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Normale Version: Saudi Arabien
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Zitat:Auch in dieser Zeit gab es in der Türkei, Libanon, Ägypten, Jemen, Russland, Irak, Iran, Afghanistan, Indonesien und Pakistan noch mehr Anschläge und Tote.
Das ist sicherlich korrekt und mag so sein bzw. war leider so. Ich verstehe nur nicht ganz, was dies mit meinem Beitrag zu tun haben soll, wo ich eben versucht habe zu belegen, welche Attentate es in Saudi-Arabien selbst gegeben hat.
Zitat:Dass es in Saudi Arabien, oder irgendwo sonst, Anschläge gegeben hat und von denen sich sogar welche gegen Regierungsorganisationen gerichtet haben ist für mich kein Zeichen einer den Terrorismus bekämpfenden Grundhaltung.
Hmm, ich hatte die Details - wenngleich diese auch sicher nicht alle Ereignisse umfassten - schlicht auf deine Bitte hin genannt (ohne eine allumfassende Gültigkeit zuzugestehen oder Vollständigkeit einzufordern). Wenn es indessen denn für dich kein Zeichen ist für die Probleme mit dem Terror in Saudi-Arabien selbst, so kann ich hier ja genau genommen nicht darauf antworten, da du deiner Wahrnehmung ein allumfassendes Geltungs- oder Wahrnehmungsspektrum bereit bist zuzugestehen. Sorry, aber ein Diskurs wird damit sehr, sehr schwierig.
Zitat:Insofern ist Deine Argumentationsgrundlage auf sehr dünnem Eis gebaut.
Warum denn? Ich habe nur explizit auf deine Frage- und Antwortforderung reagiert und dir einige Bsp. genannt; und die geschilderten Ereignisse sind so geschehen (findet man auch ohne größeres Suchen im Netz).
Zitat:Derartige Vorfälle sind nicht zuletzt Randerscheinungen von "Verhandlungsprozessen", dem "Austragen von Meinungsverschiedenenheiten"...
Nein, dies sehe ich anders. Wenn es denn nicht wirklich wichtige Aspekte sind oder wären, so könnte man sie i. d. T. auf den Zusammenhang von Randerscheinungen von "Verhandlungsprozessen" und dem "Austragen von Meinungsverschiedenenheiten" reduzieren. Da du aber selbst gerne Missstände in Israel oder Saudi-Arabien oder Bahrain (bevorzugt wenn es um Schiiten geht) als Zentralkritikpunkt anzuführen bereit bist, wage ich dir mal im Sinne deiner eigenen Logik direkt zu widersprechen. Genauso wie man sowas anderswo handzuhaben bereit ist, so müsste man es ja auch hinsichtlich Saudi-Arabien handhaben, weil ansonsten sind es immer nur Momentaufnahmen ohne Zusammenhang. Und die Intensität der Auseinandersetzungen mit dutzenden, ja hunderten Todesopfern geht doch um einiges über das "Austragen von Meinungsverschiedenheiten" hinaus... :?
Zitat:Diese Vorfälle, insbesondere jene in Saudi Arabien, beruhen nicht zwingend auf Feindschaft.

