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Normale Version: Sechster Nahostkrieg
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Zitat:In Hongkong, Singapur usw. bekommen die Menschen auch nicht 5-7 Kinder pro Frau...
Wobei das für den Gaza-Streifen aber auch stark übertrieben ist. Man war mal bei über 8 Kindern in den frühen 1990ern, es ging dann auf 4,4 Kinder zurück (2013) und ist aktuell wohl bei ca. 3,5 Kindern.

Die Ursachen sind vielschichtig. Einerseits war das Bild der großen Familie sicher auch kulturell und religiös gewichtig, aber Kinder stellten in ärmeren Regionen auch immer eine Art "Versicherung" dar hinsichtlich des Vorbeugens gegenüber einer wie auch immer definierten Altersarmut. Hinzu kam, dass in sozial schwächer aufgestellten bzw. ärmeren Regionen die Kindersterblichkeit auch insgesamt höher war, d. h. um einem Aussterben der Sippe vorzubeugen, hat man eben mehr Nachwuchs in die Welt gesetzt. Nachdem sich die Versorgungs- und Ernährungslage in Gaza jedoch - übrigens auch Dank der westlichen und auch der israelischen (!) Hilfen - über die Jahre hinweg ständig verbesserte, sind die extrem kinderreichen Familien rückläufig bzw. weniger vonnöten.

Natürlich bleibt aber dennoch das Problem, dass man eine sehr junge Gesellschaft dort hat, die sich mit hoher Arbeitslosenquote und einer gewissen Perspektivlosigkeit konfrontiert sieht - und das wiederum generiert einen Nährboden für Extremismen.

Schneemann
lime:

Der Vergleich mit Singapur et al ist gar nicht so schlecht. Denn das zeigt auf, dass auch in einem sehr kleinen Raum mit sehr dichter Besiedelung Wohlstand und ein gutes Leben möglich sind.

Als Grund warum dies in Gaza nicht funktioniert hat würde ich im weiteren nicht die zu hohe Geburtenrate ansehen - zumal diese mit wachsendem Wohlstand noch weiter gefallen wäre, sondern die Terrorherrschaft der Hamas.

Dass der Gazastreifen derart gescheitert ist, obwohl er durchaus eine gute Entwicklung hätte nehmen können, liegt allein an der Hamas und dann auch sekundär an Israel.

Die bloße Dichte der Bevölkerung ist es hingegen nicht. Ohne die Korruption und Unfähigkeit der parasitären PLO / Fatah und die ständigen Fehler Israels im Umgang mit dem Feind wäre die Hamas im Gazastreifen nicht zwingend an die Macht gekommen.
(04.03.2024, 08:08)lime schrieb: [ -> ]In Hongkong, Singapur usw. bekommen die Menschen auch nicht 5-7 Kinder pro Frau, wenn man sowieso schon auf einem dicht besiedelten Landstrich wohnt. Dass dort kein Platz mehr ist kann man nicht Israel in die Schuhe schieben, sondern der über die letzten Jahrzehnte völlig verantwortungslosen Geburtenpolitik in Gaza.

Der Vergleich mit Hongkong und Singapur hinkt, weil es sich dort um hoch entwickelte, (post-) industrielle Gesellschaften handelt. Soziologisch ist dort das "Kind als Kostenfaktor" und Bremser der Karriere schon erkannt. Auch gibt es eine staatliche, also suprafamiliäre Altersversorgung.

In Gaza ist ein Kind die Alterssicherung. Je mehr, je besser.
(04.03.2024, 11:12)Hinnerk2005 schrieb: [ -> ]In Gaza ist ein Kind die Alterssicherung. Je mehr, je besser.

Inwiefern denn? Gaza lebt doch quasi ausschließlich von Transferleistungen westlicher und reicher arabischer Länder.
(04.03.2024, 12:26)lime schrieb: [ -> ]Inwiefern denn? Gaza lebt doch quasi ausschließlich von Transferleistungen westlicher und reicher arabischer Länder.

Ja genau, und je mehr Kinder, desto größer sind die Leistungen.
“Quintus Fabius“ schrieb:Israel sollte sich zuvorderst als ein Befreier der Palästinenser von dieser Terrorgruppe verstehen und auch so präsentieren. … Das Ziel müsste es sein, die Palästinenser von der Hamas zu befreien.
Ich könnte jetzt wieder viele einzelne Details aufdröseln, aber das ist eben der entscheidende Punkt an den Erwartungen der Weltgemeinschaft und Israelische Absichten auseinandergehen. Mein Eindruck ist, dass es in der israelischen Politik, Medien und genauso auch Gesellschaft keine ernstzunehmende Absicht gibt, den Palästinensern in Gaza entgegenzukommen und zu helfen. Man muss schon sehr, sehr weit politisch links schauen um am Rand des politischen Spektrums noch auf ein Sentiment zu treffen, dass für mehr Raum lässt als die Überzeugung, das mit Menschen auf der anderen Seite nichts mehr anzufangen ist. Entsprechend besteht eine für uns bemerkenswerte Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der palästinensischen Zivilbevölkerung in diesem Krieg.
Mir scheint, dass wir im Westen die aus den Massakern des 7. Oktober resultierende Verschiebung der gesellschaftlichen Grundeinstellung in Israel zu der Palästinenserfrage nicht wahrnehmen bzw. nicht wahrnehmen wollen. Wir verkennen was da zu Bruch gegangen ist. Wir tun in unserem politischen Gebaren noch immer so, als habe sich letztlich nichts geändert und bespielen die ausgeleierte Klaviatur der politischen Lösung des Konfliktes einfach weiter, ohne zu verstehen bzw. verstehen zu wollen, dass sich der politische Diskurs in Israel davon sehr deutlich emanzipiert hat.

