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Normale Version: Iran vs. Israel
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Der Präventivschlag gegen den Iran wurde aber nicht mit solchen Punkten begründet, sondern "nur" mit dem Atomprogramm sowie dem ballistischen Raketenprogramm.

Wenn dies rechtskonform wäre, so wäre ein Angriff Russlands auf Deutschland angesichts der aktuellen Pläne ganz genau so rechtskonform, weil er eine gerechtfertigte Selbstverteidigung der Russen wäre.

Da aber der Angriff auf den Iran in keinster Weise legal war, erübrigt sich dieses Gedankenspiel ohnehin vollständig.
@Quintus
Zitat:Der Präventivschlag gegen den Iran wurde aber nicht mit solchen Punkten begründet, sondern "nur" mit dem Atomprogramm sowie dem ballistischen Raketenprogramm.
Naja, die anderen Aspekte sind aber nun langsam hinlänglich bekannt, es sollte ja im Grunde mittlerweile jeder wissen, welche Töne aus Teheran kommen und dass gerade deswegen das Atom- und Raketenprogramm unerträglich ist.
Zitat:Da aber der Angriff auf den Iran in keinster Weise legal war, erübrigt sich dieses Gedankenspiel ohnehin vollständig.
Die Frage ist halt auch, ab wann man denn den Angriff als "legal" angesehen hätte? Das beziehe ich nun nicht auf deinen Einwand, sondern auf die internationale Bedenkenträger-Community, die im Nachgang immer alles besser weiß, aber letztlich kein Konzept zum Verhindern des Dramas hatte.

Wäre ein Präventivschlag am Tag nach einem Atomtest legal gewesen? Die Iraner hätten dann sehr wahrscheinlich erst einmal noch kein Trägersystem oder einen auf ein Trägersystem angepassten Sprengkopf parat gehabt (das dauerte z. B. sowohl bei Pakistanis als auch Nordkoreanern auch noch einige Zeit bzw. Jahre) - hätte man also erst einmal den Test abwarten und dann zuschlagen sollen/dürfen?

Oder hätte man es da auch noch nicht legal "gedurft", da ja keine atomar bestückte Rakete auf dem TEL stand? Oder hätte man erst dann zuschlagen dürfen, wenn die atomar bestückte Rakete auf dem Startteller steht? Da gäbe es dann wieder einige Kreise, die sagen würden, dass man es nicht sicher wissen könne, dass die Rakete atomar bestückt gewesen sei, dass unklar sei, ob sie überhaupt abgeschossen hätte werden sollen usw. usf. Das könnte man beim besten Willen niemandem in Jerusalem zumuten angesichts der Vorgeschichte.

Wie man es dreht und wendet: Der jetzige Angriff mag vielleicht nicht legal gewesen sein nach rein formalen und juristischen Kritikpunkten. Im Gesamtrahmen betrachtet sind diese Einwände aber nicht entscheidend, da die Weichenstellung auf diese Entwicklung hin schon lange vorgenommen war und diese letztlich auch einem Versagen von genau jenen Kreisen zuzurechnen ist, die nun die Paragraphen wie eine Monstranz zur Selbstberuhigung vor sich hertragen.

Schneemann
Schneemann, lenk nicht vom Thema ab:
die israelisch/us-geführten Angriffe waren gegen das iranische Atomprogramm gerichtet und nicht gegen irgendwelche Terrorgruppen in Israel oder sonst wo ... und DT hat in seiner ersten Amtszeit mit der Kündigung des Atomabkommens (das war eine Alternative bzw. ein funktionierendes Konzept zum Verhindern des Dramas) erst die Voraussetzungen für sein jetziges Bombardement geschaffen.
Schneemann:

Du schreibst ein wenig an mir vorbei. Ich habe die Notwendigkeit und Legitimität dieses Angriffskrieges immer hervor gehoben. Er war absolut zwingend notwendig, und es war der perfekte Zeitpunkt. Es wäre ein schwerwiegender politisch-strategischer Fehler von Israel gewesen, keinen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg zu führen.

