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Was soll man denn da lösen ? Wenn ich 1000 DP für Piloten habe und 5000 Bewerber muss ich nun mal 4000 wieder weg schicken. Und die 5000 wissen alle das sie nur Piloten werden wollen und nichts anderes . Da brauch ich die auch in keinem Programm bespassen. Die Bw könnte jedes Jahr mehr als 12000 Piloten , Fallschirmjäger und gebirgsjäger einstellen, dafür gibt es auch Bewerbungen . Dafür bräuchte man nicht mal Werbung machen. Aber die Stellen gibt es einfach nicht, also ziehen die Leute ihre Bewerbung wieder zurück. Das Problem ist doch nicht das niemand zur Bw kommen will, aber die Bw besteht nun mal ich nur aus Piloten , Fallschirmjäger und gebirgsjäger.
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Die Bundeswehr hat - je nachdem was man alles dazu rechnet - zwischen 15 und 20% Kampftruppe (wobei ich dabei den Begriff sogar weiter auslege als die Bundeswehr). Dazu noch ungefähr 10% Kampfunterstützer. Sagen wir also mal großzügig, dass nur jeder vierte mit der Funktion Kampf zu tun hat.
Nun ist das falsche Denken in diesem Kontext, dass man für jeden "Kämpfer" folgerichtig 3 Nicht-Kämpfer zusätzlich einstellen muss.
Das könnte man aber auch anders regeln. Stichwort leichte Infanterie: diese hat systeminhärent einen wesentlich geringeren logistischen Gesamtaufwand. Demzufolge könnte man leichte Infanterie-Einheiten aufstellen, die wesentlich weniger Nicht-Kämpfer benötigen würden. Um den Bewerbern die Option auf eine Kampfeinheit zu bieten. Und auch und insbesondere um Wehrpflichtige in solchen Einheiten zu haben - Stichwort Heimatschutz etc.
Würde man diese Strukturen Milizartig aufziehen, könnte man den Bedarf an Kasernen, Wohnraum, Kantinen usw. nochmals deutlich reduzieren. So könnte man erhebliche Mengen an leichter Infanterie aufbauen, ohne dass dafür ein großer Regieaufwand entstünde.
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(05.12.2025, 10:27)Nightwatch schrieb: Das ist so weil die Slumbewohner in Sonstwo noch an die Zugehörigkeit zur Gruppe glauben, während man in Deutschen Landen schon bei der Feststellung, dass es ein Deutsches Volk über den Staatsvolksbegriff hinaus existiert nach dem Verfassungsschutz ruft. Und der auch noch kommt.
Das Konstrukt des Verfassungspatriotismus motiviert dann halt die Wenigsten, bereitwillig die Rübe hinzuhalten, wenn das Gesamtpaket 'Deutschland' nicht mehr stimmt und junge, im hergebrachten Sinne patriotische Menschen politisch von 'Unsere Demokratie' regelrecht bekämpft werden. Was hat denn die Vorstellung von einem "Deutschen Volk" mit der Verteidigungsbereitschaft zu tun? Selbst der Begriff "Patriotismus" steht ja nicht für Verbundenheit mit einem Volk, sondern mit einer Heimat, tlw. dem eigenen Vaterland. Dafür ist ein "Volkszugehörigkeit" unerheblich, auch wenn sie natürlich u.U. bestärkend wirken kann.
(05.12.2025, 14:11)DopePopeUrban schrieb: Angenommen eine allgemeine Wehrpflicht wird eingeführt, inwiefern hilft uns das? Das haben wir ja tlw. schon zu Beginn dieses Strangs diskutiert. Es sieht halt jeder etwas anderes als persönliches "Warum?" bei der Sache. Und das "Wie?" ergibt sich dann eigentlich aus dem jeweiligen "Warum?".
Für mich gibt es da verschiedene Möglichkeiten, die sich aus der Bedrohungswahrnehmung und der damit verbundenen Bedarfsanalyse ableiten und jeweils zu unterschiedlichen, unvermeidbaren "Wie"s führen, wobei eigentlich für mich nur zwei Varianten tatsächlich eine Pflicht rechtfertigen:
1. Die konventionelle Bedrohung ist maßgebend und führt zu einem hohen Bedarf an Kampftruppen  Wehrpflicht mit Dauer von 12-15 Monaten für alle dazu tauglichen.
2. Die hybride Bedrohung ist maßgebend  Allgemeine Dienstpflicht mit Schwerpunkt Zivilschutz/-verteidigung 3-6 Monate + Reservedienste für alle.