Nun kann man diese Entwicklung kritisieren und für falsch halten, es hilft aber nicht weiter sie zu ignorieren und einfach politische oder militärische Maßnahmen zu fordern, die wenigstens aktuell deutlich jenseits des politischen Handlungshorizontes liegen. Oder um es auszuformulieren: die israelische Gesellschaft möchte (und da schauen wir nicht in Richtung weiter rechts geschweige denn rechtsextrem, die alle noch ganz andere Dinge möchten) die Geiseln möglichst lebend zurück, jeden Hamas Anhänger töten der sich irgendwo blicken lässt und wieder Sicherheit haben. Was sie unter Garantie nicht will ist irgendein langes Abenteuer in Gaza, in dem hauptsächlich ihre Väter als Reservisten in Gaza Nation Building betreiben und sich mit Terrorgruppen einen aussichtlosen Kleinkrieg liefern.

Das kann man dann für kurzsichtig halten und lang und breit herausarbeiten, dass man die Hamas so nicht wegbekommen wird, aber das ist die Realität, der sich die Israelische Politik nunmal unterwerfen muss. Das ist meine ich ein Punkt der bei dir zu kurz kommt. Israel ist eine dynamische um nicht zu sagen volatile Demokratie, mit flachen Hierarchien, ausgeprägter Respektlosigkeit gegenüber Autoritäten und einer Armee, die sich nahezu vollständig auf Wehrpflichtige und Reservisten abstützt. Keine Regierung kann hier in großen Sicherheitspolitischen Fragen länger gegen den gesellschaftlichen Willen agieren, erst recht nicht wenn dieser Kurs dann noch sehr direkt und unmittelbar mit Israelischen Blut bezahlt werden muss. Netanyahu ist dann aktuell mit seiner speziellen Truppe sowieso in einer Situation in der er wenig bis kein Kapital für irgendwelche kühnen Manöver hätte, die von der breiten Gesellschaft so nicht getragen werden. Nebenbei bemerkt ist es auch nicht hilfreich, wenn ihn die internationalen Partner auch noch angehen und an liebsten stürzen möchten, das schränkt seinen Handlungsrahmen innenpolitisch nur noch weiter ein.

Ein weiterer Punkt den man in diesem Zusammenhang neben vielen anderen vielleicht einmal betonen muss: Der Ansatz die Palästinenser von der Hamas befreien zu wollen verlangt von Israel sehr wahrscheinlich mehr als es zu leisten vermag. Wie skizziert gibt es dafür innenpolitisch keinen Kredit. Von außen auch nicht, weil die Begleiterscheinungen ‚unerträglich‘ wären. Es ist aber einem gewissen Punkt aber auch schlicht eine Ressourcenfrage. Israel hat kaum die Kapazitäten im Gazastreifen über Jahre hinweg wenigstens ein halbes Dutzend Brigaden zu stationieren um die Hamas dort niederzuhalten und die Öffentliche Ordnung zu gewährleisten. Wir sehen es schon jetzt, dass man die Reservisten kaum mehr als 3 Monate unter Waffen halten wollte, das ist definitiv nicht auf Jahre hinaus darstellbar, zumal die Situation im Norden noch substantiell mehr Kräfte binden wird. Es wäre da angesichts des über kurz oder lang bevorstehenden Waffengangs gegen die Hisbollah Harakiri den Großteil der Reserveverbände wieder auf COIN / Nation Building in Gaza auszurichten.
Und das sind nur mittelbare Kosten. Ein Wiederaufbau & Entnazifizierung des Gazastreifens würde Unsummen kosten. Die mokierst dich darüber, dass der israelische Plan vorsieht die Kosten dafür nicht selbst zu übernehmen. Nun sollen die da ihre Reservisten in Gaza rumturnen lassen, die Palästinenser schikanieren und dafür am laufenden Band wenigstens kritisiert zu werden und am besten auch noch dafür zahlen? Vor dem Hintergrund, dass ihr GDP durch den Krieg um geschmeidige 19 Prozent eingebrochen ist und mittelfristig erheblich mehr Mittel ins Militär fließen werden? Angesichts der durchaus erheblichen sozialen Schieflage im Laden und hohen Lebenshaltungskosten? Hochtrabende Pläne sind schnell formuliert, aber Israel kann nicht einfach an den Palästinensern die alliierte Besatzungspolitik 45 bis 49 nachspielen. Das ist einfach außerhalb ihrer Möglichkeiten. Zumal der Vergleich natürlich auf beiden Beinen hinkt und sich das Ganze so oder so eher in Richtung Irak und Afghanistan entwickeln würde als Bundesrepublik.

Insofern, der angerissene / verrissene Plan orientiert sich an dem was möglich ist. Und das mag uns dann gefallen oder nicht, neben der Zerschlagung der Wehrfähigkeit der Hamas und der Wiederherstellung der Abschreckung ist die Bestrafung der Zivilbevölkerung als dritte Säule ihrer Strategie durchaus ein Aspekt der hier nach meinen Dafürhalten eine Rolle spielt. Nicht die zentrale Rolle, aber es gehört dazu.
Dazu müssen wir verstehen das Israel keine westliche Nation im engeren Sinne ist. Die sind dort zwar weitestgehend westlich geprägt, aber die aus der jüdischen Kultur bzw. Religion entstammenden Weltanschauungen, Moral- und Wertvorstellungen sind eben nicht deckungsgleich mit unserem postheroischen und postchristlichen Verständnis in der westlichen Welt. Beziehungsweise nicht mehr. Die Schere geht hier über die Jahrzehnte zusehends auseinander.
Israel war früher deutlich säkularer und europäischer geprägt, allerdings gibt es mit dem langfristig zunehmenden Einfluss der Mizrachim auf Kosten der Ashkenazen, dem wachsende orthodoxe Bevölkerungsteil, der Desillusionierung und dem daraus wachsenden Rassismus, der Zuwanderung aus der ehemaligen Sowjetunion seit Jahrzehnten usf. einen Megatrend weg von unseren west/europäischen Weltvorstellungen. Das wir hier im Westen mit Höchstgeschwindigkeit auch noch in die entgegengesetzte Richtung galoppieren tut ein Übriges.

