spiegel“-Bericht zufolge plant die Bundeswehr derweil, der Nato zusätzliche Soldaten und Waffensysteme zur Verstärkung der Ostflanke anzubieten. Zeitnah könne eine Infanterie-Kompanie – rund 150 Soldaten mit einem guten Dutzend “Boxer„-Radpanzern – verlegt werden, berichtet das Magazin am Freitag. Die deutschen Soldaten könnten sich einem französischen Gefechtsverband in Rumänien anschließen, den Paris bei der Nato bereits angekündigt habe.

Zudem wolle Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) der Nato das „Patriot“-Flugabwehrraketensystem anbieten, das zum Beispiel im Baltikum für einen besseren Schutz sorgen könnte. Darüber hinaus wolle Berlin der Allianz für Nato-Missionen in der Nord- und Ostsee eine Korvette und eine Fregatte als Option offerieren. Diese Kriegsschiffe müssten allerdings von anderen Missionen im Mittelmeer abgezogen werden.
https://www.welt.de/politik/deutschland/...digen.html

Ich will die Bereitschaft zum Handeln den Soldaten nicht absprechen, und viele sind sicherlich idealistisch bei der Sache und es ist auch nicht alles schlecht oder unzureichend, aber Fakt ist leider auch, dass die Politik über fast drei Jahrzehnte hinweg die Truppe kastriert hat - und nun, nach dem Kollaps der deutschen "Ostpolitik", steht man mit den berüchtigten heruntergelassenen Hosen da. Und es ist ja für das wirtschaftlich stärkste Land des Kontinents schon etwas peinlich, was man derzeit für ein Stückwerk herankarrt und welche einarmigen Handstände man aufführen muss, um irgendwie doch noch was der Einsatzbereitschaft nahekommendes vorweisen zu können, und wenn man bzgl. einer Fregatte oder Korvette diese nur aufbieten kann, wenn man sie woanders herauszieht...

Aber ich habe die Hoffnung, dass sich was ändern wird - wenn selbst linksliberale Magazine wie der Spiegel, der bislang mehr Geld für die Truppe und die Anschaffung neuer Systeme stets befehdet hat, nun nach Aufrüstung ruft, dann kann sich durchaus was ändern. Nun muss halt noch die Politik mitziehen - und angesichts der Einheit, die derzeit über alle Parteien hinweg besteht, stellt sich da bei mir sogar leichter Optimismus ein...

Schneemann
Die Bundeswehr wurde nicht umsonst als Parlamentsarmee konzipiert. Da haben sich die Erfinder des Grundgesetzes schon etwas dabei gedacht. Dies hat auch viele Jahrzehnte gut funktioniert. Das Problem ist einfach dass sich die Zusammensetzung des Parlaments inzwischen stark verändert hat. Die Abschaffung der Wehrpflicht hat dann ihr Übriges getan. Heute haben vielleicht noch 25% der Abgeordneten gedient, früher waren es 95%. Dass da die Bundeswehr vom Parlament heute in einem ganz anderen Licht betrachtet wird wie vor 30 Jahren dürfte schnell klar sein. Bundeswehrgegner, Pazifisten, Zivildiener, Abrüstungsaktivisten usw. haben heute eine Größenordnung im Parlament angenommen die auf einen Symphatiesantenkreis von 40%+x zurückgreifen kann. Mit starker Mobilisierung können sie Abstimmungen gewinnen. Ob sich dies durch die aktuellen Ereignisse ändern wird bleibt zu wünschen, allerdings habe ich da ehrlich gesagt wenig Hoffnung.
Die Lage der Bundeswehr ist eigentlich gut, meint die Verteidigungsministerin im Hinblick auf die Aussagen des Heeresinspekteurs und der Wehrbeauftragten. Und auch die CDU sieht das anders:

"Gegenworte kommen von (....) Verteidigungsministerin Christine Lambrecht. Sie schätzt die Lage der Bundeswehr deutlich positiver ein und sicherte der NATO die volle Unterstützung Deutschlands im Fall der Fälle zu: "Ein klares Bekenntnis: Alliierte können sich auf uns verlassen, da sind wir entsprechend aufgestellt, das ist überhaupt nicht in Frage zu stellen. Und ich kann nur jedem raten, der Verantwortung trägt, alle Kraft darauf zu verwenden, die Herausforderungen zu erfüllen. Das ist das Gebot der Stunde." Ein Seitenhieb auf den Heeresinspekteur und seine Kritik am Zustand der Bundeswehr. Auch die größte Oppositionsfraktion im Bundestag, die Union, teilt die Einschätzung des Generals nicht. Für CDU-Mann Henning Otte aus dem Verteidigungsausschuss steht es um die Bundeswehr gut, wenn auch nicht perfekt. "

https://www.tagesschau.de/inland/ukraine...r-101.html
Zitat:Das Verteidigungsministerin schreibt in einem Bericht aus dem Dezember, dass 77 Prozent der Hauptwaffensysteme einsatzbereit seien. Demnach liegt die Quote bei Kampfflugzeugen bei 71, bei Hubschraubern dagegen nur bei 40 Prozent.

Zitat:Aus Sicht des Bundeswehrverbandes sieht die Realität anders aus: Deutlich weniger Systeme seien tatsächlich funktionsfähig.

