Umfrage: Ist der MBT als Konzept überholt?
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MBT sind ein Auslaufmodell
22.22%
4 22.22%
MBT sind auch in Zukunft absolut wesentlich
77.78%
14 77.78%
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Zukünftige Entwicklungen und Konzeptionen von Panzerfahrzeugen
Broensen:

Zitat:eine Entwicklung des MBT zu dieser Sekundäraufgabe mit der dafür erforderlichen Kaliberreduzierung, führt unweigerlich zu einer gewissen Lücke im Bewaffnungs-Portfolio zwischen diesem Mittelkaliber und der großkalibrigen Artillerie.

Meiner Meinung nach baust du eine in sich selbst absolut richtige Kausalkette auf, aber diese Grundannahme auf der du sie aufbaust halte ich für fragwürdig.

Worin genau besteht diese Lücke ? Gegen was für Ziele exakt soll man das benötigen ? Und könnte man diese vermeintliche Lücke nicht auch mit anderen Systemen schließen ?!

Wir müssen daher meiner Meinung nach zuerst diese Grundannahme diskutieren, denn nur wenn diese überhaupt stimmt, macht deine Kausalkette im weiteren Sinn. Und ich möchte daher diese Grundaussage dass hier eine Lücke ist in Frage stellen. Meiner Ansicht nach besteht da keine Lücke.

Und für den Einsatz von Mörsern benötige ich nicht zwingend schwere Panzermörser. Desweiteren wird zielsuchende Munition hier einiges an Raum einnehmen. Und Artillerie muss nicht im direkten Feuer wirken können, angesichts der heutigen Möglichkeiten was Präzision auf große Reichweiten hin angeht. Dazu noch die vielen anderen Möglichkeiten aus der Luft bis hin zu präzise gesteuerten Gleitbomben usw usf

