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Normale Version: Bundeswehr – quo vadis?
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Hat ja lange gedauert:
Zitat:Appell von Prominenten gegen „Hochrüstungspläne“ der Bundesregierung
In einem Appell „Nein zum Krieg! Demokratie und Sozialstaat bewahren“ protestieren rund 600 Unterzeichner gegen das geplante Sondervermögen für die Bundeswehr. Sie fordern erst einmal eine Debatte.

Die Diskussion ist so lange fortzuführen, bis das gewünschte Ergebnis erreicht ist. Zumindest lässt sich der Eindruck gewinnen, wenn nach einer "Debatte" verlangt wird, obwohl es diese schon über Jahre und Jahrzehnte gibt (und nur weil man sich dieser entzogen hat, ist sie nicht unwirksam). Aber folgender Punkt ist letztlich auch wieder bezeichnend:
"Laut Autoren spiegele die Liste der Unterzeichner die „ganze Bandbreite der Gesellschaft“ wider; tatsächlich handelt es sich aber in der Mehrheit um Politiker der „Linken“, Gewerkschafter und Grünen-Politiker, die dem linken Spektrum zugeordnet werden."

Hoffentlich nur eines der üblichen Störfeuer, die zu erwarten waren.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...96441.html
(22.03.2022, 16:40)Helios schrieb: [ -> ]Hoffentlich nur eines der üblichen Störfeuer, die zu erwarten waren.

https://www.faz.net/aktuell/politik/inla...96441.html

Davon ist auszugehen. Das Sondervermögen Bundeswehr wird jenseits der Ampel durch die Union (und Teilen der AfD) unterstützt.
Das Regierungslager hat aktuell 416 Stimmen und die Union 197. Die zur Änderung des Grundgesetzes nötige Zwei-Drittel-Mehrheit liegt bei 491 Stimmen, sprich es sind 122 Abweichler möglich ohne auf die Stimmen der AfD angewießen zu sein.

Was man so liest beschränken sich die Vorbehalte der Union darauf, das ausdrücklich festgeschrieben wird, dass das angedachte Sondervermögen Bundeswehr auch allein der Bundeswehr zu Gute kommt und nicht (wie von Teilen der Gründen gefordert) nach Belieben sicherheitspolitisch verwurstet werden kann.
Da wird man sich einigen.
Nicht zuletzt weil Bundeskanzler Scholz sich hier bereits sehr exponiert hat. Eine zweite Schlappe (neben einen Möglichkeit aus dder Impfpflicht) wird man sich schon aus machtpolitischen Überlegungen zwischen Kanzleramt und Koalition nicht leisten wollen.

Apropos Scholz. Es fällt schon sehr auf, dass Scholz in Sachen Verteidigung völlig andere Akzente setzt als seine Vorgängerin. Zwischen seiner Anordnung im Januar (!), die Tornado-Nachfolge im Hinblick auf eine mögliche Beschaffung der F-35 erneut zu prüfen und der jetzt erfolgten Heranziehung der Nachrüstungspläne an das Bundeskanzleramt könnte man fast meinen, an ihm sei ein Verteidigungspolitiker verloren gegangen.
In diesem Licht könnte man auch die Personallie Lambrecht als lenkbare Erfüllungsgehilfin des Nebenverteidigungsministers ganz neu bewerten. Dodgy
https://esut.de/2022/03/meldungen/33119/...reit-sein/

So…hier die ersten Ergebnisse vom Generalinspekteur

„ Der Fähigkeitsaufwuchs der Bundeswehr muss beschleunigt werden. Die bis 2027 geplante Aufstellung einer Division des Deutschen Heeres wird vorgezogen. Sie soll zwei Jahre früher, bereits im Jahr 2025, voll ausgestattet sein. Dies erklärte der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, am Dienstag den 22. März 2022 in seinem Vortrag beim Parlamentarischen Abend der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik e.V. (DWT) in der Hessischen Landesvertretung in Berlin. Nur 140 Gäste konnten wegen der Corona-Bestimmungen teilnehmen, Anfragen hatte es ein Mehrfaches mehr gegeben.

