BRIC(S) - Staaten
(05.07.2025, 21:14)Kongo Erich schrieb: Mit dem kommenden BRICS-Gipfel, dem Abwesenden russischen Präsidenten und den Widersprüchen der wichtigsten Gründungsstaaten befasst sich dieser Artikel: Kopie hier

Wo hat man denn diesen "Experten" wieder ausgegraben?

Hat Putin jemals von den BRICS-Staaten verlangt nicht mehr mit dem Westen zu handeln? Davon habe ich noch nie etwas gehört. Anscheinend scheint dieser "Experte" da westliche Forderungen auf Putin zu übertragen.

Auch ist dann Interesse an einer eigenen Tauschwährung mit Golddeckung in Rußland inzwischen eher gesunken, da man sich auf einem Entspannungskurs mit den USA befindet und Rußland seinen Handel inzwischen ohne BRICS-Währung und unabhängig vom Dollar abwickeln kann.

Auch halte ich es für gewagt zu glauben dass Rußland der Idee den Lebensstandard für die "unteren Schichten" in den BRICS-Staaten anzuheben diametral entgegen steht. Bestenfalls wird Rußland dieses Thema egal sein.
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Wir kommen aus einer Zeit, die älteren Semester inkl. mir erinnern sich noch, da fanden globalwirtschaftlich betrachtet, nur die USA, wenige Staaten Zentraleuropas, Japan statt und der Rest der Welt hatte keine Relevanz. Tatsächlich war dies die letzten 500 Jahre in etwa so der Fall und wir befinden uns in Mitten der Endphase. Früher konnten sich diese globalen Player in Europa sogar leisten, in Konkurrenz zueinander die Welt zu dominieren, dann folgten Blöcke, die sich politisch und wirtschaftlich im Zuge einer ökonomischen Abwärtsspirale nun auch schon langsam zersetzen. Ob sich dem ein Block des globalen Südens auf konfrontative Weise entgegenstellen wird, ist nicht sicher und wahrscheinlich auch gar nicht notwendig. Alles nimmt sowieso seinen Lauf, der durch die Globalisierung von Wissenschaft, Technologie, Handel und Demographie (=Angebot, Nachfrage) getragen wird. Das geschieht in Zeitlupe aber doch irgendwie recht schnell in den letzten 10-20 Jahren, wenn man das in den gesamten historischen Zeitrahmen setzt. Dem kolonialen Zeitalter folgte das post-koloniale Zeitalter und nun leben wir vermehrt in einer globalisierten, multipolaren Welt. Dass die gewichtigen und weniger gewichtigen Staaten des globalen Südens selbstständig ihre Interessen mit nicht nur regionaler sondern letztlich globaler Ausrichtung untereinander abstimmen und sich ohne die Kolonialstaaten organisieren (egal was da just gerade Stand bei welchem Punkt ist) ist ein Symptom dieser Entwicklungen, die nicht mehr aufzuhalten ist. Putin hin, Trump her. Auch die Existenz dieser Personen in dieser Funktion und ihre Handlungen sind eigentlich Teil dessen. So wie insgesamt die politischen Verschiebungen innerhalb des westlichen Staaten, die in Richtung innenpolitischer Destabilität führen, ohne dass dies der globale Süden aktiv herbeiführen würde.
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Zitat:...nur die USA, wenige Staaten Zentraleuropas, Japan statt und der Rest der Welt hatte keine Relevanz. Tatsächlich war dies die letzten 500 Jahre in etwa so der Fall und wir befinden uns in Mitten der Endphase.
Das ist so nicht ganz richtig.

Und Europa brach zwar zu Ende des 15. Jahrhunderts bzw. zu Beginn des 16. Jahrhunderts zur Entdeckung (und teils auch Eroberung) der Welt auf, lag aber rein nach dem Wert der Waren und dem Handelsvolumen gerechnet noch bis ins 18. Jahrhundert hinein hinter Asien, wobei sich dies speziell auf China und Indien bezieht.