Meiner Meinung nach hängst du mit der Forderung nach einem Artilleriegeschütz welches im direkten Schuss MBT Aufgaben übernehmen kann in einer Strukturextrapolierung fest. Wozu exakt benötigen wir das ? Gegen was für Ziele ? In welchem Kontext ?
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(05.05.2024, 08:17)alphall31 schrieb: der artilleriekampfpanzer müsste ja wenn er artilleristische Aufgaben übernehmen soll auch alle Sorten der vorhandenen Munition mitführen
Nein. Wir reden hier ganz theoretisch, über zukünftige Konzepte. Da spielen aktuelle Systeme und auch Munition keine Rolle, das kann alles ausgetauscht, neu entwickelt oder angepasst werden.
Zitat:Die munitionsbevorratung ist in einem Panzer ist schon sehr begrenzt
Richtig, das ist eine der größten Herausforderungen. Da wird es auch drauf ankommen, wie man Aufgaben auf die unterschiedlichen Fahrzeuge verteilt. Insbesondere müssen solche Sturmgeschütze dann von Raketenartillerie entlastet werden, dort wo es bspw. um Flächenwirkung geht. Der Einsatz wäre viel weitgehender in das Gefecht der Panzertruppen integriert als es bei heutiger Artillerie der Fall ist. Der NLOS-Einsatz entspricht also viel eher einem Panzermörser als einer heutigen Panzerhaubitze. Die Organisation wäre auch eine ganz andere, diese Geschütze wären in den Kampftruppenbataillonen vorhanden.
Dementsprechend ändern sich auch die Anforderungen an die Munition.
Zitat:dazu müssten ja aber auch die Rechnersysteme der Artillerie vorhanden sein
Nein, denn das müsste ohnehin alles vereinheitlicht und ineinander integriert werden, zudem kämen die Feuerbefehle ja eben nicht über die Artillerieverbände, sondern direkt aus dem eigenen Bataillon.
Zitat:Dazu haben wir bei unseren derzeitigen Systemen auch zwei munitionsarten mit Patronen und Geschosse mit treibladungen . Könnte man überhaupt beide munitionsarten mit einer Bk verschießen ?
Irrelevant. Die Frage dazu ist eher: Welches Verfahren wählt man aus, denn beides nebeneinander ist nicht zielführend. Optimal für ein Sturmgeschütz wäre es mMn, aus dem Prinzip der zweiteiligen Munition ein modulares Patronensystem zu entwickeln.
Zitat:Ein sturmgeschütz hat sich noch nie als panzerersatz bewährt , wie ein Fahrzeug ohne Turm gegen Luftziele eingesetzt werden soll kann ich mir auch nicht wirklich vorstellen.
Wer redet denn von "ohne Turm"? Der Begriff "Sturmgeschütz" bedeutet in diesem Zusammenhang lediglich, dass ein Geschütz intentional gleichermaßen im direkten, wie auch im indirekten Schuss eingesetzt wird, und somit sowohl die Aufgaben heutiger Haubitzen, als auch der Panzerkanonen übernimmt.
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(05.05.2024, 09:23)Quintus Fabius schrieb: Und ich möchte daher diese Grundaussage dass hier eine Lücke ist in Frage stellen. Meiner Ansicht nach besteht da keine Lücke.
Diese Differenz hatten wir ja schon häufiger. Ich sehe einfach nicht, dass gerade im Wirken gegen Stellungen oder auch in der Fläche die Kombination aus weitreichenden Raketen und Mittelkaliber-MK ausreichend wären. Allein schon der Zeitfaktor für den Einsatz von Raketenartillerie gegen unmittelbar im Gefecht der Panzertruppe auftretende Ziele ist ein Problemfaktor für sich. Und gegen einige Befestigungen kann eine 76mm, erst recht aber eine 30-40mm MK eben nur mit einem erhöhten Munitionsaufwand ankommen, wenn überhaupt. Dazu kommt der Munitionssorten-Konflikt. Ich halte ja selbst viel von dem Ansatz, aber ich denke, dass das fehlen eines großen Rohrkalibers nur durch den verstärkten Einsatz von Raketen, auch kurzer Reichweite zu erlangen wäre. Das wiederum halte ich für weniger sinnvoll als eben noch ein Rohrsystem im Kaliberbereich 105-155mm vorzuhalten.
Zitat:Und für den Einsatz von Mörsern benötige ich nicht zwingend schwere Panzermörser.
Das stimmt und ist auch im Bereich der mittleren und leichten Kräfte sicher anwendbar. Aber da kommt dann wieder unser Grundkonflikt auf hinsichtlich der Sinnhaftigkeit von gemischtem Einsatz leichter und schwerer Kräfte. Ich hab' kein Problem damit, wenn eine Panzerkompanie einen Aufklärungszug mit PALR und Drohnen auf Caracal dabei hat. Aber im Rahmen der beweglichen Gefechtsführung mit Panzern sollten Geschütze für den LOS-Einsatz auch auf der gleichen schweren Plattform aufbauen wie die anderen Komponenten auch.
Zitat:Desweiteren wird zielsuchende Munition hier einiges an Raum einnehmen.
Auf die ich in diesem Zusammenhang gänzlich verzichten würde, das gehört für mich nicht zu den Panzern.
So wie ich die Rohrartillerie "nach vorne" in den Kampf-und Schützenpanzer-Verbund holen würde, so würde ich eben die Artillerie mit Raketen und LM im Ausgleich dazu verstärken. Das ersetzt aber eben nicht die Notwendigkeit von großkalibrigen Waffen bei den Panzertrppen.
Zitat:Und Artillerie muss nicht im direkten Feuer wirken können, angesichts der heutigen Möglichkeiten was Präzision auf große Reichweiten hin angeht.
Der direkte Schuss ist aber durchaus im Kampf um Stellungen erforderlich und auch die LOS-Panzerbekämpfung ist trotz deiner Ausführungen eben nicht ausschließlich mit Mittelkaliber zu erledigen. Und einer Überbetonung von PALR gegenüber bin ich halt auch vorsichtig, die bringen für mich viele Friktionen mit sich.

Es ist nicht so, dass man auf keinen Fall auf diese schweren Rohrwaffen verzichten könnte, ich sehe nur die Einschränkungen als zu groß an, um durch den Gewinn an Vereinheitlichung ausgeglichen werden zu können.
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Zielsuchende Munition wird schon aus finanziellen Gründen ein Luxusgut bleiben für die Bw . Da brauchen wir uns keine Hoffnung machen.
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(05.05.2024, 19:58)alphall31 schrieb: Zielsuchende Munition wird schon aus finanziellen Gründen ein Luxusgut bleiben für die Bw . Da brauchen wir uns keine Hoffnung machen.
Ich mache mir da eher Sorgen als Hoffnungen. Konkret die Sorge, dass man damit alle Ebenen überfrachtet, anstatt diese Waffen konzentriert einzusetzen.
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Broensen:

Zitat:Ich sehe einfach nicht, dass gerade im Wirken gegen Stellungen oder auch in der Fläche die Kombination aus weitreichenden Raketen und Mittelkaliber-MK ausreichend wären.