Die Division soll strukturell komplett aufgestellt werden. Neben den drei Kampfbrigaden soll sie über Divisionstruppen, die Brigaden über organische Brigadeeinheiten verfügen. Truppenteile aus den Organisationsbereichen CIR, Sanitätsdienst und Streitkräftebasis, hier insbesondere die Logistik, sollen dem Großverband aber nicht unterstellt sein, sondern in Couleur-Verhältnissen unterstützen.

„Kaltstartfähigkeit erfordert Vollausstattung“, unterstrich Zorn. Die konzeptionellen Hausaufgaben seien gemacht, alle notwendigen Dokumente liegen vor, die geplanten Beschaffungsmaßnahmen entsprechen den Planungen der NATO und EU. Einzelheiten wollte der Generalinspekteur am Vorabend der Besprechung mit dem Bundeskanzler natürlich nicht nennen. Er stellte aber heraus, dass insbesondere die Führungsfähigkeit und die persönliche Ausrüstung Schwerpunkte seien.

Intern hätte man im BMVg bereits im Oktober die erforderlichen Haushaltsmittel für die großen multinational bedeutenden Projekte durchkalkuliert und einen Bedarf von 102 Mrd. Euro ermittelt. Es komme nun darauf an, zügig zu entscheiden und die Beschaffungen zeitnah zu realisieren. „Was kann noch 2022 geleistet werden“, habe er in einer Videokonferenz mit 40 CEO der wehrtechnischen Industrie gefragt. Dies betreffe auch Ersatzteile und die Bevorratung von Munition. Die aktuelle Lage zeige, wie wichtig die heimische Industrie sei. „Es muss schnell gehen, und es muss funktionieren“, forderte der Generalinspekteur.“
Bis 2025?! Das ist sehr sportlich.
Vor einiger Zeit konnte man noch vernehmen, dass sich die Zeitlinie 2027 wohl nicht einhalten ließe und die Division auch später einsatzbereit sein könnte. Na, ich wünsche Herrn Zorn, dass alles klappt, wie er es sich vorstellt.
Rein theoretisch wäre es möglich das ganze sogar noch schneller hinzukriegen. Das ist meiner Überzeugung nach alles nur eine Frage des Willens und der Mittel. Nun da die Mittelfrage besser aussieht, ist die größte Baustelle der Wille, vor allem auf der politischen Ebene.

Es gibt in der Bundeswehr, ja selbst beim Beschaffungsamt viele sehr fähige und sehr engagierte Leute. Diese haben immer wieder und wieder ganz konkrete Vorschläge eingereicht und ganz konkrete Warnungen abgegeben und ganz konkrete Berechnungen vorgelegt. In den letzten Jahren wurden diese primär von der Ministeriumsspitze bzw. den Staatssekretären und deren Anhang und teilweise von bestimmten Abteilungsleitern regelrecht ignoriert.

Um die ganze Sache tatsächlich hinzukriegen müssen daher zuallererst klare und eindeutige Verantwortungen her, die mit ganz konkreten Befugnissen und realer Macht verbunden werden und die auf eine möglichst kleine Gruppe von beauftragten "Militärreformern" beschränkt werden. Diese könnte man aus der bereits erwähnten Gruppe von fähigen Experten durchaus rekrutieren.