Notwendigkeit begründet hier aber keine Rechtmässigkeit. Und da kannst du nun hin- und herschreiben wie du willst, Erich hat durchaus Recht, dass die zur Zeit stattfindende Erodierung des Rechtes insgesamt betrachtet sehr sorgfältig und äußerst kritisch abgewogen werden sollte. Denn damit nimmt man sich selbst Möglichkeiten für eigene Lawfare und zum anderen ist eine Eindämmung des Krieges als Naturzustand durchaus meist vorteilhaft.

Meiner Meinung nach liegt die aktuelle Situation zudem keineswegs an einem Versagen "dieser Kreise" welche du hier kritisierst. Auch wenn Nightwatch da immer einer völlig gegensätzlichen Meinung war (Todeskult, Selbstmordsekte, Apokalyptiker), bin ich der Meinung, dass man mit dem Iran über genau "diese Kreise" durchaus zu einer gepflegten normalen Feindschaft hätte übergehen können, welche auf einem unproblematischen Niveau vor sich hin geköchelt hätte. Aber Makulatur, diese Chance liegt unter den Trümmern von Gaza und andernorten begraben.
(Vor 6 Stunden)Kongo Erich schrieb: [ -> ]Schneemann, lenk nicht vom Thema ab:
die israelisch/us-geführten Angriffe waren gegen das iranische Atomprogramm gerichtet und nicht gegen irgendwelche Terrorgruppen in Israel oder sonst wo ... und DT hat in seiner ersten Amtszeit mit der Kündigung des Atomabkommens (das war eine Alternative bzw. ein funktionierendes Konzept zum Verhindern des Dramas) erst die Voraussetzungen für sein jetziges Bombardement geschaffen.

Das Problem mit diesem Völkerrecht ist nicht das Völkerrecht an sich, sondern dass die, die schreien immer nur schreien wenn der Westen, Israel, etc. etwas macht. Kein Ton kommt über deren Lippen wenn der Iran hunderte an Flugkörpern auf Israel feuert, sich mit paramilitärischen Milizen bis hin zu Terrorgruppen (Libanon, Irak, Syrien, Jemen, etc.) in andere Länder einmischt oder Putin die Ukraine überfällt.
"Diese Kreise" haben also keinen Haftbefehl gegen Putin erlassen ? Oder gegen die Anführer der Hamas ?
@Quintus
Zitat: Ich habe die Notwendigkeit und Legitimität dieses Angriffskrieges immer hervor gehoben.
Das stimmt. Das hatte ich auch so verstanden.
Zitat:Und da kannst du nun hin- und herschreiben wie du willst, Erich hat durchaus Recht, dass die zur Zeit stattfindende Erodierung des Rechtes insgesamt betrachtet sehr sorgfältig und äußerst kritisch abgewogen werden sollte. Denn damit nimmt man sich selbst Möglichkeiten für eigene Lawfare und zum anderen ist eine Eindämmung des Krieges als Naturzustand durchaus meist vorteilhaft.
Das Problem meiner Meinung nach ist hierbei aber, dass wir zwar ein Rechtssystem haben, welches meiner Meinung nach wertvoll ist, aber welches zugleich von den gegen uns agierenden Kräften gegen uns eingesetzt wird - ohne dass wir großartige Handlungsoptionen hätten. D. h. dieser übergeordnete Rechtsstaatlichkeitskanon wird in zunehmendem Maße von unseren Gegnern ad absurdum geführt und einen wirklichen Hebel haben wir keinen, ja wir scheinen unfähig daneben zu stehen, allenfalls könnten wir genauso die Grauzonen ausloten oder die Regeln brechen, was aber dann mit Sicherheit uns harsche Kritik einbringt. Aus diesem Grund hatte ich ja schon einmal die Notwendigkeit einer "Neujustierung" des Völkerrechtes ins Spiel gebracht. Aber das wäre hier wohl der falsche Strang.

@Kongo Erich
Zitat:Schneemann, lenk nicht vom Thema ab:
die israelisch/us-geführten Angriffe waren gegen das iranische Atomprogramm gerichtet und nicht gegen irgendwelche Terrorgruppen in Israel oder sonst wo ... und DT hat in seiner ersten Amtszeit mit der Kündigung des Atomabkommens (das war eine Alternative bzw. ein funktionierendes Konzept zum Verhindern des Dramas) erst die Voraussetzungen für sein jetziges Bombardement geschaffen.
Es sollte eigentlich keine Ablenkung sein, sondern die Vorgeschichte bzw. die "Begleiterscheinungen" zum Atomprogramm sollte/n mit berücksichtigt werden, weil ich schätze, dass ansonsten die Reaktion Jerusalems nicht so eingetreten wäre.