Alle anderen Bedrohungsanalysen sollten mMn entweder zu Mischformen davon oder zu ganz anderen Ergebnissen führen, statt zu einer Wehrpflicht.
Zitat:Sicherungsaufgaben und grundlegende Logistik sind hingegen Aufgaben, die mMn einfacher durch Reservisten und den Heimatschutz ausgeführt werden können.
Reservisten und Heimatschützer brauchen aber auch Personal. Und da die reguläre Truppe ihre -aufgrund des hohen Anteils von Berufssoldaten- wenigen Ehemaligen SaZ primär als qualifizierte Personalreserve benötigt, bleiben da auf lange Sicht nicht so viele übrig für den Heimatschutz. Deshalb geht man ja jetzt den Weg, die WDL als Heimatschutzreserve auszubilden.
(05.12.2025, 15:22)DopePopeUrban schrieb: Inwiefern führt eine Wehrpflicht dazu, dass die Bundeswehr als Karriereoption attraktiver wird? Gar nicht, das ist ein fataler Trugschluss.
Zitat:Das könnte man sicherlich durch eine Art Bundeswehr-FSJ erreichen, indem Teilnehmer in den Arbeitsalltag der Bundeswehr integriert werden, Fähigkeiten erlernen und verschiedene Karriereaspekte eröffnet werden. Das basiert dann auf Freiwilligkeit, so wie jedes andere FSJ auch. Waffengattung, Standort usw ist frei wählbar, dazu gäbe es dann benefits wie eine Führerscheinausbildung und Bezahlung im Freibetrag. Zusätzlich erhalten die Teilnehmer Karriereberatung und Übernahmegarantie falls sich nach der Zeit die BW als Berufsweg einschlagen wollen.
Ja, das sehe ich ähnlich. Wenn man Leute für den regulären Dienst anlocken will, dann sollte man dafür extrem attraktive "Schnupperangebote" schaffen. Führerscheine sind da sicher ein sehr hilfreiches Mittel, weitere Möglichkeiten wären Ersthelferausbildung u.a. zertifizierte Ausbildungen, die einen im zivilen Berufsleben weiter bringen. Die bekommt man dann gratis, wenn man bereit ist, dafür ein bisschen Zeit aufzubringen und sich die BW mal von innen anzuschauen. Muss halt nur alles im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Ein ganzes Lebensjahr für einen Klasse-B-Führerschein zu opfern, geht nicht auf. Lkw-Schein+Ersthelfer ist da schon eine andere Hausnummer.
(05.12.2025, 18:01)Quintus Fabius schrieb: Stichwort leichte Infanterie: diese hat systeminhärent einen wesentlich geringeren logistischen Gesamtaufwand. Demzufolge könnte man leichte Infanterie-Einheiten aufstellen, die wesentlich weniger Nicht-Kämpfer benötigen würden. Um den Bewerbern die Option auf eine Kampfeinheit zu bieten. Und auch und insbesondere um Wehrpflichtige in solchen Einheiten zu haben - Stichwort Heimatschutz etc. Es muss dann aber halt auch der Bedarf dafür da sein. Und dann muss man sich fragen, ob wir wirklich Hunderttausende "Grabenkämpfer" brauchen, oder ob nicht die Stärkung des Heimat- in Form des Zivilschutzes zielführender wäre.
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@Quintus
Zitat:Nun ist das falsche Denken in diesem Kontext, dass man für jeden "Kämpfer" folgerichtig 3 Nicht-Kämpfer zusätzlich einstellen muss.
Nein, das ist das "richtige Denken". Im Kern kämpfen eh nur, wenn überhaupt, zehn Prozent aller Soldaten. Und dies ist schon sehr hoch gegriffen. Und die brauchen allen Support der Heimatfront. Wenn wir also "siegen" wollen, dann brauchen wir keine Armee aus Idealisten und Einzelkämpfern (obgleich, ja, diese brauchen wir auch), sondern wir brauchen Sanitäter, Piloten, Lastwagenfahrer, Schrankenwärter und Techniker. Und wir brauchen Rohstoffe, Geld und Logistik. Vor allem Logistik ist der Hebel zum Sieg. Der Rest ist wichtig, aber zweitrangig.
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(05.12.2025, 21:38)Broensen schrieb: Ein ganzes Lebensjahr für einen Klasse-B-Führerschein zu opfern, geht nicht auf. Lkw-Schein+Ersthelfer ist da schon eine andere Hausnummer.
Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder gehört dass die Bundeswehr bei LKW-Führerschein eher knausrig ist. Stimmt das überhaupt? Und wenn ja warum? In Kriegszeiten würden doch jede Menge Fahrer gebraucht. Im zivilen Bereich fehlt es ja jetzt schon massiv an LKW-Fahrern, auch die Sparte könnte dadurch langfristig entlastet werden.
