Militärische Lehren aus den Kriegen Israels
#46
Man sollte schon unterscheiden zwischen diesem Fall und der Situation während eines Krieges.
Warum kommt es den zu solchen Fällen wie in GB , kein Respekt vor Armee und Staat. Ob die Personen auch in eine kaserne der Westgruppe oder der NVA eingestiegen wären bezweifle ich mal.
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#47
(21.06.2025, 13:22)alphall31 schrieb: Man sollte schon unterscheiden zwischen diesem Fall und der Situation während eines Krieges.
Warum kommt es den zu solchen Fällen wie in GB , kein Respekt vor Armee und Staat.
Im Gegenteil würde ich sagen, dass ein solcher Fall die Blaupause für das darstellt, was während eines Krieges zu erwarten wäre: Personen, die in radikaler Opposition zur Regierung oder dem politischen Mainstream stehen, lassen sich für solche Anschläge anwerben*. Dazu braucht es auch keine großen Kenntnisse, nicht mal militärische Vorbildung.

Hier war es keineswegs so, dass der "Respekt vor Armee und Staat" fehlte. Die Aktivisten gehörten zu einer Gruppe namens Palestine Solidarity Campaign, die von sich sagt, in offener Feindschaft zum britischen Staat zu stehen, weil er einen "Genozid" an den Palästinensern unterstütze. Sie treiben seit 2020 ihr Unwesen.

*) Wobei ich zugeben muss, dass die meisten in Europa enttarnten "Low-Level-Agenten" der GRU keine Überzeugungstäter waren, sondern einfach nur geldgierig.
(21.06.2025, 13:22)alphall31 schrieb: Ob die Personen auch in eine kaserne der Westgruppe oder der NVA eingestiegen wären bezweifle ich mal.
"Diese" Personen vielleicht nicht, aber die sogenannte Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit hat Sabotageaktionen gegen Einrichtungen der GSSD verübt. Trotz drakonischer Verfolgung.

Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
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#48
Ganz unparteiisch muss man festhalten, das auch im aktuellen Nahost Konflikt eine Nuklearmacht einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen einen Nicht-Nuklearmacht führt.
Im Gegensatz zur Ukraine, verfügt der Iran über ein ganzes Arsenal an ballistischen Raketen und Langstreckendrohnen. Die Abschreckung hat dennoch versagt.

Israel’s attack and the limits of Iran’s missile strategy

Zitat:Today, with Iranian capabilities degraded and exposed as insufficient over the past year, and with the Israeli leadership, at least for the time being, accepting the risks of ballistic missile strikes on its population centres, the deterrence balance between Israel and Iran is unravelling at an even faster pace

Der Glaube mit konventionellen Langstreckensystemen Nuklearmächte abschrecken zu können, ist ein Irrglaube.
Das haben Israel und Russland bewiesen.

International gibt es einige Programme, welche jedoch dieses Ziel (auf den ersten Blick) verfolgen:

Türkei:
Zitat:“We will elevate our level of deterrence so high that not only will they not attack us — they won’t even dare to think about it,” Erdogan said
https://defence-blog.com/turkish-defense...roduction/
Japan:
https://armyrecognition.com/news/army-ne...inst-china
Phillipinen:
https://www.japantimes.co.jp/news/2025/0...interview/

Ähnliches ist in Südkorea, Taiwan, Deutschland (Deep Strike) usw. geplant.
Konventionell bestückte BM oder HGV sind militärisch und ökonomisch fast sinnlos.
Meine Meinung: diese Programme sind vor allem eine Hintertür für ein mögliches Atomprogramm. Japan und Südkorea geben das offen zu.

