Forum-Sicherheitspolitik

Normale Version: Bundeswehr im Ausland
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Neuester Spaß: Die deutsche Regierung weißt die Kritik der Verbündeten zurück, man würde nichts tun, und weißt darauf hin, daß man sich seiner Internationalen Verantwortung sehr bewusst sei und deshalb die Zahl der Polizeibeamten aus Bayern EVENTUELL von 7 auf 20 erhöhen wird. Aber das muß natürlich noch diskutiert werden....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,674705,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 05,00.html</a><!-- m -->

Zitat:Afghanistan-Mission
USA starten Truppenaufmarsch im Bundeswehrgebiet
...
"Aufgrund des aktuellen Lagebildes ist davon auszugehen, dass die Vereinigten Staaten von Amerika nunmehr insgesamt bis zu 5000 Soldatinnen und Soldaten in der Nordregion einsetzen werden", heißt es in einer Unterrichtung.
...
Der schnelle Aufmarsch der US-Kräfte setzt die Deutschen erheblich unter Druck.
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Aus der Bundeswehr heißt es, deutsche Einheiten würden gemeinsam mit Afghanen bestimmte Gebiete, darunter auch Hochburgen der Taliban, militärisch befreien. Danach sollen die Afghanen versuchen, diese Regionen zu halten. Unterstützt werden könnten sie dabei auch von den Deutschen. Die Taktik, im US-Jargon "clear and hold" genannt, birgt erhebliche Risiken, die Taliban werden sich nicht kampflos vertreiben lassen.
...
Die Deutschen in Nordafghanistan müssen also damit rechnen, dass die Amerikaner die harte Arbeit machen - und die Regeln bestimmen werden.

Vielleicht können "unsere" ja jetzt mal lernen, wie es geht. Confusedhock:
Warum? Die Erstarkung des Widerstandes geht vom amerikanischen Sektor aus und hat inzwischen auch den Norden erreicht.
Wo also könnten die USA, die offenbar diese Erstarkung nicht verhindern konnten und auch weiterhin nicht können, etwas zeigen?
Kannst Du das Näher begründen oder ist hier nur eine Parole in die Debatte eingeworfen?

Anbei noch neueste Informationen:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C78914F85BED3B53F3C/Doc~E7EE3E4DE3AE44702A997929A1B2DA46E~ATpl~Ecommon~Scontent.html">http://www.faz.net/s/Rub0CCA23BC3D3C4C7 ... ntent.html</a><!-- m -->
Zitat:Einsatz in Afghanistan
Kämpfe, Debatten und Details über Kundus-Vorfall

29. Januar 2010 Eine amerikanische Truppenaufstockung auf 5000 Soldaten im deutschen Einflussgebiet könnte die Führungsrolle der Bundeswehr in Nord-Afghanistan gefährden.
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Der Oberbefehlshaber der Internationalen Afghanistan-Schutztruppe (Isaf), Stanley McChrystal, hatte betont, die amerikanischen Truppen würden dem deutschen Regionalkommandeur, Brigadekommandeur Frank Leidenberger, unterstellt. „Sie sollen in erster Linie bei der Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte helfen. Sie sollen die Deutschen nicht ersetzen, sondern vielmehr ergänzen und unterstützen.“ Wenn aber die Vereinigten Staaten mindestens genauso viele Soldaten im Norden stellen, könnte dies zu Kompetenzstreit führen, heißt es in Berliner Parlamentskreisen.
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Deutscher Soldat bei Feuergefecht schwer verwundet

In der Nähe von Kundus, wo die Bundeswehr einen Stützpunkt betreibt, war es am Donnerstag erstmals seit längerer Zeit wieder zu einem Feuergefecht gekommen, bei dem ein deutscher Soldat schwer verwundet wurde. Seit einigen Tagen unterstützen die in Kundus stationierten Soldaten der Schutztruppe Isaf, darunter mehr als 400 Deutsche, eine Operation der afghanischen Sicherheitskräfte.
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Bericht: Vor Kundus bereits weitere Luftschläge auf deutschen Befehl