Dazu müssten aber die Politiker und der zivile Anhang sowie die Pseudo-Soldaten in der Generalskaste auf persönliche Macht verzichten und die dann fallenden Entscheidungen mittragen und das widerspricht in vielen Fällen deren persönlicher Zielsetzung, die eben nicht die Generierung von Kampfkraft und Kriegsfähigen Streitkräften ist, sondern beispielsweise die Förderung einer Werft, das Abzweigen möglichst großer Anteile des Geldes für die bayerische Wirtschaft, der Posten in der Rüstungsfirma, der lukrative Beratervertrag, die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Vergrößerung des Einfluss den man innerhalb der Organisation hat, dies vor allem durch die Ausweitung von Mitteln welche man sich selbst unterstellt und dies völlig unabhängig davon ob das militärisch Sinn macht oder nicht usw

Dieser Konflikt vor allem zwischen dem persönlichen Machtstreben bestimmter Einzelner und den tatsächlichen rein militärischen Anforderungen wird durch kein Geld der Welt gelöst werden. Er ist in Deutschland meiner Meinung nach besonders ausgeprägt und hauptverantwortlich für viele der Fehlentwicklungen, vor allem aber für die zu geringe Geschwindigkeit mit der alles "voran kommt".

Ich stelle mal die These auf, dass man die geplante Division bis 2024 vollständig einsatzbereit kriegen könnte, wenn man es denn nur wirklich wollte und mit allen Mitteln forcieren würde. Es fehlt bei zu vielem in der Bundeswehr einfach nur ausreichend Druck, richtiger massiver extremer Druck damit die Maschinerie sich endlich mal in Bewegung setzt. Diesen kann man nur durch persönliche Verantwortung und durch sehr scharfe und radikale Maßnahmen gegen Verantwortliche erzeugen wenn diese versagen.

Gerade im Kontext mit der Bundeswehr wird seit Jahren fortwährend das System der organisierten Verantwortungslosigkeit benannt. Exakt dies: die organisierte Verantwortungslosigkeit muss beendet werden und dieser gordische Knoten kann nur dann durchgeschlagen werden, wenn man radikale Maßnahmen gegen bestimmte Personen und bestimmte Personengruppen ergreift. Diese müssen identifiziert und vollständig aus der Organisation entfernt werden und sie müssen darüber hinaus hart bestraft werden.

Parallel dazu muss die Bürokratie abgebaut werden. Initiativen zum Abbau von Bürokratie wie beispielsweise die von der Marine gestartete müssen mit allen Mitteln gefördert und durchgesetzt werden. Zum Bürokratieabbau gehört zugleich der Abbau von Gesetzen, von welchen die Bundeswehr ausgenommen werden muss, zuvorderst vom Ausschreibungsrecht.

Nun kommt immer der Einwand, dies würde ja die systemische Korruption noch befördern und Fehlentscheidungen und Kostensteigerungen noch wahrscheinlicher machen, dass ganze abzuschaffende Recht sei ja in Wahrheit auch ein Schutzmechanismus usw. aber genau deshalb muss der Bürokratieabbau im gleichen Atemzug mit einem entschiedenen "Personalabbau" erfolgen, unter Identifizierung von Personengruppen welche geeignet sind die Sache vollkommen unbestechlich und frei von jedweder persönlicher Ambition nur der Sache wegen voran zu treiben.

Unser Problem ist, dass solche Personen zunehmend rar sind. Und dass es gar nicht leicht sein wird sie gesichert zu identifizieren, zumal sie auch noch über eine Eignung für die Aufgabe verfügen müssen.
(23.03.2022, 18:44)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Rein theoretisch wäre es möglich das ganze sogar noch schneller hinzukriegen. Das ist meiner Überzeugung nach alles nur eine Frage des Willens und der Mittel.
Zwischen theoretisch und praktisch ist ein Unterschied.