Aber um beim Atomprogramm und um im Iran vs. Israel-Kontext zu bleiben, frage ich dich mal direkt: Ab welchem Zeitpunkt hätte Israel legal die Atomanlagen denn deiner Meinung nach angreifen dürfen?

Schneemann
Wäre der Iran aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten , hätte es dann überhaupt eine Möglichkeit gegeben in zu Maßregeln ? Derzeit würde er ja noch gegen diesen internationalen Vertrag verstoßen .
(Vor 5 Stunden)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]"Diese Kreise" haben also keinen Haftbefehl gegen Putin erlassen ? Oder gegen die Anführer der Hamas ?

Du meinst die Alibianklage gg. eh schon tote Hamasführer? Oder die Anklage gg. Putin? Fragt sich halt ob Länder die Putin event. besucht daran halten und ihn verhaften. Die einzelnen Punkte von dir unterstützen lediglich meine Darstellung, denn hat man den Iran für seine zahlreichen Menschen- und Völkerrechtsverstösse vor Gericht gezerrt? Hat z.B. Südafrika gerade nicht die Ukraine für den Krieg mit Russland verantwortlich gemacht? Aber Israel vor Gericht zerren. Zumindest Südafrika muss man Heuchelei und Verlogenheit unterstellen. Dazu die Verbreitung von Lügen über Angriffskriege? Klar, so sieht Recht aus...

Wenn man gg. Israel klagt und das als Recht empfindet, dann muss man sich auch in anderen Fällen an Recht, Menschen- und Völkerrecht, halten. Bei der Menge und dem Umfang an Verstössen weltweit würde Israel wohl kaum die Liste der Länder die Unrecht begehen anführen. Der internationale Strafgerichtshof sollte eigentlich auch keine Zeit haben für eine Verhandlung gg. Israel wenn ich mir die Liste an z.B. iranischen Menschenrecht- und Völkerrechtsverbrechen anschaue.

Nochmal PS: Ich habe nichts dagegen, dass Israels Vorgehen untersucht wird, auch rechtlich. Insbesondere die Siedlungspolitik im Westjordanland gehört verurteilt. Wer aber über andere Verbrechen lügt oder diese ignoriert der misst mit zweierlei Mass.
@alphall31
Zitat:Wäre der Iran aus dem Atomwaffensperrvertrag ausgetreten , hätte es dann überhaupt eine Möglichkeit gegeben in zu Maßregeln ? Derzeit würde er ja noch gegen diesen internationalen Vertrag verstoßen .
Das ist richtig. Der Iran hat den Atomwaffensperrvertrag unterzeichnet und ratifiziert. Das bereits übrigens noch zu Shah-Zeiten (und daran haben die Mullahs sich offiziell auch gehalten). Und wenn der Iran nur ein paar Atomkraftwerke betreiben würde, um seine Energieprobleme zu lösen, dann würde das niemanden groß interessieren - zumal er für seine PWRs und HWRs allenfalls auf 5% anreichern müsste.

Aber genau das tut er nicht, sondern er brüstet sich damit, entsprechend höherwertig anreichern zu können und zu wollen. Dazu kommen die Verschleierungsversuche (die Anreicherung in Natanz wurde der IAEO verborgen und wurde erst 2002 per Zufall bekannt, 2006 begann man den Bau von Fordo, wobei es der IAEO erst 2009 bekannt [gemacht] wurde) - was natürlich nicht gerade zum Vertrauen beigetragen hat.

Schneemann
Der IStGH ist ein unabhängiges Gericht, das sich nach rechtlichen Standards richtet. Der Haftbefehl gegen Putin oder der Vorwurf gegen den Iran sind separate rechtliche und politische Prozesse. Nur weil ein Land wie Russland oder der Iran nicht vor dem IStGH verhandelt wird, bedeutet das nicht, dass speziell Israel „unfair behandelt“ wird. Nicht zu vergessen, dass dem IStGH ja eben so häufig vorgeworfen wird, sich in erster Linie mit afrikanischen Konflikten zu befassen und nicht genug gegen andere mächtige Staaten vorzugehen. Sowieso ist die Tatsache, dass andere Staaten ja auch unsauber sind, rechtfertigt auch nicht die massiven Vergehen Israels. Das ist eine klassische "Whataboutism"-Strategie.

