Beiträge: 119
Themen: 1
Registriert seit: Jun 2016
(23.10.2016, 12:22)Schneemann schrieb: Ägypten schlittert immer tiefer in die Rezession. Nach dem zunehmenden Ausbleiben der Touristen (bedingt durch Terrorakte) und einem damit verbundenen Einnahmenrückgang, flüchtete sich die Junta von Staatschef al-Sisi in großangelegte und teure Prestigeprojekte, u. a. begann sie Planungen zum Bau einer neuen Hauptstadt, was der allgegenwärtigen Korruption Türen und Tore noch weiter öffnete. Der Staatshaushalt, nicht verwunderlich, sieht allweilen desolat aus...
Zitat:Angst vorm Volkszorn
Die Währungskrise in Ägypten spitzt sich zu
Zuckerbesitz wird Grund für Festnahmen, die Währung verliert weiter, in vielen Menschen brodelt es. Ägyptens Wirtschaftskrise setzt die autoritäre Regierung unter Druck - und macht auch deutschen Firmen das Leben schwer. [...] Es ist ein Jahr her, dass ein russischer Ferienflieger durch einen Bombenanschlag über der Sinai-Halbinsel abstürzte. Die Terrormiliz IS bekannte sich, der autoritäre Präsident Abdel Fattah Al-Sisi gab einen Anschlag schließlich indirekt zu, Urlauber und ihr Geld nahmen Abstand. Für Investoren ist Ägypten nicht nur wegen überbordender Bürokratie und grassierender Korruption unattraktiv. Obendrein hat der Suez-Kanal, der im vergangenen Jahr für viel Geld erweitert wurde, bislang auch nicht die versprochenen Mehreinnahmen gebracht. [...]
Die Reserven an ausländischem Geld, mit denen Ägypten auf dem Weltmarkt dringend benötigte Produkte wie Weizen oder Arzneimittel kaufen muss, schrumpften weiter. Für einen Dollar bekommt man 8,88 Ägyptische Pfund - jedenfalls nach offiziellem Wechselkurs. Doch die Nachfrage ließ die Preise auf dem Schwarzmarkt zuletzt fast doppelt so hoch klettern. [...]
Eine kontrollierte Abwertung des Pfunds - auch ein freier Wechselkurs ohne Fixwert wäre möglich, doch riskant - könnte den ausländischen Firmen helfen und Ägypten für Investoren wieder attraktiver machen, sagt Experte Roll. Doch dies hätte auch eine andere Folge: „Es wird dann Preissteigerungen geben, das ist ganz klar.“
Treffen würde das vor allem die unteren Schichten, in denen der Volkszorn brodelt. In den vergangenen Tagen sorgte die Festnahme eines Mannes für Aufsehen. Er wird beschuldigt, zehn Kilogramm Zucker gehamstert zu haben, um sie illegal weiterzuverkaufen. Die Nahrungsmittelpreise sollen seit dem vergangenen Jahr um bis zu die Hälfte gestiegen sein. Eine für den 11. November angekündigte Demonstration lässt die Behörden sichtlich nervös werden. [...]
http://www.faz.net/aktuell/finanzen/devi...91678.html
Schneemann.
Wenn der Artikel der Realität entsprechen würde dann frage ich mich warum das BIP pro Nase nach Kaufkraftparität weiter steigt.
http://de.tradingeconomics.com/egypt/gdp-per-capita-ppp
https://de.statista.com/statistik/daten/...-aegypten/
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Zitat:Urteil gegen Ex-Präsidenten
Ägyptens Oberstes Gericht spricht Mubarak frei
Der ägyptische Ex-Präsident Mubarak ist vom Obersten Gericht des Landes freigesprochen worden. Ihm war vorgeworfen worden, für den Tod von mehr als 800 Menschen während der Proteste gegen seine Herrschaft im Frühjahr 2011 verantwortlich zu sein. [...]
