Ah, einer geht noch.
phantom:
Zitat:Erklär dich doch mal welche Waffen das sein sollen. Dann können wir abschätzen ob sich da ein signifikanter Vorteil ergeben kann und ob sich der Gegner nicht Ähnliches leisten kann.
Allein das von dir ja bereits genannte XM 25 dass sich im praktischen Einsatz ab Mitte 2011 in Afghanistan ohnegleichen bewährt hat (wobei nur 4 Stück zum Einsatz kamen zum Test - bisher dort die Waffe mit dem größten Kosten/Nutzen/getötete Feinde Effekt von ALLEN bisher dort eingesetzten Systemen) kostet bereits 40 000 Dollar für eine Einheit. In der Massenproduktion hofft die US Armee zusammen mit den Herstellern, den Preis auf Dauer auf 25 000 Dollar je 1 Granatgewehr drücken zu können. Selbst das ist ein Preis, den sich keiner unserer derzeitigen Feinde im Gegensatz zu uns leisten könnte.
Abgesehen davon werden solche Waffen wie das XM 25 nicht frei käuflich sein, weil sie schlicht und einfach Gamechanger sind. Und sie können auch nicht einfach durch die Chinesen nachgebaut werden. Aber das ist gerade erst mal der Anfang.
Ich spreche nun von Waffen mit Hülsenloser Munition, von Waffen mit Flüssigtreibladungen, wobei Geschosse (sowohl Massiv wie Granatgeschosse) getrennt von der Treibladung sind. Aus nur einem Lauf werden hierbei mit extremst hohen Geschwindigkeiten sowohl Granaten wie auch Massivgeschosse abgefeuert, die noch auf 1000 m eine höhere Durchschlagskraft haben als ein 12,7mm SMG obwohl der Rückstoß geringer ist. Einfache Infanteristen können damit jede feindliche Deckung durchschlage, Feinde auf Entfernungen bekämpfen die bisher allenfalls von guten Scharfschützen erreicht werden können und Feinde in Deckung bekämpfen, indem Luftzündende Granaten in diese hinein wirken. Desweiteren sind Raketenwerfer theoretisch verfügbar, die eine Vielzahl unterschiedlicher Raketen abfeuern können, und sowohl zur Panzerabwehr wie auch zur Vernichtung ganzer Gebäude mit ein und derselben von einem Infanteristen tragbaren Waffe, mit intelligenten Raketen die man einfach abfeuert und die das Ziel dann selbstständig verfolgen. Erste einfacherere Versionen solcher Systeme sind beispielsweise mit der Javelin bereits im Gebrauch, die in Afghanistan und im Irak ständig zweckentfremdet wurde und wird um feindliche Stellungen zu zerstören.
usw usf
Zitat: Die US-Truppen sind echt saublöd, wieso machen sie es eigentlich nicht, wenns schon mal aufgegangen ist? Vermutlich sind die anderen nicht so blöd und haben sich auf deren erfolgreiche Taktik eingestellt.
Tatsächlich verhält es sich so herum, dass sich die US Taktiken änderten. Im ersten Kriegsjahr in Afghanistan haben US Einheiten sehr kreativ, sehr unkonventionell und mit großem Erfolg gekämpft. Dann hat nicht der Feind seine Taktik geändert, sondern die US Truppen wurden Stück für Stück konventioneller und ideenloser. Das ist in mehreren Denkschriften von US Militärs schon kritisiert worden, es gibt sogar frei verfügbare Bücher darüber.
Die Frage nach dem Warum stellt sich aber durchaus. Die stellt sich aber auch bei allen anderen. Warum hat die Bundeswehr beispielsweise allerlei absoluten Blödsinn im Einsatz gemacht? Von dem jeder Laie erkennt, dass es einfach nur Unsinn ist? Extremste Bürokratie und Vorschriftenreiterei ohne Ende, in einem Kriegseinsatz ! Warum? Weil die Militärkultur nun mal so ist. Weil das System Militär im allgemeinen, im ganzen in den westlichen Armeen durch den Kalten Krieg so geworden ist. Die Anfangs wirklich sehr gute Kriegsführung einiger US Einheiten ging dann auf die gleiche Weise im allgemeinen Trott und in den althergebrachten Prozedere unter.
Zitat:Du musst ihm den gesamten Betrag selbstverständlich nicht von Anfang an geben. Das soll ja wie ein Lohn sein und nicht ein Jackpot den man 1x einlösen kann.
Allgemein hast du dahin gehend recht, dass die afghanischen Sicherheitskräfte, Militär wie Polizei von Anfang an anständig hätten bezahlt werden müssen. Die Bezahlung der afghanischen Soldaten und Polizisten ist absurd schlecht, was nicht zuletzt ein Grund dafür ist, warum diese Organisationen so leicht durch die Taliban unterwandert werden konnten.