Die Sachlage ist ja aus ganz anderen Gründen heraus hochinteressant. Denn gerade die konsequente Verletzung jedweder völkerrechtlicher Norm und plausibler Proportionalität verschaffen Israel kurzfristig erhebliche militärische Vorteile, aber es verstärkt aber massiv die SIcherheitsprobleme Israels bzw der Juden insgesamt. Das heißt auch losgelöst von ihrer militärischen Wirkung und vermeintlicher hergeleiteter präemptiver Legitimation, Rache oder Großisrael Wünschen (das kommt ja faktisch zusammen) etc., verfehlt diese Strategie - oder nennen wir es Entwicklung - das Ziel die "Sicherheit" israelischer Bürger zu erhöhen. Exakt das Gegenteil tritt ein.

Und ein weiterer Punkt ist auch, dass das eigene Existenzrecht des Kunststaat auf dem Gebiet des ehemaligen Osmanischen Reiches für eine Religionsgemeinschaft (Juden) im Westen von selbigen auf der Basis von Völkerrechtsverletzungen und immerwährender Schuld und moralischer Zwangverpflichtung aufbaute. Wie schaut es denn jetzt damit aus? Diese Opfer-Rolle hat man scheinbar nicht mehr nötig, weil man meint dass einem die Täter-Rolle viel besser steht. Beides gemeinsam funktioniert aber nicht. Was in Gaza, der Westbank, dem Libanon, Syrien, usw. getan wird ist am Ende ein Bärendienst an den eigenen Sicherheitsinteressen und der eigenen Relevanz, denn sie entwaffnet nicht nur Israel moralisch, sondern sie entwaffnet die westliche Lawforce. Man steht moralisch entblößt vor einem Scherbenhaufen und hat nur noch seine große Keule auf der Schulter.

Und da wir hier ja auch im Iran Kontext diskutieren. Auch auf den Iran, seine Innenpolitik und Außenpolitik gegenüber Israel/USA/Anhängsel, haben diese Entwicklungen einen erheblichen Effekt. Die Regierung hat das Volk ja gar nicht belogen und auch nicht in diesen Krieg getrieben. Man hat ja verhandelt und der Verwurf war lediglich in rechtlichen Grauzonen unterwegs zu sein. Es ist ein aufgezwungener Krieg Israels gegen die gesamte Region und ein direkter Angriff auf den Iran. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Rules of Engagement, welches Israel etabliert hat, nicht im Interesse Israels sind. Israelisches Gebiet ist nun jederzeit angreifbar geworden und man muss nichts mehr einfach unter den Teppich kehren. Eine Bombe im Iran und es fliegen gleich Raketen zurück. Es herrscht nur Waffenstillstand und kein Frieden. Kein Völkerechtler, nicht einmal pro-israelische Politiker, zweifeln das Selbstverteidigungsrecht des Iran an. Gibt auch keine Grundlage dafür. Auch das ist ein Wendepunkt.

Mit andern Worten, wer die Entscheidung sucht, muss notgedrungen auch gewinnen. "Gewinnen" in einem Spiel ohne Spielregeln, läuft per Definition auf Vernichtung einer seiner hinaus. Daher ist dies auch aus Sicht Israels erst ein Anfang.
Allgemein:

Zitat:Zumindest Südafrika muss man Heuchelei und Verlogenheit unterstellen.

Dieser Aspekt den Kos hier genannt hat ist dahingehend hochinteressant, als dass es eine ganze Reihe Hinweise darauf gibt, dass der Iran sich diese Handlungen Südafrikas praktisch gekauft hat. In südafrikanischen Medien wird das schon seit Monaten offen diskutiert. Anscheinend flossen dafür erhebliche Bestechungsgelder. Südafrika ist also nicht nur verlogen und heuchlerisch, sondern darüber hinaus hochkorrupt und käuflich was seine politische Meinung angeht. Umkehrschluss: man könnte sich also genau so gut eine pro-israelische Haltung im Recht einfach einkaufen.