Es geht bei Division 2027 ja nicht nur darum ein bischen Material zu beschaffen (mit 100% Preisaufschlag liefert einem das die Industrie durchaus auch in 2 statt 3 Jahren), sondern auch darum:
  • Truppenteile im Umfang von etwa 4 Bataillonen komplett neu aufzustellen (Stationierung bitte wo?).
  • in der Division sämtliche Dienstposten durchgängig zu besetzen und dazu ggf einen Personalstamm zur Ergänzung zu schaffen (Div 2027 ist vorgesehen NTM30, da ist eine Ersatztruppenstruktur durchaus nötig).
  • die massiven Fähigkeitsverluste der letzten Jahre im Kampfunterstützungs-, Unterstützungs- und Führungsunterstützungsbereich zu kompensieren, wieder aufzubauen und vor allem auch Prozesse wieder zu entwickeln und zu beüben.
kato:

Zitat:mit 100% Preisaufschlag liefert einem das die Industrie durchaus auch in 2 statt 3 Jahren

Das ist ein wichtiger Punkt den du hier ansprichst: dass die Industrie versuchen wird aus der aktuellen Situation ihren Vorteil zu ziehen und den Staat ungeachtet der immensen Notwendigkeit der schnellen Rüstung abzuziehen, also überhöhte Preise zu erzielen. Das muss unterbunden werden, und das wäre möglich. Das diese nicht mal im Ansatz vorbereitet wird zeigt schon auf, dass die Politik die eigentlich wesentliche Veränderung, nämlich dass Gesetze geändert werden müssen, dass Prozedere, Strukturen und Entscheidungsmechanismen geändert werden müssen entweder nicht versteht oder dass sie in Wahrheit zumindest teilweise eine andere (geheime) Agenda verfolgt, deren Endziel dann eben nicht die Herstellung der Kriegsfähigkeit ist.

Zitat:Truppenteile im Umfang von etwa 4 Bataillonen komplett neu aufzustellen (Stationierung bitte wo?)

Man könnte sowohl die notwendigen Unterkünfte und Räumlichkeiten aus dem Boden stampfen als auch die notwendigen Kräfte dafür zusammen ziehen. Mir ist aber natürlich schon klar, dass in der real existierenden Bundesrepublik des Berliner Flughafens et al das alles kaum machbar sein wird. Womit wir wieder beim Stichwort Gesetze, Verordnungen und Bürokratie sind, die für die Bundeswehr weg müssen. Warum dauert das den alles so lange? Bleiben wir konkret mal bei Bauvorhaben? Warum dauert es so lange in der real existierenden Bundesrepublik etwas zu bauen? Man könnte eine komplette Kaserne in Wahrheit in wenigen Monaten aus dem Boden stampfen, was die rein praktische Bauseite angeht. Es sind Gesetze, Verordnungen und Bürokratie die das verhindern, nicht die praktischen Fragen, nicht die Ausführung des Baus selbst.

Die neuen Truppenteile aufzustellen und zu stationieren wäre daher möglich, wenn man entsprechend die Bürokratie in diesem Kontext außer Kraft setzen würde.

Zitat:die massiven Fähigkeitsverluste der letzten Jahre im Kampfunterstützungs-, Unterstützungs- und Führungsunterstützungsbereich zu kompensieren, wieder aufzubauen und vor allem auch Prozesse wieder zu entwickeln und zu beüben.

Danke für dieses Stichwort ! Den mehr Material, mehr Personal und eine sinnvolle Struktur genügen ja eben nicht. Was wir noch mehr benötigen ist in Wahrheit Übung, also Training, realistische Manöver und das Ausführen von Handlungsabläufen in der praktischen Realität auf eine möglichst einsatznahe Weise.

Das betrifft nicht nur die Unterstützungstruppen, sondern alle Teile des ganzen. Für die vom GI genannte "Kaltstartfähigkeit" ist dieses möglichst einsatznahe praktische Üben und realistischen Bedingungen meiner Überzeugung nach noch wesentlicher als die Frage der Vollausstattung und der Personalstruktur, dass ist meiner Ansicht nach zur Zeit sogar mit die größte Baustelle in der Bundeswehr.

Es müssen richtige große Manöver inmitten der Zivilbevölkerung wieder her, und zwar möglichst realistische Manöver bei denen die Truppen real bewegt werden, keine Computersimulationen. Das würde zudem die Truppe in der Bevölkerung wieder präsenter machen und zugleich auch der psychologischen Kriegsführung und dem Informationskrieg dienen, ist Krieg doch an sich primär ein Kampf des Willens gegen einen anderen Willen.