Jein. Natürlich ist es keine religiöse Feindschaft im eigentlichen Sinne, sondern eher eine machtpolitische Gegnerschaft im Inneren, die aber durchaus offen zu Tage tritt und auch ausgefochten wird, wenn das Königshaus selbst oder dessen Verbündete zum Ziel der Fundamentalisten wird/werden (was schon öfters geschah), zahlreiche Polizisten im Königreich kamen bei Schusswechseln mit militanten Extremisten ja auch schon ums Leben.
Zitat:Zu keinem Zeitupunkt wurde ein Konflikt Saudi Arabien vs. "Al-Qaida", oder "Al-Qaida" vs Saudi Arabien in irgendeiner Form von einer der beiden Seiten in auch nur ansatzweise systematischer Form betrieben.
Naja, halbwegs korrekt, es ist wohl eher ein indirekter, also nicht immer gleich erkennbarer offener Konflikt, aber es gibt ihn. Man sollte indessen z. B. berücksichtigen, dass hunderte von al Qaida-Terroristen in Saudi-Arabien inhaftiert und verurteilt wurden (vor allem seit 2004). Dass dabei geflissentlich auch mancher Kritiker am Königshaus gleich mit weggesperrt wurde, dürfte allerdings auch ein begleitendes Problem sein. Auch die Aktionen im Grenzland zum Jemen, wo sowohl Stammeskrieger als auch al Qaida-Terroristen von den Saudis angegriffen wurden, sollte man nicht ganz verschweigen.
Zitat:Im Gegenteil, findet eine ideologisch, mediale, finanzielle und politische Kooperation in systematischer Weise statt. Wohlgemerkt im Rahmen einer Saudi Arabisch - Amerikanischen "Sicherheit- und Wirtschaftsallianz".
Hmm, das ist doch aber nun wirklich bekannt. Die Information, dass seit den 1950ern die USA (damals unter "Ike" Eisenhower) ihren "private deal" mit den Saudis haben und dass sie seit dem 2. Golfkrieg dort zudem massiv mit GIs stehen bzw. dass die Dynastie Saud von den USA hochgerüstet wird, ist so "neu", wie dass "Speiseeis kalt ist". Man kann also gewisse Handlungen oder Berichte zu dem Komplex recht einfach aus diesem Winkel betrachten und weiß dann leicht, woher der "Wind weht".

EDIT: Beitrag erweitert und detailintensiver dargestellt.

Schneemann.
Shahab3 schrieb:...

Die Anordnung des saudischen Königshauses, die Muslimbrüder küftig als Terrorgruppe zu behandeln ist ebenfalls nicht als Bekämpfung von militanten Islamisten im Allgemeinen zu verstehen. Das ist Teil eines köchelnden Machtkampfes zwischen Saudi Arabien mit Katar und der Türkei um den Einfluss in Ägypten und Syrien. In diesem Kontext haben diese Woche ja dann auch die VAE und Saudi Arabien ihre Botschafter aus Katar abgezogen.
....
sehe ich auch so; die Muslimbrüder sind dem sunnitischen Islam und insbesondere auch der Türkei zuzuordnen. Das wahabistische "Pendant" oder besser die Konkurrenz sind die Salafisten, die von den Saudis z.B. in Ägypten massiv unterstützt wurden (das hatten wir dort auch im Thread).
Saudi-Arabien hat per königlichem Erlass neben der ägyptischen Muslimbruderschaft auch die salafistisch gefärbten und bspw. in Syrien aktiven sunnitischen Fundamentalisten- und Terrorgruppen al-Nusra und ISIS als Terrororganisationen eingestuft. Ein sicherlich bemerkenswerter Schritt (wenngleich man auch abwarten muss, inwieweit sich daraus nun direkte Folgen ergeben bzw. dieser Erlass Auswirkungen zeitigt), galt die Monarchie am Golf doch vielen jahrelang indirekt als Drahtzieher hinter der Entstehung dieser radikalen Gruppierungen. Interessant ist zudem, dass - wie im Artikel angeführt wird - nicht nur alleine ein reines Verbot hier ausgesprochen wurde, sondern dass dieser Schritt hin zu einer Einstufung der genannten Gruppen als Terrororganisationen offenkundig auch durch die Sorge in Riad selbst vor einer Gefahr für die Dynastie Saud durch diese Dschihadisten beflügelt wurde. Genau diese These - bezüglich des Grundes des verstärkten Kampfes der Saudis gegen die islamistischen Strömungen in der letzten Dekade - hatte ich ja schon einmal hier im Strang angeführt.
Zitat:Saudi Arabia designates Brotherhood, Nusra Front, ISIS terrorist groups

RIYADH: Saudi Arabia has formally designated the Muslim Brotherhood as a terrorist organization, in a move that could increase pressure on Qatar whose backing for the group has sparked a row with fellow Gulf monarchies.