Unterdessen berichtete der Internetdienst „Zeit Online“, die Bombardierung zweier Tanklaster nahe der Stadt Kundus sei nicht der erste Luftangriff auf deutschen Befehl hin in Afghanistan gewesen. Die in Masar-i-Sharif stationierte deutsche Eliteeinheit Taskforce 47 habe mehrfach amerikanische Kampfflugzeuge angefordert, hieß es unter Berufung auf „einen Insider“. Die Angriffe hätten sich gegen mutmaßliche Taliban gerichtet.
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der Artikel, auf den sich die FAZ bezieht, ist hier:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-01/afghanistan-kundus-ksk">http://www.zeit.de/politik/ausland/2010 ... kundus-ksk</a><!-- m -->
Zitat:Kundus-Affäre
Geheime Kommandosache Kundus

Neue Details im Fall Kundus: Ungewöhnlich viele KSK-Soldaten waren Anfang September im Feldlager stationiert. Der Luftschlag war zudem kein Einzelfall.
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Maeks

Mal ne Frage! Wie ist eigentlich der Altersdurchschnit der eingesetzten Soldaten der Bundeswehr in Afganistan.

Gruß Maeks
Erich schrieb:Warum? Die Erstarkung des Widerstandes geht vom amerikanischen Sektor aus und hat inzwischen auch den Norden erreicht.
Wo also könnten die USA, die offenbar diese Erstarkung nicht verhindern konnten und auch weiterhin nicht können, etwas zeigen?
Kannst Du das Näher begründen oder ist hier nur eine Parole in die Debatte eingeworfen?

Also wenn ich dich richtig verstehe Erich, dann steigt die Stärke des Widerstandes analog zur Anzahl der eingesetzten amerikanischen Truppen? Ist das richtig?

Ich vertrete lieber die Theorie das die Stärke des Widerstandes im Süden am stärksten ist, weil es an Pakistan angrenzt. Da aus Pakistan die meisten Kämpfer einsickern. Der Süden ist mit Talibankämpfern inzwischen gesättigt, und darum sickern jetzt mehr Taliban in den Norden ein.

Damit kommt die BW offensichtlich nicht klar.
Für meine Theorie spricht auch, das die Briten und Holländer ebenfalls im Süden seit Jahren attackiert werden.

Also, eher die Nähe zu Pakistan ist ausschlaggebend für Attacken. Das ist meine Denke.
Ich würde eher sagen, dass die deutsche Politik der Bundeswehr nicht ausreichend Freiheit und Unterstützung bei der Erfüllung des Auftrags zulässt.
Mondgesicht schrieb:
Erich schrieb:Warum? Die Erstarkung des Widerstandes geht vom amerikanischen Sektor aus und hat inzwischen auch den Norden erreicht.
Wo also könnten die USA, die offenbar diese Erstarkung nicht verhindern konnten und auch weiterhin nicht können, etwas zeigen?
Kannst Du das Näher begründen oder ist hier nur eine Parole in die Debatte eingeworfen?

Also wenn ich dich richtig verstehe Erich, dann steigt die Stärke des Widerstandes analog zur Anzahl der eingesetzten amerikanischen Truppen? Ist das richtig?
die Gründe für das Erstarken de Taliban diskutierten wir (nicht nur) seit dem 12. September 2009 im Afghanistan-Thread. Fakt ist jedenfalls, dass die Talban mit einer erstaunlich niedrigen Truppenstärke 2001 innerhalb von wenigen Wochen (erste Luftangriffe am 7. Oktober, Eroberung der Hauptstadt am 13. November) vertrieben wurden - und seither werden die Alliierten Truppen genauso regelmäßig verstärkt, wie die Taliban immer weitere Gebiete unter ihre Kontrolle (zurück) gewinnen.
Der ehemalige deutsche Aussenminister Fischer hat das so formuliert:
Zitat:Andererseits ... erweist sich die bisherige Strategie des Westens in Afghanistan ebenfalls als wenig erfolgreich. Sie macht die Taliban mit jedem Tag nur stärker.