Erst der zunehmende innere Verfall Chinas unter der reformunfähigen und korrupten Qing-Dynastie, die Eroberung der Mogulreiche Indiens durch die Briten und die zunehmende Industrialisierung Europas im 18. Jahrhundert brachten Europa dann auf die Überholspur und ließen das 19. Jahrhundert zu einem Jahrhundert der europäischen Dominanz und der Belle Époque werden.

Darüber hinaus: Japan und die USA waren hier in dieser Rechnung jahrhundertelang im Grunde gar nicht vertreten. Japan versank unter dem Tokugawa-Shogunat seit Beginn des 17. Jahrhunderts - und bereits davor war sein wirtschaftlicher Einfluss gering gewesen - in selbst erklärter Isolation (bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts) und hatte faktisch keine nennenswerte handels- und wirtschaftsspezifische Bedeutung bis zur zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Auch die USA spielten nach ihrer Gründung bzw. Unabhängigkeit 1776 vorerst nur eine sehr, sehr marginale Rolle (und die "Wirtschaftskraft" von ein oder zwei Millionen in Subsistenzwirtschaft lebenden Indianern auf dem Gebiet der heutigen USA vor 1776 ist faktisch irrelevant bzgl. des Welthandels) und waren mit der Konsolidierung nach innen und der Erschließung des riesigen Landes beschäftigt. Erst mit der zunehmenden Industrialisierung gewannen auch die USA an Kraft, aber dies war erst im Laufe des 19. Jahrhunderts der Fall.

Schneemann
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Zur Vorhersage des "Experten"

Zitat:Die Brics-Staaten kritisieren in einer gemeinsamen Erklärung die jüngsten Angriffe auf die russische Eisenbahninfrastruktur. "Wir verurteilen auf das Schärfste die Angriffe auf Brücken und Eisenbahninfrastrukturen, die am 31. Mai sowie am 1. und 5. Juni 2025 in den Regionen Brjansk, Kursk und Woronesch der Russischen Föderation absichtlich auf Zivilisten gerichtet waren und bei denen mehrere Zivilisten, darunter auch Kinder, ums Leben kamen", heißt es in dem Dokument. Die Regionen Brjansk, Kursk und Woronesch liegen alle in der Nähe der nordöstlichen Grenze der Ukraine und spielen eine zentrale Rolle im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die zivilen Opfer in der Ukraine und die massive Zerstörung der Infrastruktur dort werden in der Erklärung nicht bedauert. Zur Gruppe der elf Brics-Staaten gehören neben Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika seit 2023 auch Ägypten, Äthiopien, Indonesien, der Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate.

https://www.n-tv.de/politik/09-35-Putin-...43824.html
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Man muss zwischen Tagespolitik und (strategischer) Entwicklung unterscheiden.

Tatsächlich gehen die BRICS-Staaten (zu denen letztendlich Russland und China als Gründungsmitglieder gehören) auch selbst auf Distanz zu den USA, das mit seinen Zoll-Ankündigungen einen Generalangriff auf den freien Welthandel gestartet hat.
Zitat:BRICS-Staaten gehen auf Konfrontation mit US-Zollpolitik

Beim BRICS-Gipfel in Rio formiert sich Widerstand gegen die globale Dominanz der USA. Die Staaten kritisieren vor allem Trumps Zollpolitik – namentlich erwähnt wird er nicht, doch die Botschaft ist eindeutig.

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So wollen die Schwellenländer finanziell unabhängig werden

Die Reaktion der Trump-Administration mutet dagegen wie ein hilfloses "um-sich-schlagen" an.
Zitat:Nach Kritik an US-Handelspolitik
Trump wettert gegen Brics - Zusatzzoll für Mitglieder
Die Brics-Staaten wenden sich gegen die Zollpolitik von US-Präsident Trump. Der will das nicht auf sich sitzen lassen, das Staatenbündnis bekommt seinen Furor zu spüren: Wer sich der Gruppe anschließt, muss mit noch höheren Einfuhrgebühren rechnen.


