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Werter Erich:
Zitat:@Quintus - wir stimmen also darin überein, dass Israel mit unnötiger Härte agiert und damit gegen das Humanitäre Völkerrecht verstößt?
Man kann natürlich immer von einem zum nächsten weiter hüpfen, und ständig neue Beschuldigungen eröffnen, aber das ändert nichts daran dass:
1. Es aktuell keine Hungersnot in Gaza gibt (eine solche droht zwar, ist aber hier und jetzt noch nicht der Fall).
2. Es in Gaza aktuell keinen Völkermord gibt.
Beides sind gesicherte und nachweisbare Fakten. Was in Gaza herrscht ist eine hochproblematische Nahrungsmittelunsicherheit (so lautet der Begriff laut UN) durch welche leicht eine Hungersnot entstehen könnte. Ob es dazu kommt / kommen wird, hängt von den Umständen ab.
Und da Völkermord eine Frage der Intention ist, liegt auch kein Völkermord vor.
Die Frage - ob Israel nun in Gaza gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen hat, ob die IDF dort Kriegsverbrechen begangen hat etc. ist davon völlig getrennt. Beides sind verschiedene Fragestellungen.
Meiner rein persönlichen Meinung nach beging und begeht Israel in Gaza Kriegsverbrechen, bzw. verstößt gegen das humanitäre Völkerrecht. Aber: man konnte in Gaza keinen Krieg führen, ohne dies zu tun. Der von dir angesprochene Ausgleich zwischen den gegenläufigen Interessen war und ist dort einfach faktisch nicht möglich. Er ist praktisch nicht machbar.
Zitat:Entscheidend ist letztendlich das "Humanitäre Völkerrecht". Es versucht "einen Ausgleich zwischen zwei gegenläufigen Interessen: den militärischen Notwendigkeiten bei der Kampfführung und der Bewahrung des Prinzips der Menschlichkeit im bewaffneten Konflikt." Und was im Gaza-Streifen geschieht ist nach den von mir berücksichtigten Quellen eben mit dem "humanitären Völkerrecht" nicht mehr vereinbar.
Dieser Ausgleich ist eine Quadratur des Kreises welche real unter den Umständen in Gaza nicht umsetzbar war und nicht umsetzbar ist.
Aber nun zum wesentlichsten: meiner Ansicht nach hat Israel im Rahmen dessen was getan wurde das absolute Maximum dessen geleistet, was an Bewahrung des Prinzips der Menschlichkeit dort möglich war. Angesichts der Länge des Kriegszustandes dort, der Geographie, der Umstände, der Massen an eng gedrängter Zivilbevölkerung ist die Zahl der Toten und Verletzten verblüffend gering ! Es gab noch nie in der Kriegsgeschichte einen Krieg in dem es unter solchen Umständen so wenige Tote und so wenige Verletzte gab.
Noch nie zuvor in der Geschichte war es überhaupt technisch möglich, derart präzise innmitten einer extrem dicht gedrängten Zivilbevölkerung gegen eine Guerilla zu kämpfen.
Die Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht welche Israel hier begangen hat, sind daher das absolute Minium dessen was überhaupt möglich ist. Weniger geht nicht.
Zitat:Die israelische Regierung nimmt diesen Ausgleich nicht vor. Sie stellt das Prinzip der Menschlichkeit zurück - und das (wahrscheinlich sogar) aus Gründen, die rein persönlicher Natur sind
Und das ist eine bloße These. Meiner Ansicht nach ist der Machterhalt von Bibi keineswegs der primäre Grund warum man das kämpfen dort nicht einstellt.
Der Gründe sind stattdessen zweierlei:
1. Man hat keinerlei Idee, was man nun überhaupt mit Gaza anfangen soll. Israel ist vollständig überfordert, und die Strategielosigkeit der Israelis erklärt einen Gros der aktuellen Handlungen. Man hat auf der militärisch-strategischen Ebene spektakulärste Erfolge errungen (teilweise ohne das dies überhaupt geplant war, also immer ad hoc und einfach so aus den Umständen heraus). Man konnte und man kann diese aber nicht in irgendeine sinnvolle politisch-strategische Zielsetzung überführen.
Kurz und einfach: die Israelis haben in Wahrheit überhaupt keinen Plan. Und keine langfristigen Ziele die über das Tagesgeschäft hinaus gehen, mit einer Ausnahme:
2. Man will durch die Zustände in Gaza die verbliebenen Geiseln frei pressen. Das ist das einzige Ziel welches überhaupt noch dort kohärent verfolgt wird, ansonsten stochert man so je nach Tageslage einfach sinnfrei in den Trümmern herum.