Für was für Stellungen konkret soll eine 75mm nicht reichen ? Von was für Befestigungen sprichst du hier also? Gehärtete Bunker aus Stahlbeton mit Winkelspiegeln und meterdicken Schießscharten ?! So wie sie die Hisbollah 2006 im Libanon verwendete und wofür die 120mm der Merkava dann unzureichend waren ?! Die also entsprechend von den Israelis primär aus der Luft zerstört wurden ?! Oder von Stellungen in sehr massiven Gebäuden wie im Irak, wo die USA dann sehr oft PALR gegen einsetzten aus dem gleichen Grund ?! Auch die 120mm kann unzureichend sein und solche Stellungen sind dann häufig auch so angelegt, dass heutige Kampfpanzer so im direkten Schuss gar nicht an sie heran kommen. Man kann auch weniger starke Stellungen rein vom Gelände her schon so positionieren, dass Kampfpanzer keine direkte Schusslinie darauf haben usw usf

Für den Gros aber reicht eine 75mm absolut. Es gibt gar nicht viel, was man damit nicht im direkten Beschuss klein machen kann und was man damit nicht kleinkriegt ist quantiativ selten, meist ohnehin kein Ziel für Kampfpanzer und etwaig auch eine PALR wert wenn es denn sein muß.

Die Idee schwerste Bunker mit Kampfpanzern im direkten Schuss zu bekämpfen ist bereits einfach grundfalsch. Denn solche Bunker stehen nicht einfach so in der Gegend herum, sondern dienen dem Schutz von Systemen erheblicher Wirkung. Die Wahrscheinlichkeit dass ich eine Bunkerlinie welche so schwer ausgebaut ist, dass ich sie mit einer 75mm nicht kleinkriege stattdessen mit einer 120mm kleinkriege krankt also schon allein daran, dass der Beschuss aus solchen Bunkern umgekehrt die Kampfpanzer stärker abnutzt als diese die Bunker abnutzen. Es hat schon seinen Grund warum die Israelis binnen weniger Tage im Libanon einen Gros ihrer Nebelsysteme verbrauchten. Noch darüber hinaus muss man solche Bunker überhaupt erstmal aufklären. Und hat man einen aufgeklärt und feuert mit dem Kampfpanzer auf ihn, steht dieser bereits so dass er von mehreren anderen Bunkern aus bekämpft wird. Und nicht jeder zukünftige Feind der solche Anlagen aufgebaut hat wird dann überwiegend nur veraltete PALR haben.

Kurz und einfach: wo eine 75mm nicht reicht, sind Kampfpanzer an sich ungenügend, ungeachtet des Kalibers.

Zitat:Allein schon der Zeitfaktor für den Einsatz von Raketenartillerie gegen unmittelbar im Gefecht der Panzertruppe auftretende Ziele ist ein Problemfaktor für sich.

Was für Ziele konkret sollen das sein ?! Desweiteren sieht jedes Konzept von mir auch jede Menge Systeme mit kürzerer Reichweite vor welche auf der gleichen Ebene wie die Kampfpanzer agieren, insbesondere Mörser / zielsuchende Munition und Raketen kurzer Reichweite.

Zitat:ich denke, dass das fehlen eines großen Rohrkalibers nur durch den verstärkten Einsatz von Raketen, auch kurzer Reichweite zu erlangen wäre. Das wiederum halte ich für weniger sinnvoll als eben noch ein Rohrsystem im Kaliberbereich 105-155mm vorzuhalten.

Man benötigt nur bei ganz bestimmten Fällen mehr als die +/-75mm. Aber gerade dafür hat man sehr viel mehr zielsuchende Munition / Drohnen und auch mehr Mörser dabei.

Zitat:da kommt dann wieder unser Grundkonflikt auf hinsichtlich der Sinnhaftigkeit von gemischtem Einsatz leichter und schwerer Kräfte. Ich hab' kein Problem damit, wenn eine Panzerkompanie einen Aufklärungszug mit PALR und Drohnen auf Caracal dabei hat. Aber im Rahmen der beweglichen Gefechtsführung mit Panzern sollten Geschütze für den LOS-Einsatz auch auf der gleichen schweren Plattform aufbauen wie die anderen Komponenten auch.

