Ich denke, die USA und Israel haben ein völlig anderes Verständnis von Politik (der Lehre vom Zusammenleben der Menschen) als die Europäer;
bei einer Rede im Juni 2002 offerierte Bush in West-Point:
Amerika hat eine militärische Stärke, und wird sie beibehalten, die keine Herausforderungen fürchten muss - damit wird das destabilisierende Wettrüsten anderer Weltgegenden zwecklos, und Rivalitäten werden auf den Handel und andere friedliche Aktivitäten eingegrenzt.". Amerika wird also seine gigantische Rüstung dazu einsetzen, weltweit eine nicht angreifbare Hegemoinalmacht auszuüben - und wird sich dabei nicht durch multilaterale Verpflichten, Allianzen oder Verträge "fesseln lassen".
Das entspricht einer lange vorbereiteten Militärdoktrin, die Dick Cheiney als Verteidigungsminister 1992 ankündigte:
"Die US-Regierung muss die fortgeschrittenen Industrienationen davon abhalten, unsere Führerschaft in Frage zu stellen...."(zitiert von New York Times, 8. März 1992).
Auch Israel handelt danach - und findet in den USA eine Regierung, die das unterstützt - weil sie genauso handelt.
Das ist völlig entgegengesetzt zum Erfolgsmodell der EU. NAch zwei durchlittenen Weltkriegen haben die Europäer gemerkt, dass Hegemonialstreben zu Gegenreaktionen führt - Druck erzeugt Gegendruck - und haben stattdessen den Weg der Kooperation gewählt, der gerade in der freiwilligen Fesselung aller Beteiligten durch ein Netzwerk von Verträgen zum gegenseitigen Vorteil besteht.
Auch die Entkolonialisierung - man denke nur an Algerien oder Vietnam - hat die Europäer gelehrt, dass Hegemonie, die den anderen unter Druck setzt, letztendlich nur darin enden kann, dass "der Dampfkessel explodiert".
Wenn sich die US-Position des "alleine machen" und der absoluten staatlichen Souveränität und Dominanz durchsetzt, sind alle ideellen Projekte wie "allgemeine Menschenrechte", die Artikel 2 und 52 der UN-Charta (und damit die UN selbst) und letztendlich alle zwischenstaatlichen Verträge, das ganze Völkerrecht, obsolet.
Im Endeffekt ist das dann ein Rückfall in die Kolonialzeit - oder die Apartheit, wenn nicht noch weiter.
Und gerade deshalb kann und wird sich weder die US-Position noch Israels "Politik der Stärke und Apartheit" auf die Dauer durchsetzen. Man kann nur beschränkte Zeit aus einer Position der Stärke heraus "Politik machen". Israel und die USA leisten sich bereits jetzt ein gigantisches Haushaltsdefizit und eine desolate Wirtschaftslage. Ein Rüstungswettlauf mit den potentiellen Gegnern - bei Israel letztendlich mit der gesamten islamischen/arabischen Staatengruppe, bei den USA mit dem Rest der Welt (ausser der "Koalition der Willigen") - ist auch von diesen beiden Staaten nicht zu gewinnen.
Entweder sie rüsten sich zu tode und kollabieren,
oder sie gehen mit einem gigantischen Knall unter (beides ist nicht zu wünschen)
oder beide Staaten ändern ihre Doktrin von der Hegemonie und Unterjochung zur Kooperation.
Zitat:Schneemann postete
..... Ich sagte auch, dass es sich bei einigen der Hamasleute um gedungene Mörder und Terrorpaten handelt, die durchaus damit rechnen müssen und sollen, dass sie bei Gegenschlägen getötet werden. Der einzige Punkt, wo ich ein wenig Kritik habe verlauten lassen, war die rechtliche Frage.
.....
Das ist nicht nur eine rechtliche, sondern eine ethische Frage. Die Europäische Menschenrechtskonvention verlangt den absoluten Verzicht auf die Todesstrafe. Das christliche "Du sollst nicht töten" ist im säkularen Europa absolut durchgedrungen, während sowohl die so fundamental-christlichen USA wie auch Israel nicht nur nach der alttestamentarlichen Methode "Auge um Auge ..." vorgehen sondern sich das Recht raus nehmen, als Staat präventiv zuzuschlagen und damit den Tod vieler Unbeteiligter in Kauf nehmen.
Nicht einmal ein schuldiger Massenmörder dürfte nach der Europ. Konvention zum Tode verurteilt werden - das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit gehört zu den Grundfesten der europäischen Zivilisation. Niemand - auch nicht der Staat - hat das Recht, in diese Rechte der Menschenwürde einzugreifen (zumal auch manche Unschuldige verurteilt werden).
Jeder Aufnahmekandidat muss sich dieser Konvention anschließen (weshalb z.B. Israel oder die USA nicht Mitglieder der EU werden könnten).
Was Israel da macht ist nicht nur ethisch mit der Europ. Menschenrechtskonvention unvereinbar - es ist nach Europäischen Rechtsstandart schlicht und einfach staatlicher Mord, zumal kein (!) Gerichtsverfahren voraus ging, der Betrefende sich nicht verteidigen konnte, und die israelischen Spezialeinheiten gut genug sind, einen gesuchten Verbrecher überraschend zu greifen und zu inhaftieren.