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Broensen:
Zitat:Es muss dann aber halt auch der Bedarf dafür da sein. Und dann muss man sich fragen, ob wir wirklich Hunderttausende "Grabenkämpfer" brauchen
Nicht mal in der Ukraine sind Gräben für Infanterie heute noch dominierend bzw. bestimmend.
Und diese Fixierung auf den Stellungskrieg dort und auf die Infanterie unter diesen Umständen lässt den für uns sehr viel wahrscheinlicheren modernen Krieg außer Acht, welcher unsere Gesellschaften schon in naher Zukunft deutlich stärker bedrohen könnte als eine Invasion aus Russland. Darüber hinaus kann man in jedem denkbaren Krieg hunderttausende von Drohnenpiloten durchaus gut gebrauchen.
Schneemann:
Zitat:Nein, das ist das "richtige Denken". Im Kern kämpfen eh nur, wenn überhaupt, zehn Prozent aller Soldaten. Und dies ist schon sehr hoch gegriffen. Und die brauchen allen Support der Heimatfront. Wenn wir also "siegen" wollen, dann brauchen wir keine Armee aus Idealisten und Einzelkämpfern (obgleich, ja, diese brauchen wir auch), sondern wir brauchen Sanitäter, Piloten, Lastwagenfahrer, Schrankenwärter und Techniker. Und wir brauchen Rohstoffe, Geld und Logistik. Vor allem Logistik ist der Hebel zum Sieg.
Logistik ist weder der Hebel zum Sieg noch ist sie ein Selbstzweck.
Der Sieg ist eine Folge der Vernichtung der Wehrkraft des Gegners (im weitesten Sinne), also genauer gesagt ist der Sieg, wenn der Gegner durch uns wehrlos gemacht werden konnte. Dies wird durch die Kampftruppe bewerkstelligt. Die Logistik dient dazu, dass die Kampftruppe dies bewerkstelligen kann. Sie ist also nur eine Funktion. Das eigentliche Ziel des Krieges aber ist der Feind selbst. Dieses Ziel kann nur die Kampftruppe verwirklichen.
Nun ist der Bedarf an Logistik je nach Struktur der Streitkräfte höchst unterschiedlich. Man kann auch heute Streitkräfte strukturieren, die bei gleicher Einsetzbarkeit im Krieg und gleicher oder sogar größerer Kampfkraft wesentlich weniger Logistik benötigen. Was immer ein Vorteil ist. Nimmt die Logistik hingegen ein Übermaß an, wird sie in Wahrheit zur Schwachstelle.
Es hat damit aber noch eine weitere Bewandtnis. Die Kriegsfähigkeit eines Volkes resultiert aus der Größe der vorhandenen Mittel und der Stärke der Willenskraft. Diese Willenskraft, welche im Krieg so wesentlich ist, muss aber schon im Frieden im Volk vorhanden sein.
Junge Männer wollen (mehrheitlich bzw. querschnittlich) nun Kampftruppe sein und nicht Schrankenwärter. Alphall31 wies schon so absolut richtig darauf hin, dass man auf der Stelle 12.000 Fallschirm- und Gebirgsjäger rekrutieren könnte, es aber die Stellen dafür nicht gibt.
Wenn man also nun eine Wehrpflicht einführt, junge Männer also Dienst leisten müssen, so sollte dieser Dienst in jedem Fall ein ehrenhafter sein, einer an der Waffe und das primäre Ziel dabei die Steigerung der Willenskraft des Volkes insgesamt.
Damit man aber so viel Kampftruppe überhaupt aufstellen kann, muss diese, damit sie die verfügbaren Mittel nicht überfordert, bestimmte Formen annehmen.
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(05.12.2025, 23:40)lime schrieb: Ich habe in den letzten Jahren immer mal wieder gehört dass die Bundeswehr bei LKW-Führerschein eher knausrig ist. Stimmt das überhaupt? Und wenn ja warum? Also ich kenn' da nur die Aussage eines Offiziers, dass nicht die Anforderung der Führerscheinlehrgänge das Problem wäre, sondern die Freistellung der Soldaten dafür.
(06.12.2025, 00:21)Quintus Fabius schrieb: Nicht mal in der Ukraine sind Gräben für Infanterie heute noch dominierend bzw. bestimmend. Der Graben ist symbolisch zu sehen für diejenigen Aufgaben, die einer leichten Infanterie mit sehr begrenztem Ausbildungsstand im modernen Krieg "an der Front" zufallen würden. Das kann genauso der OHK sein.