Unser klassischer Grund-Dissens. Aber er ist in Wahrheit ganz einfach aufgelöst: wenn die "Geschütze" nicht im LOS Einsatz eingesetzt werden, benötigen sie eben nicht die gleiche schwere Plattform.

Zitat:Auf die ich in diesem Zusammenhang gänzlich verzichten würde, das gehört für mich nicht zu den Panzern.

Genau umgekehrt: Selbst wenn ich Kampfpanzer mit einer großkalibrigen BK verwende, selbst dann ist solche Munition als Ergänzung von immensem Wert und sollte und könnte sogar in bestimmten Formen von der BK selbst verwendet werden. In diesem Kontext verweise ich einmal mehr auf Konzepte wie die KSTAM-II. Wenn ich mit Panzern die nicht in direkter Linie stehen mit solcher Munition an jedem Gefecht teilnehmen kann, also Kampfpanzer an anderer Stelle am Gefecht dennoch NLOS teilnehmen können, ist das ein erheblicher Wert.

Denn das Gelände ist selbst in Panzergünstigem offenen Gelände viel zerteilter als sich dies die meisten vorstellen. Die möglichten Sichtlinien sind querschnittlich viel kürzer als dies angenommen wird. Entsprechend kann der Feind dies immer nutzen wenn ich rein auf LOS beschränkt bin und könnte ich umgekehrt selbst dort wo ich von der Anzahl der Systeme her keinen Schwerpunkt habe sehr schnell einen Feuerschwerpunkt herstellen.

Zitat:Der direkte Schuss ist aber durchaus im Kampf um Stellungen erforderlich

Wozu eine 75mm in den allermeisten Fällen völlig ausreichend ist. Und dort wo sie nicht ausreichend ist, sind Kampfpanzer an sich nicht ausreichend. Oder es handelt sich um für den Krieg insgesamt irrelevante Spezialfälle, welche man dann sinnvollerweise besser umgeht statt sie frontal im direkten Feuer ausschalten zu wollen. Im weiteren sind Stellungen welche eine 75mm nicht ausheben kann am besten aus der Luft zu bekämpfen und es wäre geradezu falsch dafür Kampfpanzer zu verschwenden statt diese derweilen anders einzusetzen.

Wie kommst du eigentlich auf diese Vorstellung, mit Kampfpanzern schwerste Befestigungen im direkten Schuss niederkämpfen und durchbrechen zu wollen ? Das wäre einfach nur ein Fehler, Kampfpanzer für so eine Aufgabe einzusetzen.

Zitat:auch die LOS-Panzerbekämpfung ist trotz deiner Ausführungen eben nicht ausschließlich mit Mittelkaliber zu erledigen

Die Bekämpfung feindlicher Kampfpanzer wird am besten durch Panzerjäger gewährleistet. Deren primäre Waffe ist eben nicht eine großkalibrige BK, sondern die Rakete. Und entsprechend sind Kampfpanzer welche von ihrem Konzept mehr von Panzerjägern haben statt von bisherigen schweren MBT darin besser.

Zitat:einer Überbetonung von PALR gegenüber bin ich halt auch vorsichtig, die bringen für mich viele Friktionen mit sich.

Welche Friktionen konkret sollen das sein ? Natürlich brauchen wir andere PALR als die welche man heute so hat, beispielsweise u.a. stumpfe Hochgeschwindigkeits-PALR mit KEP, aber dessen ungeachtet halte ich eher großkalibrige BK für ein Problem in der Zukunft dahingehend, dass man sie mitschleppt, aber keine sinnvollen Ziele mehr dafür hat und sie entsprechend deshalb schlussendlich ineffizient sein werden.

Zitat:Es ist nicht so, dass man auf keinen Fall auf diese schweren Rohrwaffen verzichten könnte, ich sehe nur die Einschränkungen als zu groß an, um durch den Gewinn an Vereinheitlichung ausgeglichen werden zu können.