Auf eine Art Lohn für die Gegenleistung den Kampf einzustellen, Geld Stück für Stück also -wird sich der harte Kern der Feinde aber nicht einlassen. Den das würde für ihn keinen Sinn ergeben. Die haben eine ideologische Überzeugung und lassen sich im Kern im Gegensatz zu allen anderen nicht kaufen. Abgesehen davon könnten dann andere Mächte wiederum ebenso Geld für die Weiterführung des Kampfes bezahlen, beispielsweise Pakistan, Saudi Arabien usw
Samun:
Leider hast du meine Vision bezüglich der neuen Form des Krieges nicht verstanden. Im weiteren schreiben wir aneinander vorbei. Du hast ja anfänglich ausgeführt, dass verschiedene Formen des Krieges, der große Krieg und der kleine Krieg in der Zeit der Kabinettkriege verschiedene Formen von Ausrüstung notwendig machten. So gab es beispielsweise leichte Kavallerie, oder Schützen die Büchsen verwendeten, während die Linieninfanterie Flinten verwendete usw dann führst du im weiteren aus, dass
Zitat:
Zitat:Es gab immer beide Arten von Kriegen mit ihren spezifischen Anforderungen und Truppen die in verschiedenen Verhältnissen zueinander dafür aufgestellt wurden.
Ich versuche mich kürzer zu fassen: meiner Ansicht nach ergeben sich aus jedem einzelnen Krieg, gleich welcher Art er ist bestimmte spezifische Anforderungen. Über die Art des Krieges also hinaus hat jeder Kriegsschauplatz aufgrund von Gelände, Wetter, politischem Umfeld, Innen- wie Außenpolitischen Faktoren und kriegswirtschaftlichen Faktoren spezifische Anforderungen.
Eine Armee aber so weit zu spezialisieren dass sie auf die ganz spezifischen Anforderungen eines ganz spezifischen Krieges hin ausgerüstet wird halte ich eben für einen großen Fehler. Und genau das geschieht gerade in Afghanistan bzw mit der Bundeswehr bzw mit fast allen westlichen Armeen. Sie werden auf die spezifischen Anforderungen des Afghanistan Krieges hin angepasst.
Diese Umstellung der Truppen, der ganze Panzerungswahn sind eben nicht die Folge der Art des Krieges, nicht die logische Antwort auf die Art des Krieges, sondern sie sind die Folge der sehr speziellen und aus vielen Faktoren sich ergebenden Anforderungen dieses einen Krieges.
Verluste vermeiden, den Kampf vermeiden und sich so stark wie möglich Panzern, ist eben nicht die logische Konsequenz auf die Form des kleinen Krieges, es ist eben nicht die beste Lösung um den Kleinen Krieg zu führen. Es ergibt sich aus viel mehr Faktoren, aus diesem einen, ganz speziellen Kriegseinsatz.
Nun WEG von diesem einen, ganz speziellen Einsatz:
heute haben wir nicht mehr die gleiche Technologie wie früher. Heute haben wir andere Waffen und andere Möglichkeiten als zur Zeit der Kabinettskriege, als zur Zeit der Römer, als im Ersten oder Zweiten Weltkrieg. Allein schon die Feuerkraft und die Aufklärungs- wie auch Informationstechnologie sind Welten von dem Weg was früher war. Deshalb halte ich die Erfahrungen früherer Jahrhunderte zum größten Teil für unbrauchbar. Sie stehen einer neuen, unkonventionellen und modernen Kriegsführung frei von alten Zöpfen (Kabinettkriege sic) im Weg.
Zitat:Auch heute ist der kleinen Krieg nicht der entscheidende. Eben weil wir technologisch und an Großgerät dermaßen überlegen sind, ist jeder Krieg für uns ein asymetrischer Krieg und der Gegner ist gezwungen, wenn er nicht in Rekordzeit vernichtet werden werden will, den kleinen Krieg zu führen.
Vernichtungskriege in denen beide Seiten gleich stark sind und sich keine innerhalb einer kurzen Zeit durchsetzen kann, wird es aber im konventionellen Bereich zu höheren Wahrscheinlichkeit in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr geben, weil die Feuerkraft insgesamt viel zu groß ist und es eben andere indirekte Formen des Krieges gibt die anstelle dieses Schlagabtausches eingesetzt werden können. Jede insgesamt auch nur ein wenig logisch agierende Organisation wird einen solchen "fairen" Krieg vermeiden, weil die Feuerkraft zu groß, die eigenen Verluste daher zwingend zu hoch sein werden.