Der Berufungsprozess hatte im November 2015 begonnen, war aber wegen des schlechten Gesundheitszustandes von Mubarak und aus Sicherheitsgründen mehrfach vertagt worden. Der 88-Jährige soll schwer krank sein und lebt seit Jahren in einem Kairoer Militärkrankenhaus. Heute erschien er das erste Mal seit Beginn des Prozesses vor Gericht. Mubarak beteuerte erneut seine Unschuld, wie die Nachrichtenseite Al-Ahram meldete. Auf die Frage des Richters zu den Vorwürfen antwortete Mubarak: "Das ist nicht passiert." [...]
Die Prozesse um die Tahrir-Toten war nicht der einzige Rechtsstreit: Anfang 2016 bestätigte ein Gericht eine dreijährige Haftstrafe gegen Mubarak und seine zwei Söhne wegen Korruption. Die Angeklagten hatten nach Ansicht der Staatsanwaltschaft Millionenbeträge veruntreut. Diese Strafe haben sie bereits abgesessen.
http://www.tagesschau.de/ausland/mubarak...s-101.html
Meines Erachtens eine richtige Entscheidung. Sicherlich, er war kein Vorbild für die Demokratie (wie das Ex-Verteidigungsminister Rühe in den 1990ern mal bei Christiansen in einem Anflug von Zweckoptimismus behauptet hatte), aber er war auch nicht eine nahöstliche Horrorfigur à la Saddam oder Assad, wie seine Gegner ab und an verlauten ließen. Er war letztlich eine Schachfigur der Militärs, die nach dem Tode Sadats inthronisiert wurde und die, wie Scholl-Latour bemerkte, genau genommen stets ein wenig mit der Rolle des Juntalenkers überfordert war.
Schneemann.
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Nach einer Serie von schweren Anschlägen auf Christen in Ägypten, zuletzt am gestrigen Freitag...
Zitat:Erneuter Angriff auf Christen
28 Tote bei Bus-Attacke in Ägypten
In Ägypten schießen Attentäter auf einen Bus mit koptischen Christen und töten 28 Menschen, darunter zwei Kinder. Erst im April starben bei einem Doppelanschlag auf Kirchen mehr als 45 Menschen. [...]
Ägyptens christliche Minderheit ist erneut Opfer eines verheerenden Terroranschlags geworden. Bei einem Angriff bewaffneter Männer auf einen Bus wurden im Zentrum des Landes mindestens 28 Christen getötet, darunter zwei kleine Kinder, wie das Krisenzentrum der Provinz Al-Minja erklärte. Nach Angaben aus Sicherheitskreisen in Kairo wurden 22 Menschen verletzt. Zunächst war unklar, wer für die Tat verantwortlich ist. [...]
Die Bundesregierung verurteilte den Anschlag "aufs Schärfste". "Diese Art von Terrorismus gegen Menschen anderen Glaubens ist furchtbar, ist schrecklich, ist einfach nur eine Tragödie", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts in Berlin. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich "erschüttert, dass zum wiederholten Male koptische Christen in Ägypten Opfer eines Anschlags wurden".
http://www.n-tv.de/politik/28-Tote-bei-B...61022.html
...hat die ägyptischen Luftwaffe nun Vergeltungsangriffe auf Terroristencamps in Libyen geflogen:
Zitat:Nach Attentat auf Kopten
Ägypten fliegt Angriffe in Libyen
Ägyptische Kampfflugzeuge haben als Reaktion auf den Anschlag auf koptische Christen Stützpunkte von mutmaßlichen Extremisten im Nachbarland Libyen angegriffen. Das Attentat wurde international verurteilt. Der IS reklamierte es für sich.
Nach dem Angriff auf einen mit koptischen Christen besetzten Bus hat die ägyptische Luftwaffe Ausbildungslager von Dschihadisten im Osten des Nachbarlandes Libyen bombardiert. Ziel der Angriffe seien sechs "Terroristencamps" in der Küstenstadt Derna gewesen, meldete das ägyptische Staatsfernsehen. Die Kampfjets hätten das Hauptquartier des Shura-Rats der Mudschaheddin in dem Ort ins Visier genommen. Örtliche Milizen dort sollen Verbindungen zu Al-Kaida haben. [...]