Eine weitere Schlußfolgerung für die Lawfare ist, dass man sich entsprechend auch Klagen gegen den Iran etc. einfach einkaufen kann. Man könnte ohnehin sehr leicht den Iran mit Klagen über Klagen überziehen und ohne Ende Lawfare gegen ihn betreiben. Und damit kommen wir zu dem Punkt den Schneemann hier angeführt hat:

Zitat:Das Problem meiner Meinung nach ist hierbei aber, dass wir zwar ein Rechtssystem haben, welches meiner Meinung nach wertvoll ist, aber welches zugleich von den gegen uns agierenden Kräften gegen uns eingesetzt wird - ohne dass wir großartige Handlungsoptionen hätten. D. h. dieser übergeordnete Rechtsstaatlichkeitskanon wird in zunehmendem Maße von unseren Gegnern ad absurdum geführt und einen wirklichen Hebel haben wir keinen, ja wir scheinen unfähig daneben zu stehen

Wir sind nämlich in Wahrheit eigentlich keineswegs hilflos, keineswegs müssten wir einfach unfähig daneben stehen, keineswegs haben wir keine Handlungsoptionen. Es ist diese selbstverschuldete Handlungsunfähigkeit, welche das so erscheinen lässt. Wir hätten in Wahrheit jede Menge Hebel, wir setzen sie nur nicht ein.

Und zwar nur aus allgemeiner Unfähigkeit !

Das Rechtssystem müsste daher in keinster Weise geändert werden, man müsste nur endlich anfangen es richtig zu nutzen. Das krankt daran, dass zu viele im Westen TM ihre eigene Propaganda tatsächlich glauben.
(Vor 4 Stunden)Schneemann schrieb: [ -> ]...

@Kongo Erich
Es sollte eigentlich keine Ablenkung sein, sondern die Vorgeschichte bzw. die "Begleiterscheinungen" zum Atomprogramm sollte/n mit berücksichtigt werden, weil ich schätze, dass ansonsten die Reaktion Jerusalems nicht so eingetreten wäre.

Aber um beim Atomprogramm und um im Iran vs. Israel-Kontext zu bleiben, frage ich dich mal direkt: Ab welchem Zeitpunkt hätte Israel legal die Atomanlagen denn deiner Meinung nach angreifen dürfen?

Schneemann
a) ok

b) das Völkerrecht ist diesbezüglich nach meiner Meinung relativ klar:

Gewalt ist erlaubt,
b1) wenn und sobald die UNO das gestattet bzw.
b2) wenn es zur Abwehr eines (beweisbar) unmittelbar bevorstehenden Angriffs im Rahmen der Selbstverteidigung geschieht.

Ich weiß, dass insbesondere die westliche Führungsmacht auch dagegen verstößt. Ich denke nur an Libyen, in dem die UNO lediglich ein Flugverbot erlaubt hat. Und über die rollenden Giftgasfabriken im Irak brauchen wir wohl auch nicht diskutieren.
Es hat schon seinen Grund, dass die USA den IStGH nicht anerkennen ...

Bei b1) ist es klar:
wenn in der UNO über Gewaltanwendung debattiert wird steht eine solche unmittelbar bevor. Dem potentiellen Angriffszielt bleibt dann aber auch die Möglichkeit, durch die Einladung an Inspektoren und internationale Medienvertreter die eine oder andere Tarn-Lügen-Geschichte zu widerlegen.
Wie war das mit den Frühchen, die aus den kuwaitischen Klinikbetten an die Wände geworfen wurden?

Zurück aber zu b2):
Nach Bibi steht der Iran seit ungefähr 30 Jahren kurz vor der Entwicklung der Atombombe. Die ständige Wiederholung dieses Narratives führt nicht dazu dass sie richtig wird.
Und auch die tatsächliche Entwicklung dieser Waffe führt noch nicht automatisch dazu, dass ein Angriff "unmittelbar bevorsteht". Weder Israel, Indien oder Pakistan und sogar der "Schurkenstaat Nordkorea" nutzen die dort entwickelten und sicher vorhandenen Atombomben für einen unmittelbar bevorstehenden Angriff.

