Thomas Wach schrieb:Zitat:Libysche Dschihadisten treten al-Qaida bei
Von Yassin Musharbash
In einer neuen Ansprache fordert Qaida-Vize Aiman al-Sawahiri seine Anhänger dazu auf, die Regime in Algerien, Tunesien und Marokko zu bekämpfen. Ein libyscher Qaida-Kader bestätigt in dem Band, dass die "Libysche islamische Kampfgruppe" al-Qaida beigetreten ist.
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Quelle:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,...80,00.html
Interessanter Artikel. ...
es gibt tatsächlich "zwei Feinde", die von den Fundamentalislamisten gesehen werden.
Das eine sind die säkulären ("gottlosen") Regierungen des eigenen Landes, die gegen Fundamentalisten im eigenen Lande vorgehen wie in Ägypten (Verfolgung der Moslembrüder), Algerien, Libyien, Syrien oder dem Irak unter Saddam - wobei man darüber streiten mag, ob diese Verfolgung aus säkulären oder anderen Gründen (Verfolgung jeder Opposition zur Machterhaltung) erfolgte.
Das andere sind die - für Fundamentalislamisten - "Feinde" schlechthin, der Westen (insbesondere die USA) der bereits mit seinem Gedankengut die überlieferten religiösen Werte infiltriert und damit (so die Meinung der Fundamentalisten) zum Niedergang der islamischen Kultur und der islamischen Staaten beiträgt.
Al Quaida hat unter Bin Laden mit seiner Vertreibung der "gottlosen Sowjets" aus Afghanistan einen enormen Mythos gewonnen - als die Kraft, die es mit den "gottlosen Mächten" aufnehmen kann. Bin Laden ist ein Held, ein Heroe für die frustrierten Jugendlichen, denen in ihrem Land keine Zukunft geboten wird.
Nach dem Mythos "Afghanistan" entsteht nun ein weitere Mythos "Irak", wo den "gottlosen Amerikanern" erfolgreich die Stirn geboten wird.
Die langsam erschlaffenden nationalen Widerstandsbewegungen erhalten also ein neues "siegreiches Vorbild". Sie können sich mit dem Mythos "Al Quaida" einer "Blutauffrischung" unterziehen. So hat sich auch die Algerische Wiederstandsbewegung bereits Al Quaida angeschlossen.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.globaldefence.net/kulturen_im_konflikt/islamische_kulturen_und_israel/maghreb___algerien_161_27_5.html">http://www.globaldefence.net/kulturen_i ... _27_5.html</a><!-- m -->
Getragen wird diese "Blutauffrischung" auch nicht mehr von den "Afghanis", die siegreich aus dem Kampf gegen die Sowjetunion zurück kehrten, sondern von den jungen "Irak-Kämpfern", die im Irak den Untergrundkrieg in Städten gegen eine weit überlegene und präsente Armee lernen.
Soweit zur Situation der Al Quaida-Ableger im Nahen Osten.
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Nun zu den Auswirkungen für Europa - und für uns:
Ich weiß nicht, ob sich die EU erlauben kann, an der Südküste des Mittelmeeres (vor unserer Haustüre) radikale Regime zu haben, ich fürchte nicht. Im Gegenteil - ich meine, ein blühendes Nordafrika kann ein bedeutsamer und wichtiger Handels- und Wirtschaftspartner für Europa werden.
Der Nahe Osten steht hier vor einem Scheideweg, der insbesondere für Europa von elementarer Bedeutung ist. Die Frage ist, wie solchem Terrorismus am besten und effektivsten entgegen getreten kann.
Wenn wir davon ausgehen, dass Hoffnungslosigkeit und wirtschaftlicher Niedergang - also eine fehlende Lebensperspektive gepaart mit dem "ich kann sowieso nichts verlieren" - der Nährboden für eine Fundamentalisierung und Radikalisierung der Jugend ist (und die meisten soziologischen Forschungen deuten darauf hin), dann kann eine wirtschaftliche Alternative, ein wirtschaftlicher Aufschwung, das Austrocknen der Radikalisierung bedeuten.
Dann ist weiterer Terror allenfalls noch ein Aufbäumen, das Aufflackern eines letzten Strohfeuers.
Die andere Alternative erleben wir im Irak - oder auch im Gebiet der Palästinenser: der Versuch, ein Volk und eine Auflehnung mit Gewalt zu ersticken ist nach meiner Überzeugung zum Scheitern verurteilt. Der Unabhängigkeitskampf in Algerien ist dafür ein weiteres Beispiel.
Wir müssten also aus eigenem - ureigendstem - Interesse darum Sorge haben, wie die Staaten Nordafrikas und dem Nahen Osten wirtschaftlich weiterentwickelt werden, insbesondere, wie dort Arbeitsplätze für die Jugendlichen entstehen, die sonst radikalisiert werden. Die Voraussetzungen wären nicht schlecht. Tunesien z.B. verfügt über einen sehr breiten und guten Bildungsstand - und Algerien und Ägypten können schon von der Bevölkerungszahl her einen großen Absatzmarkt für lokal gefertigte Güter - bis hin zur Kraftfahrzeugindustrie - bieten.
Bis jetzt allerdings sieht es nicht so aus, als ob Europa und die europäische Wirtschaft größere Investitionen in die Zukunft dieser Länder vornimmt.