Ägypten werde jegliche Ausbildungsstützpunkte von Extremisten angreifen, die Anschläge in Ägypten verübten, wo immer sie seien, sagte Präsident Abdel Fattah al-Sisi. In einer im Fernsehen übertragenen Rede appellierte er direkt an US-Präsident Donald Trump, den Kampf gegen den Terror anzuführen.
Trump verurteilte das Attentat, bei dem am Freitag 29 koptische Christen beim Überfall auf ihre beiden Busse getötet worden waren.
https://www.tagesschau.de/ausland/aegypt...n-101.html
Schneemann.
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Beim schlimmsten Terrorakt in der Geschichte Ägyptens auf dem Sinai sind vermutlich über 300 Menschen ums Leben gekommen. Mutmaßliche Sympathisanten des IS sollen die Tat, Ziel des Anschlages war eine Moschee, begangen haben. Die ägyptische Luftwaffe flog als Reaktion Vergeltungsangriffe auf Stellungen von Extremisten auf der Sinai-Halbinsel.
Zitat:Ägypten vermutet IS hinter Sinai-Anschlag mit über 300 Toten
Kairo (Reuters) - Die ägyptischen Behörden vermuten die Extremistenmiliz Islamischer Staat (IS) hinter dem schlimmsten Anschlag in der Geschichte des Landes mit über 300 Toten. Die 25 bis 30 Angreifer hätten bei dem Attentat auf eine Moschee im Sinai eine Flagge des IS mit sich geführt, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Bis Sonntag bekannte sich allerdings noch keine Gruppe zu dem Anschlag. Als Reaktion auf das Attentat flog die ägyptische Luftwaffe Angriffe und zerstörte nach Angaben der Armee zahlreiche Stützpunkte “terroristischer Elemente”. [...]
Bei dem Anschlag im Norden der Halbinsel Sinai wurden nach amtlichen Angaben 305 Menschen getötet, darunter 27 Kinder. 128 Menschen wurden verletzt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft gingen die Attentäter während des Freitagsgebets rund um das Gotteshaus in Bir al-Abed in Stellung. Sie hätten sich mit automatischen Waffen vor dem Haupteingang und an den zwölf Fenstern der Moschee postiert. Augenzeugenberichten zufolge wurde gegen Ende des Gottesdienstes eine Bombe gezündet. [...]
Die Sicherheitslage auf dem Sinai ist seit Jahren angespannt. Drastisch verschlechtert hat sie sich nach dem Militärputsch 2013 unter Sissis Führung gegen den damaligen Präsidenten Mohammed Mursi von der islamistischen Muslimbruderschaft. Seitdem starben Hunderte Menschen bei Anschlägen und Kämpfen.
https://de.reuters.com/article/gypten-si...DQ0I1?il=0
Schneemann.
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Vor der "Wahl" in Ägypten schaltet das Militär jedweden Gegenkandidaten aus, selbst wenn er aus den eigenen Reihen stammt. Kandidaten, die nicht dem Militär entstammen, sind bereits im Vorfeld ausgeschaltet worden...
Zitat:Gegner von Staatschef Sisi unter Druck
Ägyptens Absturz in die Diktatur
Vor der Wahl in Ägypten überlässt das Regime nichts dem Zufall: Jeder, der sich gegen Staatschef Sisi stellt, wird mundtot gemacht - oder landet im Gefängnis. Selbst vor ihren eigenen hochdekorierten Leuten macht die Armee nicht Halt.