Mondgesicht schrieb:Ich vertrete lieber die Theorie das die Stärke des Widerstandes im Süden am stärksten ist, weil es an Pakistan angrenzt. Da aus Pakistan die meisten Kämpfer einsickern. Der Süden ist mit Talibankämpfern inzwischen gesättigt, und darum sickern jetzt mehr Taliban in den Norden ein.

Damit kommt die BW offensichtlich nicht klar.
Für meine Theorie spricht auch, das die Briten und Holländer ebenfalls im Süden seit Jahren attackiert werden.

Also, eher die Nähe zu Pakistan ist ausschlaggebend für Attacken. Das ist meine Denke.

Ich denke, wir müssen erst einmal auf die Ausgangslage zurück gehen.
Nach der Vertreibung der Sowjets durch die Mujahedin - eine Allianz unterschiedlichster Stämme - hatten sich mehrere "lokale Machtzentren" gebildet.
Im Norden hatte die Nordallianz (eine Nachfolgeorganisation der Mujahedin) unter dem Tadschiken Ahmed Shah Massoud (und dem Usbeken Dostum) "das sagen". Die Gruppe um Massoud war seinerzeit von den USA mit bewaffnet und trainiert worden - und Massoud hatte sich über die Jahre hin den Kontakt zum Westen erhalten.
Seinem internen Gegenspieler, dem Usbeken Dostum, wurden dagegen mehr Kontakte zu den sowjetischen Nachfolgestaaten (Usbekistan) in Zentralasien nachgesagt. Beide Gruppierungen kooperierten gegen den Süden.
Im Süden waren das die (überwiegend paschtunischen) Taliban, die vom pakistanischen Geheimdienst ISI geschaffenen und ausgerüsteten militanten "Koranschüler", die sich ebenfalls als Nachfolger der Mujahedin sehen.
Afghanistan war also (mit lebhafter Unterstützung seiner Nachbarn) dabei, in seine ethnischen Bestandteile zu zerfallen, wobei die unterschiedlichen Gruppierungen um Macht und Einfluss rangen. Bereits kurz nach dem 11. September hatte etwa die Nordallianz einen Angriff auf Kabul gestartet.

Als dann die Alliieren einfielen war natürlich der Süden mit den Taliban - gegen die sich ja der Angriff überwiegend richtete - der Schwerpunkt des Widerstandes. USA, Briten und Holländer hatten also von Anfang an den "schwierigeren part".
Dass sich die Deutschen dagegen das Gebiet der tadschikischen Nordallianz (also der potentiellen Verbündeten) ausgesucht haben, ist uns damals schon zum Vorwurf gemacht worden.

Entscheidend ist für mich letztendlich, dass es den Alliierten im Süden seit 8 Jahren nicht gelungen ist, den Süden zu "befrieden" (oder den Widerstand zu beenden). Das isher verwendete amerikanische Modell ist kein Erfolgsmodell.

Im Gegenteil:
der Widerstand wird stärker - das ist Fakt.
Wenn Deine "denke" zutreffen würde, wäre der Norden immer noch sicher wie Mutters Schoß. Gerade das ist aber nicht der Fall.
Der Widerstand greift zunehmend auf ganz Afghanistan über - siehe <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,648413,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 13,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 11.09.2009

Studie
Taliban dehnen Einfluss auf fast ganz Afghanistan aus
...
Das hat jetzt nichts mehr mit der Nähe zu Pakistan zu tun.
Das ist eine neue Qualität - nämlich, dass sich inzwischen (wie einst die Mujahedin gegen die Sowjets) die unterschiedlichsten Gruppierungen gegen die westlichen Alliierten verbünden.