Zitat:Gerade wegen der jüngeren deutschen Geschichte muss die "Staatsräson Deutschlands" auf die Einhaltung humanitärer Werte hin ausgerichtet sein, und nicht auf die Unterstützung eines Staates, egal, wie sich die Führung dieses Staates verhält.
Wie schon geschrieben, gehen humanitäre Werte und Völkerrecht und Krieg gegen eine Guerilla niemals zusammen. Das sind Widersprüche die sich praktisch nicht auflösen lassen und die Idee einer humanitären Kriegsführung ist eine Illusion mit welcher wir uns selbst belügen.
Nichts desto trotz hat Israel zumindest versucht, dass Maximum an Beschränkung und Zurückhaltung heraus zu holen, so weit wie dies halt machbar war (und ist).
Der Umkehrschluss ist, dass wir absolut jeden Krieg verlieren werden, wenn wir diese extremistischen Ideen in Bezug auf humanitäre Kriegsführung - diese Quadratur des Kreises - in einem ernsthaften Krieg in der Art und Weise wirklich verfolgten sollten, wie das im Friedensbetrieb hier wohlfeil verlangt wird. Oder noch anders und einfacher: nur weil wir hier und jetzt im Frieden erklären, man müsse Kriege in einer bestimmten Art und Weise führen und alles andere sei ein Verbrechen, heißt das nicht, dass man Kriege so überhaupt führen kann.
Und da Krieg immer ein Verbrechen ist, und selbst die hochritualisierten Blumenkriege welche wir führen wollen dies immer noch wären, ist die moralische Empörung über Israel entweder weltfremd oder ablehnenswerte Heuchelei. (in deinem Fall natürlich weltfremd weil du einfach ein guter Mensch bist). Du müsstest meiner Meinung nach irgendwann mal erkennen, dass es diesen Ausgleich von Prinzipien der Menschlichkeit und den Notwendigkeiten der Kriegsführung in der Realität des Krieges nicht gibt und nicht geben kann, ohne den Feind dadurch automatisch den Sieg zuzuerkennen und dies einem Feind, der keinerlei Prinzipien der Menschlichkeit kennt und auch kein humanitäres Völkerrecht.
Überspitzt: man würde die Nazis im 2WK siegen lassen, weil das humanitäre Völkerrecht dies gebietet.
Das kann nicht die Lösung sein.
Würdest du also einen apokalyptischen Todeskult der auch den Tod des eigenen Volkes anstrebt wie die Hamas siegen lassen, nur um das humanitäre Völkerrecht in extremistischer Weise vollständig einzuhalten ?
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(03.08.2025, 12:17)Kongo Erich schrieb: Und ich bleibe auch bei meiner Aussage:
Gerade wegen der jüngeren deutschen Geschichte muss die "Staatsräson Deutschlands" auf die Einhaltung humanitärer Werte hin ausgerichtet sein, und nicht auf die Unterstützung eines Staates, egal, wie sich die Führung dieses Staates verhält.
Unsere (d.h. der nach ~1930 geborenen Generationen) deutsche (und auch die europäische) Verantwortung liegt nicht (mehr) in einer Schuld, die vor Jahrzehnten aufgeladen wurde, sondern in der massiven Unterstützung bei der Umsetzung des Humanitären Völkerrechts.
Im Begriff "Räson" steckt auch der Begriff "Zwang". Freie Menschen haben aber das Recht frei zu denken und zu handeln. Insofern kann ich mit solchen Überlegungen absolut nichts anfangen.
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(03.08.2025, 17:51)Schneemann schrieb: @Kongo Erich
Genau das ist der springende Punkt bzw. da kann ich mitgehen. Aber genau deswegen, weil manche Medien eben oberflächlich postulieren und leichtsinnig mit Übertreibungen jonglieren, sollten wir dies eben nicht tun. Wenn wir also folglich präzise vorgehen wollen, dann sollten uns moralisierende und überzeichnete Formulierungen schwerfallen.
Schneemann und
(04.08.2025, 08:21)Quintus Fabius schrieb: Werter Erich:
Man kann natürlich immer von einem zum nächsten weiter hüpfen, und ständig neue Beschuldigungen eröffnen, aber das ändert nichts daran dass:
1. ....