Wer Ägyptens Staatschef Abdel Fattah el-Sisi herausfordert, steht mit mindestens einem Bein im Gefängnis. Diese Erfahrung mussten in den vergangenen Wochen gleich mehrere Kandidaten machen, die bei den Präsidentenwahlen vom 26. bis 28. März gegen Sisi antreten wollten. [...] Sami Anan: Am Dienstag nahm die Armee den Generalleutnant fest, der wenige Tage zuvor seine Präsidentschaftskandidatur verkündet hatte. Anan ist nicht irgendwer: Der Veteran des Jom-Kippur-Kriegs gegen Israel 1973 hat eine militärische Bilderbuchkarriere hingelegt. Er diente unter anderem als Kommandeur der Luftwaffe, Generalstabschef und stellvertretender Chef des Obersten Militärrats, der nach dem Rücktritt von Langzeitpräsident Husni Mubarak 2011 das Land regierte. Der erste freigewählte Präsident Ägyptens, der Muslimbruder Mohamed Mursi, versetzte Anan im August 2012 in den Ruhestand - und machte ausgerechnet Sisi zu seinem Nachfolger. [...]
Kurz nachdem Anan seine Kandidatur bekannt gegeben hatte, startete das Regime eine Schmutzkampagne gegen den Herausforderer. Regierungstreue Medien beschuldigten ihn, ein Sympathisant der verbotenen Muslimbruderschaft und US-Spion zu sein. Sisi kündigte an, er werde niemals zulassen, dass "ein korrumpierter Mann" bei der Präsidentenwahl antreten dürfe - ohne Anans Namen in den Mund zu nehmen. [...]
Statt einer Wahl zwischen verschiedenen annähernd chancengleichen Kandidaten, wie es sie einmal 2012 nach der Revolution gegeben hatte, läuft nun alles auf eine Art Referendum über Sisi hinaus. Damit fällt Ägypten zum siebten Jahrestag des Aufstands vom 25. Januar 2011 endgültig in die Zeit der Diktatur wie unter Nasser, Sadat und Mubarak zurück.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/ae...89615.html
Schneemann.
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Ergänzend zum Austausch zwischen Quintus und mir in diesen Strang ( https://www.forum-sicherheitspolitik.org...238&page=4), hierzu diese Meldung:
Zitat:IMF to rescue Egypt from Ukraine shock
The International Monetary Fund (IMF) has announced its intentions to rescue Egypt from the harsh economic crisis which has been caused by Russia's invasion of Ukraine. This follows a request by Egyptian authorities for support from the IMF to implement the country’s comprehensive economic programme.
IMF said on Wednesday that it will seek financial support for Egypt, which has been hit hard by the rise in commodity prices caused by Russia's invasion of Ukraine. "The rapidly changing global environment and the fallout from the war in Ukraine pose significant challenges for countries around the world, including Egypt," IMF country mission chief Celine Allard said in a statement. [...]
The inflation rate there reached 10% year-on-year in February, mainly driven by a 20% rise in food prices. [...] Inflation has been rising in Egypt since the launch of an IMF-led reform programme in November 2016. The IMF granted Cairo a loan of nearly 11 billion euros in exchange for drastic austerity measures, including a sharp devaluation and a review of the subsidy system for essential goods.
https://www.africanews.com/2022/03/24/im...ine-shock/
Das wird denen derart um die Ohren fliegen...
Schneemann
Beiträge: 1.737
Themen: 33
Registriert seit: Feb 2024
Ägypten wird in der EU immer mehr als "Ankerstaat" im arabischen und nordafrikanischen Raum wahrgenommen. Ägypten kann daher bis Ende 2027 auf EU-Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro in Form von Krediten und Zuschüssen hoffen - meldet die Tagesschau.
Zitat:Gleichzeitig sollen sowohl die Zusammenarbeit in Bereichen wie Erneuerbare Energien, Handel und Sicherheit verbessert (werden). Den Angaben zufolge sind ... fünf Milliarden Euro für Darlehen und 1,8 Milliarden Euro für Investitionen in Bereiche wie Ernährungssicherheit und Digitalisierung vorgesehen. (Weitere) 600 Millionen Euro sollen demnach als Zuschüsse fließen, 200 Millionen davon für das Migrationsmanagement.