Wir müssen uns durch das Üben von allem in der praktischen Realität wieder kriegsfähig machen, und dass kostet Zeit und auch erheblich Geld. Kein Material der Welt kann die praktische Übung kompensieren.
(23.03.2022, 19:14)kato schrieb: [ -> ]Truppenteile im Umfang von etwa 4 Bataillonen komplett neu aufzustellen

Welche denn? Was hab' ich da verpasst?
Wir haben doch schon genug hohle Strukturen, wofür denn noch mehr davon aufstellen?

(23.03.2022, 21:50)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Es sind Gesetze, Verordnungen und Bürokratie die das verhindern, nicht die praktischen Fragen, nicht die Ausführung des Baus selbst.

Dem Ersten stimme ich zwar -als jemand, der beruflich Bauplanung betreibt- durchaus zu, dem Zweiten muss ich aber widersprechen: Eine kurzfristige Ausführung ist inzwischen kaum noch in einem wirtschaftlichen Rahmen normal abbildbar. Die Bauwirtschaft wurde nach 2008 stark zurückgefahren und danach nicht wieder sinnvoll aufgebaut. Dazu der Materialmangel der letzten zwei Jahre. Es gibt keine Planbarkeit mehr, Baufirmen sind kaum noch zu bekommen, suchen sich die für sie selbst lukrativsten Aufträge heraus und verlangen dafür dann noch horrende Preise, für deren Einhaltung sie nicht mal mehr garantieren können aufgrund der schwankenden Marktpreise.....
Das Problem ist meiner rein privaten Ansicht nach schon die ganze Struktur der Bauwirtschaft. Man beschäftigt eine Firma, die beschäftigt wieder Subunternehmer die wieder Subunternehmer beschäftigen, und lauter scheinbar getrennte GmbHs werden in möglichst komplexer verschachtelter Weise ineinander geschachtelt und absolut alles getrennt voneinander zusammen gestückelt. Eine solche Struktur - schlußendlich eine gründlichere Explorierung bestehender Märkte zum Zweck der Gewinnsteigerung - erhöht natürlich die Profite, ist aber ebenso natürlich anfälliger - es fehlt hier ein ganzheitlicher Ansatz wo alles aus einer Hand kommt.

Ein solcher wäre aber natürlich nicht konkurrenzfähig, weil er von den anderen unterboten werden kann, so wuchsen aus dem Preiskampf organisch diese bizarren Strukturen in denen irgendwelche radebrechenden Ausländer die alle scheinbar selbstständig sind auf deutschen Baustellen herum gurken, ohne dass sie ihre Fahrzeuge ordentlich versichern, ohne dass sie hier überhaupt richtige Meldeadressen haben und ohne dass ihre "Firmen" mehr hätten als eine Briefkastenadresse in einer der deutschen Steuer-Oasen-Gemeinden weil da die Gewerbesteuer am niedrigsten ist.

Da stehen dann Fahrzeuge und Material für eine angeblich in Baden-Würtemberg ansässige Firma in Norddeutschland und wurden noch nie nach Süddeutschland bewegt während in irgendwelchen dubiosen Unterkünften abgezockte osteuropäische Lohnsklaven als scheinbare Subunternehmer die organisierte Verantwortungslosigkeit der Großbaustelle befördern. Aber das führt hier jetzt alles zu weit weg.

Im Zuge einer für die Herstellung der Kriegsfähigkeit notwendigen "Kommando-Wirtschaft" müssten entsprechend ebenfalls einfach Unternehmen requiriert werden. Das klingt jetzt natürlich für die meisten einfach wieder zu radikal, aber die Situation ist einfach viel ernster als es die Menschen hierzulande mehrheitlich überhaupt wahrnehmen. Denen erscheint Russland wie eine jetzt geschlagene Regionalmacht die keine Bedrohung mehr darstellt, dabei ist das Gegenteil der Fall.
(23.03.2022, 21:55)Broensen schrieb: [ -> ]Welche denn? Was hab' ich da verpasst?
Wir haben doch schon genug hohle Strukturen, wofür denn noch mehr davon aufstellen?
Irgendwie muss man die Division auch führen können. Die Spargliederung der letzten 10 Jahre hat ja alles auf die Brigaden runterverlagert.