2. Es in Gaza aktuell keinen Völkermord gibt.
... ich glaube, wir müssen hier (insbesondere den umfangreichen Ausführungen von Dir, werter Quintus folgend) eines nach dem anderen aufdröseln.
Erst einmal möchte ich gerne von Euch nochmal erfahren, in welchem meiner letzten Beiträge ich selbst dem Staat Israel oder seiner Regierung "Völkermord" vorgeworfen habe.
Der Begriff kommt in meinen Postings vor, ja, aber entweder in den Zitaten der von mir verlinkten Presseartikel die auch dazu dienen, die zunehmende Distanzierung zum Vorgehen Israels zu dokumentieren (und da wäre es verfälschend, die Zitate mit anderen Begriffen anzureichern), - oder in der Diskussion um den Inhalt des Begriff selbst.
(04.08.2025, 09:43)lime schrieb: Im Begriff "Räson" steckt auch der Begriff "Zwang". Freie Menschen haben aber das Recht frei zu denken und zu handeln. Insofern kann ich mit solchen Überlegungen absolut nichts anfangen. Freiheit findet immer dort ihre Grenzen, wo die Freiheit der anderen beeinträchtigt wird. Das gilt für Einzelne genauso wie für staatliche Akteure. Den die selbst beanspruchte Freiheit schließt zwangsläufig auch den Schutz vor Übergriffen durch andere ein.
Insoweit sind wir durchaus konform.
Und daraus folgt zwangsläufig, dass es auch Aufgabe des Staates ist, den Schutz vor Übergriffen zu gewährleisten.
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Werter Erich:
Zitat:ich glaube, wir müssen hier (insbesondere den umfangreichen Ausführungen von Dir, werter Quintus folgend) eines nach dem anderen aufdröseln.
Erst einmal möchte ich gerne von Euch nochmal erfahren, in welchem meiner letzten Beiträge ich selbst dem Staat Israel oder seiner Regierung "Völkermord" vorgeworfen habe.
Der Begriff kommt in meinen Postings vor, ja, aber entweder in den Zitaten der von mir verlinkten Presseartikel die auch dazu dienen, die zunehmende Distanzierung zum Vorgehen Israels zu dokumentieren (und da wäre es verfälschend, die Zitate mit anderen Begriffen anzureichern), - oder in der Diskussion um den Inhalt des Begriff selbst.
Du selbst hast dies nicht direkt geschrieben. Entsprechend bezog sich meine Aussage aber auch eigentlich nur auf die von dir mehrfach vernetzten Artikel - in welchen dieser Begriff öfter verwendet wird.
Ich widersprach also primär den von dir als Beitrag vernetzten Artikeln.
Allgemein:
https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/m...18628.html
Zitat:Zakari al-Mutawaq leidet an Zerebralparese, einer frühkindlichen Hirnschädigung, die das Nervensystem und die Muskulatur stört. Sein Bild ging, wie einige andere von gesundheitlich schwer beeinträchtigten Kindern aus Gaza, um die Welt, um den Blick auf die dort herrschende Hungersnot zu lenken.
Die „New York Times“ hatte zunächst auf die Überzeugungskraft dieser Bilder gesetzt, ohne die Verfassung des Kindes genau zu beschreiben. Der „Guardian“, der „Stern“, die „Zeit“, Fox News und in Italien „Il Fatto Quotidiano“ brachten ähnliche Bilder. Dort, bei „Il Fatto Quotidiano“, war von der Erkrankung des abgebildeten jungen Osama al-Raqab – Mukoviszidose – nicht die Rede. Auch nicht davon, dass er sich zum Zeitpunkt der Berichterstattung seit Wochen in Mailand in einer Spezialklinik befand und es ihm inzwischen sehr viel besser geht.
Für das Blatt zählte nur der Symbolwert des Bildes, nach dem Motto: So sieht der Hunger in Gaza aus. Doch ist es ein falsches Symbol, ein Verstoß gegen journalistische Grundregeln und ein Kategorienfehler. Es geht nicht um Moral oder journalistisches Handwerk, sondern um Moral und wahrhaftige, vollständige und zutreffende Berichterstattung. Wer Bilder aus Gaza verbreitet, die in diesem Fall verschiedene Agenturen innerhalb weniger Tage aufspielten, ohne genau zu prüfen, wer und was darauf zu sehen ist und unter welchen Umständen die Aufnahmen entstanden, führt die Öffentlichkeit in die Irre.
https://www.rnd.de/politik/gibt-es-eine-...C6WOM.html
Zitat:Außenminister Wadephul spricht von einer Hungersnot. Internationale Experten für Ernährungssicherheit sehen das anders. Warum?