Zitat:Und diese Fixierung auf den Stellungskrieg dort und auf die Infanterie unter diesen Umständen lässt den für uns sehr viel wahrscheinlicheren modernen Krieg außer Acht, welcher unsere Gesellschaften schon in naher Zukunft deutlich stärker bedrohen könnte als eine Invasion aus Russland. Darüber hinaus kann man in jedem denkbaren Krieg hunderttausende von Drohnenpiloten durchaus gut gebrauchen.
Das fällt für mich aber auf den ersten Blick nicht unter den Begriff "leichte Infanterie", zumindest verbindet man das nicht sofort damit. Und tatsächlich werden die meisten wohl auch eher den OHK/Graben-Kämpfer darunter verstehen, als bspw. einen FPV-UAS-Operator.
Zitat:Logistik ist weder der Hebel zum Sieg noch ist sie ein Selbstzweck.
Logistik ist aber etwas, das sich sehr viel besser über Wehrdienst und Reserve abdecken lässt, als bspw. Panzertruppen oder Kampfflieger.
Zitat:Dies wird durch die Kampftruppe bewerkstelligt. Die Logistik dient dazu, dass die Kampftruppe dies bewerkstelligen kann. Sie ist also nur eine Funktion. Das eigentliche Ziel des Krieges aber ist der Feind selbst. Dieses Ziel kann nur die Kampftruppe verwirklichen.
Hast du nicht vor ein paar Tagen noch gepredigt, dass die Logistiktruppe zum Kampf befähigt werden muss? 
Was ja in dem Zusammenhang sogar von Vorteil wäre:
Zitat:Junge Männer wollen (mehrheitlich bzw. querschnittlich) nun Kampftruppe sein ... Wenn man also nun eine Wehrpflicht einführt, junge Männer also Dienst leisten müssen, so sollte dieser Dienst in jedem Fall ein ehrenhafter sein, einer an der Waffe ...
Damit man aber so viel Kampftruppe überhaupt aufstellen kann, muss diese, damit sie die verfügbaren Mittel nicht überfordert, bestimmte Formen annehmen.
Also eine kämpfende WDL-Logistiktruppe...
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Zitat:Hast du nicht vor ein paar Tagen noch gepredigt, dass die Logistiktruppe zum Kampf befähigt werden muss?
Das predigte ich auch schon vor Jahren. Weil es zwingend notwendig ist.
Zitat:einer leichten Infanterie mit sehr begrenztem Ausbildungsstand
Und warum sollte der Ausbildungsstand sehr begrenzt sein? Man könnte statt dem üblichen Wehrpflicht-Gammeldienst die wertvolle und begrenzte Lebenszeit junger Männer mal endlich sinnvoll nutzen, und sie tatsächlich gut ausbilden. Ich behaupte, dass ich in der Lage wäre, innerhalb von nur 6 Monaten gute Infanteristen ausbilden könnte, wenn man mir dafür nur völlig freie Hand ließe. Und mit gut meine ich, im Kampf sehr weitgehend einsetzbar.
Zitat:Logistik ist aber etwas, das sich sehr viel besser über Wehrdienst und Reserve abdecken lässt, als bspw. Panzertruppen oder Kampfflieger.
Es ist bezeichnend, dass du genau diese Funktionen nennst. Und nein, eine richtig gute Logistik ist eben nicht besser mit Wehrpflichtigen abgedeckt. Sie muss so weitgehend wie möglich roboterisiert werden, und sie muss von Spezialisten durchgeführt werden. Überleg doch mal was da alles an Wartung, Inst usw. darunter fällt. Die heutige Logistik ist nicht einfach mit einer Kraxe irgendwelche Säcke schleppen. Da benötigt man überall Spezialisten, die nicht unerhebliche Fähigkeiten haben müssen. Wehrpflichtige können da allenfalls zuarbeiten, aber die Logistik würde durch zu viel Wehrpflichtige sogar Nachteile haben.
Zitat: tatsächlich werden die meisten wohl auch eher den OHK/Graben-Kämpfer darunter verstehen, als bspw. einen FPV-UAS-Operator.
Was die meisten denken und sich vorstellen ist aber irrelevant. Relevant ist, dass massiver Terrorismus und bürgerkriegsartige Zustände wahrscheinlicher sind als der Krieg gegen Russland. Und dass selbst in diesem die Willenskraft des Volkes schon vorher deutlich gestärkt werden müsste. Die Wehrpflicht wäre daher vor allem ein Mittel um genau dies zu erreichen, dazu aber dürfen die Wehrpflichten eben nicht als vor sich hin gammelnde Schrankenwärter enden, sondern müssen ernsthafte und auch ernst genommene Kampftruppe sein.