Will heißen, ein zunehmend nahöstlicheres und religiöseres Israel führt hier vielleicht zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Feldzug, der sich vielleicht nicht mehr völlig mit unseren zunehmend exotischen Vorstellungen verträgt, stattdessen aber mehr ihrer eigenen Verfasstheit und den in ihrer Region vorherrschenden Normen entspricht. Das hier auch der arabische Bevölkerungsanteil nach den Massakern ein hartes Vorgehen gegen die Hamas befürwortet verstärkt diese Entwicklung noch.
Teil dieser Entwicklung ist dann nun auch, dass wenigstens eine relative Mehrheit der israelischen Gesellschaft nach dem 7. Oktober durchaus eine Bestrafung um der Bestrafung willens wenigstens unterschwellig gutheißt. Und infolgedessen dem im Zuge der Militäraktion ausgelösten Leid gleichgültig wenn nicht mit Genugtuung begegnet. Wie gesagt, uns mit unserer postheroischen Kultur mag der Gedanke nach Bestrafung/Vergeltung/Rache am wenn man so will Tätervolk fremd vorkommen (wobei immer noch offen ist wie in einem ähnlichen Szenario der Mob hier reagiert) und auf Ablehnung stoßen, in einem jüdischen und zunehmend jüdisch-orthodoxen, oder um mal einen anderen beladenen Begriff reinzuwerfen, israelitischen Wertekanon ist es nicht überraschend, das diesem unterschwelligen (rechts der Mitte eh kaum verhohlenen) Bedürfnis soviel Raum eingeräumt wird, dass es sich auch in der politischen Entscheidungsfindung nach dem 7. Oktober niederschlägt. Das kann man kritisieren, ist aber nun mal Teil der Realitäten dort.

Ein Stück weit ist das auch wohlkalkuliert. Innenpolitisch ist man staatlicherseits aus den skizzierten Gegebenheiten fast schon gezwungen hart zuzulangen. Verzichtet man darauf riskiert die staatliche bzw. politische Führung und va das Sicherheitsestablishment gegenüber der Öffentlichkeit und erst recht breiteren Schichten des Volkes einen erheblichen Legitimationsverlust und damit einhergehend die Kontrolle über den Konflikt. Es ist dort eben keine ausgemachte Sache, dass das Gewaltmonopol noch immer in weitesten Teilen sehr eindeutig bei Staat und Militär liegt. Wir mokieren uns da regelmäßig über irgendwelche freidrehenden Siedler, verkennen aber völlig, dass es auch und gerade am harten Vorgehen des israelischen Staates liegt, dass der Mob dort noch nicht das Heft des Handelns in die Hand genommen und seine Bedürfnisse innerhalb wie außerhalb staatlicher Institutionen befriedigt. Oder anders formuliert: Das es nach den 7. Oktober nicht zu Exzessen und Greul durch israelische Reservisten in Gaza gekommen ist mögen wir in unserem westlichen Weltverständnis als gegeben voraussetzen, ist aber im Grunde nicht selbstverständlich.
Wohlgemerkt, diese Beobachtungen Rechtfertigen nicht die Verbrechen irgendwelcher extremistischen Siedler und die Passivität de israelischen Staat ihnen gegenüber, es geht nur darum zu erklären warum Israel in Gaza auch jenseits militärischer Notwendigkeiten gerade so (hart) handelt.

Und zuletzt ein Teilpunkt der auch noch gewisse Relevanz hat, während wir hier im Westen dieses Mindset vielleicht nicht verstehen bzw. wahrhaben wollen – das noch wesentlich archaischere Gegenüber versteht die Bestrafung als Kommunikationsform wenigstens unterschwellig ganz bestimmt. Du schreibst da von einem Sieg der Hamas und übertragen, dass es danach wieder so weiter geht wie zuvor. Ich bin mir da nicht so sicher. ‚Was wir in den nächsten Tagen unseren Feinden antun werden, wird für Generationen widerhallen.‘ hat Netanyahu im Oktober verkündet. Ich denke da ist einiges dran. Vielleicht nicht jetzt, sofort und unmittelbar, aber ganz ähnlich wie in den ausgebombten deutschen Städten könnte sich auch in der Bevölkerung Gazas die Erkenntnis durchsetzen, dass die bedingungslose Unterstützung der Hamas nicht die beste Idee gewesen ist und eine Neuauflage des Terrors nur zu einer Wiederholung der Performance führen wird. Das gilt es einfach abzuwarten. Ich bin jedenfalls nicht rassistisch genug um mich darauf festzulegen, dass denen diesbezüglich niemals ein Licht aufgehen wird.

Beschließend, im Oktober letzten Jahres hat Thomas Friedman das in einem seiner wenigen lesbaren NYT Artikel ‚Why Israle is acting this way‘ schön am Beispiel des zweiten Libanonkrieges herausgearbeitet bzw. vorhergesagt das man in Gaza hart vorgehen wird und eben nicht daran interessiert ist hier nachhaltig irgendetwas zu lösen oder aufzubauen. Friedmann zitiert Ehud Barak dabei mit dem sehr treffenden Satz: „because if push comes to shove, we are willing to play by the local rules. Have no illusions about that. You will not outcrazy us out of this neighborhood.“
Da sehen wir jetzt. Militärisch nicht wirklich in den Form die ich gerne gesehen hätte, aber doch deutlich robuster als man es vor dem Krieg hätte erwarten können.
(04.03.2024, 19:00)Nightwatch schrieb: [ -> ]Ich bin jedenfalls nicht rassistisch genug um mich darauf festzulegen, dass denen diesbezüglich niemals ein Licht aufgehen wird.