Was ist eine Hungersnot?
Eine Hungersnot ist ein seltenes und extrem dramatisches Ereignis. Ihre Ausrufung basiert auf streng festgelegten Kriterien. Diese sind von Experten der 2004 gegründeten IPC-Initiative (Integrated Food Security Phase Classification) definiert.
In der IPC-Skala gibt es fünf Stufen der Ernährungslage in einem Land oder einer Region. Die allerhöchste - und schlimmste - ist Stufe fünf: „Katastrophe/Hungersnot“. Darunter spricht man von Hungerkrisen.
Wie sehen Experten die Lage im Gazastreifen?
Aktuell gilt für den gesamten Gazastreifen die Stufe vier auf der IPC-Skala („Emergency/Notfall“). Das bedeutet unter anderem, dass nach IPC-Einschätzung viele betroffene Haushalte nicht genug zu essen haben. Das schlägt sich in sehr hoher akuter Unterernährung und überhöhter Sterblichkeit nieder. In dieser Phase ist laut IPC Nothilfe mit Nahrungsmittellieferungen nötig, damit Menschen nicht an Unterernährung sterben.
Und diese Nahrungsmittellieferungen finden statt, wenn auch so, dass sich die Lage nicht bessert, also immer nur gerade so viel wie als Tagesbedarf erforderlich.
Zitat:Wann wird eine Hungersnot ausgerufen?
Für die Einstufung als Hungersnot müssen drei Kriterien gleichzeitig erfüllt sein:
Mindestens 20 Prozent der Haushalte einer Region sind von einem extremen Lebensmittelmangel betroffen;
Mindestens 30 Prozent der Kinder leiden unter akuter Mangelernährung;
Täglich sterben mindestens zwei Erwachsene oder vier Kinder pro 10.000 Einwohner an Hunger oder aufgrund des Zusammenspiels von Unterernährung und Krankheit.
Und das ist alles aktuell in Gaza nicht der Fall ! Nicht mal ansatzweise. Was jedoch aktuell der Fall ist:
Zitat:Aus deutschen Sicherheitskreisen hatte es am Samstag geheißen, 50 bis 100 Prozent der Hilfsgüter, die in den Gazastreifen gelangten, würden von der Hamas oder anderen kriminellen Organisationen abgezweigt.
Es ist daher ausgesucht wohlfeil, Israel für eine Hungersnot in Gaza verantwortlich zu machen und dann von Völkermord durch Aushungern zu faseln - wie es in den Artikel welche Erich hier vernetzt hat der Fall ist.
Noch eine provokante These:
Man (auch Erich) hat ja Israel überzogene Härte und Unverhältnismässigkeit vorgeworfen. Zitat:
@Quintus - wir stimmen also darin überein, dass Israel mit unnötiger Härte agiert und damit gegen das Humanitäre Völkerrecht verstößt?
Meine These ist nun, dass Israel sogar zu wenig Härte gezeigt hat. Hätte man mehr Härte gezeigt, hätte härter und viel schneller zugeschlagen, so wäre die Lage jetzt besser, auch wenn das kontraintuitiv erscheint. Selbst die Zahl der Toten wäre praktisch gesehen gleich hoch, sie wäre dann nur in kürzerer Zeit angefallen, dafür tritt sie nun einfach zeitlich gestreckt auf.
Provokante These: Hätte Israel vorübergehend mehr gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen, härter agiert, wäre härter und entschlossener vorgegangen, so wäre die Chance bestanden, jetzt schon Gaza komplett und vollständig zu kontrollieren und die Hamas wäre bereits vernichtet.
Im weiteren könnte man direkt die Macht in Gaza selbst ausüben, als offizielle Besatzungsmacht diesen Status einer Besatzungsmacht auch selbst einräumen und ausüben, und dann könnte hier und jetzt die Zivilbevölkerung viel besser versorgt werden und man hätte aktuell die Gefahr einer echten Hungersnot dort gar nicht mehr.
Ebenso könnte man dann jetzt in ganz Gaza ernsthaftes COIN betreiben und damit die Lage dort tatsächlich unter Kontrolle bringen.