Ich sehe umgekehrt schwere Kanonen als ein Problem an, dass weit über die FRage der Vereinheitlichung hinaus geht. Denn schwere Kanonen bedeuten schwere Türme, bedeuten viel mehr Gewicht, bedeuten weniger Munitionsvorrat und sie sind auf einen Gros aller Ziele ineffizient weil sie für die meisten Ziele ein Übermaß an Leistung darstellen. Dazu kommen noch Aspekte wie zu geringe Elevation, mangelnde Skalierbarkeit der Wirkung, zu geringe Kadenz, die Beschränktheit in der Auswahl möglicher Ziele, zu geringe Reaktionsgeschwindigkeit gegen Ziele aus anderen Richtungen als der in welche die Kanone bereits ausgerichtet ist, sehr viel höhere Kosten sowohl für die Kanone selbst als auch für deren Munition, größere Anforderungen an die Logistik usw usw usf

Kurz und einfach: die Vorteile großkalibriger Kanonen erzeugen Einschränkungen, welche ihren Mehrwert eben nicht wert sind. Das hat wenig bis nichts mit der Frage der Vereinheitlichung zu tun.
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Bei Artillerie bringt das größere Kaliber dann allerdings auch die größere Reichweite mit .
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Wir sprechen hier aber ja nicht von Artillerie - sondern von Kampfpanzern.

Schlussendlich läuft der Vorschlag von Broensen darauf hinaus, großkalibrige Artillerie innerhalb von Panzerbataillonen zu haben, zusätzlich zu Kampfpanzern mit einer anderen Bewaffnung. Diese Mischung von großkalibrigen Kanonen und anderen Bewaffnungskonzepten auf Ebene eines Bataillons macht keinen Sinn, egal aus welcher Warte.

Entweder oder. Man kann natürlich auch darüber diskutieren, alle Kampfpanzer sekundär artilleristisch zu befähigen, also entsprechend eine großkalibrige Haubitze auf einer Kampfpanzerwanne zu verwenden welche sowohl im direkten Schuss als auch im indirekten Schuss eingesetzt werden kann. Um dann beispielsweise mit Streumunition feindliche abstandsaktive Maßnahmen zu überwinden und die Option zu haben, auch überhöhte Ziele zu treffen (da die Haubitze steiler angehoben werden kann) usw. alles gut und richtig, aber jeder solche Vorteil zieht halt auch wieder Nachteile nach sich. Die man ganz genau so auch in Kauf nehmen kann.

Aber eine Mischung, wo völllig verschiedene Bewaffnungskonzepte auf Ebene Bataillone zusammen agieren sollen halte ich in jedem Fall für falsch.
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(09.05.2024, 08:18)Quintus Fabius schrieb: Für den Gros aber reicht eine 75mm absolut.
Unbestritten. Allerdings muss ich dazu auch sagen, dass ich konkret die 75/76mm nur erwähnt hatte, weil du da deine Präferenz setzt, denn mMn ist die für "das Gros" sogar überdimensioniert und führt dadurch erst recht zu dem Effekt, den du bei den größeren BKs bemängelst, nämlich dem, dass der Munitionsverbrauch im Verhältnis zwischen eingesetzter und erforderlicher Munitionsmasse bei den allermeisten Zielen zu hoch ist. Und genau das ist für mich ein Argument FÜR eine zusätzliche großkalibrige Waffe, aber eine kleinere, effizientere "Hauptwaffe" der Panzertruppen. Letzteres endet für mich sinnvollerweise bei 50mm.

