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Normale Version: Israel-Palästina
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Schneemann schrieb:Auch führt Israel derzeit keinen Krieg, wie etwa 1973 oder 1982. Allenfalls kommt es ab und an zu größeren Vergeltungsschlägen gegen Terroristen, aber nicht zu einem Krieg wie früher, in welchem alle Bevölkerungsschichten, der gesamte Militärapparat und die Infrastruktur des Landes direkt und in der Gesamtheit involviert wären.
Schneemann.

dann hat die nato gegen serbien keinen krieg geführt.die usa hat keinen krieg gegen afghanistan und den irak geführt?

dein beitrag ist lang und sagt nichts aus. :?:
hauptsache mal was sagen oder wie?

dem nächsten spam beitrag werde ich nicht mehr antworten. :wink:
Alparslan schrieb:
Zitat: dann hat die nato gegen serbien keinen krieg geführt.die usa hat keinen krieg gegen afghanistan und den irak geführt?
Doch, natürlich. Aber im Falle Israelis ist die Situation schlicht eine ganz andere. Hätte Israel z. B. gegen Gaza einen „Krieg“ geführt, wäre der Gaza-Streifen heute wieder israelisch und die Hamas wäre vernichtet worden. Somit war das ganze aber nur eine größere Straf- und Vergeltungsaktion mit zeitlich enger Eingrenzung wegen wiederholter Raketenangriffe.
Zitat: dem nächsten spam beitrag werde ich nicht mehr antworten.
Prima, dann steigt die Qualität der Beiträge wieder an... :wink:

Schneemann.
Schneemann schrieb:Hätte Israel z. B. gegen Gaza einen „Krieg“ geführt, wäre der Gaza-Streifen heute wieder israelisch

Hier liegt ein grundlegender Fehler in Deiner Denkweise vor. Nur weil ein Gebiet von Soldaten besetzt wird, verwandelt es sich nicht automatisch in eigenes Staatsgebiet. Das Gleiche trifft selbstverständlich auf den Siedlungsbau zu. Es wurde und wird auf einer täglichen Basis gewaltsam Land annektiert und die lokale Bevölkerung vertrieben. Das ist ohne Zweifel ein kriegerischer Akt. Darüber erübrigt sich jede Diskussion.

Mal ganz davon abgesehen, dass man auch wunderbar Krieg führen kann, ohne großartig Bodentruppen in ein fremdes Land zu schicken. Die Definition eines Krieges über die flächendeckende Besetzung ausländischen Territoriums und der völlständigen Auslöschung des Feinde, ist dagegen schon ziemlich abenteuerlich.
Zitat: Hier liegt ein grundlegender Fehler in Deiner Denkweise vor. Nur weil ein Gebiet von Soldaten besetzt wird, verwandelt es sich nicht automatisch in eigenes Staatsgebiet.
Das ist richtig, aber mir ging es nur um die Erklärung. Meinetwegen hätten man statt „israelisch“ auch „israelisch kontrolliert“ sagen können. Rein rechtlich hast du aber sicher recht.
Zitat:Das Gleiche trifft selbstverständlich auf den Siedlungsbau zu. Es wurde und wird auf einer täglichen Basis gewaltsam Land annektiert und die lokale Bevölkerung vertrieben. Das ist ohne Zweifel ein kriegerischer Akt.
Der Siedlungsbau ist aber etwas anderes, das Für und Wider mal dahingestellt. Es wäre auch nicht so, dass die Israelis irgendwelche Leute aus weißgetünchten, rotgeziegelten Häusern rausbomben und in diesen dann böse Siedler sich einnisten, sondern es ist wohl eher so, dass die Landstriche, auf denen jetzt Siedlungen neu entstehen, d. h. neu gebaut werden, häufig gerade durch die Siedler auch erst einigermaßen urbar werden.