Aber Israel will dies eben nicht, aus einer Vielzahl von Gründen, und auch, weil man sich in der Kriegsführung durch den internationalen Druck so eingeschränkt gefühlt hat, dass man zu wenig hart vorgegangen ist.
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(04.08.2025, 16:47)Quintus Fabius schrieb: Werter Erich:
Du selbst hast dies nicht direkt geschrieben. Entsprechend bezog sich meine Aussage aber auch eigentlich nur auf die von dir mehrfach vernetzten Artikel - in welchen dieser Begriff öfter verwendet wird.
Ich widersprach also primär den von dir als Beitrag vernetzten Artikeln.
Allgemein:
... Das ist in Ordnung. Man kann auch von normalen Journalisten in Massenmedien nicht erwarten, dass sie die Feinheiten des Kriegs- und Völkerrechts exakt wiedergeben. Da ist zwangsläufig immer die Versuchung da, etwas "reißerische Überschriften" zu finden - um die Leser neugierig zu machen und den Umsatz zu steigern.
Insofern - wie bereits mehrfach betont - versuche ich, unabhängige Quellen möglichst nahe am Gesehen zu finden. Dazu zähle ich auch Zitat:Der Hunger ist echt, diese Bilder sind es auch
Israelische Offizielle wollen mit einer Debatte über angeblich oder tatsächlich vorerkrankte Kinder von der katastrophalen Lage in Gaza ablenken. Hier berichten Ärzte darüber, wie die Situation wirklich ist.
...
wie man das einordnet und bewertet, ist Sache der User. Ich für meinen Teil habe bereits deutlich gemacht, dass ich das Geschehen nicht als "vereinbar mit dem Humanitären Völkerrecht" sehen kann.
Aber vielleicht ist in ein paar Tagen ja alles viel besser:
Netanjahu will Gaza offenbar ganz einnehmen
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Wenn sie es denn nur endlich tun würden. Ich habe schon vor zwei Jahren geschrieben, dass man Gaza vollständig einnehmen muss und dies so zeitnah wie möglich.
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(Gestern, 18:35)Kongo Erich schrieb: Man kann auch von normalen Journalisten in Massenmedien nicht erwarten, dass sie die Feinheiten des Kriegs- und Völkerrechts exakt wiedergeben. Da ist zwangsläufig immer die Versuchung da, etwas "reißerische Überschriften" zu finden - um die Leser neugierig zu machen und den Umsatz zu steigern. Doch, man sollte zumindest von Journalisten erwarten können, dass sie keine falschen Aussagen tätigen. Es ist der Kern des Jobs eines Journalisten, Informationen für die Allgemeinheit verständlich und wahrheitsgetreu zu vermitteln. Dazu gehört es unabdingbar, dass man sich mit der Materie fachlich soweit auseinandersetzt, dass man dazu auch in der Lage ist. Leider passiert das heutzutage so gut wie gar nicht mehr, wo selbst Fachjournalisten keine Ahnung mehr von ihrem Fach zu haben scheinen.
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„Alles oder nichts“ – die neue Strategie der USA in Gaza
OLJ (französisch)
Die Trump-Regierung strebt nun eine umfassende Einigung an.
Von Tatiana KROTOFF, 4. August 2025, 23:00 Uhr
[Bild: https://s.lorientlejour.com/storage/atta...634637.png]
Der US-Gesandte Steve Witkoff trifft im August 2025 auf dem Geiselplatz in Tel Aviv ein. Foto: AFP
Ändern die Vereinigten Staaten ihre Strategie in Gaza? Das ist jedenfalls die Botschaft, die der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff bei seinem Besuch in Israel letzte Woche vermitteln wollte. „Wir sind der Meinung, dass die Verhandlungen auf „alles oder nichts“ ausgerichtet sein sollten. Die Beendigung des Krieges und die gleichzeitige Rückführung der 50 männlichen und weiblichen Geiseln ist die einzige Lösung”, erklärte er in einer Rede vor den Familien der noch immer in der palästinensischen Enklave festgehaltenen Geiseln.
Am Tag zuvor hatte Steve Witkoff in Begleitung des US-Botschafters in Israel, Mike Huckabee, den Gazastreifen besucht. Das erklärte Ziel der Trump-Regierung nach diesem beispiellosen fünfstündigen Besuch ist klar: eine neue Strategie für die Verteilung humanitärer Hilfe in den palästinensischen Gebieten auszuarbeiten, nachdem es zahlreiche Kontroversen um den von Tel Aviv und Washington unterstützten Mechanismus der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) gegeben hatte.