Ich denke, gerade mit den heutigen Aufklärungs- und Informationsmitteln ist ein solcher - auch konventioneller - Angriff relativ gut vorhersagbar.
Ich erinnere beispielsweise an den russischen Überfall auf die Ukraine 2022. Da sind schon Tage vorher die Alarmsirenen angegangen, da waren einerseits die unüberhörbaren Drohungen und Forderungen aus dem Kreml und andererseits die entsprechenden Truppendislozierungen. Man kann natürlich sagen, eine solche Entwicklung - bis hin zu Truppen in den Angriffsstellungen - sei nur eine "Drohkulisse". Aber - wer mit einem Angriff "droht" kann sich nicht damit entschuldigen, das sei alles andere, nur keine Angriffsabsicht gewesen.
Auch beim letzten Waffengang zwischen Indien und Pakistan war die indische Absicht wohl eindeutig erkennbar. Sonst hätten die Pakistaner es nicht geschafft, ihre eigene Luftwaffe in die entsprechenden Abfangpositionen einzunehmen.
Und auch bei den von mir oben genannten Angriffen auf Libyen und den Irak war der bevorstehende Angriff eindeutig absehbar - aufgrund des Geschehens in der UN (b 1).

Zusammen gefasst stellt man fest, dass einem unmittelbar bevorstehenden Angriff nicht nur massive verbale Drohungen, sondern auch entsprechende Truppendislozierungen voraus gehen.
Letztere lassen sich nicht "verheimlichen".

Ich erinnere als Kontrolle für diese Aussage an die Abflüge der Bomber mit der Bunkerbrecher-Bombe GBU-57 der USA. Auch wenn DT noch was von einer zweiwöchigen Überlegungszeit faselte - und damit deren Einsatz inkludierend androhte.

Wenn man das so akzeptiert, dann wird sehr schnell ein Schuh aus dem Ganzen. Verbale Drohungen, verbunden mit entsprechende Truppendislozierungen, zeigen einen unmittelbar bevorstehenden Angriff an.
Damit ist dann auch die Schranke für den Präventivschlag gefallen.

Wer also "sicher und in Frieden" leben will, muss zwangsläufig beides unterlassen.
Wer nur droht kann noch als Maulheld in die Geschichte eingehen, soweit er nicht seine Truppen in Angriffspositionen disloziert.
Wer beides macht - droht und Truppen in Angriffspositionen unterhält - muss dagegen mit einem erlaubten "Präventivschlag" rechnen.
So gesehen hätte Israel schon Wochen vor seinem Angriff auf den Iran einen iranischen Präventivschlag herausgefordert. Während anderseits der Iran zwar verbal (genauso wie Bibi - das wird bei uns gerne unterschlagen) mit wüsten Drohungen operierte, seine Truppen aber eindeutig nicht in Kriegspositionen hatte.

Wenn man das in der internationalen Politik berücksichtigt, könnte die Welt trotz aller legitimen Interessensgegensätze etwas friedlicher werden.
@KongoErich
Du schreibst hier immer wieder lange Artikel über die Rechtmässigkeit des israelischen Vorgehens.
Wie sieht es eigentlich mit der Rechtmässigkeit des iranischen Vorgehens aus? Ist denn die Ausrüstung von paramilitärischen Milizen und Terrororganisationen, wie z.B. des Hisbollah, nicht auch eine eindeutige Völkerrechtsverletzung? Oder der Angriff auf Israel mit hunderten von Flugkörpern?
(Vor 1 Stunde)Kos schrieb: [ -> ]@KongoErich
Du schreibst hier immer wieder lange Artikel über die Rechtmässigkeit des israelischen Vorgehens.
klar, hier im Thread gehts ja auch um Iran vs. Israel
(Vor 1 Stunde)Kos schrieb: [ -> ]Wie sieht es eigentlich mit der Rechtmässigkeit des iranischen Vorgehens aus?
Ist denn die Ausrüstung von paramilitärischen Milizen und Terrororganisationen, wie z.B. des Hisbollah, nicht auch eine eindeutige Völkerrechtsverletzung? ...

Das ist streng genommen eigentlich außerhalb des Themas. Aber ich will mal darauf eingehen:

Wen meinst Du mit Hisbollah?

