21.03.2025, 10:37
(19.03.2025, 13:13)DopePopeUrban schrieb: [ -> ]Bekanntlich legt Großbritannien (wenn auch im geringeren Maße als Frankreich), wert auf eine autonome Verteidigungsfähigkeit und ich gehe persönlich davon aus, dass dieser Gesichtspunkt eine der zentralen Rolle in jeglichen Beschaffungsvorhaben der britischen Streitkräfte der kommenden Jahre spielen wird. Hier würde sich eine europäische Kernwaffe natürlich anbieten.
Das setzt aber voraus, dass alle Fähigkeiten für Produktion und Betrieb in Großbritannien vorgehalten werden. Nicht nur würde das in meinen Augen unnötige und kostenintensive Doppelstrukturen schaffen, es bedeutet bei einer Nutzung französischer Technik auch, dass ein vollständiger Wissenstransfer der sensibelsten französischen Systeme erfolgen müsste.
Selbst wenn es also eine sinnvolle/realistische Möglichkeit gäbe, die Dreadnoughts an die französische Rakete anzupassen (was meines Erachtens aufgrund des Programmfortschritts wie gesagt nicht gegeben ist), und Großbritannien diese Mehrkosten in Kauf nähme um sich hier von den USA zu lösen, müsste hier Frankreich unter (meiner Meinung nach) Missachtung eigener nationaler Interessen für eine vermeintliche kollektive Sicherheit handeln. Und das halte ich weiterhin für ausgeschlossen.
Darüber hinaus ist trotz aller britischer Deklarationen zur unabhängigen Kernwaffenentwicklung unklar, ob es eine Kooperation auch in diesem Bereich mit den USA gibt (wie einige Andeutungen von beiden Seiten implizieren). Aber das klammere ich jetzt für das Argument einfach mal aus.
Das setzt aber voraus, dass bei deiner skizzierten europäischen Kooperation ein vollständiger Wissenstransfer hinsichtlich der Trägermittel von Frankreich nach Großbritannien erfolgt, und das halte ich weiterhin für genauso unrealistisch wie eine Anpassung der bereits im Bau befindlichen Dreadnoughts an die französische Rakete.
Zitat:Charles de Gaulle war auch genau dieser Ansicht, aber seitdem ist viel passiert. Großbritannien, Deutschland und Italien sind heute wohl die engsten militärischen Kooperationspartner Frankreichs innerhalb der NATO. Bei vielen kritischen Rüstungsprojekten ist Frankreich bereits Teil von multinationalen Projekten, Eurosam, MBDA, der ESA, Airbus, das MGCs, das FCAS, NHIndustries usw. Also diese "moralische" Hürde des generellen Misstrauens existiert hier meiner Meinung nach nicht mehr.
Das sehe ich anders, weil diese Ebenen für mich nicht vergleichbar sind. Egal wie kritisch die multinationalen Projekte für die Verteidigungsfähigkeit auch sind, keines davon schafft es die Existenz der Nation als solches zu bedrohen. Egal wie viele dieser Systeme exportiert werden, egal wer die Kontrolle darüber und Einblicke darin hat, weder stellt ihr Einsatz gegen Frankreich noch die Fähigkeit, Frankreichs Einsatz der eigenen Mittel zu verhindern, das Überleben des Staates selbst in Frage - eben gerade weil es eine nukleare Erst- und Zweitschlagfähigkeit gibt.
Und genau deshalb halte ich es für völlig ausgeschlossen, dass Frankreich zu einem solchen Schritt bereit wäre. Insbesondere nicht, weil rein aus französischer Sicht eine nukleare Teilhabe anderer Nationen unter französischer Kontrolle die gleichen (oder unter hegemonialen Gesichtspunkten sogar bessere) Ergebnisse schaffen könnte, ohne irgendein Risiko einzugehen. Denn selbst wenn das Risiko aktuell gering ist, wie die Situation in zehn, zwanzig oder fünfzig Jahren aussieht weiß keiner.
Zitat:Von der Triade aus luft-, land- und seegestützter Abschreckung bleiben heute lediglich die seegestützten Elemente.
Nur der Vollständigkeit halber, im Gegensatz zu Großbritannien betreibt Frankreich auch weiterhin luftgestützte Kernwaffen.