Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Future Combat Air System (FCAS) und New Generation Fighter (NGF)
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Zitat:Dassault and Airbus FCAS 6th generation Fighter Mockup Unveiled At The Paris Air Show

The new aircraft will integrate and then replace the current Rafale and Eurofighter fleets starting from 2040.

On June 17, 2019, during the Paris Air Show 2019, Dassault unveiled the first mockup of the Franco-German Future Combat Air System (FCAS)/ Système de Combat Aérien Futur (SCAF), the 6th generation stealth fighter aircraft designed to replace Rafale and Eurofighter. During the same ceremony, the Spanish Defence Minister signed an agreement with which Spain joins the program as partner nation, welcomed by the Defence Ministers of France and Germany and the French President. [...]

According to this, the FCAS program, first announced during the 2018 ILA Berlin Air Show, is a wider system of which the mockup showed at Paris Air Show represents the main element called Next Generation Fighter (NGF). This aircraft will be combined with unmanned “wingmen” in what’s called the Next Generation Weapon System (NGWS) and all other air assets in the future operational battlespace. In the last few years, many defence experts argued about the 5th generation being the last manned aircraft generation but, as already seen with the BAE Systems Tempest unveiled last year during Farnborough Air Show, the 6th generation still mainly sees a human pilot in the cockpit while considering optionally manned configurations for the future.
https://theaviationist.com/2019/06/18/da...-air-show/

Schneemann.
Im Zuge der Partnersuche für das Tempest-Programm hat das britische Verteidigungsministerium eine Absichtserklärung mit Schweden unterzeichnet.
Europa kann sich zwei getrennte Combat-Air-Programme leisten, erklärte das britische Verteidigungsministerium am 22. Juli in einem Bericht an das House of Commons, zumal das französisch-deutsche FCAS-Beschaffungsprogramm in seiner jetzigen Form nicht die Zielvorgaben erfühlt wie sie in der Combat Air Strategy festgelegt sind.
Allein ist GB aber nicht in der Lage die Entwicklung eines eigenen Fighter zu finanzieren und deshalb sucht man internationale Partner. Ein Erfolg ist für die Briten eine Absichtserklärung für die künftige Zusammenarbeit bei der Entwicklung und Beschaffung eines Kampflugzeugs der nächsten Generation mit Schweden. Laut den Engländern eine feste Grundlage.
Schwedens Formulierung ist zurückhaltener. Die Absichtserklärung enthalte keine langfristigen Verpflichtungen zwischen den Länder und verhindere auch nicht dass Schweden ähnliche Studien und Analysen mit anderen Partner durchführt.

Aus Flug Revue 10/19 "Schweden bei der Tempest dabei" Seite 55
Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer hat in ihrer ersten Haushaltsrede vor dem Bundestag für eine langfristige Verstetigung des Wehretats geworben. Mit der Steigerung auf fast 45 Milliarden Euro im kommenden Jahr könnten einige der geplanten Großprojekte für die Bundeswehr begonnen werden – ohne eine weitere verläßliche Steigerung in den Folgejahren seien allerdings weitere Projekte gefährdet.

England kann das Großprojekt Tempest nicht allein stemmen. Deutschland fehlt es an allen Ecken und Enden.
Eigentlich kann die Lösung nur in der Zusammenarbeit der Europäer liegen.
Die Industrie macht im Falle des FCAS Druck. Schöne Bekenntnisse zur Zusammenarbeit und ein nettes Zahnpasta-Lächeln vor einem Mock-Up dürften i. d. T. nicht ausreichend sein, um hier in absehbarer Zeit Fortschritte erzielen zu können...
Zitat:Demonstrator-Aufträge gefordert

FCAS: Dassault und Airbus werden ungeduldig

Die FCAS-Partner fordern, dass die Demonstratorphase des Future Combat Air System nun „rasch“ beginnt und sich die Partnerländer „zu einem zuverlässigen Finanzierungsplan verpflichten“.

„Wenn Europa bei diesem Programm nicht vorankommt – und zwar schnell -, wird es unmöglich sein, die für eine souveräne Verteidigungsindustrie erforderlichen Entwicklungs- und Produktionskapazitäten aufrechtzuerhalten“ so Dassault Aviation und Airbus in einer gemeinsamen Erklärung im Vorfeld der nächsten deutsch-französischen Ministerratstagung. [...]

