Zitat:Nachdem die Großmacht USA durch ihre Interventionspolitik ihre Kriege die staatlichen Strukturen im Irak, Lybien und mit tatkräftiger Hilfe einer ganzen Reihe von Verbündeten auch in Syrien zerstört wurden...
Die Fehler, die in Irak gemacht wurden, braucht man sicher nicht noch einmal zu wiederholen. Indessen haben aber die USA in Libyen arg lange mit einem Eingreifen gezögert, ja hier sind vor allem auch die Franzosen vorgeprescht, um dem wankenden Gaddafi-Regime den Rest zu geben bzw. den Aufständischen in Nahost im Rahmen des arabischen Frühlings zu zeigen, dass man in Europa auch bereit ist, diese Umwälzungen, die man etwas naiv mit der Hoffnung auf demokratische Entwicklungen verbunden hat (genau genommen kann man nur die Entwicklungen in Tunesien als solche einstufen), zu unterstützen. Und was Syrien betrifft, so ist schon oft angesprochen worden, weswegen die Lage derart eskaliert ist, vor allem hat dies auch entscheidend mit der Brutalität des Regimes dort im Umgang mit der Protestbewegung in der frühen Phase der Unruhen zu tun gehabt und mit der
Nichtunterstützung der gemäßigteren Kräfte durch den Westen (EU wie USA), besonders die ängstlichen Europäer haben sich nicht gerade argumentativ mit Ruhm bedeckt und sind wie eine Katze um den heißen Brei herumgelaufen. Abgesehen davon haben die USA, als z. B. der Streit um den Giftgas-Einsatz in Syrien hochkochte, zwar mit dem Flugkörper-Säbel gerasselt, aber dennoch nicht eingegriffen (obgleich dies Assad geschwächt und die weit entfernten US-Zerstörer im Mittelmeer keinem Risiko ausgesetzt hätte). Von einer Interventionspolitik generell kann man also nicht sprechen.
Zitat:Just in dieser Phase haben die USA beschlossen mit den Terroristen frieden zu schließen und das Nationbuildung aufzugeben?!
Wo hat man denn bitteschön Frieden geschlossen mit Terroristen? Bezieht sich dies auf Gespräche mit manchen Taliban-Anführern? Oder was soll damit gemeint sein?
Zitat:In dieser Konsequenz ist der Terror doch heute viel stärker als jemals zuvor, eben gerade weil zuvor die staatlichen Strukturen in z.B. Irak, Libyen vernichtet wurden und die Lebensumstände den Nährboden noch verbesserten.
Es ist manchmal schon arg schwierig, es allen recht zu machen. Zerschlägt man "staatliche Strukturen" - ein sehr netter euphemistischer Ausdruck - z. B. in Irak (d. h. das Saddam-Regime) oder in Libyen (das Gaddafi-Regime), dann ist man verantwortlich für Terroristen. Zerschlägt man sie jedoch nicht, fängt man sich prompt den Vorwurf ein, man würde sie hofieren. Und die Kritiker, denen es die USA sowieso nie recht machen werden können, sind dann zugleich dabei, genau den Fehler zu begehen, den sie den USA oder dem Westen vorhalten.
Beim Sturz von z. B. dem durchaus westlich hofierten Diktator Mubarak - der übrigens die Islamisten von den Muslimbrüdern und auch manchen al Qaida-Sympathisanten auf dem Sinai sehr entschieden unter dem Deckel hielt -, frohlockten die Anti-US- und Anti-Israel-Kreise zunächst, da es ja ein westlich ausgerichteter, teils sogar Israel-freundlicher Kleptokrat war, der hier mehr oder minder vom Volk gestürzt und weggefegt wurde. Ähnlich sah man es beim Irrlicht Gaddafi, dem man keine Träne nachweinte.
Plötzlich aber erschrak man, denn es rumorte im Rahmen des arabischen Frühlings in der eigenen Hinterstube (Syrien). Und siehe da: Plötzlich ging es nicht mehr um Frühling oder Freiheit oder sonstwas, sondern alle im Volk, die gegen Brüderchen Assad waren, wurden nun durch die Bank zu Terroristen abgestempelt, hinter denen der Gegner (USA, Israel, Saudi-Arabien etc.) gesehen wurde. Für was Mubarak schlecht war, wurde Assad nun gut. Und sofort begann eine sehr hinterlistige Diffamierungskampagne gegen jedwede Opposition gegen Assad, alle Gegner seines Regimes waren per se Terroristen, obgleich dies zu Beginn keineswegs so war. Und das Problem daran ist bzw. war, dass diese Stimmungsmache sogar erfolgreich war, weil v. a. die Europäer sogar glaubten, was sie vorgesetzt bekamen und die nichtislamistischen Kreise keinerlei Unterstützung (von einigen "good will"-Kommentaren abgesehen) erhielten. Die Folge war, dass islamistische Gruppierungen, bis hin nun zur ISIS/IS, die Lücke zwischen zunehmend obsolet werdender gemäßigter Opposition und Regime immer mehr auffüllten und heute weitgehend bestimmend sind.
Wenn man es genau nimmt, so war die Propaganda des Assad-Regimes also in der Frühphase des Syrien-Dramas ein Erfolg, man gaubte international weitgehend die verbreitete Story von den Islamisten und ließ eine Unterstützung der syrischen Rebellion seitens des Westens einschlafen. Das Problem ist nun indessen, dass diese zunächst durchaus erfolgreiche Propaganda nun sich zum agitatorischen Pyrrhussieg für Damaskus und Co. zu entwickeln droht, weil - und so ist es ja mit fast jeder Lüge -, nun tatsächlich mittlerweile Islamisten aller Couleur den Kampf gegen Assad und seine Anhängsel führen und sich die Propaganda somit quasi selbst eingeholt hat.
Schneemann.