Sechster Nahostkrieg
Die Lage in Gaza wird immer desolater. Die israelische Vorgehensweise hat nun dazu geführt, dass das Herrschaftsgefüge völlig chaotisch wird:
Hamas verliert Kontrolle: Clans reißen Macht im Gazastreifen an sich - berichtet die Frankfurter Rundschau (Kopie hier)
Zitat:...
Bewaffnete Clans füllen bereits das Machtvakuum im Gazastreifen, so die anonyme Quelle weiter. Es sei ein Kopfgeld auf Jassir Abu Schabab, den Anführer eines Clans, ausgesetzt worden. „17 Jahre lang hat sich die Hamas überall Feinde gemacht. Wenn jemand wie Abu Schabab diese Kräfte um sich scharen kann, könnte das der Anfang vom Ende für uns sein“, erklärte der Hamas-Kämpfer den Hintergrund.

Laut israelischen Medien kooperiert Abu Schababs Gruppe teilweise mit der israelischen Armee und wurde einem Times of Israel-Bericht zufolge mit beschlagnahmten Kalaschnikows ausgerüstet. Israel scheint Clans gezielt zu stärken, um die Hamas im Gegenzug weiter zu schwächen. Experten warnen jedoch vor einer Entwicklung hin zu einem Clan- und Warlord-System ähnlich wie in Somalia. Weitere Quellen aus dem Gazastreifen weisen laut BBC daraufhin, dass Clan-Chef Schabab sich mit anderen bewaffneten Gruppen abstimmen will, um die Hamas gemeinsam zu stürzen. Schabab habe offenbar auch Kontakte zu Mohammad Dahlan, dem ehemaligen Sicherheitschef des Gazastreifens.

Insgesamt gebe es demnach sechs verschiedene bewaffnete Gruppen. Unabhängige Bestätigungen der Angaben liegen bislang nicht vor.
...
Die Leidtragenden des Konflikts sind die Zivilisten. Bewaffnete Clans können nach Angaben des Hamas-Offiziers derzeit jeden im Gazastreifen aufhalten oder sogar töten – ohne dass jemand eingreift. „Gehälter werden verspätet ausgezahlt, und wenn sie ankommen, sind sie kaum nutzbar. Manche sterben schon beim Versuch, sie abzuholen“, erklärte die Quelle weiter. Es sei ein „totaler Zusammenbruch“. Im Gazastreifen herrsche demnach „immer mehr Gesetzlosigkeit“. Dabei ist die humanitäre Lage ohnehin prekär.
Nennt sich das dann "failed state" und liegt der im Interesse Israels?
Ich stelle mir gerade vor, wie sich Comorra oder Mafia entsprechende Gefechte um die Herrschaft in einzelnen Stadtvierteln liefern.
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(08.07.2025, 10:52)Kongo Erich schrieb: Nennt sich das dann "failed state" und liegt der im Interesse Israels?
Ich stelle mir gerade vor, wie sich Comorra oder Mafia entsprechende Gefechte um die Herrschaft in einzelnen Stadtvierteln liefern.

Die Terrorherrschaft der Hamas hat zu vielen Morden geführt. Zuletzt hat ja man den Rädelsführer einer Gegenbewegung brutal ermordet. Das jedenfalls war ganz sicher nicht im Interesse Israels.

Ich halte den Schachzug Israels für clever. Clanstrukturen sorgen dafür, dass sich die Lage beruhigen wird und die Hamas endgültig im Gazastreifen zerstört wird. Viele von den Clans sind auf Rache aus. Nicht schön, aber wer mordet bzw. Mörder unterstützt muss damit rechnen eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Da es Clans im allg. im Einfluss und Geld geht und nicht um Ideologie ist das aus israelischer Sicht eine Verbesserung. Natürlich wäre der Aufbau einer Demokratie wünschenswert aber das ist im Gazastreifen einfach unvorstellbar.
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So ganz hilflos scheint die Hamas in Gaza indessen nicht zu sein...
Zitat:5 IDF soldiers killed, 14 injured by roadside bomb in northern Gaza