Meiner rein persönlichen Meinung nach ist das eigentlich wesentlichste Zitat von Clausewitz das folgende:
Gewalt ist das Mittel, dem Feind unseren Willen aufzuzwingen, der Zweck. Um diesen Zweck sicher zu erreichen, müssen wir den Feind wehrlos machen, und dies ist dem Begriff nach das eigentliche Ziel der kriegerischen Handlung. Es vertritt den Zweck und verdrängt ihn gewissermaßen als etwas nicht zum Krieg selbst gehöriges.
Daraus lässt sich unendlich viel mehr ableiten als aus dem üblichen Gefasel von der Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln.
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(06.12.2025, 01:03)Quintus Fabius schrieb: Und warum sollte der Ausbildungsstand sehr begrenzt sein? Weil wir in der bundesdeutschen Realität des vierten Kriegsjahres leben und über ein Losverfahren zum sechsmonatigen Wehrdienst diskutieren, für den wir weder über Personal, noch Infrastruktur verfügen. Was möglich wäre, steht auf einem anderen Blatt.
Zitat:Es ist bezeichnend, dass du genau diese Funktionen nennst.
Wieso? Es sind ausbildungsintensive Tätigkeiten, die sich realistisch nicht in 6 Monaten Dienstzeit nachhaltig erlernen lassen. Ich hätte auch Sonartechniker oder Fernspäher nennen können.
Zitat:Und nein, eine richtig gute Logistik ist eben nicht besser mit Wehrpflichtigen abgedeckt.
Die Logistik ist ein weites Feld. Und durchaus ließe sich gerade die rückwärtige Logistik mit einem großen Anteil von über eine Wehrpflichtig generierten Reservisten abdecken. Natürlich zusätzlich zu den spezialisierten, regulären Kräften und auch der tlw. robotisierten Logistik.
Ich würde tatsächlich sogar deinen Ansatz der kampfbefähigten Logistik als eine wichtige Variante des Heimatschutzes betrachten. Zumal viele Parallelen bestehen zwischen den Aufgaben in der Abwehr hybrider Bedrohungen und dem erforderlichen Schutz von Einsatzlogistik.
Zitat:Relevant ist, dass massiver Terrorismus und bürgerkriegsartige Zustände wahrscheinlicher sind als der Krieg gegen Russland. Und dass selbst in diesem die Willenskraft des Volkes schon vorher deutlich gestärkt werden müsste. Die Wehrpflicht wäre daher vor allem ein Mittel um genau dies zu erreichen
Da sind wir ja durchaus einig, nur sehe ich dafür halt ein deutlich weiteres Feld als "nur" Kampftruppe in Form leichter Infanterie.
Ich würde dir allerdings Recht geben, dass es ggf. den Aufwuchs der Truppe deutlich erleichtern könnte, wenn man bestimmte Verwendungen gezielt ausbaut, für die man deutlich leichter Bewerber findet. Das wiederum kann dann als Einstieg in eine längerfristige BW-Karriere fungieren, in der dann auch andere Verwendungen in Frage kommen. Da sollte man durchaus mal in Betracht ziehen, die Dienstposten der Nachfrage anzupassen, natürlich nur im Rahmen des sinnvoll Möglichen.
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Zitat: Ein ganzes Lebensjahr für einen Klasse-B-Führerschein zu opfern, geht nicht auf. Lkw-Schein+Ersthelfer ist da schon eine andere Hausnummer.
Der LKW Führerschein unterliegt erst mal einer altersbeschränkung, der 18 jährige wehrdienstleistende ist da schon mal raus .?
Der PKW Führerschein kostet heute zwischen 4-5000 Euro , das ist mittlerweile für sehr viele Familien heute nicht. Mehr so einfach zu stemmen.
Anders herum frag ich mich was jemand privat mit einem lkw Führerschein soll . Die wenigsten Leute fahren privat normalerweise lkw. Man kann schon seit zwanzig Jahren nicht mehr einfach mal den lkw Schein umschreiben und als Lkw Fahrer arbeiten. Das ist schon lange vorbei.
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(06.12.2025, 01:59)alphall31 schrieb: Man kann schon seit zwanzig Jahren nicht mehr einfach mal den lkw Schein umschreiben und als Lkw Fahrer arbeiten. Das müsste man dafür natürlich ändern. Kann man aber auch, wenn man will, erfordert dann halt nur eine Anpassung der Ausbildung.