US-Präsident Donald Trump hat mit Strafzöllen für eine Annäherung von Staaten an die Brics-Gruppe gedroht. "Jedes Land, das sich der antiamerikanischen Politik der Brics anschließt, wird mit einem ZUSÄTZLICHEN Zoll von zehn Prozent belegt. Es wird keine Ausnahmen von dieser Politik geben", schrieb Trump in einem Beitrag auf seiner Social-Media-Plattform Truth Social.
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Das erscheint mehr wie die Trotzreaktion des Schulhofschlägers, der erkennbar seine Macht verliert und sich nicht mehr zu helfen weis.
Ist die DT-Administration noch in der Lage, das BRICS-Bündnis ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen - oder isolieren (und schaden sich) die USA bei der Umsetzung ihrer Drohungen nicht selbst mehr?

Nun muss man die Entwicklung der BRICS genauer anschauen. Es war ja ursprünglich (um das Jahr 2000) nur ein "Kunstbegriff" aus der Finanzwelt von Goldman-Sachs für die Staaten Brazil, Russia, India und China, deren Wirtschaft sich ergänzte und die miteinander kombiniert stark genug waren, sich von globalen Einflüssen abzukoppeln.
Aus dieser Idee ist zunächst ein loses Interessensbündnis geworden, das sich in der Finanzkrise 2008 bewährte und aus einem losen Absprachegeklöne kommend auch formal konstituierte und seit 2009 regelmäßig zu Gipfeltreffen zusammen findet.
Dabei verfestigt sich der institutionelle Charakter des "Bündnisses der größten Schwellenländer" immer mehr. Dabei werden dann auch Einrichtungen wie die "BRICS-EntwicklungsBank" errichtet, die für die Mitglieder eine Alternative zu den etablierten Institutionen wie dem (aufgrund seiner strikten Auflagen ungeliebten) IWF bilden sollen.
Das führt dazu, dass auch immer mehr Staaten dem Bündnis als Mitglieder beitreten wollen. Jeder dieser Beitritte führt einerseits zu stärkeren inneren Widersprüchen (z.B. zwischen China und Indien oder zwischen Iran und Saudi-Arabien), stärkt andererseits aber nominal die Kraft des Bündnisses , das nach den Erweiterungen zum Stand 2023 schon knapp die Hälfte der Weltbevölkerung umfasste (dieses Jahr kam auch noch Indonesien dazu !).
Die BRICS haben bereits 2020 mit ihrem Anteil am weltweiten BIP mit den G-7 Staaten gleich gezogen.
[Bild: https://de.wikipedia.org/wiki/BRICS#/med...ICS_G7.svg]

Die Erweiterungsrunden der letzten Jahre haben nun auch zu einer weiteren interessanten Entwicklung geführt:
das Bündnis "BRICS+" kann auch als "OPEC+" bezeichnet werden.
Die weltweit größten Gas- und Ölexpotierenden Staaten sind inzwischen dem Bündnis beigetreten.
Heute repräsentieren die BRICS-Staaten mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und rund 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

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Werden die BRICS mächtiger als die G7?
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Zitat:Die BRICS haben bereits 2020 mit ihrem Anteil am weltweiten BIP mit den G-7 Staaten gleich gezogen.
[Bild: Datei:GDP_BRICS_G7.svg]

Die Erweiterungsrunden der letzten Jahre haben nun auch zu einer weiteren interessanten Entwicklung geführt:
das Bündnis "BRICS+" kann auch als "OPEC+" bezeichnet werden.
Die weltweit größten Gas- und Ölexpotierenden Staaten sind inzwischen dem Bündnis beigetreten.
Heute repräsentieren die BRICS-Staaten mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und rund 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung.

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Werden die BRICS mächtiger als die G7?
Dann geht es aber mit BRIC(S) aktuell den Bach runter, wenn man deine Zahlen vergleicht.

Laut der von dir eingestellten Wikipedia-Graphik lagen BRIC(S) und G7 im Jahr 2020 bei ca. 30% des weltweiten BIP und damit gleichauf. Laut der FAZ aber von 2025 liegen die G7 bei 45% und BRIC(S) bei ca. 28% des globalen BIP. D. h. entweder stimmt eines von deinen beiden Zahlenbeispielen nicht oder aber BRIC(S) befindet sich auf dem absteigenden Ast.