...
Die europäischen Regierungen sind seit Langem über wachsende Instabilität in Ägypten mit seinen 106 Millionen Einwohnern besorgt. Das Land wurde von Israels Krieg gegen die Hamas im benachbarten Gazastreifen hart getroffen, was sich negativ auf die Tourismus und Erdgasimporte auswirkte. Das Land hat Schwierigkeiten, Devisen zu beschaffen. Die wirtschaftliche Notlage veranlasste in den vergangenen Jahren immer mehr Menschen zur Auswanderung.
...
Meiner bescheidenen Ansicht nach haben die ganzen Mittel nur einen Wert, wenn sie nachhaltig in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes investiert werden und Arbeitsplätze schaffen.
Ansonsten besteht nur die Gefahr, dass auch die Ägypter selbst noch die Migrationsströme verstärken.
Eine erste vordringliche Investition wäre eine Freihandelszone an der Grenze zum Gaza-Streifen, in der erst einmal ein Krankenhaus für die Kriegsopfer aus dem Gaza-Streifen und danach entsprechende Arbeitsplätze für die Bewohner des Streifens geschaffen werden.
Ein zweiter Investitionsblock wäre m.E. nach der Ausbau der Werftindustrie ebenfalls in einer Freihandelszone am Suez-Kanal und der durchgehend zwei"spurige" Ausbau des Kanals, der wichtigsten internationalen Wasserstraße zwischen Asien und Europa. Da würde ich durchaus auch eine Spiegelfunktion zu Singapur als Verteilerdrehscheibe sehen, und eine Basis zur Erschließung der offshore-Vorkommen im Meer.
Ein dritter Investitionsblock sollte sich auf breit gestreute Arbeitsplätze in den verschiedensten Branchen (Streuung) konzentrieren - von Automobilen über Energieerzeugung und Konsumgütern bis zur Luftfahrt. Sowohl der Binnenmarkt wie auch die (nord-)afrikanischen und arabischen Staaten wären potentielle Abnehmer.
Die Aufzählung stellt nur bedingt eine "Reihenfolge" dar. Energieerzeugung ist etwa ein Thema, das von der Priorität ganz vorne stehen müsste.
Aber auf mich hört wahrscheinlich wieder keiner, ich darf höchstens wieder die Russen im Kongo, Niger und Tschad verprügeln ...
Beiträge: 3.261
Themen: 23
Registriert seit: Sep 2017
(17.03.2024, 17:47)Kongo Erich schrieb: Ägypten wird in der EU immer mehr als "Ankerstaat" im arabischen und nordafrikanischen Raum wahrgenommen. Ägypten kann daher bis Ende 2027 auf EU-Finanzhilfen in Höhe von rund 7,4 Milliarden Euro in Form von Krediten und Zuschüssen hoffen - meldet die Tagesschau.
Meiner bescheidenen Ansicht nach haben die ganzen Mittel nur einen Wert, wenn sie nachhaltig in die wirtschaftliche Entwicklung des Landes investiert werden und Arbeitsplätze schaffen.
Ansonsten besteht nur die Gefahr, dass auch die Ägypter selbst noch die Migrationsströme verstärken.
Eine erste vordringliche Investition wäre eine Freihandelszone an der Grenze zum Gaza-Streifen, in der erst einmal ein Krankenhaus für die Kriegsopfer aus dem Gaza-Streifen und danach entsprechende Arbeitsplätze für die Bewohner des Streifens geschaffen werden.
Ein zweiter Investitionsblock wäre m.E. nach der Ausbau der Werftindustrie ebenfalls in einer Freihandelszone am Suez-Kanal und der durchgehend zwei"spurige" Ausbau des Kanals, der wichtigsten internationalen Wasserstraße zwischen Asien und Europa. Da würde ich durchaus auch eine Spiegelfunktion zu Singapur als Verteilerdrehscheibe sehen, und eine Basis zur Erschließung der offshore-Vorkommen im Meer.
