Katastrophen Schutz Grenzgänger Schweiz
#1
Hallo zusammen, ich wohne an der Grenze zur Schweiz. Ich habe mich gefragt, falls es zu Krieg kommt (Atomangriff etc.), würde man dann auch in einen Schweizer Bunker kommen? Oder gibt es allgemein auf der deutschen Seite Bunker, die man verwenden könnte?
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#2
Zunächst mal herzlich willkommen im Forum.

Wenn du kein Schweizer Staatsangehöriger bist, wird für dich im Fall eines massiv ausartenden Krieges (einschließlich nuklearer Eskalation) in den Schutzräumen der Schweiz zur höchsten Wahrscheinlichkeit kein Platz sein. Zudem sind diese heutzutage ebenfalls begrenzt. Ich kenne Schweizer welche in Deutschland leben, mit welchen ich tatsächlich mal über ihre Optionen einer Flucht in ihr Heimatland diskutiert habe. Selbst die gingen davon aus, dass sie halt bei Verwandten in einem Bergtal unterkommen, aber darüber hinaus keine weiteren Optionen dort haben.

Im Falle einer massiven militärischen Eskalation wird die Schweiz zudem ihre Grenzen schließen und militärisch sperren. Es ist auch nicht unwahrscheinlich, dass es dann zu Ausweisungen kommt von Personen die es doch noch irgendwie illegal über die Grenze geschafft haben. Die Freizügigkeit wird im Kriegsfall nämlich ausgesetzt, dass FZA wird dann nicht mehr gelten.

Auf deutscher Seite sind mit keine Schutzräume bekannt (es gibt natürlich welche in privater Hand).

Sollte es zum Atomkrieg kommen, sind Bunker aber ohnehin nicht die Lösung. Im Prinzip bist du entweder in einer Gegend die ohnehin nicht so getroffen wird, dann brauchst du den Bunker nicht, oder du stirbst halt langsamer und später.

Wenn du mit deiner Frage auf konkrete Überlebensstrategien in Bezug auf einen Atomkrieg hinaus willst, empfehle ich dir folgende beide Bücher als Grundlagen:

https://www.amazon.de/Nuclear-War-Surviv...C83&sr=8-1

https://www.booklooker.de/B%C3%BCcher/He...fmmmp92qn9

Wenn du einen Angriff mit Nuklearwaffen überstehen willst, musst du im Endeffekt zunächst mal vor allem anderen:

1. In Bezug auf deinen Wohnort jedwede primäre Ziele solcher Waffen meiden - also jede militärische Einrichtung, insbesondere aber Flughäfen und jede Einrichtung der Luftwaffe, und auch alle Großstädte, insbesondere aber auch Umspannwerke, Kraftwerke usw. alles was mit der Energieinfrastruktur zusammen hängt.

2. In Bezug auf deinen Wohnort das Gelände so wählen, dass die Ausformung des Geländes die Wirkung der Nuklearwaffen reduziert.

3. Einen Wohnort wählen, der so ländlich ist wie möglich, und dich dann dort so weitgehend wie möglich in die sozialen Strukturen integrieren (Dorfvereine, Schützenverein, Kirche etc)

4. Zugang zu Trinkwasser ohne Leitung - oder zumindest zu Wasser welches man aufbereiten kann und welches nicht von weiter oberhalb der Fließrichtung kontaminiert wird.

Falls du diese vier Voraussetzungen schon nicht erfüllen kannst, brauchst du dir über Bunker gar keine Gedanken mehr machen.

Diese Voraussetzungen schützen dich im weiteren auch vor massiven konventionellen Angriffen, welche zunächst auch primär militärische Ziele, Umspannwerke und Großstädte treffen werden.
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#3
(05.08.2025, 18:52)Quintus Fabius schrieb: Wenn du einen Angriff mit Nuklearwaffen überstehen willst, musst du im Endeffekt zunächst mal vor allem anderen:...
Kurz gesagt: Als Wohnort ein Dorf in einem abgelegenen Bergtal zu wählen, ist der einzige halbwegs wirksame Schutz.
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#4
(05.08.2025, 18:52)Quintus Fabius schrieb: Wenn du kein Schweizer Staatsangehöriger bist, wird für dich im Fall eines massiv ausartenden Krieges (einschließlich nuklearer Eskalation) in den Schutzräumen der Schweiz zur höchsten Wahrscheinlichkeit kein Platz sein. Zudem sind diese heutzutage ebenfalls begrenzt.
Die Schutzraumplanung der Schweiz mit verpflichtendem Schutzraum-Bau und -Unterhaltung sieht eine Unterbringung der ständigen Wohnbevölkerung zu 100% vor, das sind diejenigen Personen mit Meldewohnort >1 Jahr. Für Ortsfremde oder diejenigen die diesen Mindestzeitraum nicht erfüllen ist eine Unterbringung ausschließlich vorgesehen falls vor Ort Platz verfügbar ist (z.B. durch Wohnortabwesenheit Berechtigter oder lokalem Deckungsgrad >100%).