Man kann jetzt trefflich darüber spekulieren, warum das so ist.
Cluster schrieb:Ich würde eher sagen, dass die deutsche Politik der Bundeswehr nicht ausreichend Freiheit und Unterstützung bei der Erfüllung des Auftrags zulässt.
Cluster, das erscheint mir sehr vereinfacht und abwegig. Gerade die Bundeswehr hatte die ersten Jahre absolut "paradiesische Zustände". DIe Soldaten konnten ohne Schutzwesten und praktisch unbewaffnet im Basar "nach dem rechten schauen".
Wir müssen uns fragen, warum das nicht mehr der Fall ist.
Die wesentliche Erklärung für mich ist, das mit zunehmenden zivilen Opfern unter der lokalen Bevölkerung der archaische Gedanke der "Blutrache" überhand gewinnt.
Die Alliierten werden auch im Norden nicht mehr als Beschützer, sondern (wie seit je her im Süden) als Besatzer erlebt.
Und das ist durchaus eine historische Paralelle: bisher sind in Afghanistan nahezu alle fremden Truppen, die länger als ein Jahr im Land waren, als Besatzer geendet - und vertrieben worden. Der Selbstbestimmungswille dieser Gebirgsstämme ist viel zu stark, als dass sie sich länger als ein Jahr einer fremden Macht beugen würden.
Einzige Ausname waren die Völker wie die (mongolischen) Hazara (die Begründer der indischen Mogul-Reiche), die sich dauerhaft in Afghanistan niederlassen konnten.

Man kann das auch auf eine alte asiatische Weisheit schieben: "Wenn Gott eine Nation bestrafen woll, dass lässt er sie in Afghanistan einfallen".
Erich schrieb:die Gründe für das Erstarken de Taliban diskutierten wir (nicht nur) seit dem 12. September 2009 im Afghanistan-Thread.

Mir geht es ja nicht um die grundsätzlichen Gründe (Ablehnung der westlichen Werte...) sondern um die Verzögerung des Auftretens von Widerstand im Norden im Vergleich zum Süden. Und um den kausalen Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von amerikanischen Truppen um Kunduz und der Intensität der Kampfhandlungen dort.

Zitat:Wenn Deine "denke" zutreffen würde, wäre der Norden immer noch sicher wie Mutters Schoß. Gerade das ist aber nicht der Fall.
Der Widerstand greift zunehmend auf ganz Afghanistan über - siehe <!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,648413,00.html">http://www.spiegel.de/politik/ausland/0 ... 13,00.html</a><!-- m -->

Ich wiederhole noch einmal. Ich denke das man so lange Ruhe im Norden hatte, weil im Süden zusätzliche Soldaten gebraucht wurden. In der Vergangenheit hatte man als Taliban im Norden nur gelegentlich genug Einsatzkräfte um Angriffe zu starten. Diese konnten dann von den alliierten Kräften zurückgeschlagen werden (Harekate Yolo).

Inzwischen haben die Taliban im Süden genügend Truppen. Die Schwemme von Pakistan aus erreicht nun verstärkt den Norden. Wenn die Taliban schlau sind (daran habe ich keinen Zweifel), dann schicken sie erfahrene, schon länger im Süden aktive Kämpfer gemeinsam mit neuen Kombatanten frisch aus Pakistan in den Norden.

Für die Bundeswehr, die Italiener und die anderen Truppen im Norden bedeutet dies, das sie es mit Veteranen der Taliban zu tun bekommen.
Mondgesicht, die übersiehst, dass die Taliban im Norden nie stark waren.
Schon vor der Invasion der Alliierten hatte die Nordallianz aus Tadschiken und Usbeken die Taliban aus dem Norden fern gehalten. Noch kurz vor der Invasion hat die Nordallianz genug Kraft gehabt, um die Tailban in Kabul zu bombardieren.
Wenn die Taliban eine paschtunische Widerstandsbewegung wären - was Du unterstellst, und was anfänglich auch zutraf - dann hätten diese Paschtunen auch heute keinen Wiederhall im Norden. Da sind die Widerstände der Tadschiken und Usbeken gegen eine paschtunische Unterwanderung viel zu stark.