„Wir fordern unsere politischen Führer auf, alle Anstrengungen zu unternehmen, um diese Demonstratoren so schnell wie möglich zu starten, um dieses ehrgeizige Projekt voranzubringen“, so Eric Trappier, CEO von Dassault Aviation, und Dirk Hoke, CEO von Airbus Defence and Space. Entsprechende Vorschläge habe man während der Pariser Luftfahrtausstellung im Juni vorgelegt.
https://www.flugrevue.de/militaer/demons...ngeduldig/

Schneemann.
Man kann nicht immer nur ankündigen, man muss auch handeln. Natürlich ist das mit den verknüpften Projekten auch nicht einfach.
Ich glaube das Problem liegt darin, dass alle immer Angst haben, Fehler zu machen.

Das neue Flugzeug wird aber so oder so gebraucht. Rüstungsthemen sind in D immer unpopulär, also wird es aufgeschoben.

Dabei würde es D nicht weh tun, eine halbe Milliarde Anschubfinanzierung zu leisten.
Das Jahr 2040 bis zur Serienproduktion klingt noch ziemlich weit entfernt, aber bei den komplexen Technologien, welche werden noch parallel entwickelt, kann es sehr eng werden.
Wenn man sich z.B. die F35 her nimmt. Der Erstflug war im Jahr 2000 und hat heute noch mit der Serienproduktion zu kämpfen. Also ich finde es ganz gut, dass die Industrie druck macht. Umso schneller das Projekt voran geht umso günstiger wird es schlussendlich.
Ein guter aber deprimierender Artikel in der FAZ zum FCAS.

Geschrieben von Major und Mölling - beide können was!
(01.10.2020, 18:02)Mondgesicht schrieb: [ -> ]Ein guter aber deprimierender Artikel in der FAZ zum FCAS.

Geschrieben von Major und Mölling - beide können was!

Gute Neuigkeiten, damit dürfte der Weg zur F35 frei sein.

Machen wir uns nichts vor, Deutschland und Kampfflugzeugentwicklung klappt einfach nicht. Hier hat man uns einfach uneinholbar den Rang abgelaufen.
(01.10.2020, 23:04)GermanMilitaryPower schrieb: [ -> ]Gute Neuigkeiten, damit dürfte der Weg zur F35 frei sein.

Ja klar. Wink Ganz sicher nicht. Im Gegenteil macht der Artikel eher deutlich, wieso das Projekt nicht scheitern darf. Davon abgesehen halte ich nichts von den typischen Schuldzuweisungen und sehe es schon gar nicht als Problem an, dass die deutsche Politik nicht einfach alle geforderten Gelder freigibt sondern jeweils auch konkrete Ergebnisse sehen will. Genauso wenig wie ich es als Problem betrachte, dass die französische Industrie (also de facto Frankreich) eine hohe Entwicklungsautonomie beansprucht. Beides ist völlig legitim und nachvollziehbar, trotzdem muss daraus ein Kompromiss erwachsen. Denn einen wirklich konkurrenzfähiges System mit einem Kampfflugzeug der sechsten Generation und "ITAR-free" wird man nur gemeinsam entwickeln können. Der Blick hin zu andere Partner ist letztlich ein Blick ins leere, weil darüber vielleicht die Finanzierung und damit das Programm an sich, nicht aber die technologische Entwicklung gesichert werden kann. Und in der Beziehung hat auch Deutschland durchaus etwas zu bieten, was Frankreich in der Form nicht leisten kann.

Interessant übrigens, dass Spanien in dem Artikel kein einziges Mal erwähnt wird. Wink
Die Frage ist, ob Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer heutigen Form, Konzeption und Größe überhaupt noch die Zukunft sind, oder ob man hier nicht in Europa einfach ganz andere Wege gehen sollte. Meiner rein persönlichen Meinung nach sind die (Stealth) Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer jetzigen Konzeption und Auslegung mehr einer Strukturextrapolierung - als wirklich rein militärischer Logik entsprungen. Dessen ungeachtet soll die Kampfflugzeug-Komponente des FCAS ja wieder ein solches Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug sein- nur besser.