Noch nie war das Ungleichgeweicht zwischen Nuklear und Nicht-Nuklearmächten so sichtbar wie aktuell.
Auf vermeintliche Schutzmächte ist kein Verlass, egal welcher "Seite" man angehört. Der Iran wird keine militärische Hilfe aus RU oder China erhalten. Die Nato wird auch nicht in der Ukraine eingreifen.
Spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine ist klar, das für Nuklearmächte anderen Regeln gelten.
Galten Nuklearwaffen lange als stabilisierender Faktor, sind sie aktuell eine der Hauptursachen militärischer Aggressionen. Sie sind der ultimative "Enabler" konventioneller Waffen.
Russland, Israel, China und die USA bedrohen (unter dem Schutz ihrer Waffen) ihre Nachbarn, ihre vermeintlichen Feinde und manchmal auch ihre Verbündeten.
Von diplomatischer Zurückhaltung ist nichts mehr zu sehen. Das der Stärkere nachgibt, gehört der Vergangenheit an. Wer Atomwaffen hat, droht damit, um seine politische Ziele zu erreichen und letztendlich Nicht-Atommächten ihren Willen aufzuzwingen.

Daraus ziehe ich 3 Lehren:

1. Offensichtlich sind eigene Atomwaffen die einzig logische Antwort.
Das wäre nur fair, könnte allerdings zu Vernichtung der Menschheit führen.
Das Thema wurde schon hinreichend diskutiert.

2. Eine weitere Lehre muss sein, das wir dringend ein echtes internationales, nukleares Abrüstungsprogramm brauchen.
In einer idealen Welt, würden sich die Nicht-Atommächte zusammen tun, und von den aktuell 9 Atommächten ein vollständige Abrüstung verlangen. Es kann nicht sein, das nur gewisse Nationen ein Recht auf diese Waffen haben. Das wird jedoch nicht geschehen.

3. Konventionelle Abschreckung funktioniert nicht. Putin ist die Anzahl unserer BOXER egal. Hier sollten wir uns nicht vormachen. Das heißt nicht, das wir unsere konventionellen Streitkräfte auflösen, sondern das wir sie anders ausrichten müssen. Das Ziel darf nicht mehr Abschreckung sein. Die Atommacht entscheidet ob und wann sie angreift. Das Ziel muss sein, den Feind (politische/militärische Führung, Streitkräfte) vollständig zu zerstören. Dazu müssen auch unkonventionelle Mittel eingeplant werden. Dazu muss offensiv agiert werden.
Der Iran hat sich zu sehr auf konventionelle Vergeltung, bzw. Zweitschlagfähigkeiten konzentriert. Das war ein Fehler, der jedoch schon bald korrigiert werden kann:

A militarily degraded Iran may turn to asymmetrical warfare – raising risk of proxy and cyber attacks

https://theconversation.com/a-militarily...cks-259318
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#49
Ergänzend:

Zitat:Galten Nuklearwaffen lange als stabilisierender Faktor, sind sie aktuell eine der Hauptursachen militärischer Aggressionen. Sie sind der ultimative "Enabler" konventioneller Waffen.

Und umgekehrt schränken sie vor allem anderen die freie Anwendung konventioneller Waffen beim Nicht-Nuklear bewaffneten Gegner ein. Das ist vor allem eine der Hauptlehren des Ukrainekrieges, aber es zeigt sich eigentlich überall.

Sobald eine Nuklearmacht eine Nichtnuklearmacht angreift, wird letztgenannte auch noch beim Einsatz ihrer konventionellen Waffen behindert, einschränkt bzw. kann diese nicht so einsetzen wie es möglich wäre.

Zitat:Eine weitere Lehre muss sein, das wir dringend ein echtes internationales, nukleares Abrüstungsprogramm brauchen.

Insbesondere stimme ich diesem Punkt zu, denn die Alternative ist von den Wahrscheinlichkeiten her gesehen für die gesamte Menschheit deutlich schlechter. Wenn es nicht gelingen sollte ein solches Abrüstungsprogramm durchzusetzen, senkt dies die Überlebenswahrscheinlichkeit der menschlichen Zivilisation meiner Überzeugung nach deutlich.

