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Normale Version: Saudi Arabien
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Shahab schrieb:Erstens: Saudi-Arabien ist sicher keine Demokratie, und auch kein Menschenrechts-Musterland.

In Saudi Arabien herrscht ein König mit einem Ministerrat aus Familienmitgliedern. Politische Parteien, einen innenpolitischen Diskurs, gibt es so nicht. Insofern: Nein. Saudi Arabien ist sicher keine Demokratie. Weniger Mitsprache der Bürger geht technisch nicht. Aber das bleibt auf dieses Land ja nicht beschränkt. Saudi Arabien verhindert zudem auch aktiv die politische Entwicklung in seinen benachbarten Ländern und setz(t)en ihre Panzer in Nachbarländern ein, um die dortigen Absolutisten bei der Niederschlagung von Aufständen zu helfen. Demnächst nun auch mit Deutschen Leopard Panzern. Freue mich schon auf die Bilder demnächst. :mrgreen:

Zitat:Aber: Na und?


Es geht um die Glaubwürdigkeit bei der Argumentation der Bundesregierung im Umgang mit problematischen Staaten. Die Glaubwürdigkeit der eigenen Außenpolitik und die Glaubwürdigkeit gegenüber den Bevölkerungen dieser Länder. Wenn Dir das egal ist, dann kannst Du mit Fug und Recht sagen "Na und?". :wink:

Zitat:Man komme mir nicht mit der Todesstrafe, aber es gibt im Iran ca. acht- bis zehnmal mehr Hinrichtungen als in Saudi-Arabien.

Mit Verlaub, aber zwischen dem Iran und Saudi Arabien liegen in Sachen Zivilgesellschaft, Gesetz und Politik gleich mehrere Welten. Aber um den Iran geht es hier ja auch garnicht, da man dem Iran ja auch keine Panzer verkauft.

Im Gegenteil, man verweigert dem Iran und anderen Staaten (z.B. Kuba) diese und andere Güter mit dem entsprechenden Verweis auf Demokratiemängel. Und auch jeder chinesische Offizielle, der Besuch von Diplomaten der Bundesregierung empfängt, wird Dir die Vorbehalte Deutschlands in Sachen Menschenrechte nachts um halb 4 auswendig runterbeten können.
Waffenverkäufe an China galten mWn auch als moralisch nicht vertretbar. Soweit ist das zunächst aus Sicht eines vermeintlichen Verteters von Recht, Freiheit und Moral vollkommen in Ordnung.

Nun wirds aber kompliziert wenn man bei anderen mindestens so wichtigen Kanidaten exakt konträr agiert. Also etwa diesen aktiv destabilisierenden Talibanstaat zum "strategischen Partner" kürt und mit Waffen (nicht mal nur Zivilgüter) versorgt. So wie man das vorher auch z.B. mit einem ägyptischen Diktator gehandhabt hat. Hauptsache die Saudis pinkeln den Israelis nicht vor den Karren. Das ist gelebte Doppelmoral.

In Afghanistan kämpft man gegen einen Feind der sich ideologisch wie finanziell maßgeblich von saudi arabischen Quellen nährt. Der "Bündnisfall 9/11" trat ein nachdem wahabitische Terroristen, die fast ausschließlich saudischer Abstammung waren, in den USA Pilot gespielt haben. Und da wirds dann irgendwann echt mal merkwürdig. Es erzähle einer von der CDU/FDP nochmal einen von Verbreitung von Demokratie, Menschenrechten und einem Kampf gegen Terror. Da lachen ja die Hühner... Es geht eindeutig um Geld, Rohstoffe und Macht - und zwar ausschließlich.