Es sind häufig öde Brachen, die erst nach dem Bau von Siedlungen städtisch wie landwirtschaftlich sich entwickeln. Über die Hintergründe der Siedlungspolitik will ich mich insofern nicht äußern, auch nicht ob das jetzt legal ist oder nicht oder kontraproduktiv für einen Frieden. Tatsache ist einfach, dass viele Gebiete erst durch die Siedlungen halbwegs in einen besiedlungsfähigen Zustand gebracht werden. Was vor 1967 ziemlich karg war, ist nachher häufig nutzbarer Boden geworden. Für eine Bebauung der Gebiete hätte sich vorher niemand groß interessiert, auch niemand von der arabischen Seite.

Im Westjordanland leben z. B. 2,5 Mio. Palästinenser und 400.000 Israelis, das ist doch schlicht verdammt wenig, nicht nur, dass insofern lächerliche ca. 5% der Israelis überhaupt irgendwo siedeln, nein, es gibt dort auch noch mehr als sechs Mal so viele Palästinenser. Eine Vertreibung – auch wenn es Spannungen gibt – sieht anders aus! Abgesehen davon hat die israelische Administration auch teils ihre Probleme mit Siedlern und lässt auch mal Häuser räumen, wie schon geschehen.
Zitat:Mal ganz davon abgesehen, dass man auch wunderbar Krieg führen kann, ohne großartig Bodentruppen in ein fremdes Land zu schicken. Die Definition eines Krieges über die flächendeckende Besetzung ausländischen Territoriums und der völlständigen Auslöschung des Feinde, ist dagegen schon ziemlich abenteuerlich.
Jeder weiß aber auch, dass ein Krieg nur mit der Luftwaffe alleine nicht gewonnen werden kann. Es können zwar Zerstörungen angerichtet werden, aber man kann einen Gegner nicht besiegen. Dafür gibt es genügend Beispiele. Und es geht auch nicht um die vollständige Auslöschung eines Feindes – was einem Massenmord auch an Unschuldigen (Zivilisten) und somit einem verdammenswürdigen Verbrechen gleichkäme –, wohl aber um die Vernichtung seiner Waffen, seiner Befehlsstrukturen und seines Kämpferapparats, und das ist legitim (und Israel hat dies eben nicht gemacht; die Hamas existiert weiter und versorgt sich derzeit – so wie die Nachrichtenlage ist – schon wieder neu mit Waffen, das Ganze war also eher eine begrenzte Strafaktion, die nicht allzu lange Bestand haben wird).

Schneemann.
Das seltsame ist nur, dass wenn ich in der Presse (und die ist auch oft international und amerikanisch) über expandierende Sieldungen lese, dann lese ich in den gleichen Artikeln das Wehklagen paläst. Bauern über enteignetes Gebiet bzw. über das problematische Verhalten der neuen Nachbarn (zerstörte Äcker und Anbauland).

Daher zweifle ich doch deutlich an dieser Saga vom öden unbewohnten Land, das die Israelis heroisch "terraformen" und kultivieren.

Das mag hier und da stimmen, aber meistens hast du bei den Siedlungen paläst. Sieldungen und Ackerflächen in der direkten Umgebung, die auf die eine oder andere Weise durch die Siedlungen und deren Sicherung in Mitleidenschaft gezogen werden (militärische Präsenz, Check-Points, Unterordnung und Störung des zivilen Lebens der Palästinenser usw...).

Der Clou am Sieldungswesen: Selbst die illegalen Siedlungen erhalten Geld und Unterstützung vom isrealischen Staat...

