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Normale Version: Personalgewinnung, Wehrpflicht und der Aufbau von Reserven
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Man braucht bloß das Territorialheer wieder aufzustellen . getrennte Organisationen Sind dazu nicht nötig .
Organisationen haben auch immer eine eigene innere Kultur, eine eigene Denkweise, eigene Prozedere, Vorgehensweisen, Ansichten, Strategien, Taktiken, Karriereleitern, Vorschriften, Dienstvorschriften usw. usw.

Wenn ich aus der Bundeswehr heraus eine Truppe für die LV aufstelle, welche Teil der Bundeswehr ist, so behindert dies meiner Meinung nach die Befähigung zur LV stark und schränkt diese Truppe diesbezüglich ein.

Deshalb wäre eine organisatorische Trennung besser. Dann könnten diese "neuen Truppen" völlig neue andere Wege gehen als die Bundeswehr und man könnte so viel leichter eine völlig andere Streitkraft aufstellen, und völlig anders als die Bundeswehr müsste sie schon sein, wenn sie mit den real verfügbaren begrenzten Mitteln tatsächlich die Landsverteidigung gewährleisten will.
Zitat:Beispielsweise will man jetzt seitens der Bundeswehr der NATO mehr leichte Infanterie zur Verfügung stellen und überlegt ernsthaft die viele neuen Stelle und auch die Wehrpflicht für solche leichte Infanterie zu verwenden. Was für ein Wahnwitz. Es gibt in Europa insgesamt zu viel Gebirgsjäger - aber die Luftwaffen sind insgesamt gesehen zu schwach. Nun kann selbst Rumänien hervorragende Gebirgsjäger aufstellen (sie haben solche) und davon auch mehr, aber keineswegs solche Kapazitäten in der Luft wie sie für uns theoretisch möglich wären. Oder da hier so viele Marinefreunde sind: selbst eine deutlich stärkere deutsche Marine wäre immer noch sinnvoller als noch so viele Verbände leichter Infanterie aus Wehrpflichtigen.

(in diesem Kontext sollte ich nochmal hervor heben, dass ich ein entschiedener Befürworter leichter Infanterie bin, aber man muss halt den Gesamtkontext der politschen Lage, des Bündnisses, der realen Mittel und Möglichkeiten usw. bedenken)

Das will nicht die Bundeswehr sondern die Nato mit ihrem NFM . Aufgrund der Aufgaben und kurzen reaktionszeit ist das mit wehrpflichtigen nicht abzudecken.
Noch eine Beamtenorganisation ist glaub ich das was wir am wenigsten brauen in diesem land.
Zumal das schon am fehlendem Personal scheitern würde auf der einen Seite und andererseits wegen den paar Wehrpflichtige die zu erwarten sind lohnt sich das überhaupt nicht.
alphall31:

Zitat:Noch eine Beamtenorganisation ist glaub ich das was wir am wenigsten brauen in diesem land.

Exakt ! Man müsste daher von vornherein vermeiden, dass diese eigene Organisation auch nur ansatzweise etwas mit Beamtentum zu tun hat.

Und im Gegensatz zur Beamtenorganisation Bundeswehr hätte man hier zumindest die Chance, alles auf dem Reißbrett von ganz vorne neu anzufangen.

Deine Alternative, die Beamtenorganisation BW aufzublähen würde hingegen einfach nur eine größere Beamtenorganisation zur Folge haben. Was auch kein Vorteil im Vergleich zu zwei Beamtenorganisationen wäre.

Zitat:Zumal das schon am fehlendem Personal scheitern würde auf der einen Seite und andererseits wegen den paar Wehrpflichtige die zu erwarten sind lohnt sich das überhaupt nicht.

Das lohnt sich natürlich nur, wenn man eine allgemeine Wehrpflicht hat, bei welcher alle eingezogen werden.

Das das alles in dieser Bundesrepublik natürlich völlig illusorisch ist, ist völlig klar.
(28.06.2025, 00:21)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Organisationen haben auch immer eine eigene innere Kultur, eine eigene Denkweise, eigene Prozedere, Vorgehensweisen, Ansichten, Strategien, Taktiken, Karriereleitern, Vorschriften, Dienstvorschriften usw. usw.

