@ThomasWach
Zitat:Wenn du ne gute Bildung hast, wirst du schnell auch in die Lage kommen, Städte und Länder wechseln zu müssen und schnell wird sich durchaus ein urbanes europäisches Lebensgefühl einstellen können, das mehr nach Stadt-Land oder Regionen differenziert denn nach der alten Methode der Nationen oder gar dem ganz simplen Trennungsmuster Nord und Süd.
Tjo, bin vor Einführung des TEuro viel verreist, habe eine ganze Zeit lang in Berlin gelebt...und habe trotzdem nie dieses "europäische Lebensgefühl" entwickelt.
Rückblickend war ich sogar ganz froh als ich aus einigen europäischen Staaten 'raus war.
Was uns de Winter sagen will ist das er kein EU-Fan geworden ist obwohl oder gerade weil er kosmopolitisch lebt.
Hatte ich nicht geschrieben das mir sein Essay aus der Seele spricht? Warum habe ich wohl nicht geschrieben das er mir aus dem Kopf spricht?
Ich habe in meinem Bücherregal Werke, die in China verfasst wurden, ich hatte bis vor kurzem eine Freundin, die aus einem afrikanischen Staat stammt...
...und du hast den Nerv mir nationalistische Engstirnigkeit zu unterstellen.
Zitat:Und ganz ehrlich, der kleine niedliche europäische Nationalstaat ist wohl nun wirklich die letzte Bastion, die wirksam gegen diese kosmopolitischen Finanzeliten, die er auch kritisiert, vorgehen könnte.
Die Finanzeliten sind ganz einfach in den Griff zu bekommen, nämlich indem man ihnen die Aussicht auf Profit ruiniert.
Gerade das will die EU aber nicht - weil es das Ende des Kapitalismus, der sowieso versagt hat, zumindest in seiner jetzigen Form bedeuten würde.
Stell' dir mal einen Kapitalismus(?) ohne Aktienmärkte vor, in dem die Unternehmen dem Staat gehören, in dem es keine 400-Euro-Jobs gibt...
Zitat:die in aller Ruhe nationale Egoismen füttern könnten und die europäischen Staaten gegeneinander ausspielen würden in einer Spirale nach unten in Sachen Regulierung.
Ach, und die EU würde uns davor schützen?
Nein, dann ginge das Spiel nur auf höherem Niveau weiter.
"Wir müssen die Rohstoffquellen in Afrika schützen", also EU-Truppen nach dort, "wir müssen die norwegischen Ölquellen für den europäischen Binnenmarkt sichern", also besetzen wir Norwegen und riskieren vielleicht einen Krieg mit Russland...
So wird es letztendlich aussehen.
Und damit wird die EU scheitern.
Sie wird auch deshalb scheitern weil sie als Club, der Großmacht sein will ausgelegt ist. Dabei verteidigt sie etwas, was die europäischen Staaten schon längst verloren haben und dies mehr aus der Intention 'raus, das man es hat. Irgendwie erinnert es mich an das deutsche Kaiserreich Anfang des 20.Jahrhunderts, und wie damals hat dieser Wunsch nach dem "Platz an der Sonne" etwas nihilistisches, ja snobistisches an sich.
Das eigentlich Perverse an der EU, was mich auch an den ganzen EU-Fans ankotzt ist, das man die EU um ihrer selbst oder offen zugunsten einer kleinen, profit- und machtgierigen Schicht haben will.
Man will die EU um des Kapitalismus willen, auch auf Kosten der Bevölkerung.