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Zitat:Ich würde tatsächlich sogar deinen Ansatz der kampfbefähigten Logistik als eine wichtige Variante des Heimatschutzes betrachten. Zumal viele Parallelen bestehen zwischen den Aufgaben in der Abwehr hybrider Bedrohungen und dem erforderlichen Schutz von Einsatzlogistik.
Ich stimme dir zu. WENN man die Wehrpflichtigen in den Logistikeinheiten zusätzlich zu ihrer Aufgabe in der Unterstützung der Spezialisten in der Logistik intensiv im Kampf ausbildet, dann wäre auch dies eine ehrenvolle und sinnvolle Verwendung, welche genau so die menschliche Seite der Kriegsfähigkeit verbessern würde.
Zitat:Ich würde dir allerdings Recht geben, dass es ggf. den Aufwuchs der Truppe deutlich erleichtern könnte, wenn man bestimmte Verwendungen gezielt ausbaut, für die man deutlich leichter Bewerber findet. ......Da sollte man durchaus mal in Betracht ziehen, die Dienstposten der Nachfrage anzupassen, natürlich nur im Rahmen des sinnvoll Möglichen.
Genau das meinte ich und darauf wollte ich hinaus. Wenn ich mit den Bewerbern sehr viel mehr leichte Infanterie aufstellen kann, dann sollte ich die Dienstposten für diesen Bedarf / diese Nachfrage schaffen. Mehr leichte Infanterie kann man immer gebrauchen und der Regieaufwand für diese ist gering im Vergleich.
Zuzüglich einer Unterstützung der Logistik durch Wehrpflichtige, die aber genau so intensiv im Kampf ausgebildet werden.
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@Broensen
Zitat:Das haben wir ja tlw. schon zu Beginn dieses Strangs diskutiert. Es sieht halt jeder etwas anderes als persönliches "Warum?" bei der Sache. Und das "Wie?" ergibt sich dann eigentlich aus dem jeweiligen "Warum?".
Für mich gibt es da verschiedene Möglichkeiten, die sich aus der Bedrohungswahrnehmung und der damit verbundenen Bedarfsanalyse ableiten und jeweils zu unterschiedlichen, unvermeidbaren "Wie"s führen, wobei eigentlich für mich nur zwei Varianten tatsächlich eine Pflicht rechtfertigen:
1. Die konventionelle Bedrohung ist maßgebend und führt zu einem hohen Bedarf an Kampftruppen Wehrpflicht mit Dauer von 12-15 Monaten für alle dazu tauglichen.
2. Die hybride Bedrohung ist maßgebend Allgemeine Dienstpflicht mit Schwerpunkt Zivilschutz/-verteidigung 3-6 Monate + Reservedienste für alle.
Alle anderen Bedrohungsanalysen sollten mMn entweder zu Mischformen davon oder zu ganz anderen Ergebnissen führen, statt zu einer Wehrpflicht.
Da hast du mich glaube ich falsch verstanden, ich Frage nach dem konkreten Einsatz gemäß dem Fall, dass eine allgemeine Wehrpflicht (in welcher Form auch immer) beschlossen wird.
Inwiefern helfen diese zusätzlichen Personalresourcen, den Stellenbedarf der Bundeswehr in welchen Posten wie und wie lange zu Decken und ist das realistisch?
Das Frage ich deswegen weil ich bis jetzt zwar einiges an Argumenten auf der reinen Konzeptebene gesehen habe, aber noch kein einziges Anwendungsbeispiel inwiefern WDL wo und warum helfen. Denn die Wehrpflicht soll ja, zumindest offiziell *hust, eingeführt werden um dem Personalmangel der Bundeswehr entgegenzuwirken und Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu erhalten.
Dafür drehen sich hingegen nahezu 100% der Argumente hier und im öffentlichen Diskurs um alles außer darum inwiefern die Verteidigungsfähigkeit so erhöht wird. Stattdessen geht um Moralverstellungen, soziale Aspekte, Machbarkeit usw.
Es ist ja nicht so, dass das nach dem Prinzip „Wehrpflicht und dann gucken wir“ passiert. Die Bundeswehr hat Einkaufslisten was sie wie und wofür beschafft und welche Fähigkeiten sie wie, warum und wann aufbauen will. Das kann man konkret benennen.
Entsprechend muss es ja auch wohl brennender sein, inwiefern eine allgemeine Wehrpflicht dabei hilft oder nicht?
(Ist nicht konkret an dich gerichtet, gilt als generelle Frage hier im Forum)
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(06.12.2025, 20:06)DopePopeUrban schrieb: @Broensen
Da hast du mich glaube ich falsch verstanden, ich Frage nach dem konkreten Einsatz gemäß dem Fall, dass eine allgemeine Wehrpflicht (in welcher Form auch immer) beschlossen wird.