Wenn ich aus der Bundeswehr heraus eine Truppe für die LV aufstelle, welche Teil der Bundeswehr ist, so behindert dies meiner Meinung nach die Befähigung zur LV stark und schränkt diese Truppe diesbezüglich ein.

Deshalb wäre eine organisatorische Trennung besser. Dann könnten diese "neuen Truppen" völlig neue andere Wege gehen als die Bundeswehr und man könnte so viel leichter eine völlig andere Streitkraft aufstellen, und völlig anders als die Bundeswehr müsste sie schon sein, wenn sie mit den real verfügbaren begrenzten Mitteln tatsächlich die Landsverteidigung gewährleisten will.

Das spricht doch dann eigentlich eher für den Weg einer Wehrpflicht-Miliz parallel zu einer NATO/EU-Berufsarmee, bzw. einer D-Bundeswehr und einer Bündnis-Bundeswehr? Allerdings frage ich mich warum ich als Berufssoldat und/oder Spezialist eine Karriere gerade bei der Bundeswehr anstreben sollte, wenn so ziemlicher jeder höhere Job bei der NATO das x-fache an Gehalt steuerfrei in die Lohntüte beschert. Inzwischen stellt man sich ja mit Organisationen wie dem BWI relativ ambitioniert auf, umgeht solche Themen wie Besoldung und Beamtenorganisationen durch eine Art scheinprivaten touch. Eigentlich ist das schon auch richtig, aber solche Maßnahmen wirken nicht ganz zu Ende gedacht, denn aktuell schaffen wir aus meiner Sicht damit eine Art Zweiklassengesellschaft innerhalb des Systems Bundeswehr.
Zitat:Das spricht doch dann eigentlich eher für den Weg einer Wehrpflicht-Miliz parallel zu einer NATO/EU-Berufsarmee, bzw. einer D-Bundeswehr und einer Bündnis-Bundeswehr?

Genau dies. Man hätte die Bundeswehr (Berufsarmee, Fortführung aus der aktuellen Bundeswehr) und getrennt davon die "Landeswehr" (Miliz, völlig neuartige Strategie, Doktrin, Struktur usw.)

Zitat:Allerdings frage ich mich warum ich als Berufssoldat und/oder Spezialist eine Karriere gerade bei der Bundeswehr anstreben sollte, wenn so ziemlicher jeder höhere Job bei der NATO das x-fache an Gehalt steuerfrei in die Lohntüte beschert.

Da die Landeswehr eine Miliz ist, hat man dort eben nicht diese Karriere als Ziel, sondern das ist eine Armee der Milizoffiziere. Aber wie geschrieben: damit das überhaupt funktioniert, bedarf es für die reine Landesverteidigung vollständig anderer Konzepte.

Im V-Fall kann die Bundeswehr dann die Landeswehr für spezifische Aufgaben nutzen, aber diese Zuarbeit wäre nicht die Hauptaufgabe und die Landeswehr nicht primär auf diese ausgerichtet. Sie kann diese nur aufgrund ihrer besonderen Struktur und ihren Eigenheit halt auch (sekundär) mit erfüllen.

Zitat: aktuell schaffen wir aus meiner Sicht damit eine Art Zweiklassengesellschaft innerhalb des Systems Bundeswehr.

Mit der Reaktivierung der Wehrpflicht wird es noch viel mehr eine Zweiklassengesellschaft in der Bundeswehr sein, insbesondere wenn man die Wehrpflicht wieder vollumfänglich einführt, was so geschehen wird (das ganze Freiwilligen Gesülze ist ja nur Verschleierung und Salamitaktik).

Meine Zielsetzung wäre hingegen nicht eine Gesellschaft mit zwei Klassen, sondern zwei getrennte Gesellschaften !
(23.06.2025, 14:19)Quintus Fabius schrieb: [ -> ]Garten-Grenadier:

Dein Gedanke von Polizeibeamten auf Zeit ist wirklich mal eine völlig neue interessante Idee. Darüber muss ich erst mal nachdenken.
Bis 1976 war beim BGS der PVB auf Zeit der Regelfall. Angestrebt wurde eine anschließende Übernahme in eine Landespolizei als Beamter auf Lebenszeit.
Allerdings hatte der BGS als verbandsmäßige Polizeitruppe bis 1976 ja auch noch einen stark paramilitärischen Charakter.