Und was die Zahlen angeht: 300.000 Siedler in der Westbank, gut 250.000 israelische Siedler im annektierten Gebiet Groß-Ostjerusalem.
Macht damit also gut ne Halbe Million Israelis in den Gebieten, die vor 1967 nicht zu Israel gehörten...
Zitat: Das seltsame ist nur, dass wenn ich in der Presse (und die ist auch oft international und amerikanisch) über expandierende Sieldungen lese, dann lese ich in den gleichen Artikeln das Wehklagen paläst. Bauern über enteignetes Gebiet bzw. über das problematische Verhalten der neuen Nachbarn (zerstörte Äcker und Anbauland).
Ja, aber solche Stimmen wird es in einem Konflikt immer geben, in der beide Seiten sich schon viel auch zugemutet haben. Ob das dann in der Praxis stimmt, sei aber dahingestellt. Es gibt über 250 Siedlungen, und in ca. 30 Fällen wurde Palästinensern Land weggenommen, bzw. sie wurden enteignet. Das ist natürlich ein Fehlverhalten, aber man muss auch sagen, dass dies nur ca. 12% aller Siedlungen wären, auf die die Formulierung „Besatzerland“ passen würde. Abgesehen davon kontrollieren die Israelis selbst nur ca. 40% des Westjordanlandes wirklich. Also nicht einmal die Hälfte des Gebietes, von dem behauptet wird, es sei ein besetztes Territorium.
Zitat: Das mag hier und da stimmen, aber meistens hast du bei den Siedlungen paläst. Sieldungen und Ackerflächen in der direkten Umgebung, die auf die eine oder andere Weise durch die Siedlungen und deren Sicherung in Mitleidenschaft gezogen werden (militärische Präsenz, Check-Points, Unterordnung und Störung des zivilen Lebens der Palästinenser usw...).
Ja, aber das hat andere Ursachen. Die Siedlungen wurden immer wieder Ziel des Angriffs von radikalen Palästinensern; das man versucht sie zu schützen, was mit militärischer Präsenz einhergeht, ist ja nur logisch. Auch die jetzige Mauer, die viel Kritik geerntet hat (berechtigterweise), ist nur eine Reaktion auf Terroranschläge, aber kein Plan irgendwelcher Landräuber.
Zitat: Der Clou am Sieldungswesen: Selbst die illegalen Siedlungen erhalten Geld und Unterstützung vom isrealischen Staat...
Das wäre mir jetzt nicht bekannt...
Zitat: Und was die Zahlen angeht: 300.000 Siedler in der Westbank, gut 250.000 israelische Siedler im annektierten Gebiet Groß-Ostjerusalem.
Macht damit also gut ne Halbe Million Israelis in den Gebieten, die vor 1967 nicht zu Israel gehörten...
Naja, also wenn man bedenkt, dass von etwa 7,5 Mio. Israelis also 500.000 nicht im Kernland wohnen (was ca. 6,5% entspricht), so ist dies arg wenig. Und wenn man bedenkt, dass das ganze sich noch auf ein Landgebiet bezieht, für welches man 42 Jahre Zeit zum Besiedeln hatte, so ist dies eine sehr geringe Menge, die man so sicher nicht so einfach für den arabisch-israelischen Zwist verantwortlich machen kann.

Schneemann.
Zitat:Ja, aber solche Stimmen wird es in einem Konflikt immer geben, in der beide Seiten sich schon viel auch zugemutet haben. Ob das dann in der Praxis stimmt, sei aber dahingestellt. Es gibt über 250 Siedlungen, und in ca. 30 Fällen wurde Palästinensern Land weggenommen, bzw. sie wurden enteignet. Das ist natürlich ein Fehlverhalten, aber man muss auch sagen, dass dies nur ca. 12% aller Siedlungen wären, auf die die Formulierung „Besatzerland“ passen würde. Abgesehen davon kontrollieren die Israelis selbst nur ca. 40% des Westjordanlandes wirklich. Also nicht einmal die Hälfte des Gebietes, von dem behauptet wird, es sei ein besetztes Territorium.

Zum einen würde mich mal für die "nur" 30 Fälle zum Nachlesen ne Quelle interessieren. Des weiteren muss man aber sehen, dass trotzdem auch die übrigen 220 Siedlungen auf Land liegen, das völkerrechtlich kein anerkanntes Territorium Israels ist und wo mir schlicht und ergreifend auch nicht klar und klar sein kann, wem das Land denn nun de-facto gehört. Vor allem bleibt mir schleierhaft wieso man auf diesem "ausländischem" Gebiet von Seitens der israelischen Regierung Siedlungsbauprojekte sponsort. Inwiefern dies letztlich legal ist, bleibt mal dahingestellt.
Und auch die nur 40% Kontrolle würde ich einmal ganz allgemein anzweifeln. Und selbst wenn diese Zahl stimmen würde: Grenzen, Straßen bleiben unter israelischer Kontrolle, zudem strategisch wichtige Check-Points. Kurz gesagt: Selten hatte ein Besatzer oder ein Kolonisator auf jedem Quadratmeter des kolonisierten Territoriums Kolonisten und Besatzungssoldaten stehen...