Wieso rassistisch? Gaza hat nicht nur die globale Umma als Unterstützer im Rücken, sondern auch teile des linkswoken Spektrums im Westen, sowie zusätzlich jeden Feind des Westens aus purem Opportunismus. Da summiert sich weltweit gesehen eine ganze Menge, wenn nicht die gar die Mehrheit der Weltbevölkerung.
@lime
Zitat:Gaza hat nicht nur die globale Umma als Unterstützer im Rücken...
Das ist falsch. Politisch mögen die einen oder anderen Regime vielleicht die Lage der Palästinenser gerne instrumentalisieren gegen Israel, aber realpolitisch sieht es ganz anders aus. Wer steht denn (anscheinend) voll hinter der "palästinensischen Sache"? Iran oder die Hisbollah? Ja bzw. vielleicht. Aber sie lassen (aus meiner Meinung nach religionspolitisch-pragmatischen Gründen, dies hatte ich hier auch schon öfters umrissen) die sunnitischen Extremisten, die den Schiiten und den mit diesen verbündeten Nusairiern in Syrien an die Gurgel gingen, in Gaza untergehen, entgegen aller offiziellen Stimmungsmache. Zudem: Sind Iran und Hisbollah die Umma? Nein. Die können froh sein, wenn ihre Agitation für die Palästinenser ihnen nicht wieder den Zorn der Masse der Sunniten einbringt, die in ihnen nur Häretiker sehen.

Ansonsten: Die Irakis? Ja, ein wenig, irgendwie halt, zumindest offiziell. Die Ägypter? Keine Chance. Die Jordanier? Keine Chance. Die Libanesen? Bitte nicht schon wieder. Libyen? Ähm, keine Ahnung. Türkei? Nur wenn es nützt, aber derzeit nützt es wenig, auch hat man andere Themen. Die Saudis? Naja, also die Zweitstaatenlösung fänden wir offiziell schon gut und so, aber ansonsten lassen wir es doch bitte so, wie es ist. Algerien? Weitgehendes Schweigen. Indonesien? Ha, stimmt ja, Indonesien, das bevölkerungsreichste muslimische Land - ähm, nicht wirklich eine großartige Initiative zu bemerken. Aber nun kommt - der Sudan? Mist, im eigenen Bürgerkrieg versumpft. Bleibt also AfPak - nun ja, warten wir mal noch auf Goodwill-Aktionen, bislang ist es arg dünn, was von da kommt.

Lassen wir es einfach...

Neu ist das übrigens nicht. Das war die letzten Jahrzehnte auch schon so.

Schneemann
Hinnerk2005:

Zitat:Ja genau, und je mehr Kinder, desto größer sind die Leistungen.

So ist es dort aber nicht. Tatsächlich bedeuten (bedeuteten bis zum Krieg) viele Kinder in Gaza querschnittlich sogar ein Armutsrisiko und das ist auch einer der primären Gründe warum dort die Geburtenraten stark gesunken sind, obwohl sie immer noch hoch sind im Vergleich.

Tatsächlich unterschätzt man hier die Rolle der Hamas, die Ideologiesierung junger Frauen und die ständige Propaganda welche hier auf die Bevölkerung einwirkt. Das ist dort ganz massiv und wurde im Westen fast gar nicht thematisiert. Frauen waren und sind für die Hamas nur Gebärmaschinen für zukünftige Kämpfer.

Ohne die Hamas und ihre ständige: Kinder zeugen als zukünftige Märtyrer Propaganda wären die Geburtenraten in Gaza heute sehr viel niederiger.
Werter Nightwatch:

Zitat:Ich könnte jetzt wieder viele einzelne Details aufdröseln

Exakt das ist auch so ein Problem in diesem Kontext und spezifisch in dieser Region und noch spezifischer in Bezug auf Israel und seine Politik. Alles wird dort vom Maßstab her derart dertailiert betrachtet und in noch so kleinste Details aufgedröselt, dass man den Wald nicht mehr sieht, weil man derart sich auf einzelne Blätter, einzelne Gräse und einzelne Äste konzentriert. Man kümmert sich um einzelne Containerdörfer, eine Straße, einen kleinen Raid und selbst der Krieg in Gaza ist so ein Klein-Klein was die strategische und die politische Ebene angeht, ohne irgendeine ganzheitliche Strategie die das ganze irgendwohin führen würde.

Man dröselt alles viel zu sehr in Details auf, genau das ist das Problem. Denn exakt das verstellt den Blick auf das große Ganze. Ich kann dies in Bezug auf Israel sogar nachvollziehen, die sind da einfach derart drin und involviert, dass sie sich in diesen Details verloren haben. Und gerade deshalb schaden sie sich in ganz vielem so dermaßen selbst wenn man es langfristig gesehen betrachtet. Es fehlt einfach jedwede Strategie, jeder Gedanke über Auge um Auge und wir müssen mal wieder den Rasen mähen hinaus.

Zitat:Mein Eindruck ist, dass es in der israelischen Politik, Medien und genauso auch Gesellschaft keine ernstzunehmende Absicht gibt, den Palästinensern in Gaza entgegenzukommen und zu helfen.

Und exakt dass ist der entscheidende Punkt. Genau daran krankt alles. Es gibt weder die Absicht dazu, noch wird es diese zeitnah geben und das schadet zuvorderst Israel selbst, was aber vor lauter Detailversessenheit, Mikromanagement und Einzelbetrachtung irgendwelcher Unteraspekte von Unteraspekten nicht einmal erkannt wird.

Mir scheint, dass wir im Westen die aus den Massakern des 7. Oktober resultierende Verschiebung der gesellschaftlichen Grundeinstellung in Israel zu der Palästinenserfrage nicht wahrnehmen bzw. nicht wahrnehmen wollen.