Irgendwelche Bergdörfer sind da übrigens eine schlechte Wahl, Gemeinden kleiner 1000 Einwohner sind nämlich von der Schutzraum-Pflicht gleich ganz ausgenommen. Und gleichzeitig in der Schweiz nun mal militärische Primärziele.

Siehe https://www.babs.admin.ch/de/schutzraeume
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#5
kato:

Aktuell gibt es in der Schweiz wenn man die privaten Schutzräume (welche aber nur theoretisch allesamt so verfügbar sind) mitrechnet in der Theorie ungefähr 9 Millionen Schutzplätze auf etwas mehr als 9 Millionen Einwohner. Die Zahl der Schutzräume beläuft sich auf mehr als 370.000. Das ist aber bloße Theorie, auf die vielen Ausnahmen hast du ja auch schon hingewiesen.

Darüber hinaus sind viele davon nicht wirklich vollständig einsatzbereit! Viele Schutzräume werden im Friedensbetrieb einfach als Keller, Lager, Abstellraum etc verwendet. Die müssen dann erstmal frei geräumt werden. Deshalb geht man aktuell vor einer Vorlaufzeit von 5 Tagen aus, in welchen man die Schutzräume dann betriebsbereit kriegen will.

Während dessen planen die Kantone bzw. Gemeinden dann die Zuweisung der jeweiligen Wohnbevölkerung in die Schutzräume. Das geht nicht einfach nach Gutdünken, sondern die Schutzplätze werden dezidiert zugeteilt. Auch der Schutzraumbezug wird in den meisten Kantonen angeordnet. Im Fall eines sich abzeichnenden Krieges werden diese Schutzräume dann der Bevölkerung zugewiesen. Wer da aus Deutschland kommt, erhält keinen Schutzplatz, so einfach ist das.

Zitat:Irgendwelche Bergdörfer sind da übrigens eine schlechte Wahl, Gemeinden kleiner 1000 Einwohner sind nämlich von der Schutzraum-Pflicht gleich ganz ausgenommen. Und gleichzeitig in der Schweiz nun mal militärische Primärziele.

Ich sprach nicht über die Schweiz, (die Fragestellerin gab ja an in Deutschland zu leben) - aber auch in der Schweiz sind keineswegs alle Bergdörfer militärische Primärziele, ich bitte dich. Genau genommen sprach ich nicht mal von Bergdörfern. Und ich betonte zudem explizit, dass man von militärischen Zielen wegbleiben soll, also verstehe ich deinen Einwand hier nicht mal ansatzweise.

Das muss natürlich beides zugleich erfüllt sein: kein militärisches Ziel UND die anderen Faktoren.

Aber dessen ungeachtet: allgemein würde man in einem Dorf in den Bergen bei entsprechender geographischer Lage am ehesten überleben. Dazu muss man aber entlang der Grenze zur Schweiz keineswegs in diese überwechseln. Und es muss auch nicht per se ein richtiges Gebirge sein, da genügen schon entsprechende Lagen im Mittelgebirge.

Spezifisch in Bezug auf die Grenznähe zur Schweiz gibt es da ja eine ganze Kette von Bundeswehrstandorten (von West nach Ost beispielsweise Müllheim, Todtnau, Donaueschingen, Stockach, Überlingen, Konstanz, Immenstadt, Friedrichshaven). Im östlichen Anteil der Grenze liegt der Bodensee, im westlichen Anteil aber ein ausreichend breiter Streifen entlang der Grenze zur Schweiz, in welchem man durchaus genügend Möglichkeiten hätte.

Im Südschwarzwald entwässern ja etliche Bäche und Flüsse nach Süden in Richtung Rhein. Entsprechend Berge decken eigentlich die genannte Linie von Bundeswehrstandorten nach Norden ab. Ein Bekannter von mir wohnt beispielsweise im Hotzenwald. Da gibt es richtig gute Stellen. Aber die gibt es auch sonst entlang der Grenze. Noch ein interessanter Aspekt an diesem Streifen ist, dass Wind und Wetter oft in Richtung Nordosten wirken, entsprechend also Fallout von dem Streifen weg getragen würde. Wenn man auf die Bundeswehrstandorte und entsprechende Verkehrsknotenpunkte da mit Simulatoren typische russische Kernwaffen setzt, gibt es da zwischen Rhein und dem nördlichen Hotzenwald immer Stellen wo man recht sicher durch käme. Dasselbe im Klettgau, wo die Grenze zur Schweiz zudem teilweise extrem verwinkelt ist.

Das Problem ist halt immer, dass man eigentlich in die jeweiligen lokalen Gemeinschaften integriert sein müsste. Insbesondere für das Überleben nach dem Atomkrieg.
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