Nasenbaer schrieb:Tiger schrieb:Dumme Frage mal:
Was hätten die USA davon gehabt wenn sie Osama bin Laden - der jetzt wohl vermutlich tot ist - gefangengenommen hätten?
Sie hätten den Sieg ausrufen und ohne Gesichtsverlust nach Hause gehen können.
Glaubst Du wirklich, die USA wären dann umgehend wieder abgezogen?
Die woll(t)en weder aus dem Irak noch aus Afghanistan frewillig abziehen. Es gab speziell unter den Neokonservativen ganz andere Pläne für den "Greater Middle East" und das schließt eine dauerhafte militärische, politische und ökonomische Kontrolle mit ein. Das muss man dem Steuerzahler und Blutspender irgendwie verkaufen. Dazu muss man die Dinge vereinfachen und ein greifbares Gut & Böse daraus propagandistisch konstruieren. Hätte man dabei mehr als einen Feind präsentiert und diesen noch als komplex, divers und dezentralistisch strukturiert dargestellt und die unterschiedlichen Motive und Handlungsgrundlagen erläutert, hätten die Leute dumme Fragen gestellt, bzw. nicht verstanden wo der Feind nun sitzt. Der Vergleich des "westlichen Spielfilms" von hunter1, womit er wohl in erster Linie das klassische Hollywood-Schema meint, war in diesem Zusammenhang sicherlich nicht unpassend. Genrell ist gutes Marketing immer einfach gestrickt und an einschlägige Schlagworte, Gesichter/Bilder geknüpft.
Osama war und ist für beide Seiten (USA + Islamistische Terroristen) ein Marketinginstrument. Er ist/war sicher keine planerisch großartig wirksame Person, die in der Lage wäre eine Weltmacht wie die USA über eine Dekade zu beschäftigen. "Al Kaida" (wer oder was ist das überhaupt?) ist keine homogene, globale Dachorganisation mit einem koordinierenden Kopf. Die Bezeichnung wurde von islamistischen Terrorgruppen selbst als "Gütesiegel" gebraucht, um sich ins Rampenlicht zu bomben und mit ihren Videobotschaften aufsehen zu erregen, Anerkennung zu ernten und auch um Kontrahenten einzuschüchtern. Speziell im Irak war genau das häufig der Fall. Tatsächlich hatten es die Amerikaner und ihre Verbündeten mit äußerst bunt gewürfelten Gegnern zu tun: Sunniten, Schiiten, Bathisten, ausländische Terroristen, lokale Stämme, usw...all jene wurden und werden unter diesem Deckmantel geführt. Und zwar von den Propagandaabteilungen annähernd aller beteiligten Fraktionen.
Was hätten also die Amis sagen sollen?
a) Hey, wir haben Osama. "Mission acomplished", ab nach hause.
b) Hey wir haben Osama. Aber irgendwie scheint der Gegner komplizierter zu sein. Und wir können garkeine Sicherheit garantieren, sondern haben ein Wespennest aufgescheucht
Besser war:
c) Dieser Drecksack versteckt sich weiter und wir werden ihn weiter jagen bis ans Ende dieser Welt. Und dann wird die Welt frei und sicher sein.
Irgendwo zwischen a) und b) bewegt man sich heute allerdings zwangsläufig...
@Schneemann
Hach, ja. Wer von uns beiden zu vereinfachten Denkweisen neigt, obliegt sicher nicht Deinem Urteil, sondern allenfalls Dritten. Es ist jedenfalls Deine Aussage, dass sich Moslems meiner vereinfachenden Verschwörungstheorie und Westler Deiner nicht weiter zu vereinfachenden Nichtdarstellung anschließen. Ich denke, dass ich das guten Gewissens mal ganz pauschal bestreiten kann.
Man könnte es im Übrigen für außerst banal und vereinfachend halten, wenn jemand äussert, die Neokonservativen hätten primär das Ziel verfolgt, den Terror und seinen vermeintlichen "Kopf", Osama bin Laden, zu beseitigen.
Dieser multibillionen Dollar Aufwand, um die westlichen Freiheitswerte im Irak und am Hindukush zu verteidigen? Also bitte. :lol: Revan ist da in seinen Äusserungen wesentlich ehrlich und weitblickender als Du.