Bruch in der amerikanischen Strategie
„Mit der Formel „alles oder nichts“ plant die Trump-Regierung nun einen umfassenden Plan und strebt eine Vereinbarung an, die die Rückkehr aller verbleibenden Geiseln, die Entwaffnung der Hamas und eine Art Projekt für die Zukunft des Gazastreifens ermöglicht, und weicht damit von ihrem bisherigen Ansatz ab“, betont Kelly Petillo, Programmverantwortliche für den Nahen Osten und Nordafrika beim European Council on Foreign Relations (ECFR).
In Übereinstimmung mit der israelischen Position unterstützte das Weiße Haus in den letzten Monaten den Abschluss eines zweistufigen Waffenstillstandsabkommens, das zunächst eine vorübergehende Waffenruhe vorsah, in der die Hälfte der Geiseln freigelassen werden sollte, bevor über ein endgültiges Ende des Krieges verhandelt werden sollte. Die letzte Runde indirekter Gespräche, die vor etwa zehn Tagen in Doha stattfand, endete jedoch erneut besoldet, und Washington zog sein Verhandlungsteam zurück, da es der Hamas „mangelnden Willen“ vorwarf.
Lesen Sie auch Hilfslieferungen aus der Luft – eine falsche Lösung für die humanitäre Krise in Gaza
Diese Pattsituation hat sich in den letzten Tagen zu einer dringenden Angelegenheit entwickelt, nachdem der innenpolitische Druck auf Donald Trump zugenommen hat, mehr Nahrungsmittelhilfe für die Bevölkerung in Gaza zu leisten. „Die amerikanische Öffentlichkeit ändert ihre Meinung zu den militärischen Aktionen Israels in Gaza”, erklärt Kelly Petillo.
Diese Feststellung in Verbindung mit den Bildern der Hungersnot, die in den sozialen Netzwerken und auf amerikanischen Nachrichtensendern verbreitet wurden, hat Trump dazu veranlasst, seine Politik zu überdenken. Selbst Mitglieder seiner republikanischen Basis verhärten ihre Position, wobei einige Trump-freundliche Kongressabgeordnete das Vorgehen Israels insbesondere als Völkermord bezeichnen.
In einem Brief an US-Außenminister Marco Rubio forderte eine Gruppe demokratischer Senatoren am Sonntag die Einstellung der US-Finanzhilfen für die GHF und die Rückkehr zu einem von den Vereinten Nationen verwalteten Hilfsverteilungssystem, berichtete das Wall Street Journal. Einige Tage zuvor hatte der US-Präsident die Behauptung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu widerlegt, es gebe keine Hungersnot in Gaza, während rund hundert führende Organisationen kürzlich Alarm wegen einer sich ausbreitenden „Massenhungersnot“ in dem palästinensischen Gebiet geschlagen hatten.
Ein halbherziges Eingeständnis des Scheiterns der GHF?
Seit ihrem Beginn Ende Mai haben die von der privaten US-Organisation geleiteten Operationen nach Angaben mehrerer humanitärer Organisationen mehr als 875 Palästinenser getötet und über 4.000 verletzt. Eine chaotische Initiative, der auch vorgeworfen wird, den israelischen Plänen zur ethnischen Säuberung in Gaza zu dienen. „Die neue Position der USA wird nicht mit der grundlegenden Haltung der Vereinigten Staaten brechen, insbesondere nicht mit ihrer bedingungslosen Unterstützung Israels“, meint Kelly Petillo.
Die Tatsache, dass Witkoff und Huckabee kürzlich eine Hilfsverteilungsstelle der GHF besucht haben, ist eher ein konkreter Ausdruck der Unterstützung für die Organisation als ein Zeichen des Scheiterns. Am Freitag erklärte Donald Trump, er arbeite an einem neuen Plan, um die Menschen in Gaza zu ernähren, ohne jedoch zu präzisieren, ob der bestehende Rahmen der GHF beibehalten werde, berichtete das Medienunternehmen Axios.