Ich stimme dir aber zu, dass der klassische kleine Krieg eben nicht der entscheidende ist, bzw sein wird. Meiner Ansicht nach wird eine neue Mischform zwischen großem und kleinen Krieg dominierend werden, in dem beide Formen des Krieges eben nicht mehr getrennt sein werden. Und genau hier verstehst du mich nicht oder verstehen wir uns nicht.
Ich sage nicht, dass es nur eine Form von Krieg geben wird, sondern dass es bereits in naher Zukunft zumindest drei Formen von Krieg geben wird. (Informationskriege usw rechne ich mal nicht zum Krieg sondern nur als eine mögliche Konfliktform).
Diese dritte Form die ich propagiere steht dabei als eigene Form neben dem großen krieg und dem kleinen Krieg und ergibt sich organisch aus der konventionellen Kriegsführung wenn Mittel- bzw Regionalmächte mit unserer, insgesamt zu großen Feuerkraft konfrontiert werden.
Im weiteren gehe ich davon aus, dass man heute den kleinen Krieg wie den großen krieg mit den exakt gleichen Waffen, der exakt gleichen Ausrüstung und Technologie führen kann, wenn man seinen Schwerpunkt bei der Feuerkraft legt und bereit ist ernsthafte eigene Verluste hinzunehmen, dann ist ein Sieg mit der gleichen Ausrüstung in beiden Kriegsformen möglich. Ansonsten aber ist ein Sieg im kleinen Krieg schlicht und einfach gar nicht möglich und dieser durch uns gar nicht führbar.
Was anders sein muß im kleinen Krieg und im großen krieg ist die Taktik, die Strategie und der Schwerpunkt der Waffengattungen. Nicht aber die Ausrüstung. Man kann mit der gleichen Ausrüstung in beiden Kriegsformen kämpfen, wenn man sie nur unterschiedich anwendet und je einen anderen Schwerpunkt bezüglich der Waffengattungen setzt (aufgrund der Größe unserer Armeen sollte dies möglich sein ohne sich zu einer oder der anderen Seite hin einzuschränken).
Zitat:Aber trotzdem ist die Infanterie nur ein Baustein in der Kriegführung und keine Waffengattung allein kann effektiv Krieg führen; egal welchen.
Es gibt alllerdings in jedem Krieg bzw in jeder Kriegsform bestimmte Schwerpunkte. Und im klassischen kleinen krieg liegt der Schwerpunkt wenn man siegen will nun bei der Infanterie, die anderen Waffengattungen unterstützen diese dabei lediglich.
Was ist Fakt:
Städte wachsen immer mehr an, es gibt immer mehr Millionenstädte. Immer größere Teile der Menschheit leben in Städten. Der Krieg findet heute nun immer mehr in unwegsamen, abgelegenen Gelände (Berge, abgelegene Dritte Welt Länder mit schlechter Infrastruktur usw) oder eben in Städten statt.
Die Vernachlässigung der Infanterie und der mangelnde Schwerpunkt bei dieser führen dann zu immensen Verlusten, wenn man einem ernsthaften Feind in solchem Terrain gegenübersteht. Als Musterbeispiel will ich dafür z.B. den ersten Tschetschenienkrieg anführen, in dem die Russen in Grozny und anderen tschetschenischen Städten mit ihren Panzermassen horrende Verluste erlitten, gegen leichte gegnerische Infanterie.
Im großen konventionellen Krieg spielt die Infanterie natürlich nur eine untergeordnete Rolle. Aber aus JEDEM großen konventionellen krieg entwickelt sich zur Zeit zwingend ein kleiner Krieg als Nachfolgekrieg und als Evolution auf die insgesamt immense Feuerkraft unserer Armeen wird sich eben meiner Ansicht nach eine neue kriegsform entwickeln, die von Anfang an bestrebt ist die Trennung zwischen konventionell und unkonventionell aufzuheben.
Egal wie man es dreht und wendet, für den Krieg in den Städten, in den Gebirgen oder Dschungelsümpfen, für den kleinen krieg wie auch für das was auf den großen konventionellen Krieg folgt brauchen wir eine deutlich kampfstärkere, zahlenmäßig stärkere Infanterie.
Zitat:Und zu deinem Beispiel. Das heutige Russland ist kein Vielvölkerstaat. Die Russen machen ca. 75% der Bevölkerung aus.
Zitat:Beispiele gibt es genug - das Zarenreich
Im Zarenreich war der Anteil der Russen prozentual noch größer. Der Anteil der Serben in Serbien war auch größer, die Kosovaren stellten einen kleineren Anteil als die Nichtrussen in Russland, und trotzdem wurde der Kosovo heraus getrennt.
