17.12.2021, 09:34
Ich bin in der Landkriegsführung nun nicht so tief in der Materie drin wie Quintus, neige aber hier der Meinung von voyageur zu, was die Verlegungsdiskussion angeht.
Bedeutet:
1.) Wie auch in unserer Diskussion über ein Ostsee-Szenario, so rate ich dazu, auch hier die Umwelt bzw. die natürlichen Begebenheiten einzubeziehen. Wir müssen uns ja darüber im Klaren sein, dass eine Verlegung quer durch Osteuropa nicht gerade eine Fahrt auf der A 3 nach Regensburg ist. Zwar gibt es grob zwischen Kaliningrad und Minsk bzw. Talinn mittlerweile einige gut ausgebaute Schnellstraßen, aber diese wären dem Gegner bekannt und dürften unter Observation bzw. ständigen Attacken stehen (man müsste also hier eine entsprechende Verteidigung aufbauen, wenn man die Straßen überhaupt nutzen wöllte). Ansonsten habe ich Wälder, Sümpfe und Flüsse vor mir und Wiesen, die im Frühjahr und Herbst nur bedingt befahrbar sein werden.
2.) Darüber hinaus ist das Straßennetz eher zweitklassig, unzusammenhängend und ist bspw. in Lettland und Litauen jenseits der A1/A2-Magistralen und der Staatsstraßen zu rund 50% noch immer nicht wirklich ausgebaut. In Lettland habe ich offiziell rund 70.000 km Straßen, das liest sich erstmal beeindruckend, aber es wird realistischer, wenn man weiß, dass davon nur ca. 2.000 km Autobahnen im westeuropäischen Sinne sind. Abgesehen davon, dass selbst diese Schnellstraßen quasi baumbestandene Chausseen sind, was Hinterhalte und gezielte Feuerüberfälle sowie auch Drohnen-gestützte Luftschläge erleichtern dürfte, ist der Rest des Straßennetzes alles andere als belastbar. Im Westen Weissrusslands ist es noch schlimmer.
3.) Selbst wenn wir nun heutzutage von ausgehen, dass das Straßennetz besser ist, so muss berücksichtigt werden, dass bei einem überraschenden Angriff die NATO auf ihrem Rückzug erst einmal dieses Straßennetz beschädigen würde (Brückenzerstörungen, Verminungen etc.), um den Vormarsch des Gegners zu bremsen. Umgekehrt heißt dies, dass uns bei einem Gegenangriff dann selbiges Netz nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung stünde (zumal die Russen umgekehrt dann wieder Zerstörungen vornehmen würden, um uns aufzuhalten). Das Ausweichen ins "freie Terrain" wird also zwingend werden...
4.) Hinzu wird auch kommen, dass im Kriegsfall sehr viel Versorgungsgut mitgeführt werden muss - das betrifft sowohl Sprit als auch Instandhaltung (Ersatzteile) und Versorgungsgut für die Soldaten - und dass abseits der Straßen die viel bemühten Radfahrzeuge ihre Schwierigkeiten haben werden (und unter höherem Verschleiß leiden werden).
Hieße: Bei einer notwendigen schnellen Verlegung helfen uns die Radfahrzeuge bis nach Kaliningrad bzw. in die Woiwodschaft Ermland-Masuren sicher stark, danach aber fangen die Probleme an und wir werden mit Kettenfahrzeugen sogar besser dastehen.
Schneemann
Bedeutet:
1.) Wie auch in unserer Diskussion über ein Ostsee-Szenario, so rate ich dazu, auch hier die Umwelt bzw. die natürlichen Begebenheiten einzubeziehen. Wir müssen uns ja darüber im Klaren sein, dass eine Verlegung quer durch Osteuropa nicht gerade eine Fahrt auf der A 3 nach Regensburg ist. Zwar gibt es grob zwischen Kaliningrad und Minsk bzw. Talinn mittlerweile einige gut ausgebaute Schnellstraßen, aber diese wären dem Gegner bekannt und dürften unter Observation bzw. ständigen Attacken stehen (man müsste also hier eine entsprechende Verteidigung aufbauen, wenn man die Straßen überhaupt nutzen wöllte). Ansonsten habe ich Wälder, Sümpfe und Flüsse vor mir und Wiesen, die im Frühjahr und Herbst nur bedingt befahrbar sein werden.
2.) Darüber hinaus ist das Straßennetz eher zweitklassig, unzusammenhängend und ist bspw. in Lettland und Litauen jenseits der A1/A2-Magistralen und der Staatsstraßen zu rund 50% noch immer nicht wirklich ausgebaut. In Lettland habe ich offiziell rund 70.000 km Straßen, das liest sich erstmal beeindruckend, aber es wird realistischer, wenn man weiß, dass davon nur ca. 2.000 km Autobahnen im westeuropäischen Sinne sind. Abgesehen davon, dass selbst diese Schnellstraßen quasi baumbestandene Chausseen sind, was Hinterhalte und gezielte Feuerüberfälle sowie auch Drohnen-gestützte Luftschläge erleichtern dürfte, ist der Rest des Straßennetzes alles andere als belastbar. Im Westen Weissrusslands ist es noch schlimmer.
3.) Selbst wenn wir nun heutzutage von ausgehen, dass das Straßennetz besser ist, so muss berücksichtigt werden, dass bei einem überraschenden Angriff die NATO auf ihrem Rückzug erst einmal dieses Straßennetz beschädigen würde (Brückenzerstörungen, Verminungen etc.), um den Vormarsch des Gegners zu bremsen. Umgekehrt heißt dies, dass uns bei einem Gegenangriff dann selbiges Netz nicht mehr in vollem Umfang zur Verfügung stünde (zumal die Russen umgekehrt dann wieder Zerstörungen vornehmen würden, um uns aufzuhalten). Das Ausweichen ins "freie Terrain" wird also zwingend werden...
4.) Hinzu wird auch kommen, dass im Kriegsfall sehr viel Versorgungsgut mitgeführt werden muss - das betrifft sowohl Sprit als auch Instandhaltung (Ersatzteile) und Versorgungsgut für die Soldaten - und dass abseits der Straßen die viel bemühten Radfahrzeuge ihre Schwierigkeiten haben werden (und unter höherem Verschleiß leiden werden).
Hieße: Bei einer notwendigen schnellen Verlegung helfen uns die Radfahrzeuge bis nach Kaliningrad bzw. in die Woiwodschaft Ermland-Masuren sicher stark, danach aber fangen die Probleme an und wir werden mit Kettenfahrzeugen sogar besser dastehen.
Schneemann