Ein dritter Investitionsblock sollte sich auf breit gestreute Arbeitsplätze in den verschiedensten Branchen (Streuung) konzentrieren - von Automobilen über Energieerzeugung und Konsumgütern bis zur Luftfahrt. Sowohl der Binnenmarkt wie auch die (nord-)afrikanischen und arabischen Staaten wären potentielle Abnehmer.
Die Aufzählung stellt nur bedingt eine "Reihenfolge" dar. Energieerzeugung ist etwa ein Thema, das von der Priorität ganz vorne stehen müsste.
Aber auf mich hört wahrscheinlich wieder keiner, ich darf höchstens wieder die Russen im Kongo, Niger und Tschad verprügeln ...
Ich denke in Afrika hat man einfach keine Lust mehr auf Europäer die wissen wollen was besser oder richtig für Afrika ist. Insofern sollte man sich in Zukunft lieber auf das Geschäft konzentrieren, denn dieses liegt im beiderseitigen Interesse ohne belehrend zu wirken. Eine Freihandelszone für Gaza, die am Besten noch als Auffangbecken für die Einwohner Gazas dienen soll liegt sicherlich absolut nicht im ägyptischen Interesse, sondern bleibt wohl ein Wunschtraum mancher Europäer die sonst vielleicht Probleme mit ihrem moralischen Kompass bekommen könnten/würden.
Beiträge: 1.737
Themen: 33
Registriert seit: Feb 2024
(17.03.2024, 22:24)lime schrieb: .... Eine Freihandelszone für Gaza, die am Besten noch als Auffangbecken für die Einwohner Gazas dienen soll liegt sicherlich absolut nicht im ägyptischen Interesse, ... warum?
BZW::da wäre ich mir nicht so sicher - die Ägypter verdienen dabei als Firmeneigner Geld und lassen die Bewohner aus Gaza für sich arbeiten, ohne dass Ägypten deshalb die Grenzkontrolle aufgeben müsste.
Das von diesen verdiente Geld wird dann einmal in Ägypten versteuert und gleich wieder in Geschäften für den täglichen Bedarf in der Zone ausgegeben - und auch dort verdienen wieder die ägyptischen Einwohner.
Gleichzeitig wird der "Unruheherd Gaza" kontrolliert, und die Armuts-Basis für die Hamas-Revolutionäre ausgetrocknet.
Da meine ich dann eher, das Gegenteil Deiner Meinung könnte zutreffen.
Beiträge: 7.760
Themen: 1.059
Registriert seit: Sep 2020
Zitat:Ich denke in Afrika hat man einfach keine Lust mehr auf Europäer die wissen wollen was besser oder richtig für Afrika ist.
Das sollte eine Grundlage für unsere zukünftige Politik sein.
Auch was Gaza angeht, stimme ich @lime Analyse zu.
Was jetzt die Investitionen angeht
In den letzten Monaten haben die Golfstaaten (Emirate und SA) größere Investitionen im Tourismusbereiches im Roten Meer getätigt.
Was eventuelle Rüstungsprojekte angeht, sollten wir Ende April abwarten (Ramadan, Wahlen in Indien) abwarten.
Beiträge: 3.261
Themen: 23
Registriert seit: Sep 2017
(17.03.2024, 23:06)Kongo Erich schrieb: warum?
BZW::da wäre ich mir nicht so sicher - die Ägypter verdienen dabei als Firmeneigner Geld und lassen die Bewohner aus Gaza für sich arbeiten, ohne dass Ägypten deshalb die Grenzkontrolle aufgeben müsste.
Das von diesen verdiente Geld wird dann einmal in Ägypten versteuert und gleich wieder in Geschäften für den täglichen Bedarf in der Zone ausgegeben - und auch dort verdienen wieder die ägyptischen Einwohner.
Gleichzeitig wird der "Unruheherd Gaza" kontrolliert, und die Armuts-Basis für die Hamas-Revolutionäre ausgetrocknet.