Grob ist im Konzept Heer 4.0 je ein Fernmelde-, Aufklärungs-, und Versorgungsbataillon auf Divisionsebene vorgesehen, die bisher nicht vorhanden und für Division 2027 aufzustellen sind.

Dazu kommt ein (im Umfang) neu aufzustellendes Artilleriebataillon bzw. (in Gliederung) der Aufwuchs vorhandener Artilleriekräfte zu einem Artillerieregiment auf Divisionsebene, das Artilleriegruppen im Bataillonsumfang für jede Brigade plus die Division selbst vorhält.

Ansonsten gibts in den Divisionstruppen ein bereits vorhandenes Pionierbataillon (sPiBtl 905 für 1. PzDiv). Dieses ist in bisheriger Gliederung ein teilaktiver Kaderverband mit rund 30% Reserve-DP.

Nominell findet sich zusätzlich bei Darstellungen der Division 2027 meist ein Hubschrauberverband, der wohl aus der in Heer 4.0 vorgesehenen Heeresfliegerbrigade beigestellt wird und daher für diesen Zwischenschritt mutmaßlich aus vorhandenen, ggf. zu stärkenden Regimentern unterstellt würde.

Sonstige früher bei den Divisionen aufgehängte und nötige Fähigkeiten sind durch ergänzende Beistellungen SKB/San/CIR abgedeckt, die man grob jeweils im Umfang ein bis zwei Bataillone ansetzen kann.
Das die Divisionstruppen de facto zur Unbrauchbarkeit reduziert sind will ich gar nicht in Abrede stellen, aber andererseits sind die Brigaden de facto überladen. Wenn man diese wiederum in bestimmten Bereichen reduzieren würde, dann könnte man die Divisionstruppen nicht nur wesentlich leichter und schneller aufstellen, dann würde man dafür auch deutlich weniger Personal benötigen.

Beispielsweise hat ja jede Brigade wie allgemein bekannt ein Aufklärungs-Bataillon, ein Pionier-Bataillon und ein Unterstützungs-Bataillon als de facto Brigadetruppen. Wenn man nur auf der Ebene Division ein Aufklärungs-Regiment und ein Pionier-Regiment aufstellen würde (analog zu dem geplanten Artillerie-Regiment), könnte man die entsprechenden Brigadeeinheiten zugleich deutlich reduzieren.

Eine Division mit 3 Brigaden hätte demzufolge dann 1 Aufkl-Rgt und 1 Pio-Rg, statt 4 Aufkl-Bat und 4 Pio-Bat wie es jetzt anscheinend geplant ist. In den Brigaden selbst reicht meiner Meinung nach beispielsweise eine Pio-Kompanie, und benötigt man mehr, wird dies halt von der Division aus jeweils gestellt.

Und will man Divisionen als Großkampfverbände, macht eine stärkere Aufklärung auf der Ebene Division ebenfalls mehr Sinn.

Deshalb könnte man meiner Meinung nach durch solche Umverteilungen von der Brigade-Ebene auf die Divisions-Ebene diese "Neuaufstellung" der Divisionstruppen deutlich beschleunigen und vereinfachen und gleichzeitig die Menge des notwendigen Personals reduzieren.