Hier sind wir also exakt wieder bei der Frage der Glaubwürdigkeit. Wohlgemerkt in einer Phase aktiver Demokratiebewegungen im MENA Raum, die man mit der Stärkung des Saudischen Regimes gezielt schwächt. Aber hey..."Na und?"
Zitat:Weniger Mitsprache der Bürger geht technisch nicht.
Aber sicher. Man schaue sich nur Nordkorea an. Übrigens ein dicker "Raketenkumpel"...
Zitat:Freue mich schon auf die Bilder demnächst.
Aber gerne. Ich warte schon auf die Bilder (die wohl nie zustande kommen werden)... :lol:
Zitat:Es geht um die Glaubwürdigkeit bei der Argumentation der Bundesregierung im Umgang mit problematischen Staaten. Die Glaubwürdigkeit der eigenen Außenpolitik und die Glaubwürdigkeit gegenüber den Bevölkerungen dieser Länder. Wenn Dir das egal ist, dann kannst Du mit Fug und Recht sagen "Na und?".
Solange "Kreise", wie z. B. du, dieses Hochgejubel des Mullah-Regimes mit betreiben und diesen radikalen Anti-Israelismus jener Agitatoren mit intonieren, sage ich das gerne.
Zitat:Mit Verlaub, aber zwischen dem Iran und Saudi Arabien liegen in Sachen Zivilgesellschaft, Gesetz und Politik gleich mehrere Welten. Aber um den Iran geht es hier ja auch garnicht, da man dem Iran ja auch keine Panzer verkauft.
Mit Verlaub, die Anzahl der Hinrichtungen wurde sehr wohl ins Gespräch gebracht. Aber schon klar, dass du dich hier nicht mit auseinandersetzen willst...
Zitat:Und auch jeder chinesische Offizielle, der Besuch von Diplomaten der Bundesregierung empfängt, wird Dir die Vorbehalte Deutschlands in Sachen Menschenrechte nachts um halb 4 auswendig runterbeten können.
Och ja, sicherlich. Es bleibt aber dennoch die Einschätzung allgemein. Und weißt du, ich habe irgendwie nichts gegen Iraner oder Chinesen, aber dennoch, trotz aller Justizirrtümer, würde ich lieber in Deutschland als dort vor Gericht stehen (wenn überhaupt).
Zitat:Hauptsache die Saudis pinkeln den Israelis nicht vor den Karren. Das ist gelebte Doppelmoral.
Es ist eher die Wahl des temporär kleineren Übels.
Zitat:Es geht eindeutig um Geld, Rohstoffe und Macht - und zwar ausschließlich.
Wenn du das so siehst, ist das dein Problem...

Schneemann.
@Schneemann
Schade, dass Du so zickig wirst und an der Sache bzw. den Inhalten meines Beitrags vorbei diskutierst.
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Interessanter Artikel von Pepe Escobar über die arabische Revolte und der Rolle des NATO Partners Saudi Arabiens:

Zitat:The House of Saud paranoia
By Pepe Escobar

A very quiet summit recently took place at a North Atlantic Treaty organization (NATO) base in Molesworth, in the United Kingdom. Facing the British was none other than Prince Turki al-Faisal, former director general of Saudi Arabia's feared Mukhabarat (intelligence services), and once a very close friend of slain al-Qaeda leader Osama bin Laden.
...
House of Saud minions are all over Saudi-controlled media talking about the kingdom's "non-interference" policy. That's absurd; the House of Saud for decades has interfered against scores of progressive or leftist movements all across the world, and pushed several countries to civil war, from Lebanon to Yemen and Somalia - either serving Washington's interests or most of all the interests of their medieval Wahhabi clerics.

King Abdullah recently ordered that the grand mufti and other top clerics simply cannot be criticized. If you are even mildly opposed to the House, you go to jail; 11,000 people have been arrested since 9/11, and more than 5,000 remain in prison. No one has a clue who these people are. Transparency is zero. And there's no legal system responding to internationally accepted standards.

Beheadings abound; 121 people last year. There's no elected government, no political parties, no free press. Two women were arrested last Sunday in Riyadh because they were demanding a fair trial for their relatives, according to Amnesty International. On the same day, at least 20 people - including 16 women and children - were arrested outside the feared Ministry of Interior because they were demanding the release of political prisoners, according to the Saudi Civil and Political Rights Association.