Aber so ist es nicht:
1.
Die Taliban erhalten Zulauf auch in "nicht paschtunischen" Gebieten,
und
2.
die Taliban sind inzwischen nicht nur eine paschtunische sondern eine zunehmend ganz Afghanistan, also alle Volksgruppen umfassende "patriotische" Sammelbewegung, die eine Vielzahl unterschiedlichster Gruppierungen vereint.

Die Gründe dafür gilt es zu analysieren, und die können nicht darin liegen, dass paschtunische Kämpfer aus dem Grenzgebiet mit Pakistan (trotz einer immer mehr verstärkten alliierten Einsatzarmee dort ?) inzwischen so "entlastet" sind, dass deren Veteranen nun den Norden Afghanistans breiflächig infiltrieren können.

Sorry, die Fehler müssen (auch) im Norden liegen - denn warum sonst sollte sich die Bevölkerung dort, die ursprünglich die Alliierten als Beschützer gegen die paschtunischen Tailban begrüßt (und diesen vorher massiven Widerstand entgegen gebracht) hat nun auf die Seite von irgendwelchen "Taliban-Veteranen" schlagen?
Und dass jetzt 5.000 Amerikaner in den Norden kommen ist keine Lösung, sondern eine Verstärkung des Problems - schließlich hat der amerikanische Einsatzweg jedenfalls in der Vergangenheit auch im Süden den Widerstand nicht gebrochen, sondern bestärkt.
Ok, verstanden.

Zu deinem vorletzten Absatz: Nicht entlastet. Ich vermute vielmehr, das der Zustrom an Rekruten zu den Taliban in Pakistan (wo ja trainiert wird) die Anzahl der benötigten Truppen übersteigt. Das heißt, man kann sich den Luxus erlauben, nicht alle verfügbaren Männer in den Süden zu schicken.

Zum Norden: Die Abneigung der Usbeken und Tadschiken gegenüber den Paschtunen war mir bekannt, aber ich hatte diese Problematik gerade nicht vor Augen.

Das die Paschtunen mit den anderen beiden Gruppierungen mittlerweile zusammen arbeiten glaube ich nicht. In letzter Zeit bilden sich doch immer häufiger Milizen in den Dörfern (die von der BW nicht erkannt werden, weil sie sich so kleiden wie die Taliban) um die Taliban zu bekämpfen.

Auch diese Milizen sind übrigens ein Indiz dafür, das die Bundeswehr es nicht bringt. Denn die Menschen aus den Dörfern würden wohl kaum selber kämpfen, wenn jemand anderes dies tun würde.
ok,
ich denke, wir haben in der Vergangenheit den Fehler gemacht, die ehemaligen Vertreter der Nordallianz - die tadschikischen und usbekischen Milizen - zu vernachlässigen und dafür zu sehr auf den Paschtunen Karzai gesetzt.
Damit sind wir dabei (was ich im Afghanistan-Strang geschrieben habe) uns zur Partei zu machen. Wir unterstützen einen Teil de afghanischen Gesellschaft gegen einen anderen Teil der Gesellschaft.
Und wir haben für einen vermeintlich stabilen Gesamtstaat diejenigen fallen gelassen, die unsere ursprünglichen Verbündeten waren, die Stämme der Nordallianz.
Afghanistan ist nun mal kein einheitliches Gebilde sondern ein Staat, der von ethnischen Konflikten zerrissen wird - und ich denke, langfristig wird nur eine Separierung der Machtbereiche (sei es in halbwegs autonome Stammesgebiete eines Bundesstaates oder sogar in unabhängige Staatswesen) die Region "befrieden".