The U.S.-allied kingdom has also designated as terrorists the Nusra Front and the Islamic State in Iraq and Greater Syria, whose fighters are battling Syrian President Bashar Assad, the Interior Ministry said in a statement published by state media. […] It underscored concern about young Saudis hardened by battle against Assad coming home to target the ruling Al-Saud royal family – as has happened after the wars in Afghanistan and Iraq. […]

The Interior Ministry said Friday the royal decree would apply to both Saudis and foreign residents who joined, endorsed or gave moral or material aid to groups it classifies as terrorist or extremist, whether inside or outside the country.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.dailystar.com.lb/News/Middle-East/2014/Mar-08/249645-saudi-arabia-designates-brotherhood-nusra-front-isis-terrorist-groups.ashx#axzz2vT4FcOVf">http://www.dailystar.com.lb/News/Middle ... z2vT4FcOVf</a><!-- m -->

Schneemann.
Zitat:Genau diese These - bezüglich des Grundes des verstärkten Kampfes der Saudis gegen die islamistischen Strömungen in der letzten Dekade - hatte ich ja schon einmal hier im Strang angeführt.

So ein Unfug. Die Sauds selbst hatten keine religiöse, demokratische, demographische oder königliche Linie, die ihre Herrschaft im Kernland des Islam legitimiert hätte. Sie waren von Anfang an auf Verbündete angewiesen, sonst wären sie nicht dahin gekommen und würden auch heute nicht mehr da sitzen. Militante Wahabiten haben dem Stamm der Saud nach dem Abzug der Osmanen die Herrschaft erkämpft. Das dadurch an die Macht gekommene resultierende Königshaus Saud hat sich auf gesellschaftsformende, politische und finanzielle Weise erkenntlich gezeigt, erkenntlich zeigen müssen. Das symbiotische Verhältnis Königshaus Saud und militanter wahabitischer Islam ist eng aneinander gekoppelt und hat übrigens auch ideologische Verzweigungen. Eine Reihe der Herrschaften des Hauses Saud sind als radikale Islamisten "Szenebekannt". Beide Seiten (Dynastie und Islamisten) sind existentiell voneinander abhängig. Keinesfalls ist daraus resultierende eine Bedohungssituation für das Königshaus entstanden. Diese Aussage von Dir ist bereits im Ansatz vollkommen abstrus. Im Gegenteil, sollte das Königshaus Saud auf die Idee kommen, die Verbündeten, ihr Fundament, als Feinde zu erklären und als solche zu behandeln, dann kommt das der Unterzeichnung des eigenen Todesurteils gleich.

Dass das Königshaus hat jedoch ein zunehmendes Imageproblem aus außenpolitischer Ebene, insbesondere versursacht nicht durch Menschenrechte und Burkazwang sondern durch den von ihnen geförderten Terrorismus. Die Vorwürfe kommen aus etlichen Staaten und sind gedeckt mit etlichen Aussagen u.a. westlicher Kreise, dass inzwischen das Maß als übervoll betrachtet wird. Ein Grund für den Tiefpunkten in den diplomatischen Beziehungen mit der aktuellen amerikanischen Administration.

Als Erkenntnis daraus ziehe ich insofern nicht, dass Saudi Arabien seinen Kampf gegen Islamisten verstärkt :lol: sondern dass das Eis bzw. Drahtseil auf dem das Haus Saud wandelt, zunehmend dünner wird.
Zitat:Militante Wahabiten haben dem Stamm der Saud nach dem Abzug der Osmanen die Herrschaft erkämpft und das daraus resultierende Königshaus Saud hat sich auf gesellschaftsformende, politische und finanzielle Weise erkenntlich gezeigt.