TRENNUNG

Zitat:https://rp-online.de/politik/deutschland...-130125915

SPD macht Weg für verpflichtende Musterungen frei


Über Stunden verhandelten Boris Pistorius und die Jusos beim SPD-Parteitag darüber, wie weit das geplante Wehrdienstgesetz des Verteidigungsministers gehen soll. Die Einigung erlaubt Pistorius nun weitreichendere Schritte als bislang – bis zu einer klaren Grenze.
28.06.2025 , 20:53 Uhr

Es war ein zähes, stundenlanges Ringen hinter den Kulissen des SPD-Bundesparteitags in Berlin. Immer wieder zogen sich Verteidigungsminister Boris Pistorius und der Vorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation Jusos, Philipp Türmer, am Samstag zu Besprechungen zurück. Auch andere Spitzengenossen kamen zeitweise hinzu. Am Ende erreichten sie einen Kompromiss, mit dem zumindest ein Schlagabtausch auf offener Bühne abgewendet werden konnte.

Der Konflikt: Wie viele Verpflichtungen Pistorius in sein noch für diesen Sommer geplantes Wehrdienstgesetz schreiben kann, ohne gegen die Beschlusslage seiner Partei zu verstoßen. Die Jusos waren mit der Position in die Verhandlungen gegangen, jegliche Pflichtelemente abzulehnen. Sie hatten einen entsprechenden Initiativantrag gestellt, um mittels Parteitagsbeschluss Pistorius möglichst keine Beinfreiheit zu geben, junge Menschen zum Wehrdienst zu verpflichten.

Jusos gegen „Zwang“

So hieß es im ursprünglichen Antrag der Jusos: „Forderungen nach einer Verpflichtung von jungen Menschen zum Wehrdienst oder die Wiedereinführung der Wehrpflicht lehnen wir ab.“ Und: „Zwang ist keine Antwort auf die strukturellen Probleme der Bundeswehr.“

Verwiesen wurde von Befürwortern dieser Linie auch auf Äußerungen von SPD-Fraktionschef Matthias Miersch, wonach es in dieser Legislaturperiode keine Rückkehr zur Wehrpflicht geben werde. Dies hatten prominente Unionspolitiker immer wieder gefordert angesichts der Personalengpässe in der Bundeswehr.

Minister Pistorius hatte hingegen kurz vor dem SPD-Parteitag noch öffentlich betont, er teile explizit nicht Forderungen aus der Union, die möglichst schnell auf die Wehrpflicht umstellen wolle. Dafür fehlten derzeit Kasernen und Übungsplätze, auch wenn nun mehr Infrastruktur gebaut werde als in den Jahren zuvor. Die Zahl der Freiwilligen werde zunächst auch ausreichen, so der Minister vor dem Parteitag. „Ich stelle mich aber auch gegen die Stimmen, die meinen, wir müssten jegliche Verpflichtung ausschließen“, sagte Pistorius. Wann eine verpflichtende Einberufung eingeführt werden müsse, lasse sich derzeit nicht seriös errechnen.„Entscheidend ist: Der Mechanismus ist im Gesetz verankert“, sagte der Minister. Eine Pflicht würde man nicht leichtfertig einführen, so Pistorius vor dem Parteitag. „Der Gesetzentwurf sieht für einen solchen Schritt daher eine Zustimmung des Kabinetts und des Deutschen Bundestags vor“, sagte Pistorius. Man werde den Mechanismus nur als letztes Mittel nutzen. „Um es klar zu sagen: Wenn wir mit einem freiwilligen Dienst für unsere Sicherheit sorgen können, dann wird es auch dabei bleiben“, sagte Pistorius. Das war bei den Jusos jedoch auf scharfe Ablehnung gestoßen.