Inwiefern helfen diese zusätzlichen Personalresourcen, den Stellenbedarf der Bundeswehr in welchen Posten wie und wie lange zu Decken und ist das realistisch?
Das Frage ich deswegen weil ich bis jetzt zwar einiges an Argumenten auf der reinen Konzeptebene gesehen habe, aber noch kein einziges Anwendungsbeispiel inwiefern WDL wo und warum helfen. Denn die Wehrpflicht soll ja, zumindest offiziell *hust, eingeführt werden um dem Personalmangel der Bundeswehr entgegenzuwirken und Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu erhalten.
Dafür drehen sich hingegen nahezu 100% der Argumente hier und im öffentlichen Diskurs um alles außer darum inwiefern die Verteidigungsfähigkeit so erhöht wird. Stattdessen geht um Moralverstellungen, soziale Aspekte, Machbarkeit usw. 
Es ist ja nicht so, dass das nach dem Prinzip „Wehrpflicht und dann gucken wir“ passiert. Die Bundeswehr hat Einkaufslisten was sie wie und wofür beschafft und welche Fähigkeiten sie wie, warum und wann aufbauen will. Das kann man konkret benennen.
Entsprechend muss es ja auch wohl brennender sein, inwiefern eine allgemeine Wehrpflicht dabei hilft oder nicht?
(Ist nicht konkret an dich gerichtet, gilt als generelle Frage hier im Forum)
Die Wehrpflicht war ( bis sie ausgesetzt wurde) spätestens seit Ender der 90er in erster Linie dafür da die DP der Zeitsoldaten , bzw FWDL 23 zu decken, die häufig als Mannschaftsdienstgrade in die Auslandseinsätze gegangen sind. Der überwiegende Teil der SaZ ( gerade Mannschaftsdienstgrade) kamen immer als Wehrpflichtige in die Bundeswehr. Ohne diese, hätten die allermeisten niemals eine Kaserne von innen gesehen. Mit der Aussetzung der Wpfl ging seit 2010 ( Spätfolgen der Agenda 2010) ein extremer Wirtschaftsaufschwung einher, der den Arbeitsmarkt leergefegt hat. Der demografische Wandel tat/tut sein übriges. Diese Faktoren haben ( trotz massiver Attraktivitätssteigerung) dazu geführt, dass die Bundeswehr heute da ist wo sie ist und kaum geeignete Leute findet. Mit der neuen Wpfl versucht man (sehr verhalten) wieder dahin zu kommen, dass sich die jungen Leute zumindest schonmal mit der Bundeswehr beschäftigen müssen - auch wenn es nur das Ausfüllen eines Fragebogens ist- und aktiv werden müssen. Hierdurch hofft man, dass vlt. der ein oder andere die Option ( die Bedingungen sind im Vergleich zu früher unfassbar gut) einige Zeit bei der Truppe zu verbringen doch nicht so unattraktiv findet.
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(06.12.2025, 20:06)DopePopeUrban schrieb: Da hast du mich glaube ich falsch verstanden, ich Frage nach dem konkreten Einsatz gemäß dem Fall, dass eine allgemeine Wehrpflicht (in welcher Form auch immer) beschlossen wird. Aber da hakt es doch schon. Der konkrete Einsatz kann gar nicht ohne Kenntnis der konkreten Form der Wehrpflicht benannt werden, weil Einsatz und Form sich gegenseitig bedingen.
Natürlich verstehe ich dich, und du hast ja recht, wenn du sagst, dass zuerst der Bedarf, also der Einsatzzweck, benannt werden muss, aber dann kann man deine Frage nicht so allgemein beantworten, sondern muss sich dabei schon konkret auf eine Form des Wehrdienstes beziehen, z.B.:
A. Eine allgemeine Dienstpflicht.
B. Ein allgemeiner Wehrdienst "alter Art", wie im KK.
C. Ein Minimalwehrdienst, wie ihn die aktuellen Bemühungen der BW/Politik vorsehen.
Für alle drei Formen gibt es völlig unterschiedliche Einsatzzwecke, die auch nur in der jeweiligen Form erreicht werden können.
A. dient einer gesamtgesellschaftliche Resilienz und stellt im Prinzip eine Mischung aus THW und Heimatschutz dar, die allein für Aufgaben im Heimat- und Zivilschutz bzw. der Zivil- und Gesamt-Verteidigung vorgesehen ist. Diese Dienstleistenden würden im Kriegsfall nahezu unabhängig von den regulären Streitkräften eingesetzt, um Sicherheit, Ordnung und vor allem Versorgung gegenüber hybrider Kriegsführung zu schützen und aufrecht zu erhalten.