Bis dahin müssen wir uns anschauen, wie wir (mit so wenig Opfern wie möglich) über die Runden kommen. Und da können - nicht die Amerikaner sondern - die Niederländer evtl. ein Vorbild sein:
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:agenda-mission-oranje-im-kriegsgebiet/50066675.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 66675.html</a><!-- m -->
Zitat:30.01.2010, 10:00
Agenda
Mission Oranje im Kriegsgebiet
Die Gewalt in Afghanistan wächst - außer in der Provinz Urusgan. Dort haben die Holländer das Kommando. Und die verfahren nach der Strategie: Töte die Taliban, aber hilf den Menschen.


...
in London debattiert die internationale Afghanistan-Konferenz am Donnerstag über Wege aus dem Dilemma, über eine neue Balance am Hindukusch.
Dabei wird sicher auch die Strategie der Holländer Thema sein. Denn in Urusgan, dieser kargen Bergprovinz, geht die Gewalt seit Jahren zurück. Nach vertraulichen Nato-Zahlen ist die Zahl der "signifikanten Sicherheitszwischenfälle" 2008 im Vergleich zu 2007 um 30 Prozent gefallen. Auch 2009 sank die Zahl.
"Wir haben so gut wie keine offenen Gefechte mehr. Die Bedrohung besteht fast ausschließlich aus selbst gebastelten Sprengkörpern und Selbstmordattentätern", sagt Brigadegeneral Marc van Uhm, der Kommandeur im Camp Holland, das draußen vor den Toren der Provinzhauptstadt Tarin Kut liegt.
...

Die Verantwortlichen in der Nato und in den USA schauen immer genauer auf die Arbeit in Urusgan, auf die 1300 Holländer und 1000 Australier vor Ort. Sie seien mit ihrer Strategie den anderen Truppen "einen Schritt voraus", wie US-Außenministerin Hillary Clinton anerkennend sagt.

Tatsächlich hat keine Nation ein solches Gleichgewicht zwischen Kampf und Aufbau gefunden wie van Uhms Truppe. Die Briten und Amerikaner sind dafür bekannt, dass sie vor allem schießen und bombardieren, die Italiener im Westen scheuen Gefechte. Und die Bundeswehr im Norden verkriecht sich mehr und mehr in ihre Lager - während draußen die Taliban stärker werden.

Natürlich haben es die Niederländer und Australier einfacher, sie überwachen ein kleineres Gebiet als die Deutschen. Und vor allem haben sie mehr Kampftruppen und Spezialkräfte - allein die Schnelle Eingreiftruppe der Niederländer ist doppelt so groß wie die der Bundeswehr. Aber sie sind in ihrer Arbeit auch außergewöhnlich effektiv. Das Ergebnis lässt sich überall sehen. Die Soldaten sind in den Orten sehr präsent, patrouillieren zusammen mit einheimischen Polizisten, neuerdings sogar auf dem Fahrrad.

Am liebsten reden van Uhm und seine Leute über ihre Hilfsprojekte: eine Brücke im Tal, ein Senkbecken, Safranfelder, ein Zentrum zur medizinischen Erstversorgung, Lehmziegel, die einmal eine Karawanserei werden sollen, ein Miniwasserkraftwerk.
Anders als andere Staaten bauen die Niederländer dabei nichts selbst, sie sind Geldgeber und sichern die Projekte, den Rest machen Nichtregierungsorganisationen und die Afghanen selbst. "Natürlich dauert so alles länger - aber so kriegen wir die Leute ins Boot", sagt Annette Kleinbrodt von der Deutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit (GTZ), die mit den Holländern zusammenarbeitet. Was passiert, wenn es zu schnell und ohne Einheimische geht, zeigt sich in vielen anderen Provinzen: Dort verwahrlosen viele neu gebaute Schulen oder Krankenhäuser in kurzer Zeit, weil sich niemand darum kümmert.
..