Kann aber natürlich auch sein, wenn man die desolaten Bedingungen in Russland und die Labilität von Brasilien, Südafrika und auch des Iran berücksichtigt. In jedem Fall scheint die Lage von BRIC(S) nicht rosig zu sein.

Schneemann
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(07.07.2025, 12:41)Schneemann schrieb: Dann geht es aber mit BRIC(S) aktuell den Bach runter, wenn man deine Zahlen vergleicht.

Laut der von dir eingestellten Wikipedia-Graphik lagen BRIC(S) und G7 im Jahr 2020 bei ca. 30% des weltweiten BIP und damit gleichauf. Laut der FAZ aber von 2025 liegen die G7 bei 45% und BRIC(S) bei ca. 28% des globalen BIP. D. h. entweder stimmt eines von deinen beiden Zahlenbeispielen nicht oder aber BRIC(S) befindet sich auf dem absteigenden Ast.

Kann aber natürlich auch sein, wenn man die desolaten Bedingungen in Russland und die Labilität von Brasilien, Südafrika und auch des Iran berücksichtigt. In jedem Fall scheint die Lage von BRIC(S) nicht rosig zu sein.

Schneemann

Kann es sein dass hier BIP nach Kaufkraftparität und ohne diese zusammengewürfelt wurden?
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@Schneemann
Die Wiki-Grafik ist (wie alle Wiki-Artikel, gell) durchaus bezweifelbar. Ich nehme Wiki daher i.d.R. nur, um Größenordnungen darzustellen. Bei der Wiki-Grafik ist das die Entwicklungslinie, der Trend, der sich aus der Grafik ergibt.
Problematisch ist auch, dass in den letzten Jahren ein massiver Mitgliederzuwachs sehr unterschiedlicher Staaten zu verzeichnen war.
Indonesien und Saudi-Arabien eint wenig, außer dem Islam. Und manche Mitgliedsländer hinken mit ihrer statistischen Erfassung sehr lange zurück oder haben sehr große "Toleranzbreiten", um es zurück haltend auszudrücken. Nicht in allen Schwellenländern ist die Wirtschaftsstatistik so ausgeprägt wie in Deutschland.
Dann ist auch entscheidend, zu welchem Zeitpunkt man gerade welche Daten in einer Statistik verarbeitet.

Letztendlich ist es egal, ob da 5 % mehr oder weniger BIP erfasst werden. Deshalb hatte ich ja auch von "mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung und rund 40 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung" geschrieben.

BRICS-Staaten verurteilen Iran-Angriffe und kritisieren Trumps Zollpolitik - der kleinste gemeinsame Nenner
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@Kongo Erich
Zitat:Indonesien und Saudi-Arabien eint wenig...
Es wäre nicht nur das, man denke an Iran und Saudi-Arabien oder auch China und Indien. Da sind zwischen den jeweiligen Ländern durchaus schwere Spannungsmomente (besser: Rivalitäten) vorhanden. Und das Xi nicht in Brasilien auftauchte - bei Putin mag man es noch verstehen wegen seines Haftbefehls -, wird von manchen Beobachtern auch schon dahingehend gedeutet, dass Peking von der Sinnhaftigkeit von BRIC(S) nicht mehr allzu sehr überzeugt ist.

Dazu:
Zitat:Staatenbund in der Krise – Auch Xi kommt nicht zum Gipfel in Rio

Die erweiterte BRICS-Gruppe findet kaum noch einen Konsens. [...] In Rio de Janeiro wollte der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva als Gastgeber beim am Sonntagabend deutscher Zeit beginnenden BRICS-Gipfel die wichtigsten Führer des sogenannten globalen Südens empfangen. [...]

Doch auch Chinas Staatspräsident Xi Jinping sagte in letzter Minute ab. Stattdessen wird Chinas Nummer zwei, Regierungschef Li Qiang, die Volksrepublik vertreten. Dies bestätigte das chinesische Außenministerium am Donnerstag. „Xi wird fehlen“, sagte Celso Amorim, Lulas Chefdiplomat.

