(Vor 4 Stunden)Schneemann schrieb: [ -> ]...
@Kongo Erich
Es sollte eigentlich keine Ablenkung sein, sondern die Vorgeschichte bzw. die "Begleiterscheinungen" zum Atomprogramm sollte/n mit berücksichtigt werden, weil ich schätze, dass ansonsten die Reaktion Jerusalems nicht so eingetreten wäre.
Aber um beim Atomprogramm und um im Iran vs. Israel-Kontext zu bleiben, frage ich dich mal direkt: Ab welchem Zeitpunkt hätte Israel legal die Atomanlagen denn deiner Meinung nach angreifen dürfen?
Schneemann
a) ok
b) das Völkerrecht ist diesbezüglich nach meiner Meinung relativ klar:
Gewalt ist erlaubt,
b1) wenn und sobald die UNO das gestattet bzw.
b2) wenn es zur Abwehr eines (beweisbar) unmittelbar bevorstehenden Angriffs im Rahmen der Selbstverteidigung geschieht.
Ich weiß, dass insbesondere die westliche Führungsmacht auch dagegen verstößt. Ich denke nur an Libyen, in dem die UNO lediglich ein Flugverbot erlaubt hat. Und über die rollenden Giftgasfabriken im Irak brauchen wir wohl auch nicht diskutieren.
Es hat schon seinen Grund, dass die USA den IStGH nicht anerkennen ...
Bei b1) ist es klar:
wenn in der UNO über Gewaltanwendung debattiert wird steht eine solche unmittelbar bevor. Dem potentiellen Angriffszielt bleibt dann aber auch die Möglichkeit, durch die Einladung an Inspektoren und internationale Medienvertreter die eine oder andere Tarn-Lügen-Geschichte zu widerlegen.
Wie war das mit den Frühchen, die aus den kuwaitischen Klinikbetten an die Wände geworfen wurden?
Zurück aber zu b2):
Nach Bibi steht der Iran seit ungefähr 30 Jahren kurz vor der Entwicklung der Atombombe. Die ständige Wiederholung dieses Narratives führt nicht dazu dass sie richtig wird.
Und auch die tatsächliche Entwicklung dieser Waffe führt noch nicht automatisch dazu, dass ein Angriff "unmittelbar bevorsteht". Weder Israel, Indien oder Pakistan und sogar der "Schurkenstaat Nordkorea" nutzen die dort entwickelten und sicher vorhandenen Atombomben für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff.
Ich denke, gerade mit den heutigen Aufklärungs- und Informationsmitteln ist ein solcher - auch konventioneller - Angriff relativ gut vorhersagbar.
Ich erinnere beispielsweise an den russischen Überfall auf die Ukraine 2022. Da sind schon Tage vorher die Alarmsirenen angegangen, da waren einerseits die unüberhörbaren Drohungen und Forderungen aus dem Kreml und andererseits die entsprechenden Truppendislozierungen. Man kann natürlich sagen, eine solche Entwicklung - bis hin zu Truppen in den Angriffsstellungen - sei nur eine "Drohkulisse". Aber - wer mit einem Angriff "droht" kann sich nicht damit entschuldigen, das sei alles andere, nur keine Angriffsabsicht gewesen.
Auch beim letzten Waffengang zwischen Indien und Pakistan war die indische Absicht wohl eindeutig erkennbar. Sonst hätten die Pakistaner es nicht geschafft, ihre eigene Luftwaffe in die entsprechenden Abfangpositionen einzunehmen.
Und auch bei den von mir oben genannten Angriffen auf Libyen und den Irak war der bevorstehende Angriff eindeutig absehbar - aufgrund des Geschehens in der UN (b 1).
Zusammen gefasst stellt man fest, dass einem unmittelbar bevorstehenden Angriff nicht nur massive verbale Drohungen, sondern auch entsprechende Truppendislozierungen voraus gehen.
Letztere lassen sich nicht "verheimlichen".
Ich erinnere als Kontrolle für diese Aussage an die Abflüge der Bomber mit der Bunkerbrecher-Bombe GBU-57 der USA. Auch wenn DT noch was von einer zweiwöchigen Überlegungszeit faselte - und damit deren Einsatz inkludierend androhte.
Wenn man das so akzeptiert, dann wird sehr schnell ein Schuh aus dem Ganzen. Verbale Drohungen,
verbunden mit entsprechende Truppendislozierungen, zeigen einen unmittelbar bevorstehenden Angriff an.
Damit ist dann auch die Schranke für den Präventivschlag gefallen.
Wer also "sicher und in Frieden" leben will, muss zwangsläufig beides unterlassen.
Wer nur droht kann noch als Maulheld in die Geschichte eingehen, soweit er nicht seine Truppen in Angriffspositionen disloziert.
Wer beides macht - droht und Truppen in Angriffspositionen unterhält - muss dagegen mit einem erlaubten "Präventivschlag" rechnen.
So gesehen hätte Israel schon Wochen vor seinem Angriff auf den Iran einen iranischen Präventivschlag herausgefordert. Während anderseits der Iran zwar verbal
(genauso wie Bibi - das wird bei uns gerne unterschlagen) mit wüsten Drohungen operierte,
seine Truppen aber eindeutig nicht in Kriegspositionen hatte.
Wenn man das in der internationalen Politik berücksichtigt, könnte die Welt trotz aller legitimen Interessensgegensätze etwas friedlicher werden.