Das symbiotische Verhältnis Königshaus Saud und militanter wahabitischer Islam ist eng aneinander gekoppelt. Beide Seiten sind existentiell voneinander abhängig. Keinesfalls entsteht daraus eine Bedohungssituation für das Königshaus, wie Du es mit inhaltslarmen Phrasen zu belegen versucht.
Das hatte ich auch so nicht gesagt. Es ging mir in meiner Aussage nicht um die Notwendigkeit (oder gar Machbarkeit) der Trennung des Hauses Saud vom Wahhabismus - was i. d. T. kaum möglich sein dürfte -, sondern es ging mir um die Tatsache, dass die Monarchie dort gegen die fundamentalistischen Ableger dieser Strömung durchaus bereit ist vorzugehen und etwas gegen sie zu unternehmen, was aber international kaum zur Kenntnis genommen wird. Vielleicht habe ich mich aber auch beim Herleiten etwas falsch ausgedrückt.
Zitat:Dass das Königshaus hat allerdings ein zunehmendes Imageproblem, versursacht durch den von ihnen geförderten Terrorismus. Die Vorwürfe kommen aus etlichen Staaten und sind gedeckt mit etlichen Aussagen u.a. westlicher Kreise, dass hier das Maß als übervoll betrachtet wird. Ein Grund für den Tiefpunkten in den diplomatischen Beziehungen mit der aktuellen amerikanischen Administration.
Das ist richtig. Aber: In Riad weiß man ja dies wohl auch sehr genau, weswegen man u. a. auch in den letzten Jahren aktiver geworden ist, um die Radikalen in Schach zu halten bzw. durch das Vorgehen gegenüber den Fundamentalisten auch aufzuzeigen, dass man etwas zu tun bereit ist. Insofern sollte man den jetzigen Schritt als einen Schritt ansehen bzw. zur Kenntnis nehmen, der weiter in die richtige Richtung geht. Und darum ging es mir auch (und darauf bezog ich mich auch in früheren Beiträgen).

EDIT/Anm.: Ich muss den Bezug neu herstellen (kommt später nach), da ich schneller zitiert habe als Shahab3 seinen Beitrag vervollständigen konnte (Zeitüberschneidung). Die Textbauelemente und die zitierten Stellen erscheinen somit widersprüchlich.

Schneemann.
Etwas verspätet hier nun der Nachtrag:
Zitat:Eine Reihe der Herrschaften des Hauses Saud sind als radikale Islamisten "Szenebekannt". Beide Seiten (Dynastie und Islamisten) sind existentiell voneinander abhängig. Keinesfalls ist daraus resultierende eine Bedohungssituation für das Königshaus entstanden.
Der These möchte ich widersprechen. Die Dynastie der Saud ist den Islamisten ein absolutes Dorn im Auge und man würde sie ohne zu zögern vermutlich ermorden, wenn man es denn könnte. Diese Ablehnung des Hauses Saud mit seinem teils ausschweifenden Lebensstil durch eifernde Fundamentalisten ist schon seit Jahrzehnten bekannt (im Grunde seit den 1970ern bzw. seit der Ermordung Faisals und der Besetzung der Großen Moschee im Jahr 1979 durch al Utaibi und seine Fanatiker, die u. a. den Sturz der Saud-Dynastie forderten). Spätestens ab 1991 und dem 2. Golfkrieg, als das Haus Saud US-Truppen ins Land holte - quasi also GIs im Land der heiligen islamischen Stätten standen (eine absolute Blasphemie in den Augen der Fundamentalisten) -, war die Saud-Dynastie bei den radikalen Islamisten vollends diskreditiert und rangiert/e - egal ob nun bin Laden, al Zawahiri oder al Awlaki - nach den USA und Israel zumeist auf Platz 3 der Skala des Hasses. Eine enge Freundschaft dürfte es also nicht sein...