Da stimme ich absolut zu, und das ist genau so ein Problem. Aber dieser entscheidende Bruch könnte (!) nun durchaus verschiedene Wege nach sich ziehen. Da es ein Bruch sondergleichen ist, müssen diese natürlich so oder so radikal ausfallen. Es ist eine echte Zeitenwende was dort in Israel sozialkulturell und gesellschaftlich geschehen ist. Aber daraus könnte man auch ganz andere Schlußfolgerungen ziehen, ganz andere Visionen anstreben. Stattdessen hat man gar keine Vision, sondern wie du es so treffend beschreibst lässt man sich auf das regionale Niveau herunter und agiert nun nicht anders als die anderen - was eine nie endende Spirale von immer weiterer sinnloser Metzelei nach sich zieht. Ich verurteile dies nicht aus moralisch-ethischen Gründen, sondern aus rein praktischen Gründen, nicht aus einer Israel-feindlichen Posititon, sondern ganz im Gegenteil aus einer Pro-Israel Position, weil dieses Absacken der Israelis auf das regionale primitivistische Niveau hin zu einer Nicht-Strategie langfristig gesehen meiner Überzeugung nach ein erheblicher Schaden bzw. ein erhebliches Problem für Israel werden wird.

es hilft aber nicht weiter sie zu ignorieren und einfach politische oder militärische Maßnahmen zu fordern, die wenigstens aktuell deutlich jenseits des politischen Handlungshorizontes liegen.

Und da kommen wir zur Schuld des Westens und anderer Machtgruppen in diesem Kontext. Wenn Israel selbst aufgrund dieses gesellschaftlichen und sozialkulturellen Bruch nicht in der Lage ist selbst zu handeln, dann müssten es andere tun. Und Israel ist eben nicht so mächtig wie es selbst meint und keineswegs wäre es jenseits des möglichen politischen Handlungshorizontes hier von außen einzugreifen. Und zwar im Sinne Israels und zu dessen eigenem Nutzen.

Dass die Israelis selbst vollständig in ihrem Klein-Klein und regionalem Rachetheater gefangen sind, ist dafür vollkommen unerheblich. Die Lösung muss und sollte daher von außen kommen.

Deshalb beschuldige ich auch explizit nicht die Israelis weil sie aktuell Lösungsunfähig sind, dass sie das sind ergibt sich ganz einfach aus dem Umbruch der jetzt da stattgefunden hat und ist völlig klar. Es macht daher keinen Sinn etwas von Israel zu fordern oder von Israel zu erwarten. Deshalb kann man Israel auch keine Schuld diesbezüglich zuschieben, die können nicht anders und werden nichts anders.

Die Primär-Schuldigen aber sind "wir", also das was von einer zivilisierten Welt scheinbar noch übrig ist. Wir sind es, die hier versagen und diesem ganzen Geschehen von außen einen Riegel vorschieben und das wäre möglich - zumindest theoretisch. Es geschieht praktisch allein deshalb nicht, weil "wir" sowohl psychologisch / sozialkulturell derart erbärmlich schwach geworden sind, dass unser eigenes Überleben in den nächsten Dekaden in Frage steht und weil wir selbst derartig verlogene Heuchler sind, denen es nur noch um den Erhalt des eigenen Sybaritentums geht. Die Heuchelei des Westens ist hier deshalb für mich viel unerträglicher als jedwede Handlung der Israelis.

Alle Handlungen Israels bisher kann ich nachvollziehen und ich kann sie sogar aus israelischer Perspektive gut heißen. Aber das erneuten vollständige Versagen des Westens und dessen abartige Heuchelei in diesem Kontext ist inakzeptabel. Und weil "wir" hier jetzt so dermaßen versagen und Israel nicht anders kann, wird dieser Krieg praktisch gesehen eine Niederlage Israels:

Zitat:die israelische Gesellschaft möchte ........ wieder Sicherheit haben.

Wird sie aber nicht.

Weil sie selbst nicht kann in ihrer Beschränktheit und Strategielosigkeit und weil wir nicht wollen in unserer Feigheit, unserem Sybaritentum und unserer grenzenlosen Heuchelei.

Die Hamas wird siegen im Sinne ihrer Zielsetzung und Israel in einen Folgekrieg nach dem anderen hinein gezogen. Als nächstes dann im Norden, dass ist nur noch eine Frage von Wochen oder wenigen Monaten.

Zitat:Ein weiterer Punkt den man in diesem Zusammenhang neben vielen anderen vielleicht einmal betonen muss: ...........Es ist aber einem gewissen Punkt aber auch schlicht eine Ressourcenfrage.

Zwar könnte man Besatzung wie auch Guerillakriege durchaus sehr viel kostengünstiger führen und ist hier das Problem vor allem anderen die zu konventionelle Beschränktheit des Vorgehens, aber ich stimme dir trotzdem insgesamt zu. Israel alleine wäre damit überfordert. Und erneut bedeutet dies vor allem anderen, dass wir hier mit die Hauptschuldigen sind.

Im Gegensatz zu vielen anderen bin ich der Überzeugung, dass man einen Guerillakrieg durchaus kostengünstig führen und gewinnen kann. Das ist eine Frage der Methodik. Aber dazu kommen natürlich noch die Wiederaufbaukosten, dass ist klar. Der Schaden der da jetzt angerichtet wurde ist exzeptionell.

Und das mag uns dann gefallen oder nicht.........die Bestrafung der Zivilbevölkerung als dritte Säule ihrer Strategie durchaus ein Aspekt der hier nach meinen Dafürhalten eine Rolle spielt. Nicht die zentrale Rolle, aber es gehört dazu.

Meiner Ansicht nach nicht und das ist ein Fehler. Gehen wir es mal einfach logisch durch:

1. Israel hat nicht die Ressourcen und nicht den Willen den Gazastreifen in irgend etwas halbwegs funktionierendes zu verwandeln.

2. Wenn dem so ist (und ich wiederspreche dem nicht vollständig), dann bestraft man eine Zivilbevölkerung, und überlässt sie danach dem Feind. Und dies führt

3. zur Stärkung des Feindes und dass sich einfach alles wiederholt.

Das ist keine Strategie, auch keine Säule der Strategie, es ist einfach nur Inkompetenz und soll den Primitivismus von Rachedurst und ähnlichem in Form einer Pseudo-Strategie irgendwie pseudolegitimieren.

Und damit fallen auch die beiden anderen genannten Punkte in sich zusammen: Weder wird man damit die Wehrfähigkeit der Hamas nachhaltig zerschlagen, ganz im Gegenteil wird diese in wenigen Jahren vollständig wieder hergestellt sein und dem folgend dann sogar stärker als zuvor, noch stellt man damit die Abschreckung her, ganz im Gegenteil bedeutet der De Facto Sieg der Hamas, dass die Abschreckung verloren geht.