Zitat:Ja, aber das hat andere Ursachen. Die Siedlungen wurden immer wieder Ziel des Angriffs von radikalen Palästinensern; das man versucht sie zu schützen, was mit militärischer Präsenz einhergeht, ist ja nur logisch. Auch die jetzige Mauer, die viel Kritik geerntet hat (berechtigterweise), ist nur eine Reaktion auf Terroranschläge, aber kein Plan irgendwelcher Landräuber.
Häh? Lebst du in einer anderen Welt?
Die militärische Präsenz der Israelis im Westjordanland ist sehr, sehr viel älter als die Siedlungsbewegung. Ich hab da schon mal Zahlen hier gepostet, dass selbst 1993 im Jahre der Osloer Friedensverträge im Westjordanland "nur" gut 116.oooo Siedler lebten. Trotz Oslo wurden aber Militärpräsenz, Check-Points und Sicherheitsstraßen weiterhin hochgefahren und ausgebaut und das war nicht bloß nur eine Reaktion auf damals vereinzelte paläst. Angriffe. Sehr viel paradoxer und deine Argumentation desavouierend: Wieso wurden gerade nach Oslo die Militärpräsenz, die Sicherheitstraßen, die Siedlungen, schlicht die ganze israelische Präsenz hochgefahren, obwohl doch gerade nach der Formel Land gegen Frieden das meiste davon bald wieder palästinensich sein sollte? Wieso solches Engagement, wo doch die 1. Intifada lange vorbei war und alle (angeblich) Frieden wollten. Dein Verweis auf Attentäter klingt da als Argument sehr fade.
Paläst. Widerstand gab es stets und ständig, gegen die israelische Präsenz und Besatzung. Und solch ein Widerstandsrecht und solch einen Widerstand gegen eine fremde Macht kennt man nunmal aus der Geschichte. Aber die Siedlungen und deren spezifische Absicherung wuchsen gerade "im Frieden".

Zitat:Das wäre mir jetzt nicht bekannt...
Zum einen hatte ich dies im ForeignPolicy Artikel von Goren Gershom gelesen, dass israelische Beamte in Sachen Sieldungen machen, was sie wollen und alle und jeden unterstützen. Und dann hatte ich auch in einer Nachrichtenzusammenstellung bei ForeignPolicy solch eine Meldung gelesen. Wenn ich Zeit habe, such ich den Link dazu...

Zitat:Naja, also wenn man bedenkt, dass von etwa 7,5 Mio. Israelis also 500.000 nicht im Kernland wohnen (was ca. 6,5% entspricht), so ist dies arg wenig. Und wenn man bedenkt, dass das ganze sich noch auf ein Landgebiet bezieht, für welches man 42 Jahre Zeit zum Besiedeln hatte, so ist dies eine sehr geringe Menge, die man so sicher nicht so einfach für den arabisch-israelischen Zwist verantwortlich machen kann

Es wird den Algerieren auch recht Wurscht gewesen sein, welcher Anteil der französischen Gesamtbevölkerung in "ihrem Land" lebt; es reichte schlicht und ergreifend der Umstand, dass "ihr Land" besetzt war, sie Menschen zweiter Klasse waren und in ihren Augen nicht frei waren. Solche Zahlenspiele sind zwar nett, zeigen aber dein offensichtliches Unverständnis der Lage dort unten und inbesondere der emotionalen Spannungs- und Konfliktpotenziale auf Seiten der Palästinenser. Es zählt letztlich, dass israelische Soldaten in ihren Bezirken patrouillieren, dass sie für fast jede Fahrt an israelischen Check-Points sich in ihrem Land einer erniedrigenden Untersuchung unterwerfen müssen. Es zählt ergo die gefühlte und wahrgenommene Lebensrealität und Lebenswelt der Palästinenser, nicht deine netten Zahlenspiele. Dafür interessiert sich kein Palästinenser, weder Fatah, noch Hamas, noch moderat. Für sie zählt ihre Lebenswirklichkeit und Erfahrung mit den Israelis. Und da spielt die mehrfache Präsenz Israels in ihrer Lebenswelt eben den Hauptgrund, ob dir das gefällt oder nicht.