Iranophobia is just another facet of a House living in perpetual fear - and paranoia. Wanna see the end of history? Board a flight to Riyadh.
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Pepe Escobar is the author of Globalistan: How the Globalized World is Dissolving into Liquid War (Nimble Books, 2007) and Red Zone Blues: a snapshot of Baghdad during the surge. His new book, just out, is Obama does Globalistan (Nimble Books, 2009).
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/MG07Ak01.html">http://www.atimes.com/atimes/Middle_East/MG07Ak01.html</a><!-- m -->
Zitat:Schade, dass Du so zickig wirst und an der Sache bzw. den Inhalten meines Beitrags vorbei diskutierst.
Das hat nichts mit Zickigkeit zu tun. Aber dein Beitrag enthielt Infos, die allgemein bekannt sein dürften, und in manchen Punkten stimme ich sogar zu, bzw. ich weiß, dass manches fraglich ist. Allerdings hatte ich keine große Lust, jetzt wirklich altbekanntes erneut auseinanderzudröseln. Den Restinhalt hat man in zwei, drei Sätzen zusammenfassen können. Gemäß der Denke: Die Saudis sind böse, aber viele andere sind es auch, aber die kriegen keine Panzer, also gibt es eine westliche Doppelmoral. Dementsprechend kurz waren auch meine Antworten.

Zum Thema Partnerschaft und den Veränderungen in Saudi-Arabien hinsichtlich des eigenen Umgangs mit den hausgemachten Problemen (Terror):
Zitat:Panzergeschäft

Dr. Jekyll und Mr. Saud

Deutschland debattiert, ob man Panzer an Saudi-Arabien liefern darf. Auch für Polizei und Geheimdienste ist das Land ein heikler Partner. Es bekämpft Terroristen – und exportiert Radikalismus.

Wir und die Saudis: Das ist nicht nur beim Panzerkauf, sondern auch auf dem Feld des Anti-Terror-Kampfes ein zwiespältiges Verhältnis. Aus dem Königreich, so lautet der Vorwurf, würde die radikale religiöse Strömung des Salafismus unterstützt, der als Nährboden für islamistische Terroristen hierzulande gilt. [...] Trotz aller Rücksichtnahme? Deutschland und Saudi-Arabien eint seit Jahren eine Sicherheitspartnerschaft. Seit den Anschlägen vom 11. September 2001, bei denen 15 der 19 Attentäter aus dem Königreich stammten, war das Problem der Saudis offenkundig. Doch erst nachdem sich der Terrorismus in den Jahren 2003 und 2004 mit Attentaten gegen das Land selbst richtete, vollzog Saudi-Arabien einen sicherheitspolitischen Kurswechsel – mit ambitionierten Deradikalisierungsprogrammen für Islamisten und erstaunlichem Erfolg, wie Guido Steinberg, Nahostexperte der Stiftung Wissenschaft und Politik, sagt: »Seit etwa 2005 ist das Land für uns ein immer wichtigerer und sehr verlässlicher Partner geworden.« [...]

Die enge Sicherheitspartnerschaft fußt zudem auf einem bilateralen Abkommen, das Wolfgang Schäuble (CDU) als Bundesinnenminister 2009 mit seinem saudischen Amtskollegen schloss. Die Partner tauschen seitdem verstärkt Informationen und Fachwissen aus. Und Polizeibeamte: Etwa zwei Dutzend Bundespolizisten trainieren seit mehr als zwei Jahren in Saudi-Arabien Grenzschützer-Kollegen. Die Bundespolizei unterhält ein Projektbüro in Riad – als Teil einer ungewöhnlichen Exportförderung.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/2011/28/Arabien-Panzer">http://www.zeit.de/2011/28/Arabien-Panzer</a><!-- m -->

Schneemann.
der "radikale Kurswechsel" würde eine Abkehr von der fundamentalistisch-wahabitischen "Staatsreligion" bedeuten, und gerade diese Stütze der Monarchie werden die Saudis nicht fallen lassen - eher kommt ein radikaler Umsturz, der noch fundamentalistischere Prinzen an die Macht spült.
Insofern stimmt die Betrachtung in der Süddeutschen Zeitung:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/debatte-um-ruestungsgeschaeft-mit-saudi-arabien-der-falsche-panzer-das-falsche-land-1.1118440">http://www.sueddeutsche.de/politik/deba ... -1.1118440</a><!-- m -->
Zitat:10.07.2011, 16:45
Debatte um Rüstungsgeschäft mit Saudi-Arabien
Der falsche Panzer, das falsche Land


Ein Gastbeitrag von Guido Steinberg

Problematisch am Rüstungsdeal mit Saudi-Arabien sind zwei Dinge: der Zeitpunkt des Verkaufs und die Ausstattung des "Leopard"-Panzers. Überall in der arabischen Welt begehrt die unterdrückte Bevölkerung auf. Es wird immer wahrscheinlicher, dass die deutschen Kampfpanzer in Saudi-Arabien tatsächlich zum Einsatz kommen - gegen das eigene Volk oder gegen Nachbarstaaten. Fast könnte man meinen, die Regierung ergreift Partei für die arabischen Diktatoren.