Ein heikleres Thema als die Entwicklungshilfe ist der zweite Teil der Strategie: das gezielte Töten von Talibanführern. ...
... Erzählungen geben einen Einblick in diesen Teil der Mission, etwa wenn sie über diesen einen Morgen im Niemandsland zwischen Tarin Kut und der Metropole Kandahar reden.

Sie waren im Jeep unterwegs, zusammen mit afghanischen Soldaten, oben auf einer Hügelkette. Der Rest des Kommandos folgte unsichtbar hinter den Bergkuppen. "Nach nicht einmal fünf Minuten hörten wir schon die Taliban über Funk", erzählt einer der Soldaten. "Die dachten, wir wären leichte Beute für sie."

Unten im Tal, erzählen die Soldaten weiter, tauchten Pick-ups der Taliban auf, voll beladen mit Kämpfern. Einer, zwei, immer mehr. Die Afghanen fragten, ob sie jetzt die vorbestellte Luftunterstützung einsetzen könnten. ",Nein, lass sie noch näherkommen‘, haben wir ihnen gesagt." Als das Kommando kam, donnerten Kampfjets durch die Luft. Es knallte, Staub und Rauch stiegen auf. Dutzende Taliban starben. Im Soldatenjargon heißt so etwas danach knapp, man habe "sich um ein Problem gekümmert". Das ist der nicht öffentliche Teil des "niederländischen Ansatzes", an dem auch Australier und Amerikaner mitwirken.
Auch ihn bewerten Nato-Kreise als Erfolg. Acht von elf örtlichen Taliban-Kommandeuren habe man im vergangenen Jahr getötet, heißt es dort. Es sei so gelungen, "die Strukturen der Taliban zu unterbrechen".
....
ob's was hilft?
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.ftd.de/politik/international/:strategiewechsel-wende-in-der-afghanistan-politik-war-ueberfaellig/50067289.html">http://www.ftd.de/politik/international ... 67289.html</a><!-- m -->
Zitat:31.01.2010, 08:56
Strategiewechsel
Wende in der Afghanistan-Politik war überfällig

Kommentar
Nie war der Widerstand der Deutschen gegen den Afghanistaneinsatz so groß wie jetzt. Die neue Strategie der Bundesregierung war deshalb überfällig - endlich schweigt sie nicht länger
...
edit:
Trotzdem noch ein "Nachklatsch":
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,674982,00.html">http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1 ... 82,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.01.2010

Bundeswehr enthielt US-Jagdbomberpiloten bei Kunduz-Angriff wichtige Informationen vor

Oberst Georg Klein und sein Fliegerleitoffizier haben den Piloten der zwei F-15- Kampfjets vor der Bombardierung der beiden von Taliban entführten Tanklaster entscheidende Informationen vorenthalten.
....
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1518,674981,00.html">http://www.spiegel.de/spiegel/vorab/0,1 ... 81,00.html</a><!-- m -->
Zitat: 30.01.2010

Nato-Bericht sieht KSK-Beteiligung als Grund für Regelverstöße von Oberst Klein

Die Beteiligung des Kommandos Spezialkräfte (KSK) bei dem Bombardement von zwei Tanklastern bei Kunduz spielte eine größere Rolle als bisher bekannt. Die Nato kommt in ihrem geheimen Abschlussbericht zu dem Ergebnis, dass die vielen Verstöße des deutschen Obersts Georg Klein gegen Nato-Vorschriften nur möglich wurden, weil dieser ausschließlich vom Gefechtsstand der Task Force 47 aus agierte.
...
Zitat:Die Gruppe um Massoud war seinerzeit von den USA mit bewaffnet und trainiert worden - und Massoud hatte sich über die Jahre hin den Kontakt zum Westen erhalten.