Analog zu Rittern im Spätmittelalter oder dem Irrweg der MBT wird das militärische Verständnis des Luftkampfes daher meiner Einschätzung nach zu sehr von ehemaligen Piloten von Jagdflugzeugen dominiert, welche heute dann entsprechende Ränge inne haben und in ihren Vorstellungen von Dogfights, Manövrierfähigkeit und Mehrzweck-Kampfflugzeugen / Luftüberlegenheits-Jägern gefangen sind.

Und gerade da würde sich für die Europäer hier und heute die Möglichkeit bieten, das bisherige durch eine komplett andere Zusammenstellung von Systemen zu ersetzen. Gerade europäische Firmen hätten hier durchaus das notwendige Fundament dafür, beispielsweise Dassault mit der NEURON und BAE Systems mit der TARANIS. Beide Systeme wurden ja auch schon vor Jahren als Technologieträger für das FCAS betrachtet. Entsprechend soll das FCAS ja auch durch solche unbemannten Flugzeuge - in Kombination mit bemannten Flugzeugen gebildet werden. Was wenn man stattdessen diese unbemannten Systeme zum Hauptträger des ganzen macht, und statt einem Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug für die bemannte Seite ein ganz anderes Flugzeug verwenden würde?

Meiner Meinung nach wären deutlich größere (bemannte) Bomber / Transporter-Bomber als Steuer / Kontrolleinheit der Drohnen - sowie als Trägerplattform für Luft-Luft Waffen und Luft-Boden Waffen - den bisherigen Vorschlägen für die bemannte Seite des FCAS deutlich überlegen. Der bemannte Teil des FCAS sollte daher ein solcher (modularer) Transporter-Bomber sein.
Hier ein sehr umfangreicher und herausragender Artikel über das Projekt aus französischer Sicht:

http://www.senat.fr/rap/r19-642-3/r19-642-3_mono.html
(03.10.2020, 13:53)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Die Frage ist, ob Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer heutigen Form, Konzeption und Größe überhaupt noch die Zukunft sind, oder ob man hier nicht in Europa einfach ganz andere Wege gehen sollte. Meiner rein persönlichen Meinung nach sind die (Stealth) Mehrzweck-Kampfflugzeuge in ihrer jetzigen Konzeption und Auslegung mehr einer Strukturextrapolierung - als wirklich rein militärischer Logik entsprungen. Dessen ungeachtet soll die Kampfflugzeug-Komponente des FCAS ja wieder ein solches Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug sein- nur besser.

Analog zu Rittern im Spätmittelalter oder dem Irrweg der MBT wird das militärische Verständnis des Luftkampfes daher meiner Einschätzung nach zu sehr von ehemaligen Piloten von Jagdflugzeugen dominiert, welche heute dann entsprechende Ränge inne haben und in ihren Vorstellungen von Dogfights, Manövrierfähigkeit und Mehrzweck-Kampfflugzeugen / Luftüberlegenheits-Jägern gefangen sind.

Und gerade da würde sich für die Europäer hier und heute die Möglichkeit bieten, das bisherige durch eine komplett andere Zusammenstellung von Systemen zu ersetzen. Gerade europäische Firmen hätten hier durchaus das notwendige Fundament dafür, beispielsweise Dassault mit der NEURON und BAE Systems mit der TARANIS. Beide Systeme wurden ja auch schon vor Jahren als Technologieträger für das FCAS betrachtet. Entsprechend soll das FCAS ja auch durch solche unbemannten Flugzeuge - in Kombination mit bemannten Flugzeugen gebildet werden. Was wenn man stattdessen diese unbemannten Systeme zum Hauptträger des ganzen macht, und statt einem Stealth-Mehrzweck-Kampfflugzeug für die bemannte Seite ein ganz anderes Flugzeug verwenden würde?

Meiner Meinung nach wären deutlich größere (bemannte) Bomber / Transporter-Bomber als Steuer / Kontrolleinheit der Drohnen - sowie als Trägerplattform für Luft-Luft Waffen und Luft-Boden Waffen - den bisherigen Vorschlägen für die bemannte Seite des FCAS deutlich überlegen. Der bemannte Teil des FCAS sollte daher ein solcher (modularer) Transporter-Bomber sein.