....
Gegen das Geschäft spricht vor allem die innere Verfasstheit des Königreichs am Golf. So kooperationsfreudig sich Saudi-Arabien gegenüber seinen westlichen Partnern auch zeigt, so bleibt es doch ein autoritäres Regime, dem es um den eigenen Machterhalt geht, das eine extremistische Islam-Interpretation fördert, die nicht allzu weit von der Ideologie al-Qaidas entfernt ist, und das religiöse Minderheiten brutal diskriminiert.
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Die saudi-arabische Armee verfügt heute schon über Hunderte amerikanischer Kampfpanzer. Bisher fehlt es ihr an gut ausgebildetem und motiviertem Personal, und auch die Wartung modernen Kriegsgeräts lässt zu wünschen übrig. Im Bewusstsein des amerikanischen Schutzes und aus Angst vor einem Staatsstreich des Militärs hat das Königreich in den vergangenen Jahrzehnten auf den Aufbau einer im Kampf gegen äußere Feinde funktionierenden Armee verzichtet.

Wie in so vielen arabischen Staaten besteht die wichtigste Funktion der saudi-arabischen Streitkräfte in der Sicherung des Regimes gegen innenpolitische Gegner. Da sich die Leopard-Panzer in der nun vorgesehenen Ausstattung gerade für die Bekämpfung von Unruhen im städtischen Umfeld besonders gut eignen, hätten sie vor dem Hintergrund der Unruhen in der Region nicht an Saudi-Arabien verkauft werden dürfen.

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Guido Steinberg ist Nahost-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik in Berlin. Im Bundeskanzleramt war Steinberg Terrorismusreferent
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:fehlende-ausbildung-zu-viel-oel-macht-arbeitslos/60082427.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 82427.html</a><!-- m -->
Zitat:Merken Drucken 24.07.2011, 10:00 Schriftgröße: AAA
Fehlende Ausbildung
Zu viel Öl macht arbeitslos
Saudi-Arabien hat keine Jobs für seine jungen Bürger. Für die Drecksarbeit holte man bisher billige Arbeitskräfte aus Südasien. Das wird nun als Fehler erkannt.

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Saudi-Arabien hat sich daran gewöhnt, dass die Ölförderung gewaltige Summen ins Land strömen lässt und einer kleinen Oberschicht wie den al-Chattafs ein Leben in Luxus erlaubt. Doch deren Reichtum hat nicht vermocht, Arbeit für die breite Masse der saudische Bevölkerung, vor allem für Frauen und die junge Generation, zu schaffen. 38 Prozent der Saudi-Araber sind unter 14 Jahre alt. Auf 40 Prozent wird die Arbeitslosigkeit bei den unter 25-Jährigen geschätzt - jenseits der großen Städte ist die Lage noch dramatischer.
Immerhin hat die Herrscherfamilie der Al Saud begriffen, dass sie damit auf einer gesellschaftspolitischen Zeitbombe sitzt. Im Februar kündigte König Abdullah ein rund 100 Mrd. Euro teures Paket von Sozialmaßnahmen an, um Proteste wie in anderen arabischen Ländern gar nicht erst aufflammen zu lassen.
Dazu gehörte die Einführung einer Arbeitslosenunterstützung: Schon mehr als zwei Millionen Saudi-Araber haben nach Medienberichten einen Antrag gestellt. Erstmals ausgezahlt werden sollen die monatlich umgerechnet 200 Euro jedoch erst im Herbst.
...