Schneemann.
Schneemann schrieb:Etwas verspätet hier nun der Nachtrag:
Zitat:Eine Reihe der Herrschaften des Hauses Saud sind als radikale Islamisten "Szenebekannt". Beide Seiten (Dynastie und Islamisten) sind existentiell voneinander abhängig. Keinesfalls ist daraus resultierende eine Bedohungssituation für das Königshaus entstanden.
Der These möchte ich widersprechen. Die Dynastie der Saud ist den Islamisten ein absolutes Dorn im Auge und man würde sie ohne zu zögern vermutlich ermorden, wenn man es denn könnte. Diese Ablehnung des Hauses Saud mit seinem teils ausschweifenden Lebensstil durch eifernde Fundamentalisten ist schon seit Jahrzehnten bekannt (im Grunde seit den 1970ern bzw. seit der Ermordung Faisals und der Besetzung der Großen Moschee im Jahr 1979 durch al Utaibi und seine Fanatiker, die u. a. den Sturz der Saud-Dynastie forderten). Spätestens ab 1991 und dem 2. Golfkrieg, als das Haus Saud US-Truppen ins Land holte - quasi also GIs im Land der heiligen islamischen Stätten standen (eine absolute Blasphemie in den Augen der Fundamentalisten) -, war die Saud-Dynastie bei den radikalen Islamisten vollends diskreditiert und rangiert/e - egal ob nun bin Laden, al Zawahiri oder al Awlaki - nach den USA und Israel zumeist auf Platz 3 der Skala des Hasses. Eine enge Freundschaft dürfte es also nicht sein...

Schneemann.

Dann sind Salafisten wohl keine Islamisten? Diese werden nämlich massiv von Saudi-Arabien unterstützt.
@srg
Zitat:Dann sind Salafisten wohl keine Islamisten? Diese werden nämlich massiv von Saudi-Arabien unterstützt.
Man kann die Salafisten als Islamisten definieren. Genau genommen sind sie eine Art "konservative Rückbesinnung" innerhalb des sunnitischen Islam, wobei dies oftmals jedoch mit Radikalität bzw. "steinzeitlichem" Islamismus und dementsprechenden Menschenrechtsverletzungen einhergehen kann, allerdings muss dies nicht zwingend der Fall sein. Genau genommen kann man indessen jedoch den saudischen Wahhabismus und den Salafismus nicht per se miteinander gleichsetzen (auch wenn es ideologische Überschneidungen gibt), salafistische Strömungen prägten sich auch z. B. in der Türkei aus (entsprechend der hanafitischen Rechtsschule), wobei hier der saudische Einfluss (also hanbalitische Rechtsschule) quasi aber nicht vorhanden war.

Schneemann.
Schneemann, Deine Behauptung, dass der Stamm der Sauds die schon immer militante Bewegung der Wahabiten als Bedrohung ihrer Herrschaft angesehen hätten oder würden, ist bereits aus dem gemeinsamen historischen Kontext heraus seit 270 Jahren widerlegbar. Wir reden hier nicht von einem kurzfristigen Joint Venture. Zum historischen Kontext der wahabitisch-saudischen Verbindung, die auch heute noch das staatlich-ideologische und legitimierende(!) Fundament Saudi Arabiens darstellt und von dem beide Seiten in der Folge enorm symbiotisch profitiert haben:

Zitat:From the Library of Congress Country Study on Saudi Arabia
...
Accordingly, when Muhammad ibn Abd al Wahhab arrived in Ad Diriyah, the Al Saud was ready to support him. In 1744 Muhammad ibn Saud and Muhammad ibn Abd al Wahhab swore a traditional Muslim oath in which they promised to work together to establish a state run according to Islamic principles. Until that time the Al Saud had been accepted as conventional tribal leaders whose rule was based on longstanding but vaguely defined authority.

Muhammad ibn Abd al Wahhab offered the Al Saud a clearly defined religious mission to which to contribute their leadership and upon which they might base their political authority. This sense of religious purpose remained evident in the political ideology of Saudi Arabia in the 1990s.
...
Data as of December 1992
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/loc/sa/saud_wahhabi.htm">http://www.au.af.mil/au/awc/awcgate/loc ... ahhabi.htm</a><!-- m -->