Den die ganzen Pseudo-Kriegsziele welche aktuell immer noch verkündet werden, ala man wird kämpfen bis man die Hamas besiegt hat ändern nichts daran, dass die Methoden welche man anwendet ungeeignet sind die Hamas tatsächlich zu besiegen. Und somit verschlimmbessert man mit diesem "strategischen" Primitivismus nur die Gesamtsituation.

Zitat:Teil dieser Entwicklung ist dann nun auch, dass wenigstens eine relative Mehrheit der israelischen Gesellschaft nach dem 7. Oktober durchaus eine Bestrafung um der Bestrafung willens wenigstens unterschwellig gutheißt.

Nicht nur unterschwellig, dass ist schon ganz offen so. Und ich habe damit auch keinerlei Problem. Und wie du es richtig beschreibst, führt dieser Umschwung natürlich dazu, dass die israelische Politik zum Getriebenen dieser Rachegedürste wird, gar keine Frage. Aber das entschuldigt weder das Versagen des Westens noch dessen Heuchelei, noch die Unfähigkeit der israelischen Regierung eine ernsthafte militärische und politische Strategie zu einer Verbesserung der Gesamtlage zu verfolgen.

Und damit meine ich nicht dass man nicht kämpfen sollte. Sondern beispielsweise im Gegenteil, dass man rein militärisch sehr viel schneller und sehr viel härter den Anfangsmoment hätte nutzen müssen und vieles mehr. Ich schreibe hier ja nicht von einer moralisch-ethischen Warte aus, sondern nur von einer rein praktischen.

Israel hat in diesem Krieg meiner Meinung nach in ganz vielem versagt. Und das ist ein Problem, auf ganz vielen Ebenen. Alles weitere kommt dann da nur noch hinzu.

Zitat:Hochtrabende Pläne sind schnell formuliert, aber Israel kann nicht einfach an den Palästinensern die alliierte Besatzungspolitik 45 bis 49 nachspielen. Das ist einfach außerhalb ihrer Möglichkeiten. Zumal der Vergleich natürlich auf beiden Beinen hinkt und sich das Ganze so oder so eher in Richtung Irak und Afghanistan entwickeln würde als Bundesrepublik.

Mal abgesehen davon, dass man im Irak auf jeden Fall, und selbst in Afghanistan etwaig hätte siegen können, ginge dass in diesem sehr kleinen Streifen Land durchaus. Ja, man könnte dort die alliierte Besatzungspolitik nachspielen wenn man es so ausdrücken möchte. Selbst die Basis ist ähnlich (flächige Zerstörung der Infrastruktur usw). Das liegt eben nicht zwingend außerhalb der Möglichkeiten Israels, wenn man es denn geschickt und richtig anstellen würde, und es läge gesichert nicht außerhalb der Möglichkeiten, würde andere hier entsprechend mithelfen. Denn die alliierte Besatzung war ja eben dies: eine alliierte Besatzung, also keineswegs die nur einer Macht.

Wer dem im Weg steht, sind die Israelis selbst, und natürlich "wir". Aus den bereits detailliert ausgeführten Gründen. Aber machbar wäre es dessen ungeachtet durchaus. Diese Verzagtheit und dieser Fatalismus und Pessimismus sind hier in diesem Kontext genau so ein Problem wie alles andere.

Zitat:Wie gesagt, uns mit unserer postheroischen Kultur mag der Gedanke nach Bestrafung/Vergeltung/Rache am wenn man so will Tätervolk fremd vorkommen (wobei immer noch offen ist wie in einem ähnlichen Szenario der Mob hier reagiert) und auf Ablehnung stoßen, in einem jüdischen und zunehmend jüdisch-orthodoxen, oder um mal einen anderen beladenen Begriff reinzuwerfen, israelitischen Wertekanon ist es nicht überraschend

Mir ist er keineswegs fremd und ich gehöre nicht der aktuellen postheroischen Kultur an welche sich hierzulande breit gemacht hat - aber ich versuche alles immer nur aus dem reinen Gebot der Zweckmäßigkeit und Notwendigkeit heraus zu betrachten. Meine Kritik richtet sich daher nicht darauf, dass man hier Rache sucht, dass ist mir völlig gleich als Sache für sich, sondern dass dieser Gedanke nach Bestrafung / Rache nicht funktional ist. Es geht nur darum was funktioniert. Und was Israel hier veranstaltet funktioniert nicht, dass ist meine Kritik in diesem Kontext. Die Realität dort welche ich kritisiere ist, dass man dort dysfunktional handelt.

Zitat: Innenpolitisch ist man staatlicherseits aus den skizzierten Gegebenheiten fast schon gezwungen hart zuzulangen.

Und um das gesondert noch mal zu betonen: ich bin nicht dagegen hart zuzuschlagen, ganz im Gegenteil. Meiner Überzeugung nach hat man in Gaza insbesondere Anfangs nicht ansatzweise hart genug zugeschlagen. Meine Position ist also nicht die der heuchlerischen "Pazifisten" - besser wäre es sie Sybariten zu nennen, welche hierzulande herumgreinen, dass das militärische Vorgehen zu hart sei. Das ist eben nicht meine Kritik.

Was ich stattdessen kritisiere ist die Inkompetenz, Hybris, Strategielosigkeit und Dysfunktionalität der Israelis, und dass niemand von außen eingreift wo diese doch so klar offenliegen. Die Härte des Vorgehens ist demgegenüber sogar unzureichend !

Zitat:das noch wesentlich archaischere Gegenüber versteht die Bestrafung als Kommunikationsform wenigstens unterschwellig ganz bestimmt. Du schreibst da von einem Sieg der Hamas und übertragen, dass es danach wieder so weiter geht wie zuvor. Ich bin mir da nicht so sicher. ‚Was wir in den nächsten Tagen unseren Feinden antun werden, wird für Generationen widerhallen.‘ hat Netanyahu im Oktober verkündet. Ich denke da ist einiges dran.