Erich: Auf dem Höhepunkt der Taliban wurde Massoud primär von Russland aus unterstützt. Die USA unterstützten im übrigen anfangs die Taliban gegen Massoud.
@Quintus Fabius,
Massoud hatte viele Unterstützer und Gegner.
Im Kampf gegen die Sowjets wurde er von den USA unterstützt,
im Kampf um die Vorherrschaft (Chaos nach 1992, dem Sturz der kommunstischen Regierung) gegen die von Pakistan unterstützten paschtunischen Taliban erhielt er u.a. auch vom Iran finanzielle Unterstützung; die Kontakte zum Westen brachen aber nie ab. Die Nordallianz war bis zuletzt die (überwiegend) anerkannte Regierung Afghanistans.
Noch im April 2001 wurde Massud vom Europäischen Parlament nach Paris und Straßburg eingeladen. Dabei appellierte er an den Westen, vor allem auf Pakistan Druck auszuüben, um so die Taliban zu Verhandlungen zu zwingen. Die Präsidentin des europäischen Parlaments, Nicole Fontaine, bezeichnete ihn damals als einen „Pol der Freiheit“.

vgl. auch
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.sptimes.com/2002/09/09/911/The_man_who_would_hav.shtml">http://www.sptimes.com/2002/09/09/911/T ... _hav.shtml</a><!-- m -->
Zitat: The man who would have led Afghanistan
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/05/27/massoud.afghanistan/index.html">http://www.cnn.com/2009/WORLD/asiapcf/0 ... index.html</a><!-- m -->
Zitat:'He would have found bin Laden'
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20184298.html">http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-20184298.html</a><!-- m -->
<!-- m --><a class="postlink" href="http://www.spiegel.de/thema/ahmed_schah_massud/">http://www.spiegel.de/thema/ahmed_schah_massud/</a><!-- m -->
Erich ich finde du bist zu sehr darauf aus Fehler bei der Bundeswehr zu finden.

Es ist nur natürlich das sich einige in den Reihen der Taliban befinden die sich jetzt benachteiligt finden.

Das die Taliban nie so stark im Norden waren ist da kein Argument. Sie sind die Opposition zur ISAF wenn man es so will und natürlich sucht sich jemand der die ISAF als Gegner sieht eine Gruppe die das auch tut.

Die Fehler der Bundeswehr waren, im Vergleich mit Ihren Alliierten, eher gering. Aber es wird immer Leute geben die sich unter einer neuen Ordnung als benachteiligt empfinden. Und das man dort schneller mit den Waffen zur Hand ist ist auch klar.
Fahlerhaft war, das wir meiner Meinung nach dem zivilen Aufbau im Vergleich zur Ausbildung der Armee und Sicherheitskräfte zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Was nützen denn die Schulen etc. wenn die Taliban in das Dorf kommen und jedem Mädchen mit dem Tod drohen das es wagt lesen und schreiben lernen zu wollen. Man hätte den reformwilligen viel mehr Schutz geben sollen. Jetzt ist es zu spät. Die die dem modernen aufgeschlossen sind werden von den Fanatikern bedroht falls sie Ihren Lebensstil nicht nach dem ausrichten was den Taliban gefällt.
Hätte die Bundeswehr damals härter reagiert ohne auf die Maßnahmen zurück zu fallen die zum Beispiel die USA nutzten, und die die U.S.Armee hat sich wirklich nicht beliebter gemacht, wäre es wohl noch zu kontrollieren gewesen. So ist es aber derzeit eher so das die Taliban erstarken da Ihnen niemand wirklich die Stirn bietet. Und das übt einen starken Reiz auf die junge Generation aus, sich denen anzuschließen.

Wir haben damals aber dank der Richtlinien unseres "lieben" Herrn Jung nichtmal auf Taliban schießen dürfen wenn sie gerade eben noch auf unsere Jungs geschossen haben, nur weil sie sich auf einmal zurückziehen. DAS hat das bekämpfen der Taliban sicher einfacher gemacht(sarkastisch gemeint).