(Land) Panzerhaubitze 2000
Pmichael:

Zitat:Auch muss bei verbesserter Technik Besatzung grundsätzlich wegrationalisiert werden.

Bei der Kampftruppe (und Panzerhaubitzen auf Kette gehören für mich zu dieser) nicht. Gerade bei der Kampftruppe und ihrem unmittelbaren Umfeld ist mehr Personal, mehr Besatzung, mehr Soldaten immer ein wesentlicher Vorteil.

Wo ich dir mit diesem Prinzip zustimmen könnte wäre, bei der Führung, der Verwaltung, bis hin zu Teilen der Logistik Personal wegzurationalisieren, schlicht und einfach weil Digitalisierung und Roboterisierung hier immense Möglichkeiten schaffen.

Broensen:

Zitat:Es sind ja nicht die 300 Soldaten an der einen Stelle, sondern die 300 Soldaten an Hundert Stellen in der BW. Es ist nicht der eine Mann auf der Haubitze, sondern sowohl der, als auch der Ladeschütze auf dem Leopard und der Fahrer im Wiesel, weil man kein UGV nimmt, die zwei Fahrer im Lkw, weil man auf die elektronische Deichsel verzichtet, der zusätzliche Matrose auf der nicht automatisierten Fregatte etc. pp. Und natürlich die für all diese Leute erforderlichen Versorgungskräfte.

William Slim benötigte in Burma Soldaten für seine Artillerie. Er plünderte die Stäbe und rückwärtigen Dienste und generierte ad hoc mal 5.000 Mann für die Artillerie. Innerhalb weniger Wochen waren sie ausgebildet und im Einsatz.

Aber die Bundeswehr würde dysfunktional, wenn man 300 Soldaten aus abstrus überblähten Strukturen ohne Mehrwert für die Kampfkraft abzieht ?!

Und die für all diese Leute erforderlichen Versorgungskräfte benötigt man völlig gleich wo diese Leute sind. Es ist kein Unterschied ob ich einen Mann Besatzung mehr versorge, oder einen Mann in der Personalverwaltung.

Ich bitte dich ! Allein 18.000 Mann im Bereich Personal. Das ist lächerlich, dass ist mit absolut nichts mehr zu rechtfertigen. Die gesamte Wehrmacht im 2WK hatte auf dem Höhepunkt ihrer Quantität weniger Soldaten für die Personal-Verwaltung all ihrer Offiziere als die Bundeswehr heute. Und da sprechen wir von viel viel mehr Soldaten als heute.

Die gesamte Personalverwaltung aller bei Barbarossa eingesetzten Divisionen (so um die 120 Divisionen) war geringer als die heute im Bereich Personal eingesetzten Mannzahlen der Bundeswehr, die aktuell gerade mal 1 Division real einsetzen könnte, wenn man alles plündert.

Und die hatten damals nicht ansatzweise unsere heutigen technischen Möglichkeiten (Rechner, Vernetzung, Digitalisierung, Kommunikation über beliebige Distanzen in Echtzeit usw usf)

Das ist ja grundsätzlich das Problem: das Bauamt der Stadt Berlin hatte im Kaiserreich, als viel mehr gebaut wurde als heute in Berlin, immens viel weniger Personal. Trotzdem waren alle Bauanträge, behördlichen Verfahren usw. ungefähr um den Faktor 50 schneller. Die Bürokratisierung der Welt im Sinne von Max Weber führt einfach dazu, dass die Kriegsfähigkeit zerstört wird. Weil Krieg und Bürokratie gegensätzliche Welten sind.

Das Problem des Mangels an Soldaten ließe sich auf der Stelle lösen: Befehl: hiermit werden folgende Soldaten des Bereich Personal mit sofortiger Wirkung zur Artillerie versetzt:....sie haben innerhalb folgenden Zeitraumes einsatzfähig und voll ausgebildet zu sein:...... - fertig.

Stattdessen erklärt man, eine Armee mit über 180.000 Soldaten sei nicht in der Lage, aktuell 80 Mann mehr für die Artillerie zu stellen (denn die 300 Mann sind ja eine rein fiktive Zahl, als ob wir aktuell 300 Panzerhaubitzen hätten !!)