Ich würde dir zustimmen, wenn man denn härter vorgegangen wäre. Aber das ist man ebenso nicht bzw. nicht ausreichend. Und zwar dann mit dem Gegenargument, dass die lieben Partner im Westen dies ja nicht hinnehmen würden usw usf und man davon dann Nachteile hätte. Man will alles, alles verschiedene und vollkommen unterschiedliche und das zugleich. Und das nenne ich Strategielosgikeit.

Wenn du glaubst, dass ein paar zehntausend Tote das archaischere Gegenüber dazu bringen, danach nicht exakt so weiter zu machen wie vorher, dann muss ich dir nun unterstellen, die Kultur und die Mentalität archaischer Menschen nicht zu verstehen. Rein persönlich maße ich mir selbst an, diese sehr gut zu verstehen, vermutlich sogar besser als die allermeisten hierzulande. Schlicht und einfach: was man hier den Feinden antut reicht nicht um irgend etwas im Sinne israelischer Zielsetzungen zu erreichen, da müsste man ganz anders vorgehen. Und entsprechend ist auch diese Idee nichts anderes als Dysfunktional und deshalb ebenso falsch.

Zitat:Ich bin jedenfalls nicht rassistisch genug um mich darauf festzulegen, dass denen diesbezüglich niemals ein Licht aufgehen wird.

Das hat nichts mit Rassismus zu tun, sondern damit wie archaische Gesellschaften die vor allem anderen auf Clans aufbauen intern sozialkulturell funktionieren.

Zitat:das man in Gaza hart vorgehen wird und eben nicht daran interessiert ist hier nachhaltig irgendetwas zu lösen oder aufzubauen.

Und genau das ist das Problem weil:

Zitat:Militärisch nicht wirklich in den Form die ich gerne gesehen hätte, aber doch deutlich robuster als man es vor dem Krieg hätte erwarten können.

Für eine solche Strategie so man sie denn verfolgen will das Vorgehen eben nicht "robust" genug ist. So ist das also am Ende nichts halbes und nichts ganzes und man erreicht so gar nichts.

Und wird in lauter aufgedröselten Details sich auch in Zukunft von einem Gemetzel zum nächsten Krieg verlieren.
Allgemein:

In Bezug auf die Verluste und ob diese für sich selbst und ohne Besatzung (!) dazu reichen könnten ein Umdenken zu erzeugen:

Nehmen wir einmal an, es kommt insgesamt zu um die 50.000 Toten in Gaza bis die Kämpfe praktisch gesehen so einschlafen dass es nur noch sporadisches irrelevantes Klein-Klein unterhalb des militärischen Horizontes ist. Dann hätte man gerade mal ca. 2,4 % der Bevölkerung getötet. Und dann besetzt man das Land nicht, sondern überlässt es sich selbst und erwartet dass der hochideologisierte und gehirngewaschene Feind von alleine darauf kommt, dass man nicht böse ist und in Zukunft Ruhe gibt.

Konträr dazu hat man es im 2WK für absolut notwendig gehalten Deutschland zu besetzen, ein Land mit einer zivilisierten, staatshörigen Bevölkerung, von der ca. 6,9 Millionen ums Leben kamen. Und trotzdem gab es noch den Werwolf und musste man mit recht strikter Hand die Bevölkerung niederhalten und entnazifizieren und auch sonst langjährig auf die Bevölkerung einwirken und erhebliche Mittel aufwenden um Deutschlands Wideraufbau zu bewerkstelligen. Obwohl dies auf die 69 Millionen Einwohner im Jahr 1939 nicht weniger als ca 10% der Gesamtbevölkerung waren.

Es soll also in Gaza, bei einem religiös indoktrinierten Feind genügen, weniger als 1/4 dessen zu Töten was man im 2WK getötet hat, dann aber das Land nicht zu besetzen und die Verluste für sich allein werden zu einem Umdenken führen ?!

Ich behaupte, nicht einmal in Deutschland hätte es ein Umdenken gegeben, hätte man auf die Vernichtung von um die 10% der Bevölkerung nicht auch noch parallel eine sehr weitreichende Besatzung betrieben.

Aber in Gaza soll das also nun anders sein und funktionieren ?!
Allgemein:

Um in einer Anekdote die innere Verfasstheit der israelischen Gesellschaft zu verdeutlichen, eignet sich meiner Meinung nach der Fall von Meir Baruchin recht gut, um den Primitivismus, die Strategielosigkeit und die zunehmende Archaisierung der Israelis dazustellen:

https://www.instagram.com/reel/C3JPhBHoA...5xaHF0dmU5

Zitat:“They wished me to die, they wished my children to die, they threatened to rape my daughter.”

Meir Baruchin, a 62-year-old Israeli history teacher and anti-war activist, revealed how he was arrested in October and imprisoned in solitary confinement as a
“high-risk detainee” in November for “intent to commit an act of treason” and “intent to disrupt public order” after he posted a photo of Palestinians killed by the Israeli army on 7 October in opposition to the war on Gaza.

He had also faced harassment and threats from other Israelis online over the post. When he was released from prison and returned to his school to teach, he was met with a “violent demonstration” from his own students and was forced to barricade himself in the teacher’s room.

https://www.japantimes.co.jp/news/2024/0...-speak-up/

Zitat:Baruchin argued the military operation in Gaza would not make Israel more secure. Instead, it was "creating hatred that will go on for generations."

The authorities in Petah Tikva, led by a member of Prime Minister Benjamin Netanyahu's right-wing Likud party, accused him of "sedition" and "incitement to terrorism" after his post on Facebook.

He was arrested on Oct. 19 and was fired the next day.

On Nov. 9, he was imprisoned in solitary confinement for "intent to commit an act of treason" and "intent to disrupt public order."

On Nov. 14, the charges were dropped.