Man muss die Änderung im Waffenmix der sKr mMn andersherum betrachten: Das vergrößerte Mittelkaliber in gestiegener Anzahl sorgt dafür, dass die großkalibrigen Waffen sowohl in ihrer Anzahl, als auch ihren Variationen massiv reduziert werden können. Es fallen sowohl die Panzerhaubitzen als auch die Panzermörser mit einem Teil der Kampfpanzeraufgaben zusammen und bilden nur noch ein System dafür ab. Und das wird nur noch in deutlich geringeren Mengen vorgehalten, während die Zahl der Mittelkaliber-MKs deutlich erhöht wird. Deswegen betone ich ja auch immer wieder die Notwendigkeit, solch einen Panzer explizit für den NLOS-Einsatz zu befähigen, in dem größere Kaliber dann effizienter mit ihrer Munition agieren können als es für Mittelkaliber möglich ist.
Zitat:Die Idee schwerste Bunker mit Kampfpanzern im direkten Schuss zu bekämpfen ist bereits einfach grundfalsch.
Darum geht es auch nicht. Es geht -plakativ gesprochen- eher darum, das Haus mit einem Geschoss statt mit dreien zusammen zu schießen. Ich schrieb ja auch schon, dass es auch ohne solch ein großes Kaliber gehen würde, nur halte ich das nicht für den sinnvollsten Weg. Denn es gibt einfach Situationen, in denen ein Mittelkaliber mehr Munition einsetzen und/oder sich mehr exponieren muss, um das gleiche Ergebnis zu erzielen wie ein Großkaliber es mit weniger Aufwand erzeugt.
Zitat:Desweiteren sieht jedes Konzept von mir auch jede Menge Systeme mit kürzerer Reichweite vor welche auf der gleichen Ebene wie die Kampfpanzer agieren, insbesondere Mörser / zielsuchende Munition und Raketen kurzer Reichweite.
120mm-Mörser sind ein solches Großkaliber. Ich hatte mich da extra nicht festgelegt, welches Geschützprinzip die Basis darstellen muss. Das kann durchaus ein Panzermörser sein.
Allerdings meinst du wahrscheinlich leichte Infanteriemörser, womit wir wieder bei diesem Punkt wären:
Zitat:Unser klassischer Grund-Dissens. Aber er ist in Wahrheit ganz einfach aufgelöst: wenn die "Geschütze" nicht im LOS Einsatz eingesetzt werden, benötigen sie eben nicht die gleiche schwere Plattform.
Im beweglichen Gefecht müssen sie aber in LOS-Situationen eingesetzt werden. Das ist wahrscheinlich der Kern hinter unserem Dissens diesbezüglich. Du betrachtest die Panzerkräfte mehr als einen integrierten Teil des Ganzen, während sie in meinen Augen komplett autark beurteilt werden müssen. Für mich stellt eine Panzertruppeneinheit einen geschlossenen Truppenkörper da, der sich auf dem Gefechtsfeld mehr oder weniger frei bewegen und durchsetzen können muss. Er darf im Gefecht nicht unmittelbar auf begleitende Kräfte angewiesen sein, die sich weniger exponieren können oder weniger querfeldeinbeweglich sind. Solche sind natürlich im Hintergrund oder auch dem weiteren Umfeld erforderlich, sei es nun als Versorger, zur Aufklärung oder zur artilleristischen Feuerunterstützung, aber auch ohne diese Kräfte muss sich die Einheit aus der Bewegung heraus durchsetzen können. Deshalb braucht sie auch eine organisch absitzende Komponente (PzGren), die überall dort zum Einsatz kommen, wo der Panzer nicht durch kommt. Und darüber hinaus eben alle erforderlichen Waffen direkt aus der Bewegung einsetzbar, sei es gegen Luft- oder Bodenziele, hart oder weich, hinter Deckung oder LOS. Und für all diese Ziele braucht es mMn eben min. zwei Kaliber oberhalb sMG. Und da reicht es auch nicht, wenn absitzende Mörsertrupps auf leichten Fahrzeugen mitfahren, die dann bei Bedarf kurzfristig eine Feuerstellung einrichten und von dort Unterstützung leisten. Das ist weder schnell genug verfügbar, noch ist die Gefährdung dieser Kräfte hinnehmbar, nur um eine höhere Vereinheitlichung der Panzerfahrzeuge zu erlangen.
Zitat:Genau umgekehrt: Selbst wenn ich Kampfpanzer mit einer großkalibrigen BK verwende, selbst dann ist solche Munition als Ergänzung von immensem Wert und sollte und könnte sogar in bestimmten Formen von der BK selbst verwendet werden. In diesem Kontext verweise ich einmal mehr auf Konzepte wie die KSTAM-II. Wenn ich mit Panzern die nicht in direkter Linie stehen mit solcher Munition an jedem Gefecht teilnehmen kann, also Kampfpanzer an anderer Stelle am Gefecht dennoch NLOS teilnehmen können, ist das ein erheblicher Wert.