Saudi-Arabien leistet sich ein Heer von acht Millionen Gastarbeitern vor allem aus Süd- und Ostasien, die so gut wie alle handwerklichen, gewerblichen und Dienstleistungsjobs unter sich aufteilen: 85 Prozent der Beschäftigten im privaten Sektor sind Nicht-Saudis.
...
Aus dem Artikel:
Zitat:Deshalb sieht al-Chattaf - er hat einen Fachhochschulabschluss als Büromanager - für sich nur eine Chance: Er hat sich über das Internet für einen Job im staatlichen Sektor beworben. "Der private Sektor ist nichts für mich", sagt er. "Ein Job in der Verwaltung bietet viel mehr soziale Sicherheit."
...
Die Regierung will nun Firmen bestrafen, die weniger als einen festgelegten Prozentsatz saudischer Staatsbürger beschäftigen. Al-Raschid hält das für den falschen Weg. "Es gibt nur eine Möglichkeit, Saudis in großem Umfang ins Arbeitsleben zu integrieren", sagt er. "Wir müssen einen Mindestlohn einführen. Solange bei uns Leute aus der Dritten Welt für 10 Euro am Tag in einem Laden stehen, wird kein Saudi diesen Job machen."

Da wir neulich bei den saudischen Streitkräften über die Arbeitssituation in Saudi-Arabien gesprochen haben, frage ich mich, ob eines der grossen Probleme dann nicht auch im Prestige verschiedener Jobs liegt. Vielleicht wollen die Saudis ja auch gewisse Jobs nicht selber machen, weil damit Statusverlust verbunden wäre. Das kulturelle Klischee vom "faulen Araber" hält sich jedenfalls hartnäckig. In dem Fall müsste die saudische Gesellschaft einfach mal über den eigenen Schatten springen. Mehr einheimische Beschäftigung täte dem Land gut, keine Frage.
@hunter1:
Dazu steht im Länderdossier "klick"schon seit Jahren
Zitat:....
Die Bevölkerung Saudi Arabiens (1970: 6,2 Mio.; 1970: etwas über 7 Mio., 2003: 23 Mio.) besteht aus einer explosionsartig zunehmenden, unzufriedenen, gelangweilten Jugend, die sich mit Autorennen auf den Pisten und anderen Vergnügungen amüsiert. Über 40 % der Saudis sind unter 15 Jahren alt, und bis 2025 wird die Bevölkerung die Zahl von 40 Mio. erreichen. Etwa 15 Prozent der Saudis sind arbeitslos - und in der Altersgruppe der 20 - 25jährigen wird sogar jeder Dritte als Arbeitslos gezählt. Jedes Jahr kommen etwa 350.000 Schulabsolventen auf den Arbeitsmarkt, der nur etwa die Hälfte davon aufnehmen kann. Der Staat versucht mit hohen, zinslosen Krediten die Eigenständigkeit zu fördern - und den eigenen Staatsbürgern "Jobs" wie Taxifahrer (überwiegend Ägypter) oder Tätigkeiten des "mittleren Managements" schmackhaft zu machen.
Andererseits befinden sich in Saudi Arabien über 6 Millionen Fremdarbeiter, die damit etwa 50 % der Arbeitsplätze des Landes belegen. Ein Teil der Fremdarbeiter erledigt die Arbeit, für die sich Saudis Jugend "zu schade" ist. Lastwagenfahrer, Verkäufer, Fabrikarbeiter, Hilfskräfte wie Köche und Automechaniker, Sekretärinnen - die Ausländer stellen mehr als 90 % der Beschäftigten im Privatsektor der saudischen Wirtschaft; sie bilden die Mehrheit der "Gastarbeiter". Nur ein kleiner Teil kommt aus arabischen Bruderländern. Ein großer Teil dieser unterprivilegierten Arbeiterschicht stammt aus islamischen Entwicklungsländern wie Bangla Desh, Malaysia, Indonesien oder den Philippinen. Die "Gastarbeiterklasse" umfasst aber auch eine elitäre Gruppe von Wissenschaftlern, Managern, Ärzten, und Ingenieuren, die das saudische Wirtschaftsleben am Laufen halten. ".Die Unternehmen in Saudi-Arabien verlangen - wie in anderen Staaten auch - gut ausgebildete Manager, Bankfachleute, Betriebswirtschaftler, Ingenieure und Techniker.