IDF says explosive detonated while soldiers were on foot in Beit Hanoun; four of five slain troops served in ultra-Orthodox Netzah Yehuda Battalion. [...] The IDF has operated in Beit Hanoun — located on the northern edge of Gaza, just across from the border city of Sderot — numerous times since the start of the war, capturing the town but withdrawing each time after several weeks.
https://www.timesofisrael.com/5-idf-sold...hern-gaza/

So wie es sich verhält, war es wohl ein IED, der eine Fuß-Patrouille erwischte. Und es zeigt sich, dass search & destroy nicht zum Ziel führt, sondern nur clear & hold dauerhaft eine Lösung sein kann, denn anscheinend war die IDF da schon vor Ort, ist nur jedes Mal wieder abgezogen... Dodgy

Schneemann
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(08.07.2025, 12:02)Kos schrieb: .... Nicht schön, aber wer mordet bzw. Mörder unterstützt muss damit rechnen eines Tages dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden....
hat das Israel auch bedacht, als es (Bibi !!!) die Hamas als Widerstandsorganisation gegen die PLO gepäppelt hat?
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(08.07.2025, 14:52)Kongo Erich schrieb: hat das Israel auch bedacht, als es (Bibi !!!) die Hamas als Widerstandsorganisation gegen die PLO gepäppelt hat?

Das sind aber verschiedene Dinge. Ich meinte die Morde der Hamas im Gazastreifen an Palästinensern. Aufgepäppelt trifft es auch nicht, es war eher Unterlassung.
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Unterlassung? Ich weiß nicht - hier liest sich das anders:
Zitat:. ...
In der historischen Rückschau mutet es als böse Ironie der Geschichte an, aber
zwischen 1967-1986 wurde die Anzahl der Moscheen im Gazastreifen,
in der Muslime für den Widerstand gegen Israel rekrutiert wurden, durch
die Hilfe der Israelis verdoppelt.7 Die israelische Strategie versuchte mit
der Stärkung der für quietistisch gehaltenen Muslimbrüder die
linksgerichtete, damals noch gewalttätige PLO zu schwächen. ...
Quelle 1 S.118

Zitat:"Teile und Herrsche": Die Hamas ist eine Schöpfung Israels, um Palästinenser zu spalten
Quelle 2

Weitere Hinweise;
Zitat:Netanjahu wollte Palästinenser spalten - und spaltete Israel
Felix Tamsut
21.01.202421. Januar 2024
Israels Premier Benjamin Netanjahu wollte die Hamas am Leben erhalten, um einen palästinensischen Staat zu verhindern. ...
Quelle 3

Nicht mehr so eindeutig:
Zitat: 1973 gründete Scheich Ahmad Jassin, der damals der faktische Leiter der Muslimbrüder war, ein „Islamisches Zentrum“ (Al-Mudschamma al-Islamia) als Wohlfahrtsorganisation. Das „Zentrum“ betrieb Kindergärten und Kliniken, organisierte auch Massenhochzeiten für Paare, die Kosten sparen wollten. Ziel war es, die Gesellschaft verstärkt zu islamisieren. 1979 erkannte Israel das „Zentrum“ offiziell an. Geld erhielt es durch Spenden aus den Golfstaaten.
In dieser Zeit kam es auch zu einer stärkeren Politisierung und Militarisierung. Hauptgegner waren aber zunächst linksextreme Palästinensergruppen im Gazastreifen. 1984 verhaftete Israel Jassin, weil er zu diesem Zweck Waffen in einer Moschee hortete. ...
Quelle 4

Fakt ist aber - ganz unbemerkt von der Öffentlichkeit - dass jüdische Siedler gegen alle vorgehen, die nicht selbst jüdisch sind. Damit wird der Widerstand der angegriffenen nur gestärkt. Und auch das führt im Endeffekt zu einer Stärkung der radikalen Bewegungen auf palästinensischer Seite.
Ein aktuelles Beispiel:
Zitat:Jüdische Siedler attackieren christliches Dorf in besetzten Gebieten

Taybeh gilt als letzter rein christlicher Ort im Westjordanland. Auch dieses Dorf gerät ins Visier militanter Siedler. Die Gewalt macht selbst vor einem antiken Kirchenbau nicht halt. ....
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