Ab welcher Prozentualen Verteilung ist ein Staat für dich ein Vielvölkerstaat ? Meiner Ansicht nach greift die bloße prozentuale Betrachtung zu kurz und muß um eine regionale Betrachtung ergänzt werden.
Speziell zu Afghanistan:
Hier haben wir die Paschtunen - je nachdem wen man dazu rechnet 35% bis 40%
die Taschiken mit je nach 30% bis 33%
Usbeken mit etwa 15%
Hazara mit etwa 8 %
und noch eine Reihe anderer, kleinerer Splittergruppen.
Wie willst du Afghanistan nun aufteilen? Die Bodenschätze, die Agrarflächen sind ungleich verteilt. Sie liegen zudem oft in Zonen in denen sich die Ethnien sehr mittelalterlich überschneiden und vermengen. Eine rein Ethnische Grenze zum Beispiel zwischen Paschtunen und Tadschiken allein wäre dadurch bereits eineinhalbmal so lang wie die Gesamtgrenze Afghanistans !
Nehmen wir mal an, du schaffst jetzt 4 neue Staaten entlang der Hauptethnien. Alle hätten dann schier unmögliche Grenzen. Die Bodenschätze und Agrarflächen wären so ungleich verteilt, dass zumindest 2 dieser Staaten wirtschaftlich absolut lebensunfähig wären.
Im größten teilstaat, dem der Paschtunen würden sich die Taliban durchsetzen, und dort die Herrschaft übernehmen. Diesem neuen Emirat ständen die Tadschiken dann primär entgegen.
Zitat:Der einzige Weg wäre ein zwischenstaatlicher Krieg. Den werden sie aber nicht gegen Truppen führen können die ohnehin komplett von ihnen unterwandert sind, wie die ANA sondern gegen Armeen, die praktisch komplett aus fremden Ethien bestehen, bei denen sie keine Unterstützung haben.
Das war doch vor 2001 auch schon der Fall. Taliban gegen Nordallianz. Die Taliban haben sich durchgesetzt und waren gerade dabei die Nordallianz aus den letzten Winkeln Afghanistans zu verdrängen.
Deine Teilung würde also zu einem reinen Paschtunenstaat führen, in dem die Taliban herrschen. Dann würde dieser Paschtunenstaat als ökonomisch stärkster wirtschaftlich das Übergewicht über die anderen haben. Darüber hinaus würde er über kurz oder lang Krieg gegen die anderen führen. Und diese dann erobern.
Mir erschließt sich die Sinnhaftigkeit einer ethnischen Aufteilung daher nicht. Sie steigert nur das Konfliktpotential, steigert die zahl der lokalen und regionalen Konflikte noch weiter, erleichert den Taliban die Arbeit weil sie sich dann besser auf die paschtunische Ethnie stützen können und führt am Ende genau dahin wo man im Jahr 2000 auch schon war.
Die einzige Möglichkeit dies zu verhindern wäre dann, die anderen Ethnien wirtschaftlich und militärisch zu unterstützen, Waffen zu liefern usw. Dabei gibt es nun zwei Möglichkeiten: wir liefern so viel, dass diese Siegen, dann führt das zum Völkermord an den Paschtunen. Oder wir liefern nicht genug, dann folgt daraus ein lange andauernden Zermürbungskrieg.
Statt einem langandauernden Bürgerkrieg hätte man also einen langandauernden zwischenstaatlichen Krieg. Mir erschließt sich der Vorteil nicht. Nach Völkermord und Gemetzel in einem Bürgerkrieg würde zumindest eine Gruppe dann wieder über einen Staat herrschen. Die Aufteilung aber würde entweder das gleiche herbei führen (nämlich die Wiedervereinigung) oder ein weiteres Somalia, ein weiteres Gebiet ohne jeden Staat herbei führen.
Jetzt will ich beschließend mal noch sagen, was meiner Überzeugung nach das wahre, das primäre Problem Afghanistans ist:
Überbevölkerung
Es gibt einfach dort zu viel Menschen im Verhältnis zu den Möglichkeiten des Landes selbst. Beispielsweise leben heute in vielen Gebieten wo früher nur die Nomadenstämme durchzogen überall Menschen als Bauern und zerstören dauerhaft die empfindlichen Böden, holzen die wenigen verbliebenen Wälder ab und versalzen mit Bewässerung die wenigen Felder.
Afghanistan hat deshalb allein schon meiner Ansicht nach so oder so gar keine Zukunft, solange dort die Geburtenraten nicht unter Kontrolle gebracht werden.
(Beispiele für Staaten folgt noch)