Bei Drohnen wird gern vergessen dass sie auch gehackt werden könnten, wobei man nicht nur die Drohne verlieren würde sondern sich möglicherweise die Waffenlast auch noch gegen sich selbst richtet. Und wer soll solche Riesenflugzeuge schützen?
Ein kritischer Beitrag zum FCAS, wobei es sich nicht im Schwerpunkt um die Technik dreht, sondern darum, dass sich die Strukturen darum herum, namentlich die Gegensätze zwischen deutscher und französischer Rüstungspolitik, hemmend auf das ganze Projekt auswirken könnten...
Zitat:Europas Kampfflugzeug der Zukunft schmiert ab

Deutschland und Frankreich machen sich gegenseitig das Leben schwer. Dem größten gemeinsam Rüstungsprojekt FCAS droht das Aus. Es wäre eine Bankrotterklärung für Europa. [...]

Ausgerechnet dem größten deutsch-französischen Rüstungsprojekt droht das Aus - dem zukünftigen Kampfflugzeug FCAS. Dies mag überraschen. Denn gerade erst lieferten die französischen und deutschen Verteidigungsministerinnen Bilder voller Harmonie, als sie am 18. September auf dem Militärflugplatz Évreux-Fauville und am Airbus Standort Manching ihre Kooperationsprojekte lobten. Doch tatsächlich schleppen die Projekte Geburtsfehler mit sich herum, die nun eskalieren. [...] Doch von Beginn an gab es Knatsch: man misstraute einander, und vor allem sollte der Andere bloß keinen wirtschaftlichen Vorteil aus der Herstellung und der Weiterverwertung der im Projekt entwickelten neuen Technologien ziehen. Das sind allerdings die Schlüsselfragen bei Rüstungskooperationen: nicht nur wer produziert, sondern vor allem wer welche Technologie entwickelt. und dieses wertvolle Wissen dann weiternutzen darf, um in den kommenden Jahrzehnten weitere Produkte zu schaffen. [...]

Es wäre nicht nur ein herber Rückschlag für die deutsch-französischen Beziehungen, sondern auch eine Bankrotterklärung für Europa als führendem Technologie- und Innovationsstandort und als militärisch, sicherheitspolitisch und industriell ambitionierter und eigenständiger Akteur. Deutschland und Frankreich würden zentrale Waffensysteme fehlen. Aber vor allem: die Idee einer europäischen Souveränität, also einer Eigenständigkeit, die aus der Zusammenarbeit mehrerer Nationen entsteht, die ihre Zukunft gemeinsam gestalten wollen, wäre widerlegt.

Tatsächlich machen sich beide Seiten gegenseitig das Leben schwer. Deutschland strapaziert seine französischen Freunde mit seinen nationalen Besonderheiten: Wo die französische Rüstungsabteilung DGA quasi komplette Freiheit hat bei der Umsetzung des Projektes, greift in Deutschland das Prinzip der verteilten Zuständigkeiten: die Ministerien für Wirtschaft und Verteidigung sowie das Kanzleramt müssen sich mit dem Bundestag und einer privaten Industrie abstimmen: das dauert, ist schwierig und führt oft zu unbefriedigenden Kompromissen. [...]

Projekte wie FCAS erhalten in Deutschland auch nicht annähernd die politische Unterstützung wie in Frankreich: Obwohl das Projekt vom Kanzleramt gewollt ist, sind Verteidigung und Rüstung dort nicht die wichtigsten Themen. Ganz anders in Paris, wo neben Europa auch Verteidigung Chef- also Präsidentensache ist. Die Rüstungsindustrie ist hier ein Schlüsselinstrument, um die nationale Souveränität zu bewahren, und daher schützenswert und sogar nationaler Stolz. Zudem ist der Staat immer noch erheblich an dieser ökonomisch wichtigen Industrie beteiligt. Deutschlands Verteidigungsindustrie ist hingegen privat, volkswirtschaftlich unbedeutend und politische Kreise meiden die Rüstungsindustrie eher.
https://www.faz.net/aktuell/politik/fcas...obal-de-DE

Schneemann.