COIN Flugzeuge
#35
phantom:

Meiner Ansicht nach ist es die besondere Stärke eines Menschen gegenüber einem Rechner, in hochkomplexen, dynamischen Systemen sehr schnelle Entscheidungen "aus dem Bauch" heraus zu fällen, die dann eben nicht auf einer Verarbeitung aller verfügbaren Informationen beruhen und sogar durchaus teilweise völlig irrational sein können. Solche Entscheidungen sind vielleicht falsch, aber sie sind in JEDER Situation sofort verfügbar, insbesondere in Situationen die völlig neu sind und sie sind gerade eben in solchen Situationen die völlig neu sind jedem Versuch einer rationalen Entscheidung die allein aufgrund der vorliegenden Informationen und Logik getroffen wurde weit überlegen. Gerade weil in einem komplexen Geschehen niemals alle Informationen vorliegen können, und daher, aufgrund fehlender Informationen eine rein rationale Vorgehensweise der Weg in die Niederlage sein kann.

Ein Rechner agiert immer rational innerhalb dessen was ihm programmiert wurde. Dies könnte ein militärisch versierter Gegner ausnützen indem er gezielt diesen Schwachpunkt des Rechners exploriert. Dies könnte auch dazu führen, dass der Rechner mit jeder gänzlich neuen Situation überfordert mit dieser dann nicht umgehen kann. Und auch im reinen Luftkampf wären doch völlig neue Situationen denkbar.

Ich kann daher Shahab3 hier nur zustimmen, dass Rechner primär der Kampfwertsteigerung des Menschen dienen, diesen aber eben nicht ersetzen können. Wir leben eben nicht einfach in einem deterministischen einfachen System in dem man aufgrund geschickter Programmierung auf alles eine Antwort finden könnte.

Jeder Kampf ist von Unwägbarkeiten bestimmt, selbst der reine Luftkampf. Diese Unwägbarkeiten, Fritkionen also überfordern Rechner, und gerade im Umgang mit ihnen ist der Mensch weit überlegen. Da schon die Strategie an sich aufgrund der Friktionen ein System der Aushilfen ist, um Moltke zu zitieren: so kann denn jeder allgemeine Lehrsatz, aus ihm abgeleitete feste Regeln und auf diesenaufgebaute Systeme unmöglich einen praktischen Wert haben.

Natürlich sind Rechner eine immens wertvolle Bereicherung, und ihr Vermögen muß fortlaufend verbesert und ausgebaut werden. Aber sie sind ebenso ein Werkzeug, ein bloßes Hilfsmittel wie alles andere und eben kein Ersatz für den Menschen, auch nicht in einem relativ einfachen Geschehen wie dem reinen Luftkampf Maschine gegen Maschine. Und man muß insgesamt ein Redundantes System haben, in dem Ausfall eben dieser Rechner kompensiert werden kann. Deine Strategie hingegen führt bei einem Ausfall der Rechner zwingend zur Niederlage, weil man sich zu abhängig von einem bestimmten Faktor damit macht. Gerade im Krieg ist aber Flexibilität und Nicht-Abhängigkeit wesentlich.

Je komplexer das Geschehen, desto komplexer müssen auch die Rechner sein, sowohl vom Aufbau ihrer Maschine her wie von ihrer Programmierung. Je komplexer aber eine Maschine ist, desto fehleranfälliger und vor allem störanfälliger ist sie und das macht sie in einem Krieg immer anfälliger für Beschädigung und Ausfall. Je komplexer die Rechner werden, desto größer werden die Datenströme, desto mehr Ersatzteile, Strom, Techniker usw braucht man. Der Ausschuß wird immer größer bis zu dem Punkt, wo es einfach wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist. Und desto anfälliger werden die Rechner selbst für jede Art von Schaden oder Störung.

Halbautonome und Autonome Drohnen produzieren immense Datenmengen. Die notwendigen Rechner und die notwendigen Bandbreiten werden bei immer weiter steigenden Anforderungen schon bald nicht mehr ausreichen bzw schon bald nicht mehr wirtschaftlich bereit stellbar sein. Und es gibt immer irgendwelche Wege auch die feinste Technik zu umgehen, reinzulegen, neue Situationen zu schaffen. Darin ist das menschliche Gehirn immens überlegen, im Schaffen neuer Situationen.

Da werden modernste IR Sensoren von den Taliban einfach durch nassgemachte einfache Teppiche negiert, die die IR Signatur abtarnen. Kosten der IR Sensoren, gigantisch. Und diese sind störanfälliger als die bisherigen, sind viel teurer, und anfälliger. Kosten für die Teppiche: rein gar nichts.