Die Lächerlichkeit dieser ganzen Diskussionen ist nicht mehr überbietbar.

Mal ein praktisches Gegenbeispiel: William Slim benötigte in Indien, Assam, Yunnan, dem Shan Staat und Burma Lastenfallschirme. Die Bürokratie in England und Indien erklärte, solche seien in der angeforderten Anzahl nicht unter einem Jahr lieferbar. Er wandte sich aufgrund eigener Idee an die Juteindustrie in Kalkutta und ließ Prototypen von Lastenfallschirmen aus Jute fertigen (Parajutes). Diese funktionierten halbwegs und er orderte zehntausende davon, einfach so, weil er es selbst so entschied. Nebenbei waren sie immens viel günstiger als ein konventioneller Lastenfallschirm. Die Bürokraten in England erklärten daraufhin, man würde diese extralegale Bestellung nicht bezahlen. Slim und Mountbatten erklärten daraufhin, man werde diese Bürokraten öffentlich als Vaterlandsverräter der Bevölkerung präsentieren und darlegen, wieviel Steuergelder allein durch diese eine Maßnahme gespart wurden. Und schließlich wurden die Juteproduzenten bezahlt und weitere zehntausende solcher Lastenfallschirme geordet. Die Bürokraten nörgelten nun rum, es würden dafür die Soldaten fehlen, die Vorschriften, die Prozedere, wie würde man diese Fallschirme packen? mit welchen Soldaten sie packen? usw. innerhalb von nur ungefähr 5 Wochen löste Slim sämtliche Probleme und Aufgaben und standen tausende Soldaten bereit um die Parajutes ordnungsgemäß einzusetzen. In weniger als zwei Monaten wurde tausende Versorgungseinheiten mit den Parajutes für Einheiten im Kampfeinsatz abgeworfen, pro Woche.

Und heute, heute jammert die Bundeswehr man müsse Besatzungen bei Haubitzen einsparen weil man kein Personal habe. Und überhaupt, nichts gehe, rein gar nichts sei möglich, alles sei unmöglich, weil Vorschriften.....

Fazit: diese "Armee" sollte man besser komplett auflösen. Völlig sinnlos sie überhaupt weiter zu betreiben.
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(01.11.2025, 12:39)Quintus Fabius schrieb: Aber die Bundeswehr würde dysfunktional, wenn man 300 Soldaten aus abstrus überblähten Strukturen ohne Mehrwert für die Kampfkraft abzieht ?!
Deine ganze Argumentation geht vollkommen an meiner vorbei, wie so häufig, wenn es um Personalbedarf geht.

Welche Zahl von Soldaten man in der BW frei machen könnte, ist komplett irrelevant, weil wir auch in einer vollständig von Bürokratie befreiten Bundeswehr immer noch Personalknappheit hätten, zumindest hinsichtlich gefechtstauglicher Vollzeitsoldaten. Uns fehlen jetzt schon über 20.000 Mann, für die vom Ministerium genannte Zielgröße sind es nochmal 57.000 mehr. Dass die geplanten 260.000 Soldaten aber immer noch zu wenig sind, sollte spätestens seit dem Abschiedsbrief von Alfons Mais auch öffentlich bekannt sein. (Jetzt kling' ich schon fast wie alphall31 Wink )

Ich weiß nicht, wie du einen Aufwuchs um 100.000 Soldaten generieren willst, indem du diejenigen aus der Verwaltung holst, die dort zu nicht unerheblichen Teilen sitzen, weil man sie im Felde auch nicht mehr wirklich gebrauchen könnte.

Es wird also selbst mit tief greifenden Reformen immer ein Mangel an Personalstärke der regulären Truppe gegeben bleiben. Egal, was wir tun. Also ist Personalreduzierung und -effizienz unerlässlich, nicht nur in der Bürokratie, sondern auch in der Kampftruppe. Mit dem Unterschied, dass in Ersterem die Aufgaben und damit der Personalbedarf reduziert werden müssen, wohingegen bei Letzterer die Kampfkraft/pro Kopf gehoben werden muss, während die Gesamtleistung und auch das Personal in Summe erhöht werden.