Übrigens wir märe neu, anknüpfend an den Algerienvergleich, dass Kolonisierende Mächte mal so auf die Schnelle die Hälfe ihrer Einwohner in ihren Kolonien geschickt hätte. Solch ein Vorgehen wäre schlicht dumm und unsinnig, ergo wird es nicht gemacht und kann damit kein Argument sein.[/code]
Zitat: Zum einen würde mich mal für die "nur" 30 Fälle zum Nachlesen ne Quelle interessieren. Des weiteren muss man aber sehen, dass trotzdem auch die übrigen 220 Siedlungen auf Land liegen, das völkerrechtlich kein anerkanntes Territorium Israels ist und wo mir schlicht und ergreifend auch nicht klar und klar sein kann, wem das Land denn nun de-facto gehört. Vor allem bleibt mir schleierhaft wieso man auf diesem "ausländischem" Gebiet von Seitens der israelischen Regierung Siedlungsbauprojekte sponsort. Inwiefern dies letztlich legal ist, bleibt mal dahingestellt.
Und auch die nur 40% Kontrolle würde ich einmal ganz allgemein anzweifeln. Und selbst wenn diese Zahl stimmen würde: Grenzen, Straßen bleiben unter israelischer Kontrolle, zudem strategisch wichtige Check-Points. Kurz gesagt: Selten hatte ein Besatzer oder ein Kolonisator auf jedem Quadratmeter des kolonisierten Territoriums Kolonisten und Besatzungssoldaten stehen...
Das mit den 30 Enteignungsfällen habe ich bei B’Tselem gelesen, wobei ich aber die Quelle noch suchen muss, ist schon eine Weile her (2007 oder so). Zu den 40% habe ich etwas bei einer anderen – übrigens gewiss nicht den Siedlern zugeneigten – Seite gefunden.

Auszug:
Zitat: Settlements are built on less than 3 percent of the area of the West Bank. However, due to the extensive network of settler roads and restrictions on Palestinians accessing their own land, Israeli settlements dominate more than 40 percent of the West Bank.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.palestinemonitor.org/spip/spip.php?article7">http://www.palestinemonitor.org/spip/spip.php?article7</a><!-- m -->