Das ist ja auch so ein grundlegendes Missverständnis: nur weil ein System da ist, und einsatzbereit ist, heißt das erst mal gar nichts. Wieviele Wirkmittel / Verbrauchsmittel sind für dieses System vorhanden? Sind die anderen Systeme welche für den Einsatz des einen Systems vorhanden sind ausreichend da und wie sieht es dort mit den notwendigen Verbrauchsmitteln aus? Haben die Soldaten ausreichend Übung und Können mit dem System und zwar nicht nur in Bezug auf dieses selbst, sondern auch und insbesondere in Bezug auf die Interaktion mit anderen Systemen und auch in Bezug auf die Interaktion mit Verbündeten (Interoperabilität)? Und haben ganze Verbände eine organische Struktur und diese in entsprechenden großen realistischen Manövern auch eingeübt, geschliffen und ausgefeilt worden? Wie befähigt ist die miliärische Führung im Kriegshandwerk und wie frei kann dieses ausgeübt werden? Und wie steht es um die ideellen Werte, um Moral, Disziplin, Kampfwille usw?

Es gehört so viel mehr dazu Kampfkraft zu erzeugen, als dass so und so viel Prozent eines Systems einsatzbereit sind. Solange hier aber Wehr-Politik unter anderem auch von einem Institut für Friedensforschung beeinflusst wird, dessen Vorsitzende eine Politikerin der Grünen ist die Staatsrätin für Gleichstellung ist, braucht man natürlich über ein ernsthaftes Militär in dieser Bundesrepublik nicht mal im Ansatz diskutieren.
General a.D. Ramms ab 01:47 zur Lage der Bundeswehr. Zitat:

Zitat:Man hat bestimmte Absichten gehabt seit 2014. Man hat diese Absichten nicht erfüllt.

Frage: ...das tatsächlich die Bundeswehr dieses Land, Deutschland, verteidigen muss. Wäre sie dazu in der Lage?

Antwort: Nein. Kurze klare Antwort: Nein. ..... Wir sind noch nicht mal so weit, dass die Teilstreitkräfte, insbesondere das Heer, ich sag mal mit den organischen Waffen ausgerüstet sind, die sie tatsächlich haben müssten.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-jou...n-100.html

Zitat:Die Bundeswehr sei im Ernstfall nicht richtig ausgerüstet und könne Deutschland nicht verteidigen.
Die FAZ berichtet hinter der Bezahlschranke, dass der Bundeswehr 35 Milliarden fehlen.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...34797.html
Um damit gerade mal das Zitat: Notwendigste zu finanzieren.

Man muss aber an dieser Stelle auch mal fragen wie es sein kann, dass die Bundeswehr im Jahr 2014 einen Wehretat hatte der ca 18 Milliarden Euro geringer war als heute (32 Milliarden - 50 Milliarden) und dennoch in etlichem besser dastand. Wie ist es möglich, dass man den Wehretat um 18 Milliarden Euro erhöht, und dafür so wenig bekommt ?! Wie kann eine Organisation derart ineffzient sein ?
Gute Frage.
Und wer trägt die Verantwortung?
Niemand?
Kein Politiker, kein Offizier, in dessen Verantwortung das liegt?
DAS ist ein Hauptproblem: Die Karriere läuft auch weiterhin gut, obwohl im eigenen Aufgabenbereich die Dinge immer schlechter laufen.
(26.02.2022, 19:30)aramiso schrieb: [ -> ]Die FAZ berichtet hinter der Bezahlschranke, dass der Bundeswehr 35 Milliarden fehlen.

So gesehen gingen die aktuellen Überlegungen ja schon in die richtige Richtung: 25 Mrd. Sofortmaßnahme zzgl. 10 Mrd. Etat-Aufwuchs.
Vorsicht, Zynismus: Jetzt muss nur noch der Krieg lange genug dauern und medial präsent bleiben, bis die entsprechenden Bundestagsentscheidungen getroffen sind.
(26.02.2022, 19:36)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]und dennoch in etlichem besser dastand.

In den Bereichen, in denen ich mich auskenne, war das definitiv nicht der Fall. Tatsächlich hat sich die Situation seitdem doch spürbar verbessert, wenngleich sie in vielen Bereichen immer noch schlecht ist.
(26.02.2022, 20:20)Broensen schrieb: [ -> ]So gesehen gingen die aktuellen Überlegungen ja schon in die richtige Richtung: 25 Mrd. Sofortmaßnahme zzgl. 10 Mrd. Etat-Aufwuchs.
Vorsicht, Zynismus: Jetzt muss nur noch der Krieg lange genug dauern und medial präsent bleiben, bis die entsprechenden Bundestagsentscheidungen getroffen sind.
Ich glaube da nicht dran. Der Krieg zieht sich vielleicht, aber die Antirüstungslobby ist in der Ampel zu stark.
https://www.tagesschau.de/eilmeldung/eil...-6261.html

100 Mrd. Sondervermögen und 2 % des BIP für die BW pro Jahr
uff, das hätte ich nicht für möglich gehalten. Big Grin
(27.02.2022, 12:33)Flugbahn schrieb: [ -> ]https://www.tagesschau.de/eilmeldung/eil...-6261.html

100 Mrd. Sondervermögen und 2 % des BIP für die BW pro Jahr

Nach dem kalten Krieg zwei Dekaden lang Abrüstung und meilenweite Entfernung von „Si vis pacem para bellum“.

Dann auf einmal Corona, fließender Übergang zum russischen Großangriff auf die Ukraine, keiner verbündeten militärischen Intervention und jetzt auf einmal der Plan, die Bundeswehr zum stärksten Militär der EU zu machen.

Irgendwas stimmt hier gewaltig nicht.

Hier nochmal im Wortlaut: https://www.youtube.com/watch?v=1T8VtNxBWWA
100 Mrd. und (nach aktuellem BIP) 76 Mrd. jährlich ist natürlich mal ne Ansage.
In Koblenz schwimmen die wahrscheinlich gedanklich durch den Geldspeicher à la Dagobert Duck und bauen sich gerade die großen Einkaufslisten zusammen, weil jetzt de facto alles gekauft werden kann.