Zitat:Der Iran hat sich zu sehr auf konventionelle Vergeltung, bzw. Zweitschlagfähigkeiten konzentriert. Das war ein Fehler, der jedoch schon bald korrigiert werden kann:

A militarily degraded Iran may turn to asymmetrical warfare – raising risk of proxy and cyber attacks

Hab ich ja auch schon mehrfach geschrieben, und erst vor kurzem im Iran vs Israel Strang. Die Kampfweise des Iran wird sich ändern, der Konflikt bzw. de facto Krieg dadurch auf einem höheren Niveau als vor der jetzigen Eskalation weiter laufen und es wird ein langer Krieg. Umgekehrt wird der durch den Iran verursachte "Terror" im weiteren immer weitere Angriffe auf den Iran nach sich ziehen. Kurz und einfach: solche Kriege enden dann einfach nicht mehr, weil man konventionell die vollständige Niederlage nicht herbei führen kann (eine Invasion des Iran ist nicht möglich) und umgekehrt Luftkampagnen und Destabilisierung lange brauchen bis sie etwaig einen Umsturz herbei führen (nicht gesichert).

Zitat:Konventionelle Abschreckung funktioniert nicht. Putin ist die Anzahl unserer BOXER egal.

Insbesondere die Zahl der Boxer Wink ist vollkommen egal. Dennoch glaube ich, dass eine konventionelle Abschreckung möglich ist, jedoch ist sie gegen Atommächte stark eingeschränkt und bedarf daher gegenüber solchen Gegnern bestimmter Formen.

Zitat:Das Ziel muss sein, den Feind (politische/militärische Führung, Streitkräfte) vollständig zu zerstören. Dazu müssen auch unkonventionelle Mittel eingeplant werden. Dazu muss offensiv agiert werden.

Was allerdings ganz genau so durch die Atommacht mittels ihrer Nuklearwaffen eingeschränkt werden kann. Denn auf die direkte (wortwörtliche) Vernichtung der Führung, der Eliten usw. folgt natürlich ebenso zwingend der Atomschlag.

Man weißt das heute gedanklich so dermaßen von sich, und will es nicht wahrhaben, aber wenn die Menschheit es nicht schafft die Atomwaffen zu überwinden, wird es noch zwingend in den nächsten Jahrzehnten zu Atomkriegen kommen.

Wie ein Inder es mir aber mal in maximal zynischer Weise lächelnd in diesem Kontext sagte: dann erledigt sich vielleicht die Sorge um die Klimaerwärmung Wink
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#50
(Vor 1 Stunde)Quintus Fabius schrieb: Was allerdings ganz genau so durch die Atommacht mittels ihrer Nuklearwaffen eingeschränkt werden kann. Denn auf die direkte (wortwörtliche) Vernichtung der Führung, der Eliten usw. folgt natürlich ebenso zwingend der Atomschlag.

Das stimmt. Als Nicht-Atommacht ist jedoch die "Mutual assured destruction (MAD)" Doktrin für uns nicht umsetzbar. Wenn wir schon nicht ganz Russland ausschalten können, sollten wir wenigstens die Kapazitäten haben, die Verantwortlichen zu eliminieren.
Kein tolles Konzept, aber besser als kein Konzept.


(Vor 1 Stunde)Quintus Fabius schrieb: Man weißt das heute gedanklich so dermaßen von sich, und will es nicht wahrhaben, aber wenn die Menschheit es nicht schafft die Atomwaffen zu überwinden, wird es noch zwingend in den nächsten Jahrzehnten zu Atomkriegen kommen.

Dem stimme ich zu. Das rücksichtslose, kurzsichtige Handeln der aktuellen Atommächte hat uns (Menschheit) in eine globale Krise geführt. Weltweit arbeiten mehrere Nationen mehr oder weniger offen an Atomwaffenprogrammen. Ein neue Ära der Aufrüstung hat begonnen. Interessant ist, das gerade der ideologische Westen (EU, NA, Pazifik) sich demografisch eine solche Aufrüstung eigentlich nicht leisten kann.

Wie schon mehrfach erwähnt, halte ich es für wahrscheinlich das ein Konflikt mit Russland (der nahezu unvermeidlich ist) nuklear eskalieren wird (mit Deutschland als Ziel eines Atomangriffs).
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