Weiterhin:
Zitat: Die militärische Präsenz der Israelis im Westjordanland ist sehr, sehr viel älter als die Siedlungsbewegung. Ich hab da schon mal Zahlen hier gepostet, dass selbst 1993 im Jahre der Osloer Friedensverträge im Westjordanland "nur" gut 116.oooo Siedler lebten. Trotz Oslo wurden aber Militärpräsenz, Check-Points und Sicherheitsstraßen weiterhin hochgefahren und ausgebaut und das war nicht bloß nur eine Reaktion auf damals vereinzelte paläst. Angriffe. Sehr viel paradoxer und deine Argumentation desavouierend: Wieso wurden gerade nach Oslo die Militärpräsenz, die Sicherheitstraßen, die Siedlungen, schlicht die ganze israelische Präsenz hochgefahren, obwohl doch gerade nach der Formel Land gegen Frieden das meiste davon bald wieder palästinensich sein sollte?
Ja, gut, man hat eben nach Möglichkeiten versucht, vollendete Tatsachen zu schaffen. Ist doch auch irgendwo nachvollziehbar. Eine Aufgabe der Gebiete wäre eine Katastrophe für Israel gewesen; es ging gar nicht anders. Das ist natürlich nicht rechtlich verifizierbar, aber damals war die Lage auch noch eine andere als heute.
Zitat: Es wird den Algerieren auch recht Wurscht gewesen sein, welcher Anteil der französischen Gesamtbevölkerung in "ihrem Land" lebt; es reichte schlicht und ergreifend der Umstand, dass "ihr Land" besetzt war, sie Menschen zweiter Klasse waren und in ihren Augen nicht frei waren. Solche Zahlenspiele sind zwar nett, zeigen aber dein offensichtliches Unverständnis der Lage dort unten und inbesondere der emotionalen Spannungs- und Konfliktpotenziale auf Seiten der Palästinenser. Es zählt letztlich, dass israelische Soldaten in ihren Bezirken patrouillieren, dass sie für fast jede Fahrt an israelischen Check-Points sich in ihrem Land einer erniedrigenden Untersuchung unterwerfen müssen. Es zählt ergo die gefühlte und wahrgenommene Lebensrealität und Lebenswelt der Palästinenser, nicht deine netten Zahlenspiele. Dafür interessiert sich kein Palästinenser, weder Fatah, noch Hamas, noch moderat. Für sie zählt ihre Lebenswirklichkeit und Erfahrung mit den Israelis. Und da spielt die mehrfache Präsenz Israels in ihrer Lebenswelt eben den Hauptgrund, ob dir das gefällt oder nicht.
Naja, aber man sollte auch mal die Pferde im Stall lassen. Immerhin machen die besetzten Gebiete ca. 25% des israelischen Staatsgebietes aus (ca. 6.500 qkm von insgesamt rund 27.000 qkm), und das seit 1967. Trotzdem leben gerade mal zwischen 3,5% und 6,5% aller Israelis dort (die meisten Israelis haben sicher auch keinen Bock, in die Wüste zu ziehen), obwohl man, wie ich schon mal geschrieben habe, viele Jahrzehnte Zeit hatte zum Besiedeln (und laß’ es meinetwegen auch nur zwei Jahrzehnte sein). Das ist wirklich verdammt wenig und man kann mir nicht erzählen, dass das alles an der jetzigen Lage Schuld ist. Dass natürlich nicht alles lobenswert ist für die Palästinenser, leuchtet mir schon ein – ich persönlich kreide auch z. B. an, dass ein Siedler dreimal soviel Wasser verbraucht wie ein palästinensischer Bauer oder dass radikale Siedler Araber angreifen und teils auch ermorden (und das muss man auch sagen) –, aber dieses Zeugs von wegen das die Siedlergeschichte alles auslöst, halte ich einfach für überzogen.
Zitat: Übrigens wir märe neu, anknüpfend an den Algerienvergleich, dass Kolonisierende Mächte mal so auf die Schnelle die Hälfe ihrer Einwohner in ihren Kolonien geschickt hätte. Solch ein Vorgehen wäre schlicht dumm und unsinnig, ergo wird es nicht gemacht und kann damit kein Argument sein.
Das kommt drauf an, warum Leute in die Kolonien gingen und wie groß diese waren. Zwischen Siedlern, Abenteurern, Flüchtlingen und Sträflingen ist eben eine große Spanne, gleiches gilt auch, wenn man Togo und Australien vergleichen würde in puncto Größe; aber wenn man dies schon anspricht: Wenn übrigens die These mit dem sehr kleinen Westjordanland und dieses – NICHT von dir geschriebene – Gerede vom biblischen Grossisrael stimmen würde, dann wäre dieser Fleck sehr schnell kolonisiert und besiedelt worden, schneller als man Golan buchstabieren könnte. So aber musste man warten, bis man wenigstens ein paar osteuropäische Juden, die nach dem Ende des Ostblocks verstärkt nach Israel ausgewandert waren, im Land hatte, die man mit viel Werbung und auch finanziellen Verlockungen wenigstens ansatzweise „in die Wüste schicken“ konnte. Davor wollte ja niemand groß dorthin.