Risiko des Scheiterns
Es bleibt abzuwarten, wie die neue „All-in“-Strategie der USA von Israel aufgenommen wird. Während der ultranationalistische israelische Finanzminister Bezalel Smotrich am Donnerstag erklärte, dass „es keine Verhandlungen mit der Hamas über ein Teilabkommen mehr geben wird”, fordert die extreme Rechte weiterhin als Gegenleistung für einen vollständigen Waffenstillstand die vollständige Entmilitarisierung des Gazastreifens und die Verbannung der Führer der islamistischen Bewegung. „Die Diskussionen über eine Entwaffnung der Hamas scheinen von den Realitäten vor Ort losgelöst zu sein“, betont Giorgio Cafiero, CEO von Gulf State Analytics, während der jüdische Staat weiterhin das Ziel verfolgt, die bewaffnete Gruppe aus dem Gazastreifen zu „auszulöschen“.
Jede Aussicht auf eine Entwaffnung beruht auf Bedingungen, die angesichts der aktuellen Lage in Israel politisch unrealistisch sind. Am Sonntag bekräftigte die Hamas, dass sie ohne die Gründung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt nicht entwaffnen werde. Diese Situation könnte die Pläne der USA für einen „Tag danach“ in Gaza blockieren, an dem Israel, die westlichen und arabischen Länder sich einig sind, dass die Hamas nicht an der Spitze der Enklave stehen darf.
Dies birgt die Gefahr, dass die Betonung der Amerikaner auf einem umfassenden Abkommen zu einer neuen Eskalation führt, während israelische Verantwortliche eine mögliche neue Militäroperation in der palästinensischen Enklave andeuten. Laut einem kürzlich veröffentlichten Bericht des israelischen Senders Channel 14 wird im Laufe der Woche eine Sitzung des israelischen Sicherheitskabinetts stattfinden, um die wichtigsten militärischen Optionen für die Zukunft des Krieges in Gaza zu erörtern. Dies ist ein Mittel, um den Druck auf die Hamas zu erhöhen und Zugeständnisse bei der Freilassung der Geiseln zu erreichen. Ein Teil des Generalstabs befürwortet Berichten des saudischen Senders al-Arabiya zufolge auch die Idee, die letzten Hochburgen der palästinensischen Gruppe im Rahmen einer begrenzten taktischen Operation zu umzingeln.
Eine maximalistische Option wird ebenfalls in Betracht gezogen: eine vollständige Bodeninvasion des Gazastreifens. „Die Ankündigung einer möglichen Ausweitung der Militäroperation ist eine Folge der Pattsituation, in der sich Israel befindet“, vermutet Kelly Petillo. „Die israelischen Verantwortlichen sehen sich mit dem Scheitern der Verhandlungen mit der Hamas, den schrecklichen Bildern aus dem Gazastreifen und einer Öffentlichkeit konfrontiert, die angesichts der ausbleibenden Fortschritte in der Geiselnahmefrage die Geduld verliert.“
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Die Veröffentlichung mehrerer Videos durch die Hamas Ende letzter Woche, die zwei israelische Geiseln, Evyatar David und Rom Braslavski, ausgemergelt in den Tunneln von Gaza zeigen, hat erneut für Aufruhr in der israelischen Bevölkerung und in der internationalen Gemeinschaft gesorgt. „Vielleicht grabe ich mein eigenes Grab“, flüstert Evyatar David, gefilmt von seinen Entführern. Diese Bilder haben den innenpolitischen Druck auf Benjamin Netanjahu weiter erhöht. Am Sonntag bat der israelische Ministerpräsident das Internationale Komitee vom Roten Kreuz um Hilfe bei der Versorgung der Geiseln mit Lebensmitteln und warf der islamistischen Gruppe vor, eine Strategie der Aushungerung der Gefangenen zu verfolgen. Am Sonntag kündigte der israelische UN-Botschafter außerdem an, dass der UN-Sicherheitsrat eine Dringlichkeitssitzung zu den in Gaza festgehaltenen Geiseln abhalten werde.
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UN-Sicherheitsrat verurteilt Behandlung von Geiseln im Gazastreifen
Zitat:Der UN-Sicherheitsrat hat bei einer Dringlichkeitssitzung am Dienstag in New York die Behandlung israelischer Geiseln durch die Hamas scharf verurteilt. Das UN-Gremium trat zusammen, nachdem Videos von israelischen Geiseln im Gazastreifen, auftauchten die einen Zustand der Auszehrung zeigen. Die Vereinten Nationen und das Internationale Rote Kreuz verurteilten die Veröffentlichung der Aufnahmen und nannten sie eine „inakzeptable Verletzung der Menschenwürde“.
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ein gutes Zeichen, dass es da kein Veto gab
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