Quintus Fabius schrieb:Man muß dazu bedenken, daß der Westen alle möglichen Gruppen in Afghanistan als Taliban zusammen fasst, die genau genommen keine Taliban sind.
Korrekt. Und entweder ist man zu dieser Unterscheidung wirklich nicht in der Lage, oder man verzichtet darauf intentional, oder es dient schlicht der Vereinfachung um die Öffentlichkeit nicht zu überfordern. Wahrscheinlich ist an allen Erklärungsversuchen etwas dran und hängt vom Kontext der Verwendung des Begriffs "Taliban" ab.
Zitat:Es gibt in Afghanistan viele Widerstandsgruppen. Einige dieser Widerstandsgruppen werden definitiv vom Iran gefördert.
Es gibt Volksgruppen, die vom Iran traditionell unterstützt werden. Ebenso übrigens, wie die staatliche afghanischen Sicherheitskräfte/Polizei, Verwaltungsangestellte, Arbeiter, Lehrer, etc...
Letztlich haben die Iraner genau das von Anfang im Irak und Afghanistan gemacht, was Herrn Pätreus so legendär als seine Idee angezettelt wird. Man unterstützt regionale Stämme, die mit der irak. bzw. afgh. Regierung kooperieren und gleichsam gegen die sunnitischen Extremisten vorgehen, die u.a. auch im Iran wildern und dessen Grenzen unsicher machen. Damit hat man mehr als nur ein Eisen im Feuer. Mit diesen sunnitischen Extremisten kooperieren die USA und Briten übrigens nicht erst seit gestern. Was ihr Spiel ist, erscheint mir weit unlogischer, fahrlässiger und dämlicher.
Zitat:Wie die Sowjets vor uns verstehen wir nicht, wie Heterogen der Afghanische Widerstand ist und wir scheitern auch deshalb, in Ermangelung der Erkenntnis wie der Gegner sich aufbaut.
Es scheitert bereits daran, dass man garnicht weiß wer der Gegner ist, bzw. diesen nicht definieren kann.
Zitat:Immer heißt es nur DIE Taliban. Dabei stehen wir dutzenden sehr unterschiedlichen Gruppen gegenüber. Die US Offiziere sagen dann, die Führung der Taliban sei wie die Köpfe einer Hydra. Tatsächlich aber handelt es sich eben nicht um EINE Hydra, sondern um getrennte Entinitäten.
Mit der Zeit hat die Zahl dieser Entitäten zugenommen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die Präsenz westlicher Truppen tausende von Islamisten aus dem Ausland (insb. aus dem Sudan, Marokko, Ägypten, Saudi Arabien, Nordafrika, der ehem. Sowjetunion und nicht zuletzt auch aus den USA und Europa) als Terror-Touristen ins Land gereist und andererseits gilt unter den ansässigen afghanischen Stämmen dort das Prinzip der Blutrache. DER Feind lässt sich für die dortigen westlichen Truppen als solcher damit heute erst recht nicht mehr als DIE Taliban definieren.
@hunter1
Es ist schon sehr vereinfachend, den Iran als den Buhmann für die eigene Inkompetenz, Fahrlässigkeit und Verantwortlungslosigkeit auszumachen. Letztlich haben sich die Iraner in Afghanistan und dem Irak stets nur dann unkooperativ gezeigt, wenn gezielt seine Interessen in diesen Ländern geschädigt wurden. Wäre das anders gewesen wären die Beziehungen zwischen den Regierungen Irak-Iran und Afghanistan-Iran heute nicht so gut, wie sie sind. Diese Staaten zu destabilisieren, liegt nicht im Interesse der Iraner.
Den kriegs- und religiösen Terrorwahnsinn haben andere in diese Länder getragen. Seltsamerweise gerade jene, die besonders eng mit dem Westen und neuerdings auch mit Israel kooperieren. Es sind einzig und allein wirtschaftliche Interessen und überaus kurfzfristige Planungen, die diese Staaten deckeln und dabei helfen sich hinter der "schiitischen Bedrohung" zu verstecken. Auch dieses Kartenhaus wird früher oder später zusammenbrechen, wie die gesamte Luftblase, die sich der Westen dort unten errichtet hat. Und ja, ein bischen Schadenfreude spielt bei dieser Erkenntnis mit. Ganz sicher sogar.