Die Hisbollah (arab. »Partei Gottes«) ist eine schiitische Organisation, die hauptsächlich im Libanon aktiv ist. Sie teilt sich in eine politische Partei und eine bewaffnete Miliz. Leider wird kaum zwischen beiden Organisationen unterschieden. Beide werden synonym füreinander bezeichnet. Um Deine Frage zu beantworten muss man aber genauer hinschauen.
"Im konfessionellen Kaleidoskop Libanons, das sich vor allem aus Christen, Sunniten und Schiiten zusammensetzt, war es das Hauptziel der Hisbollah, der sozialen und politischen Marginalisierung der Schiiten entgegenzuwirken." ... "Im August 2015 ist die Hisbollah mit 13 Sitzen im libanesischen Parlament und zwei Kabinettsposten der Regierungskoalition vertreten. Die Hisbollah verfügt über effektive und ausgedehnte Wohltätigkeitsnetzwerke, die sowohl Muslimen als auch Christen zur Verfügung stehen und stellenweise sogar staatliche Strukturen ersetzen." Die so beschriebene politische Partei ist wohl von Dir nicht gemeint - oder empfindest Du dieses politische Ziel schon als Terrorismus?

Du meinst die Miliz - nehme ich an.
Dabei handelte es sich zunächst um eine konfessionelle Schutztruppe, wie sie etwa Drusen oder Christen (FSA) im Libanon auch hatten und haben, und die (ähnlich der prosyrischen Amal) im Widerstand gegen die Besetzung des Libanon durch Israel entstand.
"Während des libanesischen Bürgerkrieges (1975-1990) konzentrierte die Hisbollah ihre militärischen Aktivitäten auf den Kampf gegen Israel, das den Südlibanon besetzt hielt und 1982 auch Beirut okkupiert hatte." Dieser (legale und legitime) Kampf war letztendlich die Grundlage für die Entstehung der Miliz, der es gelang "ab den 1990er-Jahren, konfessionelle Schranken zu durchbrechen, so dass die Hisbollah heute auch von Sunniten und libanesischen Christen politisch unterstützt wird.
Die überwiegend im Südlibanon an der israelischen Grenze tätige Miliz ist so gesehen eine überkonfessionelle Heimatschutztruppe,
Wobei "Heimatschutz" ein sehr vielfältiger Begriff ist - man nehme den Schweizer Heimatschutz und vergleiche diesen mit den USA. Das sind völlig unterschiedliche Welten.
Wenn man will, dann kann man bei der Hisbollah als Miliz auch Anklänge zur Nationalgarde der USA erkennen. Die "geht nach eigenen Angaben auf Milizen im Jahr 1636 zurück, als Nordamerika kolonialisiert wurde". Auch die Nationalgarde ist bewaffnet und wird - DT hat das erst kürzlich demonstriert - sogar gegen den Willen der US-Bundesstaaten bzw. deren Repräsentanten sogar im Inneren eingesetzt.
Eine Miliz, die zur Abwehr einer Okkupation oder zur Abschreckung eines okkupationswilligen Staates entsteht und mit Billigung der eigenen Regierung besteht, ist grundsätzlich nicht unzulässig.
Solange die Bewaffnung der Hisbollah-Miliz durch den Iran nun mit Einverständnis oder zumindest unter Duldung der libanesischen Regierung erfolgt, sollte auch das möglich sein.

Welche "Milizen und Terrororganisationen" neben der von Dir genannten Hisbollah meinst Du noch?
Die Antwort auf Deine Frage müsste für jede dieser Organisationen separat untersucht und analysiert werden.

(Vor 1 Stunde)Kos schrieb: [ -> ]... Oder der Angriff auf Israel mit hunderten von Flugkörpern?
das kannst Du doch selbst beantworten:
Zuerst hat Israel angegriffen, die "hunderte von Flugkörpern" des Iran waren die Antwort - und muss daher unter den Begriff des "zurück schlagens" subsummiert werden.
Ob das jetzt Verhältnismäßig war oder nicht ist damit noch nicht ausgesagt. Auch da fordere ich vom Iran aber die gleiche Zurückhaltung, die bei Israel etwa für die Palästinenser im Gaza-Streifen gefordert wird.