Die Strategie der Sauds basierte darauf, das Gewaltpotential der Wahabiten vorrangig gegen gemeinsame äußere Feinde aber auch gemeinsame innere Feinde zu kanalisieren. In gewisser Weise trägt diese Beziehung Züge eines Schutzgeldgeschäfts oder König/Söldner-Verhältnis, wie es die Europäischen Adelshäuser mit den Söldnerheeren und ihren Anführern im Mittelalter in Zentraleuropa führten. Die Adeligen hatten damals die Finanzmittel, aber für Machterhalt und -Ausbau nicht genügend Gewaltpotential. Mitunter verstehe ich daher durchaus Deinen gedanklichen Ansatz, dass derartige Söldner einem König über den Kopf wachsen können. Ich sehe das in Saudi Arabien aber nicht. Die vereinzelten Anschläge die es mal vor 10 Jahren gab, sind Teil arabischer Verhandlungsmentalität und das gemeinsame Gewaltpotential wurde seitdem verstärkt nach außen projeziert. Gerade der Irak ist vor dem Hintergrund der wahabitisch-saudischen Allianz ein historisches Betätigungsfeld. Und seit dem Aufflammen der islamistischen Aufstände in den neuen saudischen EInflussgebieten von Westafrika bis Indonesien ist es auch im Kernland des militanten wahabitischen Islam auffällig ruhiger wie in jedem anderen Nachbarland, wo diese in Erscheinung treten.

Eine Euphemisierung dieser mit Finanzmitteln, straffen Islamschulen und Waffen überversorgten militanten und intoleranten Ideologie halte ich für sehr gefährlich. Der wahabitisch geprägte Islam ist die am stärksten wachsende Religionsgemeinschaft in Europa und auch die derzeit im islamisch geprägten Raum aktiv um eine Vormacht kämpfenden Radikalislamisten kehren irgendwann nach Europa zurück. Wenn man die Wurzeln dieses Übels, das Kernland der Wahabiten, dann immernoch apologetisch beschützt, dann wird das Erwachen um so schmerzhafter. Ich habe mit rechten Kölner Bürgerwehren nichts am Hut, und hege gegenüber gemäßigten Islam keinerlei Antipathien, sondern verbinde gerade mit den Gemäßigten die Hoffnung auf Frieden und gegenseitger Toleranz. Du unterliegst aber hier in meinen Augen einem fatalen Irrtum was die radikalen Elemente betrifft. Aber nicht nur Du, denn dass die Saudis und ihre wahabitischen Söldner sich mit ihren Petrodollars bei den Europäern und Amerikanern ein zweites machtpolitisches Standbein aufbauen konnten, ist ein trojanischer Schachzug der von gewissen Eliten geflissentlich ignoriert wird.
Zitat:Schneemann, Deine Behauptung, dass der Stamm der Sauds die schon immer militante Bewegung der Wahabiten als Bedrohung ihrer Herrschaft angesehen hätten oder würden, ist bereits aus dem gemeinsamen historischen Kontext heraus seit 270 Jahren widerlegbar.
Das habe ich so auch nicht gesagt. Ich sagte, dass aus der Sicht der Fundamentalisten das Königshaus ein abzulehnender Faktor sei wegen dessen nicht sonderlich islamischer, ja geradezu protzig-feudaler Lebensweise. Das Königshaus selbst hat sich die Wahhabiten indessen durchaus im Sinne der eigenen Machterhaltabsichten zunutze gemacht, sicherlich richtig. Nur habe ich in dem Zusammenhang auch sehr genau und zudem angemerkt, dass einige im Königshaus so langsam (grob seit dem Ende der 1970er Jahre und dem Geschehen der weiter oben geschilderten Ereignisse) ebenfalls geflissentlich bemerkt haben, dass man sich den eigenen Ast absägt und dass man nun versucht Gegenmaßnahmen zu treffen (und dies tut man auch, zumindest innenpolitisch; was nun das Tragen der wahhabitischen Ideologie nach außen betrifft, so ist man noch sehr zaghaft, auch wenn das Verbot der syrisch-salafistischen Terrororganisationen [s. oben] ein Wink in die richtige Richtung sein könnte). Ob diese Maßnahmen von Erfolg gekrönt sein werden oder aber ob die gerufenen Geister irgendwann das eigene Ende einleiten, bleibt abzuwarten.
Zitat:In gewisser Weise trägt diese Beziehung Züge eines Schutzgeldgeschäfts oder König/Söldner-Verhältnis, wie es die Europäischen Adelshäuser mit den Söldnerheeren und ihren Anführern im Mittelalter in Zentraleuropa führten. Die Adeligen hatten damals die Finanzmittel, aber für Machterhalt und -Ausbau nicht genügend Gewaltpotential.
Das lässt sich recht schwer vergleichen. Zwar haben europäische Adlige oder Königshäuser durchaus auch ihre Söldnerheere besessen und "verkauft" nach dem jeweiligen Kriegsschauplatz, aber es ging hier nicht um das Benutzen (besser: Missbrauchen) einer religiösen Idee - von den europäischen Religionskriegen einmal abgesehen -, sondern um sehr geographisch-weltliche Machtansprüche (Thronfolgen, Handelswege, Kolonien etc.). Zudem sind die wahhabitischen Eiferer ja seltsamerweise nicht die Söldner der Saudis, die eigentlichen Truppen und Eliteeinheiten, wenn es denn Ausländer sind, rekrutieren sich oftmals aus Ländern rund um den Indik (Scholl-Latour nannte es mal beim Namen, als er erstaunt war, wie viele Pakistaner, Bangladescher, Malaien, ja sogar Philippinos sich dort tummelten).
Zitat:Mitunter verstehe ich daher durchaus Deinen gedanklichen Ansatz, dass derartige Söldner einem König über den Kopf wachsen können. Ich sehe das in Saudi Arabien aber nicht.
Vielleicht noch nicht (ganz). Bemerkt hat man das Gefahrenpotenzial indessen durchaus, sehr real sogar. Anders lässt sich die gegensteuernde Hektik der letzten Jahre auf diesem Feld nur schwer erklären.
Zitat:Gerade der Irak ist vor dem Hintergrund der wahabitisch-saudischen Allianz ein historisches Betätigungsfeld.
Das ist korrekt. Wobei man dazu sagen muss, dass der Irak bzw. das Zweistromland schon immer und oft ein Reibungspunkt zwischen Arabern bzw. Turkvölkern [Seldschuken] und Persien und damit auch zwischen den innerislamischen religiösen Strömungen war. Das kann man über Jahrhunderte zurückverfolgen. Das war aber schon der Fall, bevor es die Saud-Dynastie oder die Wahhabiten-Ideologie gab.