Da meine ich dann eher, das Gegenteil Deiner Meinung könnte zutreffen.
Rein ökonomisch gesehen fragt sich wo da ein großer Nutzen für Ägypten bestehen soll. Arbeitskräfte aller Art hat man doch selbst genügend und die arbeitslosen Ägypter würden sich wohl fragen warum man für Ausländer Arbeitsplätze schafft, wenn man diese auch mit Ägyptern besetzen könnte.
Aber wesentlich brisanter ist doch der Umstand dass laut Umfragen ca. 70-80% der Einwohner Gazas mit der Hamas sympathisieren, die eine befreundete Organisation der Muslimbrüder ist, die in Ägypten nicht nicht nur verboten wurden, sondern sogar als Terrorgruppe eingestuft sind. Diese Sonderwirtschaftszone könnte man nicht zu 100% kontrollieren und es liegt auf der Hand, dass dies den Muslimbrüdern im Untergrund wieder Aufschwung geben würde. Die Sicht der ägyptischen Regierung ist hier klar, die Grenze dichthalten egal was passiert.
Auch kontrolliert man so sicher nicht Gaza und schon gar nicht trocknet man eine "Armutsbasis" der Hamas aus, denn Gaza war nicht arm sondern durch ausländische Hilfen eher wohlhabend, was den Sympathien für die Hamas aber keinerlei Abbruch getan hat, ganz im Gegenteil. Meines Erachtens verkennst Du hier die herrschende Mentalität in der Region.
Beiträge: 13.983
Themen: 228
Registriert seit: May 2006
Zitat:Von der Leyen besiegelt EU-Milliardenhilfe für Ägypten
Die Europäische Union und Ägypten haben ein Investitionsabkommen in Höhe von bis zu einer Milliarde Euro unterzeichnet.
EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen besiegelte die Finanzhilfen auf einer Konferenz in Kairo. Sie sprach von einer Partnerschaft, die ein echter Gewinn sowohl für Ägypten als auch für Europa sei.
Die Vereinbarung betrifft die erste Tranche eines Pakets über insgesamt 7,4 Milliarden Euro, das von der Leyen im März angekündigt hatte. Das Geld soll unter anderem in die Bereiche saubere Energie, das verarbeitende Gewerbe und die Ernährungssicherheit des nordafrikanischen Landes investiert werden.
https://www.deutschlandfunk.de/von-der-l...n-100.html
Auch wenn man es als Realpolitik ansehen könnte, so bleibt eben doch ein schaler Beigeschmack. Die EU versteht sich als demokratischer Staatenverbund und ist schnell mit Kritik oder Sanktionen bei der Hand, wenn Rechtsstaatsstandards oder Menschenrechte nicht eingehalten werden - und nun wirft man einem durchaus repressiven Militärregime in Kairo (und nichts anderes ist die Regierung von al-Sisi) Milliarden hinterher. Einerseits.
Andererseits ist die Junta in Ägypten eine säkulare Junta, die z. B. die radikalen Islamisten von den Muslimbrüdern hart unterdrückt, die mit der EU bei der Sicherung der Außengrenzen und bei der Migration zusammenarbeitet (was uns nur recht sein kann), die sich klar gegen Iran und seine Proxys (gerade auch die Houthi im Jemen, wo die Ägypter schon einmal interveniert hatten) positioniert und die zudem ihren Frieden mit den Israelis hat und mit Jerusalem in Teilen sogar kooperiert, wenn es darum geht, dass man radikale Palästinensergruppen in Schach hält. Kurzum: Das kommt uns in Europa durchaus entgegen...
Tja, der klassische Zwiespalt eben - Realpolitik at its best.
Schneemann
Beiträge: 1.737
Themen: 33
Registriert seit: Feb 2024
wenn es um "lupenreine Demokratien" geht, dürfte die EU bei etwa 2/3 aller Staaten auf der Welt "aussen vor" bleiben und das Feld China, den Russen oder wem auch immer überlassen.