Damit würde die beschriebene Problemstellung deutlich reduziert werden.
Ich bin auf jeden Fall auf weitere Details gespannt…
und der Zeitrahmen ist sehr sportlich…aber im optimalen Fall ohne begrenzte Ressourcen wohl machbar…
viele Dinge wurden ja schon auf den Weg gebracht…
müssen halt zeitlich beschleunigt werden (Puma Upgrades usw)
Genau das ist meine Sorge bei dieser defacto-Reform: Dass man weiterhin meint, man könnte irgendetwas durch zusätzliche Einheiten verbessern. Die Einheiten sind vorhanden, da muss erstmal gar nichts neu aufgestellt werden - vom Artillerieaufwuchs und HFla mal abgesehen. Die Brigaden sind völlig überfrachtet, weil bisher eine Brigade ja auch der größte Verband war, den man hätte zum Einsatz bringen können. Stellt man jetzt noch zusätzliche Divisionstruppen auf, wird zum einen die Division immer schwerfälliger, zum anderen wird auch ihre Einsatzbereitschaft sich so nur noch weiter hinauszögern und mehr Kräfte erfordern.

Es wäre noch nicht einmal notwendig, hier Standorte zu verändern und Soldaten zwangs-umzusiedeln, was mit Blick auf die Personalsorgen besser vermieden werden sollte. Die entsprechenden Bataillone der Brigaden bilden einfach nur Regimenter, die wiederum Kompanien an die Brigaden rückunterstellen. Das kostet quasi nix, erfordert kein neues Personal und minimiert die Unruhe in der Truppe. Perspektivisch kann man dann natürlich über sich daraus ergebende sinnvolle Verlagerungen nachdenken, aber erforderlich ist das für die Einsatzbereitschaft der Division nicht.

Übrigens hat zumindest die 10. PzDiv. bereits ein eigenes Fernmeldebataillon bekommen und es sollte ja kein Hexenwerk sein, für die Division ein bestehendes Logistikbataillon der SKB abzustellen.
Zum Thema „Kaltstartfähigkeit“
https://soldat-und-technik.de/2022/03/au...sstattung/
(24.03.2022, 13:40)Broensen schrieb: [ -> ]Übrigens hat zumindest die 10. PzDiv. bereits ein eigenes Fernmeldebataillon bekommen
Das Fernmeldebataillon 10, das im Oktober 2021 formell in Dienst gestellt wurde soll geplant erst 2025 auf seinen vollen Personalbestand zu kommen. Bisher besteht das in seiner Gesamtheit aus der vorhandenen bisherigen Stabs- und Fernmeldekompanie der 10.PzDiv mit 170 Mann und einem Bataillonsstabs-Kader von 30 Mann.

(24.03.2022, 12:52)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Wenn man nur auf der Ebene Division ein Aufklärungs-Regiment und ein Pionier-Regiment aufstellen würde (analog zu dem geplanten Artillerie-Regiment), könnte man die entsprechenden Brigadeeinheiten zugleich deutlich reduzieren.
In den Brigaden selbst reicht meiner Meinung nach beispielsweise eine Pio-Kompanie, und benötigt man mehr, wird dies halt von der Division aus jeweils gestellt.
Aufklärungsregiment: Wie würdest du die 3 Aufklärungskompanien, 3 Feldnachrichtenkompanien und 3 Drohnen/Radar-Kompanien denn da gern umverteilen?
Das einzige was mir da einfiele, was noch halbwegs sinnbehaftet ist, wäre die Feldnachrichtentruppen auf Div-Ebene zu bündeln oder sogar noch eine Ebene höher zu kicken.

Aber davon kriegt die Division jetzt ja nicht wirklich irgendwelche "eigenen" Aufklärungskräfte ins Feld. Und darum gehts ja: Nicht Fähigkeiten wegrationalisieren, sondern sinnvoll auf höherer Ebene zu ergänzen. Gerade im Aufklärungsbereich in der modernen Gefechtsführung. Man ist ja nicht mehr in den 70ern.

Pioniere: Die Pionierbataillone der Brigaden führen in V-Gliederung gerade mal zwei Panzerpionierkompanien. Der Rest aus der F-Gliederung wird in die erwähnten beiden sPiBtl auf Div-Ebene überführt.