Denn das Gelände ist selbst in Panzergünstigem offenen Gelände viel zerteilter als sich dies die meisten vorstellen. Die möglichten Sichtlinien sind querschnittlich viel kürzer als dies angenommen wird.
Da haben wir jetzt ein Missverständnis: Ich hatte dein "zielsuchende Munition" als Loitering Munition interpretiert, nicht als endphasengelenkte Präzisionsmunition. Letzteres sehe ich ja auch als sinnvoll an, gerade in Verbindung mit einer solchen großkalibrigen Bewaffnung im Rahmen der Panzertruppen, auch mit Blick auf das folgende:
Zitat:Die Bekämpfung feindlicher Kampfpanzer wird am besten durch Panzerjäger gewährleistet. Deren primäre Waffe ist eben nicht eine großkalibrige BK, sondern die Rakete. Und entsprechend sind Kampfpanzer welche von ihrem Konzept mehr von Panzerjägern haben statt von bisherigen schweren MBT darin besser.
Da bin ich grundsätzlich sogar bei dir und möchte ja gerade eben diese "Artilleriekampfpanzer" mit einer Panzerjagd-Fähigkeit ausstatten, nur halte ich eben gelenkte Munition im Großkaliber für die bessere Lösung als Raketen.
Zitat:Welche Friktionen konkret sollen das sein ?
Ich gehe vor allem davon aus, dass kommende Abwehrmaßnahmen (CRAM/Eloka/Stealth) ernsthafter Gegner gegen PALR und Loitering Munition deutlich effektiver sein werden, als es bei großkalibriger Munition der Fall sein wird, was diese aufgrund ihrer Kosten nicht gut durch erhöhte Quantität oder zusätzliche Gegenmaßnahmen kompensieren werden können. Das ist natürlich nur eine Prognose meinerseits, keine Gewissheit.
Zitat:Denn schwere Kanonen ... sind auf einen Gros aller Ziele ineffizient weil sie für die meisten Ziele ein Übermaß an Leistung darstellen.
Weswegen das Gros der Fahrzeuge auch mit MK ausgestattet sein sollte und nicht mit Großkaliber. Das sollte nur einen geringeren Teil der Panzerkräfte ausmachen. Bspw. könnte das eine schwere Kompanie eines gemischten Panzerbataillons/-regiments sein, so dass z.B. auf 3 KPz mit MK je ein STPz und ein ArtKpPz kämen, während zugleich nicht auch noch eine Panzer-Rohrartillerie auf nächsthöherer Ebene vorhanden ist, sondern eben nur noch Raketenartillerie. Das wäre also schon eine enorme Reduzierung dieser Waffensystemgruppe gegenüber mehr Mittelkaliber-MKs und auch Raketen. Allerdings insbesondere günstigerer Artillerieraketen und weniger teurer PALR.
Zitat:Dazu kommen noch Aspekte wie zu geringe Elevation, mangelnde Skalierbarkeit der Wirkung, zu geringe Kadenz
Das sind Aspekte, an denen man bei der Auswahl des entsprechenden Waffensystems arbeiten kann. Z.B. bietet geteilte Munition eben auch eine Flexibilität hinsichtlich der Entwicklung von skalierbarer Munition, wobei natürlich auch zu beachten ist, dass eben Ziele, die eine geringer Wirkung erfordern, gar nicht von diesen Panzern bekämpft werden würden, denn:
Zitat:die Beschränktheit in der Auswahl möglicher Ziele, zu geringe Reaktionsgeschwindigkeit gegen Ziele aus anderen Richtungen als der in welche die Kanone bereits ausgerichtet ist
Das spielt nur eine untergeordnete Rolle, wenn es sich eben nicht um einen Allround-MBT handelt, sondern um ein einzelnes Fahrzeug in einem Verbund, das dort konkrete Aufgaben hat, für die es spezialisiert eingesetzt wird. So wie sich bisher auch die PzK und MK von KPz und SPz ergänzt haben, wäre das ja weiterhin der Fall, nur dass sich das Zielspektrum und die Verteilung der Waffen auf die Fahrzeuge verschieben würde. Deshalb ja auch der gemeinsame Einsatz bereits auf Bataillonsebene.
Zitat:sehr viel höhere Kosten ... für deren Munition
Nicht im Vergleich zu teuren Hochleistungs-PALR.

Zitat:Schlussendlich läuft der Vorschlag von Broensen darauf hinaus, großkalibrige Artillerie innerhalb von Panzerbataillonen zu haben, zusätzlich zu Kampfpanzern mit einer anderen Bewaffnung. Diese Mischung von großkalibrigen Kanonen und anderen Bewaffnungskonzepten auf Ebene eines Bataillons macht keinen Sinn, egal aus welcher Warte.
Ja, so sehe ich das und bin damit einfach anderer Meinung als du, das werden wir wohl nicht überwunden bekommen.
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