31.07.2006, 10:42
Iraner schrieb:
Shahab3 schrieb:
Schneemann.
Zitat:Es geht hier nicht ums glauben, sondern um eine Meinung. Jeder hat eine, jeder akzeptiert die des anderen und sucht diese von der eigenen zu überzeugen mit Fachwissen und den Punkten, die einen zu dieser Meinung bewogen haben.und:
Zitat:Doch wenn ich heute lese, dass durch ein Bombardement der israelischen Luftwaffe an die 50 Menschen ihr Leben lassen und die Antwort Israels darauf lautet, dass die Hisbollah Schuld daran sei, da sie von einem Dorf aus Raketen abschießt, dann ist dies für mich keine Entschuldigung.Das ist sicherlich nicht ganz falsch. Jeder vertritt irgendwo einen Standpunkt. Nur muss man eben auch sagen, dass man fast immer ein wenig subjektiv denkt und argumentiert. Und darüber hinaus ist es eben auch eine Sache der Informationsquellen. Und wenn man sich vor Augen führt, wie der derzeitige Konflikt zustande kommt, so kann man schon eine mehr oder minder einseitige Ansicht bekommen. Man reagiert mit Ärger und Abscheu auf den Tod von 56 Zivilisten in Qana und ist verleitet, zunächst einmal auf Israel einzuwirken und die Israelis zu verurteilen. Nur muss man dann auch rekapitulieren, wie alles zustande kam. Es waren die Übergriffe von Hisbollah-Milizen, die die derzeitige Krise so haben eskalieren lassen. Ich möchte damit den Tod von Unschuldigen nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, aber diese Menschen wären wohl nicht tot, wenn die Hisbollah den Ärger im Gazastreifen nicht genutzt hätte, um acht israelische Soldaten zu töten und zwei zu entführen. Leider ist es allerdings so, dass die Bilder der gekrümmten Kinderleichen, die aus diesem vierstöckigen Gebäude bei Qana gezogen werden, die öffentliche Meinung sehr zu Ungunsten von Israel dreht und man die eigentlichen Auslöser dieser Tragödie aus den Augen verliert. Wenn irgendwo ein Anschlag geschieht, wo israelische Soldaten getötet werden, so ist dies bei uns in den Nachrichtensendungen meistens eine 30-Sekunden-Meldung wert. Wird aber ein Wohnhaus irrtümlich zerfetzt und es sterben Zivilisten, so sendet man fast sechs Minuten lang Bilder der Tragödie und u. U. im Nachhinein noch einen Brennpunkt von fast zehn Minuten Länge. Logisch, dass da die öffentliche Meinung die Ursache rasch vergisst und man in Israel den bösen Terroristen sieht, der Nahost auf den Kopf stellen will.
Zitat:Meine Meinung ist daher, dass Hamas und Hisbollah keine terroristischen Gruppierungen sind (anders sehe ich dies wiederum bei der Al-Kaida oder auch der RAF - die ist ja schon nicht mehr), sondern eine Gruppierung mit einem militanten Flügel (Widerstand) und einem Parteiflügel (Politik).Beide Organisationen haben zwar einen militanten und einen politischen Flügel. Richtig. Aber dennoch ist es so, dass die Art der Vorgehensweise der militanten Flügel als Terrorismus klassifiziert werden kann, da eindeutig Unschuldige das Ziel sind, und die politischen Kräfte diese Attentate fast immer sehr verklärend als Widerstand deklarieren, bzw. als Selbstverteidigung ansehen. Ich habe nichts gegen jemand, der in einem übel unterdrückten und besetzten Land lebt und die Besatzungsmacht bekämpft. Aber das Verüben von Selbstmordattentaten auf Zivilisten und zivile Einrichtungen (Busse, Cafés, etc.) und der ungezielte Raketenbeschuss von Städten sind kein Kampf gegen eine Besatzungsarmee, sondern ein gezieltes Verbreiten von Angst, Tod und Terror unter der Zivilbevölkerung. Ich möchte zwar sagen, dass wohl nicht alle Hamas- oder Hisbollah-Sympathisanten dies gutheißen, aber die breite Mehrheit des politischen Flügels (des militanten sowieso) wird dies anders sehen und den Terror als Akt der Selbstverteidigung verklären.
Shahab3 schrieb:
Zitat:In Beirut sind einige tausend Menschen auf die Strassen gegangen und haben gegen den verheerenden Luftangriff auf das Dorf Kana demonstriert, bei dem es wohl nach aktuellen Erkenntnissen mindestens 50 Tote gab.Das ist allerdings so eine Sache. Ähnlich wie bei den Karikaturen-Streitigkeiten vor einige Monaten steht ein scheinbar bestellter Mob bereit, der ausgerechnet die UN-Dienststellen verwüstet. Ich hätte es ja verstanden, wenn westliche Einrichtungen angegriffen worden wären. Aber das ausgerechnet die Dienststellen der Organisation angegriffen werden, die eigentlich einem wegen der Mittellosigkeit fast schon Leid tun kann und die so vehement wie seit langer Zeit nicht mehr endlich eine Waffenruhe verlangt, riecht ein wenig nach einer iniziierten Schau. Quasi à la "Setzt die UN unter Druck, damit der Druck der internationalen Gemeinschaft auf Israel noch mehr wächst!"
Schneemann.