Kompromiss lässt Pistorius Luft

Der Kompromiss zwischen Pistorius und den Jusos setzt nun weiterhin auf Freiwilligkeit. Dennoch sieht er im Sinne von Pistorius vor, dass Kapazitäten für die Musterung und die Wehrerfassung und die Wehrüberwachung aufgebaut werden können. Auch legt die SPD dem Minister theoretisch keine Steine in den Weg, eine verpflichtende Musterung für junge Männer einzuführen – ein Entgegenkommen der Jusos. Für tauglich befundene Männer dürfen dann jedoch nicht eingezogen werden, solange nicht alle freiwilligen Maßnahmen ausgeschöpft wurden. Das bleibt die klare Grenze.

Wörtlich heißt es im Beschluss, der am Samstagabend eine Mehrheit beim Parteitag fand: „Wir wollen keine aktivierbare gesetzliche Möglichkeit zur Heranziehung Wehrpflichtiger, bevor nicht alle Maßnahmen zur freiwilligen Steigerung ausgeschöpft sind. Maßnahmen zur Musterung, Erfassung und Wehrüberwachung wehrpflichtiger junger Männer wollen wir ermöglichen.“

Die SPD bekennt sich in dem Beschluss zu einem neuen Wehrdienst, „der auf Freiwilligkeit beruht und sich am schwedischen Wehrdienstmodell orientiert“. Eine Rückkehr zur lediglich ausgesetzten Wehrpflicht will man in der SPD also nicht. Mit einer Steigerung der Attraktivität des Wehrdienstes solle der notwendige Aufwuchs der Reserve und der Bundeswehr insgesamt erreicht werden, heißt es im Beschluss weiter.

Die Bundeswehr muss demnach eine Personalstärke von mindestens 60.000 zusätzlichen Männern und Frauen und 200.000 Reservistinnen und Reservisten erreichen.

Anerkannt wird vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Lage und der Erwartungen Verbündeter, dass eine ausreichende Personalausstattung der Bundeswehr nötig ist. „Wir müssen reagieren können, wenn die sicherheitspolitische Lage oder die Bedarfe der Bundeswehr dies erfordern.“

Mit dem Kompromiss blieb dem Minister auch eine potenzielle Niederlage beim Parteitag erspart. Eine Debatte brauchte es nicht mehr, nur Türmer trat am Abend zu dem Tagesordnungspunkt ans Rednerpult und erläuterte den Kompromiss. Er betonte, dass sich alle einig seien, dass man auf Freiwilligkeit setze. Zu den Verhandlungen mit Pistorius sagte er: „Wir mussten uns beide ganz schön bewegen.“ Es sei jedoch ein „gutes Zeichen“, dass man eine Einigung gefunden habe.

WOW, im dritten Kriegsjahr in Europa konnte sich die SPD innerparteilich auf optionale Musterungen als verpflichtendes Element einigen...

Von den individuellen Standpunkten zu Thema Wehrpflicht/ Wehrdienst und dem unklaren Zielbild Bundeswehr 2035+ abgesehen, finde ich die sicherheitspolitische Verweigerungshaltung in Teilen der SPD schon beachtlich. Mützenichs Manifest lässt grüssen...
Die Eckpunkte zum neuen Wehrdienst

Zitat: Der neue Dienst soll nach Angaben aus Regierungs- und Parlamentskreisen vom Freitag ein halbes Jahr dauern. Mit dieser Kurz-Ausbildung wolle man auf freiwilliger Basis schnell ausreichend Rekruten zumindest für einfache Aufgaben wie Bewachung und Kontrollen gewinnen, sagten mit den Plänen Vertraute der Nachrichtenagentur Reuters. Aufbauend auf dieser Heimatschutz-Ausbildung könnten die Freiwilligen sich für weitere Zeiträume verpflichten, um etwa den Lkw-Führerschein zu machen oder sich zum Panzerfahrer ausbilden zu lassen. Verankert werden soll dies im neuen Wehrdienstgesetz, das zunächst auf Freiwilligkeit setzen will. Fehlen trotz der kurzen Ausbildungszeit die nötigen Soldaten, soll eine Form der Wehrpflicht greifen. Diese müsse den Plänen zufolge dann nochmals von Kabinett und Bundestag gebilligt werden, hieß es.

https://www.reuters.com/de/hauslich/insi...025-07-04/
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