Xis Fernbleiben hat sich wie ein Schatten über den Gipfel gelegt. In Brasilien wird spekuliert, dass Pekings Absage der Grund dafür ist, dass auch die eingeladenen Staatsoberhäupter aus Ägypten, Saudi-Arabien, der Türkei und Mexiko ihre Teilnahme zurückgezogen haben. Von den BRICS-Gründungsmitgliedern werden nur Indiens Premierminister Narendra Modi und Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nach Rio kommen. [...] Es ist das erste Mal seit 2009, dass China nicht mit dem obersten Vertreter des Staates bei einem Präsidententreffen der Gemeinschaft dabei ist.
https://www.handelsblatt.com/politik/int...39326.html

Das sieht mir nach vielem aus, aber nicht nach Einigkeit oder starkem Interesse. Und ohne China können die BRIC(S)-Staaten den Laden eigentlich zumachen. Ich vermute, dass man in Peking sehr genau bemerkt hat, dass man von den anderen Mitgliedern als Zugpferd vor den Karren gespannt werden soll, aber dass die Vorteile für die Volksrepublik insgesamt eher überschaubar sind.

Schneemann
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@Schneemann

Deine Vermutung kann man teilen - allerdings macht Xi sehr wenig Auslandsreisen, nicht mehr als zwei bis drei im Jahr. Und die hat er eigentlich schon voll. Er besuchte im Mai Russland zur Teilnahme an den Feierlichkeiten zum 80. Jahrestag des Sieges über den Nationalsozialismus - da hat er die meisten BRICS-Repräsentanten getroffen - und reiste im April durch Südostasien, um eine engere Kooperation mit Ländern wie Vietnam zu fördern.
Xi "empfängt lieber" - wie die chinesischen Kaiser - und lässt sich so selbst hofieren. So waren im Mai Chiles Präsident Gabriel Boric in Peking, um die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu vertiefen.- und im Juni der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa ebenfalls in Peking. Man kann also durchaus davon ausgehen, dass China starkes Interesse an Südamerika hat.
Allerdings scheint es mir auch so zu sein, dass Peking lieber mit einzelnen Staaten diverse Separatgespräche führt, als sich gleichzeitig mit einem Hühnerhaufen rivalisierender Hähne abzugeben.

Richtig ist auf jeden Fall:
a) China ist das wirtschaftlich potenteste Mitglied der Gruppe
b) auch die letzten Aufnahmen weiterer Mitglieder fanden mit Zustimmung, z.T. sogar auf Anregung Chinas statt.

Und aktuell gibt es ein Problem zwischen den BRICS - Mitgliedern und den USA:
Trump droht der Brics-Allianz mit hohen Zöllen, um US-Interessen zu verteidigen. - das könnte die gerade erfolgte Einigung zwischen den USA und China beeinträchtigen.
Möglicherweise will Xi da nicht noch selbst Benzin in's offene Feuer gießen - sondern abwarten, bis sich DT selbst über die eigenen Beine flach legt und die anderen BRICS-Mitglieder die Kastanien für ihn aus dem Feuer holen.

Wenn man China als (auch kommenden) strategischen Herausforderer der USA sieht - oder von mir aus auch BRICS+ als Herausforderer der G7 - dann wäre Xi vom wilden Affen gepudert, wenn er nicht eine solche Organisation hinter sich scharen würde.
Die chinesische Politik ist da aber etwas - hm, undurchsichtiger? - zurückhaltender als das DT mit seinen brutalen Wildwest-Methoden ist. China schöpft aus einer Jahrtausende aufgebauten Staatskunst, die auch Mao nicht vernichten und zerstören konnte. Die chinesischen Methoden sind listiger, möglicherweise also auch gefährlicher als so mancher vergleichsweise rüpelhaft agierender Halbstarke meint.
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(08.07.2025, 15:22)Kongo Erich schrieb: ,,,