Schneemann.
Wenn man das hier anschaut dann frag ich mich schon, wo die ideologischen Unterschiede sind:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/saudi-arabien-blogger-mit-10-jahren-haft-und-peitschenhieben-bestraft-a-968226.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 68226.html</a><!-- m -->
Zitat:Urteil in Saudi-Arabien: Zehn Jahre Haft und 1000 Peitschenhiebe für Blogger

Donnerstag, 08.05.2014 – 12:20 Uhr
Weil er im Internet eine Diskussion über Politik und Islam in Saudi-Arabien anstieß, ist Raif Badawi drakonisch bestraft worden. Der Familienvater muss zehn Jahre ins Gefängnis und soll tausend Peitschenhiebe erhalten.
...
Die möglichen Folgen der Krise in der Ukraine haben Saudi-Arabien bewogen, auf die Befürchtungen bezüglich der Ölversorgung und auf die damit verbundenen Sorgen auf den Märkten mit einer Zusicherung hinsichtlich der Versorgungs- und Preissicherheit zu reagieren...
Zitat:Saudi-Arabien: Würden krisenbedingte Ölknappheit ausgleichen

Seoul (Reuters) - Saudi-Arabien ist nach den Worten von Ölminister Ali al-Naimi bereit, die Weltmärkte mit mehr Rohöl zu versorgen, wenn es infolge der Ukraine-Krise zu einer Angebotsverknappung kommen sollte. [...] Die wegen des Ukraine-Konflikts gestiegenen Spannungen zwischen dem Westen und Russland haben in den vergangenen Monaten die Ölmärkte verunsichert. Der Preis für die Nordseesorte Brent notiert bei 108 Dollar pro Barrel, nach dem Jahreshöchststand von 112,39 Dollar am 3. März.