Schneemann.
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437BAA85A49C26FB23A0/Doc~E7CF206492C984D30A14D595C277C43E6~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/RubDDBDABB9457A437 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Treffen mit Obama
Netanjahu verweigert Bekenntnis zum Palästinenser-Staat


18. Mai 2009 Der amerikanische Präsident Obama hat am Montag bei einem Treffen im Weißen Haus den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu zu einem Siedlungsstopp in den besetzten Palästinensergebieten aufgefordert. Zudem betonte er das Bekenntnis Amerikas zu einem palästinensischen Staat.
...
die lernen's nicht mehr ....
Was bringt die Ausrufung eines Palästinenserstaates wenn er sofort zum Hamastan mutiert?
Frieden kann man nicht erzwingen oder erklären. Erst müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Und das können nur die Palis.
Aber das haben linksradikale Ideologen noch nie kapiert.
Wie können die Voraussetzungen für einen eigenen Staat geschaffen werden, wenn die Besatzungsmacht alles tut, um die Menschen zu unterdrücken und von selbstbestimmter Entwicklung abzuhalten?
Aber das haben rechtsradikale Ideologen noch nie kapiert.
Zitat: Erst müssen die Voraussetzungen dafür geschaffen werden. Und das können nur die Palis.
Aber das haben linksradikale Ideologen noch nie kapiert.
ja natürlich, Palis die keinen eigenen Staat haben können sich irgendwie darauf einigen 30 bis 50 % ihres Landes offiziel an Israel zu "übergeben".

Unglaublich realistische Vorstellungen der nicht linksradikalen Ideologen.
Zitat:NAHOSTKONFLIKT

Israel bombardiert Ziele im Gaza-Streifen

Es waren die schwersten Angriffe seit Wochen: Israelische Kampfflieger haben Schmugglertunnel und andere Ziele im Gaza-Streifen beschossen. Zuvor hatten militante Palästinenser eine Rakete auf das israelische Grenzgebiet abgefeuert.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,625873,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 73,00.html</a><!-- m -->

Schneemann.
Na, die Sache mit dem Staat wird dann nichts, wenn im US-Congress so interessante Ansätze wie eine (wenn auch kleine) US-amerikanische Militärmission unter einem General Dayton in Nablus nicht verlängert wird, von einer Ausweitung mal gar nicht zu reden.
Und woher der Druck und Einfluss kommt, der zu solchen Congress-Beschlüssen führt, na, da kann jeder selber raten. Wahrscheinlich sollte man da aber nicht öfters als einmal raten müssen.

Übrigens, diese amerikanische Mission hatte sehr erfolgreich bei einer knapp über 1.000 Mann starken Sicherheitskräftetruppe in Nablus mitgewirkt, dem Nukleus einer neuen, effektiven und kompetenten Sicherheitstruppe für das Westjordanland. Nur dumm, dass Israel solchen fähigen Polizei-und Paramilitärkräften auf Seiten der Palästinenser misstraut und deren Einsatzgebiet stark beschränkt.

So kann natürlich die Westbank im Falle eines in meinen Augen eher utopischen israelischen Rückzuges kaum gesichert werden.


Alles in allem: Man könnte ohne Frage sehr viel auch heute schon tun, um schrittweise das Westjordanland "zu sichern". Verweise auf ein potenzielles neues Hamastan finde ich angesichts der Beschränkungen etwas paradox.
Zitat:Siedleraußenposten im Westjordanland geräumt

Kochaw Haschahar (Reuters) - Israelische Polizisten haben am Donnerstag einen nicht genehmigten Außenposten einer jüdischen Siedlung im palästinensischen Westjordanland geräumt.

Ohne Widerstand hätten die betroffenen fünf Familien ihre außerhalb der Siedlung Kochaw Haschahar nordöstlich von Ramallah gelegenen Unterkünfte verlassen, sagte ein Siedler der Nachrichtenagentur Reuters. Die errichteten Wohnkabinen wurden der Polizei zufolge mit Planierraupen zerstört. Verteidigungsminister Ehud Barak hatte am Vortag vor Vertretern der Siedlerbewegung erklärt, illegal errichtete Außenposten müssten verschwinden. Dies werde notfalls mit Gewalt geschehen.
Link: <!-- m --><a class="postlink" href="http://de.reuters.com/article/worldNews/idDEBEE54K09N20090521">http://de.reuters.com/article/worldNews ... 9N20090521</a><!-- m -->

Soviel zum Thema Förderungen, etc... :wink:

Schneemann.