Es geht also nicht um weniger Personal und auch nicht darum, weniger zusätzliches Personal zu bekommen, sondern allein um die Kampfkraft, die pro Kopf generiert wird, insbesondere hinsichtlich der Berufs- und Zeitsoldaten, also der regulären Truppe, die man nicht zwangsverpflichten kann. Da ist die real erreichbare Personalstärke immer die bestimmende Größe, durch die die zu erlangende Kampfkraft begrenzt wird.

Und wenn diese Grenze uns nun mal 12 Soldaten beschert, dann kann ich damit entweder drei oder vier Haubitzen bemannen, je nach deren Personalbedarf. Und wenn mir dann Personal für Sicherungsaufgaben fehlt, dann stelle ich da lieber noch ein Fahrzeug mit ein paar Sicherungs-WDL dazu, als dass ich deswegen auf ein Rohr verzichte. Und diese Rechnung geht auch dann noch auf, wenn ab und zu mal ein Geschütz ausfällt, das mit einem vierten Besatzungsmitglied hätte weiter operieren können. Solange das nicht bei mehr als einem Viertel der Geschütze in jedem Einsatz passiert, habe ich in Summe immer eine höhere Kampfkraft generiert.
Zitat:Und die für all diese Leute erforderlichen Versorgungskräfte benötigt man völlig gleich wo diese Leute sind. Es ist kein Unterschied ob ich einen Mann Besatzung mehr versorge, oder einen Mann in der Personalverwaltung.
Genau da ist die falsche Betrachtung. Es geht nicht darum, ob ich die Leute hier oder dort einsetze. Es geht darum wie viele ich an einer Stelle benötige, um einen konkreten Wert zu generieren. Denn je geringer dieser Bedarf ist, desto mehr Kampfkraft kann ich generieren.
Aber du hast natürlich recht, wenn du dazu den größten Hebel dort siehst, wo gar keine Kampfkraft, sondern lediglich die Befriedigung bürokratischer Gelüste generiert wird. Natürlich müsste dort so viel wie möglich an Personal frei machen, aber das reicht halt nicht.

(Allerdings stimmt deine Aussage insofern auch nicht, dass ein heimschlafender Verwaltungssoldat nicht die Verpflegungs- und sonstigen Kapazitäten im Einsatz belastet.)
Zitat:Ich bitte dich ! Allein 18.000 Mann im Bereich Personal. Das ist lächerlich, dass ist mit absolut nichts mehr zu rechtfertigen.
Tu' ich auch nicht. Du allein hast damit angefangen, die Verwaltung in die Betrachtung mit einzuziehen, was überhaupt gar nichts mit meinen Aussagen zu tun hat.
Zitat:Das Problem des Mangels an Soldaten ließe sich auf der Stelle lösen: Befehl: hiermit werden folgende Soldaten des Bereich Personal mit sofortiger Wirkung zur Artillerie versetzt:....sie haben innerhalb folgenden Zeitraumes einsatzfähig und voll ausgebildet zu sein:.....
Ja, Elon. Wink Und nach einem Monat ist keiner mehr da, weil der Sold ausblieb. Tongue
Das ist natürlich polemisch übertrieben, ich gehe aber mal davon aus, dass auch du nicht auf ein Mindestmaß an Verwaltung verzichten würdest, auch wenn dort natürlich weitestgehend Zivilisten arbeiten könnten und eine wortwörtliche Dezimierung durchaus ein hehres Ziel wäre.
Zitat:Stattdessen erklärt man, eine Armee mit über 180.000 Soldaten sei nicht in der Lage, aktuell 80 Mann mehr für die Artillerie zu stellen (denn die 300 Mann sind ja eine rein fiktive Zahl, als ob wir aktuell 300 Panzerhaubitzen hätten !!)
Niemand hat das behauptet!

Der Kern der Überlegung war, ob es erstrebenswert und vertretbar ist, zukünftig bei der PzH2k auf das vierte Besatzungsmitglied zu verzichten, wenn die technische Zuverlässigkeit das hergibt.