Und er ist kein Einzelfall. Und natürlich kein Wort darüber in jedweden deutschen Medien. Und wie Nigthwatch es so treffend ausgeführt hat, ist Israel eben kein westlicher demokratischer Staat, sondern zunehmend nur ein weiterer dieser Staaten des vorderen Orients, und damit kein bißchen anders als seine Feinde.

https://www.haaretz.com/israel-news/2023...bbb90a0000

https://www.haaretz.com/israel-news/2024...b799bb0000
Transkript der Video Präsentation des US-amerikanischen Verteidigungsministers:

[Bild: GILb-FMEWc-AALZDh.jpg]

"Wie Präsident Biden gestern Abend ankündigte, wird das Verteidigungsministerium in Zusammenarbeit mit gleichgesinnten Ländern und Partnern eine Notmission zur Errichtung eines provisorischen Piers in Gaza durchführen. Ich werde Ihnen jetzt einen Überblick über das Konzept geben, und dann werden wir gerne Ihre Fragen beantworten.

Um diese Mission zu erfüllen, wird das Ministerium seine Joint Logistics Over the Shore (JLOTS) Fähigkeit schnell einsetzen, um einen expeditiven Pier zu errichten, der die Lieferung von humanitärer Hilfe nach Gaza ermöglicht.

JLOTS ist eine einzigartige Fähigkeit des Verteidigungsministeriums, bei der die Streitkräfte der US-Armee und der US-Marine so organisiert, ausgebildet und ausgerüstet sind, dass sie gemeinsame Operationen von Schiff zu Schiff durchführen können, wenn feste Hafenanlagen unzureichend oder nicht verfügbar sind. Vereinfacht gesagt, werden sie einen temporären Offshore-Pier errichten, der es Schiffen ermöglicht, ihre Ladung auf kleinere Schiffe umzuladen, die sie dann zu einem temporären Damm für die Lieferung humanitärer Hilfe nach Gaza transportieren und entladen.

Jetzt sind wir dabei, Kräfte zu identifizieren, zu beschaffen und in einigen Fällen auf ihren Einsatz vorzubereiten. Ich kann jedoch bestätigen, dass Elemente der 7th Transportation Brigade Expeditionary von der Joint Base Langley-Eustis in Virginia mit der Unterstützung beauftragt wurden. Wichtig ist, dass in Gaza keine US-Truppen vor Ort sein werden.

Das Verteidigungsministerium ist weiterhin in der Lage, einzigartige Fähigkeiten von der Küste aus bereitzustellen, ohne dass eine US-Militärpräsenz in Gaza besteht. Wir stimmen uns mit anderen Nationen ab, um den Betrieb des Dammes und die Verteilung von Hilfsgütern nach Gaza zu unterstützen. Das geplante Konzept sieht die Präsenz von US-Militärpersonal auf Militärschiffen vor der Küste vor, erfordert aber nicht, dass US-Militärpersonal an Land geht. Was die Sicherheit vor Ort anbelangt, so planen und koordinieren wir weiterhin mit unseren Partnern in der Region. Was die Verteilung von Hilfsgütern angeht, so werden wir in Zukunft weitere Einzelheiten bekannt geben, aber wir stimmen uns mit unseren Verbündeten und Partnernationen ab. Die Vereinten Nationen und die humanitären Nichtregierungsorganisationen planen die Verteilung der Hilfsgüter in Gaza.

Was schließlich den Zeitplan betrifft, so bemühen wir uns um eine möglichst rasche Umsetzung, aber wir gehen davon aus, dass die Planung und Durchführung mehrere Wochen dauern wird. Die tatsächliche Menge der gelieferten Hilfsgüter hängt von vielen Variablen ab und wird sich wahrscheinlich mit der Zeit verändern. Wir gehen jedoch davon aus, dass durch die Lieferungen über JLOTS täglich mehr als zwei Millionen Mahlzeiten an die Bürger des Gazastreifens geliefert werden könnten."

DeepL

US Department of Defense

Anmerkung: Der Text des als Quelle angegebenen Links des DOD der USA weicht im Wortlaut vom Transkript der Videopräsentation des US-Verteidigungsministers ab, ist aber dem Sinn nach gleichlautend.

Über den Pier könnten dann auch Flüchtlinge (Frauen und Kinder zuerst) aus Gaza z.B. nach Deutschland verbracht werden. Die Bundesregierung hat die Absicht dazu mehrfach ausgesprochen und bekräftigt. Auch die Beteiligung der UN bzw. UNWRA vor Ort, "am Boden", in Gaza lässt darauf schließen.
Deutschland wird sich an der humanitären Hilfe beteiligen:
Zitat:Humanitäre Hilfe

Habeck: Deutsche Beteiligung an Gaza-Meereskorridor kein Schwenk

Deutschland wird sich am maritimen Hilfskorridor für den Gazastreifen beteiligen. Vizekanzler Robert Habeck sagt, dass sich die politische Position der Bundesregierung dadurch nicht geändert hat. [...]

»Das ist aus meiner Sicht gar kein Schwenk«, sagte der Grünenpolitiker am Freitag in New York nach einem Gespräch mit Uno-Generalsekretär António Guterres. »Wenn Sie den Einsatz der Außenministerin und auch des Bundeskanzlers der letzten Zeit verfolgt haben, dann haben wir immer versucht, humanitäre Hilfe zu ermöglichen vor Ort – so gut wir konnten.« Wegen der humanitären Notlage in der Region müsse man nun Umwege gehen, »damit überhaupt Wege gefunden werden.« Die Lage habe dabei ihren Ursprung im Terror der islamistischen Hamas.
https://www.spiegel.de/politik/robert-ha...196677b26d

Anbei noch eine meiner Meinung nach recht gut illustrierte Übersicht über die Verwüstungen in Gaza:
https://www.faz.net/aktuell/israel-krieg...01933.html

Ferner - mit sehr detaillierten Aufnahmen:
https://www.faz.net/aktuell/politik/isra...stengebiet.

Schneemann
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