Ich denke, wir sollten daher mehr schauen, für welche Dinge dieses Geld bereit gestellt wird:
Zitat:Das Geld soll unter anderem in die Bereiche saubere Energie, das verarbeitende Gewerbe und die Ernährungssicherheit des nordafrikanischen Landes investiert werden.
Damit wird - unabhängig von der Regierungsform - der Bevölkerung direkt geholfen. Es entstehen nachhaltige Arbeitsplätze und der Wohlstand wird gehoben - was über einen erhöhten Dienstleitungs- und Warenaustausch indirekt auch wieder uns zugute kommt. Die intensivsten Wirtschaftsverbindungen haben wir - die "Exportnation" Deutschland - schließlich mit entwickelten Staaten. Man schaue sich nur die Zahlungsbilanzen zwischen den einzelnen Staaten an.
Und mit dem Begriff "saubere Energie" wird zudem auch etwas gegen Umweltverschmutzung getan. Es kann mir auch niemand erzählen, dass eine Industriewüste mit fossilen Kraftwerken an der Gegenküste des Mittelmeeres nicht zur Belastung der europäischen Küsten führt.
Müllberger, steigende Wassertemperaturen - sollten wir auch südlich des Mittelmeeres nicht wünschen
Beiträge: 6.457
Themen: 16
Registriert seit: Jan 2017
(29.06.2024, 16:17)Kongo Erich schrieb: Ich denke, wir sollten daher mehr schauen, für welche Dinge dieses Geld bereit gestellt wird:Zitat:Das Geld soll unter anderem in die Bereiche saubere Energie, das verarbeitende Gewerbe und die Ernährungssicherheit des nordafrikanischen Landes investiert werden.
Damit wird - unabhängig von der Regierungsform - der Bevölkerung direkt geholfen. Es entstehen nachhaltige Arbeitsplätze und der Wohlstand wird gehoben - was über einen erhöhten Dienstleitungs- und Warenaustausch indirekt auch wieder uns zugute kommt. Die intensivsten Wirtschaftsverbindungen haben wir - die "Exportnation" Deutschland - schließlich mit entwickelten Staaten. Man schaue sich nur die Zahlungsbilanzen zwischen den einzelnen Staaten an.
Und mit dem Begriff "saubere Energie" wird zudem auch etwas gegen Umweltverschmutzung getan. Es kann mir auch niemand erzählen, dass eine Industriewüste mit fossilen Kraftwerken an der Gegenküste des Mittelmeeres nicht zur Belastung der europäischen Küsten führt.
Müllberger, steigende Wassertemperaturen - sollten wir auch südlich des Mittelmeeres nicht wünschen Nicht nur das. Die Verbesserung von Lebensbedingungen in den Ländern südlich des Mittelmeeres führen auch zu weniger Migrationsdruck auf die Grenzen der EU. Die rasant wachsende Bevölkerung Ägyptens wird die Region vor Herausforderungen stellen, bei den wir besser jetzt vor Ort unterstützen, als später die Folgen der Unterlassung tragen zu müssen.
Beiträge: 3.261
Themen: 23
Registriert seit: Sep 2017
(29.06.2024, 16:57)Broensen schrieb: Nicht nur das. Die Verbesserung von Lebensbedingungen in den Ländern südlich des Mittelmeeres führen auch zu weniger Migrationsdruck auf die Grenzen der EU. Die rasant wachsende Bevölkerung Ägyptens wird die Region vor Herausforderungen stellen, bei den wir besser jetzt vor Ort unterstützen, als später die Folgen der Unterlassung tragen zu müssen.
Ohne jetzt das Projekt selbst bewerten zu wollen stimmt die Annahme absolut nicht, denn aus Afrika wandern fast nur Angehörige der sogenannten Mittelschicht aus und eben nicht die "Armen". Das war früher schon so und ist heute auch nicht anders.
|