Da uns mit dem mittelfristigen Zulauf von RCH, Puls, LM und wohl auch weiteren PzH2k sowie der bereits eingeleiteten Aufstellung neuer Verbände eine Vermehrfachung der Artillerietruppe ins Haus steht, redet hier ganz sicher niemand davon, Personal zu reduzieren, sondern lediglich davon, diesen massiven Aufwuchs überhaupt irgendwie personell hinterlegen zu können.
Zitat:Die Lächerlichkeit dieser ganzen Diskussionen ist nicht mehr überbietbar.
...
Und heute, heute jammert die Bundeswehr man müsse Besatzungen bei Haubitzen einsparen weil man kein Personal habe. Und überhaupt, nichts gehe, rein gar nichts sei möglich, alles sei unmöglich, weil Vorschriften.....
Ich weiß nicht wo du sowas in dieser Diskussion hier gefunden haben willst....
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Sieh es mir bitte nach, dass ich mich da immer so aufregen muss. Es läuft halt allem zuwieder was ich mir auch nur ansatzweise wünschen würde. Mein rumgewüte richtet sich daher gegen niemanden hier und bezieht sich auch nicht auf die Diskussion hier. In diesem Kontext bitte ich mal vorsorglich um Entschuldigung ! ich meinte nicht unsere Diskussion hier, sondern die in dieser Bundeswehr. Aber um auch konträr konkrete Lösungen anzubieten:

Wir brauchen Personal? Wir haben Flüchtlinge hier, junge Männer, tauglich. Einstellen, auf der Stelle, das Geld dafür ist hier und jetzt da. Die erhalten einen geringen Sold als Mannschaftsdienstgrade und mit erreichen des Dienstgrades Korporal automatisch die deutsche Staatsangehörigkeit.

Man beauftrage mich auf diese Weise für die Artillerie 1000 Mann zusätzlich zu generieren und ich sichere hiermit zu, wenn man mir rechtlich freie Hand dafür gibt, in wenigen Monaten diese Anzahl bereit stehen zu haben.

Das Problem ist doch bloß der mangelnde Wille.

Aber in Bezug auf deine Ausführungen noch eine These von mir:

Davon völlig losgelöst hast du natürlich schon recht, dass auch die Kampftruppe personaleffizienter werden musss. Aber es gibt hier meiner Überzeugung nach mehr als an anderer Stelle einen Widerspruch zwischen Effizienz und Effektivität. Mehr Personal in der Kampftruppe ist weniger effizient, aber es ist effektiver. Und diese höhere Effektivität erhöht die Kampfkraft pro Kopf, selbst wenn es mehr Köpfe sind.

Ich stimme dir absolut zu, dass die Kampfkraft pro Kopf maximiert werden muss und dies für alle Strukturen und jede einzelne Stelle und Einheit. Ja, richtig. Aber mehr Personal in der Kampftruppe bedeutet innerhalb gewisser Grenzen nicht weniger Kampfkraft pro Kopf, sondern in bestimmten Bereichen mehr Kampfkraft pro Kopf. Auch wenn es rein vom Personal und den Personalkosten her gesehen ineffizienter ist. Weil die Effektivität im Kampfeinsatz auf die Zeit gerechnet größer ist. Man muss die Effektivität und die Kampfkraft pro Kopf meiner Ansicht nach nämlich in Bezug auf die Zeit betrachten.
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Ich hab aber noch einen, man hat ja wegen Personalmangel schon auf den 5 Mann verzichtet bei der Pzh . 😁
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In der Ukraine wird sie nach meinem Wissen in der Regel auch mit einer 4 Mann Besatzung bedient.
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Die haben sogar üblicherweise noch zwei oder drei Mann mehr dabei (nicht in der Haubitze, aber dieser auf Extra-Fahrzeug folgend bzw. in der Stellung, was ja dort sogar der üblichere Einsatz ist). Hab schon Filme gesehen wo eine Panzerhaubitze eingegraben in einer Stellung ist und die "Besatzung" beträgt insgesamt 8 Mann.

Das geht dann in die Richtung von Wechselbesatzungen was Bronensen hier ja auch schon vorgeschlagen hat.

Hab auch schon mal Ukrainer gehört, die die größere Besatzung der CAESAR als einen Vorteil (!) dieses Systems betrachten.
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(Gestern, 11:02)Quintus Fabius schrieb: Hab auch schon mal Ukrainer gehört, die die größere Besatzung der CAESAR als einen Vorteil (!) dieses Systems betrachten.
Der Vorteil aus Sicht der Besatzung ist ja auch nachvollziehbar.
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