Wenn man China als (auch kommenden) strategischen Herausforderer der USA sieht - oder von mir aus auch BRICS+ als Herausforderer der G7 - dann wäre Xi vom wilden Affen gepudert, wenn er nicht eine solche Organisation hinter sich scharen würde.
...
ich lese gerade einen interessanten Artikel in der WELT
Zitat:...
Die geläufige Definition für eine Zugehörigkeit zu den G7-Staaten ist bekannt: Die „westlichen Staaten“ verstehen sich als Wertegemeinschaft, die sich unter anderem für die Freiheit und Menschenrechte, Demokratie und Rechtstaatlichkeit, Wohlstand und eine nachhaltige Entwicklung einsetzt. Mitglieder sind derzeit die USA, Italien, Japan, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Deutschland. Sie gelten gemeinhin als die größten Volkswirtschaften der Welt – ohne China, Indien und Brasilien.

Eine Aufnahme Brasiliens in die aktuelle illustre G7-Runde wäre aber ein Signal an den demokratisch organisierten Teil des globalen Südens: Seht her, hier habt ihr endlich den schon lange verdienten Platz am Tisch der Mächtigen. Es wäre für das 210-Millionen-Einwohner-Land auch eine Anerkennung für die industrielle und demokratische Aufbauarbeit. Kulturell und politisch tickt das Land ohnehin ähnlich wie „der Westen“. Brasilien könnte als Scharnier zwischen den Industrienationen einerseits und den Schwellen- und Entwicklungsländern andererseits fungieren.

Zwei Milliarden Euro steckt die EU nach eigenen Angaben in Projekte für den Aufbau von grünen Wasserstoff-Projekten in Brasilien, eine Milliarde gibt es für den Amazonas-Schutzfonds. Es wäre gut, wenn das Geld in ein Land fließen würde, das fest eingebunden wäre in das westliche Wertebündnis und nicht vollständig die Abhängigkeit Chinas abgleitet.
...
ein interessanter und feinsinniger Vorschlag
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Die Gerüchteküche brodelt derzeit, es wird über Xi Jinping und seinen Gesundheitszustand spekuliert, ebenso über seine politische Zukunft. Xi soll zwischen dem 21.Mai und 5.Juni aus dem öffentlichen Leben verschwunden gewesen sein, und als er wieder auftauchte, hatte er Behandlungsspuren, die auf einen möglichen Schlaganfall hindeuten könnten.

Die Berichterstattung in chinesischen Staatsmedien hat sich ebenfalls auffallend verändert. Wurde früher ein regelrechter Personenkult um Xi veranstaltet, nicht unähnlich demjenigen der Nordkoreaner, wird Xi heute nur noch unter ferner liefen erwähnt.

Kleiner Einschub zur Erklärung:
Früher mußten die DDR Staatsmedien jedesmal die vollständige Litanei aller Ämter und Funktionen von Erich Honecker herunterbeten, auch wenn es sich nur um eine kleine Meldung am Rande gehandelt hat. Dieser umständliche und offensichtliche Unsinn war ein Ausdruck der absoluten Macht, welche die Partei auf jeden Aspekt des öffentlichen Lebens ausgeübt hat. Jeder mußte sich diesem Ritual unterordnen und damit seine "Angepaßtheit" demonstrieren. Zuwiderhandlungen wurden streng bestraft.

In China hatte Xi Jinping ein ähnliches System wiederaufgebaut, hat jahrelang führende Positionen in Partei und Militär mit engen Vertrauten besetzt und seine eigene Macht scheinbar für alle Ewigkeit zementiert. Umso überraschender kommt jetzt sein offenbarer Abstieg in die Bedeutungslosigkeit. In den vergangenen Jahren begannen und endeten Artikel in chinesischen Zeitungen mit Xi Jinping, er war einfach überall. Inzwischen ist an ebenjenen Stellen im Text nur noch von "der Partei" und von "Parteibeschlüssen" die Rede, Xi wird immer seltener namentlich erwähnt. Solche Details spielen in autokratischen Systemen eine wesentlich größere Rolle als hier im Westen und gelten als Indikator für das Machtgefüge.