Das saudische Hochschulsystem erfüllt diese Anforderungen noch nicht. Im ganzen Land mit seinen über 20 Millionen Menschen gab es bis in die Neunziger Jahre nur acht Universitäten - mit Schwerpunktlehrfächern im theologischen Bereich. So gibt es inzwischen an einigen saudischen Universiäteten eigene Lehrstühle zum Studium der "Orientaistik", an der Tiba-Universität in Medina kann man etwa seit 1984 im Fach "Wissenschaft von der Orientalistik" promovieren. Dabei handelt es sich aber um soziologische Studien mit dem Ziel, die Orientalisik westlicher Hochschulen als "islamfeindlich" zu entlarven. Wer einen Hochschulabschluss in Islamischer Theologie oder Islamische Philosophie hat, kann zwar in den theologischen Streitigkeiten und Spitzfindigkeiten der islamischen Lehre glänzen - kaum aber in der Weltwirtschaft oder auch "nur" am Operationstisch seinen Mann stehen.

Inzwischen sind auch gegenläufige Tendenzen erkennbar. Die Regierung versucht, das Bildungsniveau der Jugend massiv zu verbessern. Nahe der Stadt Rabigh am Roten Meer lässt König Abdullah durch Saudi Aramco eine zehn Milliarden Dollar teure Großuniversität errichten, die 2009 den Betrieb aufnehmen soll, und dann auch für Saudi Aramco Ingenieure und Manager ausbilden wird. Der 20-Milliarden-Dollar-Stiftungsfonds - auch aus dem Privatvermögens des Königs gefüllt - machte die König-Abdullah-Universität für Wissenschaft und Technik auf Anhieb zur drittreichsten Hochschule der Welt. Anfang 2007 wurden durch König Abdullah alleine 2,5 Mrd. Dollar für die Entwicklung des Bildungssystems bereit gesellt. Saudi Arabien will bis zum Jahr 2020 als "Wissensgesellschaft" antreten, um die zunehmenden wirtschaftlichen Probleme des Landes zu bewältigen. Die "King Abdullah Universiy of Science" - im Herbst 2007 erfolgte der Baubeginn für das ehrgeizige Projket - hat Partnerschaften mi den Universitäten von Stanford, Berkeley, Cambrige, dem Londoner Imperial College und der TU München. Mit Millionenbeträgen werden von den Saudis gemeinsame Forschungsprojekte gefördert, um die Saudis für ein "Leben nach dem Öl" fit zu machen.

1996 verständigten sich ettliche Unternehmer aus der Hafenstadt Dschidda, ein privates College für die Töchter der Familien zu finanzieren. Unter der Leitung von Suhai al Qurashi, einer promovierten Betriebswirtschafterin und Pädagogin wurde mit Unterstützung des Texas International Education Consortium das erste Mächen-College Saudi Arabiens errichtet. Als 2003 die ersten 18 Mädchen graduierten wurde eine neue Aera der Hochschulbildung in einem streng konservativen islamischen Staat eingeläutet. Im Sommersemester 2007 werden schon 90 Absolventinnen ihre Abschlüsse in Bank- und Finanzwesen, EDV-Magament, Graphik, Innenarchitektur oder Pädagogik erwerben. Neue Studiengänge für Jura, Marketing, Modedesign und Animation kommen dazu. Eine Kooperation mit der renommierten Flechter School of Law_and Diplomacy (Massachusetts, USA) sorgt für eine Hochschulbildung auf internationalem Niveau. Dabei wird auch das soziale Engagement gefördert. Der Weg der Absolventinnen der "Dar al Hikma" (Haus der Weisheit) in die saudischen Tochtergesellschaften großer Konzerne oder auch zum Weiterstudium an den westlichen Elitehochschulen steht offen. Dieses den Frauen vorbehaltene Bildungsinstitut hat mit der - den Männern vorbehaltenen König-Fahd-Universität für Erdöl und Mineralien in Dhahran - von Unilver das Siegel als beste Universität Saudi Arabiens erhalten. Inzwischen sind fast 60 % aller Hochschulabsolventen Saudi Arabiens Frauen.
...
Deine Kritik war also noch vor einigen Jahren voll berechtigt - und dürfte auch heute noch auf den größten Teil der jungen Erwachsenen zutreffen.
Darüber hinaus trifft es immer noch zu, dass sich die Saudis vor allem die "niedrigen Aufgaben" zu gut sind.
Inwieweit die "nachwachsende Abschlussgeneration" den Schwenk mitmacht, von den "erwerbsbezogenen Studien" zur wirklichen Erwerbstätigkeit (wenn auch in gehobeneren Positionen) ....
Dass in einem Land in dem Frauen unterdrückt werden, 60% der Hochschulabsolventen Frauen sind - obwohl die Analphabetenquote bei Frauen deutlich höher sein dürfte, als bei Männern - sagt einiges über die Arbeitsmoral aus.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/artikel/S32315/im-gespraech-ahmed-al-omran-die-arabellion-inspiriert-auch-die-saudis-30465707.html">http://www.faz.net/artikel/S32315/im-ge ... 65707.html</a><!-- m -->
Zitat:Im Gespräch: Ahmed al Omran
„Die Arabellion inspiriert auch die Saudis“

