(09.02.2020, 13:19)Seafire schrieb: [ -> ]DGAP fordert unter anderem ...... der Tornado Nachfolger muss problemlos und effizient mit den Kampflugzeugen von Verbündeten zusammenarbeiten können. Mittlerweile haben sich sieben europäische NATO Staaten für F-35 entschieden.
Die Forderung selbst ist ja durchaus berechtigt, die Konsequenz daraus ist aber ein Systemdefinition, die diese Zusammenarbeit typenübergreifend ermöglicht. Bei uns und unseren Verbündeten werden auf absehbare Zeit um die 1.000 Kampfflugzeuge der Muster Eurofighter, Rafale, F-16, Gripen (und ggf. andere) fliegen, gut die Hälfte davon werden Eurofighter sein. Hinzu kommen neue Projekte wie Tempest oder der bemannte Teil des FCAS, daneben unbemannte Systeme in verschiedensten Variationen. Diese Stückzahlen wird die F-35 auf absehbare Zeit in Europa nicht erreichen, insofern ist es absurd diesen Typ zu beschaffen, nur um eine besonders enge Zusammenarbeit mit einer möglichst großen Anzahl an Nationen zu realisieren. Dieses ist schlicht kein Argument für einen bestimmten Typ, sondern für eine sinnvolle Ausgestaltung der typenübergreifenden Zusammenarbeit.
(09.02.2020, 14:20)ede144 schrieb: [ -> ]Alles richtig, allerdings ist das Papier zum Teil schlampig formuliert, und die Entscheidung gegen F35 längst gefallen. Also eher Nachtreten, als sinnvoll argumentieren.
Ich gebe dir zwar recht, dass es teilweise schlampig formuliert ist und darüber hinaus auch eine tendenziöse Logik aufweist, wobei schon die Grundaussage (die F-35 wurde nicht in Betracht gezogen) nachweislich falsch ist. Ob man das nun als "Nachtreten" bezeichnen möchte bleibe jedem selbst überlassen, sinnvoll argumentiert ist es in diesem Rahmen schon; vom Fähigkeitsprofil her war und ist die F-35 die beste Ergänzung zum Eurofighter, die beschriebenen Einsatzprofile im Rahmen der NT sind marktverfügbar nur mit der F-35 zu bewältigen und eine Zwei-Muster-Lösung ist bei der Größe unserer Luftwaffe und mit Blick auf Fähigkeiten und Flexibilität sinnvoll.
Kritisch ist der Bericht aus meiner Perspektive besonders aufgrund von zwei Punkten, nämlich der vollen Fokussierung auf NT als bestimmende Kernfähigkeit des Tornados und der selektive Bewertung der gleichen Argumente in anderem Kontext.
Beim Ersatz des Tornados geht es eben nicht nur um die NT, sondern auch um die Fähigkeiten im Bereich EloKa, die nicht nur in Bezug auf die eigene Maschine, sondern auch im gemeinschaftlichen Einsatz sichergestellt werden muss. Es reicht nicht, dass ein Flugzeug auf einer Mission aufgrund der überlegenen Fähigkeiten keine Begleitung braucht, wenn parallel dazu der Rest der Luftwaffe am Boden bleiben muss, da kein geeignetes Muster zu deren Schutz zur Verfügung steht. Es müsste bei einer Beschaffung der F-35 als Element der NT und der Beschränkung auf zwei Muster (was sinnvoll ist) eine ECR-Version des Eurofighters entwickelt werden. Das aber wiederum würde die Stückzahlen der F-35 auf ein Maß limitieren, dass man kaum mehr von einer funktionierenden Zwei-Muster-Lösung sprechen kann. Für diese (und wie bereits gesagt halte auch ich diese für elementar wichtig) braucht es eben auch eine ausreichende Zahl an Maschinen, und die sind nicht finanzierbar.
Während aber die Zwei-Muster-Lösung auf nationaler Ebene Kernargument ist, spielt sie augenscheinlich auf europäischer Ebene keine Rolle. Bisher standen für die NT in Europa zwei Muster zur Verfügung, wie im Bericht erwähnt werden in Zukunft alle anderen Nationen auf die F-35 in dieser Rolle setzen - machen wir das auch, haben wir in Europa bei einem (wie im Bericht ja in epischer Länge dargestellt) elementaren Bereich der Verteidigungsstrategie der NATO nur noch ein einsatzfähiges Muster. Einfacher kann man es Russland nur machen, wenn man die NT grundsätzlich abschafft. Für die im Bericht skizzierten Penetrationseinsätze als Abschreckungsargument werden perspektivisch in Europa genug Flugzeuge zur Verfügung stehen, es mangelt aber an leistungsfähigen EloKa-Flugzeugen für den Einsatz in der Fläche. Hier gibt es nur ein Marktverfügbares System, dass kurzfristig NT-fähig gemacht werden kann und für eine Zwei-Muster-Lösung auf europäischer und nationaler Ebene sorgt, dass die Angriffsoptionen damit unberechenbarer macht, finanziell attraktiv ist und in ausreichender Stückzahl beschafft werden kann (und auch die Fähigkeitslücke bei Marineeinsätzen schließen könnte). Und das ist eben nicht die F-35.
(09.02.2020, 19:28)Seafire schrieb: [ -> ]Eurofighter verspricht eine Erstbefähigung der ECR Version für 2026.
Versprechen (im Sinne von vertraglich garantieren) werden sie gar nichts, sie stellen diese Erstbefähigung in Aussicht. Wie realistisch das ist, gerade auch bei einer zaudernden politischen Seite, ist die Frage.
Zitat:Zumal auch die US Navy F-18 und die Air Force F-15EX so sehen: "Es ist schwer vorstellbar, dass es ein Szenario auf höchstem Niveau gibt, in dem [diese] Kämpfer in der Lage sein werden, zu operieren" In Europa gibt es aber nur höchstes Niveau.
Das ist aber nicht der offizielle Standpunkt von USN und USAF, sondern es handelt sich um Einzelmeinungen. Das Problem bei jeglicher Argumentation ist, dass es einen Konflikt auf höchstem Niveau bisher nicht gab und daher nur Mutmaßungen darüber möglich sind, wie dieser in der Realität tatsächlich ablaufen würde. Die Amerikaner haben das Problem, dass sich nach der Kürzung von F-22 und Einstellung der FB-22 alles unterhalb der Bomber auf die F-35 konzentriert, und deren Leistungsfähigkeit stark von den Stealth-Eigenschaften und der Vernetzung (die in gewisser Hinsicht teil davon ist) abhängt. Wird dieses System effektiv geknackt, dann ist das ein riesiges Problem nicht nur für die amerikanischen Streitkräfte. Umgekehrt können sich aufgrund der starken Fokussierung der USA auf die F-35 auch die jeweiligen Gegner auf dieses Muster konzentrieren.
Deswegen rücken neben unbemannten Systemen auch immer wieder Nachbeschaffungen angepasster etablierter Muster in den Fokus, sie ermöglichen alternative Angriffstaktiken und können damit auch in hochintensiven Szenarien eine Rolle spielen. Der Eurofighter im Baltikum ist dafür in meinen Augen das beste Beispiel.