Im September findet eine Parade zum 80. Jahrestag des Kriegsendes zwischen China und Japan statt, im Oktober treten die Volksdeputierten zusammen und möglicherweise wird da über eine Nachfolge entschieden. Einige der Personalbesetzungen mit engen Vertrauten, welche Xi über eine Reihe von Jahren durchgesetzt hatte, wurden in den vergangenen Wochen ohne Angabe von Gründen rückgängig gemacht. Xi scheint keine Kontrolle mehr über solche Vorgänge zu haben.

Und jetzt wird es eigentlich interessant. Erst vor wenigen Tagen hat der chinesische Außenminister Wang Yi gegenüber NATO-Vertretern gedroht, daß eine russische Niederlage im Krieg gegen die Ukraine für China nicht akzeptabel wäre - eine deutliche Verschärfung des Tons im Vergleich zu den vergangenen drei Jahren. Das deutet nicht gerade darauf hin, daß in der Zeit nach Xi alles entspannter werden könnte.
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(08.07.2025, 21:47)Kongo Erich schrieb: Eine Aufnahme Brasiliens in die aktuelle illustre G7-Runde wäre aber ein Signal an den demokratisch organisierten Teil des globalen Südens: Seht her, hier habt ihr endlich den schon lange verdienten Platz am Tisch der Mächtigen. Es wäre für das 210-Millionen-Einwohner-Land auch eine Anerkennung für die industrielle und demokratische Aufbauarbeit. Kulturell und politisch tickt das Land ohnehin ähnlich wie „der Westen“. Brasilien könnte als Scharnier zwischen den Industrienationen einerseits und den Schwellen- und Entwicklungsländern andererseits fungieren.

Unter einer Linksregierung wird Brasilien kaum der G7 beitreten, da sind die Linken dort zu "oldschool". Und eine Rechtsregierung ala Bolsonaro dürfte kaum eingeladen werden. Insofern ist für Brasilien BRICS die einzige Möglichkeit, da BRICS keinen Einfluß auf politische Interna der Mitgliedsstaaten nehmen will.
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(08.07.2025, 21:59)lime schrieb: ..., da BRICS keinen Einfluß auf politische Interna der Mitgliedsstaaten nehmen will.
Die G7 ist keine ominöse Institution mit eigenen Interessen, die ihre Mitglieder unterdrücken will. Das ist eine Interessengemeinschaft aus Staaten, die sich gegenseitig zu gemeinsamen Werten verpflichtet und politisches wie wirtschaftliches Handeln aufeinander abstimmt. Wer diese Werte nicht teilt oder kein Interesse an so einer Kooperation hat, muss ja nicht mitmachen oder kann auch als Mitglied sich einfach einer Einigung verweigern. Dann kommt die halt nicht zustande. Da wird niemand gezwungen, seine inneren Angelegenheiten von außen bestimmen zu lassen. Allenfalls könnten bei wiederholter Blockadehaltung die anderen Staaten entscheiden, dass G6 vielleicht sinnvoller wären.
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(08.07.2025, 23:48)Broensen schrieb: Die G7 ist keine ominöse Institution mit eigenen Interessen, die ihre Mitglieder unterdrücken will. Das ist eine Interessengemeinschaft aus Staaten, die sich gegenseitig zu gemeinsamen Werten verpflichtet und politisches wie wirtschaftliches Handeln aufeinander abstimmt. Wer diese Werte nicht teilt oder kein Interesse an so einer Kooperation hat, muss ja nicht mitmachen oder kann auch als Mitglied sich einfach einer Einigung verweigern. Dann kommt die halt nicht zustande. Da wird niemand gezwungen, seine inneren Angelegenheiten von außen bestimmen zu lassen. Allenfalls könnten bei wiederholter Blockadehaltung die anderen Staaten entscheiden, dass G6 vielleicht sinnvoller wären.

Genau darauf wollte ich ja hinaus. Denn so ein Szenario könnte Brasilien durchaus drohen, wenn es bei den G7 doch Mitglied werden würde.

Hinzu kommt dass die G7 nicht wirklich dass Gefühl erwecken neue Mitglieder im Club aufnehmen zu wollen.
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