Ahmed al Omran ist einer der bekanntesten Blogger Saudi-Arabiens. Zur Zeit arbeitet er journalistisch in Washington und New York. Im Gespräch mit FAZ.NET spricht er über die Lage in seinem Land, und warum dort echte Aufruhr bislang ausblieb.


06. August 2011 09:07:41.....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,779924,00.html">http://www.spiegel.de/politik/deutschla ... 24,00.html</a><!-- m -->
Zitat:13.08.2011

Umstrittene Waffenlizenz

...
Berlin/Riad - Im Demokratie-Index des "Economist" rangiert Saudi-Arabien seit Jahren auf einem der letzten Plätze, nur knapp vor Nordkorea. Der Golfstaat ist alles andere als ein Paradies der Freiheit - aber zum Geldverdienen ist es dort dank des sprudelnden Erdöls tatsächlich paradiesisch.
....
Wikileaks cables

Zitat:7. (U) Saudi Arabia background

(S/NF) While the Kingdom of Saudi Arabia (KSA) takes seriously the threat of terrorism within Saudi Arabia, it has been an ongoing challenge to persuade Saudi officials to treat terrorist financing emanating from Saudi Arabia as a strategic priority. Due in part to intense focus by the USG over the last several years, Saudi Arabia has begun to make important progress on this front and has responded to terrorist financing concerns raised by the United States through proactively investigating and detaining financial facilitators of concern. Still, donors in Saudi Arabia constitute the most significant source of funding to Sunni terrorist groups worldwide. Continued senior-level USG engagement is needed to build on initial efforts and encourage the Saudi government to take more steps to stem the flow of funds from Saudi Arabia-based sources to terrorists and extremists worldwide.

(S/NF) The USG engages regularly with the Saudi Government on terrorist financing. The establishment in 2008 of a Treasury attache office presence in Riyadh contributes to robust interaction and information sharing on the issue. Despite this presence, however, more needs to be done since Saudi Arabia remains a critical financial support base for al-Qa'ida, the Taliban, LeT, and other terrorist groups, including Hamas, which probably raise millions of dollars annually from Saudi sources, often during Hajj and Ramadan. In contrast to its increasingly aggressive efforts to disrupt al-Qa'ida's access to funding from Saudi sources, Riyadh has taken only limited action to disrupt fundraising for the UN 1267-listed Taliban and LeT-groups that are also aligned with al-Qa'ida and focused on undermining stability in Afghanistan and Pakistan.

(S/NF) Saudi Arabia has enacted important reforms to criminalize terrorist financing and restrict the overseas flow of funds from Saudi-based charities. However, these restrictions fail to include &multilateral organizations8 such as XXXXXXXXXXXX Intelligence suggests that these groups continue to send money overseas and, at times, fund extremism overseas. In 2002, the Saudi government promised to set up a &Charities Committee8 that would address this issue, but has yet to do so. The establishment of such a mechanism, however, is secondary to the primary U.S. goal of obtaining Saudi acknowledgement of the scope of this problem and a commitment to take decisive action.