Was soll eigentlich aus der ganzen hübschen Rechner-Kriegsführung, aus dem Informationszeitalter und dem Informationskrieg werden, wenn Atombomben, EMP und/oder Satellitenwaffen die gesamte dafür notwendige Infrastruktur so weit zerstören, dass all diese hübschen Spielzeuge nicht mehr einsetzbar sind? Es genügt ja sogar vielleicht ein reiner Datenkrieg über das Weltnetz und über Intranetze in die man eindringt, um die Infrastruktur zur Datenverarbeitung eines Landes so weit zu schädigen, dass all diese schönen Rechner nichts mehr bringen. Dann hat man jede Menge Drohnen und kann sie nicht mehr einsetzen.

Allgemein:

Hier noch eine Seite über Schlachtflugzeuge und speziell über COIN Flugzeuge mit noch anderen Ansichten:

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PS:

Als ehemaliger Angehöriger des Heeres habe ich natürlich vom Luftkampf keine Ahnung. Aber ich bin ein großer Freund von Drohnen. Man muß aber eben sehen, was für Beschränkungen diese haben. Drohnen sind im Assymetrischen Krieg sehr gut, und zwar zur Luftnahunterstützung ! und zu nichts anderem. Und zwar aufgrund der Stehzeiten im Luftraum über den Bodenkräften.

Drohnen taugen nichts für diese Einsätze zur Ermordung bestimmter Gegner (US Stil) und für viele andere Dinge auch nicht. Sie taugen primär im assymetrischen Krieg und primär für die LNU. Das ist ihre Stärke, und dafür muß man sie entwickeln und spezialisieren!

Nur muß man da eine Lösung finden für das Problem der nicht beherrschbaren Datenmengen. Hier wären Systeme meiner Meinung nach sinnvoll, bei denen die Drohne nicht durchgehend gesteuert wird, sondern bestimmte Routinen autonom erledigt und der Mensch greift erst dann ein wenn es zum Kampf kommt. Noch sinnvoller wäre eine dezentrale Steuerung vor Ort.

Meiner Ansicht nach sind viele kleine Drohnen wenigen größeren Drohnen überlegen. Ich bin ein großer Freund dezentraler Konzepte. Was wir bräuchten wären viele kleine Truppen die direkt vor Ort von den Bodentruppen vor Ort gesteuert und eingesetzt werden. Die kreisen autonom am Himmel über den Bodentruppen und falls notwendig übernehmen diese die Steuerung und setzen die Drohnen direkt ein, vor Ort, so wie es sie brauchen.

Es wären sogar Mini-Drohnen mit Sprengladungen denkbar, die jeder Infanteriezug mitführen könnte und die er dann sowohl zur Aufklärung feindlicher Stellungen wie auch zu deren Bekämpfung sofort, vor Ort und dezentral einsetzen könnte.

Und auch größere Drohnen vor Ort mit mehreren Tonnen Waffenzuladung sollten auf der Ebene eines Regimentes oder einer Brigade vorhanden sein, als eine Art "Divisonstruppen" und direkt von Feldherren vor Ort dezentral eingesetzt werden können. Meiner Ansicht nach sollten solche großen, schwer bewaffneten Drohnen von der Ebene her noch weiter unten angesiedelt werden als die Kampfhubschrauber der Heeresflieger. Die gehören nicht in eigene Einheiten. Die gehören organisch dahin, wo früher die Feldartillerie war. Und in kleineren Ausführungen bis hinunter dahin wo die schweren Mörser sind ! Also bis hinunter auf Kompanieebene bzw Bataillonsebene.

Desweiteren sollte es keine Trennung zwischen Kampf- und Aufklärungsdrohnen geben. Jede Drohne sollte bewaffnet sein.
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Nachrichten in diesem Thema
COIN Flugzeuge - von Quintus Fabius - 05.10.2012, 22:05
RE: COIN Flugzeuge - von Quintus Fabius - 17.05.2022, 22:13
RE: COIN Flugzeuge - von Quintus Fabius - 07.01.2023, 23:36
RE: COIN Flugzeuge - von Schneemann - 08.01.2023, 13:27
RE: COIN Flugzeuge - von Schneemann - 15.04.2023, 09:06
RE: COIN Flugzeuge - von Schneemann - 20.04.2024, 11:13
Re: Zukunft der Schlachtflugzeuge ?! - von Quintus Fabius - 30.12.2012, 15:35
Re: COIN Flugzeuge - von Quintus Fabius - 09.12.2014, 05:02
Re: COIN Flugzeuge - von WideMasta - 17.03.2016, 21:02
Re: COIN Flugzeuge - von Quintus Fabius - 04.04.2016, 15:50
Re: COIN Flugzeuge - von triangolum - 04.04.2016, 17:03

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