100 Dollar pro Barrel seien für Verbraucher, Produzenten und Ölkonzerne gleichermaßen ein fairer Preis, sagte Naimi. Die Opec-Staaten sollten ihre derzeitige Förderobergrenze von 30 Millionen Barrel pro Tag beibehalten. "Es gibt überhaupt keinen Grund für eine Änderung", sagte Naimi.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKBN0DS06W20140512">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 6W20140512</a><!-- m -->

Schneemann.
Schneemann schrieb:Die möglichen Folgen der Krise in der Ukraine haben Saudi-Arabien bewogen, auf die Befürchtungen bezüglich der Ölversorgung und auf die damit verbundenen Sorgen auf den Märkten mit einer Zusicherung hinsichtlich der Versorgungs- und Preissicherheit zu reagieren...
Zitat:Saudi-Arabien: Würden krisenbedingte Ölknappheit ausgleichen

Seoul (Reuters) - Saudi-Arabien ist nach den Worten von Ölminister Ali al-Naimi bereit, die Weltmärkte mit mehr Rohöl zu versorgen, wenn es infolge der Ukraine-Krise zu einer Angebotsverknappung kommen sollte. [...] Die wegen des Ukraine-Konflikts gestiegenen Spannungen zwischen dem Westen und Russland haben in den vergangenen Monaten die Ölmärkte verunsichert. Der Preis für die Nordseesorte Brent notiert bei 108 Dollar pro Barrel, nach dem Jahreshöchststand von 112,39 Dollar am 3. März.

100 Dollar pro Barrel seien für Verbraucher, Produzenten und Ölkonzerne gleichermaßen ein fairer Preis, sagte Naimi. Die Opec-Staaten sollten ihre derzeitige Förderobergrenze von 30 Millionen Barrel pro Tag beibehalten. "Es gibt überhaupt keinen Grund für eine Änderung", sagte Naimi.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEKBN0DS06W20140512">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 6W20140512</a><!-- m -->

Schneemann.

Und das soll nun eine gute Nachricht sein? Es ist eher eine Schande, dass der Westen mit diesem Staat verbündet ist.
Modernisiert sich der Staat tatsächlich?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/reisen/2014-06/out-of-eden-hedschas">http://www.zeit.de/reisen/2014-06/out-of-eden-hedschas</a><!-- m -->
Zitat:Durch das Kalifornien Saudi-Arabiens

Eine Wanderung auf den Spuren der Menschheit führt durch den Hedschas im Westen der arabischen Halbinsel – eine romantisch verklärte Region, die sich rasant modernisiert
. von Paul Salopek

Erschienen in National Geographic

23. Juni 2014 17:33 Uhr ...
oder sind Autostraßen und Shopping Center nur Äußerlichkeiten einer durch und durch verkrusteten Gesellschaft?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/kampf-gegen-isis-saudi-arabien-stationiert-zehntausende-soldaten-an-irakischer-grenze-1.2029156">http://www.sueddeutsche.de/politik/kamp ... -1.2029156</a><!-- m -->
Zitat:3. Juli 2014 13:56

Kampf gegen Isis
Saudi-Arabien stationiert Zehntausende Soldaten an irakischer Grenze

In Saudi-Arabien wächst die Angst vor der Isis-Miliz, die weite Teile des Irak unter ihrer Kontrolle hat. König Abdullah hat deswegen 30 000 Soldaten an die Grenze zum Irak beordert, um sein Land vor "terroristischen Bedrohungen" zu schützen.

...
GEGEN ISIS? Und damit auf Seite der schiitischen Regierung von Bagdad und des alawitisch - syrischen Präsidenten Assad? Ich glaub's nicht !!!
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