8. (U) Saudi Arabia talking points

(S/REL USA, SAU) We recognize your government's efforts to disrupt al-Qa'ida networks in the Kingdom and we reaffirm our commitment to support the Saudi government in its actions on terror finance. We encourage your government to continue efforts against al-Qa'ida and stress the importance of sharing and acting on information related to terrorist financing.
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.guardian.co.uk/world/us-embassy-cables-documents/242073">http://www.guardian.co.uk/world/us-emba ... nts/242073</a><!-- m -->
Zitat:Saudi prince charged with rape
Thu Sep 15, 2011 2:27AM GMT

Saudi Prince Alwaleed bin Talal, a nephew of King Abdullah, has landed in hot waters as a Spanish court reopens a three-year-old rape case against him.

The court started a probe into allegations that the Saudi multibillionaire raped a model on a yacht in the Mediterranean Sea in August 2008, according to a ruling seen by AFP Wednesday. The case concerns Prince Talal, who is being asked to respond to a complaint of sexual assault against him by a model who was 20 at the time. The prince denied the allegations and said he only heard of them on Tuesday.
...
The 56-year-old prince has holdings in Citibank and Rupert Murdoch's News Corporation. Forbes magazine lists him as the 26th richest person in the world with assets of $19.6 billion.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://presstv.com/detail/199217.html">http://presstv.com/detail/199217.html</a><!-- m -->
Zitat:Unruhen in Saudi-Arabien
Riad kündigt Politik der eisernen Faust an
05.10.2011, 19:25
Von Tomas Avenarius, Kairo

Zusammenstöße zwischen der saudischen Polizei und der schiitischen Minderheit sind ein Anzeichen dafür, dass es in Saudi-Arabien bald unruhiger werden dürfte. Die sunnitische Herrscherfamilie will um jeden Preis die Schiiten-Proteste beenden - und verdächtigt als Drahtzieher jenes Land, mit dem sie um die Vorherrschaft am Persischen Golf kämpft: Iran.

Brandbomben flogen, es wurde mit Maschinengewehren geschossen: Mindestens 14 Menschen sterben bei Zusammenstößen zwischen der saudischen Polizei und Angehörigen der schiitischen Minderheit im Osten des Erdöl-Königreichs. Die Unruhen am Montagabend in dem Dorf Al-Awamia in der Provinz al-Qatif waren die Folge früherer Proteste, bei denen sich die saudischen Schiiten mit ihren unterdrückten Glaubensbrüdern im Nachbarland Bahrain solidarisiert hatten. Wagen die Schiiten im weltweit wichtigsten Ölförderland nun den Aufstand, beginnt auch im erzkonservativen Königreich der Aufstand?
...
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sueddeutsche.de/politik/schiiten-sorgen-fuer-unruhen-in-saudi-arabien-riad-kuendigt-politik-der-eisernen-faust-an-1.1155983">http://www.sueddeutsche.de/politik/schi ... -1.1155983</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.tagesschau.de/ausland/kronprinz100.html">http://www.tagesschau.de/ausland/kronprinz100.html</a><!-- m -->
Zitat:Saudischer Kronprinz Sultan gestorben

...

Der Kronprinz war der 15. Sohn des verstorbenen Königs Abdul Asis al Saud und direkter Thronanwärter innerhalb der königlichen Rangfolge des weltgrößten Ölexporteurs. In den vergangenen vier Jahrzehnten übte er verschiedene Posten aus - darunter bis zuletzt die Ämter des Verteidigungs- und Luftfahrtministers.

Er galt als entschiedener Befürworter des Bündnisses des ultra-konservativen Königreichs mit den USA.

Thronfolge - ein brisantes Thema

Mit Tod des Kronprinzen wird in Saudi-Arabien die Thronfolge wieder zum brisanten Thema, zumal sich König Abdullah gegenwärtig nicht in bester gesundheitlicher Verfassung befindet. Der 87-jährige Monarch wurde erst vor kurzem erneut an der Wirbelsäule operiert.

Als möglicher Thronanwärter in dem Wüstenstaat dürfte Innenminister und Vize-Ministerpräsident Prinz Nadschef bin Abdulasis al Saud nachrücken. Im Gegensatz zu König Abdullah, ... gilt sein 78-jähriger Halbbruder als eher konservativ.
...
Stand: 22.10.2011 09:08 Uhr
Confusedhock: noch konservativer? Da wird der Wahabismus dann noch mehr Blüten treiben, oder?
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