Die regulären Streitkräfte könnten davon mehrfach profitieren. Sie würden von eben diesen Aufgaben entlastet, sie könnten motivierte Bewerber erhalten, die sich alternativ zum allgemeinen Pflichtdienst für einen freiwilligen Wehrdienst in den Streitkräften entscheiden, und die BW könnte auf diese Pflichtdienst-Organisationen zurückgreifen hinsichtlich Unterstützungsleistungen, die sie dann selbst nicht im vollen Umfang vorhalten müssen. Das könnte z.B. auch Aspekte der Drehscheibe Deutschland betreffen, die derzeit einige unserer militärischen Ressourcen bindet.
B. ist die klassische Vorstellung davon, Soldaten für die Aufgaben der unteren Mannschaftsdienstgrade zu verpflichten, um damit Zeitsoldaten frei zu bekommen für anspruchsvollere Aufgaben, wodurch sich der Gesamtumfang der Truppen tatsächlich signifikant vergrößern ließe. Will man das einschätzen, kann man ja ganz einfach mal in die Vergangenheit schauen, wo wir im KK überall Wehrpflichtige eingesetzt haben, deren Aufgaben heute Zeit- und Berufssoldaten übernehmen. In Infanterieeinheiten kann das schnell mal die Hälfte des Personals ausmachen.
Das ist ja eigentlich das, was sich die Befürworter der Wehrpflicht wünschen. Nur funktioniert das halt erst ab einer gewissen Mindestdauer des Wehrdienstes, da kann es mMn keine halbgaren Kompromisse geben.
Womit wir bei C. wären.
Zitat:Inwiefern helfen diese zusätzlichen Personalresourcen, den Stellenbedarf der Bundeswehr in welchen Posten wie und wie lange zu Decken und ist das realistisch?
In dieser Wehrdienstform decken die WDL nicht den Bedarf der aktiven Truppe. Im Gegenteil entziehen sie der Truppe noch Personal.
Man hofft halt einfach, dass man über den Wehrdienst mehr Leute für die reguläre Truppe motivieren kann, als man dafür abstellen muss. Also nein: das ist nicht realistisch.
Zitat:Das Frage ich deswegen weil ich bis jetzt zwar einiges an Argumenten auf der reinen Konzeptebene gesehen habe, aber noch kein einziges Anwendungsbeispiel inwiefern WDL wo und warum helfen.
Das liegt halt daran, dass Wehrdienst-Befürworter meist die Variante B anstreben, in der es relativ klar ist, wozu die Kräfte dienen: als Mannschafter. In allen entsprechenden Verwendungen in jeder Truppengattung. Das würde natürlich auch helfen, die Personalnot zu bekämpfen, man kann also durchaus dafür sein. Nur ist das halt nicht das, was aktuell geplant ist.
Zitat:Denn die Wehrpflicht soll ja, zumindest offiziell *hust, eingeführt werden um dem Personalmangel der Bundeswehr entgegenzuwirken und Deutschlands Verteidigungsfähigkeit zu erhalten.
Das, was jetzt gemacht wird, hat mMn zwei reale Zwecke:
1. Die Zahlen erhöhen. Auf dem Papier, das ist geduldig. Wir sollen unsere Zahl an Reservisten erhöhen, was schwierig ist, wenn kaum Zeitsoldaten ausscheiden. Dafür brauchen wir die WDL, nicht um sie in der BW irgendwo einzusetzen.
2. Wir müssen jetzt die Musterung wieder einführen, als Vorbereitung darauf, später mal eine Wehrpflicht umsetzen zu können, wenn das politisch durchsetzbar ist.
Und um fair zu sein: Man stärkt schon den Heimatschutz, dort kann man dann im Zweifelsfall auch WDL einsetzen. Mir fehlt allerdings ein bisschen die Fantasie, was die im Ernstfall tatsächlich leisten können sollen. Da braucht es mMn schon konkrete Konzepte für bestimmte Szenarien, die dann in der kurzen Dienstzeit auch fokussiert ausgebildet werden müssen.
Zitat:Dafür drehen sich hingegen nahezu 100% der Argumente hier und im öffentlichen Diskurs um alles außer darum inwiefern die Verteidigungsfähigkeit so erhöht wird.
Weil die aktuell politisch umsetzbaren Maßnahmen bzgl. des Wehrdienstes nicht geeignet sind, tatsächlich die Verteidigungsfähigkeit zu erhöhen.
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